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Funny Money Teil 1: „Geld und Macht“
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Funny Money Teil 1: „Geld und Macht“
eBook210 Seiten2 Stunden

Funny Money Teil 1: „Geld und Macht“

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Über dieses E-Book

Der vermeintliche Selbstmord einer jungen schwedischen Sekretärin führt ihre Freundin auf die Spur der internationalen Finanzmafia.

SpracheDeutsch
HerausgeberBookRix
Erscheinungsdatum22. Nov. 2021
ISBN9783755400790
Funny Money Teil 1: „Geld und Macht“

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    Buchvorschau

    Funny Money Teil 1 - Marinella van ten Haarlen

    Kapstadt, Südafrika, im Mai 2010

    Marinella Charlotte van ten Haarlen

    Funny Money

    „Geld und Macht"

    Kriminalroman

    Deutsche Ausgabe

    Aus dem englischen und afrikaansen Original

    Van die oorspronklike Afrikaans en Engels

    Uitgawe in Afrikaans :

    Geld en Mag"

    Zweiter Teil

    „Die feine Gesellschaft"

    Die Hoë Vereniging"

    Dritter Teil

    „Das Erbe der Gier"

    Die Nalatenskap van die Gierigheid"

    Dieses Buch ist erschienen im

    kasaan media publishers

    Johannesburg, R.S.A

    ISBN: 978-3-96593-171-8

    5. Ausgabe Dezember 2011

    All copyrights by Marinella Charlotte van ten Haarlen, 1985-2021

    Kapstadt, Südafrika, im Mai 2010

    Immer, wenn ich an das so bunte, lebendige Kapstadt erinnert wurde, dachte ich an Südafrika Anfang der Achtzigerjahre. Entzückte mich unwillkürlich an einer schnell formulierten Liebeserklärung, an das unter rotem Sand liegende, doch so grüne Land, an die schillernde, über Jahre scheinbar entstandene Regenbogennation.

    Die, die Südafrikaner aller Hautfarben, aller Gesinnungen, zweifellos im Jahr der Fußball-WM, 20 Jahre nach dem Fall, dem Ende der Apartheid sein wollten. Die Erinnerung an die so vielen unterschiedlichen Menschen und an die einzige Frau, die ich wirklich dereinst, wo meine gelebte und außergewöhnliche Geschichte vor vielen Jahren ihren Ausgang nahm, liebte.

    Eine Fahne der berühmten Bafana wehte über dem kleinen Restaurant, das wir passierten.

    Aber in dieser so vergangenen Zeit war die Liebe zwischen Frauen nicht platonisch, staatlich verfolgt, reglementiert, unterdrückt, verfolgt, bestraft.

    War es das, was sich damals abgespielt hatte?

    War es eine Strafe, gleich einem göttlichen, von jeder damaligen Kanzel der radikalen Kirchen gepredigten Jüngsten Gericht?

    Der lässige Taxifahrer, ein junger Xhosa, gab Gas an der Kreuzung, hupte, als ein verbeulter Ford Pick-up hinter einem langsam, kriechend fahrenden Castle-Brauerei-Lastwagen ausscherte. Für mich war es, als wäre ich nach Jahrzehnten des unfreiwilligen Exils in die gemisste Heimat zurückgekehrt.

    Mit Kapstadt, dem angrenzenden Hafen in Oudsbay, mit Muizenberg, mit der geschäftigen Adderley Street verband ich das letzte gemeinsame Wochenende. Einen unruhigen Flug in einer altersschwachen Dakota DC-4, um eine Boeing 727 der SAA nach Johannesburg zu erreichen.

    Auf dieses unvergessliche Wochenende folgte jäh der Dienstag.

    Der damals so sonnige Morgen, zurück in Johannesburg, an dem ich Anna das letzte Mal lebend sah. Ja, dieser Tag lag mehr als ein Vierteljahrhundert zurück.

    Der Mai 1982, im Spätherbst am Kap der Guten Hoffnung

     Vergangen wie die gewöhnlichen, afrikanischen Jahreszeiten, wie die sich färbenden Blätter, die den schmutzig weißen Holden in der Einfahrt, neben dem Checkers-Supermarkt und dem vergitterten Bottlestore in der Claim Street, bedeckten.

    Einzig der Geruch und der Wind fühlten sich noch gleich an.

