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Dämmerung der Hoffnung
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eBook420 Seiten8 Stunden

Dämmerung der Hoffnung

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Über dieses E-Book

Ein neuer, packender Roman in dem Genre Romantik&Spannung von der preisgekrönten Autorin Lynn H. Blackburn.

Dr. Ivy Collins ist schön, intelligent und erfolgreich – als Gründerin von Herdera Inc. hat sie eine neue Prothese entwickelt, die bald auf den Markt kommen soll. Doch plötzlich wird ihr Leben auf den Kopf gestellt, als drei Fremde in ihre Wohnung eindringen, um an ihre Passwörter zu gelangen.
Ein Team von Ermittlern, bestehend aus Secret Service und FBI, tritt auf den Plan. Einer von ihnen: Secret-Service-Agent Gil Dixon – Ivys Freund aus Kindertagen und erste große Liebe.
Gemeinsam mit seinem Team versucht Gil, die Unbekannten zu fassen und Ivy vor weiteren Angriffen zu schützen, doch das ist nicht so leicht, wenn alte Gefühle aufflammen und falsche Fährten die Ermittlungen behindern …
SpracheDeutsch
Erscheinungsdatum13. Jan. 2023
ISBN9783765576652
Dämmerung der Hoffnung
Autor

Lynn H. Blackburn

Lynn H. Blackburn, mehrfach ausgezeichnete Autorin, glaubt an die Kraft von Geschichten und dass die wahre Liebe tatsächlich existiert. Gemeinsam mit Ehemann Brian und ihren drei Kindern lebt sie in South Carolina. Sie steht für spannend-romantische Romane mit wertvollen Glaubensinhalten.

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    Buchvorschau

    Dämmerung der Hoffnung - Lynn H. Blackburn

    1

    Das Geldbündel auf seinem Schreibtisch hätte genauso gut von einem Monopoly-Spiel sein können.

    Secret Service Special Agent Gil Dixon drehte einen der trügerischen Zwanzig-Dollar-Scheine hin und her und musterte seine Rückseite. Es gab einige Gemeinsamkeiten mit einer echten Banknote, aber bei Weitem nicht genug, um jemanden zu täuschen, der genauer hinsah.

    „Ein bisschen Taschengeld?", fragte sein Kollege Zane Thacker, als er an Gils Schreibtisch vorbeiging.

    „Nicht genug, um etwas Gescheites damit anzufangen." Gil warf einen weiteren Blick auf den Stapel. 200 Dollar in Zwanziger-Scheinen. Selbst wenn die Person, die das Geld bei der Bank eingezahlt hatte, damit etwas Illegales plante, würde sich kein Staatsanwalt mit der Sache befassen. Das war es einfach nicht wert.

    „Wo kommt das her?", fragte Zane, doch sein Ton zeigte, dass er eigentlich nur zum Zeitvertreib nachhakte, nicht, weil es ihn wirklich interessierte.

    „Hedera, Inc."

    Zanes Kopf erschien über der Wand, die ihre Schreibtische voneinander trennte. „Du machst Witze!"

    „Nee."

    „Was will Dr. Collins denn mit Falschgeld?"

    „Keine Ahnung."

    „Wann triffst du sie?"

    „Heute Nachmittag. Ich hab gedacht, ich schaue erst mal in ihrem Büro vorbei, weil das Geld von ihr eingezahlt wurde."

    „Wieso sollte eine Firma wie Hedera überhaupt irgendwo Bargeld einzahlen?" Genau diese Frage stellte sich auch Gil, seit der Fall auf seinem Schreibtisch gelandet war.

    „Versteh ich auch nicht. Das Geld auf den Konten der Firma hätte eigentlich beinahe vollständig digital sein sollen. Aber es waren insgesamt ein bisschen mehr als 2000 Dollar eingezahlt worden, von denen 200 Dollar diese Blüten waren. „Deshalb möchte ich ja mit Dr. Collins sprechen.

    Das war ein Grund, aber nicht der einzige.

    Jeder im Büro wusste, dass Hedera Dr. Ivy Collins gehörte. Aber niemand wusste, dass sie seine Ivy war.

    Nein. Nicht mehr seine. Schon seit langer Zeit nicht mehr.

