DIE MUMIENKÄFER: Der Horror-Klassiker!
Von Sax Rohmer
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Über dieses E-Book
Vier Menschen sterben kurz nacheinander eines gewaltsamen Todes. Zwei von ihnen tragen deutliche Würgemale am Hals. Doch kein menschliches Wesen hat sie getötet: Eine dunkle Macht hat von ihnen Besitz ergriffen...
Aber die Invasion des Grauens hat erst begonnen. Schon sind andere Menschen vom Dämon des Bösen gezeichnet. Unheimliche Schattenwesen haben ihnen vorhergesagt, dass ihnen ein grässlicher Tod bevorsteht, vor dem es kein Entrinnen gibt...
Der Roman Die Mumienkäfer von Dr.-Fu-Manchu-Erfinder Sax Rohmer (* 15. Februar 1883 in Birmingham, Großbritannien; † 1. Juni 1959 in White Plains, New York, USA) erschien erstmals im Jahr 1918; eine deutsche Erstveröffentlichung erfolgte 1974 in der Reihe Vampir-Horror-Roman des Pabel-Verlags.
Der Apex-Verlag veröffentlicht eine durchgesehene Neuausgabe dieses Horror-Klassikers in seiner Reihe APEX Horror.
Sax Rohmer
Sax Rohmer (1883–1959) was a pioneering and prolific author of crime fiction, best known for his series of novels featuring the archetypal evil genius Dr. Fu-Manchu.
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DIE MUMIENKÄFER - Sax Rohmer
Das Buch
Vier Menschen sterben kurz nacheinander eines gewaltsamen Todes. Zwei von ihnen tragen deutliche Würgemale am Hals. Doch kein menschliches Wesen hat sie getötet: Eine dunkle Macht hat von ihnen Besitz ergriffen...
Aber die Invasion des Grauens hat erst begonnen. Schon sind andere Menschen vom Dämon des Bösen gezeichnet. Unheimliche Schattenwesen haben ihnen vorhergesagt, dass ihnen ein grässlicher Tod bevorsteht, vor dem es kein Entrinnen gibt...
Der Roman Die Mumienkäfer von Dr.-Fu-Manchu-Erfinder Sax Rohmer (* 15. Februar 1883 in Birmingham, Großbritannien; † 1. Juni 1959 in White Plains, New York, USA) erschien erstmals im Jahr 1918; eine deutsche Erstveröffentlichung erfolgte 1974 in der Reihe Vampir-Horror-Roman des Pabel-Verlags.
Der Apex-Verlag veröffentlicht eine durchgesehene Neuausgabe dieses Horror-Klassikers in seiner Reihe APEX Horror.
DIE MUMIENKÄFER
Erstes Kapitel
Robert Cairn blickte über den rechteckigen Hof. Der Mond ging gerade auf und verzauberte das efeuüberwucherte Collegegebäude. Aber Cairn hatte im Moment kein Auge für die malerische Schönheit der Architektur und für die blau vorbeifließende Themse dahinter. Sein Blick konzentrierte sich auf ein Fenster im gegenüberliegenden Flügel, hinter dessen Scheiben ein seltsam flackerndes Licht züngelte.
»Sime«, wandte er sich an seinen Freund, »wozu braucht Ferràra zu dieser Jahreszeit ein offenes Feuer in seinem Zimmer?«
Sime blickte irritiert von seiner Arbeit auf und musterte den anderen kopfschüttelnd. Cairn war ein hochgewachsener, hagerer Schotte mit festem, eckigem Kinn, hellem, leicht lockigem Haar und grauen Augen, die starke Vitalität verrieten.
»Starrt der Mensch zum Fenster hinaus, statt mir wie versprochen mit dem verdammten Nervensystem zu helfen!«, brummte er.
Cairn zündete sich eine Zigarette an. Er schien ihn gar nicht gehört zu haben. »Warst du eigentlich schon mal in Ferràras Bude?«, fragte er.
