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GALAXIS SCIENCE FICTION, Band 15: BRUDER DER GORGONEN: Geschichten aus der Welt von Morgen - wie man sie sich gestern vorgestellt hat.
GALAXIS SCIENCE FICTION, Band 15: BRUDER DER GORGONEN: Geschichten aus der Welt von Morgen - wie man sie sich gestern vorgestellt hat.
GALAXIS SCIENCE FICTION, Band 15: BRUDER DER GORGONEN: Geschichten aus der Welt von Morgen - wie man sie sich gestern vorgestellt hat.
eBook224 Seiten2 Stunden

GALAXIS SCIENCE FICTION, Band 15: BRUDER DER GORGONEN: Geschichten aus der Welt von Morgen - wie man sie sich gestern vorgestellt hat.

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Über dieses E-Book

Der Gerichtsmediziner hat John Morlar für tot erklärt.

Aber der letzte Lebensfunke ist noch nicht erloschen. Mit einer unglaublichen Willensstärke klammerte sich Morlar verzweifelt an diesen schwachen Lebensfunken. Inspektor Cherry von Scotland Yard, der mit der Aufklärung des ungewöhnlichen Beinahe-Mordfalls betraut worden ist, beschäftigt sich auf unkonventionelle Weise mit der Vergangenheit dieses Mannes – und erfährt erstaunliche, Besorgnis erregende Einzelheiten. So beschreibt ein Psychologe Morlar als den gefährlichsten Mann der Welt, womit er durchaus Recht haben könnte, denn Morlar scheint über Kräfte zu verfügen, die ihn in den Augen aller anderen zu einem Übermenschen mit unheimlichen Fähigkeiten machen...

Bruder der Gorgonen ist der fünfte Roman des britischen Schriftstellers Peter van Greenaway (1929 – 1988) und wurde erstmals im Jahre 1973 veröffentlicht. Jack Gold verfilmte den Roman 1978 unter dem Titel The Medusa Touch (deutscher Verleihtitel: Der Schrecken der Medusa) mit Richard Burton als John Morlar und Lee Remick als Dr. Zonfeld.

Bruder der Gorgonen erscheint in der Reihe GALAXIS SCIENCE FICTION aus dem Apex-Verlag, in der SF-Pulp-Klassiker als durchgesehene Neuausgaben wiederveröffentlicht werden.

SpracheDeutsch
HerausgeberBookRix
Erscheinungsdatum25. Jan. 2019
ISBN9783743894280
GALAXIS SCIENCE FICTION, Band 15: BRUDER DER GORGONEN: Geschichten aus der Welt von Morgen - wie man sie sich gestern vorgestellt hat.

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    Buchvorschau

    GALAXIS SCIENCE FICTION, Band 15 - Peter van Greenaway

    Das Buch

    Der Gerichtsmediziner hat John Morlar für tot erklärt.

    Aber der letzte Lebensfunke ist noch nicht erloschen. Mit einer unglaublichen Willensstärke klammerte sich Morlar verzweifelt an diesen schwachen Lebensfunken. Inspektor Cherry von Scotland Yard, der mit der Aufklärung des ungewöhnlichen Beinahe-Mordfalls betraut worden ist, beschäftigt sich auf unkonventionelle Weise mit der Vergangenheit dieses Mannes – und erfährt erstaunliche, Besorgnis erregende Einzelheiten. So beschreibt ein Psychologe Morlar als den gefährlichsten Mann der Welt, womit er durchaus Recht haben könnte, denn Morlar scheint über Kräfte zu verfügen, die ihn in den Augen aller anderen zu einem Übermenschen mit unheimlichen Fähigkeiten machen...

    Bruder der Gorgonen ist der fünfte Roman des britischen Schriftstellers Peter van Greenaway (1929 – 1988) und wurde erstmals im Jahre 1973 veröffentlicht. Jack Gold verfilmte den Roman 1978 unter dem Titel The Medusa Touch (deutscher Verleihtitel: Der Schrecken der Medusa) mit Richard Burton als John Morlar und Lee Remick als Dr. Zonfeld.

    Bruder der Gorgonen erscheint in der Reihe GALAXIS SCIENCE FICTION aus dem Apex-Verlag, in der SF-Pulp-Klassiker als durchgesehene Neuausgaben wiederveröffentlicht werden.

    BRUDER DER GORGONEN

    »Das, was man sich vorstellen kann, ist das, was möglich ist.«

    - Parmenides

    »Die Wirklichkeit ist der harte Kern des Mythos.«

    - P. V. G.