    Die Ivy aus seinen Erinnerungen war zu einer schlanken Frau mit feurigen Augen herangewachsen, die ihn von der Website der Hedera, Inc. anfunkelten. Sie hatte diese Firma vor vier Jahren gegründet.

    Ivy war seine beste Freundin gewesen. Gemeinsam hatten sie ihr ganzes Leben geplant. Schule, College, Heirat. Es war ihnen so einfach vorgekommen. Neben Emily, Gils Zwillingsschwester, war sie für ihn die wichtigste Person der Welt gewesen, deswegen war es ein logischer Schluss gewesen, mit ihr sein ganzes Leben zu verbringen. Keiner von ihnen hätte je gedacht, dass sie etwas auseinanderbringen könnte … bis sie sich eines Tages verabschiedet hatte und in das Auto ihrer Mutter gestiegen war. Er war auf einen Baum geklettert und hatte dem Auto nachgeblickt, bis es außer Sichtweite war. Zurückgeblieben war ein 9-Jähriger mit gebrochenem Herzen.

    Als er sie wiedergesehen hatte, war sie 16 gewesen, er ein Jahr älter. In diesem Sommer hatte sie ihm sein Herz gestohlen.

    Und dann … war sie fort gewesen.

    Oft hatte er darüber nachgedacht, ob er ihr hätte nachgehen sollen, aber es war nie etwas daraus geworden. Was hätte er auch sagen sollen? „Warum hast du mich einfach weggestoßen?, „Was ist nur los mit dir? oder einfach „Ich vermisse dich"?

    15 Jahre waren seit ihrer letzten Begegnung vergangen – niemals hätte er ein Wiedersehen unter solchen Umständen erwartet. Würde sie überrascht sein? Wusste sie überhaupt, dass sie in derselben Stadt wohnten? Dachte sie jemals noch an ihn?

    Nichts davon war wichtig. Oder zumindest sollte es das nicht sein.

    Aber wem machte er etwas vor? Sie war für ihn die Eine gewesen. Die ganz große Liebe. Diese Frau verfolgte ihn nun schon seit Jahren und er musste ihr Geheimnis endlich lüften.

    Es war so weit. Er würde seine Antworten bekommen. Heute noch!

    Sechs Stunden später bogen Gil und Zane auf den leeren Parkplatz der Hedera, Inc. ein. Zane deutete auf die verlassenen Parkplätze. „Es ist gerade mal halb fünf. Warum ist niemand mehr hier?"

    Gil hielt und wählte die Telefonnummer der Firma. Eine weibliche Tonband-Stimme mit leichtem Südstaatenakzent informierte ihn, dass Hederas Geschäftszeiten zwischen 7:00 Uhr und 16:00 Uhr lagen, und ermutigte dazu, eine Nachricht zu hinterlassen.

    „Von 7 bis 4? Da würde ich auch gerne arbeiten! Zane warf einen Blick auf seine Uhr. „Und was jetzt?

    Gil war nicht bereit, einfach aufzugeben. Noch nicht. „Hast du Zeit, bei ihr zu Hause vorbeizufahren?"

    „Klar. Was sollte ich auch sonst tun?" Zane lachte, doch seine Worte klangen ein wenig bitter. Eigentlich war er ein lustiger Typ, aber in den letzten Monaten hatte er oft mitgenommen und verschlossen gewirkt. Wahrscheinlich war dafür das Trauma verantwortlich, das er im letzten Frühling erlebt hatte. Zane war angeschossen worden und hatte dann sein Auto, sein Zuhause und fast seinen ganzen Besitz verloren. Und als wäre das nicht schlimm genug gewesen, hatte sich sein Jobwechsel zum Personenschutz um unbestimmte Zeit verschoben. Genug Gründe, um niedergeschlagen zu sein.

    Aber Luke Powell, einer ihrer Kollegen, war davon überzeugt, dass der eigentliche Grund Zanes angespannte Beziehung zu Tessa Reed war, der einzigen Agentin im Büro.

    Doch jetzt war nicht der Zeitpunkt, um nachzuhaken. „Sie wohnt nur fünf Minuten entfernt. Schauen wir mal nach, ob sie zu Hause ist."

