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Verfall
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eBook211 Seiten2 Stunden

Verfall

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Über dieses E-Book

Endlich kann Nele Neu-Babel und damit ihre glücklose Vergangenheit hinter sich lassen. Soweit zumindest ihre Hoffung. Doch sie scheint weiterhin vom Pech verfolgt. Der Zeppelin, der sie in die Freien Städte und damit zum Heilmittel gegen ihre Verfallserkrankung bringen soll, wird vor den Stadtmauern angegriffen. Nach einer Notlandung in Messaras Außenbezirken ist Nele gezwungen, sich zu Fuß durchzuschlagen. Dabei ist sie auf die Hilfe eines Begleiters angewiesen, dem sie nicht vertrauen kann. Zu allem Überfluss scheint in Messara etwas nicht zu stimmen, denn dort wirkt alles wie ausgestorben, und einmal mehr rückt die Aussicht auf ihre Heilung in weite Ferne ...

»Verfall« ist der vierte Teil der Reihe »Die Erben Abaddons«, in der sich Postapokalypse, Science-Fiction und Adventure zu einer neuen, faszinierenden Wirklichkeit vereinen.
SpracheDeutsch
Erscheinungsdatum12. Nov. 2023
ISBN9783966293112
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    Buchvorschau

    Verfall - Thomas Lohwasser

    1: Aufbruch

    Reise von Neu-Babel in die Freien Städte, 2306.

    Nele blickte aus dem Fenster der Zeppelinkabine. Neu-Babel war nicht mehr zu erkennen, die Felsspitzen des Grüngebirges hatten die Zwei-Säulen-Stadt verschlungen. Gut so. Wie sehr hatte sie an diesem Ort gelitten. Zuerst auf der Westplattform, in Lumpenbabel, wo sie ihre Würde und ihre Familie verloren und sich eine tödliche Krankheit eingefangen hatte. Anschließend auf der Ostplattform, in Prachtbabel – dem Ort der Wunder und Reichtümer, an den sie immer gewollt hatte.

    Sie verzog den Mund. Ja, sehr prachtvoll! Eine Stadt der Verschwendung, voller Lügner und Perverser.

    Doch nun musste sie das, was sie dort erlebt hatte, hinter sich lassen, wenn sie nicht daran zerbrechen wollte. Wenigstens, bis sie ihr Heilmittel hatte und es ihr besser ging. Ihr altes Ich gehörte der Vergangenheit an, sie war jetzt eine Frau, die wusste, wie man sich wehrte, das allein zählte.

    Seit sie das zu Beginn des Fluges auch ihrem verhassten Sitznachbarn klargemacht hatte, war der geradezu verstummt. Ein Blick zur Seite verriet ihr, dass es wohl vorerst so bleiben würde. Palef sah angespannt aus, zupfte mal an seinem Zopf, mal an seiner bunten Kleidung, und presste die Lippen aufeinander. Zu hören waren vor allem die anderen Fluggäste. Dekadente Prachtbabeler in schrill gefärbter Kleidung, die sich in den weichen Sitzen rekelten, von einer Bediensteten Wein und Häppchen servieren ließen und dabei laut mit ihren Besitztümern prahlten.

    Nele ignorierte sie. Zwischen ihren Füßen stand die Eintrittskarte in ihr neues Leben: eine Tasche voller Münzbeutel und Schmuck, die sie von ihrem Prachtbabeler Peiniger mitgenommen hatte, an den Palef sie am Morgen verkauft hatte wie ein Stück Vieh, anstatt dafür zu sorgen, dass sie in den Zeppelin kam.

    Wieder zuckten die Bilder und Gefühle wie Blitze am Gewitterhimmel durch ihr Bewusstsein: Das riesige Haus ihres Peinigers, der düstere Raum mit den verwirrenden Farben und dem unangenehmen Geruch, sie selbst darin, angebunden, hilflos. »Bitte, Palef, bitte. Was ist mit Jesus und der Nächstenliebe?« Palef, wie er die Bezahlung nahm. »Lass mich nicht mit ihm allein!« Palef, wie er sich umdrehte und ging. »NEIN, PALEF! BITTE! PALEF!« Der perverse Mann, wie er vor sie trat und sie anstierte.