      1.

    Napoleon lag dicht neben dem Körper. Ein aus Bronze gegossener Napoleon, mit eingetrocknetem Blut überzogen. Seine kaiserliche Majestät würde zur genauen Untersuchung in das Labor gebracht und danach in einem Plastikbeutel versiegelt werden... der Gipfel an Würdelosigkeit.

    »Er hat sich nicht einmal zu wehren versucht.« Inspektor Cherry starrte auf das, was einmal das Gesicht gewesen war, mit Abscheu und fast vorwurfsvoll, als wollte er dem Opfer zum Vorwurf machen, dass es seinen Angreifer nicht zurückzuhalten vermocht hatte.

    Napoleon würde ihm nichts verraten. Keine Fingerabdrücke, sagte Jackson. Jackson musste es wissen. Er konnte Fingerabdrücke riechen, und das auf mehrere Meter Entfernung. Einige wollten sogar wissen, dass er Fingerabdrücke von der Oberfläche eines Teichs abheben konnte.

    Sergeant Duff sah Cherry zu, wie er nachdenklich vor dem Angesicht des Todes verharrte. Auf Mord reagierte sein Chef etwas seltsam. Das war jedes Mal so. Als wäre er, Cherry, persönlich beleidigt worden.

    Duff sagte daher nichts und beobachtete nur.

    Der Mörder hatte Handschuhe getragen. Eine Art von Dünkel. Warum auch nicht? Sie lebten im Zeitalter des Dünkel, der Titel und Etiketten. Und wer wagte es schon, einen Napoleon ohne Handschuhe anzufassen?

    Cherry vergaß seine zufälligen Gedanken, während er sich unwillkürlich hinabbeugte; er sah nicht auf, sondern durch den Rest von Morlar, wobei er sich wünschte, dass dieser sich wenigstens einige Zentimeter aufrichten möge, und lang genug, um ein Geheimnis zu verraten. Aber wo war der Mund?

    »Ein oder zwei solche Schläge hätten gereicht... das ist Wahnsinn in sechs Akten.«

    »Und mit den zwei Füßen des Bronze-Napoleons«, bemerkte Duff. Als wollte er sagen: Was anderes erwartet?

    »Ein stumpfes Instrument mit scharfer Beobachtungsgabe... ich frage mich, ob diese Symbolik etwas bedeutet.«

    »Nicht, wenn es sauber ist. Jackson bezweifelt...«

    »Jackson hat Recht. Es wird sich als sauber erweisen. Sehen Sie sich nur einmal die Eingangstür an. Der Mann dürfte vor Wut gekocht haben, hat dann aber ganz kaltblütig gehandelt. Der Mörder hat nur deshalb eine Spur von Blut hinterlassen, weil er seine Finger hinter den Türknauf gelegt und die Tür so geöffnet hat - er war zu vorsichtig.«

    »Alles deutet auf Vorsatz hin, Sir.«

    »Oder auch nur auf ein Übermaß an Vorsicht - was eine Panikreaktion sein kann.«

    Aber er dachte dabei: Es liegt etwas Bösartiges im bleichen Weiß zerschmetterter Knochen, eingefasst in Rot.

    »Das sieht mehr nach einem Ausradieren aus. Ich habe das Gefühl, dass unser Unbekannter, hätte er einen Radiergummi von entsprechender Größe gehabt, um Mr. Morlar schmerzlos aus dieser Welt radieren zu können, er diesen auch benützt hätte. Aber das ist vielleicht nur so ein Gefühl.«

    »Ich würde mir ein bisschen albern Vorkommen, wenn ich nach einem übergroßen Radierer suchen müsste. Ich meine, er könnte ja inzwischen nach Hackney Wick oder so gesprungen sein.« Albernheiten brachten den Chef manchmal wieder auf den Boden. Cherry lachte nicht, also wechselte Duff zu professionelleren Dingen über.

    »Der Arzt schätzt nicht mehr als zwei Stunden. Ist wohl richtig - er ist noch nicht steif.«

    Auf einem kleinen Tisch vor ihnen stand ein Transistorradio, aus dem leise Musik rieselte. Cherry hörte auf die Musik, wurde sich erst jetzt dessen bewusst, dass sie seit einer halben Stunde an diesem Mordfall arbeiteten, und das vor dem Hintergrund von Trauermusik.

