WAS IST WANN - IM LEBEN DRAN?: BIOGRAPHISCHE AUFGABEN IN DEN UNTERSCHIEDLICHEN LEBENSPHASEN Eine Psychologie der Lebensalter
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Jede Lebensphase hat ihre besonderen Qualitäten und Bedingungen. Sie werden in verschiedener Weise in den Lebensabschnitten ausgebildet. Die Eigenschaften der früheren Lebensphasen wer-den auch später im Leben gebraucht. Das Vertrauen, die Lebenslust und Kreativität des Kindes ist auch für den Erwachsenen von Bedeutung. Die Begeisterung des Jugendlichen macht auch einen älteren Menschen innerlich lebendig.
Umgekehrt sind in frühen Lebensabschnitten die Qualitäten späterer Lebensphasen ein erstrebenswertes Ideal. Das kleine Kind möchte "groß und erwachsen" in dem Sinn, dass es selbstständig und verantwortungsbewusst wie ein Erwachsener werden will.
Eine Kenntnis der Lebensalter ermöglicht ein Verständnis für die Menschen in den anderen Lebensphasen. Ein gutes soziales Miteinander entsteht erst, wenn Kinder, Jugendliche, Erwachsene und alte Menschen einander verstehen können. Wenn Kinder und Jugendliche ihre Eltern und Lehrer wertschätzen, tut das nicht nur der älteren Generation, sondern auch der jüngeren gut. Den Kindern und Jugendlichen gibt es Sicherheit, wenn sie von den Alten verstanden und begleitet werden.
Für bestimmte Berufsgruppen ist eine Kenntnis der unter-schiedlichen kindlichen Lebensphasen eine berufliche Notwendigkeit. Eltern und Erzieher brauchen ein Wissen über die früheren Lebensabschnitte, um mit ihre Zöglinge altersentsprechend zu begleiten zu können. Sozialarbeiter, Psychologen, Therapeuten oder Personalentwickler brauchen eine Blick für die unterschiedlichen Lebensphasen, wenn sie ihre Klienten oder Angestellten beraten. Auch für die eigene Lebensgestaltung gibt eine solche Kenntnis den Menschen die notwendige Orientierung.
Mit den Lebensaltern haben sich in allen Kulturen die Menschen beschäftigt. Im Hinduismus und bei Pythagoras (570-510 v.Chr.) werden vier, bei Konfuzius (551-479 v.Chr.) sechs, bei Hippokrates (460-370) sieben Lebensphasen unterschieden. Der Staatsmann Solon (640-559 v.Chr.) gliedert in zehn Lebensphasen zu je sieben Jahren. Auch Shakespeare und Goethe haben sich mit den Lebens-altern beschäftigt. In der neuzeitlichen Psychologie haben besonders Erikson und Charlotte Bühler sich ausführlicher mit den Lebensphasen auseinandergesetzt.
In der zeitgenössischen naturwissenschaftlichen Psychologie ist die Beschäftigung mit den Lebensaltern in den Hintergrund getreten. Da versucht man die Unterschiede der Lebensphasen statistisch zu erfassen. Ein inneres Verständnis ist aber nur durch innere bildhafte meditative Methoden möglich. Das wird in diesem Buch abgeregt.
Hans-Albrecht Zahn
Dipl.Psych. Hans-Albrecht Zahn studierte zunächst Lehramt mit den Schwerpunktfächern Mathematik und Geographie. Ein zweites Studium der Psychologie schloss sich an. Schon während des Studiums interessierte er sich besonders für philosophische und ethische Themen. Besonders die Frage wie man zu Erkenntnissen kommt, hatte es ihm angetan. So verbrachte er manche Stunde bei erkenntnistheoretischen Vorlesungen in der philosophischen Fakultät. Er arbeitete zunächst an einer Erziehungsberatungsstelle, dann als Psychologe in einem Heim für erziehungsschwierige Kinder. In seiner psychologischen Arbeit wandte er sich schwerpunktmäßig der humanistischen und transpersonalen Psychologie zu. Er absolvierte eine Ausbildung zum psychologischen Therapeuten in Psychosynthese am Psychosynthesehaus Allgäu Bodensee. Er bildete sich in Traumatherapie und der Therapie kindlicher Verhaltensstörungen fort. Er arbeitete zunächst an einer Erziehungsberatungsstelle als Psychologe. Dann unterichtete über einige Jahre als Klassenlehrer Kinder und Jugendliche. Als Lerntherapeuth behandelte er Kinder mit Legasthenie, Dyskalkulie und AD(H)S. In seiner psychologischen Praxis begleitete er als Psychotherapeut und spiritueller Begleiter auch Jugendliche und Erwachsene mit ihren Lebensproblemen.
