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SCHLAF FÜR DIE VERDAMMTEN: Ein Krimi aus New York
SCHLAF FÜR DIE VERDAMMTEN: Ein Krimi aus New York
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eBook225 Seiten3 Stunden

SCHLAF FÜR DIE VERDAMMTEN: Ein Krimi aus New York

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Über dieses E-Book

Die alte Miss Hemingway hat mehr Geld, als gut für sie ist - und jemand will sie offenbar um diese Bürde erleichtern. Glenn Bowman, der Privatdetektiv aus New York, soll es verhindern. Und dennoch folgt ein Mordanschlag dem nächsten...

 

»Temporeich, spannend, mit Vergnügen zu lesen«, urteilte der London Observer über die Krimis von Hartley Howard.

 

Der Roman Schlaf für die Verdammten des britischen Schriftstellers Hartley Howard (eigentlich Leopold Horace Ognall - * 20. Juni 1908 in Montreal, Québec; † Großbritannien) erschien erstmals im Jahr 1955; eine deutsche Erstveröffentlichung erfolgte 1977.

Der Signum-Verlag veröffentlicht eine durchgesehene Neuausgabe dieses Klassikers der Kriminal-Literatur.

SpracheDeutsch
HerausgeberBookRix
Erscheinungsdatum16. März 2023
ISBN9783755435914
SCHLAF FÜR DIE VERDAMMTEN: Ein Krimi aus New York

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    Buchvorschau

    SCHLAF FÜR DIE VERDAMMTEN - Hartley Howard

    Das Buch

    Die alte Miss Hemingway hat mehr Geld, als gut für sie ist - und jemand will sie offenbar um diese Bürde erleichtern. Glenn Bowman, der Privatdetektiv aus New York, soll es verhindern. Und dennoch folgt ein Mordanschlag dem nächsten...

    »Temporeich, spannend, mit Vergnügen zu lesen«, urteilte der London Observer über die Krimis von Hartley Howard.

    Der Roman Schlaf für die Verdammten des britischen Schriftstellers Hartley Howard (eigentlich Leopold Horace Ognall - * 20. Juni 1908 in Montreal, Québec; † Großbritannien) erschien erstmals im Jahr 1955; eine deutsche Erstveröffentlichung erfolgte 1977.

    Der Signum-Verlag veröffentlicht eine durchgesehene Neuausgabe dieses Klassikers der Kriminal-Literatur.

    SCHLAF FÜR DIE VERDAMMTEN

    Erstes Kapitel

    Wuchtig und solide stand das alte graue Haus auf der Anhöhe über der Bucht. Es hatte leuchtend weiße Fensterrahmen, eine weißlackierte, doppelflüglige Haustür und eine geflieste, steinerne Veranda, die so sauber war wie ein frisch geschrubbter Esstisch. Ich blieb stehen und schaute mich um. Hinter einer niedrigen Mauer fiel das Gelände steil ab bis zur Straße am Ufer - eine Straße, die in die Felsen des Hügels gehauen werden musste, als man dieses Haus erbaute, aus Stein und Schweiß und der Vision, ein Heim zu gründen hoch über der Mündung des Delaware. Menschen hatten Stein für Stein herbeigeschleppt, in jener längst vergangenen Zeit, damit der Sohn von Richard Thomas Hemingway und seine Kinder und Kindeskinder ein angemessenes Dach über dem Kopf hatten. Und Menschen hatten miterlebt, wie das Haus hundertfünfzig Jahre lang den Stürmen des Atlantiks trotzte.

    Aber an dem Tag, als ich dort oben stand und die flachen Wellen betrachtete, die unten gegen die Felsen klatschten, war der Himmel eine blassblaue Kuppel ohne ein einziges Wölkchen, war die Sonne heiß, und das Haus der Hemingways schlummerte in der Hitze wie ein alter Mann, der von der Vergangenheit träumt.

    Rechts von der Tür gab es einen blankpolierten Klingelzug. Als ich ihn losließ, ertönte irgendwo in den Tiefen des Hauses eine Glocke.

