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CORMAC MACART, Band 2: DER TURM DES TODES
CORMAC MACART, Band 2: DER TURM DES TODES
CORMAC MACART, Band 2: DER TURM DES TODES
eBook306 Seiten3 Stunden

CORMAC MACART, Band 2: DER TURM DES TODES

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Über dieses E-Book

Wild und voller Gefahren ist das Leben auf den britischen Inseln zur Zeit König Arthurs. Cormac Mac Art, ein Abenteurer königlichen Geblüts von der grünen Insel Irland, muss seine Heimat verlassen, weil Neider ihm nach dem Leben trachten. Gerüstet mit ungewöhnlicher Körperkraft und mit der Fähigkeit, Vergangenheit und Zukunft zu sehen, durchstreift er das wilde Europa des fünften Jahrhunderts und die gefahrvolle See auf der Suche nach Abenteuern.

Mit knapper Not entkommen Cormac und der Wikinger Wulfher Schädelspalter einer Falle in der Trugbucht und fliehen vor ihren Häschern hinaus in die wilde See der Biskaya.

Vor Galiciens Küste strandet das Schiff in den Fallstricken unheimlicher Algen. Wider Erwarten nimmt der König der Region die Schiffbrüchigen gastfreundlich auf – hofft er doch, die tollkühnen Männer könnten sein Land von der Plage magischer Heimsuchungen erlösen.

Die königlichen Zauberer indes fürchten um ihren Einfluss bei Hofe und schmieden finstere Ränke gegen die Piraten...

Andrew J. Offutt - Autor von Valeron, Der Barbar - setzt Robert E. Howards Erzählungen um Cormac MacArt (zusammengefasst in dem Band Krieger des Nordens, ebenfalls im Apex-Verlag erschienen) mit sechs spannenden Romanen fort, in denen Elemente der Artus-Saga mit Wikinger-Mythen und dem Cthulhu-Mythos verknüpft werden.

Der Apex-Verlag veröffentlicht diese Romane als durchgesehene Neuausgaben - illustriert vom Wiener Künstler Johann Peterka.

SpracheDeutsch
HerausgeberBookRix
Erscheinungsdatum19. Sept. 2018
ISBN9783743880825
CORMAC MACART, Band 2: DER TURM DES TODES

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    Buchvorschau

    CORMAC MACART, Band 2 - Andrew J. Offutt

    Das Buch

    Wild und voller Gefahren ist das Leben auf den britischen Inseln zur Zeit König Arthurs. Cormac Mac Art, ein Abenteurer königlichen Geblüts von der grünen Insel Irland, muss seine Heimat verlassen, weil Neider ihm nach dem Leben trachten. Gerüstet mit ungewöhnlicher Körperkraft und mit der Fähigkeit, Vergangenheit und Zukunft zu sehen, durchstreift er das wilde Europa des fünften Jahrhunderts und die gefahrvolle See auf der Suche nach Abenteuern.

    Mit knapper Not entkommen Cormac und der Wikinger Wulfher Schädelspalter einer Falle in der Trugbucht und fliehen vor ihren Häschern hinaus in die wilde See der Biskaya.

    Vor Galiciens Küste strandet das Schiff in den Fallstricken unheimlicher Algen. Wider Erwarten nimmt der König der Region die Schiffbrüchigen gastfreundlich auf – hofft er doch, die tollkühnen Männer könnten sein Land von der Plage magischer Heimsuchungen erlösen.

    Die königlichen Zauberer indes fürchten um ihren Einfluss bei Hofe und schmieden finstere Ränke gegen die Piraten...

    Andrew J. Offutt - Autor von Valeron, Der Barbar - setzt Robert E. Howards Erzählungen um Cormac MacArt (zusammengefasst in dem Band Krieger des Nordens, ebenfalls im Apex-Verlag erschienen) mit sechs spannenden Romanen fort, in denen Elemente der Artus-Saga mit Wikinger-Mythen und dem Cthulhu-Mythos verknüpft werden.

    Der Apex-Verlag veröffentlicht diese Romane als durchgesehene Neuausgaben - illustriert vom Wiener Künstler Johann Peterka.

