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Jason M. Dragonblood 6: Der Seelenjäger
Jason M. Dragonblood 6: Der Seelenjäger
Jason M. Dragonblood 6: Der Seelenjäger
eBook750 Seiten9 Stunden

Jason M. Dragonblood 6: Der Seelenjäger

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Über dieses E-Book

Drei einsame Jahre waren vergangen ...

Jason hatte endlich zu sich gefunden und nun stand ein Dragot vor seiner Nase, den er am liebsten postwendend aus seiner Blockhütte geschmissen hätte.

Zakton sah Jason an, dass dieser ihn lieber zur Hölle schicken würde und ließ nur wenige aber dennoch essenzielle Worte fallen. Entweder der Bengel reagierte von allein oder die Dragots würden den Verlust hinnehmen müssen ...

Diese verdammte Neugier!

Einen Tag hielt Jason es aus, dann stand er wieder dort, wo er nicht mehr sein wollte ... auf der Insel der Drachenwandler ... Dragotan.

Doch nicht die Vergangenheit holte ihn nun ein, nein, die Gegenwart überrollte ihn!

Antron war von Rilla im Dämonenreich gesichtet worden und einige Wandler, einschließlich Jason, beschlossen ihn dort herauszuholen.

Dämonen, keine einfachen Gegner, das wussten die Dragots, allerdings rechneten sie nicht mit einer verzweifelten Fürstin der Dämonen, die ihnen vor dem Betreten ihres Reiches ein weiteres Problem vor den Bug bretterte, für das sie keine Lösung parat hatte.

Was, bitte sehr, waren Seelenjäger? Und warum befand sich das gesamte Dämonenreich durch diese unbekannten Gegner in akuter Lebensgefahr?

Zwei Fragen … auf die die Antworten nur eines ausgelöst sollten … die Flucht in alle Himmelsrichtungen!

Und wenn schon ein seelisches Problem das nächste jagte … geriet Zakton in eine Zwickmühle, die das Wintervolk zu einer globalen Vereisung auf den Plan rief.

Wo war der Drachengott, wenn man ihn dringend brauchte?

SpracheDeutsch
HerausgeberBookRix
Erscheinungsdatum11. Feb. 2021
ISBN9783748774297
Jason M. Dragonblood 6: Der Seelenjäger

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    Buchvorschau

    Jason M. Dragonblood 6 - Revenge Angel

    Vorwort ... von drei kindische Drachengöttinnen

    Im Irgendwo auf einem öden grauen Wandelstern in einer Zwischenwelt saßen die drei Drachengöttinnen und jede grollte für sich - vor sich hin. (Ich darf hier nicht so schreiben, wie ich es gerne würde und langsam frag ich mich, ob himmlische Wesen nicht doch ein wenig so wie - du und ich - sind, denn sie saßen wie beleidigte Leberwürste mit ihren Rücken zueinander.)

    Su linste provokant zu Ka rüber. „Ich bleibe dabei! Er muss sich entscheiden. Die Zeit ist reif."

    Ka riss die Augen auf. „Bisher hat er alles mit Bravour und unter Einsatz seines Lebens gemeistert, aber ihm jetzt auch noch die Seelenschieber auf den Hals zu hetzen, schlägt alles! Su, er ist zwar reifer, doch mit sechszehn Erdenjahren immer noch ein Kind."

    El folgte dem Gespräch schon eine Weile, schwieg aber vorerst.

    „Wir haben gemeinsam ins Buch der Zukunft gesehen und du weißt, wovon ich rede! Wir können ihn nicht mehr schonen. Entweder er begreift endlich, was hier läuft und auf welcher Seite er stehen sollte oder er geht unter. Es warten noch viele auf eine Chance", nörgelte Su.

    „Wann bitte sehr hat Jason etwas getan, das nicht dem allgemeinen Wohlbefinden diente?", zischte El dazwischen.

    „Jedes Mal! Die Seelenschieber wurden durch ihn erst aus ihrer tausendjährigen Gefangenschaft freigelassen", meuterte Su.

    Ka schäumte vor Wut. „Oh nein, du verdrehst die Tatsachen so, wie du sie haben willst! Und ich gehe so weit, dass du vorher wusstest, was der Anführer in die Wege leiten würde. Am Ende sind wir dafür verantwortlich, dass Jason sich aus reiner Verzweiflung dem dunklen Seelenjäger zuwenden wird. Nicht Jason versteht falsch, was wir von ihm wollen, du schiebst ihm ständig schreckliche Hindernisse in den Lebenszyklus, die ihn zweifeln lassen!"

    „Meine Rede!, wandte El ein und sah beide unzufrieden an. „Ihr habt dafür gesorgt, dass unser Abgang auf diesem Planeten viel zu früh und plötzlich kam. Die Lebewesen dort stützen sich auf die Liebe zu anderen Wesen und wir nehmen dem Jungdragot einfach das Wichtigste, was er in seinen Augen je geleistet hat. Eure Flucht hat ihn zusammenbrechen lassen.

    „Na und? Er hatte nun drei Erdenjahre Zeit, sich den Kopf darüber zu zerbrechen, was er will!", grollte Su.

    Nichts, rein gar nichts hatten die beiden richtig verstanden … insbesondere Sus göttliches Hirn blockierte da in einem Dauerfluss …

    El plusterte ihren Sternenstaub auf. „Klasse, was für eine Wahl! Drei Jahre allein in den Wäldern. Wie kann man da ohne einen Eindruck des Geschehens eine Entscheidung treffen. Muss ich dir erst wieder ins Gedächtnis rufen, warum er dort ist?"

    Das nahm Ka El ab. „Wegen uns! Er hat sich zurückgezogen, weil er den seelischen Verlust nicht verarbeiten konnte. Ich habe über diese drei Erdenjahre seinen Zorn und seine Hilflosigkeit auf uns gefühlt. Und du willst weitermachen, wo wir aufgehört haben … ohne ihm die Luft zum Atmen zu lassen. Seine Seele braucht Stabilität und keine neue Herausforderung, um gegebenenfalls eine falsche Entscheidung zu treffen!"

    Su blickte auf ihre Füße runter. „Sein Leben läuft aber nicht in einer geordneten Bahn. Eins kommt immer wieder zum anderen! Er muss damit zurechtkommen und dieser Grundstein wird in den Jahren seiner körperlichen Entwicklung gelegt."

    „Lächerliche Weisheiten von einfach denkenden Wesen haben uns noch nie weitergeholfen", schnaufte El und sah Su böse an.

    Kas Augen funkelten ebenso verächtlich. „Ohne deine Mithilfe, das Dämonenvolk auf diesen Planeten zu lassen, wäre es doch erst gar nicht so weit gekommen!"

    „Dessen bin ich mir sehr wohl bewusst. Aber ich lerne dazu und möchte abwenden, was ich damals verbockt habe. Ihr seid jetzt die, die Jason weiterhin in Watte verpacken wollt, was ebenso sinnlos und schädlich für seine Entwicklung ist", maulte Su.

    „Nichts ist sinnlos! Die Wesen lernen aus allen Umständen, die sich in ihrem Leben einstellen, konterte Ka und fügte hinzu: „Oder willst du das abstreiten?

    „Nein", antwortete Su und bekam von der anderen Seite eine weitere Standpauke.

    „Und du willst Jason jetzt in eine viel zu extreme Aufgabe führen. Und das ist seiner derzeitigen geistigen Entwicklung gegenüber unfair!", nörgelte El.

    Su plusterte sich gegen ihre Schwestern auf. „Er trägt den Donnertrank in seinen Adern. Was bitte sehr ist da noch unfair? Er kann handeln wie wir ... ist allmächtig."

    Über diese unbedachte Bemerkung konnte El nur noch mit ihrem Kopf schütteln. „Tja, wenn er ihn zu gebrauchen wüsste."

    Su sah sich gegen die geballte Front von El und Ka geschlagen und lenkte endlich ein. „Mein Vorschlag zur Güte, wir sehen, was kommt und greifen ein, wenn sein Leben dem Ende entgegensehen sollte. Falls er alles gut meistert, dann soll Zolmer entscheiden."

    „Diese Entscheidung kommt spät, aber sie kommt wenigstens!", schnaufte El leise.

    Die drei sahen sich milde lächelnd an und stiegen auf ins Weltall.