    Anna verblasste zusehends in meinen Gedanken. Ihre helle, unverwechselbare Stimme verstummte, flüsterte noch ab und zu, zu selten. Aus weiter Distanz.

    Jahre, 25 lange Jahre. Eine Generation.

    Ohne Gewissheit, ohne irgendeine Erklärung.

    Es schien wie am ersten Tag ohne Verstand, ohne Motiv. Ohne Sinn, ohne Logik.

    Was geschah in diesem muffigen Appartement, wofür Anna 350 ZAR Miete im Monat zahlte?

    Was geschah an diesem Tag?

    In der Nacht davor?

    Unzählige Male hatte ich mir im Laufe der Zeit den Kopf darüber zermartert.

    Zu einem schlüssigen Resultat war ich nicht gekommen.

    Vielleicht musste ich ja dem südafrikanischen Beamten in seiner mit goldenen Sternen besetzten, dunkelblauen, schlecht sitzenden Uniform, die seinen gewöhnlichen Schmierbauch bedeckte, irgendwann, wenn auch widerwillig, Recht geben.

    Der vermeintliche, nicht beweisbare Mord an einer schwedischen Sekretärin eines großen Bergbauunternehmens, einer ehemaligen Austauschstudentin, war das eigene Leben, die eigene scheinbar sichere Existenz nicht wert.

    Wenn es überhaupt Mord gewesen war.

    All die Jahre versuchte ich einen Fehler in dem sich in der Erinnerung verändernden Bild der Auffindesituation auszumachen.

    Erweckte die Gestalten, die mit dem Tod arbeiteten, immer wieder zu gesichtslosen Dienern eines vergessenen, überkommenen Systems.

    Anna lag, kauerte auf dem Boden, daneben der umgestürzte, geschwungene, zersplitterte Stuhl.

    „Ein jeder Selbstmörder steigt auf einen Stuhl", meinte der Polizist träge, rauchte dabei eine Lexington. Er stank nach Bier, von ihm ging eine Übelkeit erregende Alkoholfahne aus.

    „Das ist so", erklärte der Beamte nach einem weiteren stillen Moment.

    Aus dem Radio, nebenan in der Küche, dudelte Congratulations. Cliff Richard auf Springbok Radio. Einer der gelangweilten SAPler spielte am Senderwahlknopf. Fand die SABC, die Nachrichten in Afrikaans mit Sarel Marais. Schnell gesprochene Nachrichten über die gescheiterte Politik einer grausamen, schneller eskalierenden Diktatur am Kap.

    Die letzten, wenn auch verkrampften Züge des zunehmend wirr werdenden Alleinherrschers aus Paul-le-Roux. Das wütende Volk sehnte sich nach seinem Tod. Weiße wie Schwarze. Das konnte und wollte niemand mehr verhehlen.

    Er, der blonde, muskulöse Lt. Retief, betrachtete, musterte die Leiche kritisch. Zumindest für einen Augenblick. Ich war versucht, etwas über den obligatorischen gelben Ford mit den zwei Insassen zu sagen, der wochenlang in der Straße gestanden hatte.

    Verkniff es mir dann aber.

    Es war offensichtlich, dass Lt. Retief Lesben nicht mochte.

    Er betrachtete mich abschätzig, während mir die Tränen aus den Augen liefen. Auf den abgelaufenen Teppich neben die Leiche tropften.

    Er fixierte meine Brust, mein orangefarbenes Top mit widerlichen, anzüglichen Blicken. Sah mir zwischen die Beine. Lächelte dabei.

    Retief trug sich schon bei der ersten, ersichtlich oberflächlichen Tatortbesichtigung mit großen, wirren Zweifeln, die ihm wahrscheinlich, so mutmaßte ich, von seinem vollkommen desinteressierten, überforderten Vorgesetzten Krans, einem hageren, kettenrauchenden Buren, aufgetragen, befohlen worden waren.

    Dieser schwülwarme Morgen, der strahlende, blaue, wolkenlose Himmel über Johannesburg, der so pulsierenden Metropole, der für mich in der Zeit stillzustehen, stehen geblieben schien. Für immer.

    Distant Drums, ein Lied von Jim Reeves, erklang, erscholl in meinem Ohr.

