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Der Turm des Elefanten und andere Geschichten
Der Turm des Elefanten und andere Geschichten
Der Turm des Elefanten und andere Geschichten
eBook821 Seiten11 Stunden

Der Turm des Elefanten und andere Geschichten

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Über dieses E-Book

Conan, ein Barbar aus dem rauen Cimmerien, durchstreift viele tausend Jahre vor unserer Zeitrechnung die Hyborische Welt. Als Dieb, Söldner, Bandit und Pirat führt ihn sein Weg von den eisigen Weiten des Nordens bis in die Dschungel von Kush, von den Wüsten Stygiens bis in die Berge Vendhyas.

Mit der Figur Conans schuf der Texaner Robert E. Howard eine Ikone der Populärkultur vom Rang eines Tarzan oder Sherlock Holmes.

Die Geschichten dieses Bandes umfassen die erste Hälfte der Biographie Conans, von seinen ersten Berührungen mit der Zivilisation als Dieb bis zu seinen Abenteuern als Freibeuter, in der ursprünglichen Fassung Robert E. Howards.

Inhalt:
Das Hyborische Zeitalter Teil 1 (The Hyborian Age Part 1)
Cimmerien (Cimmeria)
Die Tochter des Frostriesen (The Frost-Giants Daughter)
Der Gott in der Schale (The God in the Bowl)
Der Turm des Elefanten (The Tower of the Elephant)
Die Halle der Toten - Zusammenfassung (The Hall of the Dead - Synopsis)
Schurken im Haus! (Rogues in the House!)
Die Hand Nergals - Fragment (The Hand of Nergal - Fragment)
Schatten im Mondlicht (Shadows in the Moonlight)
Königin der Schwarzen Küste (Queen of the Black Coast)
Ein Dämon im Dunkeln - Entwurf (A Snout in the Dark - Draft)
Der schwarze Koloss (Black Colossus)
Xuthal, Stadt der Dämmerung (Xuthal of the Dusk / The Slithering Shadow)
Der Fluch der Hexe (A Witch Shall Be Born)
Schatten in Zamboula (Shadows in Zamboula)
Der eiserne Teufel (The Devil in Iron)
Die Hexer vom Schwarzen Kreis (The People of the Black Circle)
Die Trommeln von Tombalku - Entwurf (Drums of Tombalku - Draft)
Das Tal der verlorenen Frauen (Vale of the Lost Women)
Der Teich des Schwarzen Riesen (The Pool of the Black One)
SpracheDeutsch
HerausgeberXinXii
Erscheinungsdatum5. März 2015
ISBN9783945353035
Der Turm des Elefanten und andere Geschichten

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    Buchvorschau

    Der Turm des Elefanten und andere Geschichten - Robert E. Howard

    Rollenspiele.

    Vorwort

    Manche Dinge entwickeln eine erstaunliche Eigendynamik. Eigentlich wollte ich vor etwas mehr als vier Jahren nur eine der Gruselgeschichten Robert E. Howards für eine Anthologie übersetzen, und nun, Ende 2014, schreibe ich ein Vorwort für den ersten von zwei Bänden der gesammelten Conan-Stories Howards, die in meinem eigenen Verlag erscheinen.

    Ich möchte Sie nicht mit langen Vorreden aufhalten, doch auf zwei Dinge möchte ich vorneweg hinweisen.

    Zum einen wird der ein oder andere vielleicht die Geschichte Wolves beyond the Border vermissen, deren Protagonist zwar nicht Conan ist, die aber zu dessen Lebzeiten spielt und grundsätzlich dem Conan-Kanon zugerechnet wird. Das liegt daran, dass Wolves erst im Jahr 2000 in der ursprünglichen, allein von Robert E. Howard verfassten Form veröffentlicht wurde – und damit noch bis 2025 dem Urheberrecht unterliegt.

    Der andere Punkt, den ich ansprechen möchte, ist die Reihenfolge der Geschichten in meinen beiden Bänden. Ich habe mich entschlossen, die Geschichten in chronologischer Reihenfolge anzuordnen. Dazu habe ich mich nicht nur an der klassischen Chronologie aus dem Jahr 1936 der beiden Conan-Fans P. Schuyler Miller und John D. Clark orientiert, denn diesen stand ja nur das zu Lebzeiten Howards veröffentlichte Material zur Verfügung, sondern ganz besonders an den beiden Chronologie-Projekten der Fans Joe Marek und Dale Rippke. Darauf werde ich aber detailliert im Nachwort des zweiten Bandes, Die Stunde des Drachen und andere Geschichten eingehen.

    Wer sich ernsthaft mit Robert E. Howard und Conan auseinandersetzen will, dem seien zu guter Letzt die Website der Robert E. Howard United Press Association (www.rehupa.com) und von Edward Waterman (www.barbariankeep.com) sowie die diversen Artikel der englischsprachigen Wikipedia ans Herz gelegt.

    Klaus Schmitz

    Dezember 2014

    Das Hyborische Zeitalter (Teil 1)

    (Vorbemerkung des Autors: Dieser Artikel sollte nicht als Versuch angesehen werden, irgendeine Theorie im Widerspruch zur allgemein akzeptierten Geschichte vorzulegen. Er ist nur ein fiktiver Hintergrund für eine Reihe erfundener Geschichten. Als ich vor einigen Jahren begann, die Conan-Geschichten zu schreiben, bereitete ich diese „Geschichte seines Zeitalters und seiner Völker vor, um ihm und seiner Saga einen größeren Anschein von Echtheit zu verleihen. Und ich fand, dass, indem ich mich an die „Fakten und den Geist dieser Chronik hielt, als ich die Geschichten schrieb, es mir wesentlich leichter fiel, ihn mir als Gestalt aus Fleisch und Blut vorzustellen (und als solche dem Leser zu präsentieren), anstatt als vorgefertigtes Produkt. Als ich über ihn und seine Abenteuer in den verschiedenen Königreichen seines Zeitalters schrieb, habe ich nie die „Fakten oder den Geist der hier festgelegten „Geschichte verletzt, sondern habe mich so eng an den Lauf dieser Geschichte gehalten wie es ein Autor herkömmlicher historischer Erzählungen es mit unserer Geschichte tut. Ich habe diese „Chronik" als Leitfaden für alle Geschichten dieser Serie benutzt.)

    Von der Epoche, welche die nemedischen Chronisten als Zeitalter vor dem Kataklysmus kennen, ist abgesehen von ihrem Ende nur wenig bekannt, und selbst dieser Teil ist vom Nebel der Legenden verschleiert. Die bekannte Geschichte beginnt mit dem Dahinschwinden der prä-kataklysmischen Zivilisation, dominiert von den Königreichen Kamelien, Valusien, Verulien, Grondar, Thule und Commorien. Ihre Völker sprachen eine ähnliche Sprache, was für eine gemeinsame Abstammung spricht. Es gab noch weitere Königreiche, ebenso zivilisiert, aber bewohnt von anderen und anscheinend älteren Völkern.

    Die Barbaren jenes Zeitalters waren die Pikten, die auf Inseln weit draußen im Westlichen Ozean lebten; die Atlanter, die auf einem kleinen Kontinent zwischen den Pikteninseln und dem Hauptkontinent, dem Thurischen Kontinent, beheimatet waren; und die Lemurier, die eine Kette großer Inseln in der östlichen Hemisphäre bewohnten.

    Es gab gewaltige Regionen unerforschten Landes. Die zivilisierten Königreiche besaßen zwar eine enorme Ausdehnung, dennoch nahmen sie nur einen vergleichsweise geringen Teil des ganzen Planeten ein. Valusien war das westlichste Königreich des Thurischen Kontinents; Grondar das östlichste. Östlich von Grondar, dessen Einwohner weniger hoch zivilisiert waren als die verwandten Königreiche, erstreckte sich eine wilde und öde Wüstenlandschaft. In den weniger trockenen Bereichen der Wüste, in den Dschungeln und im Gebirge lebten vereinzelte Clans und Stämme primitiver Wilder. Weit im Süden existierte eine geheimnisumwitterte Zivilisation, die keine Verbindung mit der thurischen Kultur hatte, und anscheinend von vormenschlicher Art war. An der Küste des fernen Ostens lebte noch ein rätselhafter Menschenschlag, nicht zu den Thuriern gehörig, der von Zeit zu Zeit mit den Lemuriern in Kontakt kam. Sie kamen anscheinend von einem geheimnisvollen und namenlosen Kontinent, der irgendwo östlich der Inseln der Lemurier lag.

    Die thurische Zivilisation verfiel; ihre Armeen bestanden größtenteils aus barbarischen Söldnern. Pikten, Atlanter und Lemurier waren ihre Generäle, ihre Staatsmänner, oft sogar ihre Könige. Über die Streitigkeiten zwischen den Reichen, die Kriege zwischen Valusien und Commorien, und die Eroberungszüge der Atlanter, die ein Königreich auf dem Festland gründeten, gab es mehr Legenden als korrekte Geschichtsschreibung.

    Dann erschütterte der Kataklysmus die Welt. Atlantis und Lemurien versanken, und die Pikteninseln erhoben sich aus dem Meer, um die Bergspitzen eines neuen Kontinents zu bilden. Teile des Thurischen Kontinents verschwanden ganz unter den Wellen, oder bildeten neue große Binnenmeere und Seen. Vulkane brachen aus und fürchterliche Erdbeben ließen die glänzenden Städte der Königreiche einstürzen. Ganze Nationen wurden ausgelöscht.

    Den Barbaren erging es dabei etwas besser als den zivilisierten Völkern. Die Bewohner der Pikteninseln wurden ausgelöscht, doch eine große Kolonie in den Bergen des südlichen Grenzgebiets von Valusien, die als Puffer gegen feindliche Invasoren dort angesiedelt worden war, überlebte. Das Festlandreich der Atlanter entging ebenfalls der allgemeinen Vernichtung, und dorthin retteten sich auch Tausende Flüchtlinge in Schiffen aus ihrer versinkenden Heimat. Viele Lemurier entkamen an die Ostküste des Thurischen Kontinents, die relativ unbeschadet blieb. Dort wurden sie von der uralten Zivilisation, die dort bereits lebte, versklavt und ihre Geschichte wurde für Tausende von Jahren die Geschichte einer grausamen Unterdrückung.