»Nein. Und sie interessiert mich auch nicht. Mich interessieren im Moment nur die Nervenknoten. Aber du gibst ja doch keinen Frieden, ehe wir das Thema Ferràra nicht erschöpfend behandelt haben. Also, was ist mit ihm?«
»Er ist recht sonderlich.«
»Als ob wir das nicht alle wüssten. Aber die Frauen fliegen auf ihn. Als Modearzt dürfte er einmal ein Vermögen verdienen.«
»Das hat er gar nicht nötig. Er erbt ohnehin eines, wenn Sir Michael einmal das Zeitliche segnet.«
»Ist da nicht auch noch eine recht attraktive Kusine?«, erkundigte Sime sich verschmitzt.
»Mhm«, murmelte Cairn. »Du weißt ja, mein alter Herr und Sir Michael sind langjährige Freunde, deshalb kenne ich Ferràra schon von früher. Zugegeben, nur flüchtig, aber irgendwie ist er mir...«, er zögerte.
»Na, spuck’s schon aus.«
»Na ja, es ist vielleicht idiotisch, aber wozu braucht er in einer so warmen Nacht ein Feuer?«
»Vermutlich, weil ihm kalt ist.« Sime grinste. »Die Ferràras sind zwar Schotten, aber dem Namen nach müssten sie eigentlich italienischer Abstammung sein, nicht wahr?«
»Spanisch«, berichtigte Cairn. »Aber das kann nichts mit Antonys Gewohnheiten zu tun haben.«
»Gewohnheiten? Was meinst du?«
Cairn warf einen Blick durchs Fenster. »Ich möchte wissen, was er treibt. Nur das offene Feuer, sonst kein Licht.«
»Vielleicht hat er Grippe.«
»Unsinn. Da sieht man, dass du noch nie in seinem Zimmer warst.«
»Er zieht eben weibliche Gesellschaft vor. Du weißt ja, dass es deshalb schon einige Beschwerden gegeben hat. Andere wären längst geflogen, aber er... Ich möchte wissen, wie er das macht!«
»Du bist also auch ein wenig skeptisch. Ich glaube, ich kann offen mit dir reden. Erinnerst du dich an das plötzliche Gewitter am Donnerstag?«
»Allerdings. Hielt mich ganz schön von der Arbeit ab.«
»Mich überraschte es in einem Kahn, draußen auf dem Altwasser.«
»Faulenzer!«
»Ich wollte mir in Ruhe überlegen, ob ich mein Studium an den Nagel hängen und den Posten annehmen soll, den mir Der Planet angeboten hat.«
»Feder statt Pille. Fleet statt Harley. Und hast du dich entschieden?«
»Nicht an dem Nachmittag. Etwas geschah, das meine Überlegungen in eine ganz andere Richtung lenkte. Es war angenehm ruhig, nur ein paar Enten plätscherten um den Kahn herum, und eine leichte Brise kräuselte das Wasser. Mit einem Mal schien sich eine tiefe, unnatürliche Stille herabzusenken, und es wurde von einer Sekunde zur anderen ungewöhnlich dunkel. Die Enten schwammen wie gehetzt ans Land. Ich war immer noch so sehr mit meinen Gedanken beschäftigt, dass ich gar nicht auf die Idee kam, ihnen zu folgen.
Und dann kamen die Schwäne um eine Biegung. Ihnen voran, majestätisch wie immer, Apollo - du kennst doch Apollo, den Leitschwan? Es wurde immer dunkler. Die lautlos gleitenden Schwäne wirkten wie Phantome, und die unnatürliche Stille schien fast greifbar. Sime, diese Stille, dieses absolute Schweigen war nur der Auftakt für etwas - etwas Gespenstisches!«
»Es war eben die sprichwörtliche Ruhe vor dem Sturm«, lachte Sime.
