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CORMAC MACART, Band 3: DIE TODESVÖGEL
CORMAC MACART, Band 3: DIE TODESVÖGEL
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eBook344 Seiten4 Stunden

CORMAC MACART, Band 3: DIE TODESVÖGEL

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Über dieses E-Book

Wild und voller Gefahren ist das Leben auf den britischen Inseln zur Zeit König Arthurs. Cormac Mac Art, ein Abenteurer königlichen Geblüts von der grünen Insel Irland, muss seine Heimat verlassen, weil Neider ihm nach dem Leben trachten. Gerüstet mit ungewöhnlicher Körperkraft und mit der Fähigkeit, Vergangenheit und Zukunft zu sehen, durchstreift er das wilde Europa des fünften Jahrhunderts und die gefahrvolle See auf der Suche nach Abenteuern.

Als Sigbert Einohr des Nachts von einem gefiederten Ungeheuer heimgesucht wird, glaubt er zunächst an einen weinseligen Spuk. Doch bald enthüllt sich ihm die Wahrheit, und er verbündet sich mit einem mächtigen Magier zum tödlichen Komplott gegen seinen Schiffsherrn Cormac MacArt.

Cormac und Wulfher Schädelspalter stechen unterdessen in See, um für den König der Sweben die Klinge zu erheben, ahnungslos, welche Gefahr auf sie lauert. Sie geraten in uralte Stammesfehden – und in die Fänge eines Mannes, dem Menschenleben nichts bedeuten. Noch verlässt sich Cormac auf sein Schwert und auf seinen klaren Verstand – da schlägt das Grauen über ihm zusammen...

Andrew J. Offutt - Autor von Valeron, Der Barbar - setzt Robert E. Howards Erzählungen um Cormac MacArt (zusammengefasst in dem Band Krieger des Nordens, ebenfalls im Apex-Verlag erschienen) mit sechs spannenden Romanen fort, in denen Elemente der Artus-Saga mit Wikinger-Mythen und dem Cthulhu-Mythos verknüpft werden.

Der Apex-Verlag veröffentlicht diese Romane als durchgesehene Neuausgaben - illustriert vom Wiener Künstler Johann Peterka.

SpracheDeutsch
HerausgeberBookRix
Erscheinungsdatum12. Okt. 2018
ISBN9783743883376
CORMAC MACART, Band 3: DIE TODESVÖGEL

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    Buchvorschau

    CORMAC MACART, Band 3 - Andrew J. Offutt

    Das Buch

    Wild und voller Gefahren ist das Leben auf den britischen Inseln zur Zeit König Arthurs. Cormac Mac Art, ein Abenteurer königlichen Geblüts von der grünen Insel Irland, muss seine Heimat verlassen, weil Neider ihm nach dem Leben trachten. Gerüstet mit ungewöhnlicher Körperkraft und mit der Fähigkeit, Vergangenheit und Zukunft zu sehen, durchstreift er das wilde Europa des fünften Jahrhunderts und die gefahrvolle See auf der Suche nach Abenteuern.

    Als Sigbert Einohr des Nachts von einem gefiederten Ungeheuer heimgesucht wird, glaubt er zunächst an einen weinseligen Spuk. Doch bald enthüllt sich ihm die Wahrheit, und er verbündet sich mit einem mächtigen Magier zum tödlichen Komplott gegen seinen Schiffsherrn Cormac MacArt.

    Cormac und Wulfher Schädelspalter stechen unterdessen in See, um für den König der Sweben die Klinge zu erheben, ahnungslos, welche Gefahr auf sie lauert. Sie geraten in uralte Stammesfehden – und in die Fänge eines Mannes, dem Menschenleben nichts bedeuten. Noch verlässt sich Cormac auf sein Schwert und auf seinen klaren Verstand – da schlägt das Grauen über ihm zusammen...

