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Projekt Cinderella - Bloß nicht verlieben!: Liebesroman
Projekt Cinderella - Bloß nicht verlieben!: Liebesroman
Projekt Cinderella - Bloß nicht verlieben!: Liebesroman
eBook285 Seiten3 Stunden

Projekt Cinderella - Bloß nicht verlieben!: Liebesroman

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Über dieses E-Book

Aschenputtel erobert Märchenprinzen!

Cassidy zieht aus einem bayrischen Dorf in die schillernde Metropole London. Der neue Job ist eine Enttäuschung. Als Mädchen für alles wird sie nicht ernst genommen, besonders nicht vom Juniorchef Logan Cooper, der nicht nur stinkreich und hochintelligent, sondern auch noch verdammt heiß ist! Der notorische Womanizer, der permanent Frauenherzen bricht, lässt sich von Landpomeranzen in Billigjeans nicht beeindrucken. Trotzdem erliegt Cassidy seinem Charme. Als Logans Mutter ihr ein unmoralisches Angebot macht, ändert sich alles. Cassidy soll den gewissenlosen Logan verführen, ihm sein Herz stehlen – und ihn dann verlassen.

Aus dem schüchternen Aschenputtel vom Land muss ganz schnell eine atemberaubende Prinzessin werden, die Logan um den Finger wickeln kann. Aber was passiert, wenn es zwölf Uhr schlägt, die Kutsche sich wieder in einen Kürbis verwandelt und Cassidy ihr Herz verliert?

Der Roman umfasst ca. 230 Taschenbuchseiten.

Über die Autorin

Amelie Winter schreibt romantisch-sinnliche Romane mit liebenswerten Helden, einer Prise Humor und viel Gefühl!

SpracheDeutsch
HerausgeberBookRix
Erscheinungsdatum29. März 2019
ISBN9783743859654
Projekt Cinderella - Bloß nicht verlieben!: Liebesroman

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    Buchvorschau

    Projekt Cinderella - Bloß nicht verlieben! - Amelie Winter

    1

    Cassidy schwitzte. Schon wieder.

    Der Aufzug kroch im Schneckentempo hoch. Nervös starrte sie auf die Anzeige. Sie war im dritten Stock, nun im vierten. Die Türen öffneten sich und ein ihr unbekannter Mitarbeiter stieg zu. Einer von über siebenhundert. Sie grüßte freundlich, nickte ein wenig. Weiter ging's nach oben. Und immer weiter.

    Die Unterlagen drückte sie gegen die Brust wie einen Schild. Mit den Fingern klopfte sie in monotonem Rhythmus dagegen. Ganz leise, schließlich wollte sie niemanden auf sich aufmerksam machen. Dann endlich: Ping! Der Aufzug hielt im zehnten Stock, in der Chefetage.

    Seit beinahe einem Monat arbeitete sie hier. Und genauso lange machte sie nichts anderes, als von einem Ort zum anderen zu rennen. Sie war Mädchen für alles, meist trug sie die Post aus, so wie jetzt. Sie hatte Briefe für die Chefin dabei und Unterlagen, die unterschrieben werden mussten. Kein Blatt Papier verließ dieses Gebäude, ohne vorher von Olivia Cooper, die im ganzen Haus hinter vorgehaltener Hand Grande Dame genannt wurde, abgesegnet worden zu sein.

    Die Chefin saß im obersten Stockwerk im hübschesten Büro, das Cassidy je gesehen hatte. Bald würde sie wieder über die weiß schimmernden, blank polierten Marmorfliesen laufen, um der Chefin des riesigen Chemiekonzerns Biological Chemicals die Unterlagen zu bringen.

    Bemüht selbstbewusst schritt sie den Gang entlang und trat an die Rezeption.