    Sie presste die Hände auf die Augen. Weg! Weg damit! Das soll endlich aufhören!

    Sie riss die Hände wieder herunter und bemerkte, dass Palef sie mit irritiertem Blick von der Seite ansah. Hasserfüllt starrte sie zurück, bis er den Kopf abwandte. Sie ballte die Fäuste im Schoß, warf dieses Schwein in Gedanken aus dem Zeppelin. Sie würde seinen Fall in die Tiefe beobachten und es genießen, wie er auf den Felsen aufschlug.

    Ja, eine schöne Vorstellung, aber … was ist nur aus mir geworden? Das will ich nicht, so nicht. Ich will nach vorn schauen.

    Mit kalten Fingern tastete sie nach der kostbaren Kette um ihren Hals. Sie besaß nun Dinge, die sich nur eine Superiatin leisten konnte – eine Angehörige jener skrupellosen Ultrareichen, die in Neu-Babel das Sagen hatten. Die Kette gehörte zu Neles Tarnung, genau wie das bunte Kleid und die Schläfentätowierung der Superiaten, die bei ihr jedoch nur aufgemalt war. Das Schultertuch und die Goldbrosche dienten trotz ihres hohen Wertes allerdings vor allem dem Zweck, einen Riss am Ausschnitt des Kleides zu bedecken und zusammenzuhalten. Der feine Stoff hielt eben nichts aus, wohl deshalb, weil er nur zum Schönsein gedacht war. Hingegen hatte ihr Minilenser, das kleine Lämpchen, das man ans Ohr klemmen konnte, bisher alles ausgehalten und ihr immer gute Dienste geleistet, während sie des Nachts in Lumpenbabel ihren kläglichen Lebensunterhalt verdiente. In seinem Schein hatte sie Insekten und anderes Getier aufgespürt, eingesammelt und anschließend an Garküchen verkauft. Er lagerte in der Tasche zwischen den Münzbeuteln, und das war gut so, denn er war neben dem Messer, dass sie am Körper trug, das Einzige, was sie an ihr altes Leben erinnerte.

    Sie bewegte sich im bequemen Polstersitz und zuckte vor Schmerz. Es brannte an ihrem Rücken, als hätte sie mit bloßer Haut eine raue Mauer gestreift. Diese verdammte Krankheit – dieser verdammte Verfall.

    Palef beugte sich nun doch zu ihr. »Wird es schlimmer?«, raunte er ihr zu. In seiner Stimme schien Besorgnis mitzuschwingen. Heuchler.

    »Ist nichts weiter«, antwortete sie knapp.

    »Keine Sorge, Nele, wie ich schon sagte, die Medizinmeister in den Freien Städten können dir helfen. Sie werden dir helfen.«

    »Bestens. Reden wir nicht davon. Warum fliegst du noch mal dahin?«

    Palef breitete die Arme aus, sein Unbehagen schien von einem Moment auf den anderen verschwunden zu sein. »Du weißt, als wir losgeflogen sind, hast du mich als deinen Führer durch die Freien Städte engagiert.«

    »Ursprünglich, meine ich. Was machst du in diesem Zeppelin? Ich hab dich erst engagiert, als du dich neben mir niedergelassen und dich mir aufgedrängt hast.«

    »Tja, auch das hatten wir schon zu Beginn des Fluges«, gab er zurück. »Ich bin Händler. Ein guter Händler muss immer die Augen offenhalten, um seinen Kunden etwas bieten zu können und …«

    Nele sah ihn mit einem durchdringenden Blick an. »Spar dir das. Warum werde ich das Gefühl nicht los, dass du allein meinetwegen in diesen Zeppelin gestiegen bist? Sag mir das endlich.«

    »Ich bitte dich, Nele. Der Zufall war nun wirklich zu groß, dich am Lufthafen anzutreffen. Ich konnte doch nicht wissen, ob du das Haus je wieder ver… also, was mit dir … ich meine, ob du den Zeppelin erwischen würdest …«

    »Lass es einfach.« Nele wandte sich ab, schaute aus dem Fenster. Es war Zufall gewesen, das wusste sie. Palef hatte nicht damit rechnen können, dass sie es zum Lufthafen schaffen würde. Dass sie überhaupt noch irgendetwas schaffen würde. Nicht, nachdem er sie einfach bei diesem entsetzlichen Mann zurückgelassen hatte.

