Entdecken Sie Millionen von E-Books, Hörbüchern und vieles mehr mit einer kostenlosen Testversion

Nur $11.99/Monat nach der Testphase. Jederzeit kündbar.

Jason M. Dragonblood - Teil 5: Acht Drachentöter und vier Dragaufrüster
Jason M. Dragonblood - Teil 5: Acht Drachentöter und vier Dragaufrüster
Jason M. Dragonblood - Teil 5: Acht Drachentöter und vier Dragaufrüster
eBook710 Seiten9 Stunden

Jason M. Dragonblood - Teil 5: Acht Drachentöter und vier Dragaufrüster

Bewertung: 0 von 5 Sternen

()

Vorschau lesen

Über dieses E-Book

Der Gedanke daran, mal eine ruhige Kugel zu schieben ...

Jason sah am Horizont, wie sich ein Schloss von allein aus dem Boden erschuf, ... damit war Dragotan um eine Attraktion reicher.

Schloss ... von wegen, bei näherer Betrachtung und einiger klärender Worte des Drachengottes Zolmer, war es wohl eher seine persönliche Folterkammer!

Acht Gegner, die ihm nun, nach Axas Abflug, endlich in den Boden stampfen wollten und es wahrscheinlich auch schaffen würden ...

Ob die vier Aufrüster da gegenhalten konnten, war mehr als fraglich.

Ohnedies musste er diese Dragaufrüster erst mal in den Zonentoren seiner Folterkammer finden. Natürlich nicht ohne die absonderliche Grundvorausetzung  ... keinerlei Hexerei bei der Suche zu verwenden.

Mal ehrlich, dieser Friedenbringer-Job ging Jason schon ziemlich auf den Keks. Konnte diesen Mist kein anderer übernehmen?

Und Skyla war mal wieder unauffindbar ...

Der erste grausame Stolperstein auf seinem Weg ... seine Mutter rang mit dem Tod, denn Leonards Dämonenblut in ihr wollte eine Wandlung zum Dämon in Gang setzen.

Wo das noch enden würde, ... wussten nur die drei Drachengöttinnen und die bohrten zurzeit lieber in ihren kleinen Drachennasen, als Jason behilflich zu sein. 

SpracheDeutsch
HerausgeberBookRix
Erscheinungsdatum26. Okt. 2017
ISBN9783743837911
Jason M. Dragonblood - Teil 5: Acht Drachentöter und vier Dragaufrüster

Ähnlich wie Jason M. Dragonblood - Teil 5

Titel in dieser Serie (4)

Mehr anzeigen

Ähnliche E-Books

Kinder für Sie

Mehr anzeigen

Ähnliche Artikel

Rezensionen für Jason M. Dragonblood - Teil 5

Bewertung: 0 von 5 Sternen
0 Bewertungen

0 Bewertungen0 Rezensionen

Wie hat es Ihnen gefallen?

Zum Bewerten, tippen

Die Rezension muss mindestens 10 Wörter umfassen

    Buchvorschau

    Jason M. Dragonblood - Teil 5 - Revenge Angel

    Ein Palast für den Friedenbringer

    Ein eisiger Griff umklammerte seit vielen Tagen sein Herz.

    Sehnsüchtig sah Jason über dem weiten Meer den Wolken hinterher, die so arglos davonzogen ... ohne ihn mitzunehmen.

    Tief unter ihm schlug die Gischt an die kahlen steilen Felsen. Seine weißen Drachenschuppen richteten sich durch den kühlen Wind von hinten leicht auf. Der Windzug zerrte an seinen Flügeln.

    Seit einer Woche war Skyla weg ... nur einen Abschiedsbrief hatte sie zurückgelassen …

    Mein geliebter Jason,

    verzeih mir, aber ich musste gehen! Ich konnte es dir nicht ins Gesicht sagen, denn du hättest mich nicht gehen lassen. Leider kann ich dir nicht sagen, wo ich bin, denn du würdest mich suchen. Mir wurde eine Hexenlehre angeboten, die ich annahm.

    Unsere Beziehung ist so ehrlich, wie nichts auf dieser Welt, doch wir sind zu jung. Sicher will ich mich mein ganzes Leben an deiner Seite sehen, doch es ist zu früh. Die Entscheidung fiel mir nicht leicht, vielleicht kann ich es auch nicht verhindern, dir Signale zu schicken.

    Um überhaupt die nächsten vier Jahre zu überstehen, werde ich mich in meine Lehre stürzen und jede Hexerei in mich aufsaugen. Mach dir keine Sorgen. Ich bin bei Hexen, die sehr gut auf mich achten werden. Such bitte nicht nach mir! Oh Jason, du fehlst mir jetzt schon unendlich ...

    Ich liebe dich!‘

    Deine Skyla

    Sein Herzschlag hatte für einige Schläge ausgesetzt, als er den Brief vor zwei Wochen auf dem Tisch liegen sah. Er wusste sofort … sie war weg, fühlte er doch ihre Nähe nicht mehr.

    Bleiern lagen seine Knochen auf den blanken Felsen. Tausendmal hatte Jason den Brief von ihr gelesen. Wieso konnte sie nicht bei ihm bleiben? 

    Die Abendsonne senkte sich über dem weiten Horizont, färbt die dicken Wolken hinter den Felsen gelbbraun ein. Und das Grau des Himmels drückte auf sein Seelentief. Der kalte Wind wurde stärker, ließ seine Flügelhäute bläulich schimmern.

    Seitdem Jason ihre Nachricht zum ersten Mal gelesen hatte, lebte er als Drache zurückgezogen in den kahlen Bergen von Dragotan. All seine Lieben waren hier, nur ‚sie‘ nicht und mit ihr flog seine Hoffnung und sein Mut von der Insel.

    Monate hatte er nach ihr gerufen. Monate gehofft, sie würde ihn findet. Monate lang dem Tod ins Auge gesehen. Warum war sie nun wieder gegangen? 

    Visionen, die ihn heimsuchten, blockte er konstant ab … alles war bedeutungslos. Sein Blick wanderte traurig an der Küste nach rechts entlang. Die Sehnsucht zerfraß ihn innerlich. Immer wieder spielte er mit dem Gedanken einen Seelenschrei zu entfesseln, doch sie war freiwillig gegangen - und er war nicht in Gefahr.

    Die steilen Felsformationen dort rechts verschwammen vor seinen Augen. Tränen füllten seine Augen, er wischte sie fort. Eine Illusion? Ein verschwimmendes Trugbild - die Felsen wandelten sich vor seinem Blick. Erneut rieb er seine Augen.

    Nein, es war keine Illusion!

    Auf den steilen Felsenstücken, die oberhalb des Wassers nicht mit der Insel verbunden waren, ging etwas vor. Mitten auf den breiten mittleren Felsen formte sich ein Gebilde in den Himmel, schaffte Verbindungen zu den umliegenden steilen Klippen. Nur zur Insel bildete sich keine Brücke. Jason richtete sich langsam auf. Er suchte den Himmel nach Drachen oder Dragots ab, aber es war niemand in Sicht.

    Woher kam die Kraft, die dort etwas erschuf?

    Zum ersten Mal seit diesen zwei Wochen, ließ seine Sehnsucht nach. Seine natürliche Neugier war geweckt. Zögernd erhob er sich. Er konnte sandfarbene Türme erkennen, die alle eine Verbindung mit einem sehr schlanken Schloss eingingen. Vielleicht waren es Brücken, möglicherweise auch geschlossene Wände, das konnte er von hier nicht ausmachen. Zögernd schlug er seine abgekühlten steifen Flügel aus, musste das Blut in ihnen vorantreiben.

    Eigentlich passierte hier auf der Insel nichts, das Bilwer entging, doch auch weiterhin war keine Seele in Sicht. Jason streckte seine kalten, steifen Knochen aus, er fühlte wie sich sein Blut aufheizte. Sein Flügelschlag wurde fester.

    Über dem Hauptgebäude flimmerte die Luft rötlich. Jason breitete seine Flügel vollends aus, hob ab und flog an der Steilküste über dem Meer seinem Ziel entgegen.