    Der Autor

    Andrew J. Offutt (* 16. August 1934, † 30. April 2013)

    Andrew Jefferson Offutt war ein US-amerikanischer Autor von Fantasy- und Science-Fiction-Literatur. Er veröffentlichte seine Werke teilweise unter Variationen seines bürgerlichen Namens, vornehmlich als Andrew J. Offutt, teilweise unter den Pseudonymen John Cleve, Jeff Douglas oder J. X. Williams. Gelegentlich ist sein Name auch vollständig in Kleinbuchstaben als andrew j. offutt geschrieben.

    Offutt wuchs in einer Blockhütte in der Kleinstadt Taylorsville im Spencer County auf. Später siedelte er nach Louisville um und studierte mittels eines Stipendiums der Ford Foundation an der dortigen Universität. 1955 wurde ihm der Bachelor of Arts im Fach Englisch verliehen.

    Während seiner Arbeit in Lexington lernte er Jodie McCabe kennen, die er 1957 heiratete. Das Ehepaar Offutt war über fünfzig Jahre verheiratet und lebte im Rowan County im US-Bundesstaat Kentucky. Sie hatten vier Kinder, der älteste Sohn, Chris Offutt, ist heute ebenfalls als Schriftsteller und Drehbuch-Autor (True Blood, Weeds) bekannt.

    Andrew J. Offutts erste Publikation war die Kurzgeschichte And Gone Tomorrow, die 1954 in der US-amerikanischen Science-Fiction-Zeitschrift If veröffentlicht wurde. Nach dem Verkauf der Kurzgeschichte Blacksword (1959) an das Magazin Galaxy konzentrierte er sich zunehmend auf die Schriftstellerei. Mit Evil Is Live Spelled Backwards erschien 1970 sein erster Roman.

    Für den Romanzyklus Thieve's World (deutscher Titel: Diebeswelt) von Robert Lynn Asprin und Lynn Abbey schuf er die Figur Hanse und beschrieb sie zwischen 1987 und 1993 in drei Romanen: Shadowspawn (1987), Deathknight (1990) und The Shadow Of Sorcery (1993).

    Überdies verfasste er drei Romane über Conan sowie sechs Romane über Cormac MacArt, beides Figuren des Schriftstellers Robert E. Howard.

    Zwischen 1976 und 1978 war Offutt Präsident der Science Fiction and Fantasy Writers of America. Ende der 1970er Jahre gab er unter dem Titel Swords Against Darkness fünf Anthologien mit Kurzgeschichten weniger bekannter Autoren heraus.

    Unter bis zu zwölf verschiedenen Pseudonymen schrieb Offutt eine Vielzahl erotischer Romane, darunter die von 1982 bis 1984 entstandene Spaceways-Reihe, die unter dem Autorenpseudonym John Cleve publiziert wurde.

    DER TURM DES TODES

    EINLEITUNG: Der Cormac-MacArt-Zyklus

    Robert E. Howard begann mit Krieger des Nordens die Abenteuer des irischen Helden aus dem fünften Jahrhundert zu erzählen. Sein Nachlassverwalter und sein Agent ersuchten mich, den Zyklus fortzuführen (von dem zu Howards Lebzeiten nichts veröffentlicht worden war).

    Der vorliegende Roman ist chronologisch gesehen der zweite und handelt einige Jahre vor Cormacs Erlebnissen in Krieger des Nordens. Hier ist Cormac jünger; allerdings schwindelt er, was sein Alter betrifft, denn - wie die meisten von uns früher einmal - schämt er sich seiner Jugend. Auch in seiner Verbannung hat er das Mädchen Samaire, das er zurücklassen musste, nicht vergessen. Er liebte sie, wie er ihr gemeinsames Heimatland liebte: Erin oder auch Eirinn und Eirrin.

    Cormac ist ein grimmiger und düsterer Bursche. Erst in späteren Jahren wird sich das ändern, wenn er Samaire wiedertrifft und sein Leben Sinn und Zweck bekommt- und wenn er nach Irland zurückkehren kann. In diesem Band befindet sich Cormac, der aus seiner Heimat verbannte listige und misstrauische Seeräuber, in einem anderen Teil der Welt als sonst.

