Zum Sterben verurteilt?: Notarzt Dr. Winter 71 – Arztroman
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In der Klinik wird der Chefarzt der Unfallchirurgie mit den schwierigsten, aufregendsten Fällen konfrontiert, die einem Notarzt begegnen können. Im Leben des attraktiven jungen Arztes gibt es eigentlich nur ein Problem: Seine große Liebe bleibt ganz lange unerfüllt. Die Liebesgeschichte mit der charmanten, liebreizenden Hotelmanagerin Stefanie Wagner sorgt für manch urkomisches, erheiterndes Missverständnis zwischen diesem verhinderten Traumpaar.
Das Flugzeug hatte Madras vor etwa einer Stunde verlassen. Mariana Söller spähte aus dem Fenster in die dunkle Nacht hinaus. Ein sehr langer Flug lag vor ihr, aber die Vorstellung schreckte sie nicht. Sie liebte das Fliegen, das war schon immer so gewesen. Sie fand es aufregend. Und sie hatte so wunderbare Wochen hinter sich, von denen sie in aller Ruhe träumen konnte. »Haben Sie Urlaub in Indien gemacht?«, fragte ihr Sitznachbar. Sie wandte sich ihm zu, er war zum Glück ausgesprochen nett. Sie hatten schon ein paar Worte miteinander gewechselt, und bei der Gelegenheit war ihr aufgefallen, dass er eine angenehme Stimme und schöne Augen hatte. Beides fand sie wichtig. Er war blond und blauäugig und damit eigentlich nicht ihr Typ, denn ihr gefielen Dunkelhaarige besser. Die Inder zum Beispiel waren schöne Menschen, das hatte sie ja jetzt mit eigenen Augen gesehen! Aber der Mann neben ihr mit seinen hellblonden Haaren sah auch sehr gut aus, das musste man ihm lassen. »Nein«, antwortete sie. »Ich bin Textildesignerin und war deshalb in Indien. Dort werden traumhaft schöne Stoffe hergestellt, das hat mich interessiert. Ich habe meine Ausbildung gerade erst abgeschlossen und fand, dass jetzt die beste Gelegenheit für eine solche Reise ist.« »Ich verstehe«
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Notarzt Dr. Winter
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Zum Sterben verurteilt? - Nina Kayser-Darius
Notarzt Dr. Winter
– 71 –
Zum Sterben verurteilt?
Nina Kayser-Darius
Das Flugzeug hatte Madras vor etwa einer Stunde verlassen. Mariana Söller spähte aus dem Fenster in die dunkle Nacht hinaus. Ein sehr langer Flug lag vor ihr, aber die Vorstellung schreckte sie nicht. Sie liebte das Fliegen, das war schon immer so gewesen. Sie fand es aufregend. Und sie hatte so wunderbare Wochen hinter sich, von denen sie in aller Ruhe träumen konnte.
»Haben Sie Urlaub in Indien gemacht?«, fragte ihr Sitznachbar.
Sie wandte sich ihm zu, er war zum Glück ausgesprochen nett. Sie hatten schon ein paar Worte miteinander gewechselt, und bei der Gelegenheit war ihr aufgefallen, dass er eine angenehme Stimme und schöne Augen hatte. Beides fand sie wichtig. Er war blond und blauäugig und damit eigentlich nicht ihr Typ, denn ihr gefielen Dunkelhaarige besser. Die Inder zum Beispiel waren schöne Menschen, das hatte sie ja jetzt mit eigenen Augen gesehen! Aber der Mann neben ihr mit seinen hellblonden Haaren sah auch sehr gut aus, das musste man ihm lassen.
»Nein«, antwortete sie. »Ich bin Textildesignerin und war deshalb in Indien. Dort werden traumhaft schöne Stoffe hergestellt, das hat mich interessiert. Ich habe meine Ausbildung gerade erst abgeschlossen und fand, dass jetzt die beste Gelegenheit für eine solche Reise ist.«
»Ich verstehe«, sagte er lächelnd. »Haben sich Ihre Erwartungen erfüllt?«
Unwillkürlich strahlte sie. Sie wusste nicht, wie sehr sie sich in diesem Augenblick veränderte, aber Clemens Zielke, ihrem Sitznachbarn, entging das durchaus nicht. Staunend stellte er fest, dass es unmöglich war, sich ihrer Ausstrahlung zu entziehen, wenn ihre braunen Augen so leuchteten, wie sie es jetzt taten. Er fand sie ungeheuer anziehend, dabei hatte er sie zunächst für ein wenig unscheinbar gehalten. Nun stellte er fest, wie sehr er ihr damit unrecht getan hatte.
»Mehr als das!«, antwortete sie voller Begeisterung. »Ach, ich wünschte, ich fände die richtigen Worte, um Ihnen zu beschreiben, was ich alles gesehen und gelernt habe! Niemand in Deutschland hätte mir so viel Interessantes über Stoffe und ihre Herstellung vermitteln können, glaube ich. Und dann noch diese Muster! Sie ahnen ja nicht, wie froh ich bin, dass ich diese Reise gemacht habe. Dabei haben mich alle für verrückt erklärt und gemeint, das sei die reine Zeitverschwendung.«
Sie hielt kurz inne und fuhr in gedämpfterem Ton fort: »Ich habe das nämlich auf eigene Kosten gemacht, jetzt bin ich völlig blank. Noch schlimmer, ich habe sogar Schulden, weil ich mir Geld leihen musste, um die Reise machen zu können.«
»Ich finde, Sie haben das Richtige getan«, meinte Clemens überzeugt. Dann fiel ihm ein, dass es wohl an der Zeit war, sich ihr endlich vorzustellen. »Mein Name ist übrigens Clemens Zielke«, sagte er. »Ich bin Chemiker.«
»Wollen Sie irgendwann einmal den Nobelpreis gewinnen?«, fragte sie mit blitzenden Augen.
