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Wir schenken Dir einen Krimi
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eBook140 Seiten1 Stunde

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Über dieses E-Book

Die Autorengruppe Loseblattsammlung setzt ihre kostenlose EBook-Reihe mit dem sechsten Band fort!

Dieses Mal wird es kriminell in Wipperfürth.

Alle sechs Kurzkrimis verbindet der Schienenbus, der auch auf dem Cover zu lesen ist.

SpracheDeutsch
HerausgeberBookRix
Erscheinungsdatum16. Mai 2021
ISBN9783748782964
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    Buchvorschau

    Wir schenken Dir einen Krimi - Autorengruppe Loseblattsammlung

    Vorwort: Der Schienenbus

    Schienenbus-Kriminalgeschichten

    Im Jahre 1876 wurde die Wippertalbahn gegründet. Sie führte nach ihrem endgültigen Ausbau vom Eisenbahnknotenpunkt Lennep über Hückeswagen und Wipperfürth bis nach Marienheide. Auf der Strecke herrschte reger Personen- und Güterverkehr. Bis weit in die 1950er-Jahre wurden immer noch neue Haltepunkte geschaffen. 1952 stellte man den Personenverkehr auf die roten Schienenbusse um, die jedoch 1980 wieder durch lokbespannte Züge ersetzt wurden. Endgültig eingestellt wurde der Personenverkehr im Jahre 1986, der Güterverkehr etliche Jahre später. Heute ist die ehemalige Bahntrasse ein sehr beliebter Radweg.

    Das Foto zeigt den Schienenbus, der von der „IG Wipperfürther Bahnlandschaft" als Denkmal für das Hauptdurchgangslager Wipperfürth in der Nähe des damaligen Bahnhofes aufgestellt wurde. Dieses Durchgangslager war nach dem Krieg die erste Zuflucht für über eine Million Ostflüchtlinge. Von dort aus wurden sie auf andere Auffang- und Gemeindelager verteilt. Manche fanden auch in der Region eine neue Heimat.

    Die Autorengruppe Loseblattsammlung aus Wipperfürth hat nach fünf E-Books unterschiedlicher Genres dieses Mal ein E-Book mit Kurzkrimis herausgebracht. Als Gemeinsamkeit wurde ein Schienenbus ausgewählt, der in allen Geschichten in irgendeiner Art und Weise eine Rolle spielen wird. Lassen Sie sich von der Vielfalt dieser spannenden Geschichten überraschen.

    Wir bedanken uns bei der „IG Wipperfürther Bahnlandschaft", die sich liebevoll um das Denkmal kümmert, für die Erlaubnis, Fotos des Schienenbusdenkmals zu veröffentlichen.

    Wipperfürth, im Mai 2021

    Christine Kaula: Mit den Tränen seines Nichtverstandes

    „Der Bahnbus kommt gleich, Annette reichte Luca den dunkelblauen Anorak. „Mama, ich habe noch jede Menge Zeit, beschwerte der blonde Zehnjährige sich, den rechten Arm in der Jacke, die ihm seine Mutter hinreichte. Mühsam zerrte er den linken Ärmel herüber, um mit dem Arm hineinzuschlüpfen. „Mir ist warm, ich brauche keine Jacke, energisch wehrte er sich gegen die Hilfe seiner Mutter: „Mama, du behandelst mich wie ein Baby. Lass mich!, damit griff er nach seiner Schultasche. „Tschüs, winkte er mit der linken Hand zu Annette hinüber – was eher so aussah, als wollte er sie abwehren, zog die Korridortür hinter sich zu und rannte die Treppe hinunter durch die offenstehende Haustür, die irgendjemand vergessen hatte, zu schließen. Luca wohnte mit seiner Mutter, die Alleinerziehende war, in Hückeswagen in der Waidmarktstraße in einer kleinen Altbauwohnung. Es war 1980, der Himmel bedeckt, es sah nach Regen aus. Luca zog neben dem Haus die Jacke wieder aus, stopfte sie in seine Schultasche und lief die Islandstraße hinunter, überquerte die Bahnhofstraße und erreichte endlich den Bahnsteig. Gleich würde der Schienenbus eintreffen, mit dem er täglich nach Wipperfürth fuhr, wo er das Gymnasium besuchte. Noch war alles neu für ihn, er war Schüler im fünften Schuljahr und hatte sich noch nicht an die täglichen Bahnfahrten gewöhnt. Erfreut sah er, dass sein Freund Mario auch schon da war. „Na, da bist du ja?, Mario stieß ihn freundschaftlich in die Seite, und bald waren sie in ein Gespräch über das letzte Fußballspiel ihres Heimatvereins RSV vertieft. Sein Freund überragte ihn fast um einen halben Kopf und war auch breiter in den Schultern, aber das tat ihrer Freundschaft keinen Abbruch. Luca vertraute darauf, dass er ihn spätestens in einem Jahr eingeholt hätte.

