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Seit dem ersten Tag
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eBook265 Seiten3 Stunden

Seit dem ersten Tag

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Über dieses E-Book

Markus' bester Freund Gerard steckt mitten in der Scheidung und wird von ihm tatkräftig unterstützt. Bei einer nichtssagenden Umarmung leben jedoch totgeglaubte Gefühle wieder auf. Beide geben sich diesen hin, obwohl auch Markus verheiratet ist. Fluchtartig verabschiedet sich Gerard am nächsten Morgen und macht die Situation noch ein wenig komplizierter. Seit Jahren sind die beiden befreundet und Markus hatte seine Gefühle für seinen besten Freund seit dessen Hochzeit immer unterdrückt. Doch auch Gerard hegt diese Gefühle für seinen besten Freund. Bevor es jedoch zu einem klärenden Gespräch kommen kann, macht Markus eine Entdeckung, die sein Leben noch weiter auf den Kopf stellt.
SpracheDeutsch
HerausgeberHimmelstürmer
Erscheinungsdatum1. Jan. 2016
ISBN9783863615437
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    Buchvorschau

    Seit dem ersten Tag - Jenna Oellrich

    Der Grund

    Markus saß hibbelig auf seinem Sofa und wartete. Er wusste, dass sein bester Freund gleich kommen würde. Denn er hatte so lange bei ihm nachgebohrt, bis Gerard endlich eingewilligt hatte, zu ihm zu kommen.

    Seine Frau Christina und Kinder hatten sich deswegen dezent zurückgezogen. Christina war mit ihren Töchtern zu ihren Eltern gegangen. Ein Besuch bei den Großeltern war für Nadine und Corinna immer noch ein Highlight.

    So hatte Markus genug Zeit, sich um seinen besten Freund zu kümmern. Dieser beteuerte zwar immer, dass es ihm gut ging, doch alleine die Kilos, die er in den letzten Wochen verloren hatte, machten deutlich, dass das nicht stimmte.

    Als es klingelte, war Markus gerade dabei, seine Tasse Kaffee wieder auf den Untersetzer zu stellen. Durch das plötzliche Geräusch ließ er diese allerdings vor Schreck beinahe fallen, er fing sie gerade noch rechtzeitig auf und stellte sie richtig hin. Erst dann schüttelte er amüsiert seinen Kopf. Christina und die Kinder hatten ihn wirklich zu einem anderen Menschen gemacht. Er benutzte sogar Untersetzer.

    Er schlenderte mit einem Grinsen zur Tür. Äußerlich sah man ihm seine Anspannung wohl nicht an. Doch er war nervös. Zur Hölle, er war sogar verdammt nervös. Zum einen, weil er nicht genau wusste, wie er mit Gerard umgehen sollte, beteuerte dieser doch ständig, dass ihn die Scheidung kalt ließ.

    Zum anderen war er seit langem nicht mehr mit ihm alleine gewesen. Immer waren Sophie, Gerards Frau, oder Christina dabei gewesen. Auch Gerards Bruder oder ihr gemeinsamer guter Freund Sebastian waren oft mit von der Partie gewesen. Da blieb kaum Zeit, um innige und teils sehr private, oder aber oberflächliche, humorvolle Gespräche zu führen, wie sie es einst jeden Tag getan hatten.

    Sobald er an der Tür angekommen war, atmete er tief durch und schüttelte bestimmt seinen Kopf. Gerard und er waren schließlich seit Jahren die besten Freunde. Es gab also keinen Grund, nervös zu sein.

    Markus öffnete mit einem Grinsen die Tür und schaute Gerard perplex an. Er hatte sich die Haare in den letzten Wochen immer öfter gefärbt. Zurzeit hielt eine Farbe maximal zwei Wochen. Dieses Mal trug er seine Haare in einem leuchtenden Rot.