    Auf halber Strecke verließ ihn die Energie, seinen Flügelschlag konstant kraftvoll auszuführen. Die ganze Woche hatte er kaum etwas zu sich genommen, was sich jetzt in seiner vollen Drachenwandlung bemerkbar machte. Er musste landen.

    Um überhaupt noch einen Meter voran zu kommen, wandelte er sich zum Dragot und ging zu Fuß weiter.

    Am Wegesrand wuchsen einigen Stäuchern, die leckere Beeren an sich trugen. Jason pflückte ein paar und schob sie sich, während er weiterging, einzeln in den Mund.

    Die Früchte waren schnell verputzt, doch die seltsamen Türme sowie das Hauptschloss kamen im Verhältnis nicht wirklich näher. Wenn er also auf seinem Weg nicht eines armseligen Hungertodes sterben wollte, musste er wieder fliegen. Ohne sein Drachengewicht käme er hoffentlich schneller voran, Jason hob erneut ab. 

    Endlich landete er auf den Steilklippen vor dem Hauptschloss. Unschlüssig suchte Jason abermals den Himmel und die Umgebung ab. Natürlich rechnete er immer noch damit, dass Bilwer aufkreuzen würde. Doch der Himmel blieb, bis auf die Wolken, leer. Gut, wenn er erst später mehr über das Erscheinen dieses seltsamen Gebäudes erfahren würde, dann konnte er es sich jetzt auch genauer ansehen. Sein Blick wanderte zu dem großen Torbogen des Hauptschlosses. Es war schlicht und doch so groß, dass er mühelos als Drache hindurch fliegen könnte, ohne seine Flügel komplett einfahren zu müssen.

    So aus der Nähe betrachtet, war jetzt auch klar zu erkennen … acht Verbindungsbrücken führten zu den dazugehörigen Türmen auf den einzelnen Klippenstücken.

    Bisher gab es keine Brücke, die ihn direkt hinüberlaufen ließ, aber das änderte sich gerade, denn vor ihm bildete sich ein Übergang ... Stein für Stein.

    Mal sehen, ob ihm seine Fantasie doch einen Streich spielte und er gleich in den Abgrund stürzen würde ... Jason setzte vorsichtig einen Fuß auf die Hauptbrücken. Tja, die Brücke war echt ... oder er träumte den wildesten aller Träume. 

    Von seiner Neugier gepackt, saugte Jason alle Einzelheiten mit seinen Augen auf. Jeder der acht Übergange war aus einem anderen Material gefertigt - jedenfalls sah es so aus. Auch waren einige geschlossen, andere Überdacht und doch offen, und ein paar waren frei. Eine der Brücken war sogar so gebaut, dass es weder ein Geländer noch sonst eine Stütze gab, die vor einem Absturz schützte.

    Ebenso waren die Türme verschieden gebaut, manche roh und klobig, manche altertümlich, doch alle hatten einen gleichen Blickfang … der Jason nicht entging. Alle trugen ein Dach, das spitz zulief und in der Breite weit über jeden Turm hinaus ragte. Auch hatten alle Türme nur wenige Fenster. Das Hauptschloss kam wieder in sein Blickfeld ... und irgendwie überkam Jason das Gefühl nicht mehr allein zu sein.

    Zögernd schaute er im Wechsel von den einzelnen Türmen zum Schloss. Sollte er es wagen ein Gebäude zu betreten, das vor einer Stunde noch nicht hier stand?

    Damals nach der Entstehung des Tempels waren innerhalb einer kurzen Zeitspanne beinahe alle Dragots anwesend. Hier stand er allein da.

    Aus seinem Augenwinkel blitzte etwas Weißes im Torbogen auf. Jason schaute genauer hin, doch es war wohl nur eine Lichtspiegelung.

    Der Platz vor dem Tor wäre auch ausreichend, um darauf als ausgewachsener Drache zu landen. Wofür war dann die Hauptbrücke überhaupt entstanden?

    Wieder blitzte etwas auf und ein Drachenkopf lugte aus dem Tor. Über Jasons Gesicht breitete sich ein Grinsen aus. Es war Zolmer, der Himmelsdrache.

    Damals hatte Jason ihn über seine drei Töchter kennengelernt. Bei Zolmer hatte er seine Dragdaan-Ausbildung beendet.

    Jason hob ab, landete vor den Bogen. „Was verschafft mir die Ehre deines Besuches?"

    Zolmer lächelte Jason breit an. „Es mangelt wie immer an deiner Erziehung."

    Natürlich wusste Jason sofort, was der weiße Drache meinte und korrigierte sich. „Seit gegrüßt, Zolmer."

    „Sei gegrüßt, Jason. Komm herein, ich führe dich durch deinen Palast." Zolmer machte eine einladende Geste, doch Jason zog seine Brauen zusammen.

    „Meinen Palast?", fragte er überrascht.

    Zolmer ignorierte seine Frage und schritt ins Innere des schmalen Schlosses. Jason folgte ihm. 

    Nach ein paar Stufen hatte Zolmer den Hauptraum erreicht und blieb in der Mitte stehen, drehte sich zu Jason um. „Warum verdrängst du deine Visionen? Skyla ist in Sicherheit. Sie hat sich für ihre Ausbildung entschieden, ehe sie an deiner Seite leben wird. Also füge dich deinem Schicksal."

    Unvermittelt richtete Zolmer seine Zeigekralle auf die Körpermitte des jungen Dragots aus, ebenso abrupt drehte sich Jasons Magen und ein Krampf schüttelte ihn durch.

    „Ich verdränge nichts. Ich lasse es nur nicht zu!", knurrte Jason und unterdrückte eine aufkeimende Vision, die Zolmer in ihm aktiviert hatte, während er sich gleichzeitig krümmte.

    „Das bringt dich aber nicht weiter."

    „Ach ... und wer sagt, dass ich weiter will?"

    „Oh, du brauchst einen Grund? Deine kleine Freundin geht ihren vorbestimmten Weg und du bläst Trübsal. Ist das dein Ziel?"

    „Ich habe monatelang auf sie gewartet und dann blieb sie nur drei Wochen."

    Zolmer atmete schwer ein und zog seine Kralle zurück. „Und das empfindest du natürlich als ungerecht."

    Jason richtete sich auf, schaute Zolmer missmutig an, bis dieser seine Vermutung bestätigt sah. „Jason, ich weiß, dein geistiger Horizont ist noch nicht offen genug, um zu erkennen, was vorrangig ist. Und doch musst du dein egoistisches Getue ablegen."

    „Wozu? Habe ich noch nicht genug durchgemacht?"

    „Manche Leben verlaufen ereignislos - manche sind dazu bestimmt, das Weltgeschehen mit dem darin bestehenden Leben zu retten."

    „Und ich gehe davon aus, dass ich zu den Letzteren gehöre", kommentierte Jason.

    Zolmer nickte und ein breites Schmunzeln legte sich um sein Maul.

    „Und wenn ich einfach nicht mehr will? Wer will mich zu meinem Schicksal zwingen?"

    Zolmer antwortete nicht, er schob Jason in die Mitte des Raumes.

    Warum auch immer … Jason starrte auf den Boden.

    Unter seinen Füßen war ein Pentagramm in den Marmorstein eingearbeitet. Zwischen den Spitzen des Pentagramms waren Bilder zu sehen. Jason erkannte einen Bogen mit Pfeilen. Auf der nächsten Abbildung war ein Drachenfläschchen, in dem eine leuchtende Flüssigkeit war. Das dritte Bild zeigte eine weißblaue Drachenschuppe. Auf dem vierten war eine schwarze Drachenkralle, die Jason von irgendwoher kannte …

    Schlagartig fielen ihm die Zusammenhänge ein. Damals auf dem Schiff nach Dragonrock schmiss ihm einer der Drachen diese Kralle ins Rettungsboot. Und als er sie unter seine Zunge gelegt hatte, nahmen die Schmerzen seiner Wandlung ab.

    Der junge Dragot blickte zu Zolmer hoch und wieder auf das letzte Bild, es zeigte sich unscharf und doch glaubte Jason einen jugendlichen Drachenwandler in einem Mantel zu erkennen.