    Andrew J. Offutt - Autor von Valeron, Der Barbar - setzt Robert E. Howards Erzählungen um Cormac MacArt (zusammengefasst in dem Band Krieger des Nordens, ebenfalls im Apex-Verlag erschienen) mit sechs spannenden Romanen fort, in denen Elemente der Artus-Saga mit Wikinger-Mythen und dem Cthulhu-Mythos verknüpft werden.

    Der Apex-Verlag veröffentlicht diese Romane als durchgesehene Neuausgaben - illustriert vom Wiener Künstler Johann Peterka.

    Der Autor

    Andrew J. Offutt (* 16. August 1934, † 30. April 2013)

    Andrew Jefferson Offutt war ein US-amerikanischer Autor von Fantasy- und Science-Fiction-Literatur. Er veröffentlichte seine Werke teilweise unter Variationen seines bürgerlichen Namens, vornehmlich als Andrew J. Offutt, teilweise unter den Pseudonymen John Cleve, Jeff Douglas oder J. X. Williams. Gelegentlich ist sein Name auch vollständig in Kleinbuchstaben als andrew j. offutt geschrieben.

    Offutt wuchs in einer Blockhütte in der Kleinstadt Taylorsville im Spencer County auf. Später siedelte er nach Louisville um und studierte mittels eines Stipendiums der Ford Foundation an der dortigen Universität. 1955 wurde ihm der Bachelor of Arts im Fach Englisch verliehen.

    Während seiner Arbeit in Lexington lernte er Jodie McCabe kennen, die er 1957 heiratete. Das Ehepaar Offutt war über fünfzig Jahre verheiratet und lebte im Rowan County im US-Bundesstaat Kentucky. Sie hatten vier Kinder, der älteste Sohn, Chris Offutt, ist heute ebenfalls als Schriftsteller und Drehbuch-Autor (True Blood, Weeds) bekannt.

    Andrew J. Offutts erste Publikation war die Kurzgeschichte And Gone Tomorrow, die 1954 in der US-amerikanischen Science-Fiction-Zeitschrift If veröffentlicht wurde. Nach dem Verkauf der Kurzgeschichte Blacksword (1959) an das Magazin Galaxy konzentrierte er sich zunehmend auf die Schriftstellerei. Mit Evil Is Live Spelled Backwards erschien 1970 sein erster Roman.

    Für den Romanzyklus Thieve's World (deutscher Titel: Diebeswelt) von Robert Lynn Asprin und Lynn Abbey schuf er die Figur Hanse und beschrieb sie zwischen 1987 und 1993 in drei Romanen: Shadowspawn (1987), Deathknight (1990) und The Shadow Of Sorcery (1993).

    Überdies verfasste er drei Romane über Conan sowie sechs Romane über Cormac MacArt, beides Figuren des Schriftstellers Robert E. Howard.

    Zwischen 1976 und 1978 war Offutt Präsident der Science Fiction and Fantasy Writers of America. Ende der 1970er Jahre gab er unter dem Titel Swords Against Darkness fünf Anthologien mit Kurzgeschichten weniger bekannter Autoren heraus.

    Unter bis zu zwölf verschiedenen Pseudonymen schrieb Offutt eine Vielzahl erotischer Romane, darunter die von 1982 bis 1984 entstandene Spaceways-Reihe, die unter dem Autorenpseudonym John Cleve publiziert wurde.

    DIE TODESVÖGEL

      »Das Römische Reich ist enthauptet; mit der einen Stadt stirbt die ganze Welt... Alles ist dem Tod unterworfen... die Zeit zerstört der Menschen Werk... doch wer hätte gedacht, dass Rom zerfallen würde - Rom, gleichermaßen Mutter und Gruft ihrer Kinder.«

    - Sophronius Eusebius Hieronymus, 415 A.D.