    Markus kam nicht umhin, große Augen zu machen, stach die Farbe einfach hervor. Allerdings lenkte es somit auch von Gerards miserablen Augenringen ab.

    Sofort zog Markus ihn in eine Umarmung, die Gerard kaum erwiderte. Er klopfte lediglich zweimal auf Markus’ Rücken.

    „Hey", sagte Gerard, sobald Markus ihn aus der Umarmung gehen ließ und lief ins Wohnzimmer.

    Markus ging ihm nach und bemerkte das Grinsen, welches Gerards Gesicht zierte. Auch er selbst musste lächeln. Dies konnte nur bedeuten, dass Gerard den Kaffee, der dampfend in der Kanne stand, gesehen hatte. Und sogleich füllte er sich damit die leere Tasse, ehe er zu Markus schaute und noch breiter grinste: „Untersetzer?"

    Tatsächlich waren die Untersetzer nichts neues. Da Markus allerdings alleine zu Hause war, war es ein komischer Anblick, dass Markus freiwillig die kleinen, aus Kork gemachten Plättchen auf den Tisch gelegt hatte.

    Markus zuckte mit der Schulter und setzte sich lächelnd neben Gerard. „Hab ich mir auch gedacht. Keine Ahnung. Dumme Angewohnheit."

    „Gibt wenigstens keine Flecken", lachte Gerard.

    Es war allerdings ein aufgesetztes, kein echtes Lachen.

    Dennoch hatte er irgendwie recht. Er und Markus hatten sich beide in den letzten Jahren verändert. Sie dachten mittlerweile eher praktisch, familiär. So würden ihre Töchter weniger Flecken hinterlassen, als ohne Untersetzer und ihre Frauen würden weniger Grund haben zu meckern. Dies war jedenfalls das Argument, das Sebastian ihnen geliefert hatte, als es erneut zu einem Streit gekommen war, warum Markus keinen Untersetzer benutzte, wenn Christina es aber doch wünschte.

    „Hab die Tasse vorhin beinahe fallen lassen ... Also wirklich helfen tun die Dinger nicht, lachte Markus, wurde danach aber bald wieder ernst und schaute Gerard fragend an: „Wie geht’s dir?

    Gerard trank seinen Kaffee, seine Augen huschten dabei durch den Raum, den er nach all den Jahren in- und auswendig kannte. Er kam seit Jahren mehrfach die Woche hier her, oder Markus stattete ihm und seiner Familie einen Besuch ab. Und trotzdem schien er zu versuchen, etwas Neues zu entdecken, um dem angeschnittenen Thema ausweichen zu können.

    „Wieso fragt mich das eigentlich jeder?", fragte Gerard.

    „Weil du mitten in der Scheidung steckst, meinte Markus. „Außerdem tust du immer so, als wäre alles okay, aber eigentlich sieht man dir an, dass es nicht so ist.

    „Markus, mir geht es gut, nickte Gerard. „Dann ist Sophie halt weg. Dass sie Dani mitgenommen hat, tut schon weh, ja. Aber Sophie ... Ich meine, wenn ich ihr nicht gut genug bin ... Sie hat wahrscheinlich sogar recht ...

    „Moment, was? Hat sie das etwa gesagt?", hakte Markus nach.

    Gerard hatte weder ihm noch den anderen erzählt, wieso genau er und Sophie sich scheiden ließen. Alle hatten gedacht, dass die Liebe einfach verschwunden wäre. Doch jetzt klang das nach einem anderen Grund.

    Gerard schaute zu Markus und musterte ihn. Eigentlich hatte er nie gezweifelt, Gerard wusste doch, dass er seinem treuen Freund vertrauen konnte. Nun wirkte es allerdings so, als wäre er sich dem nicht so sicher. Doch Markus besann sich eines besseren. Es hatte sicherlich nichts mit fehlendem Vertrauen zu tun. Sicher war es einfach nur schwer, darüber zu sprechen.