    Danach war es wieder sehr still - still und friedlich; man hörte nichts als das entfernte Plätschern der Wellen und das Brummen eines Motors auf der Straße tief unten. New York, die Stadt, in der ich lebte, schien in eine andere Welt zu gehören. Ich fragte mich, warum Miss Lavinia Hemingway einen Privatdetektiv aus dieser hundertsechzig Kilometer entfernten Großstadt hierher zitiert haben mochte.

    Ich wartete eine Weile, dann hörte ich weit entfernt das Klappern von Sohlen und Absätzen auf Parkett, hörte, wie eine Tür geöffnet und wieder geschlossen wurde. Die Schritte kamen näher.

    Als ich zurücktrat, öffnete sich die eine Hälfte der Haustür. Und ich blickte in eine weite, rechtwinklige Halle mit Türen auf beiden Seiten und einer breiten, weißen Treppe, die sich in elegantem Bogen nach oben schwang. Riesige, hohe Fenster ließen sanftes Licht durch gefärbte Scheiben eindringen.

    Mit der Sonne im Rücken konnte ich die Frau recht gut betrachten, die zu mir emporblickte und mich fragend anschaute.

    Sie war nicht so alt, wie ihr Gesichtsausdruck und ihre Haltung hätten vermuten lassen, aber ich nahm an, sie hatte die Vierzig schon hinter sich. Ihre Figur war durchschnittlich, und ihr Mund sah so aus, als hätte sie vergessen, wie man damit lächelt. Sie erinnerte mich an Bette Davis, wenn sie sich reserviert-freundlich gab.

    Ich sagte: »Guten Tag. Mein Name ist Bowman. Miss Hemingway hat mir geschrieben und mich gebeten, sie zu besuchen.«

    Anstelle einer Antwort kroch der Blick aus zwei schwarzen Pupillen Zentimeter um Zentimeter an mir empor, bis er mein Gesicht erreichte. Erst dann sagte die Frau mit einer hölzernen Stimme: »Woher soll ich wissen, ob das stimmt?«

    »Weil ich es Ihnen sage«, erwiderte ich. »Aber wenn Sie glauben, dass ich hergekommen bin, um das Familiensilber zu klauen, können Sie sich ja bei ihr erkundigen.«

    Sie befeuchtete ihre bleichen Lippen mit der Zungenspitze und richtete den Kopf gerade. Dann murmelte sie mit gedämpfter Stimme: »Ja, das könnte ich tun.«

    »Fein«, erklärte ich. »Dann warte ich inzwischen hier. Aber lassen Sie mich nicht allzu lange warten. Sonst bekomme ich noch einen Hitzschlag.«

    Sie versteckte die Hände hinter ihrem Rücken und zog eine Schnute. »Vielleicht... Vielleicht könnten Sie mir den Brief zeigen. Ich will Ihnen ja nicht zu nahetreten, aber ich selbst gebe alle Korrespondenz von Miss Hemingway zur Post und erinnere mich nicht, dass ein Schreiben an Sie darunter gewesen wäre... Sie wissen schon, heutzutage kann man nicht vorsichtig genug sein mit Fremden.«

    »Sicher, ich verstehe«, erklärte ich. »Sie meinen also, ich lasse Sie einen Brief lesen, den Miss Hemingway ohne Ihr Wissen an mich geschrieben hat. Nun, mir persönlich ist es egal, aber ich könnte mir denken - ich will Ihnen ja nicht zu nahetreten es wäre Miss Hemingway gar nicht recht... Vielleicht lassen Sie sich lieber von ihr selbst sagen, was sie mir geschrieben hat.«

    Sie schien nicht sehr glücklich zu sein über meine Bemerkung. Nachdem sie eine Weile so tat, als denke sie über meinen Vorschlag nach, erklärte sie mit ausdrucksloser Stimme: »Ich habe den Eindruck, Sie versuchen, so unhöflich wie möglich zu sein.«

    »Und wenn Sie noch eine Weile so weitermachen, wird es nicht beim Versuch bleiben«, erwiderte ich. »Glauben Sie, dass wir auf diese Weise jemals auf einen grünen Zweig kommen?«

    Wir schauten einander ohne Zurückhaltung feindselig an. Und ich begann mir ein paar Gedanken über das Haus Hemingway zu machen, die meine Neugier anstachelten, die Besitzerin kennenzulernen. Ich ahnte, dass keine noch so hochnäsige Angestellte mit dem Bedürfnis, in den Angelegenheiten anderer herumzuschnüffeln, mich daran hindern würde.