    Irgendwo tief in einer Hexenzone der Kanadischen Wälder …

    Zakton landete auf einer kleinen Lichtung und sah sich um. Der Dragot roch, dass er auf der richtigen Fährte war. Zielsicher stapfte der Friedhofswächter durch den tiefen Schnee. Der Wald schien unendlich zu sein. Je näher er seinem Ziel kam, umso mehr bestätigte sich ihm, dass sein Gespür und die Seelen endlich recht hatten. Vor ihm lag eine kleine Senke, in der eine dünne Rauchsäule in den kalten Himmel stieg. Lächelnd ging Zakton weiter und rieb sich seine kälter werdenden Hände aneinander.

    Die kleine Hütte stand umringt von riesigen Tannen auf einem kleinen Platz. Von oben hätte Zakton sein liebe Müh gehabt sie ausfindig zu machen. Lediglich eine kleine Stelle zwischen den dichten Baumkronen ließ das Licht direkt bis zum Boden durch.

    Zakton verlangsamte seinen Schritt und sah sich genauer um. Das kleine Holzhaus war, wie es für diese Gegend üblich war, aus groben Baumstämmen gebaut.

    Neben dem Haus stand ein kleiner Schuppen, in dem vielleicht die Vorräte lagerten oder was auch immer.

    Auf den Holzbohlen vor der Tür lag ein weißer Höllenhund, den Zakton sofort erkannte.

    Drag döste vor sich hin und stieß kleine Rauchwolken aus seiner Nase.

    Der Höllenhund war mächtig gewachsen. Eine Dogge konnte sicher locker unter ihm durchlaufen, ohne sich überhaupt ducken zu müssen.

    Gelangweilt hob Drag seinen gewaltigen Schädel und linste in Zaktons Richtung. Er witterte den bekannten Geruch eines sich nähernden Wesens bereits und leckte sich müßig über die Lefzen.

    Zakton kam näher, doch Drag zeigte keine weitere Reaktion, blieb liegen. Die Tür hinter ihm ging auf. Jason trat heraus, hockte sich neben Drag hin und kraulte ihn mit beiden Händen durch, was dem Höllenhund so gut gefiel, dass er seinen Kopf auf Jasons Beine ablegte.

    Sabber der Güteklasse zäh und schleimig lief am Bein seiner Lederhose hinab. Jason kümmerte sich nicht darum. Er sah auf, roch ebenso einen bekannten Geruch und erkannte Zakton, der zwischen den Bäumen stehen geblieben war.

    Drei Jahre lang hatte er keinen seiner Familie, zu der er Zakton ebenso zählte, gesehen. Jasons Blick blieb teilnahmslos, er richtete sich auf und stiefelte zum Schuppen rüber.

    An der linken Seite der kleinen Hütte waren Holzscheite über die gesamte Wandlänge gestapelt. Vor ihnen blieb Jason stehen, derweil kam Zakton langsam näher.

    Eisigkalter Wind blies ihm um die Ohren, Jason schlug den Kragen seiner Winterjacke hoch, nahm ein paar geschlagene Holzscheite und ging zur Blockhütte zurück.

    „Was willst du hier?", blaffte Jason Zakton unwirsch an, weil dieser nun neben der Hüttentür stand.

    „Junge, wir haben uns alle Sorgen um dich gemacht. Du bist einfach verschwunden und deine Gewitterziegen mit dir. Seit drei Jahren suchen wir dich."

    „Jetzt hast du mich gefunden und kannst wieder gehen!"

    „Ich rühre mich erst von diesem Fleck, wenn ich erfahren habe, warum du auf und davon bist."

    „Dann bleibe ... mir einerlei."

    Zakton beobachtete Jason und folgte ihm in die Hütte.

    Drinnen war es wärmer als an einem heißen Sommertag auf Dragotan. Jason legte die Holzscheite neben den Kamin und zog seine Jacke aus.

    Er nahm den Schürhaken, um das abgebrannte Holz zusammenzuschieben und legte neue Holzstücke auf die verkohlten Stücke.

    Zakton blieb mittig in dem Einzimmerhaus stehen und sah sich um.

    Alles war perfekt eingerichtet, hier konnte man problemlos lange leben, ohne etwas Lebensnotwendiges zu vermissen.

    Der Seelenwächter sah eine kleine Küchenzeile, die mit allem ausgerüstet war. Neben der Spüle war noch eine Tür, die sicher zum Bad führte. Zentral befand sich eine gemütliche weinrote Big-Couch im Raum, die fast gänzlich einen runden Holztisch umrahmte. Rechts an der hinteren Wand stand ein Einzelbett. Über dem Kamin hing sogar ein großes Stück Luxus. Dort war ein großer Flachbildschirm angebracht. Links daneben eine Hexbox.

    Zakton wusste, allein diese Box sorgte dafür, dass Jason alles bekam, wonach sein Herz begehrte. Man konnte fast alles in dieser magischen Box bestellen. Und von Rob wusste Zakton, dass er ein Konto für Jason eingerichtet hatte, das auch genutzt wurde.

    „Gemütlich hast du es hier. Alles Notwenige zum Leben ist da", bemerkte Zakton.

    Jason sah schweigend vom Kamin zu ihm rüber.

    Drag kam herein und schob die Tür mit seinem Hinterteil zu. Er wandelte sich kleiner und legte sich vor das offene Kaminfeuer.

    Die Gelegenheit nutzte Zakton und sah sich Jason genauer an. Gute zwanzig Zentimeter war er gewachsen und wirkte auch dementsprechend männlicher. Sechzehn war er nun. Seine Haare waren so kurz, wie Rob sie meist trug. Alles an ihm war im Wandel zum Mann.

    Die Weichheit seiner kindlichen Gesichtszüge war kaum noch zu erkennen.

    Doch am meisten fiel Zakton auf, wie mächtig Jason an Muskelmasse zugelegt hatte. Von hinten konnte man gar nicht mehr erkennen, dass der Bengel noch nicht volljährig war.

    „Wie kommst du klar?", fragte Zakton ihn.

    „Sieht man das nicht?", fragte Jason gegen, ohne den Friedhofswächter anzusehen.

    Den unterschwellig angreifenden Ton überhörte Zakton großzügig und setzte sich ohne Einladung auf die Couch. Inzwischen ging Jason zur Hexbox und bestellte einen Kasten Krealimo.

    Sekunden später stand der bestellte Getränkekasten in der einmal einen Meter großen Box.

    Jason zog den Kasten hervor, stellte ihn in der Küchenecke ab, nahm zwei Gläser und drehte sich Zakton zu. „Fang!", rief er und warf dem Dragot eines der beiden Gläser zu.

    Der Friedhofswächter fing das Glas und stellte es vor sich ab, währen Jason samt seinem Trinkglas sowie einer Flasche zum Tisch kam. Er füllte für Zakton ein und setzte sich ihm gegenüber hin. „Ich gebe dir fünf Minuten, dann gehst du wieder. Tauchen in den nächsten Tagen andere hier auf, dann bin ich weg, und dann wird mich keiner mehr finden!"

    Diese unmissverständliche Ansage musste erst mal sacken ... Zakton trank einen Schluck und stellte das Glas ab, dann kam sein Blick hoch. „Ich gehe erst, wenn du mir gesagt hast, was ich hören will!"

    Dreist, aber okay, Jason zog eine Braue in die Stirn. „Die drei waren die Draggöttinnen Ka, Su und El. Sie haben mich darüber in Kenntnis gesetzt, dass sie die Erde wieder verlassen würden, und dann haben sie ihre körperlichen Hüllen abgestreift. Sie haben mir was von Seelenquark erzählt und dies und das. Ich hatte keinen Bedarf mehr ihr Spielball zu sein und hab mich abgesetzt."

    So etwas hatte Zakton - für sich allein - schon gedacht und vorsorglich vor jedem anderen Dragot verschwiegen. Ebenso stillschweigend gab er sich nun keinem Kommentar zu Jasons Aussage hin.

    Da kein Widerstand kam, weitere Fragen ausblieben ... Jason blickte in sein Glas, ließ die grünliche Flüssigkeit darin hin und her schwappen. „Sie haben mein gesamtes bisheriges Leben geplant und sind dann einfach abgehauen."

    Selbst wenn Jason es verbergen sowie herunterspielen wollte, Zakton las zwischen den Zeilen so viel mehr heraus ... Was war der Junge frustriert und mit seinem Glauben an alles am Ende. „Dein Hass auf sie ist grenzenlos?"