    »Manchmal sind Zufälle auch für etwas gut. Gottes Wege sind unergründlich«, sagte Palef von der Seite.

    Sie rollte mit den Augen. Dieses Geschwafel von Gott oder Jesus oder dieser Nächstenliebe, die Palef angeblich so wichtig war, konnte sie nicht mehr hören. Aber sollte er ruhig weiter heucheln. Sie brauchte ihn wegen seines Wissens über die Freien Städte und seiner Kontakte, die er dort hatte, aber sie würde ihn in dem Moment fallen lassen, in dem sie bei den Medizinmeistern angekommen war und ihre Behandlung gegen den Verfall begann. Dann würde alles gut werden. Gewiss. Sie war nun reich und …

    »Nele? Hörst du mir überhaupt zu?«

    »Nein, Palef, tu ich nicht«, sagte sie und blickte auf die Berge hinab, die längst nicht mehr wie das Grüngebirge im Einzugsgebiet Neu-Babels wirkten. Von oben sah man keine Bäche oder Ziegenherden und auch keine Häuschen mehr. Es war inzwischen so, als würden sie über eine bergige Version der Einöde schweben. Die Weiten aus Sand und Felsgestein waren gigantisch.

    An wenigen Stellen ragten Ruinen aus der Alten Zeit in den Himmel, und Nele fragte sich, wie es damals wohl gewesen war. Den Geschichten nach, die sie in ihren Jahren im Nomadenclan der Waranjäger gehört hatte, besaßen die Menschen einst alles und verloren es wieder in großen Kriegen und durch Krankheit. Weil sie immer mehr gewollt hatten und niemals teilten. Nele hatte sich das nicht richtig vorstellen können – bis zu ihrer jämmerlichen Zeit in Neu-Babel, wo die Prachtbabeler alles besaßen und die Lumpenbabeler um das blanke Überleben kämpften.

    Der Zeppelin änderte seine Flugrichtung ein wenig, und zu ihrer Überraschung erkannte Nele, dass sich die Große Einöde nicht weit von ihnen entfernt befand.

    »Warum fliegen wir so nah an der Einöde?«, fragte sie, ohne nachzudenken.

    Palef sprang sofort darauf an. »So nah, wie es aussieht, ist es nicht. Aber es stimmt, um die Freien Städte auf kürzestem Weg anzusteuern, müsste man direkt über das Gebirgsmassiv fliegen. Nur gibt es dort unwirtliche Gegenden mit extremen Wetterbedingungen. Starke Aufwinde und Abwinde – nichts für die Luftschiffe, mit denen die Kapitäne uns durch den Himmel gondeln.«

    Der Zeppelin drehte erneut ab und der Rand zur Großen Einöde geriet außer Sicht. Nele spähte hin, so lange sie konnte. Der Anblick rief Erinnerungen an ihren verlorenen Warashin-Gefährten Gazael wach. Jene Zeit, in der sie mit ihm und dem Nomadenclan der Warashin durch die Große Einöde gezogen war, und somit noch bevor sie beide die fatale Entscheidung getroffen hatten, in Neu-Babel ein neues Leben zu beginnen, fühlte sich weit weg an – obwohl es genau genommen erst wenige Jahre her war. Und auch wenn es eine harte Zeit gewesen war, geprägt von ständiger Angst vor Waranangriffen, den vielen Entbehrungen eines Nomadenlebens und der Tatsache, dass sie als zugelaufene »Usadila«, wie die Clanmitglieder sesshafte Menschen abfällig nannten, nie richtig dazugehört hatte, war es paradoxerweise sogar die bisher beste Phase ihres Lebens gewesen. Sie hatte Gazael gehabt, ihre große Liebe. Wegen ihm war sie mit sechzehn Jahren von der Hühnerfarm ihrer grausamen Ziehmutter Mamma Agatha weggelaufen.