    Im westlichen Teil des Kontinents schufen die veränderten Umweltbedingungen eine eigentümliche Fauna und Flora. Undurchdringliche Dschungel bedeckten die Ebenen, große Flüsse bahnten sich ihren Weg zum Meer, hohe Berge wurden aufgefaltet und Seen bedeckten die Ruinen der alten Städte in den fruchtbaren Tälern. In das kontinentale Reich der Atlanter strömten aus den versinkenden Landstrichen Myriaden von Tieren und Wilden – Affenmenschen und Affen. Obwohl sie gezwungen waren, auf Schritt und Tritt um ihr Leben zu kämpfen, konnten sie dennoch Spuren ihres früheren Zustands hoch entwickelter Barbarei erhalten. Ohne Metall und Erz griffen sie wie ihre entfernten Vorfahren zur Steinbearbeitung zurück, und hatten diese wieder zu einer wahren Kunstform entwickelt, als ihre sich abmühende Kultur in Kontakt mit der mächtigen Nation der Pikten kam. Die Pikten hatten gleichfalls wieder die Steinbearbeitung aufgenommen, ihre Bevölkerung war jedoch schneller angewachsen und ihre Waffenfertigung weiter fortgeschritten. Sie besaßen nicht die künstlerische Ader der Atlanter; sie waren ein einfacheres, fruchtbareres, praktischer veranlagtes Volk. Sie hinterließen keine Bilder oder Elfenbeinschnitzereien wie ihre Feinde, dafür aber bemerkenswert effiziente Feuersteinwaffen in Massen.

    Diese Steinzeitreiche gerieten aneinander und nach einer Reihe blutiger Kriege wurden die zahlenmäßig unterlegenen Atlanter wieder zu primitiven Wilden, und die Entwicklung der Pikten kam zu einem Stillstand. Fünfhundert Jahre nach dem Kataklysmus waren die Barbarenkönigreiche verschwunden. Es gab nur noch eine Nation von Wilden – die Pikten – die in einem ständigen Kriegszustand mit Stämmen von Wilden – den Atlantern – lebte. Die Pikten besaßen den Vorteil der Überzahl und der Einheit, während das Reich der Atlanter in lose verbundene Clans zerfallen war. Das war der Westen jener Zeit.

    Im entfernten Osten, vom Rest der Welt durch die Aufwerfung gigantischer Gebirgszüge und die Bildung einer Kette riesiger Seen abgeschnitten, schuften die Lemurier als Sklaven ihrer uralten Herren. Der tiefe Süden ist immer noch in den Schleier des Geheimnisvollen gehüllt. Unberührt vom Kataklysmus, wird sein Schicksal immer noch von der vormenschlichen Kultur bestimmt. Von den zivilisierten Völkern des thurischen Kontinents lebt immer noch ein Überrest der nicht-valusischen Nationen in den niedrigen Bergen des Südostens – die Zhemri. Auf der ganzen Welt sind hier und dort vereinzelte Clans affengleicher Wilder verstreut, an denen der Aufstieg und Fall der großen Zivilisationen unbemerkt vorübergeht. Aber weit im Norden bildet sich allmählich ein anderer Volksstamm heraus.

    Zur Zeit des Kataklysmus floh eine Gruppe Wilder, deren Entwicklungsstand nicht weit über dem Neandertaler lag, in den Norden um der Vernichtung zu entgehen. Sie fanden das Nordland nur von einer Spezies bösartiger Schneeaffen besiedelt vor – riesige, pelzige weiße Tiere, die anscheinend dort heimisch waren. Sie kämpften mit ihnen und vertrieben sie über den Polarkreis, wo sie starben, wie die Wilden dachten. Sie selbst passten sich an ihre raue neue Umgebung an und gediehen.

    Nachdem die piktisch-atlantischen Kriege die möglichen Anfänge einer neuen Kultur vernichtet hatten, veränderte ein anderer, schwächerer Kataklysmus das Antlitz des ursprünglichen Kontinents noch weiter, hinterließ an Stelle der Seenkette ein gewaltiges Binnenmeer, und trennte Ost und West damit noch mehr, und die begleitenden Erdbeben, Fluten und Vulkanausbrüche vollendeten den Niedergang der Barbaren, den sie mit ihren Stammesfehden selbst begonnen hatten.

    Eintausend Jahre nach dem schwächeren Kataklysmus ist der Westen eine Wildnis aus Dschungeln und Seen und reißenden Strömen. In den waldigen Hügeln des Nordwestens existieren wandernde Sippen von Affenmenschen, die weder sprechen, noch Werkzeuge benutzen oder das Feuer beherrschen. Es sind die Abkömmlinge der Atlanter, wieder versunken im turbulenten Chaos einer Existenz als Dschungelbestie, aus der sich ihre Vorfahren vor vielen Zeitaltern so mühsam heraufgekämpft haben. Im Südwesten hausen verstreute Clans degenerierter, höhlenbewohnender Wilder, die nur noch die rudimentärste Form der Sprache besitzen, aber sich immer noch Pikten nennen, ein Begriff, der bei ihnen einfach Mensch bedeutet, um sich von den echten Tieren abzugrenzen, mit denen sie um Leben und Nahrung ringen. Es ist die einzige Verbindung zu ihrer früheren Entwicklungsstufe. Weder die verwahrlosten Pikten noch die affengleichen Atlanter haben Kontakt zu anderen Stämmen oder Völkern.

    Weit im Osten haben sich die Lemurier, die durch die Brutalität ihrer Sklaverei selbst beinahe auf eine tierische Ebene zurückgestoßen wurden, erhoben und ihre Herren vernichtet. Jetzt sind sie Wilde, die die Ruinen einer unbegreiflichen Zivilisation durchstreifen. Die Überlebenden jener Zivilisation, die der Wut ihrer Sklaven entgehen konnten, sind nach Westen gekommen. Sie fallen über das geheimnisvolle vormenschliche Königreich im Süden her und erobern es, setzen ihre eigene Kultur dort ein, modifiziert durch den Kontakt mit der älteren. Das neuere Königreich nennt sich Stygien, und Reste der alten Nation scheinen überlebt zu haben, wurden sogar verehrt, nachdem ihr Volk als Ganzes vernichtet worden war.

    Hier und dort zeigt sich bei verschiedenen Gruppen von Wilden eine Aufwärtsentwicklung; diese Gruppen sind jedoch verstreut und ungeordnet. Aber im Norden nimmt die Bevölkerungszahl der Stämme zu. Dieses Volk nennt sich Hyborier oder Hybori; ihr Gott war Bori – ein berühmter Häuptling, der Legende nach aus noch früheren Zeiten als jener König, der sie in den Norden führte, in den Tagen des großen Kataklysmus, welcher in der Folklore der Stämme nur noch als verschwommene Erinnerung auftauchte.

    Sie haben den ganzen Norden besiedelt und drängen jetzt in gemächlichen Wanderungen nach Süden. Bis jetzt sind sie noch nicht mit anderen Völkern in Kontakt gekommen; ihre Kriege führten sie bis jetzt nur untereinander. Fünfzehnhundert Jahre im hohen Norden haben aus ihnen ein groß gewachsenes, blondbraunes, grauäugiges Volk gemacht, rüstig und kriegerisch, und sie zeigen schon eine klar umrissene naturnahe Kunst und Poesie. Sie leben immer noch großteils von der Jagd, aber die südlichen Stämme betreiben schon seit Jahrhunderten Viehzucht. Es gibt eine Ausnahme in ihrer bis jetzt vollständigen Isolation von anderen Völkern: ein Wanderer kehrte aus dem fernen Norden zurück und berichtete, dass die angeblich menschenleere Eiswüste von einem großen Stamm affenähnlicher Menschen bewohnt würde, die, wie er schwor, von den Bestien abstammen würden, die die Vorfahren der Hyborier aus dem fruchtbareren Land vertrieben hatten. Er drängte darauf, dass ein großer Kriegszug über den Polarkreis hinausgeschickt werden solle, um diese Bestien auszurotten, die wie er versicherte, langsam zu echten Menschen wurden. Er wurde verspottet; eine kleine Schar abenteuerlustiger junger Krieger folgte ihm in den Norden, doch keiner kehrte zurück.

    Einige Stämme der Hyborier zogen nach Süden, und als die Bevölkerung wuchs wurden die Wanderzüge umfangreicher. Das folgende Zeitalter war eine Epoche der Wanderungen und Eroberungen. Auf der ganzen Welt ziehen Stämme und Stammesteile herum und suchen in einem ständig wechselnden Panorama eine neue Heimat.

    Werfen wir einen Blick auf die Welt fünfhundert Jahre später. Stämme von blonden Hyboriern sind nach Süden und Westen gezogen, eroberten und vernichteten viele der kleinen unklassifizierten Clans.

    Indem das Blut der besiegten Stämme in ihrer Bevölkerung aufging, weisen die Nachkommen der ersten Wanderungen bereits veränderte genetische Merkmale auf, und diese durchmischten Völker werden jetzt von neueren reinblütigen Wanderungen der Hyborier erbittert angegriffen und vor diesen hergetrieben, so wie ein Besen gleichgültig den Staub vor sich herfegt, um sich immer mehr zu vermengen in dieser Masse aus Völkern und Volksstämmen.

    Bis jetzt sind die Hyborier immer noch nicht in Kontakt mit den älteren Kulturen gekommen. Im Südosten beginnen die Nachfahren der Zhemri, nachdem sie durch die Vermengung mit einem unbekannten Volksstamm neue Energie aus dem frischen Blut bezogen haben, einen blassen Schatten ihrer uralten Kultur wiederzubeleben. Im Westen beginnen die affengleichen Atlanter einen langen Aufstieg. Der Kreis ihrer Existenz schließt sich; ihre frühere Existenz als Menschen haben sie lange vergessen; ohne sich ihrer Vergangenheit bewusst zu sein, beginnen sie ihren erneuten Aufstieg ohne die Hilfe oder Behinderung durch menschliche Erinnerungen. Südlich von ihnen bleiben die Pikten Wilde, und verletzen anscheinend die Naturgesetze indem sie sich weder fortentwickeln noch degenerieren. Weit ihm Süden schlummert träumend das alte geheimnisvolle Königreich Stygien. An seinen Ostgrenzen wandern Sippen nomadischer Wilder, die man bereits als Söhne Shems kennt.