»Ich hätte nichts dagegen«, antwortete er. Es war leicht, sich von ihrer guten Laune anstecken zu lassen. Eigentlich hatte es ihm vor dem elend langen Flug gegraust – aber jetzt, mit dieser Nachbarin, konnte es vielleicht doch noch ganz nett werden.
»Mariana Söller«, sagte sie gerade. »Was haben Sie denn in Indien gemacht, Herr Zielke?«
»Einen alten Schulfreund besucht«, antwortete Clemens. »Wir waren als Kinder viel zusammen, bis seine Eltern nach Indien gegangen sind. Seine Mutter ist Inderin, sie wollte gern in die Heimat zurück. Der Vater arbeitet als Arzt dort. Mein Freund ist ebenfalls Arzt geworden. Es waren sehr schöne Wochen für mich, obwohl ich auch viel Elend gesehen habe, das mir zu schaffen macht.«
Mariana nickte, sie wusste, wovon er sprach. »Waren Sie die ganze Zeit an einem Ort oder sind Sie auch gereist?«, fragte sie.
»Wir sind auch gereist. Die letzten beiden Wochen haben wir zum Beispiel am Meer verbracht, in der Nähe von Madras. Von dort bin ich dann zurückgeflogen.«
»Wo waren Sie sonst noch?«
Er erzählte es ihr, dann war er an der Reihe, Fragen zu stellen. Sie unterhielten sich so eifrig, dass sie gar nicht bemerkten, wie um sie herum nach und nach alle Lichter gelöscht wurden, während das Flugzeug durch die nun pechschwarze Nacht flog. Als Mariana einen Blick auf ihre Uhr warf, sagte sie erstaunt: »Schon drei Uhr! Wir sollten längst schlafen.«
Clemens lachte. »Wer weiß, wie spät es hier, wo wir uns gerade befinden, wirklich ist. Bestimmt nicht drei Uhr. Vergessen Sie die Zeit doch einfach, Frau Söller!«
Mariana gähnte. »Gern, aber müde bin ich trotzdem, egal, wie spät es ist. Sie nicht?«
»Doch«, gab er zu. »Wir können ja ein bisschen schlafen. Hinterher ist immer noch genügend Zeit, um sich zu unterhalten.«
»Eben. Gute Nacht!«, sie verstellte die Rückenlehne ihres Sitzes, hüllte sich in die Decken, die das Flugpersonal verteilt hatte, legte den Kopf zur Seite und war gleich darauf bereits eingeschlafen.
Er betrachtete sie verstohlen von der Seite. Süß sah sie aus mit ihren braunen Haaren und der frechen kleinen Nase. Und wie unbefangen sie war! Unbefangen und sehr natürlich. Er fand sie bezaubernd.
*
»Wann kommt Mariana eigentlich wieder?«, fragte Markus
Bossmann seine Frau.
Hanna Bossmann lachte. »Du kennst doch meine kleine Schwester! Als sie letzte Woche angerufen hat, wusste sie es immer noch nicht genau. Sie ist völlig blank, aber sie kann sich vom Land ihrer Träume nicht trennen.«
»Und wieso ruft sie dich an, wenn sie kein Geld hat?«, erkundigte er sich.
»Damit wir uns keine Sorgen machen«, antwortete Hanna. »Sie ist und bleibt ein verrücktes Huhn, Markus. Zuerst hatte ich ja wirklich Angst bei der Vorstellung, dass sie allein nach Indien reist, aber sie scheint bestens zurechtgekommen zu sein. Jedenfalls hat sie angekündigt, dass sie im Laufe der Woche wieder in Berlin eintreffen wird.«
Markus schüttelte den Kopf, halb amüsiert, halb unwillig. »Findest du nicht, dass sie allmählich mal erwachsen werden sollte? Sie ist vierundzwanzig, Hanna! Sie hätte doch erst einmal eine Stelle annehmen, ein bisschen Geld sparen und dann in ihrem Urlaub nach Indien fliegen können, wenn es ihr denn so wichtig ist. Aber was macht sie? Sie fliegt direkt im Anschluss an ihre Ausbildung, leiht sich das Geld von dir, von euren Eltern, sicher auch noch von Freunden und braucht wahrscheinlich eine halbe Ewigkeit, bis sie ihre Schulden abgestottert hat.«
»Kann sein, aber es war ihr nun einmal unheimlich wichtig«, sagte Hanna weich. »Ich wünschte manchmal, ich wäre auch so begeisterungsfähig wie sie, Markus.«
Er nahm sie in die Arme und küsste sie.
»Du darfst genau so bleiben, wie du bist, Hanna«, sagte er. »Ich will dich kein bisschen anders haben. Mir sind bodenständige Frauen lieber als verrückte Hühner.«
»Danke«, sagte sie trocken und strich sich eine blonde Haarsträhne aus der Stirn. Nur ihre braunen Augen verrieten ihre Verwandtschaft zu Mariana – ansonsten hatten sie äußerlich und innerlich wenig gemeinsam. Aber sie hingen mit großer Liebe aneinander, waren eher Freundinnen als Schwestern. Eine wäre für die andere durchs Feuer gegangen.
Auch Markus hatte seine Schwägerin gern, obwohl