Entdecken Sie Millionen von E-Books, Hörbüchern und vieles mehr mit einer kostenlosen Testversion

Nur $11.99/Monat nach der Testphase. Jederzeit kündbar.

DAS SCHLEICHENDE GIFT: Der Krimi-Klassiker!
DAS SCHLEICHENDE GIFT: Der Krimi-Klassiker!
DAS SCHLEICHENDE GIFT: Der Krimi-Klassiker!
eBook225 Seiten3 Stunden

DAS SCHLEICHENDE GIFT: Der Krimi-Klassiker!

Bewertung: 0 von 5 Sternen

()

Vorschau lesen

Über dieses E-Book

Edwin Newsome ist besorgt um die Gesundheit seines Bruders Harold. Er beauftragt den Privatdetektiv Glenn Bowman, die noch junge Ehe Harolds mit der bildschönen Moira unter die Lupe zu nehmen. Denn Edwin befürchtet, dass Moira versucht, so schnell wie möglich zur reichen Witwe zu werden...

 

Der Roman Das schleichende Gift des britischen Schriftstellers Hartley Howard (eigentlich Leopold Horace Ognall - * 20. Juni 1908 in Montreal, Québec; † Großbritannien) erschien erstmals im Jahr 1951; eine deutsche Erstveröffentlichung erfolgte im Jahr 1960 (unter dem Titel Die letzte Eitelkeit).

Der Apex-Verlag veröffentlicht eine durchgesehene Neuausgabe dieses Klassikers der Kriminal-Literatur in seiner Reihe APEX CRIME CHEFAUSWAHL.

SpracheDeutsch
HerausgeberBookRix
Erscheinungsdatum6. Juli 2022
ISBN9783755416838
DAS SCHLEICHENDE GIFT: Der Krimi-Klassiker!

Mehr von Hartley Howard lesen

Ähnlich wie DAS SCHLEICHENDE GIFT

Ähnliche E-Books

Mystery für Sie

Mehr anzeigen

Ähnliche Artikel

Rezensionen für DAS SCHLEICHENDE GIFT

Bewertung: 0 von 5 Sternen
0 Bewertungen

0 Bewertungen0 Rezensionen

Wie hat es Ihnen gefallen?

Zum Bewerten, tippen

Die Rezension muss mindestens 10 Wörter umfassen

    Buchvorschau

    DAS SCHLEICHENDE GIFT - Hartley Howard

    Das Buch

    Edwin Newsome ist besorgt um die Gesundheit seines Bruders Harold. Er beauftragt den Privatdetektiv Glenn Bowman, die noch junge Ehe Harolds mit der bildschönen Moira unter die Lupe zu nehmen. Denn Edwin befürchtet, dass Moira versucht, so schnell wie möglich zur reichen Witwe zu werden...

    Der Roman Das schleichende Gift des britischen Schriftstellers Hartley Howard (eigentlich Leopold Horace Ognall - * 20. Juni 1908 in Montreal, Québec; † Großbritannien) erschien erstmals im Jahr 1951; eine deutsche Erstveröffentlichung erfolgte im Jahr 1960 (unter dem Titel Die letzte Eitelkeit).

    Der Apex-Verlag veröffentlicht eine durchgesehene Neuausgabe dieses Klassikers der Kriminal-Literatur in seiner Reihe APEX CRIME CHEFAUSWAHL.

    DAS SCHLEICHENDE GIFT

    ERSTER TEIL

      Erstes Kapitel

    Die Straße war weiß und staubig. Sie zog sich in einer kurvenreichen Linie am Ufer dahin wie ein Kreidestrich zwischen dem gebleichten und vertrockneten Gras am Rand des Riverside Drive und dem Hudson. Hitzedunst schimmerte über dem flachen Land, so weit das Auge sehen konnte, und die Sonne stieg in eine Kuppel aus wolkenlosem Blau. Es war zehn Uhr vormittags an einem Junitag, und es war heiß.

    Ich lehnte mich an die Gartenmauer des großen Hauses und zündete mir eine Zigarette an. Hinter der brusthohen Mauer erstreckte sich ein wohlgepflegter Rasen, der nur hier und dort von Blumenbeeten unterbrochen wurde. Hinter dem Haus stand eine Gruppe höhere Ahornbäume. Die grüngoldenen Blätter umrahmten das rote Dach und das kühle Grau der Mauern. Vor dem Haus stand ein Delahaye, der nach Geld roch. Ich stieß das Tor auf.

