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Romantic Thriller Viererband 1015
Romantic Thriller Viererband 1015
Romantic Thriller Viererband 1015
eBook456 Seiten6 Stunden

Romantic Thriller Viererband 1015

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Über dieses E-Book

Dieser Band enthält folgende Romane:
(499)


Albtraum auf Rügen (Alfred Bekker)

Das Geheimnis des Pharaonengrabs (Ann Murdoch)

Symphonie des Grauens (Ann Murdoch)

Lauras Heimsuchung (Pete Hackett)



In einer Ausstellung über die Ritterzeit in einem Londoner Museum berichten Besucher immer wieder von Geistersichtungen. Die junge Wissenschaftlerin und Tochter des Museumsdirektors, Melissa Wilson, glaubt ihnen zunächst nicht, bis sie selbst eine solche Erscheinung erlebt. Noch am gleichen Abend trifft sie auf den Archäologen Stephen Caine, der mehr darüber zu wissen scheint. Doch was kann er ihr berichten und was hat es mit dem seltsamen Verhalten von Melissas Vater auf sich?
SpracheDeutsch
HerausgeberCassiopeiaPress
Erscheinungsdatum20. Okt. 2023
ISBN9783753211275
Romantic Thriller Viererband 1015

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    Buchvorschau

    Romantic Thriller Viererband 1015 - Ann Murdoch

    Ann Murdoch, Alfred Bekker, Pete Hackett

    Romantic Thriller Viererband 1015

    UUID: 70049752-77a2-47e1-9366-1dfa7db3ad42

    Dieses eBook wurde mit StreetLib Write (https://writeapp.io) erstellt.

    Inhaltsverzeichnis

    Romantic Thriller Viererband 1015

    Copyright

    ​Albtraum auf Rügen

    Das Geheimnis des Pharaonengrabs: Romantic Thriller

    Prolog

    1

    2

    3

    4

    5

    6

    7

    8

    9

    10

    11

    12

    13

    14

    15

    16

    17

    18

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    20

    21

    22

    23

    24

    25

    26

    27

    Symphonie des Grauens

    ​Lauras Heimsuchung

    Romantic Thriller Viererband 1015

    von Alfred Bekker, Ann Murdoch, Pete Hackett

    Dieser Band enthält folgende Romane:

    Albtraum auf Rügen (Alfred Bekker)

    Das Geheimnis des Pharaonengrabs (Ann Murdoch)

    Symphonie des Grauens (Ann Murdoch)

    Lauras Heimsuchung (Pete Hackett)

    In einer Ausstellung über die Ritterzeit in einem Londoner Museum berichten Besucher immer wieder von Geistersichtungen. Die junge Wissenschaftlerin und Tochter des Museumsdirektors, Melissa Wilson, glaubt ihnen zunächst nicht, bis sie selbst eine solche Erscheinung erlebt. Noch am gleichen Abend trifft sie auf den Archäologen Stephen Caine, der mehr darüber zu wissen scheint. Doch was kann er ihr berichten und was hat es mit dem seltsamen Verhalten von Melissas Vater auf sich?

    Copyright

    Ein CassiopeiaPress Buch: CASSIOPEIAPRESS, UKSAK E-Books, Alfred Bekker, Alfred Bekker präsentiert, Casssiopeia-XXX-press, Alfredbooks, Uksak Sonder-Edition, Cassiopeiapress Extra Edition, Cassiopeiapress/AlfredBooks und BEKKERpublishing sind Imprints von

    Alfred Bekker

    © Roman by Author

    COVER A.PANADERO

    © dieser Ausgabe 2023 by AlfredBekker/CassiopeiaPress, Lengerich/Westfalen

    Die ausgedachten Personen haben nichts mit tatsächlich lebenden Personen zu tun. Namensgleichheiten sind zufällig und nicht beabsichtigt.

    Alle Rechte vorbehalten.

    www.AlfredBekker.de

    postmaster@alfredbekker.de

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    Alles rund um Belletristik!

    ​Albtraum auf Rügen

    von Alfred Bekker

    Albtraum auf Rügen: Ein Insel-Thriller

    von Alfred Bekker

    Maja Henning arbeitet bei einer Werbeagentur in Hamburg. Sie wird von Albträumen geplagt, in denen sie von einer Gestalt in eine Burgruine gehetzt wird. Ist sie nur total überarbeitet oder schon dem Wahnsinn nahe? Als sie dann dieselbe Burgruine auf einem Reiseprospekt über Rügen entdeckt und ihren scheinbar grundlosen Ängsten auf den Grund zu gehen versucht, wird ihr Albtraum zur Wirklichkeit …

    Maja fährt nach Rügen und gerät in höchste Gefahr!

    Alfred Bekker ist ein bekannter Autor von Fantasy-Romanen, Krimis und Jugendbüchern. Neben seinen großen Bucherfolgen schrieb er zahlreiche Romane für Spannungsserien wie Ren Dhark, Jerry Cotton, Cotton Reloaded, Kommissar X, John Sinclair und Jessica Bannister. Er veröffentlichte auch unter den Namen Neal Chadwick, Henry Rohmer, Conny Walden und Janet Farell.

