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Liebesglück und Herzflattern: Romantische Komödie
Liebesglück und Herzflattern: Romantische Komödie
Liebesglück und Herzflattern: Romantische Komödie
eBook279 Seiten3 Stunden

Liebesglück und Herzflattern: Romantische Komödie

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Über dieses E-Book

Prickelnde Irland-Romanze zum Mitfiebern und Genießen!

Kate ist klug, erfolgreich und immer vernünftig. Aber als sie kurz vor ihrer Hochzeit kalte Füße kriegt und ihre langjährige Beziehung in den Sand setzt, muss sie sich eingestehen, versagt zu haben. Ausnahmsweise schaut sie tief ins Glas, um ihren Frust zu überwinden. Wie gut, dass ihr bester Freund Craig in einem Pub Bier ausschenkt und immer ein offenes Ohr für Kates Probleme hat. Mit Craig ist sie aufgewachsen, aber nie ist sie mit ihm ausgegangen. Ein Mann wie Craig passt nicht zu ihr: zu gut aussehend, tätowiert, sorglos – und ein echter Frauenmagnet. Doch selbst Kate kann auf Dauer seinem Charme nicht widerstehen, zumal sie große Lust hat, etwas Verbotenes zu tun.

 

Eine leidenschaftliche Lovestory nimmt ihren Anfang. Nur wer traut sich zuerst, »Ich liebe dich« zu sagen?

 

Bei dem vorliegenden Roman handelt es sich um Teil drei der Erfolgsreihe »Liebesglück in Irland«. Die einzelnen Bände sind in sich abgeschlossen und können unabhängig voneinander gelesen werden.

SpracheDeutsch
HerausgeberBookRix
Erscheinungsdatum15. Mai 2022
ISBN9783755414025
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    Buchvorschau

    Liebesglück und Herzflattern - Amelie Winter

    1

    »Er flirtet mal wieder.«

    Kate saß mit ihrem Bruder am Tresen im The Loophole und beobachtete Craig.

    »Wer?« Brandon guckte über seine Schulter zurück.

    Kate seufzte. »Wer wohl?«

    Das Pub gehörte Craigs Mutter. Hier hielten sie sich regelmäßig auf. Heute war alles grün. Sie feierten St. Patrick’s Day. Eine Menge Leute aus aller Welt waren da. Nach dem großen Festival ließen sie den Abend in einem der vielen Pubs ausklingen. Im Radio spielten sie einen Song von The Dubliners. Im The Loophole wurde schon seit über hundert Jahren Bier ausgeschenkt. Es war eines der ältesten Pubs in Cork City. Bestimmt auch eins der charmantesten! Kate liebte die dunklen Tische, den Boden im Schachbrettmuster und die tief hängenden Leuchten, die ein oranges Licht verströmten.

    Genüsslich nippte sie an ihrem Guinness. Wie viele Pints hatten Craig und seine Mom heute schon ausgeschenkt? Wenn das so weiterging, würde später auch Brandon einspringen und Bier zapfen. Kate sollte vorher schnell abhauen, sonst würde Craig sogar sie noch einspannen! Letztes Jahr hatten sie am Ende alle hinter den Zapfhähnen gestanden und ein Bierglas nach dem anderen bis zum Rand gefüllt. Aber Kate war nicht hergekommen, um zu arbeiten. Sie wollte mal ausspannen – was schwierig war bei diesem Tumult. Außerdem wollte sie sich betrinken. Aber so richtig.

    Erneut nahm sie einen Schluck. Dann schwenkte ihr Blick ein weiteres Mal zu Craig. Er trug ein grünes Muskelshirt – die Tattoos auf seinen Oberarmen waren nun vollständig sichtbar – und einen lächerlichen Hut in den Farben der Irlandflagge. Fehlte nur noch eine große Brille mit Gläsern, die wie dreiblättriges Klee geformt waren. Dieses Zeug, das vor allem Touristen gefiel, konnte man heute an jeder Straßenecke kaufen. Auch Kate hatte sich in Schale geworfen. Sie hatte keine Spaßbremse sein wollen! Zur schicken schwarzen Jeans trug sie eine grüne Chiffonbluse. Die weißen Sneakers hatten grüne Akzentstreifen.