    »Ich bringe hier Unterlagen für Mrs Cooper«, sagte Cassidy höflich. Ihre Stimme war nur ein Flüstern. Die zwei Damen, die im Empfangsbereich saßen, straften sie mit abfälligen Blicken. Schließlich war sie nur das Postmädchen mit der dicken Brille, dem Pferdeschwanz und der Billigjeans. In den oberen Etagen waren Designerkleidung und Hochsteckfrisuren vermutlich Pflicht. Die zwei Frauen waren hübsch zurechtgemacht, auffälliger Schmuck baumelte um Hälse und Handgelenke.

    Eine der beiden hob endlich den Hörer ab und kündigte Cassidy bei der Grande Dame an. Nachdem sie aufgelegt hatte, sagte sie: »Mrs Cooper erwartet Sie.«

    »Danke!«, entgegnete Cassidy freundlich und ging eilig auf die große Doppeltür zu.

    Mrs Cooper mochte es pompös, das wusste jeder. Der Interior Designer gehörte zu den besten weltweit, hatte Cassidy gehört. Klammheimlich ging sie ins Innere und erschrak. Die Grande Dame war nicht allein. Ihr Sohn war auch da.

    Logan Cooper war mit Abstand der bestaussehende Mann, den Cassidy je gesehen hatte. Leider nahm er sie nie richtig wahr. Normalerweise huschten seine himmelblauen Augen einfach über sie hinweg. Im Bruchteil einer Sekunde hatte sich das Bild von ihr auf seiner Netzhaut verflüchtigt. Dabei sahen sie sich eigentlich recht häufig, sie begegnete ihm ständig im Aufzug, wenn sie wieder mal von ganz unten nach ganz oben geschickt wurde – und wieder nach ganz unten.

    Mutter und Sohn unterhielten sich. Während Letzterer eine Mappe in der Hand hielt, in der er eifrig blätterte, stand die Grande Dame vor der Fensterwand und blickte hinab auf das gemeine Volk.

    Olivia Cooper war das Herz dieses Konzerns, der Motor, der alles am Laufen hielt. Sie war nicht nur die Geschäftsführerin und Gründerin von Biological Chemicals, sie war wie ein Familienoberhaupt, die Frau an der Spitze.

    »Du hättest ihn nicht feuern sollen«, sagte sie plötzlich an Logan gewandt.

    »Er war ineffizient. Du beschwerst dich doch sonst nie«, entgegnete der Juniorchef.

    Cassidy ertappte sich dabei, wie sie sich vorstellte, durch Logans dunkelbraunes volles Haar zu fahren, während sie seine wunderbaren Lippen küsste ...!

    Er sah immer makellos aus: Die maßgeschneiderten Anzüge saßen perfekt, das Kinn war glattrasiert.

    Wie wohl jede Frau in diesem Gebäude, himmelte sie Logan Cooper an. Sie war nicht stolz darauf.

    Bevor sie noch mit dem Sabbern anfing, räusperte sie sich rasch. Zwei Augenpaare waren augenblicklich auf sie gerichtet.

    »Ach, was bringen Sie mir heute?«, fragte Mrs Cooper.

    »Ähm, die Marketingabteilung wünscht, dass Sie sich dies hier ansehen.« Cassidy stolperte zum Schreibtisch und legte dort vorsichtig die Unterlagen hin. Ihr war bewusst, dass die beiden auf jede ihrer Bewegungen achteten. Stellte sie sich tollpatschig an? Sicherlich. Ihr Gesicht glühte, das war ihr peinlich. Sie genierte sich, was sie noch stärker erröten ließ. Es war ein Teufelskreis.

    Die Grande Dame seufzte und tippte unruhig mit dem Zeigefinger auf die aufgeklappten Schnellhefter.

    »Das war’s vorerst, Logan«, sagte sie streng.

    »Soll das bedeuten, ich soll dir nicht deine Zeit stehlen, Mutter?«, meinte er unfreundlich.