    Copyright

    Ein CassiopeiaPress Buch: CASSIOPEIAPRESS, UKSAK E-Books, Alfred Bekker, Alfred Bekker präsentiert, Casssiopeia-XXX-press, Alfredbooks, Uksak Sonder-Edition, Cassiopeiapress Extra Edition, Cassiopeiapress/AlfredBooks und BEKKERpublishing sind Imprints von

    Alfred Bekker

    © Roman by Author / COVER HENDRIK BEKKER

    © dieser Ausgabe 2022 by AlfredBekker/CassiopeiaPress, Lengerich/Westfalen

    Die ausgedachten Personen haben nichts mit tatsächlich lebenden Personen zu tun. Namensgleichheiten sind zufällig und nicht beabsichtigt.

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    Alles rund um Belletristik!

    1

    Der Mond schien fahl zwischen schnell dahinziehenden Wolken hindurch. Einen Augenblick später wirkte er nur noch wie ein verwaschener Fleck am Nachthimmel.

    Das graue Gemäuer der uralten Burgruine wirkte kalt und abweisend. Aus irgendeinem Grund schien die Vegetation diesen Ort zu meiden, obwohl sie ihn nach all den Jahrhunderten, in denen er sich selbst überlassen gewesen war, längst hätte überwuchern müssen. Nirgends war auch nur ein Moosbewuchs in den bröckeligen Mauerfugen zu finden.

    Nebelschwaden krochen wie formlose, kriechende Ungeheuer über den schlüpfrigen Boden dieses unheimlichen Labyrinthes.

    Die Aura des Todes hing schwer über diesen Mauern.

    Maja zitterte – halb vor Angst und halb wegen der alles durchdringenden feuchten Kälte.

    Maja presste sich an den kalten Steinwänden entlang. Grauen hatte sie erfasst.

    Sie hörte das Galoppieren eines Pferdes. Das Tier wieherte.

    Das ist er!, ging es ihr schaudernd durch den Kopf.

    Ihr unbarmherziger, düsterer Verfolger …

    Der Puls schlug Maja bis zum Hals. Vorsichtig stieg sie die rutschigen, vom Nebel feuchten Stufen hinauf. Sie saß in der Falle und wusste das auch sehr genau. Es gab kein Entkommen. Wenn der Verfolger sie erreichte, dann war es um sie geschehen. Lautlos glitten ihre Füße über den Stein, bis sie einen Wehrgang erreichte.

    Sie hielt inne und lauschte. Dabei hielt sie sich geduckt, damit man sie aus dem Burghof heraus nicht sehen konnte.

    Einige Sekunden lang geschah gar nichts.

    Und das war beinahe noch schrecklicher, als wenn sie jetzt die schweren Schritte der eisenbeschlagenen Stiefel gehört hätte, die der Unheimliche trug. Das Rasseln der Sporen, das metallische Klappern von …

    Sie wusste es nicht.

    Eine Eule schrie irgendwo von einem der Türme her und ließ Maja zusammenzucken.

    Dann hörte sie die Schritte.

    Dumpf und drohend kamen sie immer näher.

    Maja starrte in den Nebel. Schreckensbleich und einen Augenblick wie gelähmt stand sie da und sah, wie etwas die Treppe hinaufschritt.

    Eine Gestalt zeichnete sich schattenhaft im Nebel ab. Wie ein schwarzer Umriss aus reiner Finsternis.

    „Nein!", flüsterte sie.

    Und dann lief sie davon. Den Wehrgang entlang und dem Westturm entgegen, der als einziger noch ungefähr die Gestalt hatte, die seine mittelalterlichen Erbauer ihm gegeben hatten.

    Dort endete der Wehrgang.

    Zu beiden Seiten waren die steinernen Brustwehren, und dahinter ging es so tief hinunter, dass jeder Gedanke daran, dort hinabzuspringen buchstäblich halsbrecherisch war.

    So blieb nur der Turm, der sich als düsterer Schatten gegen das fahle Mondlicht abhob.

    Die Tür war bereits seit Jahrhunderten verfault und zu Staub geworden. Nur die metallenen, über und über mit Rost bedeckten Halterungen steckten noch im Gemäuer.

    Hinter der Türöffnung war nichts als Dunkelheit, so schien es. Maja zögerte deshalb. Ihr Kopf wandte sich halb herum.

    Hinter sich sah sie den Verfolger mit gemessenen Schritten herankommen. Als Mondlicht für einen Moment das Gesicht erhellte, sah sie totenbleiche, hohlwangige Züge und vor abgrundtiefem Hass blitzende Augen.

    Woher kenne ich dieses Gesicht?, ging es ihr durch den Kopf.

    Es war absurd. Sie hatte das Gesicht noch nie gesehen, dessen war sich die eine Hälfte ihrer selbst völlig sicher.

    Andererseits war da dieses unbestimmte Gefühl der Vertrautheit.

    Vertrautheit, die irgendeiner finsteren Vergangenheit entsprang …

    Der Unheimliche trug einen dunklen Umhang, unter dem etwas hervorragte.

    Eine Schwertspitze!

    Maja war irritiert, als sie das erkannte.

    Der Unheimliche blieb stehen.

    Er schlug den Umhang zur Seite, und im Mondlicht sah sie dann einen mittelalterlichen Brustpanzer metallisch blitzen.

    Schon wollte Maja in die Finsternis im Innern des Turms flüchten, da hörte sie seine Stimme.