    Benno, dessen Auto mit einem defekten Kühler in der Garage stand, musste an diesem Morgen mit dem Zug nach Marienheide zur Arbeit fahren, da das bestellte Ersatzteil noch nicht eingetroffen war. Er traute sich schon zu, den Wagen selbst zu reparieren. Dann dauerte es eben länger, bis das Auto wieder fahrbereit war, war aber auch wesentlich billiger.

    Weil er aber den Sonntagabend in der Kneipe bei Bier und Schnaps verbracht hatte, war er heute, am Montagmorgen, spät dran. Mit leichtem Kopfschmerz und einem mittelprächtigen Kater stand er auf dem Bahnsteig und wünschte sich weit weg. Er träumte vor sich hin. Ein Zischen zeigte das Näherkommen des Schienenbusses an. Benno wachte aus seinem Tagtraum auf und ließ seinen Blick über die Schar der wartenden Fahrgäste schweifen. Mit einem Mal war er hellwach, traute seinen Augen nicht. Da, der Junge, nicht weit weg von ihm, der mit mehreren anderen zusammenstand, das war doch … das konnte doch gar nicht sein … der blonde Schopf, die fast noch kindlichen Gesichtszüge und die Augen …, die Augen des Jungen ließen ihn nicht los. Sie waren von einem hellen Blau, das an einen frühmorgendlichen Sommerhimmel erinnerte. Um die helle Iris lief ein tiefblauer Rand, der dem Blick etwas Strahlendes gab. Die überschlanke Gestalt des Jungen, die zartgliedrigen Gliedmaßen, die ihm verletzlich, wie aus Porzellan geformt, erschienen.

    Er stieg hinter den beiden Jungen in den Zug und stellte sich so, dass er den Jungen im Auge behalten konnte. Luca schüttelte sich vor Lachen über einen Witz, den sein Freund gerade gemacht hatte. „Hallo, Luca, kommst du heute Nachmittag auf den Bolzplatz?", fragte ihn einer der anderen Jungen.

    Benno fuhr zusammen. Luca! Sein verstorbener Sohn hieß Lukas. Das war doch kein Zufall!

    „Schau mich an, bitte schau mich an", flehte er stumm und ballte die Fäuste in seiner Jackentasche. Ob er ihn einfach einmal ansprechen sollte? Ob er eine Antwort bekäme? Er würde es tun, jetzt gleich, bevor der Junge ausstieg. Lucas Blick schweifte für eine kurze Zeit durch den Wagen und verweilte für einen Wimpernschlag auf Bennos Gesicht. Dann wandte er sich einem seiner Kameraden zu und sagte irgendetwas, was Benno nicht verstehen konnte.

    Benno überlegte. Sein Sohn wäre jetzt vielleicht so groß wie dieser Junge. Auch er würde gleich ihm jeden Morgen zur Schule fahren, mit seinen Freunden lachen und unbeschwert fröhlich sein, wenn … ja, wenn nicht der Unfall gewesen wäre damals, vor sieben Jahren. Lukas hinten im Fond des Wagens – nur einen Augenblick hatte er sich nach hinten gewandt, als der Kleine ihn etwas fragte … das Steuer verrissen, die Leitplanke gestreift … auf der anderen Seite gegen den Baum geschleudert und Lukas gegen die Frontscheibe … als die Polizei kam, war Lukas tot. Und dann seine Frau, die Schreie, die Schuldzuweisungen … diese schlimme Zeit, die schier nicht enden wollte. Er hätte für Lukas einen Kindersitz anschaffen können, die gab es schon lange. Er hatte es aber nicht für nötig befunden und stets behauptet, dass er so vorsichtig fahren würde, dass dem Kind nie etwas passieren würde. Aber mit solch einem Schutz hätte der Unfall nicht tödlich ausgehen müssen, wäre vielleicht gar nicht passiert. Er war eines Besseren belehrt worden, gab sich zu Recht die Schuld an dem Tod des Kindes.