    „Nein ... nicht mehr."

    „Aber du willst ihnen auch keine Chance mehr geben, wieder in dein Leben einzugreifen?"

    „So sieht es aus", antwortete Jason knapp.

    Schweigend trank Zakton aus und sah dabei in die Flammen des Kamins, während Jason nun sein Gegenüber fixierte, um zu ergründen, was in dem Friedhofswächter vorging. „Was spukt in deinem Kopf herum?", fragte er voller Argwohn.

    „Alles und nichts. Ich verstehe deine Einstellung."

    Nette Worte ... Weiterhin beobachtete Jason den ungewollten Besucher misstrauisch. „Kein Versuch mich zu überzeugen … wieder zurückzukommen?"

    Zakton lächelte vor sich hin. „Nein, wozu? Jeder lebt sein Leben. Ich habe auch viele Jahre im Suff vergeudet."

    „Aber ich bin doch der liebe Friedenbringer und muss brav meinen Job erledigen."

    Sicher, das war seine Bestimmung … und doch mied Zakton den Augenkontakt zu Jason und starrte weiter in die Flammen. „Wer sagt das? Mit Axa und den Acht hast du doch schon so viel erreicht, dass alle etwas glücklicher sind und freier durchatmen können. Selbst die Errettung der Erde kannst du als Pluspunkt verbuchen."

    „Stimmt. Für die restlichen Querdenker kann ruhig ein anderer den Kopf hinhalten."

    „Tut er schon", antwortete Zakton leise.

    Jason wusste nicht genau, was er von diesen drei Worten halten sollte, fragte aber auch nicht nach, denn es interessierte ihn nicht und die fünf Minuten waren um.

    „Ich geh dann mal wieder. War schön dich gesund gesehen zu haben. Soll ich den anderen einen schönen Gruß von dir ausrichten?"

    „Mach, was immer dir Spaß macht."

    Nun blickte Zakton den Jungen durchdringend an. „So wie du?"

    Jasons Kiefer mahlten aufeinander, es war ihm schon klar, dass Zakton einen Versuch machen musste.

    „Wenn du das so siehst", antwortete Jason leise.

    Zakton stellte sein Glas auf den Küchentresen und ging zur Tür. „Du hast dich hier in deiner Einsamkeit verschanzt und das schließt aus, dass du dich für die Probleme deiner Familie interessierst. Doch ich möchte wenigstens erwähnt haben, dass deine Mutter dich vermisst und nach einem anderen Mann schielt. Charlyn bis über beide Ohren in Kergan verliebt ist, was deinen Vater fast zur Weißglut treibt und Raika … ist nach der Geburt ihres Kindes gestorben. Tabuma, Ariums Frau zieht ihr und Antrons Kind auf. Im Übrigen deuten einige Zeichen darauf hin, dass Antron noch immer am Leben ist. Rob wird in den nächsten Tagen mit einem Suchtrupp in die Unterwelt durchstarten und ihn suchen. Tschüss Jason." Zakton schmiss hinter sich die Tür zu.

    Tief durchatmend blieb Zakton vor der Tür stehen, sah zwischen den Baumkronen in die aufkeimende Dämmerung.

    Hinter ihm ging die Tür auf.

    „Woher wusstest du, wo du mich finden konntest?"

    „Ich wusste es seit etwa einem Jahr. Die Tafeln deiner Töchter waren gleich nach deinem Verschwinden weg und deine Tafel hing wie immer da, nur ihre Schrift war extrem blass. Was so viel heißt, du willst keinen Kontakt haben. Im Großen und Ganzen sind die Tafeln so etwas wie ein Barometer für die Laune des jeweiligen Dragot. Aber warum erzähle ich dir das überhaupt? Vielleicht bis irgendwann." Zakton hob ab und flog davon.

    Jason schloss die Tür wieder und kuschelte sich mit Drag auf dem Sofa zusammen. „Na mein Junge, was hältst du davon? Sollen wir zurückfliegen?"

    Drag sah Jason eine Weile an.

    „Nein, denke erst darüber nach. Seit drei Jahren sind wir hier und du solltest dir im Klaren sein, dass du wieder in den alten Trott verfällst."

    „Das stimmt schon, aber ich war damals Mitschuld daran, dass Antron verschollen ist."

    Drag schaute Jason mit seinem Dackelblick an. „Jeder ist für sein eigenes Schicksal verantwortlich. Aber mach, was du willst. Ich bin an deiner Seite, was auch immer kommt."

    „Danke Drag."

    Irgendwann schliefen beide übers Grübeln ein ... 

    Aufbruch ins Dämonenreich

    Rob stand vor seiner Hütte als Zakton landete. „Und?"

    „Es geht ihm gut."

    Irgendwie konnte der Friedhofswächter weder dem Vater noch dessen Sohn länger in die Augen sehen, Zakton schaute von Rob zum Wasserfall.

    „Wird er uns begleiten?", hakte Rob mit verschränkten Armen nach.

    „Sicher, spätestens in der Unterwelt ist er da."

    „Hat er das gesagt?"

    „Nein, aber ich habe seine Neugier geweckt. Und du weißt, dass er Antron damals schon retten wollte. Zakton lächelte schief. „Wie geht’s Elaine?

    „Sie verfällt ihm und hat ein weiteres Tattoo."

    „Lässt du sie ziehen?"

    „Niemals! Ich sorge dafür, dass sie sich nur holt, was sie bei mir offenbar nicht bekommt."

    Durch Zaktons Gesicht quälte sich ein unschönes Lächeln. „Sie wird es herausbekommen und dich lynchen."

    „Nicht, wenn du mich nicht verrätst. Ich liebe sie und will sie nicht verlieren. Kannst du das verstehen?"

    „Sicher, aber gehst du daran nicht kaputt?", fragte Zakton vorsichtig.

    „Werden wir sehen. Ich lasse sie in den Glauben, ich würde es nichts wissen. Immerhin bin ich selber schuld daran. Hätte ich mich nicht auf Gigxo eingelassen, wäre Elaine Raven nie begegnet."

    „Und ich Vollidiot schleppe ihn an."

    Rob grinste gequält. „Du hast es ja nur gut gemeint. Wer konnte schon ahnen, dass er sich in seine Kundin verguckt. Tausende von Hexenweibern und gerade Elaine verdreht ihm den Verstand."

    „Du hast es gleich gemerkt?"

    „Zakton, für wie dumm hältst du mich eigentlich? Er hat beim Tätowieren ständig seine Finger unter die Decke gesteckt und sie gestreichelt. Und beide dachten ernsthaft, ich seh das während des Stechens nicht. Aber verrate mir, was ich hätte machen sollen? Wegen Gigxo konnte ich Elaine nicht einmal mehr anfassen, geschweige denn etwas Anderes tun. Ohne ihr notwendiges Tattoo wäre ich durchgedreht. Und zu allem Überfluss wäre Elli ohne ihn zum Dämon oder sonst was mutiert."

    „Der wohl wichtigste Grund, warum du die beiden machen lässt?"

    „Ja."

    Zakton atmete hörbar ein. „Wann treffen wir Andrak und Flanora?"

    „Voraussichtlich am nächsten Hexenvollmond auf Dragonrock."

    Zakton sog die kühle Abendluft tief in seine Lungen. „Bis dahin ist dein pubertierender Sohn allemal wieder an deiner Seite."

    „Wollen wir es hoffen. Elaine dreht mir sonst doch noch durch."

    Wie aufs Stichwort kam die Dragotin aus der Hütte. Genau wie Rob zuvor, sah sie Zakton fragend an. „Und?"

    Selbst Robs Weib konnte er nicht lange in die Augen schauen, ohne daran zu denken, wie lange er schon wusste, wo Jason sich aufhielt und es keinem verraten hatte. „Rob gibt dir Auskunft. Kabula wartet." Zakton hob ab.

    Bevor er ihr Auskünfte über ihren gemeinsamen Sohn erteilen würde, setzte Rob sich auf den Tisch und sah Elaine in die Augen. „Liebst du mich eigentlich noch?"

    Elaine zog einen Mundwinkel nach oben, so dass in ihrer Wange ein Grübchen entstand. „Mal überlegen ... ich denke ja, ein wenig schon."

    Rob grinste. „Ja, so ähnlich geht es mir auch."