    Mittlerweile begab sich die Frau an der Tür auf den Rückzug. Mit kleinlauter Stimme sagte sie: »Ihr Name war doch Bowman, nicht wahr?«

    »Das habe ich Ihnen gleich zu Anfang gesagt«, erklärte ich. »Glenn Bowman, um genau zu sein. Und nun sagen Sie mir, wie Sie heißen.«

    Sie zog die Mundwinkel ein wenig nach oben, und auf ihrem Gesicht zeigte sich ein Schimmer von Wärme. Fast scheu erklärte sie: »Ich bin Rachel... Wenn Sie bitte hereinkommen und warten wollen, ich werde Sie bei Miss Hemingway melden... Sie hätte mir aber auch sagen können, dass sie Besuch erwartet...« Ehe ihre Worte in der Halle verklangen, war sie einen Schritt von der Tür zurückgetreten. Ich hatte das Gefühl, dass sie plötzlich versuchte, nett zu sein, aber nicht wusste, wie man das macht. Und ich hatte obendrein das Gefühl, dass sie zu den einsamen Menschen gehörte, die sich eine harte Schale zugelegt haben, damit niemand erkennt, wie weich sie im Inneren sind. Dennoch... Ich habe mich in Bezug auf Frauen nicht selten geirrt.

    Als Rachel, ohne sich noch einmal umzusehen, nach oben gegangen war, stand ich auf einer Insel aus dicken, indischen Teppichen und blickte nach draußen auf die von Licht und Schatten gemusterte Veranda. Dann, es muss wohl ein paar Minuten gedauert haben, hörte ich Rachel hinter mir. Sie stand am Fuß der Treppe, die Hände gefaltet, das Gesicht so verschlossen wie in dem Augenblick, als sie die Haustür geöffnet hatte. Was auch zwischen ihr und der Dame des Hauses vorgegangen sein mochte - sie verbarg es vor mir. Sie sagte: »Miss Hemingway erwartet Sie. Wenn Sie mir bitte folgen wollen.« Ohne zu warten, ohne sich zu vergewissern, ob ich ihr tatsächlich folgte, drehte sie sich um und ging mit leisen Schritten nach oben.

    Wir kamen auf einen Treppenabsatz, der so breit war wie eine Straße an der East Side. Und nach links und rechts erstreckte sich ein Korridor mit vielen weißlackierten Türen. Der Teppich war so dick, dass man darin die Schuhe verlieren konnte. Von beiden Seiten warfen Buntglasfenster unwirkliches Licht auf den Boden.

    Aber wir blieben nicht stehen. Die Treppe wand sich weiter nach oben, und Rachel und ich folgten ihr. Rachel sprach kein Wort, und ich hielt mich an ihr Beispiel.

    Der Korridor im zweiten Stock war schmaler. Und das Licht drang durch normale Fenster. Doch die Teppiche waren so dick wie unten.

    Sie wandte sich nach rechts. Wir kamen an zwei Türen vorbei, hinter denen sich nichts rührte. Ehe wir die dritte erreichten, wandte sich Rachel um und schaute mich an. Sie atmete schwer und musste ein paarmal schlucken, als hätte sie der Weg hier herauf, den sie nun schon zum zweiten Mal machte, überanstrengt. Es dauerte eine Weile, dann sagte sie in kaltem, etwas gequältem Ton: »Miss Hemingway ist eine alte Dame, Mr. Bowman, und sie ist seit längerer Zeit gebrechlich. Alle, die sie kennen, behandeln sie sehr rücksichtsvoll.« Sie atmete tief ein und presste die schmalen Lippen zusammen. »Wir schätzen sie sehr, Mr. Bowman. Ich weiß nicht, weshalb Sie hier sind, aber ich empfehle Ihnen, das zu beherzigen. Solange Sie das tun, sind Sie hier willkommen.«

    »Ich werde es beherzigen«, sagte ich. Warum Rachel es für notwendig hielt, mir zu drohen, sollte ich erst später erfahren. Aber eine Drohung war es auf jeden Fall, das sah man schon an dem kalten Funkeln ihrer Augen. Ich fragte mich, wie man in diesem Hause wohl mit jemandem verfahren mochte, der nicht willkommen war.