    In Nachbarschaft zu den Pikten, im weiten Tal von Zingg, geschützt von hohen Bergen, hat eine namenlose Gruppe Primitiver, die man vorsichtig als Verwandte der Shemiten einordnen könnte, ein fortschrittliches Ackerbausystem entwickelt.

    Ein weiterer Faktor hat dem hyborischen Vorstoß neue Kraft verliehen. Ein hyborischer Stamm hat gelernt mit Stein zu bauen, und das erste hyborische Königreich entsteht – das primitive und barbarische Hyperborea, dessen Anfang eine grobe Festung aus Felsbrocken war, um den Angriff eines feindlichen Stamms abzuwehren. Die Menschen dieses Stammes tauschten bald ihre Zelte aus Pferdehäuten gegen steinerne Häuser ein, grob aber solide gebaut, und mit diesem Schutz wurden sie ein starkes Volk. Es gibt nur wenige Ereignisse in der Geschichte, die dramatischer sind, als der Aufstieg des primitiven, wilden Königreichs Hyperborea, dessen Bewohner sich abrupt von ihrem Nomadenleben abwandten, um Festungen aus nacktem Stein zu errichten, umgeben von zyklopischen Mauern – ein Volk, kaum über die Steinzeit hinaus, welches durch Zufall die ersten einfachen Prinzipien der Architektur lernte.

    Der Aufstieg dieses Königreichs vertrieb viele andere Stämme, die im Krieg besiegt wurden oder sich weigerten ihren burgbewohnenden Verwandten Tribut zu zahlen, und so machten sie sich auf den Weg um die halbe Welt herum. Die noch weiter nördlich lebenden Stämme wurden derweil immer öfter von gigantischen blonden Wilden, nicht viel weiter entwickelt als Affenmenschen, attackiert.

    Die Geschichte der nächsten tausend Jahre ist die Geschichte des Aufstiegs der Hyborier, deren kriegerische Stämme die westliche Welt beherrschen. Primitive Königreiche nehmen Formen an. Die blonden Eindringlinge sind auf die Pikten gestoßen und haben sie in die Einöde des Westens vertrieben. Im Nordwesten sind die Abkömmlinge der Atlanter, die ohne Unterstützung vom Affenstadium zum primitiven Wilden aufgestiegen sind, den Eroberern noch nicht begegnet. Weit im Osten entwickeln die Lemurier eine eigene, seltsame Halbzivilisation. Im Süden haben die Hyborier das Königreich Koth gegründet, an den Grenzen der ländlichen Gebiete, die als Lande Shems bekannt sind und die Wilden dieser Gebiete, zum Teil durch Kontakt mit den Hyboriern, zum Teil durch den Kontakt zu den Stygiern die sie seit Jahrhunderten heimsuchen, lassen ebenfalls die Barbarei hinter sich. Die blonden Wilden im obersten Norden sind derweil an Macht und Bevölkerung so gewachsen, dass die nördlichen hyborischen Stämme gen Süden ziehen und ihre verwandten Stämme vor sich hertreiben. Das alte Königreich Hyperborea wird von einem der nördlichen Stämme erobert, behält aber seinen alten Namen. Südöstlich von Hyperborea wird ein Königreich der Zhemri mit dem Namen Zamora gegründet. Im Südwesten ist ein Stamm der Pikten in das fruchtbare Tal von Zingg vorgestoßen, hat das von der Landwirtschaft lebende Volk dort erobert und sich unter ihnen angesiedelt. Dieses gemischte Volk wiederum wurde später von einem umherziehenden Stamm der Hybori erobert, und aus dieser Mischung entstand das Königreich Zingara.

    Fünfhundert Jahre später sind die Königreiche der Welt klar umrissen. Die Königreiche der Hyborier – Aquilonien, Nemedien, Brythunien, Hyperborea, Koth, Ophir, Argos, Corinthien, und eines, das allgemein als Grenzkönigreich bekannt ist – dominieren den Westen. Zamora liegt im Osten, und Zingara im Südwesten dieser Reiche – die Menschen dort ähneln sich in ihrer dunklen Hautfarbe und exotischen Gewohnheiten, sind aber ansonsten nicht miteinander verwandt. Im tiefen Süden schläft Stygien, unberührt von feindlichen Invasoren, die Menschen Shems jedoch haben die stygische Knute gegen die mildere Koths getauscht.

    Ihre dunkelhäutigen Herren wurden zum Südufer des mächtigen Stromes Styx, auch Nilus oder Nil genannt, gedrängt, der im unerforschten Hinterland zunächst nach Norden fließt, dann beinahe einen rechtwinkligen Knick beschreibt und von dort beinahe schnurgerade nach Westen durch das saftige Weideland Shems strömt, bis er sich in den Ozean ergießt. Nördlich von Aquilonien, dem westlichsten hyborischen Königreich, leben die Cimmerier, grausame Wilde, ungezähmt von den Eindringlingen, doch der Kontakt beschleunigt ihre Entwicklung; sie sind die Nachkommen der Atlanter, die jetzt einen stetigeren Fortschritt erleben als ihre alten Feinde, die Pikten, die in der Wildnis westlich von Aquilonien leben.

    Nach weiteren fünf Jahrhunderten besitzen die hyborischen Völker eine solche vor Energie strotzende Zivilisation, dass sie jeden Stamm von Wilden, den sie berührt, aus den Tiefen der Barbarei mitreißt. Das mächtigste Königreich ist Aquilonien, doch andere wetteifern mit seiner Stärke und seinem Glanz. Es beherrscht die westliche Welt. Die Hyborier haben sich mit vielen anderen Völkern vermischt; dem ursprünglichen Erscheinungsbild noch am nächsten sind die Gundermänner aus Gunderland, einer nördlichen Provinz Aquiloniens. Doch diese Durchmischung hat sie nicht geschwächt. Sie beherrschen die westliche Hemisphäre, auch wenn die Barbaren des Ödlands stärker werden.

    Im Norden haben goldhaarige, blauäugige Barbaren, Nachfahren der blonden arktischen Wilden, die restlichen hyborischen Stämme aus den Schneelanden vertrieben, außer dem alten Königreich Hyperborea, dass ihrem Ansturm widersteht. Ihr Land nennt man Nordheim, und sie unterteilen sich in die rothaarigen Vanir aus Vanaheim und die gelbhaarigen Æsir aus Asgard.

    Jetzt betreten die Lemurier, nun Hyrkanier genannt, wieder die Bühne der Geschichte. In den vergangenen Jahrhunderten haben sie sich beständig nach Westen ausgebreitet, und nun kommt einer ihrer Stämme um die Südspitze des großen Binnenmeers – der Vilayet – und gründet das Königreich Turan an seiner Südwestküste. Zwischen dem Binnenmeer und den Ostgrenzen der alteingesessenen Reiche liegen gewaltige Steppengebiete, und im äußersten Norden und Süden Wüsten. Die nicht-hyrkanischen Bewohner dieser Gebiete leben verstreut und sind landwirtschaftlich orientiert, jene im Norden von unbekannter Herkunft, Shemiten im Süden, aber schon immer in diesen Gebieten heimisch, mit einer dünnen Spur hyborischen Blutes von durchziehenden Eroberern versehen. Später in dieser Periode stoßen weitere hyrkanische Stämme um die Nordküste der Vilayet nach Westen vor und treffen auf die östlichen Vorposten der Hyperboreaner.

    Schauen wir kurz auf die Völker dieses Zeitalters. Die dominierenden Hyborier besitzen nicht länger gleichförmig gelbbraunes Haar und graue Augen. Sie haben sich mit anderen Völkern vermischt. In der Bevölkerung Koths ist ein starker shemitischer, ja sogar stygischer Einschlag zu sehen, und in geringerem Maß in der Bevölkerung von Argos, wobei bei letzteren die Vermischung mit den Zingarern umfangreicher war als mit den Shemiten. Die Brythunier im Osten haben sich mit den dunkelhäutigen Zamorianern vermengt, und die Menschen des südlichen Aquiloniens mit den braunen Zingarern, bis schwarzes Haar und braune Augen der dominante Typ Poitains, der südlichsten Provinz, sind. Das uralte Reich Hyperborea ist mehr auf Distanz bedacht als die anderen, dennoch gibt es auch hier viel fremdes Blut in den Adern, durch die Gefangennahme fremder Frauen – Hyrkanier, Æsir und Zamorianer. Nur in der Provinz Gunderland, in der Sklaverei unbekannt ist, blieb der ursprüngliche hyborische Typ unverfälscht. Aber die Barbaren haben sich nicht mit anderen Völkern vermischt; die Cimmerier sind hochgewachsen und stark, mit dunklem Haar und blauen oder grauen Augen. Die Menschen von Nordheim sind von ähnlicher Statur, aber mit heller Haut, blauen Augen und goldenem oder rotem Haar. Die Pikten haben ihr altes Erscheinungsbild behalten – kleinwüchsig, sehr dunkel, Augen und Haar schwarz. Die Hyrkanier haben dunkle Haut und sind im Allgemeinen groß und schlank, auch wenn ein gedrungener, mandeläugiger Typ mehr und mehr unter ihnen üblich ist, das Ergebnis der Vermischung mit einem seltsamen Volk intelligenter, aber kurz gewachsener Eingeborener, das sie auf ihrem Zug nach Westen in den Bergen östlich der Vilayet erobert haben. Die Shemiten sind im Schnitt von mittlerer Höhe, auch wenn sie vereinzelt, wenn sie stygisches Blut besitzen, hünenhaft und kräftig sein können, mit Hakennasen, dunklen Augen und blauschwarzem Haar. Die Stygier sind groß und gut gebaut, dunkel, mit gerade geschnittenen Gesichtszügen – zumindest die herrschende Klasse. Die niederen Klassen sind eine unterdrückte Mischlingsbevölkerung, eine Mischung aus schwarzem, stygischem, shemitischem und sogar hyborischem Blut. Südlich von Stygien liegen die gewaltigen Reiche der Amazonen, der Kushiten, der Atlaier und das Zwillingsreich von Zembabwei.