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Buchvorschau
WAS IST WANN - IM LEBEN DRAN? - Hans-Albrecht Zahn
EINFÜHRUNG
1. EINFÜHRUNG
Der Mensch durchläuft verschiedene Lebensphasen vom Kleinkind bis zum Greis. Jedes Lebensalter hat seine besonderen Qualitäten, die das ganze Leben über gebraucht werden. Die kindlich-jugendlichen Eigenschaften des Vertrauens, der Begeisterung und der Kreativität benötigt auch der ältere Mensch. Ebenso sind Fähigkeiten des älteren Menschen wie Selbstständigkeit, Verantwortungsbewusstsein und Besinnlichkeit in der ersten Hälfte des Lebens notwendig.
Ein Verständnis der Lebensalter ist Voraussetzung für eine gute eigene Lebensführung und ein soziales Miteinander. Wenn Eltern ihre Kinder liebevoll in ihren speziellen Eigenschaften verstehen, tut das der älteren wie der jüngeren Generation gut. Eine Kenntnis der Lebensabschnitte gibt Orientierung, um das Leben zu meistern. Für bestimmte Berufsgruppen, wie Personalmanager, Lehrer oder Erzieher, ist sie die Kenntnis der Lebensphasen sogar eine berufliche Notwendigkeit.
Mit den Lebensaltern haben sich die Menschen in allen Kulturen beschäftigt. Im Hinduismus und bei Pythagoras (570-510 v.Chr.) werden vier, bei Konfuzius (551-479 v.Chr.) sechs, bei Hippokrates (460-370) sieben Lebensphasen unterschieden. Solon (640-559 v.Chr.) gliedert in zehn Lebensphasen zu je sieben Jahren. Auch Shakespeare und Goethe beschäftigten sich mit den Lebensaltern. In der neuzeitlichen Psychologie setzten sich besonders Erikson und Charlotte Bühler ausführlicher mit den Lebensphasen auseinander.
Vergangene Lebensabschnitte werden durch die Erinnerung präsent. Die Erfahrungen, die früher gemacht wurden prägen uns. Sie können uns in unserer Lebensführung fördern, aber auch blockieren. In jedem Fall ist es sinnvoll, sich diese bewusst zu machen. Es ist eine wichtige biographische Aufgabe unsere Vergangenheit immer wieder zu reflektieren und bestimmte Dinge auch zu korrigieren. Die zukünftigen Lebensphasen sind eine offene Aufgabe mit Fragezeichen, die es zu gestalten gilt.
Das wird in dem nachfolgenden Bild zum Ausdruck gebracht werden. Die junge Frau lebt mit ihrem Mann und Kind in der Gegenwart. Sie hat die Kindheit und Jugend schon hinter sich. Das ist Vergangenheit. Die Zukunft ist noch ungewiss und lebt als Vision oder Wunschvorstellung in ihr.
Lebensphasen einer Persönlichkeit - Vergangenheit Gegenwart Zukunft –
In dieser Arbeit werden die Lebensalter nach Siebener-Rhythmen gegliedert. Die Zahl „sieben" ist kulturgeschichtlich die Zahl der Zeit.
Ich unterscheide vier große Lebensabschnitte Kindheit und Jugend, das junge Erwachsenenalter, das ältere Erwachsenenalter und das Seniorenalter. Die Lebensphasen werden umrahmt von der vorgeburtliche und nachtodliche Zeit. In der ersten Lebenshälfte entwickelt sich der Mensch immer mehr auf die materielle Welt zu. Die Persönlichkeit wird ausgebildet. Der Inkarnationsprozess steht im Vordergrund.
In der zweiten Lebenshälfte beginnt der Exkarnationsprozess. Je älter der Mensch wird, umso mehr bewegt er sich auf den Tod zu. Nun werden überpersönliche und spirituelle Aufgaben immer wichtiger.
Die Lebensabschnitte sind Gaben, die uns das Leben schenkt, sie sind aber auch Aufgaben, die es zu ergreifen gilt.
TEIL II
DIE LEBENSPHASEN
KINDHEIT
UND
JUGEND
Kennenlernen der Erde
2. DIE LEBENSPHASEN
2.1 KINDHEIT UND JUGEND
Kennenlernen der Erde
In den ersten drei Jahrsiebten macht sich das Kind mit der Erde vertraut. Die Individualität inkarniert sich. Der Leib wird ergriffen, die Welt seelisch erfasst und mit Gedanken durchdrungen.