    »Genau das bedeutet es. Dein Scharfsinn fasziniert mich immer wieder.«

    Logan Cooper schnaubte spöttisch, bevor er die Mappe unter den Arm klemmte und aus dem riesigen Büro stürmte, ohne sich noch einmal umzudrehen. Cassidys Herz klopfte wie verrückt, als er an ihr vorbeirauschte. Er roch so wunderbar!

    Sie hatte ihn noch nie wütend gesehen. In der Regel war er beherrscht, ein kühler Prinz, dessen undurchschaubare Miene es unmöglich machte, in seinem Innersten zu lesen. Vermutlich träumten genau deswegen so viele Frauen davon, ihm nahe sein zu können. Sie wollten Logan Coopers Seele ergründen. Wollte Cassidy das auch?

    »Nun, meine Liebe …«, begann die Chefin. »Wie gefällt es Ihnen bei uns?« Energisch setzte sie sich hin und studierte die Unterlagen, die Cassidy ihr gebracht hatte.

    »Sehr gut.« Die Grande Dame hatte ihr in den letzten Wochen kein einziges Mal eine derartige Frage gestellt.

    »Sie mögen also Ihren Job?«

    »Natürlich. Ich fühle mich geehrt, für Biological Chemicals zu arbeiten.« Mrs Cooper hob eine Augenbraue, nur die linke. Ihr Gesicht sah nun ganz asymmetrisch und beinahe furchterregend aus. Die Chefin war spargeldürr, trug ihr graues Haar sehr kurz und schminkte sich kaum. Sie war weit weniger feminin und elegant als ihre Sekretärinnen draußen vor der Tür.

    »Sie tragen also gerne Post aus?«, fragte sie. Cassidy schluckte. Fürs Postaustragen war sie eigentlich nicht eingestellt worden.

    »Ich möchte auch meine anderen Fähigkeiten unter Beweis stellen, aber ja, ich … trage gerne Post aus.« Unzufriedene Mitarbeiter konnten rasch durch zufriedene ersetzt werden, also nahm sich Cassidy vor, ihre Zunge zu hüten.

    »Ist das so?«, erwiderte Mrs Cooper nüchtern. Es war ihr anzusehen, dass sie Cassidys Worten keinen Glauben schenkte. Plötzlich lehnte sie sich in dem großen Schreibtischsessel zurück, schlug die Beine übereinander und betrachtete Cassidy von ihren ausgetretenen Sneakern bis zum dunklen Haaransatz, der nicht zu ihrer blonden Mähne passte.

    »Sie sind recht unscheinbar …«, stellte Mrs Cooper fest.

    »Das tut mir leid«, rutschte es Cassidy heraus, woraufhin die Frau, die einen Millionenkonzern aufgebaut hatte, nur süffisant lächelte.

    »Wissen Sie, an wen Sie mich erinnern?«, fragte sie.

    Cassidys Mund fühlte sich trocken an. Erwartete die Chefin eine Antwort auf diese Frage?

    »An Logans Vater«, erzählte die Grande Dame im Plauderton. »Er ist genauso … unscheinbar und natürlich. Tollpatschig, aber herzlich.« Sie hob den Hörer des Tischtelefons ab, drückte auf eine Taste und sagte: »Logan, schick mir die Unterlagen von …« Sie sah zu Cassidy. »Wie heißen Sie, meine Liebe?«

    »Cassidy Meyer.«

    Mrs Cooper wiederholte den Namen und legte sofort wieder auf. Dann blickte sie auf ihren Computerbildschirm und schien nichts und niemanden um sich herum mehr wahrzunehmen.

    Cassidy stand wie angewurzelt da und wusste nicht, wie sie sich nun verhalten sollte. Welche Unterlagen hatte Mrs Cooper von ihrem Sohn angefordert? Logan war derjenige, der das Personal auswählte. Jeder, der in diesem riesigen Gebäude arbeitete, hatte ihn persönlich von seiner Eignung überzeugen müssen. Auch Cassidy hatte ihm vor einigen Wochen gegenübergesessen und erstaunlicherweise war es ihr gelungen, ihn zu beeindrucken, auch wenn sie viel zu viel gestottert hatte und ständig errötet war.

