Die MACHT des BEGEHRENS: Chronik einer Farce
Von Urs Aebersold
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Über dieses E-Book
Urs Aebersold
Urs Aebersold * 1944 in Oberburg / Kanton Bern / CH 1963 Abitur in Biel/Bienne (CH) 1964 Schauspielschule in Paris und dort erster Kurzspielfilm "S" Studium an der Universität Bern Weitere Kurzspielfilme. "Promenade en Hiver", "Umleitung", "Wir sterben vor" 1967-70 Studium an der HFF München. 1974 Erster Kinospielfilm DIE FABRIKANTEN als Co-Autor, Co-Produzent und Regisseur Diverse ”Tatort”-Drehbücher 1986-93 Spielfilmredaktion Bayerischer Rundfunk Ab 1994 wieder freier Autor und Regisseur.
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Buchvorschau
Die MACHT des BEGEHRENS - Urs Aebersold
Franz Wedekind
Der hysterische Hype, den Franz Wedekinds Buch DIE MACHT DES BEGEHRENS und die Ankündigung der Verfilmung durch Michelangelo Cannibale in den Medien und den sogenannten sozialen Netzwerken entfacht hat, gerät allmählich zur Farce, weil die saturierte Menschheit eine als akute Bedrohung erkannte Notlage - die erschütternde Bilanz menschlichen Scheiterns -, einmal mehr nur für alle möglichen
Aus diesen Gründen sieht sich der Chronist genötigt, den ganzen Vorgang in aller Ausführlichkeit noch einmal aufzurollen und den Leserinnen und Lesern vor Augen zu führen, warum die scharfsinnigen Erkenntnisse aus diesem Buch uns allen an die Nieren gehen sollten, mehr als all der Alkohol, der beim Rummel um das Buch bis zur Besinnungslosigkeit fließt, und uns aufzeigen, auf welchem Irrweg wir uns befinden.
Fangen wir also mit dem Autor Franz Wedekind an, von dem auch der Prolog stammt. Sein Vater, Gerhard Wedekind, Professor für englischsprachige Literatur in einer deutschen Universitätsstadt, auch bekannt für ihre renommierten Verlage, war ein bleicher, hagerer, gehemmter Mensch mit kindlich blauen Augen, der sich insgeheim danach sehnte, so zu sein wie seine Helden, über die er Bücher schrieb und in seinen Vorlesungen referierte. Seine Stärke war seine Detailversessenheit, er konnte zu jeder berühmten Metapher oder Redewendung zu seinen von ihm verehrten Autorinnen und Autoren das Werk und die genaue Seitenzahl angeben. Das war für die Studentinnen und Studenten sehr hilfreich, deshalb schätzten sie ihn, auch wenn sie eine gewisse Leidenschaftlichkeit vermißten.
Über dieses Pathos verfügte sein verhaßter Kollege Roman Levy im Übermaß, außerdem schien er mit seinen weißen Haaren, seinem sanguinischen Temperament und seinem wie aus Mahagoni geschnitzten Gesicht wie prädestiniert dazu, alte Klassiker zu zitieren. Es war ein Genuß, ihm zuzuhören, selbst wenn der Lerneffekt nach Abzug all seiner Schauspielerei gering blieb und er in seinen Seminaren ein schlechter Zuhörer war. Dennoch empfand sich Wedekind ihm gegenüber trotz seines überlegenen Wissens wie ein Schiffbrüchiger, der las und las und doch genau wußte, daß er das gelobte Land am weit entfernten Ufer, wo die Eingeweihten residierten, nie erreichen würde.
Zum großen Glück von Franz Wedekind verhalf ihm das Schicksal zu einer Mutter, zu der er bei den Eigenschaften seines Vaters normalerweise nie gekommen wäre. Unter dessen Studenten befand sich auch ein Marokkaner, Aziz, der seinerseits mit einem Landsmann befreundet war, der BWL studierte, Said, aber sich sehr für amerikanische Literatur aus der vorigen Jahrhundertwende interessierte und seinen Freund ab und zu in Wedekinds Vorlesungen