    Heute musste sie Grün tragen. Sonst hätte Craig ihr im schlimmsten Fall eine grüne Schürze umgebunden – nur um sie zu bestrafen! – und ihr eine grüne Mütze aufgesetzt. Schließlich war heute jeder Ire dazu verpflichtet, dem Nationalheiligen die Ehre zu erweisen! St. Patrick hatte angeblich die Schlangen aus Irland nach England vertrieben. Dabei hatte es auf der grünen Insel nie giftige Schlangen gegeben. Vertrieben hatte er wohl eher den heidnischen Glauben. St. Patrick hatte Klöster, Schulen und Kirchen gegründet. Er hatte tausende Iren zum Christentum bekehrt.

    Passend zur grünen Bluse baumelte um Kates Hals eine Goldkette mit einem hübschen Anhänger. Es handelte sich um ein dreiblättriges Kleeblatt, das nationale Symbol Irlands. Der Sage nach hatte St. Patrick das Kleeblatt dazu benutzt, um dem keltischen Hochkönig Laoghaire die Dreifaltigkeit zu erklären. Die drei Blätter sollten den Vater, den Sohn und den Heiligen Geist symbolisieren.

    Kate drehte den Anhänger zwischen ihren Fingern hin und her. Die Kette hatte ihr Craig vor vielen Jahren geschenkt. ›Kleeblätter bringen Glück‹, hatte er gesagt. Dabei hatte das Klee ein Blatt zu wenig, um als Glücksbringer zu gelten. Schmunzelnd widmete sich Kate ihrem halb vollen Bierglas, bevor sie wieder zu Craig schielte. Augenscheinlich erfreute er sich bester Laune. Kate hatte noch nie erlebt, dass er deprimiert war. Seine unbeschwerte Art hatte er vermutlich von seinem Vater. Seine Mom war da nämlich ganz anders! Außerdem schien er sich in der Gesellschaft hübscher Frauen immer besonders wohlzufühlen – und an solchen Frauen mangelte es heute nicht. Auch einige der Männer sahen ziemlich gut aus! Aber Kate hatte sich von einem sexy Kerl noch nie beeindrucken lassen. Ihre Freundin Eliza hatte sie deswegen schon oft gerügt. ›Guck dir doch mal diesen Hintern an!‹, forderte sie Kate immerzu auf. ›Der Typ ist heiß!‹ Kate reagierte darauf, indem sie gewohnheitsmäßig die Augen verdrehte. Sie starrte nicht auf Männerhintern – jedenfalls nicht so, dass es auffiel. Auch Eliza sollte weniger oft das andere Geschlecht inspizieren! Schließlich war sie verheiratet und erwartete ein Baby.

    Craigs Hintern kannte Kate sowieso schon. Den hatte sie in ihrem Leben unzählige Male von allen Seiten bewundern können. Auch jetzt stand er mit dem Rücken zu ihr – also konnte Kate seine Hinterseite sehen – und unterhielt sich mit einer kurvigen Blondine. Solche Frauen gefielen Craig: schrill, sexy – und ein wenig dumm. Also ganz anders als Kate. Sie war das genaue Gegenteil von seinem Typ. Craig war genauso wenig ihr Typ. Sein Vater war mit einer jungen hübschen Frau abgehauen und hatte die Familie im Stich gelassen. Da war Craig gerade mal elf Jahre alt gewesen. Auch wenn er das bestimmt nicht gerne hörte, aber vermutlich war er seinem Vater ähnlicher, als ihm lieb war. Craig schien auch der Typ Mann zu sein, der seine Ehefrau sitzen ließ, um mit einem jungen Ding durchzubrennen. Hatte er je eine ernste Beziehung gehabt?

    Die Frauen umschwärmten ihn für gewöhnlich wie die Motten das Licht. Er war einer dieser Männer, die mit einem natürlichen Charme gesegnet waren – und obendrein sah er noch gut aus. Das freche Grinsen und die Grübchen, die sich dann in seinem Gesicht bildeten, waren wohl das Auffälligste an ihm. Wenn er lachte, lachten seine grünbraunen Augen mit. Dann war es wirklich schwer, sich nicht in ihn zu verlieben. Kein Wunder, dass er sich vor Verehrerinnen kaum retten konnte! Aber Craig genoss die Aufmerksamkeit sichtlich. Es schien ihm zu gefallen, angehimmelt zu werden. Auch deswegen war Kate nicht sein Typ. Sie neigte nicht dazu, einen Mann zu umschwärmen.