    Ein Mann mit grauem Haar, das in der Sonne wie Silber glänzte, kam um die rechte Seite des Hauses herum und schirmte seine Augen mit den Händen ab, um mich zu beobachten, während ich mich ihm näherte. Er hatte sympathische Züge und eine guterhaltene Figur, sah aus wie jemand, der auf sich achtete. Seine Kleidung war die eines Mannes, der Fünfzig war und wie Vierzig aussehen wollte. Als ich ihm näherkam, schätzte ich ihn dennoch auf knapp Sechzig.

    Ich nahm den Hut ab und fragte: »Brauchen Sie jemanden, der sich um Ihren Rasen kümmert?«

    Er steckte die Hände in die Hosentaschen und starrte mich an, nachdenklich, wie mir schien. Ich wartete, während er mich von oben bis unten musterte - von meinem drei Tage alten Bart bis zu den Schuhen, die durch meinen Fußmarsch von der 152. Straße hierher ziemlich staubig geworden waren.

    Als sein Blick wieder mein Gesicht erreicht hatte, zog er die Mundwinkel nach unten und schüttelte langsam den Kopf. »Ich habe bereits einen sehr tüchtigen Gärtner. Tut mir leid.« Seine Stimme klang höflich, sein Verhalten war freundlich. »Einen sehr guten Gärtner«, fügte er hinzu, »der nie bei einer solchen Trockenheit den Rasen mäht - er sagt, dadurch trocknen die Wurzeln aus.«

    Während er sprach, betrachtete er mein Gesicht, meine Hände und meinen alten grauen Anzug. Ich erklärte: »Es gibt eben in jedem Beruf Fachleute. Das hätte ich zum Beispiel nicht gewusst.«

    »Natürlich nicht«, murmelte er. Und zugleich zwinkerte er mit den Augen. »Sie haben nicht die Hände eines Mannes, der sich mit Gartenarbeit auskennt. Haben Sie schon mal einen Rasenmäher in der Hand gehabt?«

    »Nein. Dort wo ich herkomme, hat man nicht viel im Freien gearbeitet.«

    »Aha.« Er nahm eine Hand aus der Hosentasche und zupfte an seiner Unterlippe. »Was meinen Sie mit der Bemerkung dort, wo ich herkomme

    »Es ist eine höfliche Umschreibung für die Tatsache, dass ich eben aus dem Gefängnis entlassen wurde«, sagte ich. »Ich dachte, wenn ich mich um einen Job im Freien bemühe, brauchen die Leute keine Bedenken zu haben wegen meiner Vorstrafe - es sei denn, sie fürchten, ich könnte ihre Blumen klauen.«

    Er hörte auf zu lächeln und sagte kalt: »Es klingt so, als seien Sie ziemlich verbittert. Waren Sie vielleicht das Opfer unglücklicher Umstände?«

    »Keineswegs«, erwiderte ich. »Das einzige Unglück dabei war, dass ich mich gegen das elfte Gebot versündigt habe: Du sollst dich nicht erwischen lassen

    »Hm.« Seine Augen begannen wieder zu zwinkern. »Ungeachtet Ihrer früheren Verfehlungen machen Sie auf mich den Eindruck eines erfrischend aufrichtigen Menschen. Haben Sie sich vorgenommen, in Zukunft auf dem Weg der Tugend zu bleiben?«

    »Eigentlich, ja. Nicht, weil sich mein Charakter wesentlich verändert hätte - aber ich glaube, ich bin jetzt etwas vernünftiger als zuvor. Man muss entweder sehr gescheit oder sehr vom Glück gesegnet sein, um ein erfolgreicher Gauner zu werden - und beides ist bei mir offenbar Fehlanzeige. Also werde ich mich wohl auf ehrliche Weise um meine Dollars bemühen müssen.«

    »Haben Sie dieses Haus durch Zufall ausgewählt?«, fragte er.

    »Oder wissen Sie, wem es gehört?« Er war vermutlich ein netter Mensch, und ich schämte mich fast, ihn zu belügen. Aber ich beruhigte mich mit dem Gedanken, dass es ja nur zu seinen Gunsten war.

