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Paris - mon amour
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eBook368 Seiten4 Stunden

Paris - mon amour

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Über dieses E-Book

In der Oberprima des strengen privaten katholischen St. Benedict - Gymnasiums treffen junge Menschen mit ungewöhnlichen Eigenschaften, Verhaltensweisen und Empfindungen aufeinander. Im Mittelpunkt des Romans steht Matthias, Sohn einer neurotischen Mutter, die seinen Neigungen mit einer Teufelsaustreibung zu Leibe rücken will. Was misslingt. Matthias macht seine ersten sexuellen Erfahrungen vor den großen Ferien mit einem jungen Mann, den er beim Joggen kennenlernt. Nach den Sommerferien stellt sich heraus, dass dies sein zukünftiger Klassenlehrer sein wird. Der bisherige Kollege war von der Direktion kurzfristig suspendiert worden. Die für den September geplante Klassenreise nach Paris steht unter Leitung des Neuen, der selbst in Paris studierte, daher kennt er Stadt und Gepflogenheiten der Menschen. Davon profitieren alle. Eine Nachtbesichtigung des Gebäudes Grande Arche endet im nahegelegenen Metro-Bahnhof. Auf dem überfüllten Bahnsteig kommt es zu einer Massenhysterie, als ein Mann überfahren wird, der neben Matthias auf den Zug gewartet hat. Spekulationen um seinen Tod machen die Runde, überraschende Entscheidungen des Klassenchefs werfen Fragen auf.Matthias verliebt sich in seinen Mitschüler Frederic und umgekehrt. Beide wollen sich in einer einschlägigen Sauna umsehen. Sie nennen das, was sie zunächst sehen, ätzend und cool. Als sie in den Keller absteigen und das Geschehen bei Rockmusik in schlecht beleuchteten Räumen sehen, wird ihnen angst und bange. Sie haben in ein Wespennest gestochen. Das Leben der beiden jungen Männer gerät in größte Gefahr.Wird man ihr entkommen?Spannung von Anfang des Romans bis zum Ende um die junge Liebe eines Siebzehnjährigen, der durch schöne und erschütternde Erfahrungen reifer geworden ist.
SpracheDeutsch
HerausgeberHimmelstürmer
Erscheinungsdatum1. Jan. 2010
ISBN9783940818614
Paris - mon amour

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    Buchvorschau

    Paris - mon amour - Kai Steiner

    1

    Nach dem Theater

    Der Vorhang schloss sich.

    Applaus.

    Stehende Ovationen.

    Die Verwirrungen des Zöglings Törless’ in der Werkstatt am Schauspielhaus war beendet.

    Es wird Spuren hinterlassen. Auch bei mir. Mich widerte Gewalt gegen Minderheiten an.

    „Ewig diese Homoscheiße!", sagte Martin Wenger - genannt Martha - und zog seinen Mund nach unten. Bekenntnis seiner Haltung.

    Er galt als Macho. Mit athletischem Körper, er war das Sportass der Schule. Irgendjemand hatte ihn vor Jahren Martha gerufen, nicht Martin, und er behielt den Namen bei. Ihn störte die Anrede nicht.

    Ich hatte lange darüber gegrübelt, warum er sich mit Martha anreden ließ. Er hätte das leicht verhindern können. Wer mit ihm stritt, war Selbstmörder. Beinahe jedenfalls. Ich kannte niemand, der nicht seinen Schwanz eingezogen hätte. Daher vermied ich möglichst näheren Kontakt mit ihm.

    „Weicheier können mir gestohlen bleiben!"

    „Du hast keine Ahnung, gab ihm Marlies Kattun, „das ist ein sozialkritisches Drama über Selbstjustiz!

    „Papperlapapp."

    „Banause!", gab Sophia von sich.

    „Was sagt unser Theaterfreak und Schauspieler?", wendete sich Martha spöttisch an mich.

    „Es geht um Ohnmacht, um Wehrlosigkeit, um körperliche Schwäche und um Pubertät!", entgegnete ich höflich. Bloß keinen Streit vom Zaun brechen!

    „Unsinn, es geht um diese feige schwule Sau, die sich zusammenschlagen lässt!"