    „Das Bild stellt dich da. In einem Jahr ist es schon lange Vergangenheit."

    Jason hörte zwar, was Zolmer sagte, sah sich aber kommentarlos weiter um.

    Von dem Fleck aus - auf dem er stand - gingen zehn Türen ab, wobei er den Ausgang wieder abzog, also neun.

    Jeder Durchgang führte zu einem der Türme. „Ich habe von draußen nur acht Türme gezählt", stellte er mehr für sich selber fest.

    „Der neunte Turm erscheint erst, wenn du die acht anderen Angelegenheiten geregelt hast."

    Nun sah Jason Zolmer fest an. „Acht Angelegenheiten? Kannst du mir das genauer erklären?"

    „Nein, das ist allein deine Angelegenheit. Aber ich kann dir sagen, im neunten Turm werden deine Ängste und Sorgen warten. Sobald du diese bezwingst, nimmt dein Schicksal seinen Lauf."

    Jasons Augen funkelten. „Und wenn ich keinen der Türme betrete?"

    Das Lächeln um Zolmers Maul erstarb. „Du kannst die Zeit nicht anhalten", brummte er Jason zu und fixierte ihn.

    Ob er wollte oder nicht, stand nicht zur Debatte, Jason brach unter seinem durchdringenden Blick zusammen und landete auf seinen Knien. Seine Nase begann zu bluten. Jede Faser seines Körpers weigerte sich gegen die aufkommende Vision, er wollte nicht, nein!

    Die Vision drückte ihn zu Boden.

    „NEIN, ICH WILL NICHT! MACH, DASS ES AUFHÖRT!" Jason wollte sich aufrichten, doch die Bilder vor ihm zwangen ihn stillzuhalten.

    „Füge dich!", flüsterte Zolmer.

    Jason jagten, angesichts der Bilder vor seinem inneren Auge, etliche Schauer über den Rücken. Immer wieder schrie er zwischen den grauenhaften Bildern. Das Blut rann aus seiner Nase, bis die Vision ausklang. Erschöpft kauerte er sich auf dem kalten Marmorboden zusammen.

    Zolmer reichte ihm ein schwarzes Tuch, das nach Jasmin duftete. „Wisch dir das Blut damit aus deinem Gesicht."

    Jason kniete sich hin, rieb sein Blut weg. „Ich kann doch eh nicht ändern, was geschehen wird. Wozu die Visionen?"

    Zolmer atmete geräuschvoll ein und prustete seinen schwefeligen Atem in Jasons Gesicht. Jason hielt seinem stinkendem Atem stand, sah den Drachen verächtlich an. „Ich kann sein Blut nicht aus ihren Adern filtern. Und wenn sie nicht mehr da ist, dann kannst du mich vergessen!", knurrte Jason böse.

    „Warum hast du deine Visionen? Warum bist du ein Seher?", fragte Zolmer seelenruhig.

    „Was weiß ich?", grollte Jason.

    „Hat dir das Jahr der Beherrschung deinen Kopf gelöscht? Denk nach!"

    Jason stand auf und kratzte sich über die Schläfen. „Die Zukunft ist nicht unabdingbar."

    Zolmer nickte. „Richtig, und was heißt das für dich?"

    „Ich kann sie ändern und abwenden?"

    „Richtig!"

    Jason drückte das schwarze Tuch zwischen seinen Händen. „Und wie soll ich das machen? Es geschieht in wenigen Stunden!"

    „Weiß ich nicht, das ist deine Aufgabe", antwortete Zolmer mit einem Drachenseufzer.

    „Aber du wusstest es, sonst hättest du mir doch das Schloss hier nicht gebaut, um mich abzulenken und auf meinen Weg zu bringen."

    Zolmer lächelte weise. „Das Schloss wäre so oder so in wenigen Tagen erschienen. Ich habe es nur ein wenig beschleunigt, da ich ein aufkeimendes Knurren in meinem Magen verspürte."

    Jetzt wusste Jason gar nicht mehr, was er denken sollte und sagte das erste, was ihm in den Kopf schoss. „Und wenn du nur Hunger hattest?"

    Nett, dieser kleine unwissende Drachenscheißer, Zolmer grinste belustigt. „Junger Mann, das Essen gehört schon seit unzähligen Jahrtausenden nicht mehr zu meinem Dasein. Nein, ich muss mich korrigieren, ich habe nie Nahrungsmittel zu mir genommen. Brauche ich ja auch nicht."

    „Das wusste ich nicht, entschuldige."

    „Wofür entschuldigst du dich? Treffe lieber eine Entscheidung, sonst stirbt ihre Hexenkraft und sie verwandelte sich in einen Dämon."

    „Sie stirbt nicht wirklich? Sie wandelte sich in einen Dämon?"

    Irritiert schaute Zolmer Jason an. „Ist diese Wandlung nicht so schlimm, und ihr wie Dasein als Dämon wäre dir recht? Nur sterben dürfte sie nicht?"

    „Ist es meine Bestimmung ihr Leben zu retten?"

    Zolmer zog seine Brauen zusammen. „Jason, hör auf! Ich hätte warten können, aber dann hätte ich nur noch schwieriger zu dir gefunden. Tu, was du für richtig hältst. Wir sehen uns wieder, wenn du die acht Angelegenheiten bewältigt hast." Zolmer öffnete ein Tor in seine Dimension und machte sich behände auf den Weg.

    „Warte!, rief Jason ihm hinterher. „Muss ich da allein durch?

    „Nein, die acht Angelegenheiten musst du nicht allein bewältigen. Aber egal, wen du mitreisen lässt, keiner von euch darf hexen oder andere überirdische Kräfte anwenden. Auch wandeln ist strengstens untersagt!"

    Hätte er das nicht schon vorher sagen können? Jasons Augen weiteten sich. „WIE SOLLTE ICH DAS SCHAFFEN?", brüllte er, doch Zolmer hörte schon gar nichts mehr zu, denn das Tor schloss sich bereits.

    Wie ein begossener Pudel stand Jason da und starrte auf den Fleck, wo Zolmer verschwand.

    „Und nun?", murmelte er und knetete das superweiche Tuch wieder.

    Zum ersten Mal sah er sich den schwarzen Lappen genauer an, entknüllte ihn und hielt das Stoffstück hoch.

    Eine tiefrote pentagrammähnliche Abbildung war darin eingebrannt. Jason zählte aber nur vier spitz zulaufende Enden.

    Und egal wie lange er es in seinen Händen rieb, das Gewebe gab sein Blut nicht mehr her. Eigentlich war es viel zu dünn, um Blut aufzusaugen. Jason hielt es unter seine Nase, es roch auch nicht nach Blut. Nur der Duft, den er schon zuvor wahrnahm hafte an ihm. Jason schnüffelte genauer, meinte den Geruch einer Blumenwiese zu erkennen. Er atmete den Duft tief ein, wickelte es danach an seinen Oberarm und verknotete es. Entnervt von den vielen Visionen, die ihn heimgesucht hatte, strich er fahrig mit seinen Händen durch sein Haar. „Der verdammte Pony nervt!"

    Sobald sich die Gelegenheit bot, würde er sich eine neue Frisur zulegen. Gedankenverloren drehte Jason sich in der Mitte des Raumes und blieb vor dem neunten Durchgang stehen. Wie von selbst setzten sich seine Füße in Bewegung.

    Erneut bekam Jason Magenschmerzen und einen Schweißausbruch, aber er ging unverdrossen auf die Brücke zu.

    Kurz bevor er die Überführung erreichte, fiel mit einem lauten Scheppern ein eisernes Gitter davor herunter …

    … und hinter ihm kreischte etwas.

    Jason fuhr herum und erblickte seine Töchter, die wie irre schreiend im Kreis rannten.

    Was es auslöste, ob es ihre Schreie waren oder hier eh etwas Neues entstehen sollte, wusste Jason nicht, aber in ihrer Mitte schob sich ein schwarzer Marmoraltar aus dem Boden. An jeder Ecke des Opfertisches drehten sich zwei gewundene Säulen aus dem Boden, die ebenso schwarz waren und bis zur Decke reichten.