    »Nein«, sagte ich. »Ich hab’ es mir einfach an den Knöpfen abgezählt. Ene, mene, muh - und da bist du.«

    Er rieb sich mit der Hand über die Wange und dachte eine Weile nach. Dann sagte er abrupt: »Ich möchte Ihnen eine Chance geben. Können Sie einen Wagen fahren? Zum Beispiel so einen wie den da drüben?«

    »Ich fahre alles, was zwei, vier oder sechs Räder hat«, antwortete ich. »Nur bei einem Rasenmäher könnte ich vielleicht Schwierigkeiten bekommen. Vor allem bei einem Ungeheuer wie diesem da.«

    Sein Grinsen wurde zum Lachen. »Sie gefallen mir, Und ich gebe ihnen eine Chance. Ich habe zwei Wagen, und der zweite Chauffeur ist momentan krank. Der Arzt meint, er könnte längere Zeit ausfallen. Wollen Sie seinen Job haben, bis er zurückkommt?«

    »Ich nehme alles an, was mich über die ersten Runden bringt«, sagte ich. »Wann kann ich anfangen?«

    Er nahm die zweite Hand aus der Tasche und blätterte einen Fünfer von einer Rolle Dollarnoten. »Kaufen Sie sich was zu essen, lassen Sie sich rasieren und die Schuhe putzen. Wenn Sie sich ein wenig herausgemacht haben, kommen Sie hierher zurück. Fragen Sie nach mir. Mein Name ist Newsome, Harold Newsome. Ich gebe Ihnen fünfzig Dollar die Woche, Kost und Logis frei.« Seine Stimme wurde wieder hart. »Und wenn Sie sich nicht so aufführen, wie ich es erwarte, sorge ich dafür, dass Sie wieder dort landen, wo Sie hergekommen sind. Haben Sie mich verstanden?«

    »Sehr gut, Mr. Newsome«, sagte ich. »Und wenn ich nicht wiederkomme?«

    »Dann habe ich fünf Dollar für einen schlechten Zweck geopfert.« Er grinste mich säuerlich an. »Wenn Sie so schäbig sind, bin ich froh, Sie auf diese Weise losgeworden zu sein. Aber ich nehme an, Sie kommen zurück.«

    Ich stopfte den Schein in meine Tasche. Als ich mich umwandte, zögerte ich einen Augenblick. »Wollen Sie nicht mehr über mich wissen?«

    »Nein. Was ich wissen will, finde ich schon heraus - bis auf Ihren Namen. Es wäre vielleicht gut...« Er wollte noch etwas sagen, brach aber abrupt ab, und sein Gesicht wurde kalkweiß. Seine Augen verdrehten sich vor Schmerzen, und er drückte sich die Hand gegen den Magen. Ich kam einen Schritt auf ihn zu und fasste ihn am Ellenbogen. »Was ist los? Kann ich etwas für Sie tun?«

    Er richtete sich langsam auf und schüttelte den Kopf. Auf seiner Stirn standen Schweißtropfen, und sein Gesicht bekam eine graue Farbe. »Nein, nein, ist schon gut«, sagte er schwach. »Allmählich gewöhne ich mich daran. Ist schon vorbei - bis zum nächsten Mal.«

    »Sind Sie sicher, dass es Ihnen wieder besser geht?«

    »Ja, danke. Mir geht es schon wieder gut.« Er lächelte ein wenig mühsam und machte sich von meinem Griff frei. »Wie, sagten Sie, heißen Sie?«

    »Ich habe es bis jetzt noch nicht gesagt. Ich bin Cliff Wylie.«

    »Okay, Wylie. Jetzt gehen Sie und tun Sie, was ich Ihnen gesagt habe. Wenn Sie zurück sind, wartet hier Arbeit auf Sie.«

    »Danke - vielen Dank.«

    Eine Frau schaute aus der Seitentür des Hauses und rief: »Harold! Ich dachte, du seist schon ins Büro gefahren?« Als sie mich sah, sagte sie: »Oh, entschuldige. Ich wusste nicht, dass Du dich mit jemandem unterhältst.«

    Newsome erwiderte: »Schon gut, Moira. Ich fahre erst nach dem Mittagessen in die Stadt.« Und mit leiser Stimme fügte er hinzu: »Lassen Sie sich bloß nicht mit ihrem Stoppelbart bei meiner Frau blicken. So, wie Sie momentan aussehen, jagen Sie jeder Frau nur Angst ein. Hauen Sie ab, bevor sie Sie genauer betrachten kann.«

    Ich nahm an, sie hatte mich bereits etwas genauer betrachtet. Sie stand noch immer unter der Tür, aber sie schaute irgendwie überrascht und verwundert drein. Als sich meine Blicke mit den ihren trafen, wandte sie sich rasch ab, und ich hatte den Eindruck, als fühle sie sich gar nicht wohl in ihrer Haut. Ich schaute über Newsomes Kopf hinweg und beobachtete, wie sie dastand, als könne sie sich nicht entscheiden, ob sie zu uns herunterkommen oder ins Haus zurückgehen solle.