    „Lisa!", rief er.

    Sie blieb wie erstarrt stehen. Seine Hand hob sich und deutete in ihre Richtung.

    „Ich bin nicht Lisa!", erwiderte sie wie automatisch, ohne auch nur eine Sekunde nachzudenken.

    Dieser Name, ging es ihr dann verzweifelt durch den Kopf. Woher kommt dieser Name mir so bekannt vor?

    „Lisa!", rief der Düstere dann erneut und setzte anschließend noch einige dunkel klingende Worte hinzu, die sich in Majas Ohren wie Donnergrollen anhörten. Aber sie verstand kein einziges Wort. Er sprach in einer ihr unbekannten Sprache, die entfernte Ähnlichkeit mit dem Französisch zu haben schien, das sie in der Schule gelernt hatte. Einzelne Worte und Wortfetzen glaubte sie wiederzuerkennen, aber den Sinn konnte sie nicht begreifen.

    Wohl aber, dass ihr geisterhaftes Gegenüber es nicht freundlich gemeint hatte. Sein Tonfall ließ darüber keinerlei Zweifel zu.

    Er kam näher.

    Die Hand hatte er um den Griff seines gewaltigen Schwertes gelegt, so als wollte er die Waffe im nächsten Moment herausziehen.

    „Was habe ich dir denn getan?", flüsterte Maja verzweifelt.

    Er kam mit entschlossenen Schritten auf sie zu und die dumpfen Worte, die dabei über seine blassen Lippen kamen, klangen wie das drohende Knurren eines Raubtiers …

    Maja floh in die Dunkelheit des Turmes.

    Sie strauchelte. Fühlte, wie ihre Knie hart gegen die Kante einer steinernen Treppenstufe kamen. Der Unheimliche war bereits hinter ihr. Sie drehte sich herum, rappelte sich auf, obwohl sie das Knie schmerzte.

    Er streckte seine Hand nach ihr aus, und als er sie an der Schulter berührte, schrie sie aus Leibeskräften.

    „Nein!"

    Eine unmenschliche Kälte durchströmte sie. Die Kälte schien von der Hand des Unheimlichen auszugehen und durchflutete ihren gesamten Körper mit einem eisigen Schauer.

    „Lisa …", flüsterte der Düstere.

    Sein Atem war wie der erste Frosthauch im Oktober.

    Maja riss sich los und hetzte in grenzenloser Panik die schmale Wendeltreppe hinauf. Die Stufen waren tückisch. Es war fast stockdunkel hier und manche der Stufen waren teilweise unter der Last der Jahrhunderte zerbröckelt.

    Maja strauchelte, aber die Angst trieb sie vorwärts.

    Und dann erreichte sie wieder das Freie.

    Der Turm wurde von einer Brustwehr begrenzt. Das Mondlicht schien auf den grauen Stein.

    Jetzt gibt es keine Flucht mehr!, wurde es ihr klar.

    Sie stand an der steinernen Brüstung und sah hinab in die Tiefe. Weiter konnte sie nicht. Sie drehte sich halb herum und sah den Düsteren auf sich zukommen. Sein kaltes, bleiches Gesicht ließ sie erschaudern. Sie fühlte den Griff der eisigen Hände …

    Und schrie, wie sie noch nie in ihrem Leben geschrien hatte, als sie im nächsten Moment über die Brüstung in die Tiefe fiel.

    2

    Alles drehte sich vor ihr – und dann war da nichts als Finsternis.

    Maja riss die Augen auf und spürte den kalten Angstschweiß auf ihrer Stirn.

    Kerzengerade saß sie in ihrem Bett, und es dauerte einige Augenblicke, bis sie begriff, dass sie geträumt hatte.

    Alles ist so real gewesen!, ging es ihr schaudernd durch den Kopf. Sie fasste nach der Decke, und erst diese Berührung schien ihr Sicherheit zu geben, nicht noch immer in dem grauenerregenden Traumgespinst gefangen zu sein. Sie schlug die Decke zur Seite und stand auf. Ihr Nachthemd war schweißnass. Aber langsam ließ das Zittern nach.

    Durch das Fenster fiel das Mondlicht in ihr Schlafzimmer.

    Sie machte kein Licht, sondern ging zum Fenster und blickte hinab. Maja Henning wohnte im fünften Stock. Etwas unterhalb ihrer komfortablen Wohnung leuchteten die Reklamen von Boutiquen und Kaufhäusern die ganze Nacht über. Im Herzen Hamburgs herrschte rund um die Uhr Betrieb. Nie schien diese Stadt völlig zu schlafen. Maja öffnete das Fenster und die kühle Nachtluft erfrischte sie. Von Ferne war das Hupen eines Wagens und ein aufbrausender Motor zu hören.

    Maja atmete tief durch.

    Es war nicht ihr erster Traum dieser Art. Eine ganze Weile schon wurde sie von derartigen Albtraumvisionen gepeinigt.

    Und die Szenerie war immer ähnlich. Ein unheimlicher, leichenblasser Mann in mittelalterlicher Kleidung verfolgte sie durch die grauen Mauern einer Burgruine und nannte sie „Lisa".

    Für den Bruchteil einer Sekunde stand ihr das blutleere Gesicht mit den dünnen Lippen wieder so lebhaft vor Augen, dass sie unwillkürlich zusammenzuckte.