    »Gallien war dem Reich verloren. Zwar trotzte die Auvergne dem Westgotenkönig Eurich... doch weniger aus Loyalität gegenüber Rom denn der neugewonnenen Unabhängigkeit wegen. Weiter im Norden wurde Syagrius, Sohn Ägidius', aus denselben Erwägungen De-facto-König Galliens zwischen Somme und Loire.«

    - Larousse, Encyclopedia of Ancient and Medieval History

      Prolog: Die schwarze Eule

    »Denn dies sind die Vögel des Todes: die Eule, der nächtliche Räuber, und der Rabe, der über das Schlachtfeld wacht.«

    - Alexandros von Chios

    Böser Zauber schwebte auf mächtigen schwarzen Schwingen über Nantes. Hass und Ruchlosigkeit schliefen unruhig in der nächtlichen Stadt unter ihm. Diese beiden finsteren Kräfte riefen einander, wie das Land die ruhelose See. Schwarze Schwingen folgten dem Wind abwärts. Die linde Sommernacht erschauderte um die herabstoßenden dunklen Flügel, deren Spannweite größer als ein Mann war.

    Sigbert von Metz, seit einiger Zeit Sigbert Einohr genannt, wälzte sich in seinem Bett und murmelte. Viel starker Wein war am Abend unverdünnt durch seine Kehle geflossen, und mehr als ein Becher davon war von seinem Arzt, einem Mann, der die Flüche seines Patienten nicht beachtete, mit einem Mittel vermischt worden. Doch der Wein schenkte Sigbert keine Ruhe, und es gab kaum einen, der nicht fand, dass er auch keine verdiente.

    Ein Schwerthieb hatte ihm vor kurzem einen Winkel des sinnlichen Mundes aufgerissen, seine Wange tief aufgeschnitten und ihm das Ohr auf dieser Kopfseite abgetrennt. Trotz Betäubungsmittel und Trunkenheit quälte der brennende Schmerz ihn selbst im Traum. Doch stärker hoch war Sigberts Hass. Seinem schurkischen Gehirn waren die Bilder eines sehnigen, tigerhaften Gälen aus Eirrin und eines riesenhaften, axtschwingenden Dänen eingebrannt.

    »Tod ihnen!«, murmelte er und keuchte. »Tod, Tod, Tod! Tod, langsam und qualvoll! Tod!«

    Der Trommelschlag seiner Schmerzen weckte Sigbert.

    Sein Alptraum hatte ihn in kalten Schweiß gebadet. Die Decken drückten auf seinen sportlichen Körper. Es fiel ihm schwer festzustellen, ob er träumte oder wachte, doch im Grund genommen war das einerlei. Keuchend, schwitzend, hassend lag er da.

    Plötzlich erstarrte er. Augen drangen in seine Kammer. Augen - gelb wie Topase, leuchtend, brennend - waren am Fußende seines Bettes auf ihn gerichtet. Etwas - nein, jemand - war dort und blickte ihn an.

    Bin ich wach? Nein, gewiss ist dies ein Traum...

    Seine vor Entsetzen geweiteten Augen nahmen nicht mehr wahr als eine längliche, unscharfe Form, einem Baumstamm ähnlich oder dem Kopf und armlosen Rumpf eines Menschen. Schwarz wie das Herz der Mitternacht war sie, undeutlich in der Dunkelheit von Sigberts verhangene? Schlafkammer. Und doch erweckte sie den abstoßenden Eindruck von Missgestalt und Verzerrtheit. Vielleicht lag das aber auch an Sigberts von Schmerz und Alkohol benebeltem Verstand.

    In seinem Entsetzen dachte er, dass ein Teufel gekommen sei, sich seine Seele zu holen, die zugegebenermaßen verdammt war.

    Das Wesen bewegte sich. Auf groteske Weise schien es zu wachsen. Gewaltige Flügel breiteten sich aus, und ihre Spitzen berührten fast die gegenüberliegenden Wände. Ihre Spannweite war bestimmt größer als ein erwachsener Mann. Schwarze Federn sträubten sich.

    Das Wesen sprach - tat es das wirklich? Sigbert hörte Worte... oder fühlte er sie?

    »Schrei nicht, Sigbert von Metz. Tust du es, verschwinde ich sogleich, was zu deinem Schaden wäre. Ich bringe dir Neuigkeiten von deinen Feinden.«

    Nachtgespenst, dachte Sigbert verstört. Ein Dämon in der Gestalt eines Riesenvogels...