    Jetzt blieben die Drachenmädchen stehen und sahen zu Jason. Der kam dazu und blieb vor dem Marmorblock stehen. Seine Finger streiften über das warme Gestein. Ähnlich, wie sein Hexenbesen auf seine Berührung mit einem Farbspiel seine Gefühle widerspiegelte, reagierte auch der Marmor unter seinen Fingern. Jason schaute über den Altar zu seinen Töchtern, die nebeneinander saßen und auf irgendwas zu warten schienen.

    „Und nun?", fragte Jason die Mädchen und wanderte ihre Augen ab.

    Kaja setzte sich in Bewegung und ging rechts an Altar vorbei. Suja links und Elja sprang mit einem Satz mitten auf den Marmorblock.

    „Weihe ihn!" Sprachen alle drei wie aus einem Mund, was Jason unfreiwillig in einen Trancezustand gleiten ließ.

    Unfähig es selber zu steuern, führte Jason seine Hände flach zusammen und hielt beide Daumen unter sein Kinn. Elja sprintete von dem Altar. Jason begann in einer Sprache zu sprechen, die er nie gehört, noch deren Sinn er erahnen konnte.

    Aus den vier Säulen des Altars entströmte eine Hitzewelle, die den Stein anheizte. Irgendwie wurde der Marmor flüssig, verformte sich zu einem rohen unbearbeiteten Steinblock und erstarrte wieder. Jason legte seine Hände auf den glühenden Stein und dieser erkaltete.

    „Wakur mento", flüsterte Jason und der Altar war geweiht.

    Die Drachenmädchen trennten die geistige Hochverbindung zu ihrem Vater und lächelten ihn an. „Wir schützen deinen Palast und werden unser Leben für seine Unberührtheit geben. Niemand, den du nicht einlädst, darf ihn betreten, dafür sorgen wir", bekundete Kaja ehrfürchtig.

    „Ist es so wichtig, dass niemand hierher kommt?", fragte Jason neugierig.

    „Ja, dieser Palast ist ein Haupttor zu acht Welten, die niemand außer dir betreten darf", antwortete Elja ehrfürchtig.

    „Und die Person, die ich einlade!", fügte Jason hinzu, worauf Elja heftig nickte.

    „Die Einladung gilt aber nur solange, bis du sie widerrufst oder die eingeladene Person dieses Schloss verlässt", gab Suja an.

    Jason tippte sich an die Wange. „Auch Charlyn darf als Herrscherin hier nicht ohne meine Zustimmung rein?"

    Suja sprang an seine Brust. „Nur wir dürfen ohne deine Einladung hier sein."

    Jason nahm Suja in den Arm und sie wandelte sich dabei zur kleinen Dragotin. „Unsere primäre Aufgabe ist, die allmächtigen Tore vor unbefugtem Zugang zu schützen. Auch du darfst in der ersten Phase nur die vier Tore durchschreiten, die deinem Geist angepasst sind." Kaum hatte sie ausgesprochen, wozu sie hier waren, rannten Elja und Kaja auf einige Tore zu und versiegeln vier von ihnen. Jason schaute ihnen dabei zu.

    „Davon hat Zolmer aber nichts gesagt."

    Suja wandte sich in seinen Armen und schaute ihn liebevoll an. „Zolmer kennt deine Kräfte, weiß wie stark du bist ... doch wir wissen es besser. Du musst mit vier leichten Aufgaben beginnen, dann gelingen dir die anderen schneller. Was für deinen Zukunft sicherer ist und besser vorbereitet."

    „Hat es was mit den hohen Acht zu tun?"

    Nun schwieg Suja, auch die beiden anderen sagten keinen Mucksen mehr.

    „Ich hatte eine Vision, als ich Axa auf ihren Planeten geschickt habe."

    Die Mädchen kicherten. Ja, Jason hatte so seine eigene Art, Axa in die Wüste zu schicken.

    „Visionen sind sehr wichtig und du wirst deinen Weg gehen", bemerkte Suja und sprang aus seinem Arm.

    Alle drei setzten sich vor Jason und neigten ihre Köpfe.

    Nur Elja sah ihm direkt in die Seele. „Nun hilf. Ihr Blut musste gereinigt werden."

    „Schaff ich das?"

    Seine Töchter neigten ihre Köpfe.

    Rapide fiel sein Blutdruck ab und mit ihm erkalteten seine Hände. „Heißt das … nein?"

    Kaja verzog betrübt ihr Drachenmäulchen. „Es liegt in deiner Hand und in deiner Entscheidung. Du kannst sie solange nicht wiederbeleben, wie sein Blut in ihr ist. Wenn sie sterben sollte, dann wird sie zum Dämon ... ohne Wiederkehr."

    Da alle ihn irgendwie vermittelt hatten, dass die Zeit drängte, wandte Jason sich dem Ausgang zu und drehte sich kurz vor ihm um. „Schlaft ihr hier auch?"

    Alle drei nickten.

    „Sollte ich euch Vorräte bringen oder erledigt ihr das selber?"

    „Kümmre dich um deinen Weg, wir regeln alles andere allein."

    „Mein Vater wird durchdrehen, wenn sie es nicht schafft."

    Die Mädchen nickten bedrückt und kehrten zum Altar zurück. Elja drehte sich ein letztes Mal zu Jason um. ‚Er ist schon jetzt ratlos und am Ende.‘

    Kampf der vier Blute

    Gute zehn Mal musste Rob sich mit Elaine im Arm heilwandeln, bevor sich ihr Brustkorb wieder regelmäßig hob und senkte.

    Ihre Atmung wurde nun mit jeder Wandlung ruhiger. Ihre Innereien fanden zu ihrem Ursprung zurück, heilten. Elaine schlug die Augen halb auf. „Rob", flüsterte sie kaum hörbar.

    „Ist gleich wieder gut. Ruh dich aus." Rob entzog sich ihr und setzte sich auf die Bettkante.

    Irgendwas lief hier extrem aus dem Ruder, er legte seine Hände auf sein Gesicht, begann lautlos zu weinen.

    Elaine versuchte sich aufzurichten, aber sie war viel zu schwach, fiel zurück. Doch sie musste ihn berühren, streckte ihre Hand aus und legte sie auf sein Bein. „Sein Blut kämpft gegen deines. Wenn er gewinnt musst du mich töten", flüsterte sie leise.

    Sicher, er hatte jedes Wort gehört und auch verstanden … Rob drehte sich ihr zu. „Was redest du da?"

    „In mir kämpft ein irrsinniger Blutkrieg. Bete, das deines siegt."

    Während er ihre Wange streichelte, irrten seine Gedanken umher. „Ich hole Jason!"

    „Nein, er darf mich nicht zurückholen, es geht nicht. Leonard hat mit seinem Blut meinen Körper verseucht. Ich kann nicht wiederbelebt werden."

    Es musste doch eine Lösung geben, Rob nahm ihre Hand und hielt sie an sein Gesicht. „Du kannst mich nicht allein lassen. Wenn du stirbst, folge ich dir!"

    „Denk an unsere Kinder. Sie haben es nicht verdient, allein gelassen zu werden. Wer soll ihnen denn beibringen, was in dieser Welt richtig und was falsch ist?"

    „Ich bleibe nicht, wenn du gehst!"

    Auch wenn es sie unendlich viel Kraft kostete, Elaine atmete tief ein. „Es beginnt. Mein Blut beginnt sich zu erhitzen. Ich liebe dich!"

    Alles brach über ihm zusammen, Rob wollte sie an sich ziehen, doch ihr Körper war zu energielos, hing schlaff in seinen Armen. Nun spürte er ihre sich verändernde Körperwärme, die stetig anstieg. Wenn ihre Hexenkörpertemperatur über 47° Grad anstieg, würden ihre inneren Organe versagen und sich auflösen.

    Rob streichelte über Elaines Wange, die glühte, als ob verbrennen würde. „Schatz bitte, geh nicht", flüsterte er verzweifelt und hexte ein kühles, feuchtes Tuch auf ihre Stirn.