    Mein Gott, was hat das alles zu bedeuten?, ging es ihr durch den Kopf. An einem Bankgebäude fand sich eine große elektronische Uhr, die außerdem über die Temperatur Auskunft gab. Es war weit nach Mitternacht. Maja dachte mit Schrecken an den nächsten Tag. Sie fühlte sich, als hätte sie keine Minute geschlafen. Und in ein paar Stunden würde sie im Büro der Werbeagentur sitzen, bei der sie angestellt war, und sich Mühe geben, dass ihr nicht die Augen vor Erschöpfung zufielen …

    Es ist alles gut!, sagte sie sich selbst und wiederholte es in Gedanken wieder. Sie versuchte, langsamer und tiefer zu atmen und sich dadurch zu beruhigen. Ihr Puls schien schon wieder die normale Frequenz zu haben.

    Und dann sah sie die Gestalt …

    Sie wartete an einer Hausecke. Nicht mehr als ein Schatten war zu sehen, aber der Umhang bewegte sich. Und für einen Augenblick sah sie das bleiche Gesicht im Schein der Straßenbeleuchtung.

    „Nein!", flüsterte sie voller Verzweiflung.

    Sie fuhr sich mit der flachen Hand über das Gesicht und schüttelte stumm den Kopf. Grauen hatte sie gepackt und für einen Moment vergrub sie das Gesicht in den Händen und schluchzte. Ich werde wahnsinnig!, hämmerte es in ihr.

    Zumindest bin ich nahe daran …

    Sie hatte das Gefühl, an einem Abgrund zu stehen.

    Kalt wehte jetzt der Nachtwind von draußen herein.

    Wolken zogen auf und der Mond, der hoch über Stadt stand, war bald nur noch jener verwaschene Fleck aus ihrem Traum.

    Sie blinzelte durch ihre Finger.

    Sieh ihm ins Auge, Maja!

    Sie nahm die Hand zögernd zur Seite.

    Ihre Augen suchten nach dem Unheimlichen, aber sie konnte die schattenhafte Gestalt nirgends sehen.

    Vielleicht war alles nur Einbildung!

    Aber das war ebenfalls kein sehr beruhigender Gedanke.

    Namenlose Angst hielt ihr Herz in eisernem Griff. Die Furcht vor dem Unheimlichen mischte sich mit etwas anderem, dass nicht minder bedrohlich erschien: Der Angst davor, den Verstand zu verlieren!

    3

    „Es ist nicht das erste Mal, Frau Henning, dass wir über Ihre Träume sprechen, stellte Dr. Jacob fest, während er Maja mit hochgezogenen Augenbrauen musterte. „Jedenfalls finde ich es in Ordnung, dass Sie mich angerufen haben.

    Sie befanden sich in Dr. Jacobs Praxis in Hamburg Mitte.

    „Ich brauchte Hilfe! Ich bin so verzweifelt."

    „Ja, das verstehe ich."

    „Ich bin so froh, dass Sie diesen Termin so kurzfristig ermöglichen konnten."

    Maja strich sich mit einer fahrigen Geste das Haar aus dem Gesicht und wich dem Blick des Psychiaters aus. Seit einiger Zeit nahm sie regelmäßig an Sitzungen teil. Und nach diesen Gesprächen hatte sie immer das Gefühl, sich ein bisschen besser zu fühlen als vorher. Zumindest hörte ihr jemand zu und nahm sie ernst. Maja hatte versucht, mit anderen über ihre Albträume zu reden, war aber nur auf Unverständnis gestoßen. Selbst ihre beste Freundin Elisabeth hatte ihr kaum mehr als einen halb bedauernden, halb verständnislosen Blick geschenkt. Maja hatte daraufhin das Thema nie wieder angeschnitten.

    Maja saß in dem bequemen Sessel in Dr. Jacobs Praxis und fühlte sich unbehaglich.

    „Sagen Sie mir, was Sie als erstes mit diesem Traum assoziieren! Was fällt Ihnen spontan ein?"

    „Ich habe Angst."

    „Weiter."

    „Ich habe Angst vor der Zukunft."

    „Vor der Zukunft?", echote Jacob.

    Maja sah ihn an. Sie rieb die Handflächen aneinander. Dann erklärte sie: „Ich sage Ihnen jetzt etwas, worüber ich noch mit niemandem gesprochen habe."

    „Ich höre Ihnen zu."

    „Ich …, sie stockte, schien nach den richtigen Worten zu suchen und blickte Dr. Jacob dann mit einem Ausdruck vollkommener Verzweiflung an. „Ich glaube, dass dieser Traum, den ich Ihnen geschildert habe, etwas mit meiner Zukunft zu tun hat. Das mag sich jetzt für Sie sicher verrückt anhören, aber es wäre nicht das erste Mal, dass ich ein Déjà-vu-Erlebnis hätte. Und was diesen Traum angeht, weiß ich einfach, dass er sich erfüllen wird.

    Sie sah ihn an und Dr. Jacob nickte ihr ermunternd zu.

    „Erzählen Sie weiter, Frau Henning", sagte er auf seine klinisch neutrale Weise. Aber Maja entgingen die tiefen Furchen nicht, die sich auf Dr. Jacobs Stirn gebildet hatten.