    Sie war blond und zierlich, und sie hatte das hübsche Gesicht eines Püppchens - mit genauso viel Ausdruck. Ihre porzellanblauen Augen sahen aus, als könnten sie mit Hilfe von ein paar Tränen das Scheckbuch eines jeden Mannes aufschlagen lassen. Ihr Sommerkleid war ein Traum aus Spitzen und Rüschen. Es ließ ihre Haut rosig und weich erscheinen. Eine Frau, die wohlhabende Geschäftsleute über fünfzig als kuschelig bezeichnen würden. Gäbe es weniger Moira Newsomes auf dieser Welt, dann könnte Reno vermutlich seinen Laden dichtmachen.

    Als das Tor hinter mir ins Schloss gefallen war, drehte ich mich noch einmal um und schaute die Auffahrt hinauf. Mr. und Mrs. Newsome standen nebeneinander und hielten sich in den Armen. Sie erfreuten sich der Art von Kuss, wie er in den Stummfilmtagen den Produzenten ein Vermögen einbrachte.

    Ich hatte nicht die Zeit zu warten und festzustellen, wem von den beiden zuerst die Puste ausging. Sie waren noch im engen Clinch, als ich draußen auf der Straße stand.

    Ich fragte mich, ob die kleine, blonde Moira diese Szene meinetwegen veranstaltet hatte. Es wäre nicht das erstemal gewesen, dass eine skrupellose Frau den Nachbarn demonstrierte, wie sehr sie ihren Ehemann liebte. Auf diese Weise verdächtigt sie nachher kein Mensch, wenn der gute Gatte durch eine tödliche Dosis im Essen oder im Getränk das Zeitliche segnet...

    Zweites Kapitel

    Ich warf einen Nickel in den Schlitz und hielt mit dem Fuß die Tür auf, während ich wartete. Die rundum verglaste Telefonzelle war wie ein Backofen. Und ich kam mir vor wie ein Huhn im Dampftopf.

    Dann klickte es in der Leitung, und eine Erdbeeren-mit-Sahne-Stimme sagte: »Newsome-Textilien. Guten Tag. Was kann ich für Sie tun?«

    »Verbinden Sie mich mit Mr. Edwin Newsome.« Ich nahm den vom Schweiß schlüpfrig gewordenen Hörer fester in die Hand. »Mein Name ist John K. Wurtemberger.«

    »John K.?« Sie wirkte kühl und glatt wie eine Lady, die gerade eine kalte Dusche hinter sich hat und sich danach mit Zwielicht in Paris gepudert hat. Der fragende Unterton hatte nichts mit ihren persönlichen Interessen zu tun.

    »Wurtemberger«, wiederholte ich. »Denken Sie an Hamburger - mit einem W vorn dran.«

    Ihre Stimme wirkte noch ein bisschen kühler. »Bleiben Sie bitte am Apparat. Ich versuche, Mr. Edwin Newsome zu erreichen.«

    Ich wischte mit einem Taschentuch den Schweiß von der Hörermuschel. Als ich den Hörer wieder an mein Ohr drückte, sagte eine ärgerliche Stimme gerade: »Hier spricht Edwin Newsome. Bitte, melden Sie sich doch.«

    »Bowman hier«, sagte ich.

    »Wer?«

    »Glenn Bowman. Aber bei Ihrer Telefonistin habe ich mich als John K. Wurtemberger vorgestellt.«

    »Ich verstehe.« Er zögerte. »Bitte, bleiben Sie am Apparat, Mr. Wurtemberger, während ich die Tür schließe.«

    Ich hörte, wie am anderen Ende der Hörer hingelegt wurde, hörte das Quietschen von Schuhsohlen auf gebohnertem Linoleum. Dann sagte Newsome: »Okay. Sie können sprechen. Was gibt es Neues?«

    »Ich habe mir einen Job besorgt - bei Ihrem Bruder Harold. Wenn Sie dort hinkommen sollten, geben Sie nicht zu erkennen, dass Sie wissen, wer ich bin. Er hält mich nämlich für einen entlassenen Häftling, der eine Gelegenheitsarbeit sucht.«

    »Wie nennen Sie sich?«

    »Das lassen Sie sich lieber von ihm sagen - oder haben Sie keine Angst, die Familie könnte Verdacht schöpfen?«

    »Das möchte ich unter allen Umständen verhindern«, sagte er rasch. »Harold würde mir die Hölle heiß machen, wenn er wüsste, dass ich Sie engagiert habe, um herauszufinden, was Moira plant. Er würde nie und nimmer glauben, dass sie zu so etwas fähig ist.«

    »Glauben Sie es denn noch immer?«

    »Ich weiß es wirklich nicht.« Er lutschte an seinen Zähnen, und ich stellte mir sein plumpes, gutmütiges Gesicht vor, das sich jetzt sorgenvoll verzog. »Ich war immer dagegen, dass Harold eine so viel jüngere Frau heiratet, aber er war dazu entschlossen und ließ sich durch nichts davon abbringen.«