    „Frau Simrock hat das Stück für eine Schulaufführung angesetzt!, sagte ich und ergänzte: „nach den Sommerferien! Da mir niemand antwortete, ich Martha aber eins auswischen wollte, fuhr ich fort: „Dann solltest du es dir noch mal ansehen, damit du es verstehst!"

    „Das meinst nur du, Großmaul! Ich glotze mir so eine Scheiße nicht noch mal an. Allerdings komme ich, wenn du die Rolle des Basini übernimmst!"

    „Mache ich!" 

    Wir strömten mit den übrigen Besuchern die Treppen hinauf ins Foyer. Meist Jugendliche, geschlossene Klassen, einige ältere Menschen. Unsere vier Mitschülerinnen rauschten an die Spiegel. Sich pudern und Lippen nachziehen. Meinetwegen. Sie werden dadurch doch nicht hübscher.

    Ich beobachtete die Leute. Ihre Mienen reichten von Zuspruch, Verklärung, bis hin zur Empörung und Wut. Für mich kein Thema.

    Ich wusste viel über schwule Leute. Wer kannte denn nicht die Minister, Bürgermeister und Künstler, die andersherum sind? Ich mochte sie alle. Ich gehörte dazu. Nur fehlte mir bisher ein Freund. Nicht weil ich Angst hatte, i wo, nein, die Eltern hätten verrückt gespielt, und in der Schule ist ausgeübte Homosexualität absolut verpönt. In den Hosen der Jungen muss es normal zugehen.

    Ohne Freund keine Praxis. Da helfen schwule Filmstars auch nicht.

    Wir drängten uns durch die Doppeltüren nach draußen. Vorm Eingang staute sich die Menge. Die Luft des Sommerabends raubte fast allen den Atem. Dann zerstreute man sich, immer noch gestikulierend.

    Mir fiel auf, dass heute irgendetwas anders war. Ich glaubte, die Gene spielten verrückt ... bei der Wärme und abends, da will doch jeder irgendwie ... naja, ich auch ... Die Jungen hatten die Hintern ihrer Mädchen fest im Griff. An allen Bäumen Pärchen, die knutschten, und bei einem Paar hatte ich das Gefühl, dass sie in seiner Hosentasche herumfummelte.

    „Fahren wir zusammen?", quatschte mich Martha an. Offensichtlich hatte er meine missbilligenden Blicke gar nicht mitbekommen. Ein absoluter Korinthenkacker.

    „Nein, meine Mutter holt mich ab", log ich.

    „Ihr könnt mich mitnehmen, unsere Richtung ist dieselbe."

    „Nee, sie wird den Teufel tun. Wegen der Verantwortung, und so."

    „Sozial, was? Leute, die das größte Maul haben ...."

    Ich antwortete nicht darauf, denn Martha hätte recht, wenn ich nicht gelogen hätte! Habe ich aber nun mal. Im Übrigen muss man sich gegen Typen wie ihn wehren.

    Kaum war er außer Sichtweite, machte ich mich auf den Weg. Ich wusste, dass an der Alster bei solchem Wetter abends der Bär tanzte, ach was, Männer herumjoggten.

    Und tatsächlich.

    Fast die ganze Stadt war auf den Beinen. Mich ärgerte die miese Beleuchtung. Schließlich will man doch was von den Gesichtern und Körpern sehen. Nackte Oberkörper von Sportlern, jungen Männern, manchmal Teenagern, machten mich voll an. Sie ähneln Rettungsschwimmern am Travemünder Strand bei gleißender Sonne.

    Manche liefen schweißgebadet an mir vorüber, andere verlangsamten ihr Tempo und glotzten. Was will dieses schmächtige Kerlchen denn hier allein, und dann so aufgestylt? Das war ich. Meine Mutter meinte nämlich vor dem Theaterbesuch, ich sollte mich ordentlich anziehen, was ich tat: Rote, enge Jeans, zu denen Paula sagte, dass sie absolut top sind, weil sich dein Ding - ja, genauso redete sie - fett abzeichnete; hammercoole Kapuzen-Lederjacke, darunter nichts.

    Ich hatte weder meine Lederjacke geöffnet, noch ausgezogen. Denn leider war ich nicht so einer wie die, die mit Waschbrettbauch Aufsehen erregten. Ich war schmalbrüstig und nicht groß. Klein aber auch nicht. Meine Muskeln hielten sich in Maßen.  