    Zwischen Aquilonien und der Piktischen Wildnis liegen die Bossonischen Marschen, bewohnt von Nachfahren eines eingeborenen Volks, erobert von einem Stamm Hyborier, in der Frühzeit der hyborischen Völkerwanderung. Dieses gemischte Volk erreichte nie die Zivilisiertheit der übrigen Hyborier, und wurde von ihnen an den äußersten Rand der zivilisierten Welt gedrängt. Die Bossonier sind von mittlerer Höhe und Kopfumfang, durchschnittlichem Teint, ihre Augen braun oder grau. Sie leben hauptsächlich von der Landwirtschaft, in großen ummauerten Dörfern, und sind Teil des aquilonischen Reiches. Die nach ihnen benannten Marschen erstrecken sich vom Grenzkönigreich im Norden bis Zingara im Südwesten und bilden ein natürliches Bollwerk Aquiloniens gegen Übergriffe der Cimmerier und Pikten. Sie sind störrische, unnachgiebige Verteidiger, und Jahrhunderte des Krieges gegen die nördlichen und westlichen Barbaren ließen sie eine Verteidigung entwickeln, die für einen direkten Angriff nahezu unüberwindbar ist.

    Das war die Hyborische Welt zur Zeit Conans…

    Cimmerien

    Ich erinnere mich,

    an finstre Hügel voller dunklem Tann;

    die Wolken grau als ew’ges Dach aus Blei;

    Tiefschwarzer Strom, der fließt ohn’ einen Laut,

    trostloser Wind, der von den Pässen flüstert.

    Ausblick an Ausblick sich reiht, Berg an Berg,

    Tal hinter Tal, verhüllt von schwarzem Wald,

    so unser karges Land dort lag. Und wenn

    ein Mann von steiler Kuppe blickte aus,

    so war sein Ausblick endlos – Berg auf Berg,

    Tal hinter Tal, jedes vom Forst verschleiert.

    Ein düster’ Land es war, zu dem gehör’n

    Wind, Wolken, Träume, die die Sonne schmäh’n,

    wo kahle Äste klapperten im Wind,

    alles bedeckt von düsterem Gehölz,

    nie von der Sonne trüben Lichts erhellt,

    zum Schatten macht es jeden Mann; man nennt es

    Cimmerien, Land der Dunkelheit und Nacht.

    Es war vor langer Zeit und weit entfernt,

    vergessen habe ich, wie man mich nannte.

    Für mich sind Axt und Speer nur noch ein Traum,

    der Krieg, die Jagd, vergessen sind, und nur

    des finst’ren Landes Stille bleibt zurück;

    die Wolken, ewig aufgetürmt am Berg,

    die Wälder dort im ewiglichen Schwarz.

    Cimmerien, Land der Dunkelheit und Nacht.

    O Seele mein, die von hier kam und traf

    Wind, Wolken, Geister, die die Sonne schmäh’n,

    wie viele Tode löschen endlich aus

    die Herkunft, die in geisterhaft’ Gewand

    mich hüllte? Mein Herz erkunde ich und find’

    Cimmerien, Land der Dunkelheit und Nacht.

    Conan der Cimmerier erblickt auf einem Schlachtfeld während eines Kampfes zwischen seinem Clan und einem Trupp plündernder Vanir das Licht der Welt. Der Sohn eines Schmieds ist mit fünfzehn Jahren schon sechs Fuß groß und wiegt 180 Pfund, und sein Name wird bereits an den Ratsfeuern genannt. Sein Großvater stammte aus einem südlichen Clan, den er wegen einer Blutfehde verlassen musste, und vielleicht waren es dessen Erzählungen von Raubzügen in die hyborischen Länder, die in dem jungen Conan den Wunsch erweckten, in die Welt hinaus zu ziehen. Er nimmt an einem Überfall der gesammelten cimmerischen Stämme auf das Grenzfort Venarium teil, als die Aquilonier versuchen, die südlichen Marschen Cimmeriens zu besiedeln. Nun hat den jungen Cimmerier das Fernweh endgültig gepackt, denn kurz darauf verlässt er seine Heimat, zunächst in Richtung Norden.

    Die Tochter des Frostriesen

    Das Klirren der Schwerter war verhallt, die Kampfschreie verstummt; Stille lag über dem rot gefleckten Schnee. Die blasse, fahle Sonne wurde blendend von den Gletscherflächen und der schneebedeckten Ebene reflektiert, auf der zerschlagene Rüstungen und gebrochene Klingen silbern schimmerten, und wo die Toten noch so lagen wie sie gefallen waren. Hier umklammerte eine leblose Hand noch immer den geborstenen Schwertgriff; dort waren behelmte Köpfe im Todeskampf zurückgeworfen, rote Bärte und blonde Bärte nach oben geneigt wie in einer letzten Anrufung Ymirs des Frostriesen, dem Gott eines Kriegervolkes.

    Jenseits der rot gefärbten Verwehungen und der Toten in ihren Rüstungen funkelten zwei Gestalten einander an. Sie waren die einzigen, die sich in dieser völligen Trostlosigkeit noch bewegten. Der eisige Himmel war über ihnen, die schier grenzenlose weiße Ebene umgab sie, die Gefallenen lagen zu ihren Füssen. Langsam kamen sie sich zwischen den Toten näher, so wie Geister sich zu einem Stelldichein in der Ödnis einer toten Welt begeben mochten. In der brütenden Stille standen sie einander gegenüber.

    Beide waren hoch gewachsen, mit dem Körperbau von Tigern. Ihre Schilde hatten sie verloren, ihre Rüstung war geschunden und verbeult. Blut trocknete auf dem Kettenpanzer; ihre Schwerter waren rot befleckt. Ihre gehörnten Helme wiesen die Spuren kräftiger Hiebe auf. Der eine war bartlos und besaß eine schwarze Mähne. Locken und Bart des anderen waren so rot wie das Blut auf dem sonnenbeschienenen Schnee.

    „Mann, sagte er, „nenne mir deinen Namen, damit meine Brüder in Vanaheim wissen, wer als letzter von Wulfheres Bande durch das Schwert Heimduls fiel.

    „Nicht in Vanaheim, knurrte der schwarzhaarige Krieger, „sondern in Valhalla wirst du deinen Brüdern erzählen, dass du Conan von Cimmerien trafst.

    Heimdul stieß einen Kampfschrei aus und sprang vor, sein Schwert blitzte auf, als es einen tödlichen Bogen beschrieb. Conan strauchelte von der Wucht des Aufpralls und seine Sicht füllte sich mit roten Funken, als die pfeifende Klinge seinen Helm traf und dabei in Splitter aus blauem Feuer zerbarst. Doch noch während er taumelte, stieß sein sirrender Stahl mit all der Kraft seiner breiten Schultern zu. Die scharfe Spitze durchdrang Kupferschuppen, Knochen und Herz, und der rothaarige Krieger starb zu Conans Füssen.

    Der Cimmerier richtete sich auf, das Schwert hing ihm schlaff in den Händen, als ihn eine plötzliche Schwäche überkam. Das Gleißen der Sonne auf dem Schnee stach in seinen Augen wie ein Messer und der Himmel schien geschrumpft und seltsam entfernt. Er wand sich von der zertrampelten Fläche ab, auf der gelbbärtige Krieger in der Umarmung des Todes ihre rothaarigen Gegner umschlungen hielten. Er machte einige Schritte, und der blendende Schein der Schneefelder wurde plötzlich getrübt. Eine Welle der Blindheit überkam ihn und er sank in den Schnee hinab, stützte sich auf seinen gepanzerten Arm, und er versuchte die Blindheit aus den Augen zu vertreiben, indem er wie ein Löwe seine Mähne schüttelte.

    Ein silberhelles Lachen durchschnitt seine Benommenheit, und sein Sehvermögen kehrte langsam zurück. Er blickte auf; etwas Seltsames war an der Landschaft, dass er nicht ganz einordnen oder benennen konnte – eine ungewohnte Tönung von Himmel und Erde. Doch darüber dachte er nicht lange nach. Vor ihm, sich wiegend wie ein junger Baum im Wind, stand eine Frau. Seinem betäubten Blick schien ihr Körper wie Elfenbein, und abgesehen von einem dünnen Schleier Gespinst war sie nackt wie der Tag. Ihre schmalen bloßen Füße waren weißer als der Schnee auf den sie traten. Sie lachte auf den verblüfften Krieger hinab. Ihr Lachen klang lieblich wie das kräuselnde Wasser eines Springbrunnens, und gleichzeitig giftig vor grausamem Spott.

    „Wer bist du? fragte der Cimmerier. „Woher kommst du?

    „Was spielt das für eine Rolle?" Ihre Stimme war wohlklingender als eine silberbesaitete Harfe, jedoch mit einer gefühllosen Schärfe.

    „Ruf deine Leute, sagte er und umklammerte sein Schwert. „Auch wenn mich meine Stärke im Stich lässt, werden sie mich nicht lebend bekommen. Ich sehe, dass du zu den Vanir gehörst.

    „Habe ich das gesagt?"

    Seine Augen blickten wieder zu ihren unbezähmbaren Locken, die er auf den ersten Blick für rot gehalten hatte. Jetzt sah er, dass sie weder rot noch blond waren, sondern eine wunderbare Mischung aus beiden Farben. Gebannt starrte er sie an. Ihr Haar war wie Elfengold; es reflektierte die Sonne so gleißend, dass er es kaum anschauen konnte. Ebenso waren ihre Augen weder völlig blau noch völlig grau, sondern von wechselnder Farbe und voller tanzender Lichter und Farbschleier, für die er keine Worte fand. Ihre vollen roten Lippen lächelten, und von ihren schlanken Füssen bis zu der blendenden Krone ihres wogenden Haars war ihr elfenbeinerner Körper so perfekt wie der Traum eines Gottes. Conans Puls hämmerte in seinen Schläfen.

