Was immer auch geschieht: Notarzt Dr. Winter 59 – Arztroman
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In der Klinik wird der Chefarzt der Unfallchirurgie mit den schwierigsten, aufregendsten Fällen konfrontiert, die einem Notarzt begegnen können. Im Leben des attraktiven jungen Arztes gibt es eigentlich nur ein Problem: Seine große Liebe bleibt ganz lange unerfüllt. Die Liebesgeschichte mit der charmanten, liebreizenden Hotelmanagerin Stefanie Wagner sorgt für manch urkomisches, erheiterndes Missverständnis zwischen diesem verhinderten Traumpaar.
»Guten Morgen, Herr Dr. Winter – arbeiten Sie heute etwa nicht?« Die hübsche junge Frau hinter der Kasse lächelte freundlich bei ihrer Frage. Sie hatte sanft gewellte blonde Haare, die sie halblang trug, und ein klares offenes Gesicht, in dem vor allem die wachen blauen Augen auffielen. »Guten Morgen, Monique«, antwortete Dr. Adrian Winter, der sich entschlossen hatte, seinen wöchentlichen Einkauf im Supermarkt an diesem Vormittag zu erledigen. »Doch, ich arbeite, aber ich habe heute Spätdienst.« Sie sah sehnsüchtig durch die großen Schaufenster nach draußen. »Dann können Sie ja das schöne Wetter genießen. Wie ich Sie darum beneide!« Der Supermarkt war fast leer, Adrian war der einzige Kunde an der Kasse – deshalb hatte Monique Remberg Zeit, mit ihm ein paar Sätze zu reden. Meistens war das kaum möglich. »Machen Sie in Ihrer Mittagspause einen kleinen Spaziergang«, riet er. »Bis dahin ist es doch nicht mehr lang.« »Aber heute geht's nicht«, seufzte sie. »Das Baby?« fragte er, und sie nickte.
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Notarzt Dr. Winter
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Was immer auch geschieht - Nina Kayser-Darius
Notarzt Dr. Winter
– 59 –
Was immer auch geschieht
Nina Kayser-Darius
»Guten Morgen, Herr Dr. Winter – arbeiten Sie heute etwa nicht?« Die hübsche junge Frau hinter der Kasse lächelte freundlich bei ihrer Frage. Sie hatte sanft gewellte blonde Haare, die sie halblang trug, und ein klares offenes Gesicht, in dem vor allem die wachen blauen Augen auffielen.
»Guten Morgen, Monique«, antwortete Dr. Adrian Winter, der sich entschlossen hatte, seinen wöchentlichen Einkauf im Supermarkt an diesem Vormittag zu erledigen. »Doch, ich arbeite, aber ich habe heute Spätdienst.«
Sie sah sehnsüchtig durch die großen Schaufenster nach draußen.
»Dann können Sie ja das schöne Wetter genießen. Wie ich Sie darum beneide!«
Der Supermarkt war fast leer, Adrian war der einzige Kunde an der Kasse – deshalb hatte Monique Remberg Zeit, mit ihm ein paar Sätze zu reden. Meistens war das kaum möglich.
»Machen Sie in Ihrer Mittagspause einen kleinen Spaziergang«, riet er. »Bis dahin ist es doch nicht mehr lang.«
»Aber heute geht’s nicht«, seufzte sie.
»Das Baby?« fragte er, und sie nickte. Alle Kunden des kleinen Supermarkts wußten, daß Monique ein Baby hatte. Und sie wußten auch, daß sie mit dem Kind und ihrer jüngeren Schwester Anna in einer engen kleinen Wohnung wohnte. Offenbar lebten die Eltern nicht mehr, deshalb mußte sich Monique um Anna kümmern. Die junge Frau wurde allgemein dafür bewundert, wie couragiert sie ihr sicher nicht ganz einfaches Leben in die Hand genommen hatte. Sie war gerade zweiundzwanzig Jahre alt und mußte schon so viel Verantwortung tragen!
»Wie geht’s der Kleinen denn?« fragte Adrian, während er ihr einen großen Geldschein hinlegte.