    Howard wies eindeutig darauf hin, dass MacArts Abenteuer sich nicht auf das Gebiet der Britischen Inseln beschränkten. Nach vier Jahrzehnten der Einmischung und Herrschaft hatten die Römer sich aus Britannien zurückgezogen. Britannier wichen den einfallenden Sachsen und Jüten und Angeln, die dem Land seinen neuen

    Namen geben würden: Angelland oder Angle-terre: England. (Eigenartigerweise waren einige Britannier auf das Festland geflohen, von dem die Eroberer gekommen waren. Dort gründeten sie Kleinbritannien - die Bretagne - und hielten sich dort.)

    Auf diesem Kontinent war das Erbe von Roms Pomp und der Verwaltungsapparat deutlicher zu erkennen. Das Land war bereits unter viele Herren aufgeteilt. Bald würde es in Italien einen König geben! Obgleich Frankenland oder vielmehr Frankreich noch nicht existierte, waren die Franken im Aufsteigen mit ihren schrecklichen Wurfäxten, einem späteren Artilleriebeschuss schon fast vergleichbar. Der römische Titel Comes blieb, aus ihm wurde schließlich das französische Comte - was bei uns Count (Graf) heißt. Und obgleich noch nie ein Count in meinem heimatlichen Kentucky Land verwaltet hat, ist dieser Staat doch in hundertzwanzig Countys aufgeteilt. Ein neues Zeitalter begann in Europa. Mit der Einführung der Steigbügel erwuchs aus dem durch Roms Fall zurückgelassenem Chaos die Ära der Chevalerie - der Ritterschaft -, von chevalry oder Reiterei, die blühen sollte, bis irgendein Narr das Schießpulver erfand. (Sicherlich nicht Hank, der Held von Mark Twains Roman des Genres Science Fiction/Heroische Fantasy!)

    Im Jahr 480 n. Chr. dehnten Cormac und Wulfher ihre Plünderzüge auf die Küste des Landes aus, das einmal Frankreich werden würde, und bald überquerten sie den tückischen Golf von Biskaya nach Nordwestspanien - und ehrlicher Arbeit!

    Keith Taylor weiß doppelt so viel über diese Gegend zu jener Zeit wie ich. Deshalb wird er bei der Ausarbeitung dieses Romans und seiner Fortsetzung Die Todesvögel gebraucht, und für die Hinweise auf Wulfhers Heimat Dänemark in den anderen Bänden. Ohne Keith Taylor wäre dieser Roman nur halb so gut.

    Wir sind uns nie begegnet. Wir wohnen den halben Globus voneinander entfernt. Und doch gibt es wenige Zeilen in diesem Buch, die rein Taylor oder rein Offutt sind. Wenn wir zusammenarbeiten, arbeiten wir auch zusammen. (Wie? Kostspielig - zwischen hier und Australien!)

    Sir Keith hat eine faszinierende astrologische Berechnung sowohl für Cormac als auch für Wulfher durchgeführt und sie mir geschickt. Vielleicht ist sie reine Phantasie, vielleicht auch nicht. Was, glauben Sie, sind ihre Sternzeichen? (Nun, ich sagte nicht wirklich, dass wir daran glauben - oder dass wir nicht daran glauben.)

    Aber die Sternzeichen dieser beiden unruhestiftenden Seewölfe sind von keiner Bedeutung für Kaiser Zeno drüben in Konstantinopolis oder für seinen Comes von Burdigala, den Grafen von Bordeaux. Der Däne und der Ire waren etwas zu erfolgreich bei ihren Raubzügen und geraten in ziemliche Schwierigkeiten.

    - Andrew J. Offutt,

    Kentucky USA.