    Auch er hält mich für verrückt!, ging es ihr bitter durch den Kopf. Aber mit irgendwem muss ich darüber reden!

    Also fuhr sie fort.

    Sie sah den Psychiater dabei nicht an.

    „Als ich zwölf oder dreizehn war, war mein Onkel mit seiner Familie bei uns zu Besuch. Am Abend verabschiedeten sie sich. Und als ich ihm die Hand gab, wusste ich, dass ich meinen Onkel nicht wiedersehen würde. Ich hatte es einfach im Gefühl. In der Nacht träumte ich dann, dass er einen Unfall hätte. Einen Tag später kam die Nachricht, dass genau das eingetreten war."

    „Und Sie glauben, dass auch Ihr jüngster Traum in diesem Zusammenhang zu sehen ist?", murmelte Jacob.

    „Ich bin mir sicher."

    „Was macht Sie so sicher?"

    Sie zuckte die Achseln. „Ich weiß es nicht, es ist einfach ein Gefühl."

    „Ich verstehe."

    „Sie halten mich jetzt sicher für übergeschnappt."

    „Aber nein."

    „Wissen Sie, am liebsten wäre mir, Sie würden mir ein paar Tabletten verschreiben, die allem ein Ende machen, seufzte Maja, und als sie dann Dr. Jacob erschrockenes Gesicht sah, setzte sie noch schnell hinzu: „Natürlich nur den Träumen!

    „Das ist kein Problem, das sich durch Tabletten lösen lässt, Frau Henning."

    „Und wie dann?"

    „Die Ursachen unserer Ängste liegen in Erlebnissen in der Kindheit", erklärte Jacob.

    „Sie glauben nicht, dass meine Angst einen realen Hintergrund hat, nicht wahr?", erwiderte Maja. Ihr Lächeln war matt. Sie fühlte sich müde und zerschlagen.

    „Zumindest glaube ich nicht daran, dass sich in Träumen die Zukunft offenbart. Aber was Ihre Ängste angeht – für Sie sind sie real, und nur das zählt!"

    „Ich verstehe schon, murmelte Maja. „Trotzdem, es tut gut, mit jemandem darüber zu reden. Allein das hilft schon. Ich hoffe nur … Sie stockte.

    „Was?", fragte Jacob und hob die Augenbrauen dabei.

    „Nichts."

    „Sagen Sie es ruhig!"

    Sie sah ihn an und hatte das Gefühl, dass der Blick der blassblauen Augen des Psychiaters bis tief in ihre Seele ging.

    „Ich habe Angst, verrückt zu werden, Dr. Jacob. Wenn das so weitergeht, kann ich irgendwann meinen Job nicht mehr machen! Bei uns in der Werbebranche weht ein rauer Wind. Da muss man auf Zack sein, sonst ist man weg vom Fenster."

    „Hm."

    „Ich hoffe, ich rede nicht nur dummes Zeug in Ihren Ohren!"

    „Gewiss nicht. Sie sollten wissen, dass viele Menschen von solchen Ängsten geplagt werden wie Sie, Frau Henning. Manche trauen sich nicht mehr in Fahrstühle hinein oder geraten in zu engen Räumen in Panik. Andere fliegen grundsätzlich nicht mit dem Flugzeug, finden aber nichts dabei, in ein Auto zu steigen, obwohl das rein statistisch gesehen viel gefährlicher ist!"

    Maja lachte kurz auf.

    „Sie meinen, ich bräuchte keine Angst zu haben, nicht wahr?"

    Jacob nickte.

    „Das zu begreifen – wirklich zu begreifen und nicht nur abstrakt nachvollziehen zu können – ist das Ziel der Therapie, Frau Henning!"

    „Ja", murmelte sie tonlos.

    4

    In den nächsten Tagen wurde sie von ihren Albträumen verschont. Aber die Erinnerung war noch immer wach. Das Gefühl der Abgeschlagenheit wollte einfach nicht von ihr weichen.

    Lisa …

    Immer noch grübelte Maja Henning darüber nach, woher sie diesen Namen zu kennen glaubte.

    Aber da war niemand in ihrem Bekanntenkreis, der so hieß.

    „Darf man erfahren, wovon Sie träumen?", riss die Stimme von Karsten Wagener sie aus ihren Gedanken. Karsten und Maja teilten sich bei der Werbeagentur Peter Schmidt & Partner ein Büro.

    Karsten sah mit seinem Pferdeschwanz und den knallbunten Jacketts, die er trug, etwas unkonventionell aus und benahm sich auch so. Aber er war kreativ und deshalb arbeitete er hier. Zur Zeit brütete er über dem Storyboard für den Werbespot eines Waschmittelherstellers.

    Aber im Moment hatte er den Stift hingelegt.

    Er sah Maja an. „Sie sehen aus, als wären Sie gar nicht von dieser Welt", meinte er.

    „Ach, ja?"

    „Was ist los? Irgendetwas bedrückt Sie doch!"

    „Meinen Sie."

    „Maja, das sieht ein Blinder mit Krückstock!"

    Sie atmete tief durch.

    Karsten war ein netter Kollege, aber sicher nicht derjenige, mit dem sie sich jetzt über ihre Probleme unterhalten wollte. In den letzten Tagen hatte Karsten immer wieder versucht, mit ihr ins Gespräch zu kommen. Aber Maja hatte das stets abgeblockt.