    Kaum einhundert Meter stramm marschiert, hörte ich schnelles Atmen. Eher ein Hecheln, jetzt sogar ein Verlangsamen der Schritte.

    „So allein?", wurde ich angesprochen, und neben mir ein junger Mann, größer als ich, eine Mütze über den Kopf gestülpt und bis über die Stirn gezogen, freier Oberkörper und Radfahrerhosen, Sneakers ohne Strümpfe, mit säuerlichem Geruch. Der machte mir nichts aus. Immer wenn ich mir einen bei einem Film runterholte, stank ich auch so, und Wichsen war nun mal meine Leidenschaft.

    Total geil.

    Leider war seine Hose schwarz, und dunkle Farbe bei Nacht oder schlechter Beleuchtung war nicht das Wahre für einen sauspitzen Knaben, der sich orientieren möchte.

    Quatsch, ich machte mir was vor. Ich wollte endlich rummachen, so richtig, wie ich es so oft auf meiner Couch beim schwulen Porno gesehen habe.

    Ich starrte seinen Oberkörper an. Keine Haare auf der Brust, das gefiel mir. Nicht tätowiert! Gott sei Dank. Könnte ein Kerl für mich sein. Wohl in den Zwanzigern.

    „Verboten?", fragte ich schnodderig, und war gleich auf mich sauer. Ich fand ihn nämlich nett.

    „Na ... na ... nicht gleich losspucken, Kleiner." 

    Da war sie wieder, die Überheblichkeit, die Männer an den Tag legten, wenn sie mir körperlich überlegen waren ...

    „Ich bin kein Arschloch!", kanzelte er mich ab. Er hatte seine Augen fast zugekleistert und machte eine richtig miese Miene.

    „Ich hab’s nicht so gemeint!", entgegnete ich kleinlaut. In Gedanken bat ich den lieben Gott, dass mir der Mann verzeiht.  

    „Wie heißt du?"

    Er hatte angebissen ... Mann, ich war erhört worden.

    „Matthias Bahre!", ließ ich ihn wissen und ärgerte mich dennoch. Wieso nannte ich meinen Nachnahmen?

    „Und Sie?"

    „Du kannst mich duzen ... Raphael", und er reichte mir die Hand.

    Sie war schmal, innen straff, meine Handfläche versank beinahe in seiner. Ich musste lächeln. Meine Vorstellung war, dass er diese für meinen Schwanz gebrauchen wird. Hierin war ich mir sicher. Übrigens zu recht.

    „Wieso lächelst du?"

    „Nur so!", dabei zog ich meine Hand aus seiner.

    „Mhm! Nichts weiter?"

    „Ich finde dich absolut ätzend!", gab ich ihm zu verstehen.

    „Ist das alles?", wollte er von mir wissen, wartete einen Augenblick und setzte seine Fragerei fort:

    „Du gehst noch zur Schule?" 

    War das nur Neugierde?

    „Ich hatte eine Frage gestellt, oder?" 

    Hattest du, dachte ich.

    „Mein Kleiner ist verdammt cool!"

    Schon wieder diese unverschämte Überheblichkeit. Ich wurde beinahe wütend.

    „Ich dachte, du bist jünger!" 

    Ich wusste es, mich schätzten alle auf fünfzehn, dabei war ich glatte siebzehn Jahre und ein paar Tage. Mein missratenes Milchgesicht! Ich könnte heulen. Raphael wird sich gleich davonmachen!

    „Nach den Ferien in die 13. Klasse!"

    „Und du trägst einen Ring?" Ich war ganz stolz auf mich, den entdeckt zu haben. Nun war er entlarvt, dieser Kotzbrocken.

    „Tue ich, verheiratet, wenn der Herr nichts dagegen hat!" 

    Nein, mit dem wird das nichts. Arrogant, eingebildet, dazu auch noch attraktiv.

    „Verheiratet, und dann die Anmache?"

    „Zum Staunen, was?" 

    Wir gingen eine Weile nebeneinander. Das ist falsch ausgedrückt. Er rückte mir auf den Pelz. Mir gefiel ’s, und außerdem konnte ich ihn so besser anschielen. Ein Gesicht wie Ballack oder so, eine kräftige Nase.

