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DIE LADY IN SCHWARZ: Der Krimi-Klassiker!
DIE LADY IN SCHWARZ: Der Krimi-Klassiker!
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eBook269 Seiten3 Stunden

DIE LADY IN SCHWARZ: Der Krimi-Klassiker!

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Über dieses E-Book

»Bedenken Sie! Es gibt eine Sache, die einfach absolut unersetzlich ist - das Leben!

Man kann Irrtümer wiedergutmachen, Entschlüsse ändern, Fehler berichtigen - aber Sie haben heute die Aufgabe, etwas zu tun, was endgültig und unwiderruflich ist. James Beresford Wilson steht hier vor Ihnen, des Mordes angeklagt. Einzig und allein bei Ihnen liegt es, zu entscheiden, ob er dieses Verbrechens schuldig ist oder nicht. Wenn Sie ihn für schuldig befinden sollten, wird man ihn hinrichten und sein Tod wird endgültig sein. Nichts auf der Welt wird die Hinrichtung ungeschehen machen können.

Er wird des schändlichsten aller Verbrechen beschuldigt, des Mordes an einer schutzlosen Frau, - seiner eigenen Frau!

Wenn er die Tat begangen hat, kann keine Strafe zu hart für ihn sein, und die vom Gesetz dafür vorgesehene Todesstrafe wäre angemessen.«

Herbert Adams (* 1874 in Dorset, South West England; † 1958) war ein englischer Schriftsteller. Adams veröffentlichte beinahe sechzig Kriminalromane; viele unter seinem eigenen Namen, einige unter dem Pseudonym Jonathan Gray. Seine Leser – wie auch die Literaturkritik – verglichen Adams oft mit seiner Kollegin Agatha Christie.

Der Roman Die Lady in Schwarz erschien erstmals im Jahr 1932; eine deutsche Erstveröffentlichung erfolgte 1962.

Der Apex-Verlag veröffentlicht eine durchgesehene Neuausgabe dieses Klassikers der Kriminal-Literatur in seiner Reihe APEX CRIME.

SpracheDeutsch
HerausgeberBookRix
Erscheinungsdatum16. Feb. 2021
ISBN9783748774693
DIE LADY IN SCHWARZ: Der Krimi-Klassiker!

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    Buchvorschau

    DIE LADY IN SCHWARZ - Herbert Adams

    Das Buch

    »Bedenken Sie! Es gibt eine Sache, die einfach absolut unersetzlich ist - das Leben!

    Man kann Irrtümer wiedergutmachen, Entschlüsse ändern, Fehler berichtigen - aber Sie haben heute die Aufgabe, etwas zu tun, was endgültig und unwiderruflich ist. James Beresford Wilson steht hier vor Ihnen, des Mordes angeklagt. Einzig und allein bei Ihnen liegt es, zu entscheiden, ob er dieses Verbrechens schuldig ist oder nicht. Wenn Sie ihn für schuldig befinden sollten, wird man ihn hinrichten und sein Tod wird endgültig sein. Nichts auf der Welt wird die Hinrichtung ungeschehen machen können.

    Er wird des schändlichsten aller Verbrechen beschuldigt, des Mordes an einer schutzlosen Frau, - seiner eigenen Frau!

    Wenn er die Tat begangen hat, kann keine Strafe zu hart für ihn sein, und die vom Gesetz dafür vorgesehene Todesstrafe wäre angemessen.«

    Herbert Adams (* 1874 in Dorset, South West England; † 1958) war ein englischer Schriftsteller.  Adams veröffentlichte beinahe sechzig Kriminalromane; viele unter seinem eigenen Namen, einige unter dem Pseudonym Jonathan Gray. Seine Leser – wie auch die Literaturkritik – verglichen Adams oft mit seiner Kollegin Agatha Christie.

    Der Roman Die Lady in Schwarz erschien erstmals im Jahr 1932; eine deutsche Erstveröffentlichung erfolgte 1962.

    Der Apex-Verlag veröffentlicht eine durchgesehene Neuausgabe dieses Klassikers der Kriminal-Literatur in seiner Reihe APEX CRIME.

    DIE LADY IN SCHWARZ

    ERSTER TEIL

      Erstes Kapitel

    »Bedenken Sie! Es gibt eine Sache, die einfach absolut unersetzlich ist - das Leben!