    Er unterhielt sich nicht länger mit der blonden Touristin, die eindeutig zu viel Bier getrunken hatte. Sie lachte laut und gackernd, während sie durch die Gegend taumelte wie ein Kreisel bei der letzten Drehung. Gleich würde sie umkippen! Natürlich war sie von Kopf bis Fuß in Grün gekleidet. Der sehr kurze Rock endete knapp unterm Po, dazu trug sie hohe Strümpfe und ein schwarzes Top mit glitzernden Kleeblättern. Auf dem Kopf hatte sie einen dieser lächerlichen Zylinder mit einer goldenen Schnalle. Auch auf ihren Wangen prangten Kleeblätter, die sie mit grüner Schminke aufgemalt hatte. Aber ihr Lächeln war nett und die Zähne strahlend weiß.

    Nun kippte sie nach vorne – auf das letzte Pint hätte sie wohl verzichten sollen –, und Craig fing sie auf, bevor sie hinfiel. Kate beobachtete ganz genau, wo er sie festhielt. Eine andere Frau eilte endlich herbei und kümmerte sich um ihre betrunkene Freundin. Craig kämpfte sich derweil durch die Menge zu ihnen herüber an den Tresen.

    Kate begrüßte ihn mit einem schiefen Grinsen, während er sich symbolisch den nicht vorhandenen Schweiß von der Stirn wischte.

    »Viel zu tun«, jammerte er.

    »Hübsche Frauen aufzufangen und ihnen dabei an den Busen zu fassen, ist ziemlich anstrengend, nicht wahr?«, gab Kate frech zurück.

    »Ich will doch nicht, dass sich jemand in meinem Pub verletzt«, verkündete er ritterlich. Sein schelmisches Grinsen verriet seine wahren Absichten.

    »Bist du eifersüchtig?«, witzelte Brandon. So was fragte er nicht zum ersten Mal. Irgendwie schien ihr Bruder zu glauben, dass Kate auf Craig stand. Aber so war das ganz bestimmt nicht.

    Demonstrativ rollte sie mit den Augen – darin hatte sie Übung! –, bevor sie ihr Bierglas zu seinem hinschob und ihn somit aufforderte, mit ihr anzustoßen. Brandon hob sein Glas an. Sonst trank er sein Guinness Draught immer aus der Flasche. Normalerweise spielte er im hinteren Teil des Pubs Billard. Da wollte er nicht ein Glas mit sich herumtragen müssen.

    »Was ist jetzt mit dir und James?«, fragte Brandon auf einmal. James war Kates Verlobter. Bis gestern war er es zumindest gewesen.

    »Was soll sein?«

    »Wolltest du ihn nicht endlich in die Wüste schicken?«

    »Habe ich doch! Es ist aus.« Kate seufzte.

    Brandon klappte der Mund auf. »Ist nicht dein Ernst?!«, japste er. Dann schaute er zu Craig, der hinterm Tresen wieder Bier zapfte.

    »Hast du das gehört?!«, rief er ihm zu.

    »Geht’s noch lauter?«, nörgelte Kate und kickte ihm mit dem Fuß gegen das Schienbein.

    »Was …?!« Craig beugte sich zu ihnen herüber, um Brandon besser verstehen zu können. Im Pub war es laut. Die Musik dröhnte. Am St. Patrick’s Day ging hier immer die Post ab. Ansonsten war The Loophole ein toller Ort, um zu entspannen. Aber heute wurde gefeiert, was das Zeug hielt.

    »Nichts!«, rief Brandon ihm zu, und Craig stutzte, bevor er sich wieder an die Arbeit machte.

    »Muss ja nicht die ganze Welt wissen.« Kate seufzte.

    »Tut mir leid … Aber …! Das sind super Neuigkeiten!« Er wirkte schrecklich erleichtert, und Kate war jetzt erst recht danach, sich ordentlich zu betrinken. Dass Brandon James nie hatte leiden können, wusste sie. Schließlich hatte er es ihr unverblümt ins Gesicht gesagt – einige Monate, bevor sie James hatte heiraten wollen.

    »Wann hast du Schluss gemacht?«, fragte Brandon. »Warum erfahre ich erst jetzt davon?« Er wirkte ganz euphorisch. Dabei hatte Brandon bisher nie Interesse an ihrem Liebesleben gezeigt.

    »War erst gestern«, murmelte Kate und nahm noch einen Schluck. Es war schon ihr zweites Bier. Bald war es zur Hälfte ausgetrunken. Sie fühlte sich etwas hibbelig, auch wenn ihr Kopf noch immer vollkommen klar war.

    »Wie hat er reagiert?«, wollte Brandon wissen.