    »Ihr Lebenslauf ist ziemlich löchrig«, stellte Mrs Cooper plötzlich fest.

    »Ähm …« Cassidy war in Deutschland aufgewachsen. In München hatte sie Statistik studiert. Es war ihr nicht gelungen, das Studium in der Mindestdauer abzuschließen. Später hatte sie verschiedene Jobs ausgeübt, die für ihre Karriere nicht relevant gewesen waren. Irgendwie war sie vom Weg abgekommen. Heute war sie fast dreißig und hatte kaum Berufserfahrung. Nach London zu gehen, war eine spontane Entscheidung gewesen. Ihre Mutter war in Banham aufgewachsen, einem kleinen englischen Dorf in Norfolk, hundertsiebzig Kilometer von London entfernt. Cassidy war zur Hälfte Britin.

    Mrs Cooper wartete auf eine Antwort. Das war nicht gut. Cassidy schwitzte noch stärker. Das war erst recht nicht gut.

    »Mein Leben war turbulent«, versuchte sie zu erklären.

    »Welches Leben ist das nicht?«, meinte die Chefin unbeeindruckt.

    Cassidy schwieg. Seit drei Monaten lebte sie in London. Einen Job zu finden, war weit schwieriger gewesen, als sie angenommen hatte. Das Geld brauchte sie dringend. Die Miete bezahlte sich nicht von selbst, dabei war ihr Apartment, das sie sich mit zwei Mitbewohnern teilte, winzig.

    Mrs Cooper richtete wieder das Wort an sie. »Meine Liebe, mit Ihrem Lebenslauf werden Sie bei uns nicht weit kommen. Sollten Sie also geglaubt haben, sich Etage für Etage hocharbeiten zu können, dann muss ich Sie enttäuschen. Unsere Stellen sind mit Spitzenleuten besetzt, wir haben die weltbesten Chemiker, Controller, Marketingexperten –«

    »Ich weiß!«, warf Cassidy ein. Jetzt hatte sie die Grande Dame unterbrochen. Das wagte wohl kaum einer! Ängstlich biss sie sich auf die Unterlippe.

    »Wissen Sie das wirklich, meine Liebe?«, fragte Mrs Cooper streng. »Was wollen Sie dann hier? Mit Ihrer Ausbildung können Sie einen besseren Job ergattern, aber nicht bei uns.«

    »Wollen Sie mich feuern?«, fragte Cassidy geradeheraus. Sie verstand nicht, was hier im Moment passierte und warum sie das Gefühl hatte, auf der Anklagebank zu sitzen. Hatte sie etwas falsch gemacht?

    »Nein«, sagte Mrs Cooper kühl. Sie faltete ihre Hände auf dem Schreibtisch. »Ich habe einen anderen Job für Sie. Ich möchte, dass Sie als persönliche Assistentin für meinen Sohn arbeiten.«

    Cassidy stutzte. Sie schob ihre dicke Brille die Nase hoch. Das Ding rutschte ständig nach unten, wenn sie schwitzte.

    »Ich soll für Ihren Sohn arbeiten …?«, meinte sie verunsichert. Vermutlich wurde ihr Aufgabengebiet somit vergrößert und das wünschte sie sich sehnlichst. Sie hatte sich hier beworben, um Daten zu analysieren, nicht, um Post auszutragen und Stunden vor der Kopiermaschine zu verbringen.

    »Mein Sohn braucht eine Frau an seiner Seite, die, nun ja …«, sagte die Chefin. Sie schien nach den richtigen Worten zu suchen und einen Moment lang wurden ihre Gesichtszüge weich. »Er braucht eine Frau, die anders ist als alle Frauen, mit denen er bislang zu tun hatte.«

    »Ich werde diese Aufgabe gerne übernehmen und mein Bestes geben«, ratterte Cassidy herunter. Sie durfte sich diese Chance nicht entgehen lassen! Als Logan Coopers persönliche Assistentin zu arbeiten, war sicher lehrreich. Aber ihm so nahe zu sein … Würde sie das hinkriegen? Wenn er vor ihr stand, fiel es ihr für gewöhnlich schwer, klar zu denken.