    »Wer bist du?« Er hörte, wie seine Stimme krächzte.

    »Ich bin die Seele des Arztes Lucanus Magus. Weit...«

    Hoffnung regte sich in Sigbert. Übernatürliche Hilfe? Blinzelnd vergewisserte er sich: »Sagtest du Arzt?«

    »Ja. Und Magier, Sigbert von Metz, und Magier!«

    »Du - du bist gekommen, meine Schmerzen zu lindern?«

    Sigbert empfing das Gefühl spöttischen Gelächters. Es ergrimmte ihn, während es ihm gleichzeitig die zittrige Hoffnung wieder raubte. »Deiner Feinde wegen«, kam die Antwort. »Ist dein Hass nicht ebenso schmerzhaft wie deine Wunde?«

    Diesmal brachte Sigbert kein Wort heraus, und der gespenstische Vogel fuhr lautlos fort:

    »Weit im Süden, in einem Dorf der seefahrenden Basken, schläft mein fleischlicher Körper. Doch alles, was an mir zählt, ist hierhergeflogen, um dir zu helfen, jene zu vernichten, die du hasst und die ich ebenfalls hasse - ja, und aus schwerer wiegenden Gründen als du! Doch weiß ich jetzt schon, dass du nicht auf meinen Rat hören wirst - diesmal nicht. Morgen, im hellen Tageslicht wirst du dies für einen Traum halten, herbeigerufen durch deinen Hass und deine Schmerzen. Du wirst ihn nicht beherzigen.«

    Sigberts Gedanken bewegten sich in zähen, düsteren Bahnen. Furcht hatte sich zu Ungläubigkeit gewandelt und wieder zu Furcht, diese wiederum zu Hoffnung, die zersprang; gefolgt waren Staunen - und Neugier. Halb betäubt, doch auch halb wachsam, stellte er eine kluge Frage:

    »Das weißt du? Warum hast du dir dann die Mühe gemacht, zu mir zu kommen, Arzt, Magier - Kreatur?«

    »Damit du aus deiner Dummheit lernen und auf mich hören wirst, wenn ich wiederkomme. Du kennst die Feinde, die ich meine; du kennst sie sehr gut, sie und ihr fast übermenschliches Geschick und Glück! Es sind Cormac MacArt und Wulfher, der Schädelspalter der Dänen - diese blutigen Teufel der See!«

    Bei diesen Namen wurde Sigbert hellwach, und Hass pulsierte stärker in ihm als der hämmernde Schmerz. »Ah!«

    »Sie leben, und es geht ihnen gut. Sie haben Zuflucht in dem swebischen Königreich gefunden, über das Weremund der Große herrscht«, fuhr die wispernde Stimme fort, die eigentlich keine war. »Sie stehen nun in seinen Diensten. Im Augenblick bereiten sie sich darauf vor, Hispania zu verlassen, diese blutigen Piraten, um im Auftrag dieses Weremunds zum Land der Dänen zu segeln. Einst diente ich Weremund, ich, Lucanor Magus, und ich diente ihm gut. Nun hat er mich verbannt und würde mich qualvoll töten lassen, bekäme er mich zu fassen. Daran sind sie schuld, dieser Cormac MacArt und Wulfher der Däne,  mit ihrem Schiff Rabe. Verflucht seien sie, verflucht bis ans Ende der Tage und zu dem Chaos, das ihm folgen wird. Und mögen die Schwarzen Götter von R'lyeh sie verschlingen!«

    Sigbert Einohr lachte heiser. »Ich kenne deine Götter nicht Magier, aber deinem Wunsch schließe ich mich an.«

    »Dann hör zu. In drei Tagen werden diese Piraten den Hafen von Brigantium in Gallaecia verlassen und ostwärts segeln. Eine kurze Weile werden sie in einer geschützten Bucht unterhalb der Pyrenäen vor Anker gehen. Sie wissen nicht, dass ich sie in dieser Gegend erwarte. Ich werde die Leute dort aufwiegeln, sie zu töten, und Basken sind ein Schlag, der Fremde gar nicht mag!