    Kimberley Jim. 1962 im Vrystaat gedreht, als die hasserfüllte Rassentrennung, als postkoloniales Benehmen in den Augen der stummen Weltgemeinschaft noch salonfähig wirkte.

    Ich erinnerte für einen Moment an die prächtige, von Proteen gesäumte, scheinbar ewig blühende Mainstreet, an Anglo, de Beers. An die Wärme, die wohl jetzt dort herrschte. An die langen Straßen, die gedeihenden Jakaranda-Bäume in Hillbrow, Germiston, Dunkeld West. Die nirgendwo hinführten, außer tiefer in die Höhle eines brutalen Repressionsregimes. Eines der vielen geduldeten während des Kalten Krieges.

    In dieser so gottlosen, doch so südafrikanischen Zeit, in dieser so verabscheuungswürdigen Apartheid.

    Was war aus meiner kläglichen Suche nach ihren Mördern geworden?

    Nichts!

    Sie blieben ausdruckslos. Wie viele Mörder in dieser rastlosen Zeit.

    Ich war gescheitert, unerträglich erfolglos. Mein Leben war aus den Fugen, vollkommen aus dem Gleichgewicht geraten. Seit diesem Tag, seit diesen Stunden.

    Die vage Spur zeigte mir in den folgenden Jahren Schatten der schmutzigsten Geschäfte auf dieser Welt: Politik, Geldwäsche und die Gier einiger weniger auf.

    Wie konnte ich damals, als sich Retief zum Abschied vor mir mit einem feinen, wohl gewählten Lächeln aufbaute, dann vor mir stand, mit unvergleichlicher Süffisanz meinte, dass er die Leiche zur Feuerbestattung freigab, ahnen, was dem folgen sollte.

    Zunächst zahlte ich die trostlose Beerdigung. Es waren etwa 2000 ZAR, inklusive eines dunkelvioletten Proteengestecks in einer schmalen, dunklen Grabkammer auf einem privaten, schmucklosen Friedhof.

    Als ich die Wohnung einige Tage später auflöste, fielen mir die beiden Männer, die Anna so oft erwähnt hatte, auch auf. Der eine, groß und bullig, der andere nur korpulent, stand an der Ecke, rauchte stundenlang Zigaretten in der gepflasterten Einfahrt. Zertraten gemeinsam missmutig die Kippen neben schmierig öligem Papier, in das zuvor kross gebratenes Fischfilet eingewickelt worden war. Die zahllosen Wanderarbeiter genossen dieses aus Gewohnheit in ihrer Mittagspause. Es war auch billig, ein wenig mehr als ein Rand kostete das Filet mit halb garen Pommes frites, die mit einer dunklen, undefinierbaren Tunke schmeckten.

    Ich fand in der Wohnung nichts Persönliches von Anna, ich wunderte mich. Gut, es gab einen winzigen Beweis, ein Indiz, dass es Mord gewesen sein musste, so mutmaßte ich1982.

    Wo waren ihre Handtasche, der Pass, die Autoschlüssel?

    Auf einem Zettel stand der Name Karl Schwan. Daneben eine Nummer aus Benoni. Ein Autohändler, er verkaufte Nissan, Volvo und gebrauchte Fahrzeuge.

    Wer war der Unbekannte, der tagelang, nächtelang zuvor bei ihr angerufen hatte?

    Wollte er wissen, ob sein potenzielles Opfer im Haus war?

    Damals in Südafrika.

    Es war das politische System im Land. Ein feines, engmaschiges Netz der Angst, gespannt über jeden Quadratzentimeter der wunderschönen Landschaft, mit einer ganz hässlichen, rassistischen Fratze, die die reich machte, unterhielt, förderte, die sich bedingungslos der gesetzlich garantierten Versklavung der heimischen Rasse anschlossen.

    Ein solcher politischer Schmarotzer war Karl Schwan, gab sich als ein bärbeißiger, vollbärtiger Profi aus einem südlichen Vorort von Johannesburg, hatte Anna 1979 nach Pretoria, wo er damals in einer Villa mit Pool noch wohnte, geholt. Über eine dubiose Au-pair-Agentur in London. Anna hatte eines Tages, etwa zwei Monate vor ihrem Tod, beiläufig darüber gesprochen. Zwar wenig, aber was ich erfuhr, täuschte nicht über die beunruhigenden Zustände hinter den Kulissen hinweg.

