Privatdetektiv Joe Brodin – Linda
Von Harold Ryan Burt
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Über dieses E-Book
Joe Brodin hat gerade seine Privatdetektei in New York eröffnet.
Eines nachts bekommt er Besuch vom Chef der New Yorker Mordkommission, Captain George Lifetree, dessen Tochter entführt wurde. Die Bedingung der Entführer: Lifetree darf nicht als Zeuge vor Gericht über den großen Bauskandal aussagen, der New York erschüttert.
Der Captain weiß, dass er nur mit einem völlig unbeschriebenen Blatt, dem Privatdetektiv Joe Brodin, den in New York niemand kennt, eine Chance hat, seine Tochter Linda lebend wiederzusehen.
Das macht Joe Brodin zum Jocker des ganzen Spiels...
"Ein ungewöhnlicher, unterhaltsamer Kriminalroman voller ironie und sympathischer Charaktere."
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Privatdetektiv Joe Brodin – Linda - Harold Ryan Burt
Harold Ryan Burt
Privatdetektiv Joe Brodin – Linda
Roman
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Copyright © 2024 by Harold Ryan Burt
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Everweard Media & Publishing
Frédéric R. Bürthel
Friedrich-Naumann-Allee 29, 19288 Ludwigslust
www.everweard-publishing.com
Everweard Publishing ist ein Imprint
von
Everweard Media & Publishing
Umschlaggestaltung: FRB
Umschlagabbildung: iStock / Tashka (Lizenziert)
ISBN 978-3-911352-00-0 (E-Book)
New York, Anfang der 1990er Jahre.
Mist!
Schon wieder hatten mich die Invaders aus dem Hyper-All von Bettelgeuse abgeknallt.
Anstatt nun dieser Frustrationsmaschine von Computer mit meiner Smith & Weston ein für alle Mal zu zeigen, dass nichts menschlicher Intelligenz das Wasser reichen kann, schaltete ich sie vorsichtig ab.
Eigentlich sollte ich nun die himmlische Ruhe in meinem supermodernen Büro genießen. Aber nur mit Mühe konnte ich mich zurückhalten, eine Spraydose zu holen und auf Mahagonitisch, Wasserbüffelcouch, Wasserbüffelsesselgarnitur und handgemalte Seidentapeten zu sprühen:
Fahr zur Hölle!
Seit einer Woche saß ich hier herum und wartete auf Kundschaft. Da draußen in New York wohnen über 9 Millionen Menschen. Sie betrügen, rauben, überfallen, erpressen, entführen, quälen, hintergehen, ermorden sich Sekunde für Sekunde. Da musste doch für einen begabten Privatdetektiven etwas zu tun sein! Da musste doch Geld zu machen sein!
Außerdem hatte ich groß investiert: Büro in einer der besten Wohngegenden, exklusive Adresse, teures, repräsentatives Mobiliar, modernste Computertechnik (ha!) und ein goldenes Schild an der Tür:
Joe Brodin
Privatdetektiv
Sprechstunden
nur nach telefonischer Vereinbarung
Allerdings war es mir nicht gelungen, eine Sekretärin zu finden. Die Agentur hatte mir einige Bewerberinnen geschickt. Sie waren alle beeindruckt von meinem Büro, dem angebotenen Gehalt und meinem unwiderstehlichen Charme. Aber nachdem sie den Computer sahen, fanden sie Gründe sich zu drücken. Wie soll das mit dieser Nation weitergehen, wenn sich der Nachwuchs dem technischen Fortschritt entzieht!
Draußen war es schon dunkel. Resigniert schaltete ich den telefonischen Anrufbeantworter an. Dann ging ich nach hinten in meine Privatgemächer. Neben dem luxuriösen Büro hatte ich eine kleine, schlicht eingerichtete Wohnküche und ein Schlafzimmer, in dem außer einem Bett und einem kleinen Tischchen mit einer Nachttischlampe nur noch ein Fernsehapparat stand.
Der Kühlschrank war bis auf eine angebrochene Dose Corned Beef und drei Flaschen Bier leer. Ich hatte vergessen, etwas einzukaufen. Mit einem Corned Beef-Sandwich und Bier machte ich es mir auf dem Bett bequem.
Ich schaltete den TV ein. Seit Tagen gab es in der Stadt nur ein Thema: der Bauskandal. Es war ein einziger Sumpf. Bis in die höchsten Gremien der Stadtverwaltung müssen einige Leute kräftig kassiert haben. Die Liste der Beschuldigten las sich wie ein Who’s Who? der obersten Kreise New Yorks. Jeden Tag gab es neue Enthüllungen: Namen wurden genannt, das Ausmaß des Schadens hochgerechnet, das Verschwinden oder plötzliche Ableben wichtiger Zeugen gemeldet und - Dementis. Wollte man den Politikern glauben, war das Ganze nur eine von der Presse hochgespielte Bagatelle oder ein abgekartetes Spiel demokratiefeindlicher Elemente, die Glaubwürdigkeit hochverdienter Ehrenmänner zu untergraben.
Ich muss gestehen, ich hörte nur noch mit halbem Ohr zu. Nach dem Wetterbericht gab es noch eine versöhnliche Nachricht.
„Dank großzügiger Unterstützung des größten Förderers der Kunst in New York, des hochverdienten Herrn Carmichael Giutto, konnte nach langjährigen Umbauarbeiten heute Abend die Metropolitan Opera in einem feierlichen Akt wiedereröffnet werden. Ein erlesenes Publikum war Zeuge einer furiosen Aufführung von Mozarts Cosi fan tutte. Übersetzt heißt das So tun es alle, was hoffentlich keine Anspielung auf den New Yorker Bauskandal bedeuten sollte. Unter der grandiosen Leitung von Sir ..."