    Er beugte sich nach vorn. „Wissen Sie, was Sie brauchen, Maja?"

    „Ich fürchte, ich werde nicht drum herumkommen, es mir anzuhören!", versetzte sie etwas bissiger, als sie es eigentlich gewollt hatte.

    Er nahm das mit einem schiefen Grinsen hin.

    „Sie brauchen eine Ablenkung!"

    „Ach, wirklich? Vermutlich bei Ihnen zu Hause und mit Kerzenlicht?"

    „Warum nicht?"

    „Nein, danke, Karsten! Maja lächelte nachsichtig. „Sie versuchen es immer wieder.

    „Was habe ich zu verlieren, außer meinem offenbar ziemlich miserablen Ruf bei Ihnen? Er sah sie an. „Jetzt lächeln Sie sogar. Das steht Ihnen!

    „Sehr witzig, Karsten. Besser wir sehen beide zu, dass wir mit unserer Arbeit vorankommen."

    „Maja." Sein Gesicht wurde sehr ernst.

    „Was ist noch?", fragte sie mit leicht genervtem Unterton.

    „Ich meine es ernst. Ich mache mir Sorgen um Sie. Vielleicht sollten Sie es mal mit einer Reise versuchen. Ganz spontan irgendwohin. Selbst wenn es nur für ein Wochenende ist – so etwas kann schon Wunder bewirken!"

    5

    In der Mittagspause aß Maja in einem nahen Schnellimbiss.

    Dann schlenderte sie ein bisschen an den Geschäften vorbei, schaute kurz in eine neue Boutique rein und blieb dann bei dem Drehständer stehen, den ein Buchhändler vor seinen Laden auf die Straße gestellt hatte. Reiseführer zum halben Preis. Die Saison war wohl zu Ende.

    Vielleicht ist Karstens Vorschlag gar nicht schlecht!, ging es der jungen Frau durch den Kopf. Sie griff wahllos zu den Reiseführern, hatte einen schmalen Band über Marokko in der Hand und dann einen etwas dickeren über Frankreich.

    Dann erstarrte sie plötzlich.

    Sie glaubte, ihren Augen nicht zu trauen. Ein unangenehmes Gefühl machte sich in ihrer Magengegend bemerkbar. Sie schluckte. Das kann es nicht geben!, schoss es ihr durch den Kopf.

    Zögernd griff sie nach einem der Reiseführer. Ein schmaler Band über die norddeutsche Insel Rügen. Was Maja so erschreckte, war das Bild auf dem Umschlag.

    Die Burgruine!

    Sie starrte auf das graue Gemäuer, die Brustwehren, den Westturm … Nein, da gab es nicht den geringsten Zweifel.

    Dies war jene Ruine, in der die schrecklichen Traumszenen zu spielen pflegten, von denen sie nun schon so oft heimgesucht worden war.

    Es gab diese Burg also wirklich!

    Ich hatte doch recht!, ging es ihr durch den Kopf. Es war ein Traum, in dem sich die Zukunft offenbarte …

    Sie schauderte allein bei dem Gedanken. Aber was sie jetzt erlebt hatte, war zweifellos ein Déjà-vu-Erlebnis. Sie hatte von etwas geträumt, was nun, in Form dieses Reiseführers tatsächlich in ihr Leben getreten war.

    „Lisa!, hörte sie in ihrem Inneren die Stimme des unheimlichen Mannes, der sie verfolgt hatte, und von dem Maja annahm, dass er ihr nach dem Leben trachtete. „Lisa!

    „Aufhören!", rief Maja und hielt sich die Ohren zu.

    „Kann ich Ihnen helfen?", fragte eine unscheinbare junge Frau, die offenbar zum Ladenpersonal gehörte. Ihre Stimme riss Maja aus ihren düsteren Tagträumen heraus. Sie atmete schwer, keuchte fast und blickte die Verkäuferin mit weit aufgerissenen Augen an.

    Die Verkäuferin erschrak ein wenig.

    Maja bemerkte das, und es versetzte ihr einen Stich.

    Wirklich!, durchzuckte es sie. Ich bin nahe daran, den Verstand vollends zu verlieren … Auf einem schmalen Seil balanciere ich über den Abgrund des Irrsinns …

    Sie reichte der Verkäuferin das dünne Rügen-Bändchen.

    „Hier!, sagte sie. „Das hätte ich gerne.

    6

    „Vielleicht ist es wirklich keine schlechte Idee, wenn Sie eine Reise nach Rügen machen", sagte Dr. Jacob, während er sich das Umschlagfoto des Reiseführers mit nachdenklichem Gesicht ansah.

    Dann gab er es schließlich Maja zurück.

    „Ich habe Angst davor", bekannte Maja.

    „Sie glauben, dass diese Ruine in Ihrem Traum ein Bild aus Ihrer Zukunft war, aber viel wahrscheinlicher ist, dass Sie vorher bereits irgendwann ein Bild der Burg gesehen hatten und Ihnen das nur nicht mehr klar war."

    Maja seufzte.

    „Das würde erklären, weshalb mir alles so seltsam vertraut vorkam."

    „So ist es."

    Maja nickte. Sie wollte gerne glauben, was Dr. Jacob ihr gesagt hatte. Aber die düsteren Schatten, die schwer auf ihrem Inneren lasteten, wollten einfach nicht weichen.