In der Säuglings und Kleinkindzeit geht es schwerpunktmäßig um das körperliche Wachstum, in der mittleren Kindheit um das Lernen und in der Jugend will sich der Mensch selbstständig in die Welt einbringen.
Zunächst wird der Körper ergriffen. Nach der Geburt sind gerade die Reflexe, die zur Nahrungsaufnahme nötig sind, vorhanden. Bald versucht der Säugling das Köpfchen zu heben. Einige Zeit später kann er die Händchen selbst führen und Dinge selbstständig zu ergreifen. Wenn das Kind zu krabbeln beginnt, werden auch die unteren Extremitäten leiblich erfasst. Am Ende des ersten Lebensjahres macht es die ersten Gehversuche.
Die Beherrschung des Leibes durchzieht die ganze Kindheit und Jugend. Bald lernt das Kind laufen hüpfen, springen, balancieren, usw. Die Leibbeherrschung wird immer perfekter, wenn schließlich der pubertierende Junge auf dem Skateboard oder Fahrrad atemberaubende artistische Übungen zeigt.
Auf einer zweiten Ebene wird die Welt innerlich-seelisch ergriffen. Das Kind möchte die Welt kennen lernen und zwar nicht als abstraktes intellektuelles Wissen, sondern als lebensvolle Erfahrung. Alles ist interessant: die Natur, Himmel und Erde, Steine, Pflanzen und Tiere, Landschaften, Meere und Länder. Es möchte erfahren, wie der Mensch sich auf der Erde einrichtet, wie er Nahrungsmittel herstellt, Dinge schafft und Straßen und Häuser baut.
Ein drittes Thema der ersten Lebenszeit ist der Erwerb der eigenen Selbstständigkeit. Die Welt wird im eigenen Denken und Urteilen erfasst. Besonders der Jugendliche möchte sich nicht mehr viel von den Erwachsenen sagen lassen, sondern sich selbst die Welt einbringen.
In der Kindheit und Jugend werden uns großartige menschliche Eigenschaften geschenkt: die Hingabefähigkeit an die Umwelt, das Vertrauen in das Gute, eine unermüdliche Schöpferkraft, Kreativität, Positivität, Begeisterungsfähigkeit und Idealismus.
2.1.1 DAS ERSTE JAHRSIEBT ( 0-7 Jahre)
Leibwerdung des kleinen Engels
Kleinkind
Offenheit und Transparenz
Die Seele des kleinen Kindes im ersten Jahrsiebt ist offen für alles, was in der Umgebung geschieht. Das kleine Kind nimmt die Einflüsse der Umwelt ungefiltert auf. Es ahmt alles nach, was es wahrnimmt und macht es sich so zu Eigen. Das Lernen im ersten Jahrsiebt ist ein Imitations- oder Nachahmungslernen.
Das spielende Kind nimmt einen Bauklotz als Auto und fährt mit ihm auf dem Boden herum. Dazu macht es Geräusche wie „brrm „brrm
, um das Motorengeräusch zu imitieren. Zur Verdeutlichung seien einige weitere Beispiele aufgeführt.
Beispiel: Sprache
Ein kleines Kind lispelt plötzlich. Beim genaueren Hinsehen zeigte sich, dass die geliebte Patin, die gerade zu Besuch war, auch lispelte.
Beispiel: Wolfskinder
Bereits im dem Mittelalter wurden sogenannte Wolfskinder geschildert, die als Kleinkind verloren gegangen waren und dann mit Wölfen aufgewachsen sind. Diese Kinder haben sich bald wie Wölfe verhalten. Sie liefen auf allen Vieren und haben auch die Laute und das Heulen der Wölfe gelernt.
Das Lernen geht direkt über das Tun. Auch die Grundlagen des Menschseins, der aufrechte Gang, die Sprache, die Gedanken eignet sich das kleine Kind über die Nachahmung an.
Wenn die Erzieher wollen, dass ihre kleinen Kinder etwas nicht tun, dürfen sie es ihm nicht vormachen.
Beispiel: Reparatur Steckdose
Die Steckdose ist kaputt. Der Vater will reparieren und schraubt die Deckeldose mit einem Schraubenzieher ab. Am nächsten Tag nimmt das Kind die Stricknadel und will in die Steckdose hinein stoßen. Die Mutter kommt hinzu und schreit: „Um Gottes willen - 220 Volt -, da bist du tot!"
Das Kind ahmt aber nur nach, was es gestern gesehen hatte. Auch wenn der Vater vorher gesagt hätte: „Da darfst du nicht hineinlangen, weil 220 Volt darauf sind, die tödlich wirken", wäre dies ziemlich nutzlos. Das Kind in diesem