    „Ich weiß nicht, sagte er, „ob du aus Vanaheim bist und folglich mein Feind, oder aus Asgard und mein Freund. Ich bin weit gewandert, doch eine Frau wie dich habe ich noch nie gesehen. Deine Locken blenden mich mit ihrer Helligkeit. Niemals habe ich solches Haar erblickt, noch nicht einmal unter den schönsten Töchtern der Æsir. Bei Ymir -

    „Wer bist du, dass du Ymirs Namen rufst? spottete sie. „Was weißt du über die Götter von Eis und Schnee, du, der du aus dem Süden gekommen bist, um Abenteuer bei einem fremden Volk zu bestehen?

    „Bei den dunklen Göttern meines eigenen Volkes!, rief er erzürnt aus. „Obwohl ich nicht zu den goldhaarigen Æsir gehöre, war mir keiner von ihnen im Schwertkampf voraus! An diesem Tag sah ich achtzig Mann fallen, und ich allein blieb auf dem Schlachtfeld übrig, auf dem Wulfheres Plünderer die Wölfe Bragis trafen. Sag mir, Weib, hast du das Funkeln von Rüstung draußen auf der Ebene gesehen, oder bewaffnete Männer die übers Eis kommen?

    „Ich habe den Raureif in der Sonne glitzern sehen, antwortete sie. „Ich habe den Wind über dem ewigen Schnee flüstern gehört.

    Er schüttelte mit einem Seufzer den Kopf.

    „Niord hätte noch vor dem Kampf zu uns stoßen sollen. Ich fürchte, er und seine Krieger sind in einen Hinterhalt geraten. Wulfhere und seine Kämpfer sind erschlagen.

    Ich dachte, es gäbe kein Dorf innerhalb vieler Wegstunden von hier, denn der Kampf hat uns weitab geführt, aber nackt wie du bist, kannst du nicht von weit her gekommen sein. Führe mich zu deinem Stamm, wenn du von Asgard bist, denn ich bin geschwächt vom Kampf."

    „Mein Dorf ist weiter entfernt, als du marschieren kannst, Conan von Cimmerien, lachte sie. Sie breitete ihre Arme aus und wiegte sich vor ihm, ihr goldenes Haupt sinnlich drehend, ihre vielfarbigen Augen halb beschattet unter ihren langen seidigen Wimpern. „Bin ich nicht wunderschön, oh Mensch?

    „Wie die nackte Dämmerung auf dem Schnee", murmelte er, seine Augen brannten wie die eines Wolfs.

    „Warum stehst du dann nicht auf und folgst mir? Wer ist dieser starke Krieger, der vor mir zusammenbricht?, sang sie mit aufreizendem Spott. „Leg dich nieder und stirb im Schnee wie die anderen Narren, Conan mit dem schwarzen Haar. Wohin ich dich führen würde, könntest du sowieso nicht folgen.

    Mit einem Fluch stemmte sich der Cimmerier auf die Füße, seine blauen Augen loderten, sein dunkles vernarbtes Gesicht war verzerrt. Er bebte vor Zorn, aber das Verlangen nach der lockenden Gestalt vor ihm hämmerte in seinen Schläfen und ließ sein wildes Blut durch die Adern rasen. Eine Leidenschaft, heftig wie körperlicher Schmerz, durchflutete sein ganzes Wesen, so dass Himmel und Erde in seinem benommenen Blick rot verschwammen. Von der Raserei, die ihn befallen hatte wurden Schwäche und Müdigkeit hinweggespült.

    Er sprach kein Wort als er auf sie zusprang, die Finger gespreizt um ihr weiches Fleisch zu packen. Mit einem Aufschrei sprang sie zurück und lief los, und lachte ihm dabei über ihre weiße Schulter zu. Mit einem tiefen Knurren folgte ihr Conan. Er hatte den Kampf und die Krieger in ihren Rüstungen vergessen, die tot in ihrem Blut lagen, Niord und seine Kämpfer vergessen, die nicht rechtzeitig den Schauplatz des Kampfes erreicht hatten. Er hatte nur noch Gedanken für die schlanke weiße Gestalt vor ihm, die eher zu schweben als zu rennen schien.

    Über die blendende weiße Ebene führte die Jagd. Hinter ihm verschwand das zertrampelte rote Schlachtfeld, aber Conan verfolgte sie weiter mit der schweigsamen Ausdauer seines Volkes. Seine gepanzerten Stiefel brachen durch die überfrorene Eiskruste; er versank tief in den Schneewehen und bahnte sich mit schierer Kraft einen Weg hindurch. Aber das Mädchen tanzte so leicht über den Schnee wie eine Feder, die auf einem Teich treibt; ihre nackten Füße hinterließen kaum einen Abdruck in dem Raureif über der Eiskruste. Trotz des Feuers in seinen Adern biss die Kälte dem Krieger durch die Rüstung und seine pelzbesetzte Tunika; aber das Mädchen in dem dünnen Schleier lief so leicht, so unbekümmert dahin, als ob sie durch die Palmen- und Rosengärten Poitains tanzte.

    Weiter und weiter führte sie ihn, und Conan folgte ihr. Mit seinen aufgesprungenen Lippen stieß er finstere Verwünschungen aus. Die großen Adern in seinen Schläfen schwollen und hämmerten und seine Zähne knirschten aufeinander.

    „Du kannst mir nicht davonlaufen! brüllte er. „Wenn du mich in eine Falle lockst, werde ich die Köpfe deiner Leute vor deinen Füssen aufstapeln! Wenn du dich versteckst, werde ich die Berge zerschlagen um dich zu finden! Ich werde dich bis in die Hölle verfolgen!

    Ihr aufreizendes Lachen erklang abermals, und Schaum tropfte von den Lippen des Barbaren. Weiter und weiter führte sie ihn in die Öde. Die Landschaft änderte sich; die weitläufigen Ebenen wichen niedrigen Hügeln, den Ausläufern entfernter Bergketten. Weit im Norden waren gewaltige Bergspitzen erkennbar, manche schienen durch die Entfernung blau, andere weiß gefärbt vom ewigen Eis. Über den Bergen schimmerten die flackernden Strahlen des Nordlichts. Sie breiteten sich fächerförmig am Himmel aus, frostige Klingen kalt flammenden Lichts, die ständig Farbe, Helligkeit und Größe änderten.

    Über ihm glühten und knisterten seltsame Lichter und Schimmer am Firmament. Der Schnee glänzte unheimlich, mal frostig blau, mal eisig rot, mal kaltes silbern. Durch ein schimmerndes eisiges Zauberreich bahnte sich Conan unerschütterlich seinen Weg, in ein kristallines Labyrinth in dem die einzige Realität der weiße Körper war, der über den glitzernden Schnee gerade außerhalb seiner Reichweite tanzte – immer gerade außerhalb seiner Reichweite.

    Er stellte die Fremdartigkeit all dessen nicht in Frage, selbst dann nicht als zwei gigantische Gestalten sich vor ihm erhoben, um den Weg zu versperren. Die Schuppen ihrer Rüstung waren weiß vor Raureif; ihre Helme und Äxte waren mit Eis bedeckt. Schnee sprenkelte ihre Locken; in ihren Bärten hingen Eiszapfen; ihre Augen waren so kalt wie die flackernden Lichter über ihnen.

    „Brüder!, rief das Mädchen, das zwischen ihnen hindurchtanzte. „Seht wer mir folgt! Ich bringe euch einen Mann, den ihr erschlagen könnt! Nehmt sein Herz, damit wir es dampfend auf die Tafel unseres Vaters legen können!

    Die Riesen antworteten mit einem Gebrüll wie das Mahlen der Eisberge an einer gefrorenen Küste und wuchteten ihre schimmernden Äxte hoch, während sich der rasende Cimmerier auf sie stürzte. Eine frostige Klinge blitzte vor seinen Augen entlang, blendete ihn mit ihrer Helligkeit, und er antwortete mit einem furchtbaren Hieb, der den Oberschenkel seines Gegners durchtrennte. Mit einem Stöhnen fiel der Riese und im selben Moment wurde Conan in den Schnee geschleudert, seine linke Schulter taub von einem Schlag des unverletzten Bruders, und nur seiner Rüstung verdankte der Cimmerier das Leben. Conan sah, wie der verbliebene Riese sich wie ein aus Eis geschnitzter Koloss aufbaute und den kalt glühenden Himmel verdunkelte. Die Axt fiel, nur um durch den Schnee tief in die gefrorene Erde zu sausen, denn Conan hatte sich zur Seite gerollt und war auf die Füße gesprungen. Der Riese brüllte auf und riss seine Axt frei, doch noch während er das tat, fuhr Conans Schwert singend hinab. Die Knie des Riesen gaben nach und er sank langsam in den Schnee, der sich mit dem aus dem halb durchtrennten Hals sprudelnden Blut rot färbte.

    Conan wirbelte herum und sah das Mädchen in der Nähe stehen. Sie sah ihn mit geweiteten Augen entsetzt an, jeder Spott aus ihrem Gesicht verschwunden. Er stieß einen wilden Schrei aus und Blut tropfte von seinem Schwert, so sehr zitterte seine Hand von der Heftigkeit seiner Leidenschaft.

    „Rufe den Rest deiner Brüder! rief er. „Ich werde ihre Herzen an die Wölfe verfüttern! Du kannst mir nicht entkommen -

    Ein Angstschrei entfuhr ihr, sie drehte sich um und rannte eilig los. Sie lachte jetzt nicht mehr, noch verhöhnte sie ihn über ihre weiße Schulter. Sie rannte wie um ihr Leben, und obwohl er jeden Muskel in seinem Leib anspannte, bis seine Schläfen beinahe zu bersten drohten und der Schnee in seinem Blick nahezu rot verschwamm, wuchs ihr Vorsprung an, schwand im Hexenlicht des Himmels dahin, bis ihre Gestalt nicht größer als ein Kind schien, dann eine tanzende weiße Flamme auf dem Schnee, schließlich ein verschwommener Fleck in weiter Ferne. Aber er presste seine Zähne so sehr aufeinander, bis ihm das Blut aus dem Zahnfleisch rann, und taumelte weiter, und er sah den Fleck zu einer tanzenden weißen Flamme anwachsen, und die Flamme zu einer Gestalt so groß wie ein Kind; und dann lief sie weniger als hundert Schritte vor ihm, und langsam wurde der Abstand geringer, Fuß um Fuß.