    Ich wurde an etwas erinnert ...

    Sympathisches Lachen. Wenigstens das gefiel mir. Dann sagte er grinsend:

    „Meine Frau hat meine Ausbildung finanziert und mein Büro eingerichtet!"

    „Mit oder ohne Sicherheiten? Man hört soviel."

    Er lachte lauthals.

    „Ich mag Jungen wie dich! Humorvoll, ehrgeizig, wie es scheint, klug und putzmunter. Außerdem mit schmalem Gestell eines Tänzers." 

    „Danke!", antwortete ich säuerlich. Tänzer ... Ich hasste es, mit den Jungen von Neumeiers Company verglichen zu werden.

    Er blickte auf die Uhr. Ich sah ihm die innere Unruhe an. Wahrscheinlich ließ sie ihn nicht an der langen Leine.

    Er meinte, dass ich ihn am kommenden Mittwoch anrufen sollte und überreichte mir einen Zettel mit seiner Handynummer. Nur zwischen eins und zwei, da wäre seine Sekretärin zur Mittagspause. Donnerstags abends - wie jetzt - habe er immer Zeit!

    „Überleg dir, wo wir uns treffen!"

    Sekretärin? Kaufmann oder so was, vielleicht auch ein Politiker? Oder Anwalt?

    Dann startete er wieder seinen unterbrochenen Lauf, drehte sich ein paar Mal um und winkte. Bald sah ich ihn nicht mehr.

    Ich war glücklich. Endlich fuhr jemand auf mich ab. Noch nicht so, wie ich mir das gedacht hatte, aber immerhin.

    Ich kehrte zum Bahnhof zurück.

    Ich war inzwischen zweimal auf die Schnelle mit ihm zusammen.

    Neues? Fehlanzeige.

    Gegenseitig wichsen. Das war’s.

    Ein mäßiges Vergnügen. Noch hatte ich meine Unschuld nicht verloren.

    Das war erst der Anfang, hatte er gemeint.

    2

    Vorbereitungen

    Mitternacht.

    Ein leichter Nieselregen erschwerte die Sicht.

    Ich schlich dicht gepresst an der Kirchenmauer entlang. Manchmal berührte ich sie und ein Schurren - als ob man mit einem Schaber über Glas fuhr - durchbrach die Stille. Ich bog links in das Kirchengelände ab, durchschritt den Vorhof, stolperte beinahe auf dem Kopfsteinpflaster, das von der Feuchtigkeit schlüpfrig geworden war, und trabte, kaum dass ich einen Sandweg erreichte, mit weit in die Stirn gezogener Kapuzenmütze in Richtung der gerade ausgehobenen Gräber zu einem Eisentor in einiger Entfernung. Die schwarze Erde wich einem Kieselpfad, dessen weiße Steinchen trotz der Dunkelheit die Richtung vorzeichneten. Ich beschleunigte das Tempo. Meine Hände schoben die Zweige der an den Rändern stehenden Rhododendren zur Seite. Mein kräftiges Luftholen vermischte sich mit dem Geräusch der sich in den Boden drückenden und wieder abhebenden Füße.

    Das Gesicht war im Dunkeln.

    Ein Mondstrahl.

    Die rhythmischen Beinbewegungen ließen für Sekunden die Kopfbedeckung hüpfen. Meine spitze Nase hob sich gegen den Nachthimmel ab, als ich das aus dem Augenwinkel erspähte. Das fahle Licht verlieh den Gesichtszügen bestimmt etwas Gespenstisches, dachte ich. Unter diesen Voraussetzungen würde mich niemand ansprechen.

    Schon verdunkelte es sich wieder, bot aber noch Licht genug.

    Da, ein Kerl in einer Mönchskutte - ich weiß nicht recht, eine schwarze Robe jedenfalls - zwischen den Gräbern. Ein Pater vielleicht, der den Teufel austreibt? Bei wem? Was hätte er denn sonst so spät hier zu suchen? Ob er dachte, dass ich eine Frau bin? Ich sah sicher so aus, und dazu meine Schlankheit. Eigentlich war ich sogar hager. Meine Mutter umschrieb meine Figur zynisch: Sie sagte, mein Körper wäre knabenhaft.