»Mir ist nicht zum Spaßen zumute. Hör zu, Sime. Obwohl das Gewitter immer näher rückte und die Dunkelheit weiter zunahm, vermochte ich einfach meinen Blick nicht von den Schwänen zu reißen. Und dann - dann geschah es. Der Leitschwan - Apollo - schwamm allen voraus, ungefähr vier Meter von mir entfernt, mitten im freien Wasser. Absolut nichts befand sich in seiner unmittelbaren Nähe. Plötzlich stieß er einen entsetzlichen Schrei aus, der mir durch Mark und Bein ging, und er hob sich mit ausgestreckten Flügeln in die Luft, wie ein - ein gemartertes Phantom. Sime, ich werde das nie vergessen! Er flog nicht! Es war, als zerre ihn etwas hoch. Und dann hing er zwei Meter über dem Wasser. Der schrille, schreckliche Schrei wurde zum erstickten, kraftlosen Zischen und dann stürzte das herrliche Tier mit unnatürlich verrenktem Hals wie ein Stein herab.
Als die anderen Schwäne davonglitten, paddelte ich zu Apollo und untersuchte ihn. Er war tot, Sime, und sein Hals an drei Stellen gebrochen. Ich schwöre dir, es war nichts und niemand in seiner Nähe gewesen. Ich legte ihn ins Wasser zurück. In dem Moment begann es wie mit Gießkannen zu schütten, und ein schrecklicher Sturm tobte. Ich glaubte schon, ich würde das Ufer nie mehr erreichen.«
»Wie ich sehe, hast du es aber doch geschafft.«
»Dich scheint meine Erzählung nicht sonderlich zu beeindrucken. Na, wie dem auch sei, ich erreichte das Studentenheim mit keinem trockenen Faden mehr am Leib und sah den Schein des flackernden Feuers hinter Ferràras Fenster. Ich besuche ihn bei Gott nicht oft, aber der Gedanke an die wärmenden Flammen und eine Tasse heiße Schokolade schien mir in meinem damaligen Zustand allzu verlockend. Der Sturm hatte sich bereits gelegt, als ich den Treppenaufgang zu seinem Zimmer erreichte. Plötzlich trat eine völlig in Schwarz gekleidete Gestalt aus dem Schatten. Du kannst dir nicht vorstellen, wie ich erschrak. Es war ein bildhübsches junges Mädchen mit ungewöhnlich bleichem Gesicht und fast fiebrig glänzenden Augen. Sie blickte mich enttäuscht an, murmelte eine Entschuldigung und zog sich wieder in ihr Versteck zurück.«
»Er kann es also nicht lassen«, knurrte Sime.
»Ich rannte die Stufen hinauf und klopfte heftig an Ferràras Tür. Er öffnete nicht sofort, sondern wollte erst wissen, wer draußen sei. Ich sagte es ihm, woraufhin er mich einließ und hastig die Tür hinter mir schloss. Eine Wolke beißenden, aromatischen Rauchs empfing mich. Es roch, oder soll ich sagen stank, wie in einem chinesischen Tempel; das sagte ich ihm auch. Er erklärte mir, dass er mit Kyphi, dem alten ägyptischen Zeug experimentiere, das für Räucherstäbchen verwendet wird.
Es war dunkel in seiner Bude und heiß, so dass ich kaum Luft bekam. Ferràras Zimmer waren ja immer recht ungewöhnlich ausstaffiert, aber seit er aus den Ferien zurück ist - einfach scheußlich, sage ich dir!«
»Vermutlich hat er eine Menge Andenken aus Ägypten mitgebracht?«
»Andenken? Höllisches Zeug jedenfalls. Eigentlich müsste ich ja mehr über ihn wissen als jeder andere. Schließlich sind Sir Michael Ferràra und mein alter Herr Freunde seit über dreißig Jahren. Aber irgendwie ist mein Vater ungewöhnlich zurückhaltend, wenn es um Antony geht. Hast du eigentlich gehört, was in Ägypten mit ihm los war?«
»Nur, dass er sich in irgendwelche Schwierigkeiten hineinritt. Für sein Alter hat er sich schon einen recht eigenartigen Ruf zugelegt.«
»Welche Art von Schwierigkeiten?«