    »Du hast mich wegen meinem Wissen über die Freien Städte engagiert«, sagte Palef und brach damit unliebsam in ihre Erinnerungen ein. »Ich finde, dann hast du auch ein Recht darauf, dass ich dir davon erzähle.«

    »Das habe ich, allerdings. Aber ich werde dieses Recht nicht jetzt schon einfordern, keine Sorge.«

    »Du brauchst mich nicht zu schonen. Ich gewähre es dir sehr gern sofort«, gab Palef heiter zurück. »Also, die Freien Städte sind anders als Neu-Babel. Das fängt beim Glauben an, denn dort regiert nicht Olgarko, der Gott des Reichtums, und auch nicht sein Prophet Mammon. Natürlich bezahlt man in den Städten unter anderem mit Silberlingen, aber anstatt alles nach Reichtum auszurichten, stehen Kunst, Kultur, der gedankliche Austausch, Teamgeist und sportlicher Wettkampf hoch im Kurs. Deshalb geht es den Bewohnern in den Freien Städten sehr gut.«

    »Wie schön für sie«, murmelte Nele und betrachtete den blauen Himmel. Ein Raubvogel zog dort seine stillen Kreise, und sie wünschte sich, mit ihm zu fliegen, anstatt sich von dem Schwätzer neben ihr erzählen zu lassen, wie gut es anderen ging.

    Palef war jetzt in Fahrt. »Außerdem floriert der Handel mit Neu-Babel. Die Prachtbabeler schmücken sich gern mit Kunstgegenständen aus den Freien Städten.« Er lachte leise. »Der Sport hat es allerdings nicht in das Reich des Olgarko geschafft, was man an den Bäuchen vieler Prachtbabeler sieht, tja.«

    Nele warf ihm einen Blick zu. Er war sechsunddreißig, also zehn Jahre älter als sie. Nicht so dünn wie sie, aber sehr schlank, obwohl er Prachtbabeler war. Genau genommen machte ihn das noch zwielichtiger. Aber vielleicht war er auch nur deshalb so schlank, weil er ursprünglich aus Lumpenbabel stammte. Was spielte es überhaupt für eine Rolle?

    Etwas interessierte sie nun aber doch: »Sind das eigentlich alles Prachtbabeler in diesem Zeppelin oder trägt man in den Freien Städten auch bunt?«

    Palef atmete hörbar ein. »Tja, bunte Kleidung trägt man zwar gelegentlich auch in den Freien Städten, aber es gibt nur noch selten Freistädter in den Zeppelinen. Neu-Babel kostet Zutrittsgebühren, wie du weißt. Nicht nur für Menschen, die dort leben wollen, oder für Händler, nein, auch für Besucher. Das hält zwar nicht alle davon ab hinzureisen, aber doch die meisten. Und die Freistädter, die ihrer Neugier gefolgt sind, waren in der Regel nicht begeistert von der Arroganz und Skrupellosigkeit dort. Prachtbabel ist kein Ort für diese guten Menschen. Das spricht sich rum in den Freien Städten.«

    »Gute Menschen, sagst du. Und das gilt ganz sicher auch für diese Medizinmeister, zu denen du mich bringst?«

    »Natürlich, gerade für die! Sie stehen nicht unter der Herrschaft der Silberlinge, sondern agieren für das Allgemeinwohl.«

    Nele schüttelte den Kopf. »Ich kann es nicht glauben. Warum ist kein Ort, den ich in meinem Leben kennengelernt habe, wie diese Freien Städte? Warum passiert mir nur Schlechtes?«

    Palef seufzte. »In der Bibel steht, auch Mose musste viele Jahre mit seinem Volk durch die Wüste ziehen, ehe sie an ihrem Ziel ankamen.«