    Gelingt mein Plan, wirst du mich nicht Wiedersehen, Sigbert Einohr, denn dann werde ich dich nicht brauchen. Sollte es den Basken jedoch nicht gelingen, diese Schurken umzubringen, werden sie zweifellos bei Nacht die Westküste von Gallien hoch segeln, vorbei an Burdigala, vorbei an den sächsischen Niederlassungen - und vorbei an Nantes, deiner Stadt. Danach kommt Armorika, auch Kleinbritannien genannt. Dort haben die beiden Freunde, die für ein Maß an Sicherheit für sie sorgen können. Wenn du wachsam bist, kannst du ihnen eine Falle stellen, ehe sie dort ankommen. Dann wird es in deinen Händen liegen, Agent des Königs.«

    Sigbert strengte sich an, die Dunkelheit zu durchdringen. Er hatte den Eindruck, dass diese Kreatur, die einen großen Teil seiner Schlafkammer einnahm, eine ungeheuer große finstere Eule sein musste. Gottes Tod! Der muffige Gestank ihrer Federn würgte ihn.

    Ja, eine Eule. Er konnte nun die Form des boshaft weisen Kopfes erkennen, die glühenden Augen und den Hakenschnabel. Obgleich er sie nicht sah, erahnte er die Krallenfüße, die bereit waren, sich mit erbarmungsloser Kraft in lebendes Fleisch zu schlagen. Eine Eule, eine schwarze Eule! Der Vogel Athenes. Raubvogel der Nacht mit lautlosen Schwingen. Der Schrecken der harmloseren Nachtgeschöpfe, von denen er sich ernährte. Symbol des Todes und okkulter Weisheit alter Zeiten. Und bei weitem größer als ein Adler.

    Also die Seele eines Magiers,; die den Körper verlassen und feste Form angenommen hatte!

    Sigberts Volk in den düsteren fränkischen Wäldern kannte dergleichen, denn trotz seiner lateinischen Erziehung und Manieren war Sigbert Einohr von Metz ein Germane: ein Franke. Sein eigener Stamm nannte diese Art von magischen Sendboten Fylgja. Er bezweifelte nicht, dass diese Eule echt war; Lucanors Fylgja.

    Lucanor.

    Ein fremdartiger Name. Vielleicht griechisch? Nun, was spielte das schon für eine Rolle. Umso vertrauter waren ihm die Namen Cormac MacArt und Wulfher Schädelspalter. Vor kurzem, als sie versucht hatten, ihre Seeräuberbeute an den Mann zu bringen, war Sigbert als Beauftragter des Königs eingeschritten. Er wollte sie der verdienten Strafe zuführen. Und da hatte einer ihrer Männer sein Gesicht verstümmelt.

    »Du kannst dich darauf verlassen, dass ich eingreifen werde!«, versprach er, den man schon von Kindesbeinen an seines guten Aussehens wegen gerühmt hatte. Doch das war vorbei.

    Gelächter?

    »Ich bin sicher, dass du das nicht tun wirst. Im hellen Tageslicht wirst du glauben, dass das alles nur ein Traum war, und es verdrängen. Du bist nicht der Graf von Nantes, und du wirst auch nicht mit einer so zweifelhaften Geschichte vor ihn treten. Tor, der du bist!«

    Sigbert knirschte mit den Zähnen, und die Nasenflügel blähten sich verärgert auf. Er würde gern diesem Lucanor in seinem wahren Körper begegnen und sehen, wie höhnisch er da war!