    Jetzt konnte man ihr im Laufen die Anstrengung anmerken; ihre goldenen Locken umflatterten sie; er hörte das Keuchen ihres Atems und sah Furcht in ihren Augen aufblitzen, als sie ihm wieder einen Blick zuwarf. Die unerbittliche Ausdauer des Barbaren hatte ihm gut gedient. Die Kraft verließ ihre blitzend weißen Beine; sie taumelte in ihrem Lauf. In seiner ungezähmten Seele loderte wieder das Höllenfeuer auf, das sie so sehr entfacht hatte. Mit einem unmenschlichen Schrei holte er sie ein, gerade als sie mit einem eindringlichen Schrei herumwirbelte und die Arme hob um ihn abzuwehren.

    Sein Schwert fiel in den Schnee, als er sie an sich presste. Ihr graziler Körper bog sich nach hinten als sie mit der Kraft der Verzweiflung seinen eisernen Armen entkommen wollte. Ihr goldenes Haar wirbelte vor seinem Gesicht umher und blendete ihn mit seinem Glanz; das Gefühl ihres schlanken Körpers, der sich in seinen gepanzerten Armen wand, trieb ihn nur zu noch größerer Raserei. Seine starken Finger sanken tief in ihr weiches Fleisch; und dieses Fleisch war kalt wie Eis. Ihm war als umarme er nicht eine Frau aus menschlichem Fleisch und Blut, sondern aus flammendem Eis. Sie drehte ihren golden umrahmten Kopf weg, um seinen wilden Küssen zu entgehen, die an ihren roten Lippen Blutergüsse verursachten.

    „Du bist so kalt wie der Schnee, murmelte er verwirrt. „Ich werde dich mit dem Feuer meines Blutes wärmen...

    Mit einem Schrei und einem verzweifelten Ruck entriss sie sich seinen Armen, während ihr hauchdünnes Gewand in seinem Griff verblieb. Sie sprang zurück und sah ihn an, ihre goldenen Locken in wirrer Unordnung, ihr weißer Busen wogend, ihre wunderschönen Augen mit Schrecken erfüllt. Einen Moment lang stand er wie festgefroren da, beeindruckt von ihrer schrecklichen Schönheit, wie sie da nackt im Schnee stand.

    Und in diesem Moment warf sie ihre Arme empor zu den Lichtern die am Firmament über ihr glühten und rief mit einer Stimme, die Conan den Rest seines Lebens im Ohr klingen würde: „Ymir! Oh, mein Vater, errette mich!"

    Conan sprang vor, die Arme gespreizt um sie erneut zu packen, als mit einem Donnerschlag, der sich anhörte als würde ein Berg zerschmettert, der ganze Himmel in eisigem Feuer entflammte. Der elfenbeinerne Körper des Mädchens wurde plötzlich von einer kalten blauen Flamme eingehüllt, so hell, dass der Cimmerier die Hände hochriss, um seine Augen vor dem unerträglichen Schein abzuschirmen. Einen kurzen Augenblick lang wurden der Himmel und die verschneiten Hügel in lodernde weiße Flammen, blaue Pfeile eisigen Lichts und gefrorenem roten Feuer gebadet. Dann strauchelte Conan und schrie auf. Das Mädchen war fort. Der glühende Schnee lag leer und verlassen da; hoch über seinem Kopf blitzten die Hexenlichter und jagten über einen frostigen Himmel, der jetzt völlig dem Wahnsinn entsprungen schien, und zwischen den fernen blauen Bergen erklang ein rollendes Gewittergrollen wie von einem gigantischen Streitwagen, gezogen von Rössern, deren rasende Hufe Blitz und Donner aus dem Himmel fahren ließen.

    Dann schienen plötzlich das Nordlicht, die schneebedeckten Hügel und die flackernden Lüfte für Conan trunken zu taumeln; Tausende von Feuerbällen explodierten in Funkenschauer, und das Firmament selbst schien sich einem gewaltigen Wagenrad gleich zu drehen und dabei Sterne regnen zu lassen. Es war, als würden die verschneiten Hügel unter seinen Füßen eine Wellenbewegung machen, und der Cimmerier stürzte in den Schnee um reglos liegen zu bleiben.

    In einem kalten dunklen Universum, dessen Sonne vor Äonen erloschen war, fühlte Conan die Bewegung von Leben, fremdartig und unvorstellbar. Ein Erdbeben hatte ihn in seiner Gewalt und schüttelte ihn hin und her, während es ihm gleichzeitig Hände und Füße rieb bis er vor Schmerz und Wut aufschrie und nach seinem Schwert tastete.

    „Er kommt zu sich, Horsa, sagte eine Stimme. „Schnell – wir müssen ihm die Kälte aus den Gliedern reiben, wenn er jemals wieder ein Schwert schwingen soll.

    „Er öffnet die Linke nicht, knurrte ein anderer. „Er umklammert etwas ...

    Conan öffnete die Augen und starrte in die bärtigen Gesichter, die sich über ihn beugten. Er war von großen goldhaarigen Kriegern in pelzbesetzter Rüstung umringt.

    „Conan! Du lebst!"

    „Bei Crom, Niord, keuchte der Cimmerier. „Lebe ich, oder sind wir alle tot und in Valhalla?

    „Wir leben, grunzte der Æsir, mit Conans halb erfrorenen Füßen beschäftigt. „Wir mussten uns aus einem Hinterhalt freikämpfen, sonst hätten wir euch noch vor der Schlacht erreicht. Die Leichen waren noch nicht erkaltet als wir das Schlachtfeld erreichten. Wir fanden dich nicht unter den Toten, also folgten wir deiner Spur. In Ymirs Namen, Conan, warum bist du in die nördliche Einöde gewandert? Wir sind deiner Fährte stundenlang gefolgt. Wäre ein Schneesturm gekommen und hätte sie verdeckt, hätten wir dich nie gefunden, bei Ymir!

    „Fluche nicht so oft auf Ymir, murmelte ein Krieger beunruhigt und blickte zu den entfernten Bergen. „Das hier ist sein Land und der Legende nach weilt er zwischen jenen Bergen.

    „Ich sah eine Frau, antwortete Conan benebelt. „Wir trafen auf Bragis Männer auf der Ebene. Ich weiß nicht wie lange wir kämpften. Ich allein kam mit dem Leben davon. Ich war schwach und wirr. Das Land wirkte wie in einem Traum. Erst jetzt sieht für mich alles wieder natürlich und bekannt aus. Die Frau kam und verspottete mich. Sie war so schön wie eine frostige Flamme aus der Hölle. Eine seltsame Raserei überkam mich als ich sie ansah, und ich vergaß die Welt um mich herum. Ich folgte ihr. Habt ihr nicht ihre Spur gesehen? Oder die Riesen in Eisrüstung, die ich erschlug?

    Niord schüttelte den Kopf.

    „Wir haben nur deine Fährte im Schnee gesehen, Conan."

    „Dann bin ich vielleicht verrückt, sagte Conan verwirrt. „Und doch scheinst du mir nicht wirklicher als die goldlockige Hexe, die nackt vor mir über den Schnee geflohen ist. Und doch verschwand sie unter meinen Händen in einer eisigen Flamme.

    „Er spricht im Fieberwahn", flüsterte einer der Krieger.

    „Das tut er nicht! rief ein älterer Mann, dessen Augen wild und eigenartig waren. „Es war Atali, die Tochter Ymirs des Frostriesen! Sie kommt zu den Schlachtfeldern und zeigt sich den Sterbenden! Ich selbst habe sie als Junge gesehen, als ich halbtot auf dem Feld von Wolfraven lag. Ich sah sie zwischen den Toten im Schnee umherwandern, ihr nackter Leib glitzerte wie Elfenbein und ihr goldenes Haar war unerträglich hell im Mondschein. Ich lag da und heulte wie ein sterbender Hund, weil ich nicht hinter ihr her kriechen konnte. Sie lockt Männer von den Schlachtfeldern in die Einöde um sie von ihren Brüdern, den Eisriesen, erschlagen zu lassen, und dann die roten Herzen der Männer noch dampfend auf Ymirs Tafel zu legen. Der Cimmerier hat Atali, die Tochter des Eisriesen gesehen!

    „Bah! brummte Horsa. „Der Verstand des alten Gorm wurde in seiner Jugend durch einen Schwerthieb auf den Kopf verwirrt. Die Hitze der Schlacht hat Conan phantasieren lassen – seht wie verbeult sein Helm ist. Jeder dieser Schläge kann ihm die Sinne durcheinander gebracht haben. Er ist einem Trugbild in die Einöde gefolgt. Er kommt aus dem Süden; was weiß er schon von Atali?

    „Du magst vielleicht recht haben, murmelte Conan. „Es war alles seltsam und unglaublich – bei Crom!

    Er brach ab, starrte auf das, was er immer noch mit der linken Hand umklammert hielt; die anderen betrachteten schweigend den Schleier den er hochhielt – ein hauchdünnes Gespinst, das unmöglich auf einem menschlichen Spinnrad hergestellt worden sein konnte.

    Etwas später gerät Conan in die Gefangenschaft der Hyperboreaner. Als ihm die Flucht gelingt, hält er sich nach Süden und gelangt in die nördlichen Königreiche der Hyborier. Mittellos und zu stolz zum Betteln, beschließt er, sich mit Gewalt das zu nehmen, was er zum Leben braucht. Schließlich gelangt er in die nemedische Stadt Numalia, ein Knotenpunkt der damaligen Handelsstraßen.