    Erst gut vier Jahre danach suchte ich aus diesem intuitiven Gefühl heraus in Schweden nach irgendeinem Anhaltspunkt, dass es Anna überhaupt jemals gegeben hatte, nach ihrer Familie, ihrer absichtlich nebulös gehaltenen Herkunft.

    Wer war Anna wirklich gewesen?

    Woher kam sie?

    Was war das wirkliche Ansinnen ihres Aufenthaltes in Südafrika?

    Schweden stand 1986, schon viereinhalb Jahre nach Annas Tod, unter dem Eindruck der Ermordung Olof Palmes, der von einem Unbekannten auf offener Straße, scheinbar grundlos, niedergestreckt worden war.

    Es schien, wollte ich die Zusammenhänge deutlicher sehen wie der unvollständige Plot zu einem weiteren Buch von Sjöwall und Walhöö.

    Die schwedische Vertretung in Pretoria meinte später, es hätte um den Tod von Anna sehr viele Ungereimtheiten gegeben. Dümmliche, diplomatische Ausreden für seltsame, unerwünschte Anfragen an die Botschaft, direkt gestellte Fragen. Ein nichtssagender Typ mit einem abgekauten Kugelschreiber und ein paar Blättern in der Hand, inmitten eines zugigen Raumes.

    Der im ölverschmierten Overall lebende, augenscheinlich existierende Schwan kannte die Au-pair-Vermittlung von einem schwedischen Bankier namens Kjell Evardson.

    In den Büros der Bergwerke wurde unter den Weißen systematisch der Hass geschürt, eine starke Bewegung der Nationalen Partei von Südafrika. Wie die Zeugen Jehovas zogen sie von Tür zu Tür, sammelten Unterschriften für die Rassentrennung. Reichten das Beitrittsformular in jeden Haushalt, bedrängten die Bürger, auf die zahllosen Parteiveranstaltungen der vielen kleinen Bothas und Bezuidenhouts zu kommen. Zu gehen. Zu klatschen.

    Was machte eine junge Schwedin, die als Au-pair arbeitete, die nach dem ersten Schein Anna Lindquist hieß, zwischen den Helfern des Systems, die sie vorgeblich langer Gespräche hasste wie den Teufel selbst?

    Anna mutmaßte Konzentrationslager für Regimekritiker, sprach über die ausufernde Gewalt auf allen Seiten.

    Ich versuchte erneut meine Gedanken zu ordnen.

    Ich setzte mich in die Ledergarnitur, lauschte dem Verkehr auf der Straße, den Schreien der spielenden Kinder in den angrenzenden Hochhausfluchten.

    Schwan war in Benoni dafür bekannt, dass er eifrigen Kontakt auch zu einer rechtsradikalen Gruppe im Freistaat, die Söldner aus aller Herren Länder in den blutigen Krieg gegen Angola schickte, unterhielt. Ein kurioser Deal des Kalten Krieges zwischen der Burenrepublik und der satellitenartigen UNITA. Die rechtslastige Afrikaaner Weerstandsbeweging übernahm über verschlungene Wege die direkte Ausführung für die vielschichtigen Interessen der Diktatoren. Eine weitere Firma in JHB, die sich sehr verbunden zu der AWB fühlte, semistaatlich agierte, nannte sich Oxygen. Diese unterhielt diverse Kontakte nach Angola zu den Getreuen von Savimbi. Schwan war einer der Besitzer dieser regierungstreuen Firma. Das erfuhr ich einige Tage später von einem mir bekannten Journalisten, Jacky Leumaar, der ein kleines, geheimes Zeitungsarchiv unterhielt. Wir trafen uns in einem dieser Fast-Food-Restaurants, wo es penetrant nach altem, verbranntem Fett und scharfem Essigreiniger roch.

    Der hagere Leumaar nippte an seinem dampfenden Kaffee, rührte ihn nochmals um.

    „Die haben ein Sicherheitsunternehmen und einen Chef, der aus Kroonstad im Freistaat kommt, Claas Kopper. Der sollte dir bekannt sein."

    Ich nickte kurz, der Kaffee schmeckte bitter, ich spielte verlegen mit meinem rechten Ohrring.