    Der Besucher durchschaute seine Gedanken. Trotz seines herablassenden Tons wusste Lucanor sehr wohl, dass er diesen Franken vielleicht als Verbündeten brauchte. Als Oberzolleinschätzer von Nantes hatte Sigbert gewisse Macht und war gut über alles unterrichtet, was in der Stadt vorging. Außerdem hasste er den riesigen dänischen Piraten und seinen finsteren Freund nicht weniger als Lucanor. Doch Lucanors wahrer Körper ruhte tatsächlich fern des nördlicheren Nantes. Es war ihm nicht möglich gewesen, schnell genug zu Sigbert zu reisen, um ihm diese Warnung rechtzeitig zukommen zu lassen. Außerdem würde er sich diesem schlauen Schurken nicht leiblich zeigen, ehe er dem Franken seinen Wert nicht bewiesen hafte.

    Doch nun musste sein Geist, sein Sendbote, sein Fylgja, wie die Barbaren ihn nannten, zu seinem Körper zurückkehren, denn das direkte Sonnenlicht könnte ihn vernichten. Sendboten und Sonnenlicht waren keine Freunde.

    »Du wirst dich erinnern«, sagte oder flüsterte oder dachte die schwarze Eule. »Du wirst es nicht glauben, Sigbert Einohr, Franke von Metz und jetzt von Nantes... aber du wirst dich erinnern, und wenn es nötig ist, werde ich wieder zu dir kommen.«

    Mit schreckerregendem Rauschen sprang der riesige Vogel zum Fenster und verschwand auf Geisterschwingen. Sigbert spürte den Luftzug. Der Schatten der gespenstischen Kreatur floss finster über die Dächer und dunklen Straßen von Nantes. Wachhunde und Straßenköter zogen den Schwanz ein und winselten, als er über sie streifte. Nicht einer wagte zu bellen.

      1. Der Rabe

    »Die zeitweilige Rettung Italiens zog die dauerhafte Vernichtung Galliens nach sich. Eine gewaltige Horde Wandalen, Sweben und Alanen entfloh der mitteleuropäischen Herrschaft der Hunnen, überquerte den schlecht verteidigten Rhein, fächerte über die inneren Provinzen aus und drohte in Britannien einzufallen. Italien konnte nicht helfen, und die Briten ernannten einen eigenen Herrscher... Er setzte nach Gallien über und vertrieb die Invasoren, doch zogen diese sich in die falsche Richtung zurück, nicht über den Rhein, sondern über die Pyrenäen nach Spanien. Ihre Nachkommen (die Sweben) sind noch heute in Westspanien; die Wandalen zogen weiter und gaben Andalusien seinen Namen; schließlich gründeten sie im ehemals römischen Teil Afrikas ein stabiles Königreich.«

    - John Morris, The Age of Arthur

    Die gleiche dunkle Sommernacht bedeckte auch eine andere Küste fern im Südwesten, die des swebischen Königreichs um Brigantium. Hier im nördlichen Spanien war sie angenehm warm und fast wolkenlos.

    In dem großen Hafen mit seinen drei Piers seufzte und wogte das Wasser mit der Flut.

    Fünf Männer hielten eine Besprechung in einem mit kostbaren Teppichen gehangenen niedrigen Gemach. Am Kopf des einfachen Eichentischs saß Weremund der Große, König dieses Landes. Er hatte die langen Beine ausgestreckt, war jedoch nicht der größte in dieser ungewöhnlichen Runde. Zu seiner Rechten saß sein Vetter und Ratgeber, der schnurrbärtige Irnic Axtschmetterer in seiner blauen Tunika mit den überkreuzten gelben Streifen; zu seiner Linken Zarabdas, der Magier, einst Priester Bels in Syrien und nun einer der meist geschätzten Getreuen des swebischen Königs. Seine bräunliche Haut, der pechschwarze geteilte Bart, die ausdrucksvollen dunklen Augen und ebenso sein Gewand von östlichem Schnitt hoben ihn von den hellhäutigen germanischen Sweben ab und verliehen ihm etwas Geheimnisvolles, eine Tatsache, die Zarabdas sich nicht scheute zu nutzen. Er war kein Scharlatan, dieser dunkelhaarige Magier unter den Menschen, deren Haarfarbe von fast Weiß bis allenfalls Mittelbraun reichte. Seine Kräfte und seine Weisheit waren echt, ebenso sein Instinkt fürs Theatralische, den er kultiviert hatte.