      Prolog

    »Befehligt Ihr Kriegsschiffe oder Waschzuber? Und sind Eure Männer Krieger oder Säuglinge, die in die Windeln machen?«

    Scharf kam dieser Tadel, und finster war die Stimmung des Sprechers. Graf Guntram von Burdigala (Bordeaux) hatte eine Rüge erhalten, weil er das Gesetz seines hohen Herrn nicht achtete. Mylord Graf war nicht der Mann, der seinen Untergebenen ihren gerechten Anteil am Grimm des Königs vorenthielt. Wahrhaftig hatte er nur ein bisschen seines aufgestauten Ärgers über den unerschütterlichen Offizier von sich abgelassen.

    Athanagild Berics Sohn erwiderte den Blick des Grafen unbewegt.

    »Meine Männer sind Krieger, bei Gott! Und die Schiffe...« Athanagild zuckte die Achsel, eine Bewegung, welche die vergoldete Silberbrosche aufblitzen ließ, die seinen langen grünen Umhang an der Schulter hielt. »Mylord hat sie selbst inspiziert. Sie sind alt, nicht genug, und keine neuen im Bau. Das sind Eure eigenen Worte, also sagt nicht, dass ich nach Ausreden fische!«

    Guntram verzog grimmig das Gesicht, doch er schwieg. Der Mann hatte Recht. Rom war ein sterbender Koloß, und die von ihm erschaffene Welt zerfiel rings um das Totenbett.

    Der Graf drehte sich finsterer Miene um und blickte aus dem Fenster auf den Hof seines Herrenhauses. Der sanft plätschernde Springbrunnen, der Säulengang, das Ziegeldach, alles brüstete sich römischer Architektur und war wenigstens hundert Jahre alt. Die Fontänen tanzten und schillerten prächtig; hörten sie auf, wäre es sinnlos zu versuchen, den Brunnen reparieren zu lassen. Ähnlich war es mit den Kriegsschiffen.

    Nicht völlig, grübelte er. Bau und Reparatur von Schlachtschiffen war nicht ganz das gleiche.

    Proculus, Oberhaupt der städtischen Kurie (der zwei gerissene Angehörige dieses Rates mitgebracht hatte) hüstelte. Guntram drehte sich müde, mit säuerlicher und herausfordernder Miene wieder um.

    »Mein Lord Comes«, sagte Proculus geziert, »es ist nicht so, dass Schiffsbauer nicht zu bekommen wären. Es gibt mehr als genug, wie mir scheint, um Kauffahrer herzustellen.« Abfällig betonte er dieses eine Wort und ignorierte die ebenfalls anwesenden Kaufherren. »Kriegsschiffe zu erbauen, ist zweifellos eine andere Sache, und die Männer, die das können, weniger...«

    »Und die meisten«, warf Athanagild ein, der die königliche Flotte in der Garonne befehligte, »arbeiten lieber für Anteile an Piratenbeute.«

    Der Comes oder Graf schmetterte eine schwertgehärtete Faust auf seinen Eichen tisch. Alles, was darauf stand, sprang hoch, genau wie sein Schreiber, der dringend gebraucht wurde, da der Graf sowohl des Lesens wie Schreibens unkundig war. Guntram bemerkte nicht, wie er den Bedauerlichen erschreckt hatte - oder zumindest achtete er nicht darauf.

    »Piraten!«, donnerte er. »Beim Herze Arius', den ganzen Vormittag bin ich Berichte über Piraten durchgegangen, bis ich das Wort nicht mehr hören konnte!

    Dass die Seefahrt nicht sicher ist, ist schlimm genug. Dass diese Diebe aus dem Norden es gewagt haben, zu Lande zu brandschatzen, lässt mich - ein Mann, der König Euric in eine Schlacht nach der anderen folgte - das Jüngste Gericht ersehnen!«

    »Allein ihre Zahl macht sie so schwierig, sie zu vernichten, wie Ratten, mein Lord.« Die glatte, fast weiche Stimme gehörte Philip dem Syrier, einem dunkelhäutigen pockennarbigen Mann. Seine schweren Lider blinzelten. »Der edle Befehlshaber Athanagild hat es mit bretonischen Seeräubern, Sachsen und Jüten von Britannien zu tun - König Hengist vorrangig unter ihnen -, ja, und ihre Vettern, die sich in der Charente niedergelassen haben, unmittelbar vor unserer Tür...«