»Keine Ahnung. Das scheint niemand zu wissen. Aber Ashby erzählte, dass Ferràra gebeten wurde, das Land zu verlassen.«
»Na ja, jedenfalls zündete er eine Lampe an. Sie war aus Silber, ein herrliches Stück, und ich fand mich in einer Art Alptraummuseum. Er hatte eine Mumie dort, halb ausgewickelt, und Bilder, Fotografien. Ich bin bestimmt einiges gewöhnt, aber es gibt Dinge, mit denen ein normaler Mensch lieber nichts zu tun hat. Auf dem Tisch standen einige recht merkwürdige Gegenstände, wie ich sie noch nie gesehen hatte. Sie müssen unheimlich alt gewesen sein. Aber ehe ich sie genauer betrachten konnte, sperrte er sie in einen Wandschrank. Dann holte er mir ein Badetuch und frische Wäsche, und als er am Feuer vorbeiging, warf er schnell etwas hinein.«
»Was denn?«
»Ich bin mir nicht sicher, aber ich möchte im Moment lieber auch nicht sagen, was ich denke. Jedenfalls half er mir aus meinen nassen Sachen und richtete mir heißen Tee mit Rum. Du weißt ja, wenn er will, hat er einen besonderen Charme. Aber irgendwie war die ganze Atmosphäre - nun, es lässt sich schwer ausdrücken - unheilvoll, vielleicht. Ferràra wirkte noch bleicher als sonst und merkwürdig erschöpft. Auf seiner Stirn perlten Schweißtropfen.«
»Sicher von der Hitze im Zimmer.«
»Nein, das war es bestimmt nicht. Während er das Wasser für den Tee kochte, hatte ich Gelegenheit, einige der Bilder näher zu betrachten, ich meine die harmloseren, Porträts von hübschen Mädchen und so, die er selbst aufgenommen hat. Vom fotografischen Standpunkt aus gesehen waren sie übrigens sehr gut. Eines war wie auf einem Altar aufgebaut, unmittelbar unter der Silberlampe. Es gab mir einen ganz schönen Schock, als ich es bemerkte, und ich musste gleich wieder an das Ding denken, das er ins Feuer geworfen hatte. Es war eine Aufnahme - von Apollo, dem Schwanenkönig des Altwassers!
Dann entdeckte ich auch eine Fotografie des Mädchens, dem ich auf dem Treppenaufgang begegnet war, und eine von Myra Duquesne.«
»Seiner Kusine?«
»Ja. Am liebsten hätte ich es von der Wand gerissen. Von diesem Augenblick an wollte ich nichts als fort aus diesem Zimmer, und es fiel mir schwer, Ferràra gegenüber die nötige Höflichkeit zu bewahren. Sime, wenn du gesehen hättest wie dieser Schwan starb...«
Sime warf einen Blick zum Fenster hinaus. »Ich fürchte, ich ahne jetzt, wessen du ihn verdächtigst«, murmelte er. »Der letzte Mann, der aus einem solchen Grund aus einer Universität flog, war ein Dr. Dee von St. Johns in Cambridge-im sechzehnten Jahrhundert..
»Ich weiß. Und ich weiß auch, dass es unglaublich klingt. Aber ich musste mich ganz einfach jemandem anvertrauen, Sime. Doch ich gehe jetzt lieber.«
Sime nickte ihm wortlos zu.
Im Hof blieb Cairn einen Augenblick überlegend stehen, dann machte er sich entschlossen auf den Weg zu Ferràra.
Nach längerem Klopfen wurde endlich die Tür geöffnet. Ferràra blickte ihn nicht übermäßig erfreut an. Er trug einen mit Schwanendaunen verzierten silbergrauen Morgenrock. Seine mandelförmigen schwarzen Augen unter den niedrigen geraden Brauen glänzten so stark, dass das glatte schwarze Haar im Vergleich fast stumpf schien. Die Lippen waren unnatürlich rot, und seine ganze Erscheinung wirkte abstoßend feminin.
»Darf ich hereinkommen?«, fragte Cairn.
»Gibt es - etwas Wichtiges?«
»Nein. Wieso? Bist du beschäftigt?«
»Nun ja, so könnte man es auch nennen.« Ferràra lächelte leicht.
»Ah, du hast also Besuch und dachtest, ich sei der Pedell. Verzeih meine Störung. Gute Nacht!«
Ferràra antwortete nicht. Aber obwohl