    „Das kann natürlich sein, dass die SAP sie umgelegt hat", meinte er, zuckte dabei mit den Schultern, als wäre es das Normalste auf der Welt.

    „Was ist da in dem Autohaus von diesem Schwan geschehen?", fragte er vorsichtig, betrachtete dabei die farbige Köchin, die mit einer zu engen, blutig verschmierten Schürze gerade einen Dagwood abkassierte.

    „Ich kam dahin, der war gerade unter einem Lkw am Schrauben. Er kannte Anna angeblich nicht, zumindest behauptete er das."

    Leumaar grinste.

    „Warum sollte er das auch zugeben?"

    An der Kasse des Fast-Food-Restaurants bildete sich eine lange Schlange, schwarz-weißer Rauch aus der Küche zog über den halbhohen Holztresen. Die neuen Burger waren fertig. Dazu fettige, tropfende Pommes frites, die der schmale Verkäufer mit Salz und reichlich Essig würzte.

    „Interessant aber war, dass dieser Schwan einige Minuten später, nachdem ich sagte, dass ich die Nummer bei Anna gefunden hatte, meinte, dass sie vielleicht die Anruferin aus der letzten Woche mit den neuen Reifen gewesen war."

    „In welcher Sprache habt ihr gesprochen?"

    „In Deutsch, ich wollte keine Zuhörer!"

    Ich sah auf die Straße, die Kotzestraat. Ein Audi parkte ungeschickt vor der kleinen Filiale der Standardbank ein, fand eine Lücke vor einem überdimensionierten Plakat von Stevie Wonder am elfenbeinfarbenen Flügel.

    „Anna war mit uns zusammen, war in der Kirchengemeinde von Johannes Vorster", presste Leumaar nervös hervor.

    „Vielleicht bringt dich das etwas weiter, solltest mal mit ihm sprechen, ist eine freie evangelische Gemeinde."

    „Von denen ist jeder mittlerweile durch die SAP vernommen worden", stierte ich auf die weiß-goldene Packung Benson und Hedges auf dem Tisch vor mir.

    „Das, was die Johannes Vorster anhängen, den ANC mit Waffen zu versorgen, ist auch kein Pappenstiel."

    Sein Afrikaans klang hektisch.

    Der Kellner, der eine telefonische Bestellung entgegengenommen hatte, legte den Hörer auf.

    „Ich habe nie wieder etwas von der Sache gehört. Gott sei Dank, wenn ich ehrlich bin", gestand der Journalist ein.

    „Sag mal, etwas ganz anderes, kannst du ein paar Artikel für eine Zeitung aus dem Untergrund schreiben? Die meisten Fakten habe ich schon zusammen, es geht um eine Einheit des Innenministeriums in Pretoria, die auf Sabotage, Raub, Entführung, Erpressung, Mord und Terrorismus spezialisiert ist."

    Ich riss die Augen weit auf. Nickte aber mit dem Kopf.

    „Ich denke, so kannst du auch das Vertrauen rechtfertigen, dass unser gemeinsamer Kontaktmann in dich setzt."

    Der gemeinsame Kontakt war eine schmuddelige Telefonzelle in Johannesburg, die man nur einmal täglich, zur bestimmten Stunde, erreichen konnte. Eine Woche später war es wieder eine andere Telefonzelle. So ging das hin und her.

    Sicherheit schien in diesen Tagen das oberste Gebot der Stunde.

    Es war einen oder zwei Tage später, als ich die Wohnung, nachdem ich alle Möbel verkauft hatte, reinigte. Die beiden Männer rauchten immer noch an der Einfahrt zum Hof, während ich begann, den Boden zu schrubben. Mehrere Dielen waren lose, lagen nur provisorisch auf dem nackten, schwarz verfärbten Steinfußboden.

    Ich hob die Bohlen ab, da sich durch die Jahre die Profile gegeneinander verschoben hatten, das morsche Holz spliss, zerriss förmlich.

    Darunter waren kurioserweise leuchtende Plastiktüten von Pick´n´Pay, die zunächst wie gewöhnliches Dämmmaterial anmuteten.

    Einige Augenblicke später wurde mir klar, welches Motiv jemand gehabt haben konnte, Anna zu ermorden. Hunderte von Negativen, einige entwickelte Schwarz-Weiß-Bilder, die rauchende, verkohlte Trümmer nach Anschlägen des ANC

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