    Kate schwieg. Die Hochzeit hätte im Herbst letzten Jahres stattfinden sollen. Aber Kate hatte sie abgesagt. Damals hätte sie mit James Schluss machen sollen. Es beenden. Ein für alle Mal! Sie hatten doch beide gewusst, dass diese Beziehung nicht mehr funktionieren konnte! Aber Kate hatte es nicht fertiggebracht, diesen Schritt zu wagen. Worauf hatte sie gewartet? Wovor hatte sie Angst gehabt? Davor, dass ihre Eltern enttäuscht sein würden? Ihr Vater verstand sich mit James erstaunlich gut. Er hatte sich darüber gewundert, dass sie die Hochzeit abgesagt hatte. So war es Kate jedenfalls vorgekommen. Dazu geäußert hatte er sich nicht. Noch nie zuvor hatte sie das Gefühl gehabt, ihren Vater enttäuscht zu haben. Und ihre Mom? Die hatte auch nicht viel gesagt. Die interessierte sich sowieso nur für ihr Lieblingskind: Brandon.

    Wie würden die beiden reagieren, wenn sie erfuhren, dass es zwischen Kate und James nun endgültig aus war?

    »Kannst du nicht etwas mitfühlender sein?«, brummte Kate, da Brandon sie gespannt anstarrte und offenbar alle Details der Trennung wissen wollte.

    »Kate, sei doch froh, dass du diesen Kerl los bist! Mit diesem Typen wärst du nie glücklich geworden!«

    »Woher willst du das wissen?« Sie stützte ihr Kinn mit dem angewinkelten Arm ab und schielte wieder zu Craig, der flink die Biergläser auf ein Tablett stellte. Dann eilte er zu den Tischen und brachte den Gästen ihre Getränke. Sie schaute ihm hinterher.

    Wenn Kate sich von Craig getrennt hätte, würde Brandon bestimmt anders reagieren! Dann würde er ihr sagen, sie sollte es sich noch mal überlegen. Bloß nichts überstürzen! Er würde all die guten Eigenschaften seines besten Freundes aufzählen.

    Aber mit Craig war Kate nie zusammen gewesen.

    Einmal hatten sie sich fast geküsst – aber das war schon so lange her. Kate konnte sich gar nicht mehr daran erinnern.

    Sie hatte genug von den Männern. Von James ganz besonders. Die Wahrheit war: Er hatte mit ihr Schluss gemacht – und nicht umgekehrt! Mit Kate hatte noch nie ein Mann Schluss gemacht. Sie hatte doch diejenige sein wollen, die es beendete! Irgendwie genierte sie sich dafür, dass er ihr zuvorgekommen war.

    Die Wohnung gehörte ihm. Am Wochenende war er beruflich im Ausland. Gleich morgen früh wollte er sich zum Flughafen aufmachen. Also hatte Kate Zeit, ihre Sachen zu packen. Aber wo sollte sie hin? Es würde ihr nicht gelingen, so schnell eine neue Wohnung zu finden. Es fühlte sich an, als hätte er sie rausgeworfen!

    Kate starrte auf das fast leere Bierglas. Warum zeigte der Alkohol nicht endlich seine Wirkung? Seufzend schaute sie sich wieder im Pub um.

    Überall hingen Luftballons: grün, weiß und orange, wie die Farben der Nationalflagge. Die Musik war laut. Es wurde gejohlt und geklatscht.

    »Was zieht ihr nur für lange Gesichter?«, sagte Craig plötzlich und quetschte sich zwischen Kate und Brandon, wobei er seine Arme um ihre Schultern legte. »Es ist St. Patrick’s Day!«

    »Ja … Alle Jahre wieder!« Kate lächelte, während sie seinen Arm wegschob. Craig schaffte es immer, ihre Laune zu heben.

    Er ging wieder hinter den Tresen. In Fließbandarbeit zapfte er ein Bier nach dem anderen. Seine Mom verteilte flink die Getränke. Henry war auch da. Er war ein junger Student, spargeldünn und das hellblonde Haar so kurz geschoren, dass es beinahe aussah, als hätte er eine Glatze. Immer mal wieder arbeitete er ein paar Stunden im Pub.

    Kate streckte die Hand aus – jetzt fühlte sie sich doch etwas beschwipst – und tätschelte Brandons Hinterkopf.