    Wo er sonst mit Liebesschwüren nicht so geizig war ... Elaines Augen verengten sich zu Sehschlitzen. „Ach ... du liebst mich nur noch ein wenig?"

    Samt schelmischen Lächeln beugte Rob sich vor. „Ja, ein wenig mehr als mein eigenes Leben."

    Elaine legte Rob ihre Arme in den Nacken und zog ihn an sich heran, doch er hielt sie vorerst etwas auf Abstand. „Schlafen die Mädchen schon?"

    „Tief und selig. Warum?"

    „Dann lass uns am Strand spazieren gehen", schlug Rob vor.

    „Ich dachte da eher an etwas Anderes."

    „Was könnte das wohl sein? Vielleicht ein geselliges Beisammensein mit unseren Nachbarn?"

    „Nein, ich will dich heute nicht mehr teilen", schmollte Elaine.

    Wie süß sie schmollen konnte, Rob näherte sich ihrem Mund. „So, dann verrate mir, was du mit mir vor hast."

    „Soll ich es dir nicht lieber zeigen?"

    Rob rutschte vom Tisch und nahm sie ganz in seine Arme. „Gerne", flüsterte er und küsste ihre Nasenspitze.

    „Dann folge mir zum Vulkan!"

    „Und ich berichte dir unterwegs, was Zakton bei Jason erreicht hat."

    Elaine wandte sich aus seinem Arm, fuhr ihre Flügel aus und hob ohne zu warten ab.

    Gegen sechs erwachte Jason schweißgebadet. Raika war ihm im Traum begegnet. „Warum ist sie gestorben?", murmelte er vor sich hin.

    Drag, der am Abend zuvor alles mitbekommen hatte, hob seinen Kopf vom Sofa. „Ruf doch ihre Seele."

    Eine reichlich mutige Aufforderung, Jason sah zu dem Albinohöllenhund rüber. „Die ist doch sicher schon längst im Reich der Seelen."

    „Nö, glaub ich nicht. Du guckst ständig diesen Hexenkanal und vielleicht stimmt da ja einiges."

    „Worauf willst du hinaus?"

    „Dass Seelen von werdenden Müttern meist nach der Geburt, wenn sie dabei sterben, bei ihren Kindern bleiben. So was wie ihr Schutzengel werden."

    „Hm … dann könnte ich auch ihre Gebeine wiederbeleben."

    „Japp." Drag streckte sich und öffnete die Tür, seine Blase meldete sich.

    Derweil schlurfte der Jungdragot ins Bad und wusch sich.

    Nach einem gemeinsamen Frühstück zog Jason seinen Mantel über und ging mit Drag vor die Tür. „Warum ist Charlyn immer noch in diesen blonden Affen verliebt und warum schielt Mama nach einem anderen Mann?" Jason fuhr seine Flügel aus und hob gemeinsam mit Drag ab.

    Zakton hatte alle wichtigen Glocken in Jasons Geist erklingen lassen, einschließlich der schlimmsten … Antron.

    Dragotan war durch die Tunnel schnell erreicht. Jason landete nicht, wie er anfangs plante, bei der Hütte seiner Familie, nein, sein Weg führte ihn direkt zum Friedhof. Da es auch hier früher Morgen war, begegnete er keiner fleischverpackten Seele. Langsam ging er die Gräber ab.

    Inzwischen döste Drag vor dem Tor, denn er durfte den Friedhof der Dragots nicht betreten.

    „Wen suchst der Friedenbringer?", fragte ihn eine heranschwebende Seele.

    „Raikas Gebeine."

    Die Seele streckte ihren Arm aus. „Sie ruht dort hinten."

    Jason atmete schwer ein und ging in die Richtung.

    Ihr Grab war schlicht und mit einem Herz versehen, das aus kleinen Steinchen geformt war. Jason hockte sich davor. „Es tut mir leid … ich war nicht für dich da."

    Wieder näherte sich die Seele.

    „Sollen wir sie für dich rufen, Friedenbringer?"

    Der Dragot sah auf und nickte.

    Drei Atemzüge später war Raika da und er bekam kein Wort heraus.

    Lange sahen sie sich nur an, bevor Jason den Mund aufmachte. „Warum hast du dich nicht heilgewandelt?"

    Raikas Seele sah ihn unglücklich an. „Ich bin im Schlaf verblutet und nicht wieder aufgewacht."

    „Soll ich dich zurückholen?"

    „Erst, wenn Antron wieder da ist. Ohne ihn bleibe ich die Schutzseele unserer Tochter."

    „Du weißt, was unsere Töchter waren oder besser sind?"

    „Ja, sie kamen zu mir, nachdem sie ihre Körper verlassen hatten."

    „Zakton behauptet, Antron würde noch leben. Falls das stimmt, dann werde ich ihn finden und euch vereinen."

    „Danke Jason!"

    „Es tut mir wahnsinnig leid, dass ich damals nicht schon mehr für dich getan habe."

    „Du musst auch dein eigenes Leben führen und kannst nicht immer für alle anderen da sein."

    „Sicher."

    Er sah über die anderen Gräber, bis sein Blick zum Tor glitt.

    Charlyn stand dort und kraulte Drag.

    Auch Raika sah in die gleiche Richtung. „Geh zu ihr. Sie hat dich so unendlich vermisst."

    Jason nickte Raikas Seele zu und machte sich auf den Weg.

    Er sah schon von Weitem, wie mächtig Charlyn gewachsen war. Sie müsste jetzt zwölf sein. Allerdings sah sie eher wie vierzehn oder fünfzehn aus.

    Ihre Blicke trafen sich. Charlyn ließ von Drag ab und drehte sich ihrem großen Bruder zu.

    Ihr Herz hüpfte vor Freude und Aufregung und ein süßes Lächeln verschönerte ihr schmales Gesicht. Sie kam ihm zögernd entgegen, glaubte nicht wirklich, er wäre real da. Doch dann wurde sie schneller und rannte in seine Arme. Jason fing sie auf und drehte sich mit ihr.

    „Meine kleine Schwester ... was hab ich dich vermisst."

    Charlyn drückte ihm einen Kuss auf die Wange und zog ihm gleich danach an den Ohren. „Sag nie wieder, ich wäre klein!"

    Jason grinste breit und drückte sie an sich.

    „Ich hab dich so vermisst."

    Er ließ sie runter und sah seiner Schwester in die feuchten Augen. „Fang jetzt bloß nicht an zu heulen."

    Charlyn zog ihre Nase hoch und wischte sich eine Träne weg. „Ich doch nicht! Was denkst du denn von mir? Ich bin doch kein kleines Mädchen mehr, das bei jeder Gelegenheit heult."

    Für einen Moment sah Jason sie schräg an und schüttelte den Kopf. „Würde ich niemals behaupten."

    Beide gingen mit Drag zum Strand und sie hatten ihn noch nicht ganz erreicht, da wusste Jason fast alles, was in den letzten drei Jahren passiert war. Charlyns Mund ging einfach nicht mehr zu, doch Jason genoss nach den drei Jahren ihr Plappermäulchen.

    Erst, als ihr spontan nichts Sinnvolles mehr einfallen wollte, begann sie zu schweigen, was sich merkwürdig auf Jasons Gemüt auswirkte. So kannte er Charlyn nicht, eigentlich stand ihr Mund nie still.

    „Was hast du?", fragte er sie nach einer ganzen Weile.

    „Du bleibst nicht, oder?", fragte sie leise.

    „Ich muss Antron finden. Dann sehen wir mal, was kommt."

    „Hast du noch Zeit, um mit mir bei Habea zu frühstücken?" Ihre Augen funkelten ihn hoffnungsvoll an.

    „Sicher, für mein großes Schwesterchen hab ich allemal Zeit zum Frühstücken. Aber warum bei Habea und nicht zu Hause?"

    „Weil Sabula und Shajan nerven", antwortete Charlyn knapp.

    „Wie können dich zwei kleine Nervensägen so von der Rolle bringen, dass du freiwillig das Feld räumst?"

    „Sag ich nicht", murmelte Charlyn leise.

    „Vielleicht, weil du verliebt bist und sie dich damit aufziehen?"

    Prompt lief Charlyn rosarot an. „Niemals! Ich doch nicht! Wer hat dir das verraten?"

    Jason ließ ihre Frage unbeantwortet. „Treffen wir ihn bei Habea?"