    Dr. Jacob deutete auf den Reiseführer.

    „Steht dort auch etwas über eine gewisse Lisa?"

    „Nein. Nur, dass die Ruine sich in der Nähe des Dorfes Kluis befindet und ehedem die Residenz des Grafen Knut von Reeman war … Ein Mann, der für seine Grausamkeit bekannt war und über den man sich noch heute allerlei schreckliche Geschichten erzählt."

    Dr. Jacob lächelte.

    „Fahren Sie zu dieser Burg, Maja."

    „Aber …"

    „… und Sie werden feststellen, dass es wirklich nichts anderes als eine gewöhnliche Ruine ist. Nicht mehr."

    „Und Sie meinen, dass meine Ängste dann verschwinden?"

    „Möglicherweise begreifen Sie dann, dass diese Ängste keinen realen Grund haben. Niemand kann in die Zukunft sehen oder diese vorherbestimmen."

    Die Gewissheit, mit der Dr. Jacob das sagte, überraschte Maja.

    „Meinen Sie wirklich?"

    „Ich bin überzeugt davon. Lassen Sie sich von der ganzen esoterischen Literatur, die im Moment den Markt überschwemmt, nichts anderes einreden. Einzig und allein Sie selbst bestimmen Ihr Leben!"

    Maja rieb die Hände aneinander und wirkte etwas nervös.

    „Schön wär's!", meinte sie.

    „Sie müssen sich der Verantwortung zu stellen lernen, Maja! Sie glauben, sich von finsteren Mächten verfolgt und vorherbestimmt – aber das entspricht nicht der Realität. Schließlich sind Sie eine erfolgreiche junge Frau, die ihr Leben sehr wohl im Griff hat, wie mir scheint."

    Maja atmete tief durch.

    „Gut, meinte sie dann. „Ich fahre nach Kluis.

    Sie sagte das beinahe mehr zu sich selbst als zu Dr. Jacob.

    Vielleicht, dachte sie, werden meine Ängste dann verschwinden.

    Sie hoffte es zumindest.

    7

    In der Agentur war man alles andere als begeistert, als Maja Henning Urlaub haben wollte. Peter Schmidt, der Inhaber, bat sie in sein Büro.

    „Ich bin einfach ausgebrannt, bekannte Maja. „Ich muss jetzt für ein paar Tage aus dem Trott.

    Schmidt seufzte.

    „Wissen Sie, was Sie mir da antun? Gerade jetzt, wo wir den dicken Auftrag von dieser Airline haben, die ihre Werbekampagne am liebsten schon gestern auf dem Tisch gehabt hätte?"

    „Das weiß ich", murmelte Maja.

    Schmidt beugte sich etwas vor und meinte dann in gedämpftem Tonfall: „Okay, Maja. Weil Sie es sind! Schließlich weiß ich ja, was ich an Ihnen habe. Und wenn Sie dann um so frischer aus dem Urlaub zurückkehren – um so besser!"

    Wenn es nur darum ginge, mich ein bisschen zu erholen, erwiderte Maja in Gedanken. Aber das behielt sie selbstverständlich für sich.

    So bekam sie schließlich, was sie wollte, und zwei Tage später packte sie ihre Reisetasche in den Kofferraum des kleinen roten Sportflitzers, den sie ihr Eigen nannte und fuhr Richtung Norden.

    Maja fuhr mit gemischten Gefühlen.

    Einerseits war da die Aussicht, dass ihre Ängste vielleicht ein Ende hatten, sobald sie jenen Ort erreicht hatte, der in ihren Albträumen eine so entscheidende Rolle spielte.

    Andererseits …

    Sie wagte kaum daran zu denken, und wenn sie es doch tat, standen ihr sogleich die entsetzlichen Szenen ihrer Albträume wieder derart lebendig vor Augen, dass unwillkürlich eine Gänsehaut ihre Unterarme überzog.

    „Lisa!" Immer wieder hörte sie die totenbleiche Gestalt in Gedanken diesen Namen rufen. Warum hat er mich so genannt?

    Diese Frage wollte einfach nicht aus ihrem Bewusstsein verschwinden.

    Die Dämmerung hatte bereits eingesetzt, als sie Stralsund erreichte. Immer wieder hatte sie unterwegs Pausen gemacht.

    Dennoch fühlte sie sich ziemlich zerschlagen. Aber der schwierigste Teil der Strecke kam noch, denn Kluis war nicht mehr als ein kleiner Flecken irgendwo zwischen der Stadt Bergen und der Küste. Die Straßen wurden immer enger und die Hinweisschilder immer spärlicher. Am Morgen hatte sie sich in Kluis Zum Schwan ein Zimmer reservieren lassen, und jetzt fragte sie sich, ob sie dieses Gasthaus heute überhaupt noch erreichen würde.

    Dicke Wolken verdeckten den gerade aufgegangenen Mond.

    Finster türmten sie sich übereinander, bald schon zuckten grelle Blitze aus ihnen heraus. Es regnete so heftig, dass die Scheibenwischer ihres Sportflitzers das vom Himmel herunterpladdernde Nass kaum bewältigen konnten.

    Die Straße führte durch einen düsteren Wald hindurch. Die Baumkronen wurden vom immer heftiger werdenden Sturm hin und her gewirbelt. Es wurde rasch dunkel.