    »Weisheit allein«, hatte Zarabdas seinem König erklärt, »verschafft einem noch kein Gehör.«

    Die drei beherrschten und regierten die Sweben, die in Nordwestspanien dominierten. Und diese drei saßen am Kopf des Tisches, doch in dieser Runde dominierten sie nicht.

    Die anderen beiden an dem fleckigen, ramponierten Tisch waren noch ungewöhnlicher: weder Germanen noch Kelten, noch kamen sie aus dem Osten; auch entstammten sie keinem Königshaus, und Zauberer waren sie ebenfalls nicht - jedenfalls nicht im üblichen Sinn. Dagegen konnte man ihnen eine gewisse Hexerei nicht absprechen, wenn es um Taktik ging, um die Erleichterung von Schiffen von ihrer Ladung und um die Geschicklichkeit im Umgang mit ihren Waffen. Tatsächlich gesellten sich bei einem dunkles Haar und dunkler Teint zu hellen keltischen Augen, allerdings lagen diese so tief unter den meist zusammengekniffenen Lidern, dass sie dunkler wirkten.

    Der andere war ein riesenhafter Däne mit gewaltigem roten Bart, dessen kräftige Statur die Ratskammer kleiner wirken ließ und die anderen zu verdrängen schien. Senkte er die Stimme, dachte man an fernes Donnergrollen, hob er sie, krachte der Donner über den Köpfen. Es handelte sich um Stimme, die lange schon Befehle erteilte, die sich mit dem Sturm auf der See und dem Kampflärm gemessen hatte, um gehört zu werden, und der es schwerfiel, sich auf längere Zeit des höflichen Tons im Innern eines Hauses zu bedienen. Die Brust, aus der sie kam, wölbte sich wie Doppelschilde, und goldene Armreifen sowie anderer Schmuck zierten den Riesen.

    Kein Bart verbarg die Narben vergangener Kämpfe des Dunkelhaarigen. Er trug auch keinen Zierrat am Leib, allerdings hellte eine Goldborte seine schwarze Tunika auf. Sein sehniger Körper verriet eine andere Art von Kraft als die des Dänen, sie war flinker und empfindsamer. Die Hände, von denen eine das Kinn stützte, während die andere entspannt auf der Tischplatte vor ihm lag, waren langfingrig und geschmeidig und die Sehnen hoben sich am Handrücken ab. Die Rechte wies Narben auf, genau wie sein Gesicht. Mit oder ohne Waffen wussten diese Hände sehr wohl, wie man sich Feinde vom Leib hielt.

    König Weremund, sein Vetter Irnic und sein Magier Zarabdas. Und ihre beiden - Gäste. In diesem Augenblick träumte ein Franke namens Sigbert Einohr von beiden letzteren qualvolle Träume. Erst vor einigen Tagen hatten die beiden und ihre Mannschaft aus Seeräubern dem swebischen König einen großen Dienst erwiesen. Nun sprachen sie von handfesteren, doch kaum weniger wichtigen Dingen.

    Die beiden waren Wulfher Hausakluifr und Cormac MacArt von Connacht in Eirrin.

    »Handel!« Fast donnernd kam dieses Wort von den Lippen unter dem hellblonden, hängenden Schnurrbart. »Schifffahrt! Ich erwähnte bereits einmal, dass es in den letzten dreißig Jahren kaum viel schlechter hätte sein können, und dieses übernatürliche Grauen, das unsere Küste unsicher machte, hat es noch schlimmer gemacht. Dank Euch, meine Freunde, ist damit ein Ende - und doch ist das erst der Anfang. Es gibt noch andere Gefahren«, erklärte der König.

    »Piraten«, sagte Cormac ohne den Hauch eines Lächelns.

    »Gemeine, blutrünstige Hunde von Seefahrern, die nicht geduldet werden dürfen«, fügte Wulfher hinzu. Als er grinste, bewegte sein buschiger Bart sich wie ein feuriger Besen auf seiner gewaltigen Brust.