* * *
Plötzlich schrak ich aus dem Schlaf auf. Ich hatte das Gefühl, dass jemand in meinem Zimmer war. Meine Augen brauchten etwas Zeit, um sich an die Dunkelheit anzupassen. Dann sah ich eine dunkle Gestalt am Fuße meines Bettes. Ich tat so, als würde ich mich im Schlaf auf die Seite rollen. Aber im Drehen griff ich unter das Kopfkissen, unter dem mein Revolver lag.
Er war weg!
Meine Absicht war es nun, mich mit voller Wucht, die Füße zuerst, gegen den unbekannten Eindringling zu katapultieren. Ein Trick, von dem ich noch nie gehört und den ich noch nie ausprobiert hatte. Leider kam ich nicht mehr dazu.
„Suchen Sie Ihren Revolver?" sagte eine Bassstimme. Dazu ging das Licht an - wie im Theater. Die Vorstellung begann.
Vor mir stand ein Bär von einem Mann, breitschultrig, hünenhaft, dunkle Augen und schwarze Haare. Er trug einen dunkelblauen, eleganten Nadelstreifenanzug. In der Hand hatte er meinen Revolver.
„Die Wohnung ist schon vermietet! Selbst wenn Sie mich beseitigen, wird sie an meine Kinder und Kindeskinder weitervererbt. Da gibt es einen Vertrag."
„Stehen Sie auf, Mister Brodin! Ich möchte eine Sprechstunde. Ich hatte meine Telefonrechnung nicht bezahlt und konnte Sie deshalb nicht anrufen."
Erfreut verließ ich das Bett und warf mir einen chinesischen Morgenmantel über. Das Drachenmotiv musste jedermann zeigen, dass mit mir nicht zu spaßen war.
„Aha, ich sehe, ein außergewöhnlicher Fall! Genau meine Spezialität!"
„Außer dass Sie noch nie einen Fall hatten."
„Leute, die nachts friedliche Bürger aus ihrem wohlverdienten Schlaf reißen, dürfen nicht so pingelig sein. Vielleicht könnten Sie so freundlich sein und mein Eigentum etwas zur Seite legen?"
„Nein, nein, Ihr Revolver wärmt mir so schön die Hand."
„Vielleicht sollte ich mir auch etwas Wärmendes holen ..."
„Das brauchen Sie nicht. Ich verspreche, dass es Ihnen gleich sehr heiß werden wird."
Inzwischen waren wir in meinem Büro angekommen. Ein verstohlener Blick auf meine Eingangstür blieb meinem ungebetenen Gast nicht verborgen.
„So eine Tür, mein Lieber, das ist vielleicht was für Boston. Hier in New York knackt jeder Schuhputzerjunge diese Sicherheitsschlösser."
Er wusste sogar, dass ich aus Boston stammte. Auf keinen Fall durfte ich diesen Burschen unterschätzen.
Ich ließ mich in einen Sessel sinken. Mister Unbekannt setzte sich auf die Couch. Er steckte meinen Revolver in die Tasche des Jacketts. Lange schaute er mich an.
Jetzt fiel mir auf, dass er eine ungesunde gelbliche Gesichtsfarbe hatte, die Augen waren übermüdet und auch sein vornehmer Anzug vertrug hellere Beleuchtung schlecht. Hier war ein Mensch, den man auf den ersten Blick für einen unerschütterlichen Felsen halten konnte. Aber das täuschte. Dieser Felsen war in Wirklichkeit ein Vulkan, der jeden Augenblick ausbrechen konnte.
Er seufzte. Es ging mir durch und durch. War das das Grollen des Vulkans vor dem Ausbruch?
„Sie sind Joe Brodin, geboren am 13.3.1958 in Boston, geboren mit einem goldenen Löffel im Mund. Sie haben an der Harvard-Universität Psychologie studiert, das Studium aber nicht abgeschlossen. Stattdessen haben Sie sich hier in New York niedergelassen, als Privatdetektiv. Außer Hirngespinsten haben Sie keinerlei Ahnung über Detektivarbeit, kennen sich in New York nicht aus, haben keinen Kampfsport gelernt und reden so geschwollen, dass es Ihnen unmöglich wäre, einem Taxifahrer verständlich zu machen, wo Sie hinmöchten. Kurzum, Sie sind ein völlig unbeschriebenes Blatt, stehen weder im Telefonbuch noch im Branchenverzeichnis. Sie sind eine Null, eine absolute Null!"
„Wenn Sie mit Ihren Schmeicheleien zu Ende sind, könnten Sie mir vielleicht einen kleinen Wink geben, was Sie eigentlich wollen."
„Dazu komme ich gleich, Superschnüffler Brodin!"
Er hatte sich immer mehr erregt. Er wurde röter und röter im Gesicht. Sein linkes Augenlid fing an wild zu zucken. Dieser Mann stand kurz vor einem Nervenzusammenbruch!
Während er krampfhaft ein beginnendes Zittern seiner Hände zu unterdrücken versuchte, stand ich auf, ging zu meinem Schreibtisch und holte aus einer Schublade eine Flasche Whisky für besondere Fälle. Ich stellte sie auf das kleine Mahagonitischchen vor meinen Gast. Ich sagte:
„Wenn Sie nicht