     Man kann Irrtümer wiedergutmachen, Entschlüsse ändern, Fehler berichtigen - aber Sie haben heute die Aufgabe, etwas zu tun, was endgültig und unwiderruflich ist. James Beresford Wilson steht hier vor Ihnen, des Mordes angeklagt. Einzig und allein bei Ihnen liegt es, zu entscheiden, ob er dieses Verbrechens schuldig ist oder nicht. Wenn Sie ihn für schuldig befinden sollten, wird man ihn hinrichten und sein Tod wird endgültig sein. Nichts auf der Welt wird die Hinrichtung ungeschehen machen können.

    Er wird des schändlichsten aller Verbrechen beschuldigt, des Mordes an einer schutzlosen Frau, - seiner eigenen Frau!

    Wenn er die Tat begangen hat, kann keine Strafe zu hart für ihn sein, und die vom Gesetz dafür vorgesehene Todesstrafe wäre angemessen.«

    Der Anwalt fuhr nach einer kleinen Pause mit erhobener Stimme fort.

    »Aber wenn er unschuldig ist, dann denken Sie an die seelischen Qualen, die er durchgemacht hat, denken Sie an die brandmarkende Schande dieser schrecklichen Anklage! Wenn Sie ihn verurteilen, und er ist doch unschuldig, so vergessen Sie nie, dass es keine Möglichkeit gibt, diesen Irrtum jemals zu korrigieren!«

    Nichts war in dem voll besetzten Gerichtssaal zu hören als die tiefe, ernste Stimme des Redners, der sich in betont abwägender Sprache an die Geschworenen wandte. Es war der Kampf um ein Menschenleben.

    Der Richter saß bewegungslos, wie aus Stein gehauen, in seinem Stuhl. Sein Mund war in den Winkeln etwas herabgezogen und seine Augen waren geschlossen. Aber er schlief nicht. Er nahm jedes Wort der Rede auf. Hin und wieder öffneten sich seine Augen mit einem fragenden Ausdruck. Bisweilen machte er Notizen oder sah die bereits Vorhandenen durch. Dann verfiel er wieder in diese unheildrohende Reglosigkeit.

    Ebenso gespannt lauschten auch die Anwälte und Beamten, die für den Fall zuständig waren. Da fiel besonders die wuchtige Gestalt des Oberstaatsanwalts Sir George Draper auf. Er hatte die Untersuchung persönlich geleitet und gedachte auch, die Anklage erfolgreich mit einer Verurteilung abzuschließen. Für ihn war der Fall klar. Er hatte nur noch darauf zu achten, dass die Bewertung der Fakten dieses Falles, die Beurteilung der Zusammenhänge und die Kommentare des Verteidigers, die jetzt dem Gerichtshof vorgetragen wurden, fair waren und in Übereinstimmung mit der Beweisaufnahme standen. Er prüfte jedes Wort, bereit, um sofort in die Rede des Verteidigers einzugreifen, um dessen Wirkung durch seine Unterbrechung zu zerstören.

    Die Geschworenen, zehn Männer und zwei Frauen, konnten sich dem Eindruck der Rede nicht entziehen. Das Außergewöhnliche dieser drei Verhandlungstage war nicht spurlos an ihnen vorübergegangen. Sie waren müde, aber sie waren sich ihrer Verantwortung bewusst. Die Art der Vortragsweise des Verteidigers zwang sie zu äußerster Aufmerksamkeit.

    Am stillsten und wachsamsten jedoch war der Angeklagte selbst, ein Mann Anfang der Vierziger, etwas über mittelgroß mit leicht gekrümmten Schultern. Er war sorgfältig gekleidet, trug einen dunkelgrauen Anzug und eine schwarze Krawatte.

    Sein glattrasiertes Gesicht deutete mit ausdrucksvollen Zügen und einem freien und klaren Blick auf einen aktiven, lebhaften und offenen Geist. Es war sein Leben, über das hier entschieden wurde. Er hatte somit alle Ursache, auf die Worte zu achten, die zu seiner Verteidigung vorgebracht wurden.

    Der Verhandlungssaal, der große Schwurgerichtssaal von Old Bailey, war überfüllt. Jeder Platz war besetzt, denn der Angeklagte war ein Mann, dessen Namen man im ganzen Land kannte. Die Geschichte des Verbrechens hatte die Phantasie aller erregt. An diesem heißen Sommertag in diesem stickigen Raum war der Höhepunkt der Spannung erreicht.

    Vor Einbruch der Nacht würde der Angeklagte entweder in Freiheit gesetzt werden, um zu seinen Freunden zurückzukehren, oder man würde ihn als verurteilten Mörder abführen.