    „Ja. Sie meinte ... Wir haben über unsere Ehe gesprochen. Dass alles Routine ist. Das stimmt auch. Da hab ich gemerkt, dass ... Ja, keine Ahnung, vielleicht war ich nur noch mit ihr zusammen, weil ich es halt gewohnt war. Weil alleine sein scheiße ist", meinte Gerard und lehnte sich auf dem alten, durchgesessenen Ledersofa zurück. Er versank beinahe in dem dunklen Stoff.

    Markus blickte auf den Tisch vor ihnen und nickte. Sophie hatte ihm genau das erzählt. Oder besser seiner Frau und er hatte das Gespräch mitverfolgen können. Die Spannung war weg, Routine war langweilig. Sie hatte sich allerdings nicht konkret zu der Sache geäußert und Markus wurde klar, wieso.

    „Jedenfalls meinte sie, dass sie mich nicht mehr lieben würde, und ich eh nicht gut genug für sie wäre."

    „Wie kann sie das denn sagen? Ich meine ...", Markus war baff. Wieso sollte jemand, der über Jahre hinweg glücklich schien, plötzlich so etwas behaupten?

    „Das hab ich mich auch gefragt. Bis ich sie vor zwei Wochen mit einem Typen gesehen hab, der ... Naja, der wirklich besser war als ich. Der Kerl hatte eine Frisur, keine bunte Farbe im Haar. Er trug einen teuren Anzug, von Armani. Er hatte eine Figur. Verstehst du? Er war nicht so wie ich ..." Gerard blickte an sich herunter.

    „Gee, dass ... Du bist so viel besser als sie! Viel zu gut für sie!", meinte Markus.

    „Ach, hättest du den Kerl gesehen ..., Gerard atmete tief durch. „Vergiss es einfach. Fakt ist, ich bin einfach nicht gut genug. Ist mir auch egal. Ich meine, ich bin gekränkt, ja. Und es ist scheiße alleine, aber lieben tu ich sie nicht. Es ist nur echt zum Kotzen, dass ich Dani seit Wochen nicht gesehen hab. Wahrscheinlich denkt Sophie auch, ich sei kein guter Vater.

    „Jetzt hör aber auf. Wenn sie das denkt ..., Markus konnte gar nicht zu Ende sprechen. Er hätte immerhin auch nie gedacht, dass Sophie mal so über Gerard sprechen könnte. Und jetzt war er ihr nicht gut genug? Er fasste sich wieder: „Das kann sie einfach nicht denken.

    Gerard zuckte nur mit der Schulter. Dann trank er seinen Kaffee aus und hielt die Tasse in seiner Hand. Er drehte sie um die eigene Achse und begann seinen Körper leicht von vorne nach hinten zu bewegen. Nur leicht, doch Markus bemerkte es. Durch dieses Verhalten fühlte er sich ein wenig hilflos. Was sollte er schon machen? Ja, er hatte Gerard schon in vielen Situationen beigestanden, aber das war etwas anderes als eine Alkoholsucht. Jetzt konnte er seinen besten Freund nicht im Vollrausch einfach ins Bett verfrachten. Also rutschte er ein Stück näher zu Gerard und legte unbeholfen den Arm um seinen besten Freund.

    Sein bester Freund reagierte zwar nicht sofort, erst saß er einfach nur da und ließ die Umarmung geschehen, doch Markus ließ einfach nicht locker. Er zog Gerard so lange zu sich, bis er diese endlich erwiderte. Er drehte sich zu Markus und schlang seine Arme um ihn und Markus merkte schon nach wenigen Augenblicken, dass sein Shirt an seiner Schulter feucht wurde.

    Beruhigend legte er seine Hand in Gerards Nacken, kraulte ihn ein wenig, strich mit der anderen Hand über dessen Rücken. Er merkte, wie sich Gerards Arme immer enger um ihn schlangen.