    »Und den Friesen«, schnaubte Graf Guntram, »und den Herulern und den Dänen - dieser ganzen verdammten Meute von Nordseeräubern. Von den Skoten ganz zu schweigen, die sich manchmal einbilden, unsere Küste sei genau das richtige für eine kleine Landpartie; und dann kommen noch die Wandalen aus dem Süden, um ihr Glück bei uns zu versuchen! Bei den Hufen des Teufels! Ich lebe ebenfalls hier, Kaufmann! Ihre Zahl ist größer als die der Ratten!« Die Prankenhände des Grafen, von denen sich schwere Goldringe und schmutzige Nägel gleichermaßen abhoben, strichen durch den graumelierten Bart. Verglichen mit seiner bisherigen Miene wurde sein Gesicht nun fast sanft, und seine kleinen blauen Augen glitzerten.

    »Nein«, sagte er weich, »ich verstehe nicht, wieso ihr nicht dem Ruin nahe seid. Ich würde gerne wissen, wie ihr das schafft.«

    Philips Augen, so dunkel wie Granate, blinzelten und wurden plötzlich ebenso hart. Sein Brokatwams und die weichen Ziegenlederschuhe sowie nicht weniger die glitzernden Edelsteine, die ihn zierten, sprachen wahrhaftig von seiner Wohlhabenheit. Der andere Kaufmann, Desiderius Crispus, in einer einfachen langen, längst nicht mehr modischen Tunika, der sich den Anschein patrizischer Erhabenheit zu geben versuchte, wirkte seriöser. Der Graf war jedoch zu gut informiert, um ihn nicht zu durchschauen.

    Philip sagte: »Wenn ich für uns beide sprechen dürfte, mein Kollege? Ich glaube, mein Lord Comes, das liegt daran, dass wir für den Großteil unseres Handels Fluss oder Landweg benutzen. Ich persönlich lasse alle aus dem Osten kommende Ware nach Narbo Martius bringen und von dort hierher. Ich denke nicht im Traum daran, so wie die Dinge jetzt stehen, Kostbares über das Westmeer zu befördern.«

    »Glitschige, doppelzüngige Schlange!«

    Guntram fasste die Unterseite seines schwer misshandelten Tisches und kippte ihn. Tinte, Berichte, Federkiele und feiner Streusand fielen zu Boden. Der Schreiber, der an einem Ende gesessen hatte, rollte rückwärts und aus dem Weg. Eine Tischecke hatte Proculus am Knie getroffen. Die Verwünschungen, die er zwischen den Zähnen hervorknirschte, waren kaum im Einklang mit der Würde seiner Stellung. Stumm starrte er auf den Grafen, als wünschte er sich, der stämmige Recke wäre klein genug, damit er ihn zermalmte.

    Der Graf von Burdigala war nicht aufzuhalten. Er packte Philip am Hals und würgte ihn, bis seine hervorquellenden Augen ins Antlitz des Todes blickten.

    Dann schmetterte Guntram ihn auf den Boden zwischen Papier und Tinte, um Luft zu holen.

    »Haltet Ihr mich für einen Dummkopf?« donnerte Guntram. »Oder glaubt Ihr, meine Spione vergeuden ihre Zeit? Von Narbo, mit Zoll und Steuern auf jeder Meile des Weges? Pah! Und Ihr!« Er wirbelte zu Desiderius herum. »Verräter! Ich werde Euch nicht mit allem langweilen, was ich weiß. Achtzig Schwerter spanischer Herkunft, die besten diesseits von Damaskus, fanden ihren Weg in Hengists gierige Hände - oder nicht? Oder nicht? Und mit Gold aus einer geplünderten Kirche bezahlt! Ahhh? Und Ihr, Philip von Syrien. Ihr erkennt Kapitän Ticila vielleicht nicht öffentlich als Euren Mann an; aber ich weiß, was er vergangenes Jahr in Massilia getan hat und welches wandalische Schiff ihm die gesamte spanische Küste entlang Geleit gab - und auf dem Heimweg Lusitania plünderte und solche Beute machte, dass man genau Bescheid wissen musste! Nach allem, was ich hörte, ist Lusitania ebenso Teil unseres Gotenreichs wie diese Stadt - was bedeutet, Syrer, dass diese Geschäfte nicht einfache Diebereien waren, sondern unter Hochverrat fallen.« Der Graf blickte Proculus an. »Ist es nicht so?«