    »Was machst du da?«, jammerte er. Vor knapp einem Jahr war sein Kopf völlig kahl gewesen. Wegen einer verlorenen Wette hatte er sich den Schädel rasiert. Mittlerweile war das dunkle Haar nachgewachsen, und Kate konnte durch seinen dichten Schopf wuscheln. Mit der Glatze hatte er furchtbar ausgesehen! Wie sich Riley damals nur in ihn hatte verlieben können? Aber sein Gesicht war hübsch. So symmetrisch! Kate hatte nicht so viel Glück gehabt. Ihre Nase war etwas krumm.

    »Wo ist eigentlich Riley?«, fragte sie. Wenn im The Loophole was los war, ließ sich Brandons Freundin immer blicken.

    »Sie kommt später«, sagte er.

    Es war erst nach sechs. Dieser Abend würde noch lange nicht enden. Plötzlich bimmelte Kates Handy. Sofort zog sie es aus der Hosentasche und guckte auf das Display. James hatte ihr geschrieben. Ihr war mulmig zumute. Im selben Moment drehte Brandon seinen Kopf zur Tür. Dann lächelte er. Kate folgte seinem Blick. Riley kam hereinspaziert. Sie winkte ihnen zu und trat mit einem strahlenden Lächeln näher. Brandons Freundin war so quirlig wie eh und je. Das aschblonde, leicht gewellte Haar reichte ihr bis zu den Schultern. Die große Brille hatte sie ausnahmsweise zu Hause gelassen. Natürlich war sie wie jeder hier in Grün gekleidet. Das Oberteil war bestimmt selbst genäht. Der Stoff wirkte elegant, und die Cut-Outs an den Ärmeln waren ausgefallen. Hübsch sah sie aus – und talentiert war sie obendrein. Riley führte ein eigenes Brautmodengeschäft. Sie designte und nähte die Kleider selbst. Auch Kates Brautkleid gehörte zu ihren Entwürfen. Trotz ihrer gescheiterten Hochzeitspläne hatte sie es noch immer nicht zurückgegeben. Das Kleid war viel zu schön und stand ihr hervorragend.

    Schnell nahm Kate einen Schluck von ihrem Guinness, bevor sie noch vor Neid erblasste. Die beiden waren ein süßes Paar. Nie hätte sie gedacht, dass ihr Bruder mal in der Lage sein würde, eine feste Beziehung zu führen. Brandon hatte früher, genau wie Craig, alle paar Monate eine neue Freundin gehabt. Bis vor Kurzem hatte Kate den Rekord für die längste Beziehung gehalten! Aber nun war es ihrem Bruder gelungen, eine Frau zu finden, die er aufrichtig liebte – und die ihn auch liebte. Brandon war doch immer der Chaot von ihnen beiden gewesen. Derjenige, der Beziehungen nicht ernst nahm und ständig alles auf sich zukommen ließ. Und jetzt plötzlich hatte er sein Leben besser im Griff als Kate? Wie hatte das nur passieren können?

    In letzter Zeit war alles verkehrt.

    »Tut mir leid, ich bin spät!«, rief Riley fröhlich.

    »Ist okay. Jetzt bist du ja da.«

    Sie begrüßte Kate rasch, bevor sie sich neben Brandon setzte und sich die beiden kurz auf den Mund küssten.

    Seufzend schaute Kate wieder aufs Handy. Sie traute sich nicht, James’ Nachricht zu lesen. Gleich morgen früh würde sie damit anfangen, ihre Sachen zu packen. Sie wollte einfach nur weg. Alles hinter sich lassen. Ihr würde nichts anderes übrig bleiben, als zurück in das Haus ihrer Eltern zu ziehen. Spätestens dann würden die beiden erfahren, dass diese Beziehung gescheitert war. Kate würde es ohnehin nicht lange vor ihnen geheim halten können.

    Seufzend öffnete sie die Facebook-App. James postete dort immer Fotos, wenn er reiste. Der Mund klappte ihr auf, als sie ein Bild entdeckte, wo er breit lächelnd in die Kamera schaute – und neben ihm war eine hübsche Rothaarige. Die beiden waren sich so nah, dass sich ihre Wangen fast berührten. Kate steckte das Handy sofort weg! Ihr Herz raste! Hatte er deswegen mit ihr Schluss gemacht? Weil er eine neue Freundin hatte? Die Frau kannte er sicher nicht erst seit gestern!

    Das Bier war ausgetrunken. Craig stellte das nächste vor ihre Nase, ohne dass Kate ihn darum bitten musste.

    »Alles okay?«, fragte er sanft. »Du bist blass.« Er beugte sich über den Tresen zu ihr herüber.