    Charlyn presste ihre Lippen aufeinander und senkte ihr Gesicht.

    Doch Jason hob ihr Kinn wieder an. „Sag schon!"

    „Möglich, wenn er nicht mit den anderen Jungs unterwegs ist."

    Weiter wollte er nicht bohren, Jasons Blick schweifte über die Sanddünen. „Sind damals eigentlich wieder Kinder von der Insel weggegangen?"

    „Nein, keiner wollte wieder weg. Sicher war ein ausschlaggebender Grund, dass Habea so lecker kochen kann und für jedes Kind wie eine Mutter ist."

    „Und um wie viel Kinder hat sie ihre eigene Familie vergrößert?"

    „Sie haben Jakan und Chabima, die beiden Zwillinge, von denen du ja noch wissen müsstest. Und in acht Monaten bekommt sie weiteren Nachwuchs. Eigentlich haben sie ja mit den ganzen Heimkindern schon eine Riesenfamilie."

    „Kommt Bolak darauf klar?", fragte Jason nachdenklich.

    „Ja, alles klappt prima."

    Vor ihnen tauchte die große Hütte auf und mit ihnen eine Gruppe größerer Jungdragots. Charlyn wurde langsamer.

    „Welcher?"

    „Der blonde mit dem Rücken zu uns."

    „Sieht auch von seiner Statur am besten aus. Hast einen guten Geschmack, lobte Jason seine kleine Schwester und überspielte damit seinen Beschützerinstinkt. Charlyn brauchte nicht wissen, was Zakton ihm schon verraten hatte. „Ist es immer noch dieser Kergan?

    „Ja, und wenn du etwas sagst, das mich blamiert, dann ziehe ich dir meine Krallen durchs Gesicht."

    Hui, Jason hielt Charlyn am Arm fest. „Was denkst du denn von mir?"

    „Jason, auch wenn du drei Jahre deinen Hintern nicht auf diese Insel gesetzt hast, ich kenne dich. Und ich nehme stark an, du bist eher frecher geworden."

    Wie recht sie doch hatte, keiner sollte es sich wagen, ihm jetzt noch über den Mund zu fahren, Jason schmunzelte und schielte wieder zu dem Dragot.

    „Wage dich nicht!", knurrte Charlyn.

    „Mal sehen, was sich machen lässt."

    Beide setzten ihren Weg fort.

    Kergan wurde angeschubst und sah sich um. Er wusste ja bereits, dass Jason der Bruder von Charlyn war und maß den beiden keinerlei Beachtung bei. Er drehte sich einfach wieder um.

    „Nett, dreht sich einfach wieder weg, murmelte Jason und sah Charlyn an, die abermals rosarot anlief. „Spiegelt dein Gesicht jetzt Frust, Verliebtheit oder Schüchternheit wieder?

    „Sei einfach still und lass uns in die Hütte gehen", grummelte sie leise.

    Aha, es war Frust …

    Ehe er noch mehr peinliche Fragen stellen würde, schob Charlyn ihren Bruder vor sich her, bis sie die Tür erreicht hatten. Abermals sah Jason sich um und grollte leise vor sich hin, denn dieser Möchtegern stierte seiner Schwester unverhohlt auf den Hintern.

    „Ich brechen ihm sämtliche Rippen!", knurrte Jason, weil der Penner nicht damit aufhörte.

    „Tust du nicht! Geh endlich rein!"

    „Nein, der starrt dir auf den Hintern! Kannst du nicht einen unförmigen Schneeanzug anziehen?"

    Wer hier gleich als erster platzen würde, war noch nicht sicher, Charlyn verdrehte genervt ihre Augen und öffnete die Tür.

    Wenn er schon nicht handgreiflich werden durfte ... Jason fixierte Kergan mit seinem finsteren Blick und erntete einen ebenso düsteren Augenaufschlag. „Fasst er dich an, bevor du nicht mindestens dreißig bist, dann kill ich ihn!"

    „Jason, sei still! Er kann dich hören!", zischte Charlyn.

    „Das sollte er auch!"

    Hui, im nächsten Atemzug fühlte Jason eine große Hand, die ihn im Nacken am Kragen packte, da verlor er auch schon den Bodenkontakt und zappelte in der Luft herum. Nett, welch eine Begrüßung, der Friedenbringer griente breit in Bolaks wütendes Gesicht. Obwohl Jason so viel an Muskelmasse zugelegt hatte, reichte er an Bolak noch lange nicht heran.

    „Standpauke?", fragte Jason leise, während er weiter grinste.

    „Ja sicher! Was denkst du denn? Meinst du, ich schüttel dir die Hand und sag, schön dich wieder zu sehen? ... und hör mit diesem breiten Grinsen auf!"

    „Ich freu mich aber dich zu sehen, und dass du mich vermisst hast, finde ich auch total toll und schnuckelig."

    „Das werde ich jetzt nicht zugeben! Aber eins verspreche ich dir, wenn du das noch mal machst, dann werde ich dich unmanierlich über mein Knie legen und dir den Hintern versohlen!"

    „Das würdest du deinem Blutsbruder antun?", fragte Jason lachend.

    Samt Friedenbringer, der weiterhin in der Luft baumelte, stapfte der riesige Dragot in seine hauseigene Kinderhölle ... ähm ... Kinderhütte. „Worauf du einen lassen kannst! Und jetzt setz dich und iss was! Habea hat Wildbraten gekocht und der lässt einen den Sabber im Mund zusammenlaufen."

    Nachdem Jason wieder Boden unter seinen Füßen fühlen konnte, fragte er mutig nach einem Stück Fleisch für Drag, der es vorgezogen hatte draußen zu warten. Just sowie kommentarlos eilte Bolak davon und kam mit einem halben Schwein, jedenfalls sah das Stück so groß aus, zurück und stiefelte an Jason vorbei.

    Im Türrahmen blieb Bolak stehen und wandte sich Jason zu. „Nimmt dein Höllenhund von Fremden etwas an?"

    „Frag ihn selber."

    Bolak drehte sich und Drag stand bereits mit Geifer, der auf den Boden tropfte, vor ihm.

    „Das riecht unglaublich lecker", brummte Drag und biss, bevor Bolak das Fleisch ablegen konnte, herzhaft hinein und zerrte darauf los.

    Bolak wusste nicht, was er machen oder denken sollte. Drag riss ihn mit dem festen Biss fast von den Beinen.

    „Lass los!", knurrte Drag zwischen seinen Zähnen, die sich ins Fleisch verbissen hatten, hindurch.

    „Wieso kann dein Höllenhund reden?", fragte Bolak und guckte verdattert in Jasons lachendes Gesicht.

    „Kann jeder Höllenhund, bloß die meisten geben sich nicht mit uns einfachem Volk ab."

    „Wir ... ein einfaches Volk?", wiederholte Bolak kopfschüttelnd.

    „Wollen wir jetzt darüber diskutieren, was Drag kann oder nicht? Dann muss ich aber vorher einen Bissen essen, denn das Thema ist nicht in einer Stunde vom Tisch und ich habe Hunger."

    „Ich auch", maulte Charlyn und zog Jason hinter sich her, bis sie an einem Tisch Platz nahmen.

    Habea hatte von der Küche aus zugehört und hexte den Männern einen riesigen Teller voller Köstlichkeiten vor die Nase und Charlyn bekam einen etwas kleineren Teller.

    „Wirst du armes, mageres Ding von dem Bisschen satt?", fragte Bolak Charlyn und schielte mitleidig auf ihren trotz allem voll beladenen Teller.

    „Mal sehen ... wenn’s nicht reicht, dann mops ich mir bei dir noch ein paar fette Happen", säuselte Charlyn und grinste Bolak dabei frech an.

    „Wie immer", konterte Bolak und begann zu essen.

    Nach einem längeren Spaziergang, der nach diesem köstlichen und üppigen Mahl dringen nötig war, trennte Charlyn sich von Jason und Bolak. Sie wollte nach ihrer Mutter sehen, die sicher mit den Nerven am Ende war, weil Sabula und Shajan in einem Alter waren, das höchste Konzentration verlange, damit keine der Drachenziegen Extremverstecken spielte.

    „Warst du schon bei Rob?"

    Jason ließ seinen Blick über das weite Meer gleiten. „Nein", antwortete er knapp.

    „Du hast Angst, dass er dir die Ohren lang hext?"