    »Ohne Zweifel, sofern es beweisbar ist«, bestätigte der Präfekt steif. »Dafür ist die Höchststrafe ausgesetzt.«

    Philip, der auf die Knie gestürzt war, hatte sich nicht erhoben. Nun kniete sich Desiderius neben ihn.

    Beide Kaufherren wimmerten um Gnade. Nur die Verzweiflung über die Verluste, die diese selben Piraten ihnen zugefügt hatten, hatten sie zu dieser Handlung bewegt. Ihr teuerster Wunsch sei es, dass diese Drohung abgewandt werde, damit die See wieder sicher sei und die Kaufleute wieder eine echte Chance hätten. Möge der Graf von Burdigala nur seine Wünsche äußern. Und so fort.

    Guntram hörte nicht zu, Proculus hatte im Augenblick sein Ohr, und Proculus hielt mit seiner Verdammung nicht zurück. Sein dünnlippiger Mund war verzerrt, dafür waren gleichermaßen der Schmerz in seinem Knie und der Abscheu vor diesem Schauspiel verantwortlich.

    »Mein Lord Graf«, schnaubte er, »dies ist entwürdigend für mich! Hier ist weder ein Gerichtshof noch eine Hafenschenke - obgleich man im Augenblick anderer Ansicht sein könnte. Klagt diese Männer in rechtlicher Form ihrer Untaten an, und überlasst es dem Gericht, sich mit ihnen zu befassen! Ich wünsche Euch einen guten Tag.«

    »Halt!«

    Guntrams scharfer Befehl ließ Proculus mitten im Schritt innehalten. Er blickte in das düstere, nun wie erstarrte Gesicht des Grafen.

    »Meine Söhne stehen vor jener Tür«, erklärte Guntram von Burdigala mit tödlichem Klang in der Stimme. »Sie haben Schwerter und werden jeden zerstückeln, der es wagen sollte, ohne meine Erlaubnis zu gehen. Jeden, mein Herr! Habt Ihr eine Beschwerde, könnt Ihr sie später Vorbringen, in dieser rechtlichen Form, auf die Ihr so pocht! Doch bei Gott, jetzt werdet Ihr erst zuhören. Es geht hier um eine dringliche Sache, falls Ihr das noch nicht verstanden habt!«

    Der Präfekt war bestürzt. Er hatte hier keinen fleischigen, rotgesichtigen, weinliebenden alten Westgoten vor sich, verwirrt von Gesetz und Belesenheit und in seinem vorgerückten Alter auf Bequemlichkeit bedacht. Nein, dies hier war Guntram der Recke, der sein Schwert auf Dutzenden von Schlachtfeldern gerötet und seinen Teil dazu beigetragen hatte, Attilas Hunnen zu vertreiben und Hispanien zu erobern. Die heitere Skrupellosigkeit, die von des alten Kriegers Gesicht abzulesen war, genügte als Garantie, dass die angedrohten Morde stattfinden würden.

    Proculus bemühte sich um so viel Würde wie nur möglich und kehrte an seinen Platz zurück.