    Der Verteidiger nahm seine Rede wieder auf.

    »Die Geschichte dieses Verbrechens ist wiederholt erzählt worden und viele der Tatsachen werden sich bereits tief in Ihr Gedächtnis eingeprägt haben.

    Dennoch muss ich diesen Fall nochmals im Detail durchgehen, um aufzuzeigen und Ihnen deutlich zu machen, wie klein die Unterschiede zwischen den Behauptungen der Anklage sind und dem, was der Angeklagte zugegeben hat.

    Aber zwischen diesen beiden so ähnlichen Darstellungen, in kleinen Unterschieden im Detail, liegt die große Kluft von Schuld und Unschuld.«

    Der Verteidiger schaute auf den Angeklagten, wandte sich wieder den Geschworenen zu.

    »James Beresford Wilson ist hier vernommen worden. Sie haben seine Lebensgeschichte aus seinem eigenen Munde gehört. Er hat sich dem eindringlichen Kreuzverhör des Anklagevertreters unterworfen. Gab es dabei irgendwelche dunklen Punkte oder auch nur den leisesten Schatten eines Verdachtes? - Nein! -

    Die Beweisaufnahme hat Ihnen gezeigt, wie er sich in seinem bisherigen Leben verhalten hat. Was er getan hat, ist argwöhnisch und mit mikroskopischer Sorgfalt untersucht worden. Dennoch konnte nichts gefunden werden, was für ihn nachteilig gewesen wäre. Das Gegenteil ist der Fall. Aus bescheidenen Anfängen, durch harte, schonungslose, rastlose Arbeit hat er sich zu der hervorragenden Stellung emporgearbeitet, die er jetzt innehat oder vielmehr vor dieser Tragödie innehatte. Glauben Sie, dass jemand, dessen ganzes Leben fleckenlos verlaufen ist, sich plötzlich eines Verbrechens schuldig macht, des Abscheulichsten, das man sich denken kann?«

    In dieser Weise fuhr der Verteidiger fort. Sein Name war James Haswell. Angesichts eines so wichtigen Falles war er eigentlich ein recht junger Anwalt. Sein Vorgänger, ein bekannter und erfahrener Rechtsanwalt, war plötzlich kurz vor Beginn des Gerichtsverfahrens erkrankt. Haswell hatte beeindruckt durch die Art und Weise, wie er die ihm so plötzlich zugefallene Rolle ausgefüllte. Daher hatte man ihm die Verteidigung auch weiterhin überlassen.

    Auf Haswells Rat hin waren keine Zeugen geladen. Nur der Angeklagte selbst war als Zeuge erschienen, um seine Aussagen zu machen. Dadurch hatte der Verteidiger die Möglichkeit, das letzte Wort an die Geschworenen zu richten, bevor der Richter seine Darstellung äußern würde.

    Als Verteidiger fuhr Haswell in seiner Rede fort.

    »Der Staatsanwalt Sir George Draper hat Ihnen gesagt, dass das Leben des Angeklagten in drei natürliche Abschnitte zerfällt. Das stimmt. Und in jedem dieser Abschnitte kommt die Frau vor, deren Tod ihm zur Last gelegt wird.

    Zuerst sehen wir den jungen Wilson als Knaben in Manchester. Seine Eltern hatten einen Zeitungsladen bescheidenster Art. Süßigkeiten und Tabakwaren wurden neben Zeitungen und Zeitschriften verkauft. Wir sehen ihn später als strebsamen Schüler in der Volksschule an der Spitze der Jungen seines Alters. Daneben hilft er seinen Eltern beim Austragen der Morgen- und Abendzeitungen. Dann sehen wir, ihn wissbegierig diese Zeitschriften studieren. Er will ergründen wie die Zeitschriften wohl zustande kommen und ob er nicht selbst Beiträge für sie liefern kann. Und so erstellt der Botenjunge, nach Besuch von Abendschulen, seine ersten Artikel. Diese ersten Versuche vertraut dem Urteil der Verleger an, die ihm als so mächtige und unerreichbare Macher der Zeitungen erscheinen. Die Geschichte seiner ersten Kämpfe und seines frühen Erfolges ist bekannt.

    Mit achtzehn Jahren sehen wir ihn auf der ersten Stufe seiner Karriereleiter als Mitarbeiter einer lokalen Zeitschrift. Es ist ein schlecht bezahlter Posten als junger Reporter, aber es ist der Anfang. Einem so unermüdlichen, hartnäckigen Charakter wie ihm kann der Aufstieg nicht lange versagt bleiben. Und während dieser ganzen Zeit sehen wir ihn unausgesetzt lesen, studieren und lernen, wie er sich auf seine große Zukunft vorbereitet.