    „So in etwa ... Nein, eigentlich nicht. Ich wollte allein sein und er müsste eh durch das Konto, welches er mir eingerichtet hat, gewusst haben, dass es mir gut geht. Und er hat ja auch schon seine Zeit gehabt, wo keiner ihn sehen sollte."

    „Das geht wohl jedem Dragot so, wenn er seine Phasen hat, in denen er mit sich ins Reine kommen muss. Allerdings findet das meist ab Mitte zwanzig statt. Aber bei dir geht ja eh alles schneller. Bolak sah in den Himmel. „Wenn man vom Dragot spricht, dann kommt er auch schon, weil er wittert, dass man es tut.

    Jason folgte Bolaks Blick.

    „Soll ich noch bleiben oder das Weite suchen?"

    „Kannst du halten, wie du willst. Mir geht es sowieso vorrangig um Antron und Raika", gab Jason an.

    Rob landete vor ihnen.

    „Ich muss Antron finden und wieder mit Raika zusammenbringen", fügte Jason noch hinzu und wollte, dass Rob es mitbekam.

    Ohne zunächst auf seinen Sohn zu achten schaute Rob Bolak in die Augen. „So sehr ich eure Freundschaft respektiere, so sehr wünsche ich mir jetzt … Lass uns allein."

    Wortlos nickte Bolak dem Dragot zu und breitete seine Flügel aus.

    „Die erste Standpauke hat Bolak mir verpasst, bekomme ich jetzt die zweite von dir?", fragte Jason seinen Vater.

    „Nein, wozu? Ich wusste erstens, dir geht’s gut und zweitens ... hat das jeder von uns mal. Ich bin nur froh, dass wir uns nicht erst im Dämonenreich begegnet sind und du vorher den Weg auf unsere Insel gefunden hast."

    „Ich hatte mit dem Gedanken gespielt, später zu erscheinen", gab Jason zu.

    „Davon bin ich zunächst auch ausgegangen. Doch glücklicherweise bist du schneller schlauer geworden, als ich es in deinem Alter hätte nachvollziehen können."

    Wo nun alles Nebensächliche geklärt war ... wollte Jason nur noch eines wissen. „Unterhalten wir uns jetzt über alles und jeden oder gleich über die Suche nach Antron? Immerhin musste der arme Kerl über drei Jahre warten. Ich weiß auch nicht, was mich geritten hat, ihn solange zu vergessen."

    Dass Jason dieses Thema wortwörtlich unter den Nägeln brannte, konnte Rob verstehen, doch es war auch ziemlich heikel, denn bis zu Raikas Ableben wollte gar keiner seine Drachenschuppen für Antron riskieren. „Zumindest lebt er, wenn man Rillas Spähern Glauben schenken kann."

    Jason atmete schwer ein. „Ja, und in was für einer Verfassung?"

    „Dazu hat sie sich nicht geäußert. Aber sie leitet uns durch ihr Tor so ziemlich in den Bereich, in dem er zuletzt gesehen wurde."

    „Und der Seelenzerfetzer, der ihn verfolgt hat?"

    „Keine Ahnung. Sie will uns in ein paar Stunden im Grauwald treffen, dann werden wir bestimmt von ihr aufgeklärt."

    „Wie kommen wir dorthin?", fragte Jason seinen Vater.

    „Zakton öffnet ein Tor."

    „Wie lernt man das eigentlich?", hakte Jason nach.

    „Was? Das Tore öffnen?"

    Jason nickte.

    „Frag Zakton, ich habe darüber auch noch keine Ahnung."

    „Wer kommt alles mit?"

    „Bolak und Andrak haben sich angeboten. Zakton kommt eh mit und meine Wenigkeit."

    „Wie kommst du mittlerweile auf Andrak klar?"

    Das war ebenfalls ein haariges Thema. Rob setzte sich in den Sand. „Wir hatten eine sehr lange und ausgiebige Unterhaltung. Doch allein wegen der Sache an deinem elften Geburtstag bin ich noch hin- und hergerissen."

    „Das liegt jetzt aber schon fünf Jahre zurück", wandte Jason leise ein.

    „Jason, ohne Sabera hätten wir dich verloren."

    „Okay, ich lass dich damit in Ruh, denn das musst du mit dir ausmachen. Ich finde meinen Opa interessant und werde mich zu gegebener Zeit auch mit ihm unterhalten."

    „Mach das. Im Übrigen hat er mittlerweile vier Kinder. Famora hat nach ihrer ersten Tochter gleich Drillinge bekommen."

    Jason guckte seinen Vater mit großen Augen an. „Wow, Andrak ist aber fleißig gewesen."

    „Ja, er hat seit einem Jahr auch eine Hütte hier auf der Insel."

    „Das hat mein Schwesterchen schon erwähnt. Stimmt es, dass er den Job von Bilwer ins Auge gefasst hat?"

    „Ja, aber die hohen Dragots müssen noch darüber abstimmen. Charlyn und Bolak würden es befürworten."

    „Die magischen Voraussetzungen bringt er ja gleich mit."

    „Dem kann ich nicht widersprechen …"

    „Aber?", fragte Jason, weil er einen ablehnenden Unterton heraushörte.

    „Kein Aber ... doch! Bilwer ist und bleibt auf seine Art nicht zu ersetzen."

    Wo er recht hatte ... Jason schwieg, denn dieser Meinung waren sicher alle Dragots, die Bilwer kannten.

    „Würde er die Hütte am Vulkankrater übernehmen?"

    „Jason, denk nach … bei vier kleinen Kindern wird er vieles tun, aber sicher nicht an einem Krater leben."

    „Wie kann er dann Bilwers Posten übernehmen? Und wo ist seine derzeitige Hütte überhaupt?"

    „Noch steht nicht fest, ob er Bilwers Posten übernimmt. Seine Hütte ist in den tiefen Wiesen hinter den Plantagen. Willst du ihn besuchen? Er ist seit ein paar Tagen wieder da, damit seine hochschwangere Frau etwas Entlastung durch die anderen Dragotin bekommt."

    „Sie ist schon wieder schwanger?"

    „Ja, manchmal hab ich das Gefühl, Andrak will die letzten Jahrhunderte in ein Leben pressen und für jedes Leben ein Kind mit ihr zeugen."

    „Und wie steht’s bei Mama und dir?"

    „Hast du Sabula und Shajan schon gesehen? Wenn ja, dann frage ich mich, wie weit dein Grips reicht. Deine Mutter würde mich kochen oder eher gleich roh auffressen, wenn ich ihr momentan ein Kind ansetzen würde."

    „Warum sind die Zwillinge eigentlich so schwierig?"

    „Ich hab bei ihrer Zeugung drei Aufrüster getragen. Dementsprechend ist ihr Blut aufgerüstet und ich sehne den Tag herbei, an dem passende Kerle kommen und sich der Ladys annehmen."

    Das waren ja mal Neuigkeiten, Jasons Mund klappte auf und tonlos wieder zu, bis seine Synapsen fröhlich losfunkten. „Nee ... echt? Bei Charlyn macht du auf streng und würdest ihrer großen Liebe am liebsten den Kopf abschlagen und bei den zwei kleinen Drachenziegen suchst du schon nach Dragots?"

    „Du kennst die Teufelsladys eben nicht. Und Charlyn hat eine Bestimmung. Sie soll uns führen, das klappt nur mit den richtigen Dragot."

    „Ist Kergan das nicht?"

    „Ich kenne seine Absichten ihr gegenüber nicht."

    „Dann solltest du mit ihm reden."

    Sprachlos schaute Rob seinen Sohn an. „Stimmt", murmelte er.

    Jason schwieg ebenso. Zu ersten Mal machte er sich Vorwürfe, weil er sich nicht um seine Familie gekümmert hatte. Auch wegen Antron plagten ihn erdrückende Gewissensbisse.

    „Ihr sitzt da, wie zwei Trauerdrachen, denen man das Maruffel geklaut hat. Los, hoch mit euren Hintern. Andrak und Bolak warten beim Tempel. Rilla hat sich bei mir gemeldet, wir sollen jetzt und sofort kommen. Antron wurde wieder gesichtet." Zakton streckte seine Hände aus und zog beide gleichzeitig auf ihre Beine.

    „Dann wollen wir mal." Jason stapfte entschlossen voran.

    „Und, wie kommst du mit deinem Sohn zurecht?", fragte Zakton, als Jason außer Hörweite war.