    Nichts berühren, bis man sicher ist. Nichts berühren, bis man zu Ende gedacht hat. Die Vorschriften. Also?

    »War dieses Gerät eingeschaltet, als sie ihn gefunden haben?«

    »Ja. Heute sitzt jeder vor dem Fernseher oder hat wenigstens das Radio an.«

    Natürlich. Das hatte er fast vergessen. Seltsame Dinge geschahen - anderswo. Wie um ihn daran zu erinnern, verstummte die Gedenkmusik, und der Ansager zog ihre Aufmerksamkeit auf sich, während sie eigentlich an andere Dinge zu denken hatten.

    »Wir kehren jetzt zum Raumfahrtzentrum in Houston zurück, um das Neueste von Achilles 6 zu hören. Lester Marquand berichtet.«

    »Und das Neueste ist die Bestätigung von früheren Berichten, nach denen Achilles 6 unerklärlicherweise die vorgesehene Umlaufbahn verfehlt hat, in Richtung auf die Mondoberfläche stürzt und jetzt eine Stunde und fünf Minuten nach der planmäßigen Zeit noch immer nicht von der erdabgewandten Mondseite zurückgekehrt ist. Unter den Wissenschaftlern und Technikern hier hat sich an diesem Abend eine düstere Stimmung verbreitet, die sich bis zur Verzweiflung steigert. Sie können die Frage: Was ist falsch gelaufen? nicht beantworten, da kein Teil der Ausrüstung, kein Telemeter, kein Computer des fehlerhaften Funktionierens überführt werden konnten...

    Eines ist sicher: Die drei Astronauten, Fergusson, Hennis und Drake, werden nicht zur Erde zurückkehren. Der Präsident der...«

    »Stellen Sie das Ding ab!«

    Duff durchquerte den Raum und schaltete ab.

    »Einer ist genug«, erklärte Cherry.

    »Was denn, Sir?«

    »Ein Toter! Wir können das Rätsel von denen da oben nicht auch noch lösen.«

    Duff wandte sich um und war nur wenig überrascht, dass sich in Cherrys Ausdruck seine eigenen Gefühle spiegelten. Die besorgte Miene eines Mannes, der nicht weiß, was er mit neuen und erschreckenden Situationen anfangen soll, die in einem Ausmaß zunehmen, das über das Verständnis eines vernunftbegabten Wesens hinausgeht.

    »Mordfälle werden immer wissenschaftlicher, immer intellektueller, Sergeant. Ich meine, ob es sich da oben wohl auch um einen Mordfall handelt?« Er polierte seine gehassten Brillengläser in der schwachen Hoffnung, dass sie ihm helfen könnten, endlich wieder klar zu sehen. Er suchte nicht nur die Lösung für diesen Fall - sondern den Grund, warum alles auf einmal geschah.

    Er deutete auf die blutige Masse, die einmal Morlar gewesen war.

    »Es geschehen seltsame Dinge. Sehen Sie sich all diese Bücher an - ein Mann wird inmitten einer Bibliothek zum Tode befördert. Er ist intelligent. Also hat man seinen Geist getötet. Ich werde ihm den Schädel einschlagen! - diese uralte Drohung. Warum? Weil es jemandem nicht gefällt, was er denkt?«

    Der Chef war wieder einmal in Umlaufbahn. Duff starrte das Ding auf dem Teppich an, verstand nicht, worauf er hinauswollte, und gab deshalb einen Gemeinplatz von sich: »Die Welt fällt auseinander, Sir.«

    »Da könnten Sie recht haben.«

    »Jedenfalls - dieser Fall sollte Sie glücklich machen.« Duff deutete auf die Bücherregale, die den größten Teil der Wandfläche einnahmen. »Ich meine, Sie mögen doch Bücher.«

    Das war so unbestreitbar wie die freudige Erregung, die er beim ersten Betreten des Raumes verspürt hatte.

    Sorgfältig steckte er ein paar Teppichfasern in eine Cellophan-Tüte.

    Bücher.

    Ja. Und das leichte Schuldgefühl, während er seinen Blick über die dicht nebeneinander in den Regalen stehenden Bücher hatte schweifen lassen, bevor er sich dem Leichnam zuwandte.