    »Sie sollen ihn verführen«, sagte Mrs Cooper plötzlich.

    »Ich soll … was?«, fragte Cassidy erstaunt. Sie musste sich verhört haben! Brachte allein der Gedanke an Logan sie schon derart durcheinander, dass sie an akustischen Halluzinationen litt?

    »Sie sollen ihn verführen und ihm dann das Herz brechen«, erklärte die Grande Dame geduldig. Das Blut in Cassidys Kopf rauschte, wieder war sie rot! Und sie schwitzte jetzt mehr denn je.

    »Warum?«, fragte sie perplex. Warum sollte Logans Mutter etwas Derartiges wollen?

    Die Chefin blickte wieder auf den Computerbildschirm.

    »Logan kennt nur die Sonnenseite des Lebens. Mag sein, dass ich die Schuld daran trage. Dieses Versäumnis möchte ich nachholen.«

    »Wie soll ein gebrochenes Herz da helfen?«, hakte Cassidy schüchtern nach.

    Machte sich Mrs Cooper über sie lustig? Nie und nimmer wäre sie in der Lage, Logans Herz zu erobern oder gar zu brechen. Er bemerkte sie ja gar nicht! Und das nahm sie ihm nicht übel. Cassidy was schlecht darin, andere für sich zu gewinnen. Sie hinterließ stets einen miserablen ersten Eindruck.

    »Ein gebrochenes Herz kann einen Menschen für immer verändern. Nun, wie lautet Ihre Antwort?«, meinte die Chefin.

    Cassidy blinzelte irritiert. Das konnte doch alles nicht wahr sein! Dieses Angebot war höchst unmoralisch.

    »Wenn Sie keine anderen Aufgaben für mich haben, dann entschuldigen Sie mich jetzt bitte«, sagte sie bestimmt. Cassidy hatte sich ganz sicher nicht bei Biological Chemicals beworben, um den Juniorchef an der Nase herumzuführen.

    Sie wollte das riesige Büro verlassen, als Mrs Cooper sie aufhielt.

    »Warten Sie, meine Liebe!«, rief sie ihr zu. Cassidy sah über ihre Schulter zurück. Sie hatte ein ungutes Gefühl. Die Grande Dame schien sich über sie zu amüsieren. »Und dickköpfig noch obendrein … Sie sind wirklich die perfekte Kandidatin für diesen Job …«

    »Nein, das bin ich ganz sicher nicht«, sagte Cassidy matt. Sie war kein schlechter Mensch, vielleicht kriegte sie deswegen im Leben nichts auf die Reihe. Erfolgreich zu sein, erforderte ein gewisses Maß an Skrupellosigkeit. Plötzlich fragte sie sich, wie Mrs Cooper es geschafft hatte, dieses riesige Unternehmen aufzubauen. Wie viele Leichen wohl in ihrem Keller lagen?

    »Einen starken Willen, das wird immer besser … Wissen Sie, wie viel ich Ihnen für diesen Job anbiete?« Cassidy schüttelte den Kopf. Die Chefin nahm einen Zettel und schrieb etwas darauf. Dann faltete sie ihn langsam und schob ihn Cassidy hin.

    »Ich bin nicht an Ihrem Angebot interessiert«, stellte Cassidy noch einmal klar.

    »Seien Sie nicht so dumm, meine Liebe. Wenn man im Leben etwas erreichen will, darf man niemals auf die nächste Chance warten, sondern muss die erste ergreifen.«

    Cassidys Beine setzten sich ganz von alleine in Bewegung. Sie war neugierig. Wie viel war es der Grande Dame wert, das Herz ihres Sohnes zu brechen?