    Wir brauchen seine Karriere nicht Schritt für Schritt zu verfolgen.

     Im Alter von zwanzig Jahren heirate er. In der kleinen Straße wohnte er noch immer bei seinen Eltern, bei denen er aber nicht mehr im Laden mitarbeitete. In seiner nahen Nachbarschaft wohnte ein außerordentlich hübsches und anziehendes Mädchen, Emily Darwen. Sie arbeitete in einer Fabrik. Sie und der junge Wilson liebten sich schon seit ihrer Kindheit. Liebe, sagt man, ist blind oder macht blind. Bestimmt war Wilson blind in Bezug auf seine eignen Möglichkeiten und die des Mädchens, als er diese hübsche, aber unintelligente Person heiratete.

    Ich will kein Wort gegen sie sagen. Wäre ihr Mann weiter in dem Zeitungsladen geblieben, hätte er auch weiter einen untergeordneten Posten in einer kleinen Redaktion bekleidet, so hätten sie ein glückliches Paar bleiben können. Wir können ihr unsere Sympathie nicht versagen. Sie war stolz auf seinen Erfolg, ohne dabei zu bedenken, dass dieser Erfolg sie trennte. Sie bemühte sich auch nicht, mit seiner geistigen Entwicklung Schritt zu halten.

    Er war gierig nach Wissen und dem Einfluss, der mit dem Wissen kam. Sie blieb die einfache Arbeiterin in der Fabrik, die sich nicht einmal sprachlich gut ausdrücken konnte. Sie war ohne jegliches Interesse gegenüber allem, was sich außerhalb des kleinen Umfeldes abspielte, in dem sie lebte. Sie hatte keinerlei Ehrgeiz etwas zu lernen. Sie las seichte Bücher und ihre wenigen Vergnügungen waren alltäglicher Art.

    Zehn Jahre lang lebten sie in Manchester. Während dieser Zeit hatte er sich beständig erfolgreich nach oben gearbeitet, während sie immer mehr im Hintergrund verschwand. Sie lebten insofern glücklich zusammen, da sie sich niemals zankten. Empfindlich in mancher Beziehung fühlte sie ihre geistige Minderwertigkeit gegenüber seinen neuen Freunden und vielleicht auch gegenüber den Frauen seiner Freunde. Sie vermied es, mit ihnen zusammenzutreffen. Auf diese Weise teilte sie zwar sein Heim, aber nicht seine Interessen.

    Dieses Heim begann immer weniger Bedeutung für ihn zu haben. Wenn Kinder da gewesen wären, hätte es sich vielleicht anders entwickelt, aber sie hatten keine Kinder. Das einzige Kind war bei der Geburt gestorben.

    Das hat die Anklage berichtet und Wilson hat es bestätigt. Er war unglücklich darüber. Er versuchte, seine Frau zu belehren; sie für mehr als niveaulose Romane... zu interessieren. Aber es brachte nichts. Dieser hübsche Kopf war für das Lernen nicht geschaffen und ihre natürliche Trägheit trug dazu bei, ihn seinen Weg gehen zu lassen. Sie lebte ihr eigenes Leben, ein bequemes Leben, das seine verbesserten Verhältnisse ihr erlaubten.

    Haswell machte für einige Augenblicke eine Pause. Er sprach gut, langsam und klar, jedes Wort hatte seine volle Wirkung. Er schien die Geschworenen mit sich zu nehmen - in dieses Heim, sie konnten sehen, dass keiner der beiden diesen Mangel an Glück verschuldete, sondern nur der grundlegende Unterschied ihrer Naturen. Der Mann auf der Anklagebank rührte sich nicht, machte höchstens einige kleine zustimmende Gesten, wenn sein Verteidiger von dem Charme seiner Frau Sprach.

    »Gehen wir zur zweiten Phase der Geschichte über!

    Nach zehn Jahren in Manchester wurde Wilson eine bedeutende Stellung an einer Zeitung in Birmingham angeboten. Er nahm sie an und dies führte zu seinem - ich sage es nicht in schlechten Sinne - Doppelleben.