    Dass diese Hexerei in ihrem Blut nicht heilen würde wie eine normale Grippe, wusste er, denn auch nach mehreren Heilvereinigungen half es ihr nicht. Abermals überschlugen sich seine Gedanken. Hat sie womöglich Recht? Setzte sich Leonards Blut zur Wehr? War es möglich, dass die Blute der beiden Dragots miteinander rangen, bis eines die Oberhand bekam?

    Vielleicht hatte er es durch sein Blut erst in Gang gesetzt?

    Vielleicht besaß Leonards Blut aber auch eine zeitliche Aktivierungsfrist, die nun ihren Nullpunkt erreicht hatte?

    Vielleicht beschwor dieser Drachensack es aber auch gerade …

    Voller Frust und Wut lief Rob Kreise vor dem Bett. Hilflos sah er sich in der Hütte um.

    Charlyn konnte auch vieles bewegen, sie war bei Raika.

    Während Jasons Seelenschrei hatte Charlyn Skyla auch gewaltig geholfen! Er musste handeln … Rob hechtete in seine Hose und rannte hinaus.

    Es war mitten in der Nacht, doch Charlyn stand heulend im Mondlicht vor Raikas Hütte. Rob blieb abrupt einen Meter vor ihr stehen. Sie schüttelte ihren kleinen Kopf. Schweigend sahen sich die beiden an. Unbändige Ohnmacht schüttelte seinen schmerzenden Körper, ein Urschrei kroch in seiner Kehle hoch und der Boden der Insel erbebte unter seinem Drachenschrei.

    In dem Moment landete Jason neben der Hütte und stürmte hinein. Charlyn sah, wie ihr Bruder in der Tür verschwand und zeigte auf die Behausung ihrer Eltern … Rob rannte hinterher.

    Kaum in der Hütte, sah Rob, wie Jason etwas in das Ohr seiner Mutter sprach.

    „Jason, was sollen wir machen? Ich weiß nicht mehr weiter, hilf ihr!"

    Als ob er aus einem anderen Grund gekommen wäre, Jason sah Rob unzufrieden an und trat vom Bett zurück. „Mir ist klar, nur ich kann sie retten, aber ich weiß nicht wie!", schnauzte er seinen Vater an.

    „Du bist fähig ihr Leben zu retten und weißt nicht wie?" Rob sackte am Tisch zusammen.

    „Ja, ich darf sie nicht wiederbeleben. Über den Rest hab ich keine Ahnung."

    Robs Gesicht verzerrte sich zu einer Fratze. „Dann streng dich an!", knurrte er.

    Jason fixierte seinen Vater mit einem Blick, der jedem das Blut in seinen Adern gefrieren ließ. „Deine Kommentare sind nicht hilfreich. Wir müssen erst einmal dafür sorgen, dass ihre Körpertemperatur nicht weiter ansteigt, aber wie?"

    Zumindest kam wieder etwas Logik zurück, Rob hatte sich gefangen und stellte sich neben seinen Sohn. „Ich könnte mit ihr zum Eissee fliegen, ihren Körper dort hineinlegen und die Temperatur senken."

    Das wäre keine sinnvolle Handlung, Jason schüttelte den Kopf. „Dann erfriert sie uns! Nein, es muss eine bessere Lösung geben."

    Ein Name tauchte vor Jasons innerlichem Auge auf, Sabera.

    Jason legte seine Hände in den Nacken und schob sie auf seinen Hinterkopf. Er schloss die Augen.

    „Was machst du da?"

    „Unterbreche mich bitte nicht! Ich rufe Sabera."

    Erneut konzentrierte Jason sich und Sabera erschien vor seinen Augen - zumindest eine geistige Erscheinung von ihr.

    „Hallo Jason. Wie geht es dir?"

    Jason begrüßte sie kurz und schilderte ihr grob die Umstände.

    „Es tut mir leid! Ich darf nicht mehr ins zeitliche Geschehen eingreifen. Für die Dauer von fünf Hexperioden ist es mir untersagt."

    „Das brauchst du auch nicht unbedingt. Ich wäre schon für einen Rat dankbar."

    „Dann frag mich."

    „Wie halte ich die Körpertemperatur meiner Mutter konstant unter 40° Grad, bis ich eine Lösung gefunden habe, ihr das Blut von Leonard zu entziehen."

    „Erst mal musst du einen Platz finden, an dem ein konstant kühle Luftzufuhr herrscht und dort muss sie in ein Hexenbad. Diese Art von Bädern halten, wenn es von Nöten ist, jahrelang ihre Temperatur. Zweitens bekämpfe ihr Blut bitte unter keinen Umständen mit dem Blut von einem anderen Dragot. Das würde die Sache um ein vielfaches verschlimmern, wenn nicht sogar zum Tode führen. Leonard ist ein Halbdämon, deren Blut verträgt sich nicht in solch einer Kombination."

    Jason schaute zu seinem Vater, der das Gespräch aufmerksam verfolgte hatte und nun die Augen schloss. „Sie hat mich gebissen und mein Blut getrunken. Sein Blick verfinsterte sich. „ELLI WIRD STERBEN! Rob sprang auf und rannte aus der Hütte.

    „Jason, hol ihn zurück! Ich musste die Verbindung wieder abbrechen. Ruf mich, wenn ich dir mit einem Rat weiterhelfen kann."

    „Warte Sabera! Wo finde ich so einen Ort, der für meine Mutter gut wäre?"

    „Überall dort, wo du Hexen findest."

    „Was, wenn wir nicht rechtzeitig ankommen?"

    Sabera senkte ihre Augen und verblasste.

    „Scheiße!" Jason stürmte seinen Vater hinterher und fand ihn unter dem Wasserfall.

    „Komm, wir müssen in meinen Palast."

    „Zum Strand?", wollte Rob wissen.

    „Nein. Und warum stehst du hier überhaupt im Wasserfall?"

    „Ich kühle mein Blut runter, um dann ihren Körper abzukühlen."

    „Gute Idee."

    Die beiden sahen synchron zu Charlyn, die immer noch traurig vor der Hütte stand. Es brach Jason das Herz … „Hol du Mama. Ich rede kurz mit Charlyn."

    Mit schweren Schritten kam Jason seiner Schwester entgegen. Sie fielen sich in die Arme.

    „Ich wollte dir doch sagen, wir brauchen dich, aber ich habe dich nicht gefunden", schluchzte Charlyn.

    „Es ist meine Schuld. Ich habe nur noch an Skyla gedacht und war so verletzt darüber, dass sie einfach gegangen ist."

    Charlyn sah ihrem Bruder in die Augen. „Hilf Mama! Papa schafft es ohne nicht sie. Er wird uns wie sie verlassen. Sie sind seelenverwandt, wenn Mama stirbt, dann stirbt er innerlich auch."

    Beide wussten, dass sie gerade die nackte Wahrheit ausgesprochen hatte … Jason schaute auf seine Schwester runter. „Ich kann dir nichts versprechen."

    „Ich weiß, aber mach dein Möglichstes."

    „Werde ich! Jason drückte seine Schwester noch einmal und löste sich aus ihrem klammernden Griff. „Pass mit Raika zusammen auf die Zwillinge auf. Meine Töchter kommen momentan nicht zu euch, sie folgen ihrer Bestimmung.

    „Ich weiß. Komm gesund zurück."

    Jason streichelte über ihr Haar und wartete, bis sie die Tür hinter sich geschlossen hatte.

    „Jason, komm." Rob stand mit Elaine auf seinen Armen vor der kleinen Brücke.

    Sofort hob Jason vor Rob ab und wartete in der Luft, bis er ihm folgte.

    Beide erreichten das Schloss in wenigen Augenblicken. Rob flog ihm hinterher, ohne auf den Weg zu achten. Umso erstaunter war er, als das Schloss in seinen Blick fiel.

    Jason landete vor dem Tor, Rob neben ihm. „Ich lade dich und Mama hiermit ein, meinen Palast zu betreten!"

    „Ist das hier nötig, so wie bei den Hütten?"

    „Wenn man das überhaupt vergleichen kann, dann ja."

    Sie betraten den Hauptsaal.