    Sie nickte kurz, trat dann zur Seite und deutete auf die dritte Tür. »Sie können allein hineingehen.« Dann schritt sie über den Korridor zurück und verschwand gleich danach. Ich hörte eine Stufe knirschen, als Rachel nach unten ging.

    Ich klopfte zweimal mit dem Knöchel des Mittelfingers, und es kam mir so laut vor, als hätte ich die Tür mit einem Vorschlaghammer bearbeitet. Dann rieb ich meine Handflächen an den Hosentaschen, weil sie feucht geworden waren vom Schweiß. Ich fragte mich, ob der Knoten meiner Krawatte richtig saß. Ich fragte mich, ob ich für einen Privatdetektiv anständig genug aussah. Und ich fragte mich, ob Miss Lavinia über den bösen Blick verfügte, wie wir das als Kinder von meiner Urgroßtante behaupteten.

    Aber ich brauchte mich nicht allzu lange zu fragen. Sehr schwach, sehr dünn, sehr weit weg, sagte eine leise Stimme: »Kommen Sie doch rein.« Es klang wie eine kleine Glocke mit einem Sprung, der schon vor langer Zeit gekittet wurde.

    Ich rieb mir noch einmal die Hände trocken, drehte den Türknopf und trat ein.

      Zweites Kapitel

    Es zeigte sich, dass Rachel mit der Beschreibung ihrer Herrin nicht übertrieben hatte. Miss Lavinia Hemingway war alt und gebrechlich. Sehr alt. Ja, ich glaube, sie war das älteste, verschrumpeltste Wesen, das mir je entgegengelächelt hat.

    Sie saß im Rollstuhl in einem verglasten Erker, und der helle Sonnenschein, der ihre Gestalt umstrahlte, erinnerte an die Scheinwerfer auf einer Bühne. Sie hatte milchweißes Haar, eine faltige Elfenbeinhaut und einen kleinen Mund mit farblosen Lippen. Ihr Kopf war gesenkt, als sei er zu schwer für die mageren Schultern, die sie ein wenig hochzog, als sei ihr kalt. Aber sie fror ganz bestimmt nicht, denn sie hatte sich in einen weichen, dicken Schal gehüllt, der an ihrem Hals von einer großen, goldenen Brosche mit einem eiergroßen Amethyst festgehalten wurde. Und von der Taille nach unten war sie überdies so fest in eine Decke gewickelt wie ein Baby in Windeln.

    Als ich die Tür hinter mir geschlossen hatte und ein paar Schritte auf sie zugegangen war, erhob sie eine zitternde Hand aus ihrem Schoß und deutete auf den Hocker neben ihrem Rollstuhl. Und mit ihrer kleinen, aber klaren Stimme sagte sie: »Guten Tag, Mr. Bowman... Kommen Sie her und setzen Sie sich, damit wir beide gleich groß sind. Es war mir seit jeher unangenehm, wenn ein großer Mann vor mir stand und auf mich herunterschaute.« Wieder lächelte sie und verschränkte die Hände, kuschelte sich tiefer in das Nest aus weichen Kissen. »Hatten Sie eine angenehme Reise?«

    »Ja, danke«, sagte ich. »Sehr angenehm.«

    »Möchten Sie etwas essen oder trinken?«

    »Ich habe im Zug gegessen und«, - ich rückte den Hocker vor sie, damit mir die Sonne nicht in die Augen schien, »...ich möchte jetzt lieber nichts trinken. Ich hoffe, Sie haben Verständnis dafür.«

    Sie nickte ein paarmal geistesabwesend, als befänden sich ihre Gedanken ganz woanders. Dann kletterten ihre Finger am Rand des Schals nach oben, bis sie die Brosche an ihrem Hals erreichten. Einen Augenblick lang streichelte sie den großen Stein, als wollte sie sich seiner versichern. Ihre Hand war noch an der Brosche, als sie sagte: »Sie sind genauso, wie ich Sie mir vorgestellt habe. Ich bin froh, dass ich Sie gebeten habe, bei mir vorbeizuschauen.«