    In Manchester hatten er und seine Frau noch alte Freunde und Verwandte, durch die sie sich miteinander verbunden fühlten. Als sie nach Birmingham zogen, kannten sie niemand. Er wurde jedoch wie ein Mann auf genommen, der zu respektieren ist, und fand bald neue Freunde in seinem beruflichen Umfeld. Seine Frau schloss keine Freundschaften und sie hatte auch nicht den Wunsch, mit seinen Bekannten zusammenzutreffen. Lassen Sie uns gerecht sein. Sie dachte wahrscheinlich, dass es ihm hilfreicher wäre, wenn sie mehr im Hintergrund blieb. Sie tat dies um seinetwillen, um ihn nicht ungewollt zu blamieren. Es war nicht sein Wunsch, sondern der ihrige, dass sie sich so ausschloss. Aber es war ein Zustand, an den er sich gewöhnte, zumal er ganz in seine neuen Aufgaben ganz vertieft war.

    Diese acht Jahre in Birmingham können schnell übersprungen werden. Sie brachten einen großen Fortschritt in seiner Karriere. Er wurde bekannt. Artikel von Beresford Wilson erregten Aufmerksamkeit in den Zeitschriften des ganzen Landes. Seine literarischen und dramatischen Kritiken wurden geschätzt und sein Name wurde in kultivierten Kreisen genannt. Wie Schriftsteller der Vergangenheit und Gegenwart - Clemens Scott, Augustus Sala, Bernard Shaw, Arnold Bennett..., - weit und breit anerkannt und geachtet wurden, so war es auch mit Beresford Wilson.

    Somit kommen wir zum dritten Abschnitt seiner bemerkenswerten Karriere. Er wurde nach London berufen. Ihm wurde die Stelle angeboten, die er jetzt noch innehat als Mitarbeiter des Morning Banner. Es stand ihm frei, zu den wöchentlichen und monatlichen Rezensionen beizutragen. Er kam damit in einen literarischen Mittelpunkt der Welt. Er kam naturgemäß in die besten und glänzendsten Kreise und seine Frau begleitete ihn niemals.

    Lassen Sie uns das klarstellen. Es war ihr Vorschlag und nicht der seine, der diese Lebensweise schuf. Sie schlug auch vor, dass sie nicht mehr länger zusammenleben wollten. Wir können immer noch annehmen, dass selbstlose Beweggründe sie leiteten. Kein Streit, keine Bitterkeit war damit verknüpft, es war eine einfache Anerkennung von Tatsachen.

    Beresford Wilson hat Ihnen seine Geschichte erzählt, und der Oberstaatsanwalt hatte ihn sehr scharf im Kreuzverhör. Diese Geschichte trägt den Stempel der Wahrheit. Emily Wilson hatte noch immer viel von ihrer früheren Schönheit, und ihr Mann liebte sie auch jetzt noch. Aber sie bestand darauf, dass sie sich trennten. Er hat Ihnen ihre letzten Worte in dieser Angelegenheit wiederholt. Worte, die zeigen, dass sie einen gewissen Sinn für Humor hatte und Verständnis für Zusammenhänge.

    Du, der große Kritiker, sagte sie, mit einer Frau, die nicht zwei Sätze grammatikalisch richtig formulieren kann. Man würde uns schön auslachen!

    Das klingt wahr. Sie befürchtete, ausgelacht zu werden, und er würde um ihretwillen verlacht werden. Beides musste vermieden werden und deshalb bestand sie auf ihren Vorschlag. Die Anklage ist der Meinung, dass sie dazu gezwungen wurde. Doch dafür ist keinerlei Beweis vorhanden. Wenn sie anderer Meinung gewesen wäre, würde sie sich bestimmt behauptet haben, aber sie entschied sich, ihren eigenen Weg zu gehen.

    »Was sie vorschlug und womit ihr Mann sich endlich einverstanden erklärte, war, dass er allein nach London gehen und seine neue Stellung antreten sollte. Sie würde einige Wochen später folgen. Beresford Wilson sollte eine Junggesellenwohnung nehmen, Mrs. Wilson wollte eine kleine Wohnung für sich selbst in einem Vorort haben. Er würde ihr einen angemessenen Unterhalt gewähren und sie alle vierzehn Tage besuchen. Dieses Programm wurde ausgeführt. Beresford Wilson nahm sich eine Wohnung in Redway Haus, Lincolns Inn. Es war ein Haus, das zum größten Teil für Bürozwecke verwendet wurde, es hatte auch Wohnräume im obersten Stockwerk. Mrs. Wilson mietete ein kleines Haus in Rosemary Walk No. 2, Hammersmith, ein komfortables Landhäuschen, in einer stillen Straße, wenige Hundert Meter von der Hauptstraße.