    »So ist es. Ihr und Eure Leute habt Eure Sache gut gemacht«, fuhr Weremund der Swebe fort. »Auch Ihr hattet Eure Verluste. Habt Ihr noch mehr als vierzig Mann, die Euer Schiff, den Raben, rudern - und die kämpfen können?« Die Frage war müßig, Weremund wusste sehr wohl, dass das nicht der Fall war. »Ich würde gern dem Beispiel der Wandalen folgen, und mein Volk zu einer Seemacht machen, obgleich wir als Reitervolk fern im Osten begannen - genau wie sie. Ich glaube, das Beste wäre, Überläufer von den Wandalen anzuheuern, um Eure Besatzung aufzustocken, und ebenso wandalische Schiffsbauer. Was meint ihr dazu?«

    Cormac MacArt runzelte nachdenklich die Stirn, während Wulfher sofort ungestüm antwortete. Allerdings musste man ihm zugutehalten, dass er sich bemühte, in des Königs Gegenwart taktvoll zu sein und zu verbergen, wie wenig er von diesem Vorschlag hielt.

    »Das wäre keineswegs das gleiche, Lord König. Es stimmt, diese Wandalen begannen als Reitervolk im Landesinnern, genau wie Eure Sweben. Doch beendeten sie ihre Wanderung nicht in Hispania, wie die Sweben es getan haben. Vor Generationen schon setzten sie nach Afrika über, um nicht festzusitzen und vernichtet zu werden. Doch um dazu imstande zu sein, benötigten sie Schiffe, die ein römischer Lord in Karthago ihnen gab... Wie hieß dieser Narr bloß, Cormac?«

    »Bonifacius«, antwortete der Gäle. »Er tat es, weil er mit ihrer Hilfe gegen den römischen Rivalen rechnete. Narr, der er war! Genauso gut hätte er die Pest einschleppen können. Einen ähnlichen Narren gab es auch in Britannien. Jüten und Sachsen-Jud er über seine Schwelle ein. Vortigern hieß er. Nun herrschen Jüten und Sachsen über viele britische Landstriche. Männer, die sich kaum zwanzig Rinder leisten konnten, nennen sich >König< und gewinnen immer mehr Land und Anhänger - und haben nun weit mehr als zwanzig Rinder!«

    Letzteres erklärte er für Irnic, Zarabdas und den König, für die Britannien nur ein Wort war, genau wie das benachbarte Eirrin, das die Sweben unter Hivernia oder Hibernia kannten. Wulfher wusste von Vortigern und dass er Hengist eingeladen hatte. Hengist, der Jüte, war Wulfhers Erzfeind. Die Augen des Dänen funkelten kalt beim Gedanken an den stämmigen jütischen Tiger, doch Hengist war fern in nördlichen Gewässern - dieser verlogene, verräterische Hundsfott!

    Doch hier, so weit im Süden, ging es um die Wandalen.

    »Ja, Bonifacius«, bestätigte Wulfher grollend. »Nun, inzwischen ist er tot und sein Name fast vergessen, außer auf Lokis Liste großer Narren. Die Wandalen übernahmen Karthago und wurden zur größten Seemacht auf dem Mittelmeer.« Er beugte sich vor, und sein Ellbogen schlug auf die Tischplatte, als er gestikulierte. »Aber was würde uns das bringen? Das Mittelmeer ist landumschlungen und so gezeitenlos wie ein Waschzuber. Früher war es Roms See, jetzt ist es der der Wandalen. Schön für Kinder, wenn sie schwimmen wollen... aber, Lord König, es ist der Ozean eines Mannes, mit dem wir es hier zu tun haben!«

    Als er bemerkte, dass jeder am Tisch sich ein wenig von ihm zurückgelehnt hatte, senkte Wulfher die Stimme ein bisschen. »Die Wandalen bauen ihre Schiffe immer noch nach römischer Art. Glaubt mir, sie ist nicht geeignet

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