    »Ich mag Bücher dort, wo sie hingehören, Duff. In Büchereien oder Räumen wie diesem, solange sie keine Leiche umgeben.«

    »Dieser Kerl hat sie geschrieben.«

    »Wie?«

    »Ein Romanschreiber - das erste Mal, dass so einer zu einem Fall für uns wird.« In Duffs Vorstellung ließen sich Schriftsteller nicht ermorden, sondern schrieben zumeist Bücher über das unrühmliche Ende anderer Leute. Wer würde es nicht vorziehen, gefährlich zu leben - auf dem Papier?

    Es wurde Zeit, mit der Routine zu beginnen.

    »Sie sagten, dass der Mann von nebenan den Nachtportier gerufen hat?«

    »Stimmt.«

    »Dann nehmen wir uns den Portier zuerst vor.«

    Nicht, dass er viel hätte hinzufügen können. »Mr. Pennington kam herunter und sagte, dass Mr. Morlars Tür weit offen stünde und ob ich da nichts unternehmen wolle. Also kam ich hier herauf und... und fand ihn...«

    »Sie haben nichts berührt?«

    »Nein, Sir - nichts außer dem Radio.«

    Cherry starrte über den Kopf des Portiers hinweg. »Das Radio?«

    »Ich - ich habe es angedreht, um mehr über dieses Weltraumdrama zu erfahren. Es wurde gerade spannend. Schrecklich, dass so etwas passieren musste, Sir.«

    Cherry ließ den Portier zu seinen Pflichten zurückkehren. Pennington von nebenan erwies sich als kaum interessanter. Er würde bald eine Glatze haben, war mager, geschäftig und machte den Eindruck eines Mannes, der etwas verloren hatte, sich aber noch nicht sicher war, ob er danach suchen sollte.

    Sein wässriger Blick schien den Inspektor zu umfließen.

    »Sie haben Mr. Morlar gekannt?«

    Die Frage schien Pennington zu überraschen, sogar zu beunruhigen. »Gekannt? Nein, das könnte man nicht sagen. Wir waren Nachbarn, das ist alles.«

    »Dann wissen Sie also nicht, ob er Besucher hatte, die regelmäßig kamen?«

    »Ich kümmere mich nicht um anderer Leute Angelegenheiten.« Mit einem Anflug von Stolz.

    »Sonst irgendwas?«

    Pennington zuckte mit den Schultern. »Er war ruhig - er blieb für sich selbst auß-«

    Cherry sah zu, wie blutlose Lippen den Rest des Wortes formten, aber keinen Laut mehr hervorbrachten.

    »Ja, Mr. Pennington?«

    »Nichts.«

    Cherry entschied sich, im Augenblick nicht weiterzubohren. »Sie haben ihn ruhig genannt, obwohl Sie ihn eigentlich kaum bemerkt haben.«

    »Das ist richtig.«

    »Nicht einmal so sehr, wie er Sie bemerken musste?«

    Pennington sah unsicher drein. »Wie meinen Sie das?«

    »Ich kann Ihr Fernsehgerät von hier aus deutlich hören - Sie nicht?«

    »Doch.«

    »Also müssten Sie auch jedes laute Geräusch aus diesem Raum hören.«

    »Nicht, wenn das Fernsehen eingeschaltet ist - Sie verstehen, diese Weltraumtragödie - und ich wollte die Zehn-Uhr-Nachrichten nicht verpassen.«

    Cherry sah zu Duff hinüber.

    »Wie haben Sie es dann überhaupt entdeckt?«

    »Ich habe die Milchflaschen etwa eine Stunde später ’rausgestellt.«

    »Das ist alles für den Augenblick.«

    Pennington zögerte eine Sekunde lang, sah auf den Körper Morlars hinunter und schlurfte dann in seinen Pantoffeln davon.

    »Das Fernsehen wird noch das Ende jeder Verbrechensaufklärung sein, Duff.«

    »Wie das, Sir?«

    »Es gibt niemanden mehr, der noch etwas hört.« Er ging durch den Raum, stieß die Tür zum Bad auf. Was er sah, ließ ein Grinsen auf seinem Gesicht erscheinen. »Morlar hatte die richtige Idee - sein Apparat steht im Klo.«

    Aber Duff beschäftigte sich noch immer damit, dass niemand mehr etwas hörte.

    »Nichts«, erklärte Cherry, »das nicht elektronisch erzeugt wird. Alle Ohren sind auf eine einzige Frequenz eingestellt, und jeder nächtliche Lärm wird gehört als Softly, Softly oder Late Night Hang-up

    »Ich weiß nicht, wovon Sie reden, Sir - und das ist eine Tatsache.«

    »Da liegt unser Problem. Dieser Mann hat Literatur gemacht.«

    Etwas davon lag auf Morlars Schreibtisch. Eine Seite, die rechts oben eine Nummer trug. Zwei-fünf-fünf. Er las sie noch einmal durch, und diesmal sorgfältig...