    »Sie sagten, die beiden seien glücklich miteinander. Ist sie so glücklich mit ihm wie er mit ihr?«

    »Sie tut zumindest so. Zuerst war ich sicher, dass sie ihm nur Theater vormachte, aber jetzt, nach achtzehn Monaten, scheinen sie verliebter zu sein als eh und je. Ganz gleich, wer dabei ist, die beiden turteln und schmusen wie Zwanzigjährige. Man würde es kaum glauben, dass zwischen ihnen ein Altersunterschied von dreißig Jahren besteht.« Edwins Stimme klang verärgert. »Ich kann es Ihnen nicht verdenken, wenn Sie den Eindruck gewonnen haben, als könnte ich Moira nicht leiden. Ich weiß, dass sie zu jung ist für Harold, aber schließlich geht mich das Alter seiner Frau nichts an, und außerdem sind sie nun einmal verheiratet. Ich sage mir immer wieder, dass ich verrückt bin, und dass man ihr möglicherweise nicht den geringsten Vorwurf machen kann.«

    »Außer, dass sie Ihren Bruder vergiftet«, bemerkte ich.

    »Es ist doch nur ein vager Verdacht«, sagte er heftig. »Sie hat die Pilze eingekauft, die diese ersten schweren Magenkrämpfe verursachten. Und vor sechs Wochen hat sie ihm eine Zunge aus der Konservendose serviert, die nach Auskunft des Arztes nicht mehr frisch gewesen sein soll. Der Doktor meinte, die Dose sei vielleicht beschädigt gewesen, und so etwas komme häufig vor, gerade bei diesem heißen Wetter.«

    »Was sagte der Arzt noch?«, fragte ich. »Sie haben zuvor noch nichts von einem Arzt erwähnt. Was ist das für ein Arzt?«

    »Er ist ein verdammter Narr«, sagte Edwin bitter. »Aufgeblasen wie ein Luftballon, vor Selbstsicherheit. Aber er spielt hervorragend Bridge, und er spielt es sehr oft mit Harold. Harold würde nie und nimmer einen anderen Arzt konsultieren. Dabei habe ich ihm einmal gesagt, dass ich diesem Arzt nicht einmal meinen kranken Hund überlassen würde, und er hat ausgesprochen wütend darauf reagiert.«

    »Und was stellt er für eine Diagnose, was die Beschwerden Ihres Bruders betrifft?«

    »Er besteht darauf, dass das Ganze natürlich und harmlos sei. Harold sei überarbeitet und habe einen nervösen Magen. Er müsse mit dem Essen vorsichtig sein.«

    »Haben Sie ihm Ihren Verdacht mitgeteilt?«

    »Klar. Das heißt, ich habe es zumindest versucht, natürlich, ohne Moira dabei zu erwähnen.«

    »Und?«

    »Er ist die Wände hochgegangen, und seine blöden Fischaugen sind so weit vorgetreten, dass sie fast die Brillengläser berührt hätten. Er sagte, ich solle sehr vorsichtig sein mit meinen Behauptungen, vor allem, da ich von den Dingen nichts verstehe.«

    »Und Harold? Glaubt er, dass es nur sein Magen ist, der ihm diese Beschwerden verursacht?«

    Edwin ließ sich diesmal Zeit mit der Antwort. Dann sagte er zögernd: »Harold wird ärgerlich, wenn man es nur erwähnt. Und er behauptet, es sei längst nicht so schlimm, wie wir glauben. Man könnte beinahe denken, dass...« Er brach ab.

    »Was könnte man denken?«

    »Ja nun...« Wieder ließ er eine Pause entstehen, dann sprudelte alles auf einmal aus ihm heraus. »Ich habe ihn gelegentlich betrachtet, wie er Moira ansah, wenn er sich unbeobachtet fühlte. Er schaute sie mit einem sehr sonderbaren Blick an.« Edwin schöpfte Atem. »Als der Arzt beim zweiten Mal die kalte Zunge für die Magenverstimmung verantwortlich machte, hat Harold geradezu wütend dagegen argumentiert. Er behauptete, ihm sei bereits vor dem Essen schlecht gewesen, und er habe schon vor Jahren gelegentlich Magenbeschwerden gehabt. Und dann fügte er noch etwas hinzu, was ich nicht vergessen kann, und was immer mehr an Bedeutung gewinnt, je öfter ich

    Gefällt Ihnen die Vorschau?
    Seite 1 von 1