    Markus selbst schloss genießerisch die Augen und atmete tief durch. Er war entspannt, ihm war angenehm warm. Doch diesen Gedanken warf er schnell wieder in die hinterste Ecke seines Gehirns. Das gehörte jetzt wirklich nicht hier hin.

    Gerard legte seinen Kopf schief, es war um einiges bequemer seinen Kopf seitlich auf Markus’ Schulter liegen zu haben, als sich nur mit dem Kinn abzustützen.

    Doch Markus spürte Gerards Atem somit in seinem Nacken.

    Nun schlang Markus seine Arme fest um den zitternden Körper, der sich gegen seinen lehnte. Immer noch strich er über Gerards Rücken. Er war froh, dass sein bester Freund endlich alles raus ließ. Er war froh, dass er bei ihm war und ihm erzählt hatte, was genau passiert war und nicht Sebastian oder Louis. Nein, Gerard hatte sich dazu entschlossen, mit ihm zu reden.

    Markus schloss für einen kurzen Moment die Augen. Auch wenn sie sich sehr nahe standen, so hätte auch Gerards Bruder oder eben Sebastian dieselben Informationen aus ihm rauskitzeln können. Er hatte immerhin gefragt, nachgehakt. Und hätte Gerard es nicht erzählt, hätte er weiter gebohrt.

    „Gee, das wird wieder. Wir kriegen das hin", sagte Markus leise. Er musste reden, sonst würde er wegen seinen Gedanken, die er kaum verstand, verrückt werden. Wieso machte ihm die Nähe zu Gerard plötzlich so zu schaffen? Das hatte ihn doch nie gestört.

    „Was denn? Wie denn? Ich will sie nicht einmal mehr zurück ...", schluchzte Gerard.

    Während Markus gedacht hatte, dass Gerard sich von ihm entfernen würde, dachte Gerard anscheinend gar nicht daran. Eigentlich ein sehr schönes Zeichen der Freundschaft. Doch Markus hätte einen kleinen Abstand begrüßt, da er nicht wusste, wo die Gedanken und sogar Gefühle herkamen, hatte er diese doch so lange unter Kontrolle gehabt.

    „Ich bin für dich da. Auf sie kannst du echt verzichten", fauchte Markus.

    Ja, Sophie war immer eine Person gewesen, die er skeptisch betrachtet hatte. Sie war nett. Lustig. Und sie hatte Gerard so gut getan. Sie hatte ihm eine Tochter geschenkt. Ja, im Prinzip hatte sie ihn glücklich gemacht. Doch Markus hatte immer ein komisches, undefinierbares Gefühl ihr gegenüber gehegt. Und anscheinend hatte er recht gehabt. Sie war nicht gut für Gerard.

    Gerard nickte und schob sein Gesicht unabsichtlich näher gen Markus’ Hals. Noch viel intensiver spürte Markus Gerards Atem auf seiner Haut. Viel wichtiger war aber, dass dieser endlich ruhiger wurde. Er zitterte nicht mehr, atmete einige Male tief durch und hing dann beinahe regungslos in der Umarmung. Dennoch, die Arme nahm er nicht von Markus’ Rücken.

    Markus streichelte seinem Freund durch die Haare.

    Erst jetzt, da Gerard sich beruhigt hatte, wurde es wirklich extrem schwer, alles an Gerard zu ignorieren. Sein Atem verursachte eine Gänsehaut auf Markus’ Haut. Sein Haar roch so gut. Sein Körper, der gegen ihn lehnte, war so ... verführerisch.

    Markus kniff die Augen zusammen. Diese Gedanken schob er erneut in die hinterste Ecke und verbannte sie nun da.

    Gerard brauchte ihn gerade. Als besten Freund. Nicht als jemanden, der ...

    Markus schüttelte den Kopf. Was auch immer er gerade dachte, war nichts weiter als eine Überreaktion auf etwas, das sicherlich eine logische Erklärung hatte, die Markus jedoch gerade nicht mehr wusste. Er war immerhin verheiratet und liebte seine Frau. Er hatte eine Familie und fühlte sich doch auch wohl bei ihnen.