    Der Unbekannte versank in der Dunkelheit. Hoffentlich folgte er mir nicht. Angst hatte ich keine, ich bin Judofreak, mir kann niemand was, aber eine Entdeckung wäre peinlich und unverzeihlich. Aber nur für meine Eltern. Außerdem ein Pater ...

    Niemand war sonst unterwegs.

    Ich erreichte das Eisentor. Ich presste den Handgriff nach unten, doch die Tür gab nicht nach. Ein zweiter Versuch mit Gewalt blieb ebenso erfolglos. Behände - wie eine Katze - griff ich an die Metallstreben oben, hievte mich mit gebeugten Knien bis zur Mitte, ließ das linke Bein über die Querstange gleiten, trat mit ihrer Fußspitze auf eine eingelassene Verzierung, zog das rechte nach und drückte mich nach unten ab.

    Weiter ging’s.

    Ich setzte den Lauf mit hohem Tempo fort. Ausholende Schritte, die sich leicht drehende Hüfte und weit in die Höhe schwingende Arme machten die Fortbewegung zu einem eleganten Ablauf. Ab und zu vergegenwärtigte ich mich nach hinten, ob mir der Kirchenmann folgte. Man hat ja schon vieles gehört, und in der Schule sind wir auch bereits gewarnt und aufgefordert worden, jeden zu melden, der sich an uns heranmacht.

    Ich hielt einen Augenblick inne. Aus dem Nieseln war Regen geworden.

    Ich überquerte die beleuchtete, asphaltierte Straße vor mir, blieb vor einer Garage mit einem Vordach stehen.

    Blicke nach links und rechts offenbarten keine Gefahren. Mit einem Kopfruck nach hinten fiel mir die Kapuze in den Nacken. In dieser Dunkelheit konnte niemand erkennen, ob ich ein Junge oder Mädchen war, mein brauner Wuschelkopf würde jedem meine wahre Identität verschweigen.

    Der Regen platterte inzwischen aufs Dach. Sein Klang war Musik in meinen Ohren.

    Ich fummelte in meiner Jeanstasche herum, zog einen länglichen Dietrich heraus - hundertmal probiert - und öffnete das Garagentor einen Spalt, durch den ich hindurchschlüpfte. Drinnen war es dunkel. Ich holte aus meiner Jacke eine schwarze handliche Taschenlampe heraus, die ich vorn am Kopf drehte. Ein feiner Lichtstrahl verriet mir, dass niemand hier war. Ich schlängelte mich am VWPolo vorbei zum gegenüberliegenden Ausgang, nahm vom linken Haken einen rostigen Schlüssel und öffnete die Tür. Da die Taschenlampe ihre Schuldigkeit getan hatte, verschwand sie wieder in meiner Jackentasche. Meine Blicke schweiften über das ausgedehnte Areal hinter der Garage bis hin zum mächtigen Schulgebäude. Es ist das katholische Gymnasium „Mutter Teresa". Da war ich Schüler.

    Nichts deutete auf Leben hin.

    Das wird gleich in die Bude kommen, dachte ich und grinste.

    3

    Gehversuche

    Das Garagentor schnarrte. Es wurde bedächtig hochgezogen. Kein außergewöhnlicher Lärm!

    Gebückt betrat ein Mann den Raum. Er verschloss es bis auf einen winzigen Spalt am Boden. Seine tief herunter gezogene dunkle Schlägermütze triefte vor Nässe.

    Es war Raphael.

    Mein Herz raste. Endlich die lang ersehnte Erfüllung. Hier waren wir ungestört.

    Raphael schlich wie ein Leopard am PKW vorbei, obwohl er keine Rücksicht zu nehmen brauchte. Auf dem Weg zum gegenüberliegenden Ausgang flogen Mütze und Jeansjacke aufs Dach des Autos. Die Ritze an der Hintertür verlieh dem Raum ein wenig Licht.

    Raphaels muskulöser, sommergebräunter Oberkörper hob sich durch das spärliche Licht des hinteren Ausgangs von der Dunkelheit ab.

    Er tauchte bei mir auf und zog mich an sich.