    Der Gott in der Schale

    Arus der Nachtwächter hielt seine Armbrust mit zitternden Händen, und er spürte Tropfen kaltfeuchten Schweißes auf seiner Haut beim unschönen Anblick der Leiche auf dem polierten Boden zu seinen Füßen. Es ist kein Vergnügen, dem Tod um Mitternacht an einem einsamen Ort zu begegnen.

    Arus stand in einem gewaltigen Korridor, erleuchtet von mächtigen Kerzen in Nischen entlang der Wände. Diese Wände waren mit schwarzen samtenen Wandteppichen behangen, und zwischen den Wandteppichen hingen Schilde und gekreuzte Waffen von hinreißend schöner Machart. Hier und da standen auch Abbilder merkwürdiger Gottheiten – Figuren die aus Stein gehauen oder kostbaren Hölzern geschnitzt waren, oder aus Bronze, Eisen oder Silber gegossen – die sich in dem glänzenden schwarzen Mahagoni des Bodens schwach widerspiegelten.

    Arus erschauerte; er hatte sich nie an diesen Ort gewöhnt, auch wenn er sich schon einige Monate hier als Nachtwächter verdingt hatte. Es war eine fantastische Einrichtung, dieses große Museum und Haus der Antiquitäten, welches man Kallian Publicos Tempel nannte, gefüllt mit Raritäten aus der ganzen Welt – und nun stand Arus, in der Einsamkeit der Stunde um Mitternacht, inmitten der großen, stillen Halle und blickte auf den dahin gestreckten Leichnam des wohlhabenden und einflussreichen Besitzers des Tempels.

    Sogar dem schwachen Verstand des Nachtwächters drängte sich der Eindruck auf, dass der Mann nun auf seltsame Weise verändert aussah, im Vergleich zu seinen Lebzeiten, als er in seinem goldenen Streitwagen die Palianische Straße herab flanierte, arrogant und herrisch, die dunklen Augen voll anziehender Lebenskraft funkelnd. Die Männer, die Kallian Publico zu Lebzeiten gehasst und gefürchtet hatten, hätten ihn jetzt wohl kaum erkannt, da er wie eine zerbrochene Tonne Fett dort lag, die kostbare Robe halb vom Leib gerissen, die purpurne Tunika zerzaust. Sein Gesicht war geschwärzt, die Augen traten ihm beinahe aus dem Kopf, und seine schwarze Zunge hing ihm schlaff aus dem weit geöffneten Mund. Seine fetten Hände waren wie in einer Geste wunderlicher Nutzlosigkeit ausgestreckt. An den dicken Fingern glitzerten Edelsteine.

    „Warum nahmen sie ihm nicht seine Ringe?", murmelte der Nachtwächter nervös, dann fuhr er zusammen, sah auf und die Härchen in seinem Nacken kribbelten. Durch die dunklen Seidenbehänge, die eine der vielen Durchgänge in den Korridor verbargen, kam eine Gestalt.

    Arus erblickte einen großen, kräftig gebauten jungen Mann, nackt bis auf ein Lendentuch und hoch geschnürte Sandalen an den Füßen. Seine Haut war von der Wüstensonne braun gebrannt und Arus blickte nervös auf seine breiten Schultern, die massive Brust und die schweren Arme. Ein einziger Blick auf die launenhaften, breitstirnigen Züge genügte dem Nachtwächter, um festzustellen, dass dieser Mann kein Nemedier war. Unter einer Mähne aus unbezähmbarem schwarzem Haar glühte ein Paar gefährlicher blauer Augen. Ein Langschwert hing in einer Lederscheide an seinem Gürtel.

    Arus bekam eine Gänsehaut, und er betastete zittrig seine Armbrust, halb gewillt dem Fremden einen Bolzen ohne Vorwarnung in den Leib zu schießen, doch voller Furcht bei dem Gedanken an das, was geschehen könnte, würde er ihn mit dem ersten Schuss nicht sofort töten.

    Der Fremde sah den Leichnam auf dem Boden eher mit Neugier als mit Überraschung an.

    „Warum hast du ihn getötet?", fragte Arus nervös.

    Der andere schüttelte seine Löwenmähne.

    „Ich habe ihn nicht getötet, antwortete er auf Nemedisch mit einem barbarischen Akzent. „Wer ist er?

    „Kallian Publico", antwortete Arus, vorsichtig einen Schritt zurückweichend.

    Ein Aufflackern von Interesse zeigte sich in den launenhaften blauen Augen.

    „Der Besitzer dieses Hauses?"

    „Ja." Arus war bis zur Wand zurückgewichen, und nun hatte er eine dicke Samtschnur ergriffen, die dort hing und zog kräftig daran. Von der Straße draußen erschallte der schrille Klang der Glocke, die vor allen Geschäften und Einrichtungen hing, um die Stadtwache herbeizurufen.

    Der Fremde fuhr zusammen.

    „Warum hast du das getan?, fragte er. „Das wird den Nachtwächter herbeirufen.

    „Ich bin der Nachtwächter, Schurke, antwortete Arus und sammelte seinen schwankenden Mut. „Bleib wo du bist; rühre dich nicht von der Stelle oder ich werde dir einen Bolzen in den Leib jagen.

    Sein Finger befand sich am Abzug der Arbalest, der mörderisch aussehende Kopf des Bolzens, quadratisch im Querschnitt und spitz zulaufend, genau auf die breite Brust des anderen gerichtet. Der Fremde blickte finster drein und sein dunkles Gesicht nahm einen drohenden Zug an. Er zeigte keine Furcht, aber schien zu zögern um abzuwägen, ob er dem Befehl gehorchen oder doch eine Art Ausfall versuchen solle. Arus leckte sich über die Lippen und sein Blut gefror, als er in den düsteren Augen des Fremden eindeutig Unentschlossenheit mit mörderischen Absichten ringen sah.

    Dann vernahm er wie eine Tür aufgestoßen wurde, und ein Durcheinander von Stimmen, und er nahm einen tiefen Atemzug voller erleichterter Dankbarkeit. Der Fremde spannte seinen Körper an und sah sich besorgt um, wie ein überraschtes Raubtier auf der Jagd, als ein halbes Dutzend Männer die Halle betrat. Alle bis auf einen trugen die scharlachrote Uniform der Stadtwache Numalias, waren mit Schwertern gegürtet und trugen Spitzäxte – lange Stabwaffen, halb Pike, halb Axt.

    „Was ist dies für eine Teufelei?", rief der vorderste Mann aus, dessen kalte graue Augen und hageren, messerscharfen Züge ihn ebenso wie seine zivile Kleidung von seinen stämmigen Begleitern abhoben.

    „Bei Mitra, Demetrio!, rief Arus dankbar aus. „Das Glück ist sicherlich in dieser Nacht mit mir. Ich hatte keine Hoffnung, dass die Wache auf meinen Hilferuf so schnell handeln würde, oder dass Ihr bei ihnen sein würdet!

    „Ich habe eine Runde mit Dionus gemacht, antwortete Demetrio. „Wir kamen gerade am Tempel vorbei, als die Alarmglocke läutete. Aber wer ist dies? Mitra! Der Herr des Tempels selbst!

    „Kein anderer", antwortete Arus, „und niederträchtig ermordet. Es ist meine Aufgabe, regelmäßige Rundgänge um das Gebäude zu machen, denn wie Ihr wisst, befindet sich hier drinnen ein immenses Vermögen. Kallian Publico hatte reiche Gönner – Gelehrte, Fürsten und wohlhabende Sammler von Raritäten. Nun, erst vor wenigen Minuten prüfte ich die Tür, die zur Vorhalle führt, und sah dass sie nur verriegelt war. Die Tür besitzt einen Riegel, der sich von innen und von außen bedienen lässt, und ein großes Schloss, das man nur von außen öffnen kann. Nur Kallian Publico besaß den Schlüssel dazu, den Schlüssel, den Ihr dort an seinem Gürtel hängen seht.

    Natürlich erweckte dies mein Misstrauen, denn Kallian Publico schließt die Tür immer mit dem großen Schloss ab, wenn er den Tempel verlässt; und ich hatte ihn nicht zurückkehren sehen, seit er früher am Abend zu seiner Villa in der östlichen Vorstadt aufbrach. Ich habe einen Schlüssel für den Riegel; also trat ich ein und fand den Leichnam so vor, wie Ihr ihn nun seht. Ich habe ihn nicht berührt."

    „So, Demetrios durchdringende Augen überflogen den düsteren Fremden. „Und wer ist dies?

    „Der Mörder, ohne Zweifel!, rief Arus. „Er kam aus dem Durchgang dort drüben. Er ist irgendein Barbar aus dem Norden – ein Hyperboreaner oder Bossonier vielleicht.

    „Wer bist du?", fragte Demetrio.

    „Ich bin Conan, antwortete der Barbar. „Ich bin ein Cimmerier.

    „Hast du diesen Mann getötet?"

    Der Cimmerier schüttelte den Kopf.

    „Antworte mir!", blaffte der Fragesteller.

    Ein zorniges Funkeln erschien in den mürrischen blauen Augen.

    „Ich bin kein Hund", antwortete er verärgert.

    „Oh, ein unverschämter Bursche!, höhnte Demetrios Begleiter, ein großer Mann, der die Insignien eines Präfekten der Stadtwache trug. „Ein freier Hund! Einer dieser Bürger mit Rechten, eh? Ich werde es schnell aus ihm heraus geprügelt haben! Pass auf, du! Gestehe! Warum brachtest du ihn –

    „Einen Augenblick, Dionus, befahl Demetrio barsch. „Bursche, ich bin der Vorsitzende des Rats der Inquisition in der Stadt Numalia. Du solltest mir erzählen, warum du hier bist und wenn du nicht der Mörder bist, beweise es.

    Der Cimmerier zögerte. Er hatte keine Furcht, aber er war leicht verwirrt, wie es ein Barbar immer ist, wenn er mit den Merkmalen zivilisierter Systeme und ihrer Verflechtungen konfrontiert wird, deren Funktionsweisen ihm so rätselhaft und unergründlich scheinen.

    „Während er darüber nachdenkt, fuhr Demetrio fort, und wandte sich Arus zu, „sag mir – hast du Kallian Publico heute Abend den Tempel verlassen sehen?