»Gut, aber ich wünschte, Anna und ich hätten mehr Zeit für sie.«
»Ihre Schwester hat eine Lehrstelle gefunden, habe ich gehört.«
»Zum Glück – einerseits«, antwortete Monique und gab ihm das Wechselgeld zurück. Er begann, seine Sachen einzupacken. »Andererseits ist sie jetzt eben auch den ganzen Tag nicht da, wir müssen Susi seitdem also in eine Kinderkrippe geben.«
»Können Sie sie nicht mit hierher nehmen?« fragte Adrian. »So ein Baby schläft doch viel. Es könnte da hinten im Büro in seinem Wagen liegen und würde doch sicher niemanden stören.«
Sie lächelte. Fast schien es, als amüsiere sie sich über seinen verrückten Einfall. »Das geht mal einen Tag oder zwei, aber nicht länger. Ich kann nicht jedes Mal von der Kasse weg, wenn Susi schreit oder wenn etwas anderes ist, Herr Dr. Winter. Mein Chef hier ist schon sehr aufgeschlossen und großzügig. Wenn es wirklich mal eine Notsituation gibt, dann hilft er mir auch. Aber auf Dauer ist es keine Lösung, Susi mit in den Supermarkt zu bringen.«
»Wie alt ist sie denn jetzt?«
»Vier Monate und zwei Tage«, antwortete Monique wie aus der Pistole geschossen. »Ich freue mich schon aufs Wochenende, und ich glaube, sie freut sich auch, wenn sie mal wieder nur Anna und mich um sich hat. Aber sie ist brav, sie hat sich an die Krippe gewöhnt.«
Adrian hatte seine Einkäufe verstaut. »Was für eine Lehre macht Ihre Schwester eigentlich?«
Monique lachte, und jetzt sah sie unglaublich jung aus – noch viel jünger als ihre zweiundzwanzig Jahre. »Sie will Automechanikerin werden«, sagte sie. »Können Sie sich vorstellen, daß das ihr Traumberuf ist?«
»Warum nicht?« fragte er. »Wenn sie sich für Autos interessiert und es ihr Spaß macht, daran herumzuschrauben! Auf Wiedersehen, Monique, wir sehen uns bei meinem nächsten Einkauf.«
»Falls ich dann hier bin«, erwiderte sie. »Nächste Woche habe ich einen Tag frei, zum Glück. Den brauche ich jetzt auch. Tschüs, Herr Dr. Winter, einen schönen Tag noch.«
Lächelnd verließ er das Geschäft. Es war schön, wenn man gutgelaunte Menschen traf, die ihrer Arbeit nicht mit hängenden Mundwinkeln nachgingen. Dabei war es sicher nicht einfach, den ganzen Tag an einer Supermarktkasse zu sitzen. Wenn die Kunden frustriert oder schlechtgelaunt waren, ließen sie das gern an der Kassiererin ab.
Er sah auf seinen Zettel und stellte fest, daß er seiner Nachbarin Carola Senftleben noch einen Wein mitbringen wollte, als Dankeschön für ihre häufigen Einladungen zum Essen. Also steuerte er als nächstes den kleinen Weinladen an, in dem er ebenfalls regelmäßig einkaufte. Danach konnte er noch ein paar Stunden Freizeit genießen. Er wußte noch nicht, was er damit anfangen würde. Leise seufzend erinnerte er sich daran, daß er einen Haufen schmutziger Wäsche angesammelt hatte. Vielleicht sollte er das an diesem Morgen auch noch erledigen?
Er schob die Entscheidung auf, betrat die Weinhandlung und ließ sich ausführlich beraten, bevor er sich für einen teuren Rotwein entschied. Frau Senftleben hatte etwas Besonderes verdient – und da sie den Wein vermutlich mit ihm zusammen trank, würde er in den Genuß seines eigenen Geschenks kommen. Der Gedanke amüsierte ihn, und er ging bester Laune nach Hause. Die Wäsche würde er ein anderes Mal waschen. Das Wetter war viel zu schön, lieber setzte er sich auf sein Fahrrad und fuhr noch ein bißchen ins Grüne, das war in Berlin schließlich nicht schwer.
Eine halbe Stunde später konnte man den jungen Chefarzt Dr. Adrian Winter, Leiter der Notaufnahme der renommierten Kurfürsten-Klinik in Berlin-Charlottenburg, fröhlich vor sich hinpfeifend auf seinem Fahrrad Richtung Grunewald fahren sehen.
*
»Gut gemacht, Mädchen«, lobte Günter Anders seine jüngste Auszubildende Anna Remberg. »Hätten die andern auch nicht besser gekonnt.«
Günter Anders war Annas Lehrherr, der Inhaber der Kfz-Werkstatt, in der sie ihre Ausbildung machte. Er war ein bißchen konservativ – eigentlich fand er, daß eine Frau einen ›weiblichen‹ Beruf haben sollte und in einer Autowerkstatt nichts zu suchen hatte. Aber er war immerhin so aufgeschlossen gewesen, ihre Bewerbung aufmerksam zu lesen und sich mit ihr zu unterhalten. Und schließlich hatte er, all seinen Vorurteilen zum Trotz, beschlossen, es mit Anna zu versuchen. Bisher hatte er das nicht bereut, denn das Mädchen machte sich wirklich gut. Anna konnte arbeiten, sie war fix im Kopf, und Günter Anders war Geschäftsmann genug, um schnell zu begreifen, daß ein hübsches junges Mädchen in seiner Werkstatt von den Kunden gern gesehen wurde. Er war also sehr zufrieden damit, daß er über seinen eigenen Schatten gesprungen und einen weiblichen Lehrling eingestellt hatte.
Anna erwiderte nichts. Sie war ein schüchternes Mädchen. Am wohlsten fühlte sie sich, wenn man ihr eine kniffelige Aufgabe anvertraute, die sie dann in alle Ruhe lösen konnte. Und weil sie so schüchtern war, dabei aber fleißig und hilfsbereit, ließen die jungen Männer in der Werkstatt sie tatsächlich mehr oder weniger in Ruhe. Natürlich versuchten sie, mit ihr zu flirten, doch insgesamt waren sie eher gutmütig, keiner machte Anstalten, Anna zu schikanieren oder ihr anderweitig das Leben schwer zu machen. Allerdings hätte der Meister, wenn er dahintergekommen wäre, ein solches Verhalten auch nicht geduldet.
»Was soll ich jetzt machen, Herr Anders?«
Der Meister überlegte. »Du mußt ja noch eine Menge lernen«, meinte er dann. »Komm mal mit, einer von unseren reichen Kunden hat seinen Luxusschlitten gebracht – Modell von neunzehnfuffzig.«
Sie folgte ihm und stand gleich darauf vor einer