    Ihr Atem stockte, als sie den kleinen Zettel auseinanderfaltete und die Zahl darauf sah.

    »Sollten Sie diesen Job erfolgreich erledigen, dürfen Sie sich über diese Summe auf Ihrem Konto freuen.«

    Um so viel zu verdienen, hätte Cassidy in ihrem derzeitigen Job mindestens zehn Jahre arbeiten müssen.

    »Was sagen Sie dazu? Meine Zeit ist knapp bemessen.« Die Grande Dame blickte auf ihre schmale Uhr am Handgelenk. Weißgold, vermutlich. Das Accessoire war hübsch und passte zu ihrem weißgrauen Haar …

    Cassidys Gedanken drifteten ab. Wo war sie hier nur hineingeraten?

    »Ich kann das Herz Ihres Sohnes nicht brechen«, sagte sie erneut. »Dafür müsste ich es erst erobern und das wird mir nicht gelingen.« Cassidy wusste, dass jemand wie Logan Cooper niemals Gefallen an ihr finden oder sich gar unsterblich in sie verlieben würde.

    »Sie wären also grundsätzlich an dem Job interessiert?«, hakte Mrs Cooper nach.

    »Nein, natürlich nicht«, sagte Cassidy mit fester Stimme. Sie legte den Zettel wieder hin und flüchtete aus dem Büro.

    Spätestens, wenn die Chefin die Unterlagen durchgesehen hatte, würde sie erneut gerufen, um die Papiere nach unten zu bringen.

    Mit gesenktem Kopf ging sie an der Rezeption vorbei. Die Damen straften sie wie üblich mit abfälligen Blicken. Sie konnte die kleinen Schweißperlen, die ihre Stirn benetzten, deutlich auf ihrer Haut spüren.

    Mit pochendem Herzen hechtete sie zum Aufzug und huschte in die Kabine. Peinlich berührt betrachtete sie ihr feuerrotes Gesicht in der Spiegelwand. Wie erwartet, bot sich ihr ein schauerlicher Anblick: Nicht nur ihre Wangen glühten, auch ihre Ohren waren knallrot! Ständig errötete sie. Wenn ihr etwas unangenehm war, oder wenn sie sich genierte – was häufig vorkam –, oder wenn sie einfach nur verunsichert oder nervös war.

    Die Aufzugtüren öffneten sich und plötzlich stand Logan Cooper wieder vor ihr. Sein Büro war im ersten Stock, also drückte er auf die Eins.

    Cassidy hatte einen Schritt nach hinten gemacht, ohne es zu bemerken. Logan schüchterte sie immer ein, da hatten er und seine Mutter etwas gemeinsam. Sie war bemüht, ihm nicht zu nahe zu kommen. Ihr Gesicht würde sonst noch Feuer fangen!

    Er hatte sie weder begrüßt, noch ihr in die Augen gesehen. Wie immer ignorierte er sie. Der großartige Logan Cooper hatte Wichtigeres zu tun, als mit Mitarbeitern Grußfloskeln auszutauschen oder gar einige Worte mit ihnen zu wechseln. Cassidy versuchte vergebens, ihre glühenden Wangen unter Kontrolle zu kriegen, während ihr Blick auf Logans Rücken gerichtet war. Sie mochte seine breiten Schultern – wie so viele andere Frauen vermutlich auch. Jede Arbeitskollegin, mit der sie sich bisher unterhalten hatte, war wegen Logan Cooper ins Schwärmen geraten.

    Er war auch wirklich ein Mann, dem man nicht alle Tage begegnete – außer man arbeitete hier. Und das lag nicht nur an den feinen Gesichtszügen und dem tollen Körper, sondern an seiner ganz besonderen Ausstrahlung. Logan war seriös und kultiviert. Er schien über allem zu stehen und sich von nichts und niemandem einschüchtern zu lassen. Nicht einmal von seiner Mutter und die schüchterte viele Menschen ein!