    „Danke", hauchte Gerard.

    Markus zuckte beinahe zusammen. Natürlich hatte er nicht vergessen, dass Gerard gerade in seinen Armen lag. Aber irgendwie hatte er angenommen, dass er sich gerade wie jemand verhalten würde, der nicht existierte. Was das Nicht-Sprechen irgendwie beinhaltete.

    „Kein Problem", nochmals streichelte Markus Gerard über den Rücken. Dieses Mal allerdings nicht so zart und sanft, sondern kräftiger. Eben freundschaftlicher.

    Gerard hob seinen Kopf von Markus’ Schulter und drückte ihm einen Kuss auf die Wange.

    Es war nichts Neues. Sie kannten sich seit Jahren. Markus war genau neben Gerard eingezogen, als er siebzehn gewesen war. Sie hatten die schlimmsten Zeiten miteinander durchgemacht, und auch die besten. Gerard war eben herzlich, er küsste seine Freunde auf die Wange. Und selbst Markus konnte nicht einmal aufzählen, wie viele Male er Gerard nun selbst auf die Wange geküsst hatte.

    Und doch verursachte genau dieser Kuss etwas, das so unerwartet kam, wie ein Meteoriten Einschlag jetzt unerwartet wäre.

    Ein Versuch

    Gerard schaute Markus an. Und Markus saß einfach nur da, beinahe wie gelähmt und starrte zurück. Seine innere Stimme sagte ihm, dass er etwas tun musste. Doch Markus konnte sich nicht dazu aufraffen. Alles, was er tun wollte, war nicht gut. Gerard brauchte doch gerade einen Freund, nicht jemanden, der am liebsten sofort mit ihm ins Bett wollte. Auch wenn Markus nicht die geringste Idee hatte, wo das Verlangen plötzlich herkam. Er atmete tief durch, zählte innerlich bis zehn und drehte nach einer gefühlten Ewigkeit seinen Kopf, um Gerard anzugrinsen.

    „Ich bin doch da, um dir zu helfen", sagte er.

    Markus grinste und dachte unwillkürlich an all das, was er noch bereit war für oder mit ihm zu tun. Dann allerdings biss er sich auf die Lippe. Zum Glück konnte ihn niemand denken hören. Seine Gedanken waren gerade mehr als unangebracht. Und eigentlich nicht nur gerade. Sondern überhaupt. Sie hatten beide eine Familie, wenn gleich Gerards gerade auseinander brach. Aber Markus hatte noch eine intakte und er wollte seine Familie nicht aufs Spiel setzen. Gerard hatte ihm doch vor Jahren deutlich gemacht, dass er sich eine Frau suchen sollte, als er Sophie geheiratet hatte. Es hatte ihm den Boden unter den Füßen weggezogen, doch die Freundschaft hatte dem Stand gehalten. Sie waren übereinander hinweg gekommen, auch wenn beinahe nichts zwischen ihnen passiert war.

    „Alles okay?", fragte Gerard und entfernte sich ein wenig von Markus.

    Für eine kurze Zeit achtete Gerard nicht auf seinen Freund. Stattdessen griff er zu der Kanne und goss sich noch eine Tasse mit Kaffee voll. Und erst als Gerard wieder zu Markus sah, mit seinen verheulten und müden Augen, reagierte dieser.

    Er schüttelte grinsend den Kopf.

    „Du bist unglaublich. Heulst dich bei mir aus und fragst mich, der dich tröstet, ob alles okay ist", lachte Markus. Er rollte mit den Augen, legte seine Hand auf Gerards Schulter, um ihn ein kleines Stück zu sich zu ziehen. Dann drückte er ihm einen Kuss auf die Wange.