    Mit der Schnelligkeit einer Katze zerrte er mir meinen Lederblouson über den Kopf und drückte seine nackte Brust an meinen Oberkörper. Seine Lippen schnalzten vor Lust.

    Er ging leicht in die Knie. Was nun wohl folgen würde, dachte ich?

    Unsere Brustwarzen berührten einander. Wie das kitzelte! Ein bisschen wie, wenn man eine heiße Herdplatte berührte.

    Das hatte er mit mir noch nie gemacht. Mir ist wohlig zu Mute. Die Härchen an Armen und Beinen richteten sich auf. Ich merkte es, als ich mit der einen Hand über meine Haut fuhr. Ich wurde scharf wie tausend Russen. Ich hatte von ihm schon gelernt, dass nur glücklich wird, wer sich dem Sex verschreibt. Er wollte ihn mehrere Male am Tag, was nicht immer funktionierte. Egal, er meinte, das müsste ich auch wollen. Man könnte Sex überall praktizieren, ob im Auto, im Fahrstuhl, in der Besenkammer - dabei lachte er, als er dies sagte - sogar auf dem Teppich. Ich war gleich an Boris Becker und Dieter Bohlen erinnert.

    Ein leichtes Zittern huschte durch seine Glieder. Er drückte seinen Unterleib gegen meinen. Seine Hose war prall. Vorsichtig zwängte ich meine linke Hand zwischen beide Körper und erreichte seinen Schwanz. Ich zog den Nippel des Reißverschlusses herunter und hatte sein Glied in der Hand. Er war mächtiger als sonst und steinhart. Dieser sollte heute in mir landen? Mein Gott, davor hatte ich Angst.

    So ein Ding! 

    Währenddessen streckte Raphael sich abwechselnd in die Höhe und fiel in die Kniebeuge. Ich sah auf seiner Stirn kleine Wasserperlen. Er duftete nach Schweiß und Männlichkeit. Wie das ist? Na, ein bisschen erdig, ein bisschen feucht, dazwischen cognacherb.

    Sein Schwanz glitt in meiner Hand wie von selbst auf und ab, was mich noch geiler machte. Er war feucht geworden, oder hatte Raphael ihn eingecremt?

    Wie er das hinbekam, dass sich die Brustwarzen gegenseitig anstupsten! Für mich ein neues unbekanntes Gefühl, als ob der Samen langsamen aus den Eiern die Stange hochkriecht.

    Und für ihn? Ein Kick für Wildheit.

    Sein lautes, tiefes Stöhnen nahm zu - ich mag’ s - vermischte sich mit einem leichten Röcheln. Gleich war er soweit, dachte ich. Schon spritzte er in meine Hände, sein Atem wurde ruhiger und lang gezogen, genüsslich streichelte er meinen Kopf.

    „Mann, ein ganzer See!"

    Ich wischte meine Finger sofort am Lack ab. Dann roch ich an ihnen.

    „Gut so ... Sperma ist wie ein Urknall, es lechzt nach mehr", ließ er ab.

    Versiffter Hengst, dachte ich. So möchte ich auch mal übers Poppen denken, es ist das Wunderbarste auf der Welt, jedes vergangene Mal reizt zur Wiederholung, und die Gefühle lassen nicht nach. Hoffentlich ... Man weiß ja nie. Außerdem spricht niemand darüber, und Alte hüllen sich in Schweigen, wie mein Vater.

    „Je mehr du den Geruch in der Nase hast, desto heißer wirst du."

    Wie unkompliziert er war, als ob alles ganz normal wäre. War es auch, sagte ich mir. Und eines Tages werden das meine Eltern einsehen.

    Ich hoffte für die Zukunft auf viel mehr. Dies konnte nur der Anfang sein.

    „Kannst du noch mal?"

    „Na hör mal, Kleiner, ich bin ständig in Übung!"

    Das stimmte mich froh. Niemand würde mir glauben, aber ich will’s auch oft.

    Wo? , fragte ich mich, stellte aber keine Frage, erst wollte ich’s wissen!

    Bis eben wusste ich wenig über Empfindungen, die die Haut an manchen Stellen initiiert. Ich kannte noch nicht alle Stellen, die meinen Schwanz mobilisierten, wenn man über sie strich. Jetzt war mir klar, dass die Brustwarzen dazugehörten.