    Gil verringerte das Tempo, als sie sich Ivys Haus näherten. Es befand sich in einem älteren Stadtteil von Raleigh, wo die Grundstücke groß und die Grenzen nicht klar zu erkennen waren. Zwei Etagen. Wahrscheinlich noch ein Keller. Dahinter circa ein Hektar bewaldetes Grundstück.

    Langsam bog er in ihre Einfahrt ein und parkte bei dem gepflasterten Weg, der zur Veranda führte. Gil und Zane stiegen aus und gingen zur Haustür.

    Sollte er Zane über seine Vergangenheit mit Ivy aufklären? Soweit sein Partner wusste, würde das hier nur ein freundlicher Plausch werden. Zögernd blieb er stehen. „Zane …"

    Zane griff um ihn herum und drückte die Klingel. „Was?"

    Jetzt war es zu spät, um so ein Gespräch anzufangen. „Schon gut."

    Sie warteten, aber es waren keine Schritte zu hören. Gil trat vor und klopfte. Die Tür schwang von alleine auf, als seine Knöchel das Holz berührten. Das war nicht normal.

    War es möglich, dass Ivy ihre Haustür einfach offengelassen hatte? Ganz bestimmt nicht.

    Gil zog seine Waffe aus dem Holster und Zane rief bereits Verstärkung. Gut! Vorsicht war besser als Nachsicht.

    Gil stieß die Tür ganz auf. Lautlos schwang sie zur Seite. Mit allen Sinnen konzentrierte er sich auf die neue Umgebung. Das Foyer war klein, zu seiner Linken machte er ein sechseckiges Büro aus. Der Raum rechts sah wie ein Esszimmer aus. Beide waren leer. Geradeaus erkannte er ein Wohnzimmer mit Sofas, einem großen Fernseher und gemütlichen Stühlen. Der Raum war ordentlich und nirgendwo war etwas Ungewöhnliches zu erkennen.

    Aber zwei signifikante, völlig unterschiedliche Gerüche lagen in der Luft: Zimt und verkohltes Fleisch.

    Zane nickte nach rechts. Gil folgte ihm und sie stießen auf zwei Schlafzimmer und ein kleines Bad. Dann übernahm Gil die Führung und sie durchquerten das Wohnzimmer. Eine Tür zu ihrer Rechten führte wahrscheinlich zu einem weiteren Schlafzimmer. Falls das Haus sinnvoll geplant war, musste sich nun am Ende des Ganges auf der rechten Seite die Küche befinden.

    Eine Tür öffnete sich am anderen Ende des Hauses und er hörte, wie jemand eine Treppe hinunterpolterte. Aber auch hier, auf der anderen Seite dieser Wand, bewegte sich jemand.

    Wurde da ein Schrank geöffnet?

    Nach einem kurzen Seitenblick auf Zane schob Gil sich in den nächsten Raum. Zu seiner Linken stand ein Esstisch und eine Tür führte nach draußen, rechts befand sich die Küche.

    Auf der anderen Seite der großen Kochinsel stand Ivy Collins.

    Seine Ivy.

    Es war, als wäre überhaupt keine Zeit vergangen. Keine Jahre des Schweigens. Etwas Starkes und Wahrhaftiges zog ihn zu ihr hin. Sein Körper wollte die Distanz zwischen ihnen überbrücken, aber sein Verstand weigerte sich. Jahre des Trainings zwangen ihn, den Raum mit den Augen abzusuchen.

    „Bleib du hier. Ich durchsuche das Bad." Wut ließ Zanes Stimme vibrieren, während seine Schritte sich langsam entfernten.

    Blut lief über Ivys rechte Wange und tropfte von ihren vollen Lippen zu Boden. Ihr Pullover war zerrissen und entblößte eine hässliche Brandwunde auf ihrer Schulter. Irgendetwas stimmte mit ihrer rechten Hand nicht, aber Gil konnte sich nicht darauf konzentrieren, da sie in der anderen eine Pistole hielt.

    Noch bevor er seine Anwesenheit erklären konnte, drückte sie den Abzug …

    2

    Der Körper des Mannes wurde zurückgeschleudert. Er krachte gegen die Wand und sank dann zu Boden, wo er mit einem dumpfen Aufprall liegen blieb.