    Nele winkte ab und wendete sich wieder dem Ausblick aus dem Fenster zu. »Ich will von deinem Bibelkram nichts hören, das wirkt bei mir nicht mehr.«

    »Nele, es tut mir leid, was ich getan habe, aber die Jesus-Bibel kann nichts dafür, sie ist dennoch ein weises Buch.«

    »Ich kann nicht lesen, und wenn ich dir zuhöre, glaube ich, das ist auch besser so«, sagte Nele finster. »Wenn es dir wirklich leidtut, dann beantworte meine Fragen wie ein normaler Mensch, und nicht mit Sprüchen aus deiner Jesus-Bibel.«

    »Gut, wenn du einen normalen Menschen fragen würdest, wie du es nennst, würde dieser, zumindest wenn er aus den Freien Städten kommt, wo man ja einen Sinn für Kultur, Sport und die Alte Zeit pflegt …«

    »Palef!«

    »Ja, schon gut. Also ein solcher Freistädter würde in Anlehnung an eine Fußballerweisheit aus den späten 1990er Jahren wohl antworten: Du hast – bitte verzeih mir diesen Begriff – Scheiße am Schuh.«

    Nele fuhr herum. »Siehst du, du sagst es selbst! Ich bin vom Pech verfolgt.«

    Palef setzte dazu an, seine Hand auf Neles Unterarm zu legen. Natürlich hatte er wieder die Waranlederhandschuhe an, ohne die er eine Verfallskranke wie sie nie anfassen würde – doch sie zog ihren Arm weg. Seine Berührung hätte sie nie freiwillig geduldet, mit oder ohne Handschuhe.

    Er nahm die Hand zurück. »Genau darin liegt der Fehler, Nele. Du siehst die Schatten in deinem Leben, schenkst aber dem Licht keine Aufmerksamkeit, ohne das die Schatten nicht existieren würden. Du siehst nicht, wie viel Glück du auch hast.«

    »Ich hab mich wohl verhört! Du nennst es Glück, seine Familie zu verlieren?!«

    Palef bekreuzigte sich. »Natürlich nicht. Gott hab sie selig. Aber du vergisst dennoch eine Sache.«

    »Was?«, fragte sie scharf.

    »Du hast überlebt.«

    »Ob das so ein Glück für mich ist? Ich bin todkrank«, sagte Nele. »Und jetzt lass mich endlich in Ruhe.«

    »Wir sind bald da!«, frohlockte Palef neben ihr.

    Nele schreckte hoch. Sie musste irgendwann weggedöst sein, kein Wunder, die Flucht aus Neu-Babel war anstrengend und ohne Schlaf gewesen.

    Palef deutete mit dem Finger an ihr vorbei aus dem Fenster. »Siehst du das?«

    Sie stieß seinen Arm weg und sah selbst nach draußen. Mittlerweile befanden sie sich über einer Ebene zwischen Bergrücken, und ein Stück voraus … Sie kniff die Augen zusammen, um besser sehen zu können.

    »Das sind die Stadtmauern von Messara«, sagte Palef.

    Nele wischte sich über das Gesicht. Sie war müde, hatte keine Kraft für Palefs abstoßende positive Energie. »Sieht man den Lufthafen schon? Wann landen wir?«

    »Wir landen nicht in Messara, sondern in Pheistos. Nur dort wird ein aktiver Lufthafen betrieben.«

    »Aber das da vorn ist Messara«, sagte Nele verwirrt.

    Palef nickte. »Von den Freistädtern liebevoll die ›Röhrenstadt‹ genannt, wegen der vielen Transport- und Arbeitsröhren. Dahinter liegt Kommos, die sogenannte ›Fischerstadt‹, sie schmiegt sich direkt ans Meer. Erst dahinter kommt Pheistos.

    Unsere Superiaten nehmen Messara und Kommos übrigens nicht ernst. Für sie ist Messara bloß ›Pheistos’ Vorplatz‹, weil es in der Ebene den Vorposten innehat, und Kommos gilt für sie als ›Pheistos’ Hafen‹. In

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