    Ich musste noch viel lernen. Aber ich war jung. Raphael wird mein Guru. Bisher war der Sex mit ihm gehetzt. Heute schon viel aufregender. Aber er hatte versprochen, dass wir in diesem Jahr gemeinsam Urlaub machen werden. Mir war nicht klar, wie er das anstellen wollte, aber egal, er wird mein Boss.

    „Jungen mit so einem Körper, mit deiner Schlagfertigkeit und Neugier halten mich munter. Du musst süchtig nach mir werden! Süchtigkeit macht abhängig."

    „Süchtigkeit bei einmal die Woche und in der Schnelle? "

    Darauf antwortete er nicht.

    Dann fiel mir das Wort abhängig wieder ein. Abhängigkeit von ihm? Kommt nicht in Frage. Bumsen ja, Blasen auch, und sonst was, auch ins Theatergehen, Kunstausstellungen besuchen, Urlaub machen, mehr aber nicht.

    „Mit wem wichst du denn noch?"

    „Na, hör mal!"

    „Und?"

    „Mit Leuten in der Sauna. Meine Trophäen. Ohne Gefühl, ohne Bindung. Dich will ich viele Jahre besitzen."

    Er lehnte sich jetzt nach hinten, stützte sich mit den Ellbogen auf der Wagenhaube ab und ließ seine Schulterblätter auf ’s Blech fallen. Er lag wie ein Flitzbogen halb auf dem Kotflügel des Autos. Aus seiner geöffneten Hose sprang sein Glied heraus, dessen mächtiger Kopf nach Luft zu gieren schien. Alles an ihm war elektrisiert. Lust total.

    Wie meine Stange juckte ...

    Seine Position zwang mich geradezu, etwas zu tun.

    Mir seinen Schwanz beinahe ins Gesicht zu halten! 

    Und ich begann. Meine Augen glänzten, meine Begierde war wie ein wassergefüllter Ballon vorm Platzen.

    Ich zog die Haut über die Eichel, soweit wie ich konnte. Sein Ende strahlte mich angefeuchtet und oben am Harnausgang rötlich an. Naja, wenn man ewig drangsaliert wird! Da das Bändchen bei Raphael fehlte, war es ein Leichtes und schmerzlos, den Ständer von störender Haut fast gänzlich zu befreien. So wünschte ich mir auch meinen eigenen Schwanz. Benutzer würden den dann auch so geil finden wie ich seinen. Meine Vorhaut war jetzt noch schwer über den Kopf zu streifen, die Öffnung war nicht groß genug.

    „Mehr wichsen!", meinte Raphael, diese Sau.

    Wenn ich mir einen runterholte, dann tat das meistens weh. Nur zum Schluss, da übertraf das Kribbeln und Kitzeln den verfluchten Schmerz, den ich vergaß. Aber hinterher. Manche wunde Stelle. Und die brannte, wenn Pisse darüber floss.

    Noch hatte ich nicht den Mut gefunden, einen Arzt aufzusuchen, der bei mir den kleinen operativen Eingriff wagen würde. Ich werde es tun! Bald sogar.

    Zärtlich strich ich mit den Fingerkuppen über Raphaels harten Schaft.

    Er hatte schon neulich mitbekommen, wie sensibel meine Finger waren. Ich fühlte seine mit Blut gefüllten Adern, auf denen ich entlang strich, und das versetzte ihn selbst in Ekstase. Mir war, als führe ich mit den Fingerkuppen über Kieferwurzeln, die in unserem Garten aus der Erde herauslugten.

    Er schrie seine Lust heraus.

    „Ja, Kleiner ... schneller ... langsamer ... anhalten ... weiter, mehr ... toller, fass’ zu ... lass’ kurz los! "

    Dabei stand mein Pimmel wie eine deutsche Eiche. Meine verdickte Eichel hatte die Vorhaut beiseite geschoben - soweit dies bei mir ging - und rieb sich an der Innenseite der Jeans. Genau am Reißverschluss. Tat weh! 

    Er stöhnte leise.

    Das war etwas anderes als die Pranken der Fischerjungen von Sizilien oder der Bauarbeiter von Nikiti, wie er erzählte.