    „Wo sind wir hier?" Rob nahm alle Eindrücke in sich auf.

    „Ich gehe stark davon aus, dass dieses neue Bauwerk, welches Zolmer höchstpersönlich aus dem Boden gestampft hat, zu meiner persönlichen Folterkammer wird oder bereits ist. Von hier aus soll ich acht Angelegenheiten erledigen. Doch Mama hat Vorrang vor allem. Leg sie bitte auf dem Altar ab."

    Umgehend reagierte der schwarze Marmor auf Elaines glühenden Leib. Der Altar verformte sich und bildete leichte Vertiefungen, um ihren Körper an den Druckpunkten zu entlasten. Und es ging noch weiter, der Stein handelte, wo Handlungsbedarf erforderlich war, zwischen Körper und Stein stiegen Kälteschwaben auf.

    Rob traute diesem seltsamen Altar nicht und fühlte ihn ab … er war kalt. Exakt das, was Elaine benötigte, damit ihre extreme Körpertemperatur abfallen konnte. „Wie geht das? Keiner von uns beiden hat gehext."

    „Fragen dieser Art kann ich dir nicht beantworten, denn der Palast steht erst seit heute da und ich bin noch nicht dazu gekommen, alles zu testen. Sein wir einfach froh, der Altar ist uns gut gestimmt."

    Rob nickte.

    Jason setzte sich auf eine der steinernen Bänke, die neben jedem Durchgang standen.

    „Suja, Kaja, Elja kommt ihr mal zu mir?"

    Die drei kleinen Dragotin stellten sich vor ihren Vater, während Rob nicht von Elaines Seite wich. „Ich kann mir denken, dass ihr mir auch nicht sagen dürft, was ich tun muss, um meiner Mutter zu helfen. Aber ich bitte euch darum, mir wenigstens einen Ratschlag oder einen Tipp zu geben. Wir haben nämlich ein größeres Problem als nötig. Mama hat Papas Blut getrunken und ich nehme stark an, ihr drei wisst, was das heißt. Mir fehlt die Zeit zum Nachdenken. Sie wird sterben."

    Die Mädchen steckten ihre Köpfe zusammen und tuschelten in einer Sprache, die mehr nach Lauten als nach Sprache klang.

    Es machte auf Jason den Eindruck, Elja wäre gewillt zu helfen, denn sie schaute immer wieder bekümmert zum Altar. Doch allen Anscheins konterten Suja und Kaja dagegen. Sie fauchten sich immer schärfer an.

    „Doch, er muss es lernen, nur so kann er es anwenden", knurrte Elja Suja an, nun in einer Sprache, die Jason verstand.

    „Wir können aber nicht so lange ihren Zustand hier dulden. Sie hat Dämonenblut in sich. Ihre Aura verunreinigt die Durchgänge!"

    Jason erhob sich, umwanderte die streitenden Mädchen und blieb hinter Elja stehen. „Ich werde mir das Leben nehmen, wenn ihr mir nicht sagte, was hilf!"

    In seiner Stimmlage schwang eindeutig die blanke Drohung mit, es wirklich in die Tat umsetzen, darin bestand kein Zweifel!

    Entsetzt sahen ihn seine Töchter an und Jason setzte noch einen drauf! „Wirklich … ich habe das ganze Rätselraten satt! Wenn ich von euch keinen Vorschlag höre, sehe ich in meinem weiteren Dasein keinen Sinn. Eure verfluchten Spielchen mit mir, könnt ihr dann ja mit einem anderen durchziehen." Jason rannte aus dem Palast.

    „Halte ihn auf! Wir achten auf Elaine!", schrien die Dragotin Rob zu und der sprintete augenblicklich seinem Sohn hinterher.

    Jason war in der Luft, er orientierte sich und flog rasend schnell los. Rob ahnte anhand seiner Flugrichtung, wohin Jason flog.

    Und er behielt Recht.

    Die Wut in seinem Bauch war schier grenzenlos, Jason landete vor den Friedhof und rannte auf den Platz in der Mitte. Zu allem bereit fiel Jason auf die Knie und breitete seine Arme aus.

    Gerade als er losschreien wollte, legte sich von hinten eine Hand auf seinen Mund. Rob hockte hinter ihm. Er würde nicht zulassen, dass Jason seine Seele herausschrie.

    Erst als Jason sich beruhigte, nahm er seine Hand weg.

    „Ich bin deiner Meinung, aber ein nutzlosen Heldentod stirbst du hier nicht!"

    Jason sah zu Rob auf, der ihn gequält anlächelte. „Sie wissen alles, kennen jeden Trick hier durch zu kommen. Warum helfen sie uns nicht? Elja würde ja, aber die beiden wettern nur gegen sie. Ist es denn so sehr von Bedeutung, dass ich mir den Kopf zermartere, um meiner Mutter das Leben zu retten? Wo doch alles anscheint schon zu spät ist, und sie nur darüber nachdenken oder verhandeln, wie wir reagieren."

    „Junge, ich weiß nicht, was die Mädchen wollen. Ich wusste ja bis eben nicht, dass du eine persönliche Folterkammer hast. Doch offenbar halten die jungen Damen sehr viel von dir, wenn sie dir zutrauen die Acht zu besiegen."

    „Was weißt du darüber?", fragte Jason ihn irritiert.

    „Du redest von einer Folterkammer mit acht Angelegenheiten, die du erledigen sollst. Nicht, dass du mich jetzt falsch verstehst, ich hänge sehr an deiner Mutter und würde ihren Tod nicht ertragen, noch akzeptieren, aber du musst zurückgehen."

    „Warum?"

    „Die Legende der Acht ist grausam und sie werden kommen, um den zu töten, der der Nachfahre des Maskenbauers ist. Ihre Kraft soll in den Jahrhunderten immens gestiegen sein. Jason, du bist der direkte Nachfahre, sie werden kommen und dich töten wollen."

    „Ist mir egal, und wenn es so ist, dann nehme ich ihnen die Arbeit gleich hier ab."

    Sicher konnte er diese Entscheidung nachvollziehen … Rob legte seine Hände auf Jasons Schultern. „Das kannst und darfst du nicht! Wenn der Nachfahre stirbt, bevor die Acht ihn zur Strecke gebracht haben, dann schicken sie die acht Hexengeißeln in die Zonen."

    „Davon bekomme ich dann ja zum Glück nichts mehr mit."

    „Nein, du nicht. Aber jedes weibliche Hexenkind und jede Hexe stirbt. Nur die Hexer blieben am Leben. In jeder Zone wird es nur noch männliche Wesen geben. Selbst die Menschenheit wird nicht verschont bleiben. Nie wieder Kinder, nie wieder Frauen. Und das ist nur eine der Plagen, die auch unter uns Dragots wüten wird!"

    Für den Moment war er abgelenkt, Jason zeigte seinem Vater einen Vogel. „Das geht doch gar nicht!"

    Robs Miene blieb ernst.

    „Aber warum muss ich das alles in die Waage bringen? Äh, ich bin erst lausige zwölf Jahre alt und sollte schon wieder die Welt erretten, es kotzt mich an!"

    „Nein ... du sorgst für den Fortbestand aller Rassen."

    „Mir liegt jetzt ein unanständiger Kommentar auf der Zunge, aber ich schluck ihn lieber runter."

    „Warum? Flüstere ihn mir zu."

    Jason tat es und Rob sah ihn erstaunt an. „Junge, du bist ganz schön frühreif. Aber jetzt brauche ich deine Entscheidung. Ich will Elli nicht weiter allein lassen, das verstehst du doch?"

    „Sicher, wir müssen unseren Grips für Mama verbiegen. Sie muss überleben!"

    Rob zog Jason auf die Beine, beide hoben ab, sie durften keine Zeit mehr vergeuden.

    Alle drei Dragotin standen um Elaine herum, als die beiden eintrafen.

    Während Rob sich an Elaines Seite stellte und ihre glühende Hand hielt, blieb Jason vor dem Altar stehen. „Und habt ihr euch entschieden? Helft ihr oder lasst ihr uns auflaufen?"