    „Nein, er ist normalerweise schon fort, wenn ich meine Wachrunden beginne. Aber die große Tür war verriegelt und verschlossen."

    „Hätte er das Gebäude wieder betreten können, ohne dass du ihn gesehen hättest?"

    „Nun, möglich ist das, aber wenig wahrscheinlich. Der Tempel ist groß, und ich drehe in wenigen Minuten meine Runde. Wenn er von seiner Villa zurückgekehrt wäre, hätte er sicherlich seinen Streitwagen genommen, denn wer hätte je gehört, dass er sich auf andere Weise fortbewegt? Selbst wenn ich auf der anderen Seite des Tempels gewesen wäre, hätte ich die Räder des Wagens auf dem Pflaster hören müssen. Und ich habe nichts vernommen, und auch keinen Wagen gesehen, außer denjenigen die sonst auch immer bei Einbruch der Nacht unterwegs sind."

    „Und die Tür war früher am Abend verschlossen?"

    „Das kann ich beschwören. Ich prüfe alle Türen mehrere Male in der Nacht. Die Tür war von außen verschlossen bis vor vielleicht einer halben Stunde – das war das letzte Mal als ich sie prüfte, bevor ich sie offen vorfand."

    „Du hörtest keine Schreie oder Geräusche eines Kampfes?"

    „Nein. Aber das verwundert mich nicht. Die Wände des Tempels sind so dick, dass sie praktisch schalldicht sind – und das wird noch durch die schweren Wandbehänge verstärkt."

    „Warum machen wir uns all die Mühe mit Fragen und Spekulationen?, beschwerte sich der stämmige Präfekt. „Es ist viel einfacher, ein Geständnis aus einem Verdächtigen herauszuprügeln. Hier ist unser Mann, da besteht doch kein Zweifel. Bringen wir ihn zum Gericht – ich werde ein Geständnis bekommen, und wenn ich ihm alle Knochen zu Brei schlagen muss.

    Demetrio blickte den Barbaren an.

    „Du verstehst, was er sagte?, fragte der Inquisitor. „Was hast du dazu zu sagen?

    „Das jeder Mann, der mich anrührt, schnell seine Ahnen in der Hölle begrüßen wird", stieß der Cimmerier zwischen seinen mächtigen Zähnen hervor, in seinen Augen glitzerten die schnell auflodernden Flammen eines gefährlichen Zorns.

    „Warum kamst du hierhin, wenn nicht um diesen Mann zu töten?", wollte Demetrio wissen.

    „Ich kam um zu stehlen", antwortete der andere mürrisch.

    „Was denn zu stehlen?", beharrte der Inquisitor.

    „Etwas zu essen", kam die Antwort nach einem kurzen Zögern.

    „Das ist eine Lüge!, schnappte Demetrio. „Du wusstest, dass es hier kein Essen gibt. Lüge mich nicht an. Sprich die Wahrheit oder –

    Der Cimmerier legte die Hand auf seinen Schwertgriff, und diese Geste wirkte so bedrohlich, als hätte ein Tiger seine Fänge entblößt.

    „Spart Euch Eure Drohungen für die Narren auf, die Euch fürchten, knurrte er, und blaue Feuer loderten in seinen Augen. „Ich bin kein stadtgeborener Nemedier, der sich vor Euren bezahlten Hunden duckt. Ich habe bessere Männer als Euch aus geringerem Anlass getötet.

    Dionus, der seinen Mund geöffnet hatte, um wutentbrannt loszubellen, schloss ihn plötzlich wieder. Die Wachleute verlagerten unsicher den Griff um ihre Spitzäxte und blickten Demetrio für weitere Anweisungen an. Sie waren geradezu sprachlos, die allmächtige Stadtwache so abschätzig behandelt zu sehen und erwarteten den Befehl, den Barbaren zu ergreifen. Aber Demetrio gab ihn nicht. Er kannte, auch wenn die anderen zu ignorant waren, um dies zu wissen, die Stahlfedern gleichen Muskeln und blitzartigen Reflexe der Menschen, die jenseits der Grenzen der Zivilisation aufgewachsen waren, dort wo das Leben ein einziger ständiger Kampf um die nackte Existenz war, und er hatte kein Verlangen die barbarische Kampfeslust des Cimmeriers zu entfesseln, wenn es sich vermeiden ließ. Außerdem nagten Zweifel an seinem Verstand.

    „Ich habe dich nicht angeklagt, Kallian umgebracht zu haben, schnauzte er ihn an. „Aber du musst zugeben, dass der Anschein gegen dich spricht. Wie kamst du in den Tempel hinein?

    „Ich versteckte mich in den Schatten des Lagerhauses hinter diesem Gebäude, antwortete Conan widerwillig. „Als dieser Hund – wobei er einen Daumen in die Richtung von Arus stieß – „vorbeikam und die Ecke umrundet hatte, lief ich schnell zur Mauer und kletterte hinüber –"

    „Eine Lüge!, unterbrach ihn Arus. „Niemand könnte diese glatte Mauer hinauf klettern!

    „Hast du jemals einen Cimmerier eine steile Felswand hinaufklettern sehen?", fragte Demetrio ungeduldig. „Ich führe diese Untersuchung durch. Sprich weiter, Conan."

    „Die Ecke ist mit Schnitzereien bedeckt, sagte der Cimmerier. „Sie war leicht zu erklimmen. Ich hatte das Dach erreicht, bevor dieser Hund das nächste Mal vorbeikam. Ich stieg über das Dach, bis ich zu einer Dachluke kam, die mit einem eisernen Riegel verschlossen war, und von innen verschlossen. Ich war gezwungen den Bolzen mit meinem Schwert entzwei zu schlagen –

    Arus, der sich an die Dicke des Riegels erinnerte, schluckte unfreiwillig und wich weiter von dem Barbaren zurück, der ihm abwesend einen finsteren Blick zuwarf und fortfuhr: „Ich fürchtete, dass der Lärm jemanden geweckt hätte, aber das war ein Risiko das ich eingehen musste. Ich trat durch die Dachluke ein und kam in eine Kammer im Obergeschoß. Ich verweilte dort nicht, sondern ging direkt zur Treppe –"

    „Woher wusstest du, wo die Treppe war?, fuhr ihn der Inquisitor an. „Ich weiß, dass nur Kallians Diener und seine reichen Gönner sich in diesen oberen Räumen aufhalten durften.

    Eine hartnäckige Störrigkeit verdunkelte Conans Augen und er schwieg beharrlich.

    „Was hast du getan, nachdem du die Treppe erreicht hattest?", wollte Demetrio wissen.

    „Ich ging sie direkt hinunter, murmelte der Cimmerier. „Sie führte in die Kammer hinter jenem Durchgang mit dem Vorhang dort. Als ich die Treppe hinunter kam, hörte ich das Geräusch einer Tür, die geöffnet wurde. Als ich durch die Vorhänge blickte, sah ich diesen Hund über dem Toten stehen.

    „Warum kamst du aus deinem Versteck heraus?"

    „Es war dunkel, als ich den Wachmann vor dem Tempel sah. Als ich ihn hier drinnen sah, dachte ich, er wäre auch ein Dieb. Ich merkte erst, als er das Glockenseil zog und die Armbrust hob, dass er ein Nachtwächter war."

    „Aber trotzdem, beharrte der Inquisitor, „warum hast du dich offenbart?

    „Ich dachte, vielleicht will er dasselbe stehlen–", der Cimmerier gebot sich Einhalt, als hätte er zuviel gesagt.

    „ – dasselbe stehlen wie du!, beendete Demetrio seinen Satz. „Du hast mir mehr mitgeteilt, als du beabsichtigtest! Du kamst zu einem ganz bestimmten Zweck hierhin. Du hast dich nach deinen Angaben nicht in den oberen Räumen aufgehalten, obwohl dort im Allgemeinen die wertvollsten Stücke gelagert werden. Du kanntest den Grundriss des Gebäudes – du wurdest von jemandem hierher geschickt, der den Tempel gut kennt, um etwas ganz Besonderes zu stehlen!

    „Und um Kallian Publico zu töten!, rief Dionus aus. „Bei Mitra, das ist es! Schnappt ihn, Männer! Wir werden das Geständnis vor dem Morgengrauen haben!

    Mit einem heidnischen Fluch tat Conan einen Satz nach hinten, ließ das Schwert mit einer Wildheit aus der Scheide fliegen, dass die scharfe Klinge surrte.

    „Zurück, wenn ihr eure Hundeleben schätzt!, fauchte er, die blauen Augen lodernd. „Nur weil ihr euch wagt, Ladenbesitzer zu foltern und die Dirnen auszuziehen und zu prügeln, damit sie reden, braucht ihr nicht zu denken, dass ihr eure fetten Pfoten an einen Mann aus den Hügeln legen könnt! Ich werde einige von euch mit in die Hölle nehmen! Fummel ruhig an deiner Armbrust, Wächter – ich werde deine Innereien unter meinem Absatz zertreten bevor die Arbeit dieser Nacht getan ist!

    „Warte!, warf Demetrio ein. „Ruf deine Hunde zurück, Dionus. Ich bin noch nicht überzeugt, dass er der Mörder ist. Du Narr, fügte er mit einem Flüstern hinzu, „warte, bis wir mehr Männer rufen können, oder wir ihn überreden können, sein Schwert hinzulegen."Demetrio wollte nicht den Vorteil seines zivilisierten Verstandes aufgeben und zulassen, dass die Angelegenheit mit Gewalt geklärt würde, wobei die bestialische Wildheit des Barbaren die Chancen sogar zu dessen Gunsten beeinflussen konnte.

    „Nun gut, grunzte Dionus widerwillig. „Zurück, Männer, aber haltet ein Auge auf ihn.

    „Gib mir dein Schwert", sagte Demetrio.

    „Nimm es dir, wenn du kannst", knurrte Conan. Demetrio zuckte mit den Schultern.

    „Nun gut. Aber versuche nicht zu fliehen. Vier Männer mit Armbrüsten bewachen das Haus von außen. Wir riegeln ein

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