    Dann die Stille … er dachte an Scheidung, sprach das Thema wegen seines schlechten Gewissens nicht an.

    Damals begann er, sich mit den unterschiedlichsten Religionen auseinanderzusetzen, weil das Christentum ihm nicht den Trost und die Hoffnung gab, nach denen er sich sehnte. So geriet er an den Buddhismus. Ihm gefiel der Gedanke an eine Reinkarnation, den Übergang der Seele in einen neuen Körper. Er hatte versucht, mit seiner Frau darüber zu sprechen: „Denk nur, wenn Lukas irgendwo wiedergeboren würde und wir ihn durch Zufall wiederfänden." Sie hielt ihn für verrückt, war überzeugt von dem, was der christliche Glaube über den Tod und das Leben danach verkündet. Seit diesem fruchtlosen Gespräch war er umso überzeugter von der Wiedergeburtslehre des Buddhismus. Er besorgte sich noch mehr Literatur über die Lehre Buddhas, vertiefte sich in seiner Freizeit wochenlang in das Thema und besuchte heimlich ein Buddhistisches Zentrum. Am Ende war er fest davon überzeugt, dass sein Sohn wiedergeboren werden würde oder sogar schon wieder auf der Welt sei. Und so waren die Jahre vergangen, seine Ehe zerrüttet. Noch waren sie zusammen. Noch. Manchmal hielt er es nicht mehr aus, dann brach er aus, ging in die Kneipe und betrank sich, um zu vergessen. Das Schweigen zwischen ihm und seiner Frau wurde immer größer, dichter, nahm inzwischen den größten Raum im Haus ein.

    Und jetzt!? Jetzt war es wie eine Offenbarung! Es war geschehen! Lukas, sein verstorbener Sohn, war wieder da. Luca war Lukas. Zurückgekehrt von irgendwo, um wieder bei ihm zu sein. Er war ganz sicher, dass Luca ihn auch aufmerksam betrachtet hatte, so als ob er ihn von irgendwoher kennen würde. Und wenn der erste Kontakt gelänge, wenn er den Jungen bewegen könnte, mit ihm zu sprechen …

    Der Schienenbus hielt an der ersten Haltestelle hinter Hückeswagen, in der Nähe der Bevertalsperre. Dort stiegen drei Schülerinnen ein, und der Zug setzte sich wieder in Bewegung. Benno grübelte weiter.

    Womit könnte er seine Neugier wecken? Wie könnte er sein Vertrauen erringen? Die Schüler unterhielten sich jetzt über ein Bundesligaspiel vom Wochenende, bei dem Bayer Leverkusen gegen Bayern München gewonnen hatte. Die Meinungen gingen heftig auseinander, weil manche für die Münchner, manche für Leverkusen gewettet hatten und ein Tor ziemlich umstritten gewesen war. Den Gesprächen entnahm Benno, dass Luca ein Fan von Bayern München war. Das brachte ihn auf eine Idee. Er ließ die Idee, Luca anzusprechen, fürs Erste fallen. Bis zur Haltestelle Wipperfürth-Ost ließ er die Augen nicht von dem Jungen, und er schaute ihm durch das Fenster neben der Tür noch hinterher, als die Masse der Schüler sich auf das Gymnasium, das ein Stück hinter der Haltestelle auf der Lüdenscheider Straße lag, zubewegte.

    In Marienheide stieg Benno aus und blieb noch einen Augenblick nachdenklich auf dem Bahnsteig stehen. Ihm kam eine, wie er fand, sehr gute Idee. Auf seiner Arbeitsstelle, einer Baustoffhandlung nicht weit vom Bahnhof, wo er im Lager arbeitete, meldete er sich nach einer Stunde, in der er den Kollegen etwas von Rückenproblemen vorjammerte, beim Vorarbeiter krank. Vom Bahnhof aus fuhr er nach Köln, wo er auf der Schildergasse und Hohen Straße nach Sportgeschäften suchte, in dem auch T-Shirts mit Vereins-Logos angeboten wurden.

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