    Elja lächelte ihn innig an. „Du musst in die Lehre zu Drag Ham. Er bringt dir das Ziehen mit deiner Seele bei. Doch du musst es im Eiltempo lernen. Leider kann Elaine nicht hier blieben, du hast ja sicher mitbekommen, sie bewirkt hier ein schlechtes Klima. Kämpfendes Dämonenblut lockte Feinde aus dem Tor an. Sie muss auch von der Insel runter. So leid es uns auch tut, verzeih uns!"

    Kaja übernahm den zweiten Teil. „Bring deine Mutter an einen Ort, wo eine Klinik steht. Dort werden Kühlbetten stehen."

    Jason sah zu seinem Vater rüber, der nickte ihm zu. Beide wussten, wo sie hinfliegen würden, Dragonrock.

    Die Insel war rehabilitiert, seit Axa mit ihren dunklen Hexen den Planeten verlassen hatte. Auch das Hotelschloss war Bergar, dem ehemaligen Dämonenfürst, wieder entrissen worden.

    Nur die Harmwächter hatten, laut Ariums Aussage, ihre Probleme alle Tore für die Reisenden wieder zu öffnen.

    „Wo werde ich auf diesen Drag Ham treffen?", wollte Jason von Suja wissen.

    „Du triffst ihn bei deiner baldigen Rückkehr hier an. Er wird dich morgen Abend hier empfangen."

    „Ich dachte außer uns Vieren darf ‚ohne meine Einladung‘ keiner den Palast betreten?"

    Elja stellte sich neben Jason und nahm seine Hand. „Verlieren wir uns nicht in weitere Erklärungen. Bring Elaine an einen sicheren Ort und komme morgen Abend zurück."

    Rob hob Elaine an und hebelte sie sich über die Schulter. „Beeilen wir uns!"

    Axa hatte den Waldfluch in der Klinik auf Dragonrock erneuert, als sie die freien Gänge sah, so verwunderte es Rob wenig, dass ihn das bekannte Klinikhexenpersonal anflehte, diesen Fluch wieder zu beseitigen. Er gab ihnen die Zusage, sobald es Elaine Dragonblood besser gehen würde.

    Die Hexenärzte legten Elaine umgehend in eines der Kühlbäder und hexten ihr einen so starken Starrehexer in den Körper, dass sie praktisch im Tiefschlaf lag. All ihre Organe liefen auf Sparflamme.

    Rob streichelte über ihre Wange. „Wie lange wird sie so überleben können?"

    „Darüber möchte ich keine Angaben machen. Solch einen ernsten Fall hatten wir schon lange nicht mehr", antwortete der Hexenheiler ehrlich.

    „Aber vielleicht eine vage Schätzung?", mischte Jason sich in das Gespräch ein.

    Der Heiler sah von Elaine zu Jason. „Vielleicht einen Tag. Ihre Temperatur liegt immer noch bei 43° Grad, trotz Kühlwasser."

    „Das muss reichen! Jason wandte sich Rob zu. „Wie komme ich zu einem Friseur?

    Momentan eine außergewöhnliche Frage, Rob sah ihn zerstreut an. „Wozu?"

    „Ich will diesen langen Pony nicht mehr. Er nervt bei allem."

    „Jetzt, wo sich alle dran gewöhnt haben … aber gut, ich rufe Basimo."

    Der Heiler winkte ab. „Das braucht ihr nicht. Basimo lebt seit einem Jahr nicht mehr hier. Ich könnte euch aber einen anderen Friseur empfehlen. Sollte ich ihn herbeirufen?"

    Jason zupfte an seinem Pony. „Ja, bitte. Das Schnibbeln geht ja schnell."

    Während Rob und Jason einen Bissen zu sich nahmen, traf der neue Friseur in der Klinik ein.

    Der Heiler führte Jason in einen Nebenraum. „Wart einen Augenblick. Pimores kommt gleich zu dir."

    Jason setzte sich an die Fensterbank und pulte an einer Baumwurzel, die von der Decke herunterhing und blickte aus dem Fenster. Sobald das Mistding vor seinen Augen ab war, würde er aufbrechen!

    Draußen herrschte das bunte Treiben auf dem Marktplatz, das er von früher kannte. Doch ein wenig hatte es sich schon geändert. Zwischen den Hexen konnte er gelegentlich auch ein paar Dragotsflügel in der Menge sehen.

    Er versuchte wenigstens einen Dragot richtig zu sehen, was ihn am heutigen Markttag nicht gelingen wollte. Während er angestrengt nach draußen schaute, betrat eine Person den kleinen Raum. Erst als es klapperte und Geräusche hinter ihm erklangen, schaute er sich um.

    Ein verhüllter schmächtiger Hexer rückte unbeholfen den Stuhl vor den Hexenspiegel zurecht.

    „Sollte ich helfen?"

    „Nein, das kann ich schon allein", antwortete ihm eine recht helle Stimme.

    Dann legte der Hexer seinen Umhang ab. Jason hatte mit einem Mann gerechnet, doch vor ihm stand nun eine Hexe, die noch recht jung war. Er schätzte sie auf höchstens vierzehn. Ihre langen blonden Locken verstärkten den Eindruck ebenso wie ihr hübsches Gesicht. Jason konnte nicht anders, ihre braunen Augen fesselten ihn. „Hast du schon vielen Hexen die Haare geschnitten?"

    Die Hexe lächelte spitzbübisch, antwortete aber nicht und zeigte auf den Stuhl. „Setz dich."

    Mehr aus Reflex als Vertrauen kam Jason der Aufforderung nach. Er beobachtete, was die Friseuse in ihren Händen hielt. Auch sie schaute über den Spiegel in Jasons Gesicht.

    „Na, Angst?", fragte sie ihn direkt.

    „Wovor?"

    „Du guckst, als ob ich eher zu den Gästen ins Hotel gehen wollte."

    So kam sie ja auch rüber, Jason drehte sich zu ihr um. „Du siehst ja auch sehr jung aus."

    „Und jetzt willst du einen erfahrenen Schnibbler?"

    „Nö, nicht unbedingt. Basimo war mir auch nicht geheuer."

    Die junge Hexe lachte auf. „Ja, da muss ich dir Recht geben. Basimo hat mich drei Wochen unterrichtet und es waren die schlimmsten drei Wochen meines Lebens. Allein, was er den Kunden für Frisurvorschläge im Spiegel gezeigt hat, war grausam."

    Jason lächelte. „Japp, das hat er bei mir auch gemacht, schrecklich."

    „Gut, darüber sind wir uns dann ja einig. Vielleicht kann ich dich dann ja von meinen Künsten überzeugen. Ich zeig dir mal ein paar Vorschläge und keine Angst, ich richte mich ganz nach deinen Wünschen."

    „Okay, dann zeig mal, was du drauf hast."

    „Ich heiße übrigens Skyla."

    Jasons Magen verkrampfte sich leicht. „Schöner Name. Meine Freundin heißt auch so. Ich heiße übrigens Jason."

    „Dann guck jetzt in den Spiegel, Jason."

    Jason hob seinen langen Pony an und legte ihn über seinen Kopf. Skyla ließ ihn mittels Hexerei im Spiegel verschwinden. „So wäre es ganz ohne Pony."

    „Nee, ist mir zu langweilig."

    „Du willst mehr Pep?"

    „Ja, mach mal, dass die Seiten superkurz geschoren sind und nur in der Mitte ein Kamm bis in den Nacken reichte."

    „So, wie die Punker bei den Menschen?"

    „Ja."

    Skyla tippte gegen den Spiegel und Jason wuchs ein riesiger Kamm.

    „Nee, nicht so hoch und die Seiten nicht ganz kahl."

    Skyla tippte wieder gegen den Spiegel. Der Kamm schrumpfte auf fünf Zentimeter und an den Seiten sprossen Stoppeln aus der nackten Kopfhaut.

    „Ja, so ist es gut. Jetzt nur noch die Farbe ändern."

    „Schlag was vor."

    Jason kratzte sich an der Stirn. „Mach mal blond."