    Dann kam irgendwann das erlösende Schild.

    Maja fuhr sehr langsam, um es bei diesen Verhältnissen entziffern zu können:

    KLUIS 5 km

    Gott sei Dank!, atmete Maja innerlich auf. Wenigstens würde sie bald im Trockenen sitzen, vielleicht an einem gemütlichen Kamin, wie man sie in ländlichen Gasthäusern häufiger finden konnte. Maja blickte nach draußen, hinein in das Meer der düsteren Schatten, das sie zu umgeben schien. Ein einziges tosendes Chaos. Und irgendwie hatte sie das Gefühl, dort draußen ein Spiegelbild für das zu sehen, was in ihrer Seele vor sich ging.

    Das Unbehagen in ihr meldete sich wieder.

    Deutlich und unüberhörbar.

    Unterschwellig hatte sie es die ganze Zeit über gespürt, vom ersten Augenblick an, da sie in diesen Landstrich gekommen war. Eine düstere Aura schien über dieser Gegend zu liegen …

    Unfug!

    Sie versuchte sich an Dr. Jacobs Worte zu erinnern. An seine nüchterne Art. Er war in der Lage, alles kühl und logisch zu betrachten, selbst die düstersten Abgründe der Seele, die ihm seine Patienten anvertrauten.

    Maja beneidete ihn in diesem Moment um diese Fähigkeit.

    Der Regen wurde immer heftiger. Das Gewitter war jetzt genau über ihr. Maja kniff die Augen ein wenig zusammen, sah angestrengt durch die Frontscheibe und fuhr langsamer.

    Man kann kaum etwas sehen!, ging es ihr durch den Kopf.

    Das regelmäßige, reibende Geräusch der Wischblätter auf der Scheibe wirkte einschläfernd. Ich müsste mal neue Belege kaufen!, dachte sie beiläufig.

    Sie gähnte und wollte gerade das Autoradio anmachen, da erstarrte sie.

    Ihr Gesicht wurde schreckensbleich, die Augen traten hervor, und wenn sie sich nicht verkrampft auf die Unterlippe gebissen hätte, so hätte sie in diesem Moment einen gellenden Schrei ausgestoßen.

    Dort draußen … Mein Gott!

    Eine Schrecksekunde später trat sie das Bremspedal durch.

    Die Reifen des Sportflitzers quietschten. Maja hatte das Gefühl, über etwas Hartes zu fahren. Einen Stein vielleicht! Jedenfalls gab es ein schreckliches Geräusch hinten links. Der Reifen war geplatzt und der Wagen drohte seitlich auszubrechen. Dann kam er mit einem Ruck zum Stehen, und Maja spürte, wie der Sicherheitsgurt in ihre Schulter schnitt und verhinderte, dass sie frontal gegen das Steuerrad knallte.

    Vor ihr auf der Straße war etwas …

    Maja schluckte.

    Eine Gestalt …

    Sie sah nicht mehr als den Umriss eines Reiters.

    Der dunkle Umhang wehte im Wind.

    Ein Blitz durchzuckte die Nacht und erhellte für den Bruchteil einer Sekunde das Gesicht des Reiters.

    „Nein", flüsterte sie halb wahnsinnig vor Angst vor sich hin. Er war es – jener unheimliche Fremde, der ihr im Traum begegnet war und dessen Schatten sie bei dem Blick aus ihrem Fenster zu sehen geglaubt hatte!

    Er – ein namenloser bleicher Dämon, der es darauf abgesehen zu haben schien, sie in den Irrsinn zu treiben.

    Das Pferd des Reiters stellte sich auf die Hinterhand.

    Sein Wiehern mischte sich auf schaurige Weise mit dem Grollen des Donners.

    Der Reiter zog sein Schwert heraus. Als es erneut blitzte, sah Maja es einen Augenaufschlag lang metallisch leuchten.

    Was hat er nur vor?, ging es ihr durch den Kopf, während ihr der Puls bis zum Hals schlug.

    8

    Der Regen ließ fast ebenso schlagartig nach, wie er eingesetzt hatte, und verwandelte sich in leichtes Nieseln.

    Die Wischblätter schabten jetzt mit einem klagenden Geräusch über die Frontscheibe des Sportflitzers.

    Maja hatte das schreckliche Gefühl, ausgeliefert zu sein.

    Ausgeliefert einer seltsamen, unheimlichen Erscheinung, von der sie nicht wusste, wie sie sie einzuordnen hatte …

    Ihre Glieder waren eigenartig schwer.

    Wie gelähmt saß sie hinter dem Steuer ihres Wagens und nahm jeden ihrer schnellen Herzschläge wahr.

    Alles nur eine Ausgeburt meiner Fantasie? Nein, das kann nicht sein … Oder bin ich schon über jene Grenze hinweggestolpert, die den Wahn von der Wirklichkeit trennt?

    Wie Peitschenhiebe zuckten diese Gedanken durch ihr Hirn.

    Und jeder von ihnen war schmerzhaft.

    In diesem Moment wünschte sie sich, nie diese Reise angetreten zu haben. Eine Reise, auf die sie sich begeben hatte, um ihre Ängste loszuwerden – nicht, um endgültig dem Irrsinn zu

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