    Der Aufzug hielt erneut. Jemand stieg zu. Cassidy erschrak, als Logan nach hinten trat. Er stand nun genau neben ihr. Sie wagte kaum aufzusehen. Am Ende tat sie es doch. Ihre Brillengläser waren beschlagen, so sehr glühte ihr Gesicht.

    Zum Glück kriegte Logan nichts davon mit, er schaute sie ja nicht an. Für ihn war sie unsichtbar.

    Seine Mutter wollte also, dass sie sein Herz stahl? Das war absolut unmöglich.

    Die Fahrstuhltüren öffneten sich und Logan verließ die Kabine.

    Endlich kühlten Cassidys Wangen ab.

    2

    Logan war wieder auf dem Weg zu seiner Mutter. Es war der dritte Besuch, den er ihr heute abstattete. Ohne anzuklopfen, rauschte er in ihr Büro.

    »Was ist denn schon wieder?«, sagte er forsch. Seine Mutter hatte nicht einmal aufgesehen. Ein Meteorit könnte draußen auf der Straße einschlagen, ihre starre Miene würde keinerlei Regung zeigen. Dabei wusste er ganz genau, dass sie alles um sich herum wahrnahm.

    Der Grande Dame entging nichts.

    »Deine schlechte Laune ist kaum mehr auszuhalten. Arbeite daran!«, gab sie streng zurück.

    »Meine schlechte Laune rührt daher, dass du mit meinen Personalentscheidungen in letzter Zeit nicht mehr zufrieden bist. Davon abgesehen fühle ich mich wie ein Laufbursche.« Er schmiss ihr die Bewerbungsunterlagen von Cassidy Meyer auf den Schreibtisch.

    In dieser Firma gab es niemanden, mit dem er sich öfter unterhielt als mit seiner Mutter. Seit Kurzem schien es ihr aber nicht mehr zu genügen, wichtige Dinge am Telefon zu besprechen. Sie verlangte von ihm, dass er in ihr Büro kam. Und da war er nun wieder, zum dritten Mal heute. Dabei war es noch nicht einmal Mittag.

    »Warum interessiert dich plötzlich dieses Mädchen so sehr?«, fragte er.

    »Du meinst Cassidy?«

    »Du heckst doch wieder was aus …« Seine Mutter tat nie etwas ohne Grund. Eine derart unbedeutende Mitarbeiterin geriet für gewöhnlich nicht in den Fokus ihrer Aufmerksamkeit.

    Hektisch blätterte sie durch die Unterlagen. Darin befand sich nichts, was er ihr nicht schon per Mail geschickt hatte.

    »Ich will, dass du sie feuerst«, sagte seine Mutter plötzlich.

    »Warum?«

    »Der Job passt nicht zu ihr.«

    Der Job passte nicht zu einer Mitarbeiterin? Logan beschäftigte sich tagtäglich mit der Frage, welcher Mitarbeiter für den Job der richtige war – und nicht umgekehrt.

    Er trat zur Fensterwand und sah nach unten auf die belebte Straße. Eigentlich hatte er Höhenangst, aber seine Mutter hatte ihm diese schon vor vielen Jahren auszutreiben versucht. Sie hatte ihn auf das Monument hochgeschleppt, eine einundsechzig Meter hohe dorische Säule im Zentrum Londons, die an den großen Stadtbrand von 1666 erinnern sollte. Dreihundertelf Stufen führten hoch zur Aussichtsplattform. Die letzten fünfzig hatte sie ihn tragen müssen. Damals war er sechs Jahre alt gewesen und für sein Alter schon recht groß und schwer.

    Angst lähmt, pflegte seine Mutter zu sagen.

    Dort, in luftiger Höhe, hatte er nach unten blicken müssen. Eine halbe Stunde lang. Er hatte ganz fürchterlich geweint, was der Grande Dame natürlich sehr missfallen hatte. Irgendwann war

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