    So verging die Zeit. Seine Achtung wuchs laufend in den Augen aller, die an literarischen Dingen und Theaterkritiken interessiert sind, sie führte ein ruhiges Leben in einer Umgebung, die ihren Neigungen und Wünschen entsprach. Eine Frau kam jeden Tag, um die grobe Arbeit zu tun. Aber sonst lebte sie allein. Ihr Mann besucht sie alle vierzehn Tage und gelegentlich kam Besuch von einer anderen Person, jene Frau in Schwarz, auf die es so sehr ankommt.«

    Haswell räusperte sich.

    »Im Zeugenstand haben Sie Mrs. Moore und Mrs. Payne gesehen, die einzigen Nachbarn, mit denen Mrs. Wilson eine Art Freundschaft unterhielt. Sie hatten Kontakt, seitdem sie dort lebte und haben zweifellos ein genaues Bild des Lebens geschildert, das sie führte. Sie hatte einen Papagei und zwei Katzen, die sie liebte. Einen großen Teil ihrer Zeit verbrachte sie lesend im Bett. Sie war eine ständige Besucherin aller Kinos der Nachbarschaft - ein träges, harmloses Leben.

    Von ihren eigenen Angelegenheiten sprach Mrs. Wilson selten. Sie deutete ein- oder zweimal die Besuche ihres Mannes an, aber sie sagte niemals, wer er war, und sowohl Mrs. Moore als auch Mrs. Payne haben Ihnen ganz offen gesagt, dass sie nicht daran glaubten, dass Mrs. Wilson verheiratet war. Sie war anziehend in ihrer Erscheinung, und sie dachten - was den Umständen nach zu entschuldigen war - , dass sie von einem alten Verehrer unterhalten wurde, der vielleicht mit einer anderen Frau verheiratet war, aber sich freute, ihr hin und wieder Gesellschaft zu leisten. Diese Annahme verhinderte sie, Fragen zu stellen. Sie waren bereit, mit ihr zu plaudern und ins Kino zu gehen. Sie waren nicht übermäßig neugierig oder klatschsüchtig.

    Dann, vor einigen Monaten, etwa neun oder zehn Wochen vor dem Abend der Tat, erschien jener andere Besucher - eine Frau in Schwarz. Jeden Freitagabend in all diesen Wochen kam diese große Frau, wenn es dunkel war oder bei Einbruch der Dunkelheit, in Hut und Kleidung, die ihr Gesicht und ihre Figur verbargen, zu Mrs. Wilson. Sie blieb ungefähr eine Stunde. Keiner scheint sie bemerkt zu haben als nur diese beiden Nachbarinnen. Es gibt in Rosemary Walk nur drei Häuser. Mrs. Moore bewohnt Nr. 1, Mrs. Payne Nr. 3, und dazwischen hatte Mrs. Wilson ihr Haus. Unmittelbar gegenüber stehen keine Häuser. Beide Nachbarinnen haben übereinstimmend erklärt, dass Mrs. Wilson von diesem Besuch nichts erwähnte, bis sie selbst einmal danach fragten. Auf die Frage hatte sie geantwortet, es sei jemand, den sie schon seit Jahren von Manchester her kenne. Mrs. Moore fragte auch nach dem Namen und erhielt die lächelnd gegebene Antwort - es wäre Mrs. Beresford!

    Diese lächelnd gegebene Antwort! Sie hörten, dass ich Mrs. Moore fragte, was sie eigentlich damit meinte. Sie antwortete, dass Mrs. Wilsons Benehmen etwas eigentümlich gewesen sei, was sie bezweifeln ließ, dass dies der wirkliche Name der Frau war. Ich sagte ihr, ich fasse das so auf, als ob Mrs. Wilson das alte Sprichwort anwenden wollte: Stelle keine Fragen, und du wirst keine Lügen hören. Sie gab zu, dass es so sein könne. Dieser Punkt wurde dann fallen gelassen.

    Wir wollen nun einen Augenblick zu Beresford Wilson zurückkehren. Im Laufe seiner Arbeit traf er mit vielen bedeutenden Leuten zusammen. Wir wollen keine Namen anführen, wenn es zu vermeiden ist. Aber ein Name hat sich Ihnen auf gedrängt, er ist von größter Bedeutung für diesen Fall, der Name von Miss Desdemona oder Mona Thring, der bekannten Schauspielerin. Der Angeklagte lernte sie kennen und

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