    Gerard grinste ihn danach an. Es war nichts neues, Gerard tat das immer. Doch Markus bemerkte, wie er verstohlen auf seine Lippen schaute.

    Und wieder hegte Markus Gedanken, die so plötzlich kamen, dass er sie nicht einmal unterbinden konnte. Er wollte ihn küssen, wusste es aber doch besser. Gerard war hier, weil er einen Freund brauchte.

    Markus versuchte erneut die verbannten Gedanken nun vollends zu zerstören. Doch ein Blick auf Gerards Lippen, die so dicht vor seinem Gesicht waren, benebelte ihn. Dann noch Gerards strahlende Augen. Ja, Gerard schien in diesem Moment endlich wieder glücklich. Das durfte Markus doch nicht kaputt machen. Er war sich sicher, dass er Gerard überfordern würde, wenn er seine Gedanken in Taten umsetzen würde. Und nicht nur jetzt, sondern immer. All die Jahre hatte er sich immerhin zurückgehalten. Auch wenn er nie so intensiv an Gerard gedacht hatte, musste dieser doch denken, dass er immer gelogen hatte.

    Nach einem weiteren Blick auf die Lippen seinen Kumpels, kämpfte er nicht mehr dagegen an. Stattdessen lehnte er sich noch ein wenig vor und schon lagen seine Lippen auf Gerards. Seine Hand lag immer noch auf Gerards Schulter und er spürte, dass dieser sich sofort anspannte. Allerdings zuckte er nicht weg. Er war einfach nur regungslos.

    Markus ließ es jetzt vollends darauf ankommen. Sanft bewegte er seine Lippen. Dann öffnete er seine Augen und sah zu seiner Zufriedenheit, dass Gerard ihn nicht panisch anstarrte. Nein, auch er hatte seine Augen geschlossen.

    Also Augen zu und durch.

    Markus öffnete seine Lippen leicht und umschloss damit Gerards Unterlippe. Er fuhr mit seiner Zunge darüber und knabberte daran. Seine freie Hand lag bereits auf Gerards Rücken und zog ihn ein Stück näher an sich. Dann merkte er, dass Gerard endlich mitmachte.

    Erleichtert atmete Markus aus und konnte sich nun voll und ganz auf das sanfte Gefühl an seinen Lippen konzentrieren.

    Gerard bewegte seine Lippen, fuhr ebenfalls mit seiner Zunge über Markus’ Unterlippe.

    Da Markus immer mutiger wurde, schob er seine Zunge durch seine Lippen, als Gerards noch daran hing. Sobald sich ihre Zunge trafen, legte auch Gerard seine Arme wieder um Markus, zog ihn noch näher zu sich, um die letzte Distanz zwischen ihren Körpern zu überwinden.

    Gerard war es, der seine Hände mit festem Druck über Markus’ Rücken gleiten ließ. Er war es, der den Kuss intensivierte. Er schob seine Zunge in Markus’ Mund, kämpfte mit ihr, liebkoste sie, kämpfte wieder mit ihr.

    Markus hatte den Kuss zwar begonnen, doch er war fast erschlagen von dem Gefühl in seinem Bauch. Dieses intensive, spannende Kribbeln, welches sich anfing in seinem gesamten Körper auszubreiten, lähmte ihn förmlich.

    Seine Hand, die immer noch auf Gerards Schulter ruhte, wanderte nun in seinen Nacken, er übte Druck aus. Er atmete schwer. Viel zu schwer. Es war Markus kaum noch möglich zu atmen. Es war nicht nur der Kuss selbst, sondern Gerard per sé.

    So schön es auch war, doch er brauchte Luft.

    Markus öffnete seine Augen, stupste sanft mit seiner Zunge gegen Gerards, verscheuchte sie schon beinahe aus seinem Mund. Küsste dann noch einmal liebevoll Gerards Lippen und beendete den Kuss.

    Schwer atmend sah er gespannt zu Gerard, der seine Augen noch geschlossen

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