    „Ich war meist verletzt!"

    „Und bei mir?", flüsterte ich ihm ins Ohr.

    „Ein Mozartkonzert, leicht und beschwingt. Noch ... Man muss variieren. Das lernst du alles! Mit Richard Wagner endet der Lernprozess, dazwischen Dvorak, Beethoven, einmal im Monat Hindemith und Henze."

    Davon verstand ich noch gar nichts. Wagner, mein Gott, die Pauken! Und Hindemith? Alles durcheinander ohne Harmonien? Ich beschloss, mir die Musik demnächst reinzuziehen. Vorbereitung ist alles.

    Beim ersten Treff hatte Raphael meine arbeitslose Hand zwischen seine Poritze geführt und die Eier von hinten in der faltigen Lederhaut abtasten, zerren und reiben lassen. Darunter wand er sich manchmal wie ein Aal, ich musste lachen. Sein Seufzen und Wimmern machte mich richtig spitz.

    Jetzt war er wieder so weit. Ich hatte beide Eier ergriffen, sie wollten sich gerade zurückziehen, ich hielt sie aber fest. Dass machte ihn voll verrückt.

    Er krümmte sich.

    War das etwa Chopin?

    Als die Eichel in meinem Mund verschwand, musste ich leicht husten.

    Ich hatte noch nie eine im Rachen. Schon gar nicht so ein Monstrum. Ein Riesenapparat.

    Das hatte einen Vorteil, wie ich hinterher überlegte. Er stieß an meinen Gaumen, und das beschenkte mich mit einem gigantischen Prickeln. Ich dachte nach, woran mich diese Empfindungen erinnerten. Dann fiel es mir ein: Wenn ich bei uns in der Muckibude an der Unterwasserdüse den Strahl auf meinen Sack richtete, dann kribbelte das, man glaubte es nicht. So war das Gefühl mit seinem Schwanz im Maul.

    Meine Zunge spielte wie mit einem Punchingball. Und da sie von Tausenden von Geschmacksnerven umgeben ist, schmeckte ich, was Raphael mir bot. Er musste seinen Penis mit Rum getränkt haben. Ich war schon ganz benuschelt.

    Ich glitt mit den Lippen auf und ab. Ich würde gern sein Sperma schlucken, aber das ist mir streng untersagt. Jedes Mal, wenn sein Samen im Schwanz hochstieg, zog er die pralle Latte aus meinem Schlund raus und spritzte in ein Taschentuch.

    Wie auch jetzt.

    Ob Tropfen dennoch im Mund zurückblieben? Es fließt doch vor dem großen Schuss immer Schleim raus.

    Durch den Körper ging das Zucken eines von einem Pfeil getroffenen Tieres. Ein-, zwei-, dreimal, begleitet von einem lustvollen leisen Grunzen. Kaum haben sich die Glieder beruhigt und kaum hat sich die Haut geglättet, verließ Raphael seine Position, zog mich eng an sich, öffnete meinen Hosenbund, zerrte die Jeans herunter, drehte meinen Hintern an seinen Schwanz, drückte meine Brust auf die Motorhaube und schob sein Glied, das noch kein bisschen schlapper geworden war, dichter an meinen Arsch heran.

    Heute wollte er mich das erste Mal Mores lehren.

    Bei diesem Gedanken lächelte ich.

    Jetzt streifte er ein Kondom über sein Glied.

    „Verdammt! Fast zu eng!", schimpfte er.

    „Angeber!"

    „Wahrscheinlich habe ich ein falsches gegriffen."

    Ein Falsches?, dachte ich. Wem zieht er diese Gummis denn noch über?

    „Jetzt bist du dran!, zischte er mir grienend zu. „Sonst bekommst du noch einen Samenkoller!

    Mein Schwanz war nicht so groß wie seiner. Aber mindestens so dick.

    „Frauen lieben dicke!", gab er mir zu verstehen, was mich tröstete, aber schließlich bot ich dennoch achtzehn Zentimeter an. War das wenig? Ich hatte im letzten Monat versucht, ihn mit Creme zu vergrößern.

    Einschmieren.

    Einmassieren.

    Mann, was für ein Aufwand! Morgens und abends. Aber statt wirken

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