    Rob sah seinem Jungen hinterher. „Er ist sehr erwachsen geworden. Die Zeit in seinem Wald hat ihn unglaublich reifen lassen."

    „Und doch steht seine Entscheidung noch aus. Ich habe seinen Widerstand nie so hart gefühlt wie an dem Tag, als ich in seiner Hütte saß."

    „Is mir auch aufgefallen, er blockt, lässt keinen richtig an sich ran. Warten wir es ab und behalten ihn im Auge."

    Zakton äugte nicht glücklich aus der Lederwäsche. „Die Seherseelen sagen, er steht noch vor seiner Entscheidung ... und sie sagen, es wird in den kommenden Tagen so weit sein."

    Über diese Auskunft war Rob alles andere als begeistert. Den Seherseelen etwas abzuringen, was die Zukunft barg, war eine schwierige Sache, doch wenn sie selber von sich aus etwas preisgaben, dann würde es unumstößlich auf sie zukommen.

    Andrak begrüßte Jason, reichte ihm die Hand und hielt sie kurz fest. „Junge, was bist du groß geworden! Fast hätte ich dich nicht wiedererkannt. Schön, dass du wieder da bist. Famora möchte dich sehr gerne kennenlernen, um dir dann in den Hintern zu treten!"

    „Wetten, es geht um die Kinderschar, die du um euch aufbaust?"

    „Wette schon gewonnen! Sie will dir aber wirklich mal in die Augen sehen. Denn immerhin hast du dafür gesorgt, dass ich mir meiner wieder bewusstwurde. Und das war schon lange vorher ihr Ziel bei mir gewesen."

    Jason grinste. „Ja, ja, ich weiß, ich bin immer an allem schuld. Dabei sah er zu Zakton rüber, der ihm prompt mit gehobener Faust und ebenso breit grinsend zudrohte. „Sag ich doch!, frotzelte Jason mit einem leichten Lächeln im Mundwinkel.

    Zakton sah zu Bolak rüber. „Hat Habea Futter in deinen Sack gesteckt?"

    Bolak schielte auf den Sack vor seinen Beinen, der zum Bersten voll war. „Ja, sie hat Angst, wir könnten verhungern. Ich habe den Fehler gemacht, ihr zu erzählen, dass ich euch Stümpern einen Futtersack von Elaine mitbringen musste, damit ihr euch nicht gegenseitig anknabbert."

    Zakton stöhnte auf und machte Rilla nach, die ihm damals ins Bein gehackt hat. Alle lachten.

    „Ich hätte allerdings nicht erwähnen sollen, dass wir mit fünf Dragots unterwegs sind. Die Lebensmittel im Sack sind auf Minigröße geschrumpft."

    Nun bekamen alle große Augen, denn der Sack war gut einen Meter groß und wog bestimmt einen Zentner.

    „Wie lange wollen wir uns denn im Dämonenreich aufhalten?", fragte Jason unsicher.

    Abermals äugte Bolak auf den Sack und dann zu Jason. „So, wie Habea gepackt hat, kommen wir sicher ein Jahr über die Runden."

    „Wollen oder müssen wir so lange nach Antron suchen?", war Jasons nächste Frage.

    „Rilla bringt uns so dicht an Antron ran, dass wir ihn innerhalb von wenigen Stunden finden müssten, beantwortete Zakton Jasons Frage. „Aber ich weise darauf hin, dass wir nicht außer Acht lassen sollten, wie viele verschiedene Ebenen es gibt, in die wir uns schneller, als uns lieb ist, verirren könnten, fügte der Friedhofswächter hinzu und sein Blick traf auf Rob.

    „Stimmt, ist vielleicht doch gut, wenn wir genügend Proviant haben. Begleitet Rilla uns?"

    Zakton zuckte mit seinen Schultern. „Falls ja, dann möchte ich den Sack gerne tragen!"

    Rob lachte schallend auf und kassierte sich dafür von Zakton einen Tritt in seinen Hintern.

    Andrak neigte seinen Kopf an Jasons Ohr. „Das wird bestimmt ein interessanter Ausflug."

    Jason nickte und musste über Zaktons schrägen Gesichtsausdruck lachen.

    „Hört auf zu lachen! Ich mag Rilla und sie mag es … mich anzuknabbern."

    Alle grölten.

    Zakton grinste ebenso, denn das hatte er bezweckt. Jason sollte sehen, dass die gute Seite der bessere Weg für seine bevorstehende Entscheidung wäre. Allerdings vergaß er den Chaoseffekt, der immer dann zur Stelle war, wenn man ihn am wenigsten brauchte.

    Nachdem alle sich soweit beruhigt hatten, öffneten Zakton ein Tor in den Grauwald.

    Wie abgesprochen liefen sie der Waldfürstin - dank ihrer Späher - nach wenigen Minuten in die Arme. Sie fackelte nicht lange und hexte die gesamte Gruppe in ihre Erdwohnung.

    Skyla saß am Tisch in der Küche. Jason ging auf sie zu und stoppte unvermittelt. „Was ist mit ihr?", fragte er Rilla.

    „Sie steckt in einer tiefen Lernphase und ich hab sie erstarren lassen, damit du sie nicht ablenkst."

    „Das ist scheiße!", maulte Jason und strich Skyla liebevoll über die Wange.

    „Ob es dir nun passt oder nicht, ich werde sie nicht erwecken! Sie steckt zu tief in Trance, und wenn ich sie da jetzt raushole, dann kannst du ein weiteres Jahr auf sie verzichten!"

    „Trotzdem scheiße!", muckte Jason grimmig gegen.

    „Okay Friedenbringer, ich weck sie … nur für dich!", murrte Rilla und hob ihre Hand.

    Der Wille war da, das reichte ihm, Jason lenkte ein. „Lass es! Ich hab sie wenigstens gesehen und es geht ihr gut."

    „Kommst du mit?", fragte Rob Rilla.

    „Nein, Toraper begleitet euch, bis Antron in Sichtweite ist, dann muss er schon allein wegen der vergangenen Vorkommnisse umkehren. Die Dämies wollen ihn einen überbraten. Und ihr könnt euch glücklich schätzen, dass er sich überhaupt wegen einem von euch dahin traut."

    „Könnte der Irrater von den Seelenzerfetzer damals vernichtet worden sein?", hakte Zakton nach.

    „War er nicht. Aber ich hab meine Späher kundschaften lassen und der Seelenzerfetzer sowie sein Irrater sind aus der Welt. Ihr braucht euren Antron nur einsammeln und gut."

    Zakton und Rob atmeten auf, doch Jason beobachtete sehr wohl, dass Rilla sich bedeckt hielt und ihnen etwas verschwieg.

    „Wo ist das Problem?", fragte er Rilla unvermittelt.

    Die Walddämonie sah Jason an und ihr Gesicht sprach Bände. „Seelenjäger der übelsten Sorte!", platzte es aus ihr heraus.

    „Wo ist der Unterschied zu den Seelenzerfetzern?", wollte Jason wissen.

    „Das ist nicht mit zwei Worten erklärt." Rilla setzte sich in ihren Schaukelstuhl und alle nahmen Platz.

    „Jahrhunderte lang waren sie nur in den tiefsten Dämonenreichen, doch seit Bergar am Ruder ist, hat er offenbar ein Abkommen mit den Seelenjägern geschlossen. Wie und warum weiß ich noch nicht, aber ich bleibe dran. Eigentlich jagen die Seelenjäger nur Seelen, die einer neuen Bestimmung zugefügt werden sollen. Doch seit ein paar Jahren treiben sie sich in allen magischen Tiefwelten herum. Irgendwas oder irgendwer hat sie durch die Tore gelotst. Und sie folgen einem, der die Oberhand über ihnen hat. Jaxul heißt der Knabe und er jagt alle Seelen, die vor seinen Gleiter kommen. Dadurch, dass sie durch die Tore konnten, bringt ein neues Risiko mit sich. Sie können durch eigene Tore überallhin, wo sie schon mal waren und ..., Rilla brach ab und wandte sich Jason direkt zu. „Friedenbringer, ich will nichts verlangen, was unmöglich ist, aber gebiete ihnen Einhalt! Seelenjäger sind das Schlimmste, was diesem Planeten in all seinen Zonen widerfahren kann. Sie können innerhalb von Stunden eine Kleinstadt ausrotten und es bleiben nur tote Hüllen zurück. Sie machen keinen Unterschied zwischen Jung und Alt oder Mann und Frau. Drei von ihnen sind in Dollag eingefallen und sie haben die angrenzenden Irraterfelder gleich mit geleert. Nicht, dass ich um die Dämonen traure, doch was zu viel ist, ist zu viel!