    ...wie eine elektrische Entladung, ein Wechselstrom, das Negative ewig andauernd, das Positive flüchtig.

    Auf was läuft das Leben hinaus denn auf nichts, gefolgt von etwas? Der Mensch durchläuft eine Folge von Mutterleibern, wird zuletzt nicht geboren, sondern bewegt sich weiter. Der Schoß nicht mehr als der Warteraum eines Reisenden - nein - keine Geburt, sondern ein Fortschreiten von einer abgelegenen Pension zum nächsten Motel - siste viator! auf den Lippen eines Liebenden, und was ist das, was wir neun Monate später haben?

    Versteh' das mal.

    Der Mensch! Auf der Durchreise.

    Gottgleich also, legt eine Verkleidung nach der anderen an.

    Solche Gedanken bewegten sich durch Lamberts Bewusstsein, als er durch die Lichtjahre hinab auf seine Schöpfung sah. Zu schade, dass er sich selbst nur im Splitter eines zerbrochenen Spiegels erspähen konnte.

    Ah! Sich selbst als ein stumpfes Instrument erkennen mit scharfer Wahrnehmung.

    In diesem Augenblick erstarb schmerzvoll das Gefühl der absoluten Erhabenheit.

    Obwohl er vielleicht ein Amateur-Gott werden konnte, seine Rolle aus Liebe spielend, vermochte Lambert doch niemals professionellen Status erreichen. Er sah mit Fassung auf den Körper und wusste dabei, dass die Hand eines professionellen Gottes niemals zittern würde.

      2.

    Kriminalinspektor Cherry wandte sich um, damit er den Autor besser betrachten konnte, dessen Leiche nahe der gegenüberliegenden Wand ausgestreckt lag.

    »Meine prophetische Seele«, murmelte er. »Das könnte fast die Ankündigung eines Selbstmords sein.«

    »Selbstmord!« Damit konnte Duff erst recht nichts anfangen.

    »Schade, dass wir das Ende dieser Geschichte niemals werden erfahren können.«

    »Ich glaube, ich unterhalte mich noch ein bisschen mit dem Portier. Vielleicht weiß er etwas von Besuchern.«

    Cherry stimmte zu, wie ein geistesabwesender Professor vielleicht die Existenz von Äpfeln auf Birnbäumen zugeben mochte. Er war weit mehr an dem Schreibtisch interessiert.

    Flach wie ein Altar und mit einem grünen Lederüberzug. Sauber und ordentlich; alles so, wie der Schreibtisch eines Autors auszusehen hatte, nahm Cherry an.

    Vielleicht ein bisschen zu ordentlich. Die Stöße mit Schreibpapier waren methodisch arrangiert, der Stoß mit den fertigen Seiten lag ganz links. Ganz rechts waren drei weitere Schreibstifte abgelegt. Im Hintergrund dominierten Wörterbücher und Lexika wie Gründungsbausteine - und ein Tagebuch war mathematisch genau in der linken oberen Ecke platziert.

    Er nahm es auf und blätterte durch die Seiten bis zum letzten Eintrag.

    Solschenizyn und Co. sind noch eine Menge Antworten schuldig. Sie malen die Schrecken ihrer bourgeois-sowjetischen Existenz in byzantinischen Farben und verhökern ihre Ikonen dort, wo sie ihnen den größten Preis an falsch platzierter Sympathie einbringen.

    Sie schreiben von Wirklichkeit und nennen es Erniedrigung, erflehen bekümmert den Applaus des Systems, das sie ausgebrütet hat, indem sie Freiheit rufen.

    Intellektuelle.

    Männer, die von stinkendem Fisch lamentieren und dabei wissen, dass die Fädenzieher im Westen das mit Freude hören und sagen werden: »Hallo, ihr Pöbel in den Fabriken, ihr Strolche, die ihr zum Stempeln geht, ihr Heimatlosen, die ihr durch die Gnade der Demokratie auf unseren goldenen Wegen geht, ihr ratenzahlenden Klitschenkäufer - lest Solschenizyn und Co. und glaubt, ihr seid glücklich.«

    So leisten gewisse sowjetische Intellektuelle in ihrer Welt - zu blöd, um zu sehen, dass

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