    Sie schaute auf. Ihre Blicke trafen sich.

    »Mir geht’s gut«, sagte sie matt. Kate musste sich ablenken. An was anderes denken. Sie konnte jetzt nicht nach Hause gehen. Ihr wurde schlagartig bewusst, dass sie gar kein Zuhause mehr hatte.

    Jetzt fühlte sie sich richtig mies. Sie hatte versagt. Nie zuvor in ihrem Leben hatte sie versagt. Das war echt scheiße. An dieses Gefühl wollte sie sich bestimmt nicht gewöhnen!

    Gierig trank sie von dem Bier und leckte sich dann den Schaum von der Oberlippe. Das Pub füllte sich zunehmend. Immer mehr Leute kamen zur Tür herein. Bald würde es hier rammelvoll sein – und dann würde Craig Hilfe brauchen. Kate gönnte sich ihr Guinness, da sie bereits wusste, wo dieser Abend enden würde: nämlich hinter den Zapfhähnen.

    2

    Es war ein Uhr morgens, als sich der letzte Gast verabschiedete und nach draußen torkelte.

    Die Party war vorbei.

    Sie hatten eine Menge Umsatz gemacht. Craig war zufrieden. Henry hatte vor drei Stunden Feierabend gemacht, seine Mom vor zwei, und dann waren Kate und Brandon eingesprungen. So wie immer. Auch Riley hatte sich hinter die Zapfhähne gestellt. Sie war geschickt und fleißig.

    Ungeniert gähnte Craig, während er die Tische abwischte. Bevor das Pub nicht blitzblank war, ging er nie schlafen. Auf dem Boden lag überall grüner Glitter. Wo kam dieser nur her? Dann fiel es ihm ein: Eine der weiblichen Gäste hatte ein schwarzes T-Shirt mit glitzernden Kleeblättern getragen. Der Glitter hatte sich wohl von dem billigen Stoff gelöst. Die Frau hatte ihm ihre Telefonnummer zugesteckt. So was passierte ihm öfter. Er zog die Nummer umständlich aus der Hosentasche. Der Name Cathy stand in einer kitschigen Mädchenschrift auf einem kleinen Stück rosafarbenem Papier. Craig hatte nicht vor, sie anzurufen. Hatte sie nicht erzählt, sie käme aus Kalifornien? Wahrscheinlich fand sie es aufregend, während ihres Urlaubs mit einem Iren herumzumachen.

    Craig fegte den Glitter zusammen und schielte dabei kurz zu Brandon und Riley. Die beiden spielten im hinteren Teil des Pubs Blackball. Wie so häufig konnten sie sich vom Billardtisch nicht losreißen.

    »Wollt ihr hier übernachten?«, rief Craig ihnen zu.

    »Nur noch ein Spiel!«, erwiderte Brandon. Riley schaute derweil hochkonzentriert auf den Tisch. Die beiden spielten regelmäßig gegeneinander, und Riley hatte es echt drauf. Sie wurde stetig besser. Auch Craig forderte sie ab und an zu einer Partie heraus. Die letzten beiden Male hatte er gegen sie verloren.

    Er schob den Beleg mit Cathys Nummer wieder zurück in die Hosentasche. Craig hatte momentan keine Lust auf eine Affäre. Seit Brandon eine feste Freundin hatte, machte er sich auch Gedanken über die Zukunft. Alle seine Freunde waren vergeben. Mark war schon seit Jahren mit Amy verheiratet, und auch Brandon würde Riley früher oder später einen Ring an den Finger stecken.

    Nun schielte er verstohlen zu Kate. Sie saß am Tresen und hatte den Kopf auf ihre verschränkten Arme gebettet. Wie jedes Jahr hatte sie ihm bis zur Sperrstunde beim Bierzapfen geholfen – auch wenn sie wie jedes Jahr betont hatte, diesmal ganz bestimmt nicht einzuspringen.

    Mit einem schiefen Grinsen trabte er zu ihr hin.

    Auch Kate war schon lange vergeben. Dabei hatte er geglaubt, sie würde sich von James trennen. Schließlich hatte sie die Hochzeit abgesagt. Aber die beiden waren immer noch zusammen.

    »Hey«, sagte er sanft. »Du sabberst auf meinen Tresen.« Er wischte spaßeshalber mit dem Lappen über die Tischplatte und kam ihrem Gesicht gefährlich nahe.

    »Tue ich gar nicht.« Kate

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