    »Das Äußere sagt wenig über den Charakter, Miss Hemingway«, entgegnete ich. »Und von New York hierher ist ein weiter Weg. Bevor Sie mir sagen, weshalb Sie mich hergebeten haben, sollte ich Ihnen...«

    »...ein paar Papiere zeigen, damit ich sehe, dass Sie ehrlich, nüchtern, verlässlich und fleißig sind?« Sie schüttelte den Kopf und lachte leise. »Oh, nein, junger Mann. Das können wir uns sparen. Wenn eine Frau erst einmal mein biblisches Alter erreicht hat, macht sie keine Fehler mehr.«

    »Das hat mir gegenüber bisher noch keine Frau behauptet, ganz gleich, wie alt sie war.«

    »Vermutlich nicht. Aber die Frauen, die Sie meinen, waren sicher nicht so alt wie ich... Ich frage mich, warum ihr Junggesellen so gern zynische Bemerkungen macht.« Es war eine Feststellung.

    »Woher wissen Sie denn, dass ich Junggeselle bin?«, fragte ich. Diese alte Lady bestand vielleicht nur mehr aus zwei blassblauen Augen und einer leisen, klaren Stimme, aber ihr entging anscheinend nur wenig.

    Wieder lachte sie. »Ich war immer der Meinung, dass wir Frauen die besseren Detektive sind... Sie tragen braune Socken, die nicht zu Ihrem Anzug passen, und den untersten Knopf an Ihrem Sakko hat bestimmt keine Frau angenäht.« Ihr schlaues Gesicht Zeigte, dass sie sich über meine Miene amüsierte, während ihre Stimme hinzufügte: »Ich hoffe, Sie sind mir nicht böse, wenn ich ein bisschen Sherlock Holmes spiele und Sie zum Doktor Watson degradiere. Sie schauen so verblüfft drein.«

    »Ich habe es nicht anders verdient«, sagte ich. »Sie haben ganz recht, Miss Hemingway, ich bin nicht verheiratet.«

    »Sehen Sie, und das war der Fehler der Frauen, denen Sie begegnet sind. Aber ich will mich nicht in Ihre Privatangelegenheiten mischen. Es ist sehr ungezogen von mir. Ich nütze mein Alter zu sehr aus... Haben Sie schon mal von einer Anwaltskanzlei Blundell & Hardisty gehört?«

    »Eine bekannte und angesehene Firma in New York«, sagte ich. »Vor langer Zeit habe ich einmal von einem ihrer Klienten einen Auftrag erhalten.«

    »Ja, das haben sie mir berichtet. Sehen Sie, Mr. Bowman, ich habe nämlich nie im Leben den Fehler gemacht, zu denken, ich könnte keine Fehler machen. Als ich Ihren Namen auf gut Glück aus dem Telefonbuch ausgesucht hatte, habe ich mich bei meinen Anwälten über Sie erkundigt. Und Sie werden sich freuen zu hören, dass man mir eine sehr gute Auskunft über Sie erteilt hat.«

    »Ich freue mich wirklich«, erwiderte ich. »Aber ich frage mich, weshalb Rachel der Meinung war, sie müsse Sie vor mir schützen.«

    Ihr Blick begegnete dem meinen. Sie schaute mich fragend an und schürzte dann die Lippen. »Hat sie sich - merkwürdig verhalten?«

    »So könnte man es bezeichnen. Sie sagte mir, dass Sie gebrechlich seien und dass ich Sie gefälligst schonend behandeln solle, sonst könne ich mich auf etwas gefasst machen... Dies war jedenfalls die Konsequenz, die sie angedeutet hat.«

    »Das kam wohl daher, dass Sie nicht sagen wollten, weshalb Sie hier sind, was?«

    »Ich glaube, ja. Zuerst hat sie mir gar nicht glauben wollen, dass Sie mich hierhergebeten haben. Sie gibt angeblich Ihre Post auf, konnte sich aber an keinen Brief erinnern, der an mich adressiert war... Aha, jetzt wird mir klar, weshalb Ihr

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