    Er griff mit der rechten Hand nach seiner linken Schulter, eine reflexartige Handlung, mit der er versuchte, das Blut aufzuhalten, das aus der Schusswunde sickerte. Sein Selbsterhaltungstrieb schien alle anderen Instinkte zu übertrumpfen, sogar den Instinkt, dem er hätte folgen sollen – dem Instinkt zu fliehen.

    Denn wenn er geglaubt hätte, sie und ihre Waffe wären eine Gefahr für ihn, hatte er eindeutig keine Ahnung, wie tödlich der Mann war, der jetzt vor ihm stand.

    Ivy war nicht sicher, woher sie das wusste, aber sie wusste es. Gil könnte ihn töten. Vielleicht wollte er das sogar. Und es könnte durchaus sein, dass sie das gut fände. Das sollte sie nicht, aber in diesem Augenblick konnte sie keinerlei Mitgefühl für den verletzten Mann empfinden.

    Vater, vergib mir.

    Gils Blick war unverwandt auf den blutenden Mann gerichtet, der auf dem Boden lag, aber er eilte nicht zu ihm – weder, um ihm zu helfen, noch, um ihn zu verhaften.

    „Zane? Gils Tonfall war ruhig, fast beiläufig, so als wollte er fragen, ob sein Kollege einen Kaffee wollte. „Wir haben hier alles im Griff.

    Ein Mann kam aus ihrem Wohnzimmer und betrat die Küche. „Bist du okay? Der Mann, den Gil mit Zane angeredet hatte, musterte Gil von Kopf bis Fuß und tat dasselbe dann mit Ivy. Er presste die Lippen zusammen und seine Augen brannten vor Wut, als sein Blick auf ihrem Arm, ihrer Hand liegen blieb. „Kümmere du dich um sie. Ich kümmere mich um ihn.

    Gil wandte dem Mann auf dem Boden nicht den Rücken zu. Er entfernte sich rückwärts. Mit jedem Schritt kam er näher auf Ivy zu, aber zugleich blieb er dort, wo er Zane zu Hilfe eilen konnte, sollte das nötig sein. Zane tastete den Mann ab, nahm ihm zwei Waffen ab – die erste aus einem Schulterhalfter, die zweite aus einer Halterung am Fußgelenk – und lief dann zu dem Bad im Flur. Sekunden später kam er mit zwei Badehandtüchern zurück. Eins warf er Gil zu. Das andere dem Mann auf dem Boden.

    Zane kniete sich vor den blutenden Mann und übte Druck auf dessen Wunde aus. Als der Mann sich wand, triefte Zanes Stimme nur so vor Verachtung. „Ich versuche Ihnen zu helfen. Mir wäre es ja egal, aber es ist mehr Papierkram für mich, wenn Sie sterben."

    Ivy hörte das alles, konnte sich aber nicht darauf konzentrieren. Zu sehr war ihr bewusst, wie nahe Gil ihr war, der sich in Zeitlupe in ihre Richtung schob. Als Zane den Mann am Boden ganz unter Kontrolle hatte, zögerte Gil nicht, sich Ivy zuzuwenden.

    „Gil." Sein Name klang heiser, als sie ihn aussprach. Sie versuchte sich zu räuspern, aber ihr Mund war ganz trocken. Was konnte sie sonst noch sagen? Nichts würde dieser Begegnung die Peinlichkeit nehmen.

    „Buttercup."

    Bei dem so lange nicht gehörten Spitznamen, den er mit unendlicher Zärtlichkeit aussprach, vergaß Ivy, dass sie fünfzehn Jahre nicht mehr mit Gil Dixon gesprochen hatte. Ihre Füße setzten sich in Bewegung. Sie versuchte, die Arme nach ihm auszustrecken, aber sie gehorchten ihr nicht. Stattdessen wankte sie mit dem ganzen Oberkörper gegen Gil und seine Arme fingen sie auf. „Gil."

    „Ich halte dich, Buttercup."

    Er war so stark. So verlässlich. Und zum ersten Mal, seitdem ihr Albtraum vor einer Stunde begonnen hatte, war sie in Sicherheit.