    „Jason, wenn ich ehrlich zu dir sein soll, dann alles außer blond. Das passt nicht zu dir. Aber wenn du es selber sehen möchtest." Sie änderte seine Haarfarbe.

    „Du hast Recht, aber so kann ich es wenigstens selber sehen. Jason drehte seinen Kopf etwas um den blonden Kamm genauer zu betrachten. „Welche Farbe schlägst du vor?

    „Rabenschwarz, dadurch kommen deine schönen tiefgrünen Augen voll zur Geltung."

    Jasons Wangen röteten sich leicht, was Skyla nicht entging. Sie lächelte ebenso verlegen und tippte gegen den Hexenspiegel. „Die Seiten lasse ich in deiner Originalfarbe, sonst ist es zu krass."

    Wieder änderte sich sein Spiegelbild und Jason war begeistert. „Ja, so ist es klasse. Kann ich den Kamm auch ‚nicht‘ stehen lassen?"

    „Sicher, dann sieht es so aus." Skyla ließ den Kamm in sich zusammenfallen.

    „Ja, lass es so. Im Moment ist diese Frisur besser. Doch wie bekomme ich es allein hin, dass die Haare stehen?"

    „Is ganz einfach. Du musst nur Mund und Nase zu machen und versuchen Luft unter Druck auszupusten."

    Ja sicher … niemals! Aber davon würde er sie gleich in Kenntnis setzen! Jason presste die Lippen aufeinander und verschloss seine Nase mit den Fingern. Er versuchte gegen den Verschluss seiner Atemöffnungen auszuatmen und die Haare richteten sich tatsächlich auf. Tja, und wieder hatte er etwas gelernt, ab und zu konnte man der unsinnigen Aussage einer jungen Hexe ruhig glauben schenken.

    „Musst du jetzt noch was an meinem Kopf machen, oder bin ich fertig?"

    Skyla tippte gegen den Spiegel und Jason sah seine alte Frisur im Spiegel. „Das war bis hierher nur eine Illusion. Jetzt mach ich es richtig. Halt still!"

    Basimo hatte für seinen Haarschnitt eine Beschleunigerkugel benutzt, damit rechnete Jason auch diesmal. Doch Skyla schmierte Jason eine grüne Paste auf die Haare. Prompt fragte er nach und bekam eine Antwort, mit der er nicht gerechnet hatte.

    „Nein, wenn ich einen Kunden habe, der mit sympathisch ist, dann mach ich es auf die altmodische Art."

    Wieder wurde Jason verlegen und schaute ihr beim Arbeiten zu. „Was schmierst du mir da in die Haare?"

    „Ein Mittel, damit dein Haar schneller wächst. So ist es obendrauf und hinten zu kurz."

    „Dann mach mal." Jason sah bei jedem ihrer Handgriffe genau zu.

    „Ist diese Skyla deine feste Freundin?"

    Jason sah Skyla durch den Spiegel seltsam an.

    „Guck nicht so. Wir machen nur Small Talk … ich will nichts von dir."

    „Ja, sie ist meine feste Freundin."

    „Lebt ihr hier auf der Insel? Ich frage nur, weil ich seit ein paar Monaten hier lebe und dich noch nie gesehen habe."

    „Nein, wir leben seit über einem Jahr nicht mehr hier."

    „Das heißt dann ja, du verschwindest bald wieder?"

    Erneut fixierte Jason ihr Gesicht. In ihrem Gesichtsausdruck spiegelte sich ein Hauch von Enttäuschung. Seltsam … er wollte das irgendwie nicht. „Ich werde heute Abend die Insel wieder verlassen."

    Nun wanderten ihre Mundwinkel gänzlich gen Süden. „Schade, ich finde dich ziemlich nett. Wie alt bist du?"

    „Zwölf."

    „Wow, da hab ich mich aber gründlich verschätzt!"

    „Warum, wie alt hättest du mich den geschätzt?"

    „So um die fünfzehn bis sechszehn."

    „Seh ich schon so alt aus? Nicht, dass ich was dagegen hätte."

    „Im allgemeinen liege ich im Schätzen nie so weit daneben. Bist du vielleicht ein Halbwesen?" Skyla stoppte ihre Schere und schaute ihn unverwandt an.

    Da es ja schon über ein Jahr her war, dass Dragots wieder ins Hexenreich durften, nahm Jason an, es wäre nicht schlimm ihr die Wahrheit zu sagen. „Ja, bin ich."

    „Noch mal … wow! Ich bin noch keinem so jungen Dragot begegnet. Kannst du mir deinen Flügel zeigen?"

    „Hast du hier auf der Insel noch nicht genug Dragots gesehen?"

    „Entschuldige, ich wollte dir nicht zu nahe treten."

    „Bist du nicht, aber ich finde nichts Besonderes an mir."

    „Aber ich finde dich besonders. Und außerdem kommt die Beschreibung des Friedenbringers dir sehr nahe. Er soll auch so einen markanten Pony tragen."

    „Gleich aber nicht mehr", flüsterte Jason, doch Skyla hatte es mit ihren wachsamen Ohren sehr gut verstanden.

    „Machst du jetzt weiter oder soll ich dir die Schere abnehmen und selber schnippeln?"

    „Nein, nein, ich mach schon weiter!"

    Gerade als sie die Schere erneut ansetzen wollte, hielt Jason ihre bebende Hand fest. „Warte! Ich möchte nicht, dass du mit solch zittrigen Händen an meinen Haaren herum schneidest. Er stand auf und setzte sich verkehrt herum auf den Stuhl und legte seine Ellenbogen auf die Lehne. „Ich bin der Friedenbringer. Und ich bin nicht gerade wild drauf es zu sein. Hast du jetzt Fragen, die dir auf der Seele brennen? Nur zu!

    Zunächst hexte Skyla sich einen zweiten Stuhl her. Sie war so verdattert, dass ihre Knie weich wurden. „Ich habe die Ehre, dem Friedenbringer die Haare zu schneiden. Das ist der pure Wahnsinn!"

    „Bleib auf’m Teppich. Ich bin so normal wie du."

    „Nein, ich könnte nicht die Erde vor den Nebelgleitern erretten. Du bist etwas Besonderes!"

    Jason verdrehte seine Augen. „Schaffst du es jetzt meine Haare in Form zu bringen?"

    „Ja, ich werde mein Bestes geben, denn mit der Frisur wird der Friedenbringer durch die Welten reisen."

    Jason verkniff sich einen weiteren Spruch, der auf seiner Zunge brannte und drehte sich auf dem Stuhl wieder um.

    Skyla bemühte sich ihre zappeligen Finger in den Griff zu bekommen und vollendete ihr Werk mit schnellen Kunstgriffen und einer flink geführten Schere.

    „Willst du es von hinten sehen?"

    Jason nickte und Skyla hexte einen Spiegel über seinen Hinterkopf.

    „Gut, genau so wollte ich es."

    Bevor er aufstand, ließ er sich von Skyla die restlichen Haare vom Lederpanzer bürsten. Direkt vor ihrer Nase blieb er stehen und sah leicht auf sie herab. „Wie alt bist du denn?"

    „Ich bin sechszehn und seit einem Monat mit meiner Ausbildung bei sieben Friseuren fertig."

    „Siehst du, ich hätte dich jetzt auch falsch eingeschätzt. Ich nahm an, du wärst höchstens vierzehn Jahre alt."

    Skyla winkte ab. „Das sagt jeder. Liegt wohl an meiner Mutter, sie ist auch nicht groß."

    „Mag sein, das kann ich nicht beurteilen. Was bin ich dir für meinen neuen Schnitt schuldig?"

    „Nichts."

    Jason zog die Braunen zusammen. Er wollte gerade anfangen zu protestieren, da schnitt sie ihm das Wort ab. „Es ist gut so, wie es ist. Warte mal, halt still. Da ist noch eine Strähne, die ich übersehen hab."

    Hilfsbereit neigte Jason seinen Kopf zu ihr runter, war ihren Gesicht so nahe, dass ihr der Atem stockte. „Mach!"

    „Was?", fragte sie nervös.

    „Na, du

    Gefällt Ihnen die Vorschau?
    Seite 1 von 1