    »So ist es besser«, sagte Guntram fast schnurrend. »Jetzt hört mir alle zu. Ich sprach von einem Landeinfall. Der Bericht liegt irgendwo in diesem Durcheinander...« Guntram schaute sich ohne große Hoffnung um. »Nun, das Wesentliche ist, dass ein Tragtierzug mit Öl, weißem Salz und feiner Glasware aus Italien auf einer Waldstraße, keine zwanzig Meilen von der Küste entfernt, überfallen wurde. Die Räuber waren dänische Seeräuber, ihr Führer wurde erkannt. Es kann keine zwei Männer dieser Größe, dieser Kleidung und mit so rotem Bart und riesiger Streitaxt geben. Deshalb richtete der königliche Zorn sich auf mich. Die gestohlene Ware, müsst ihr wissen, war für den Königshof bestimmt. Und wenn ich nicht noch in diesem Jahr mit diesen Piraten aufräume, könnte es bald einen neuen Grafen von Burdigala geben - und einen neuen Befehlshaber der Flotte.« Guntrams Blick wanderte zu Athanagild, dann nicht minder finster auch über alle anderen.

    »Ganz sicher ist, dass es dann zwei Kaufherren weniger in dieser Stadt geben würde! Und der neue Graf, wer immer er auch sein mag, wird bald so allerlei über die städtische Kurie erfahren - Bestechungen und dergleichen, wisst ihr? Der König um seine Steuern betrogen und so. Denkt darüber nach! Wenn unser König von der Art ist, dass er einen alten Krieger, der seinem Vater dreißig Jahre gedient hat, wegen einer Sache wie königliches Tafelsalz entlässt, was könnt ihr dann erwarten? Eh? Beweise habe ich schwarz auf weiß und Zeugen, das dürft ihr mir glauben! Euer aller Schicksal hängt von mir ab. Zweifelt daran lieber nicht!«

    Guntrams schnurrende Stimme war schlimmer und bedrohlicher, so befanden die Anwesenden, als sein Brüllen und Toben.

    »Ich stehe ganz auf Eurer Seite, mein Lord Graf«, versicherte ihm Proculus. »Ein guter Untertan sollte alles tun, was er kann, um gegen Piraten vorzugehen. Aber wie kann ich euch helfen? Ich bin weder Seefahrer noch Krieger.«

    »Ihr könnt mit Eurem Rat helfen«, erfuhr er. »Ehe wir fertig sind, mag es einige rechtliche Dinge geben, die geklärt werden müssen. Der Syrer sagte es nicht nur so dahin, als er behauptete, es seien der Piraten zu viele. Aber wir müssen sie nicht zu Dutzenden versenken. Athanagild! Sagtet Ihr, Ihr wüsstet, wo sie zu finden sind und wie es mit ihren Fahrten aussieht?«

    Die Augen des jüngeren Goten blitzten. »Mein Lord, ich würde ein paar der größten unter ihnen lahmlegen und einige Exempel statuieren, die den anderen zu denken geben.«

    »Und damit das Herz des Königs erfreuen«, fügte Guntram fast strahlend hinzu. »Dann hört er vielleicht auf mich, wenn ich ihn bedränge, sein Heer in die Charente zu schicken, um diese Schlangen von Sachsen dort zu unterwerfen oder zu vernichten. Dieses verfluchte Gebiet ist ein Heim fern von zu Hause für Hengist und seine heimtückischen Hauptleute. Dabei könntet Ihr ebenfalls Ruhm ernten. Ihr müsstet nur gleichzeitig vom Meer her zuschlagen!«

    »Fangt erst einmal Eure Musterpiraten!«, rief Proculus mit weisem Zynismus.

    »Richtig! Ich will Wulfher und Cormac MacArt!«

    »Barmherziger Erlöser!«, flüsterte Philip der Syrer.

    Der Flottenbefehlshaber Athanagild grinste breit.

    »Mein Lord Graf, verzeiht«, warf einer der Kurienangehörigen ein. »Ich weiß wenig von einzelnen Piratenkapitänen. Von diesen beiden habe ich noch nie gehört.«

    »Bei Gott!«, knurrte Athanagild. »Hättet Ihr meinen Posten, würdet Ihr ihre Namen kennen! Auch wenn ihr Handelsmann, Seefahrer oder Pirat wärt. Mein Lord?«

    »Ja, sagt es ihm nur!«

    »Wulfher der Däne ist ein Riese. Er ist einen guten Fuß größer als ich, mit dem Knochenbau eines Ochsen, einer Brust wie eine Mauer und einem roten Bart, der sie

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