    „Wie kommt man gegen die an?", fragte Andrak.

    „Überhaupt nicht! Die Berichte reichen so weit, dass die, die ihnen gegenüberstanden, es nicht überlebt haben. Die Jäger sehen ihrer Beute in die Augen und entziehen ihnen im selben Augenblick die Seelen. Es gibt keine Überlebenden, die ihnen begegnet sind. Sie brauchen ihre Beute nicht bekämpfen wie die Seelenzerfetzer es tun, sie ziehen die Seelen einfach und das macht es so gefährlich."

    „Macht es dann überhaupt noch Sinn, einen Fuß ins Dämonenreich zu setzen?, fragte Bolak in die Runde und fügte hinzu: „Antron könnte so einem schon zum Opfer gefallen sein.

    Rilla schüttelte ihren Kopf. „Ist er aber nicht. Das Grenzgebiet, wo er gesichtet wurde ... dort waren noch keine Seelenjäger."

    „Aber sie können jederzeit dort einfallen?", fragte Andrak.

    Rilla nickte widerwillig.

    Bolak neigte sich vor. „Wie sieht es mit Drags aus, könnten wir sie damit außer Gefecht setzen?"

    „Kann ich nicht sagen. Wir haben da keine Anhaltspunkte. Einige Dämonen haben sie aus der Ferne mit Schlafsteinen beworfen, doch sie sind schneller durch ihre Tore verschwunden, bevor auch nur ein Stein sie treffen konnte."

    Alle blickten nach dieser Auskunft zu Jason.

    „Auch, wenn deine Hilfe als Friedenbringer dringend erforderlich wäre und ich mich mit meiner folgenden Frage mir selbst im Wege stehen werde, weil diese Mörder aus allen Reichen verschwinden müssten … Ist Antron das wert?", fragte Rilla Jason nachdrücklich.

    „Weiß ich nicht. Aber ich weiß, ich habe Raikas Seele versprochen, ihn zurück zu holen und ich habe bisher nie ein Versprechen gebrochen."

    Rob lächelte seinen Sohn an und erhob sich. „Dann lasst uns aufbrechen!"

    Rilla brauchte keine Bestätigung … der Friedenbringer sah die brennende Gefahr nicht, in die er sich begeben würde …

    Der Drachenbengel und seine blauäugigen Begleiter mussten nochmals angeschubst werden, die Dämonenfürstin konnte diese überheblichen Drachensäcke nicht unvorbereitet in ihren Untergang fliegen lassen. Rilla startete einen letzten Versuch, um Jason zu stoppen. „Du kannst keinen Körper wiederbeleben, wenn die Seele von einem Seelenjäger eingesammelt wurde!"

    Jason nickte ihr zu. „Ich weiß, antwortete er leise, folgte dem Beispiel seines Vaters und stand auf. „Wo ist Toraper?

    „Hier! Toraper hatte alles gehört und blieb im Türrahmen zu Rillas Wohnzimmer stehen. „Folgt mir.

    „Wartet!", rief Rilla aus.

    Alle drehten sich ihr zu.

    „Es geht das Gerücht um, dass sie Flügel haben und euch sehr ähnlich sind."

    „Ich kenne keinen Dragot, der Seelen jagt ... und ich kenne fast alle. Selbst die Darkdragots jagen niemanden mehr und sind nur mit ihrem Krieg gegen die Drachen beschäftigt", wandte Andrak ein.

    „Mag sein, aber die Neuigkeiten gehen so weit, dass die Wesen solche Kräfte haben sollen wie der Dragot, der im Grauwald ausgeflippt ist." Rilla sah zu Zakton rüber.

    „Das ist hart", murmelte der Friedhofswächter und schaute in die Runde.

    „Dann sollten wir uns beeilen!", sagte Bolak und schob Jason hinter Toraper her.

    Bereits im Vorfeld hatte Jason Drag, bis auf Abruf bei seiner Schwester auf Dragotan gelassen, was ihm nun als sehr sinnvoll erschien. Er wusste ja nicht, welche Kräfte Höllenhunde gegenüber Dämonen hatten.

    Die Suche nach Antron

    Im Dämonenreich war alles trügerisch still.

    „Alle haben sich vor den Jägern verzogen und teilweise sind sie unterwegs, um ihre Irrater an neuen unzugänglicheren Stellen zu verstecken. Jeder ist sich selbst der nächste", erklärte Toraper auf die fragenden Gesichter.

    „Das kann doch nicht Bergars Ziel gewesen sein", stellte Zakton fest und sah sich um. Sie waren in der Nähe einer Stadt gelandet.

    Toraper blieb kurz auf der Anhöhe vor der Stadt stehen. „Ich gehe davon aus, er hat die Macht der Seelenjäger unterschätzt und weiß jetzt nicht mehr, was er machen soll. Ehrlich, selbst Bergar kann mit seinem eigenen Volk nicht einen solch grausamen Plan gehabt …"

    „Wo soll Antron sein?", unterbrach Jason Toraper, weil es ihn momentan nicht interessierte, was Bergar - den er überhaupt nicht kannte, für Probleme hatte.

    Tja, wenn er gewusst hätte, dass Skyla schon auf seinen Speiseplan, nein, bereits auf seinem Esstisch gelegen hatte und das auch noch unbekleidet. Wo und wie er sie berührt hat … Jason würde rücksichtslos und augenblicklich Antrons Problem nach hinten verschieben, Berger jagen und in atomare Kleinteile zerfetzen …

    „Er soll sich in der Stadt verstecken. Ist an sich nicht schwer ihn dort zu finden, aber jetzt ist ja alles anders. Und in der Stadt gibt es derzeit viele aktivierte Zonenzugänge, die in andere Dämonenebenen führen. Kann jederzeit passieren, dass sich einer von uns allein in eine anderen Ebene verirrt."

    „Kommen dann die scheiß Ängste und der dazugehörige Fantasietraum?", fragte Rob.

    „Ja. Aber ich bleibe, bis ihr den Kerl habt."

    Bolak wandte sich Toraper zu. „Und was bietet uns das für Vorteile?"

    „Ich bin ein Halbdämon und trage Springergene durch meinen Vater im Blut. Ich kann riechen, wo sich ein Nichtdämon rumtreibt, und dann fange ich jeden von euch wieder ein. Allerdings altert ihr dementsprechend. Die Stadt Lamu ist bekannt dafür, dass sie auch einige Tausendtore hat."

    Wieder so ein Ding, das ihm unbekannt war, Jason schaute Toraper fragend an. „Was sind Tausendtore?"

    Toraper erklärte es allen und erntete dafür kritische Blicke, denn keiner wollte um tausend Jahre altern.

    „Wie kommen wir eigentlich zurück?", fragte Jason nach einer Weile, als sie kurz vor der Stadtgrenze angekommen waren.

    „Ich öffne ein Tor", antwortete Zakton.

    „Überhaupt nicht empfehlenswert!", bemerkte Toraper energisch.

    „Warum nicht?", fragte der Friedhofswächter nach.

    „Sollte ein Jäger in der Nähe sein, kann er vielleicht das Tor nutzen, um es sich zu eigen zu machen und dann können sie auch in eure Welt."

    „Okay, verstanden und wie kommen wir dann zurück?", fragte Jason nochmals.

    „Nur durch den Grauwald. Ihr müsst dahin zurück und von dort aus ein Tor öffnen. Der Grauwald schließt Tore restlos sowie ohne Spuren."

    Bolak hielt die Gruppe an. „Wie suchen wir in der Stadt? Teilen wir auf oder suchen wir im Teams?"

    „Allerhöchstens zwei Gruppen. Ich möchte nichts riskieren. Ich kann zwar springen, aber ich mache es nicht gerne. Und es könnte Wochen dauern, bis ich euch alle wieder zusammen hab."

    Diese Entscheidung befürworteten alle, keiner wollte durch ein Zeittor verschwinden.

    Bevor sie die Stadt betraten, verteilte Bolak die Vorräte, jeder bekam einen gleichen Anteil. Alle hexten sich Rucksäcke her, die

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