    *

    Fünf endlose Stunden später starrte Ivy die Kleidung an, die eine Krankenschwester ihr hinhielt. „Woher kommen die Sachen?"

    Schwester Juliet ignorierte die Frage. „Sie können gehen. Brauchen Sie Hilfe mit dem Shirt?"

    Ivy folgte dem Blick der Krankenschwester. Ihre rechte Hand pochte mit jedem Herzschlag. Der Ringfinger und der kleine Finger waren gebrochen. Der Arzt hatte gesagt, sie würden höchstwahrscheinlich gut heilen, ohne dass sie an Beweglichkeit verloren.

    An ihrem rechten Daumen gab es zwei Brandwunden, verursacht von einer Zigarette. Eine an der Spitze, eine am Ballen. Im Daumen befanden sich viele Nerven. Das wusste sie besser als die meisten anderen Menschen. Aber sie hatte noch nie am eigenen Leib erfahren, wie es war, wenn jeder einzelne dieser Nerven gleichzeitig vor Schmerzen schrie.

    Weder die Platzwunde an der Schläfe noch die an ihrer Lippe hatte genäht werden müssen, aber trotzdem tat Ivy das ganze Gesicht weh. Ihr Kopf hämmerte. Und dann war da noch die üble Verbrennung an ihrer rechten Schulter. Sie stammte nicht von einer Zigarette, sondern von einem sehr heißen Gegenstand, der eine unangenehme Ähnlichkeit mit einem Lockenstab aufwies, aber noch nie für etwas so Sanftes benutzt worden war. Werde ich jemals wieder meine Haare zu Locken drehen können?

    Wenn sie ihr wehtun wollten, hätten diese Idioten, die sie gefoltert hatten, ihr die Haare abrasieren müssen. Angesichts dieser Möglichkeit hätte sie zumindest überlegt, ihnen zu geben, was sie wollten. Dass sie ihre Haare noch hatte, war ein schwacher Trost. Aber im Moment war er besser als nichts.

    In der Notaufnahme herrschte ein auffälliger Mangel an Spiegeln. Wahrscheinlich, damit die Leute nicht in Ohnmacht fielen, wenn sie ihre Verletzungen sahen. Aber Ivy konnte sich vorstellen, wie sie aussah. Als sie ihr die Schulter verbrannt hatten, waren einige Haarsträhnen angesengt worden. Sie konnte es nicht sehen, aber der Gestank verbrannter Haare war nicht zu verkennen oder zu vermeiden. Jedes Mal, wenn sie sich bewegte, roch sie es.

    Und auf jeden Fall hatte sie verschmierte Wimperntusche und Eyeliner auf den Wangen. Sie hatte sich bemüht, nicht zu weinen. Aber als der Riesenkerl ihr Hemd zerrissen hatte und sie entblößt und zitternd dasaß, von Schmerzen gequält wegen der gebrochenen Finger und des verbrannten Daumens und der Ohrfeigen, hatte sie mit dem Schlimmsten gerechnet.

    Sie hatte keine Zeit gehabt, sich mental darauf einzustellen, dass sie wie ein Marshmallow geröstet werden würde. Super, die kann ich jetzt auch nicht mehr essen.

    Juliet neigte den Kopf ein wenig zur Seite. „Ma’am. Soll ich Ihnen beim Anziehen helfen?"

    „Nein, das schaffe ich schon. Aber woher haben Sie meine Sachen?" Und es waren ganz eindeutig ihre eigenen Sachen. Schwarze Leggings und ein weiches T-Shirt. Socken. Sneakers. Ein dünner Pullover. Und … andere Dinge. Jemand hatte diese Sachen zu ihr ins Krankenhaus gebracht. War es Gil gewesen? So gerne sie auch gewusst hätte, wo Gil war und warum er ausgerechnet an diesem Tag wieder in ihr Leben getreten war, konnte sie nicht verhindern, dass ihr bei dem Gedanken, wie Gil Dixon in ihren Unterhosen und BHs wühlte, das Blut in die Wangen stieg.

    Nicht wegen der Wäsche – obwohl das schlimm genug war –, sondern wegen des Bildes, gerahmt und an einem Ort aufgestellt, an dem sie es jeden Tag sehen konnte. Wenn er in ihrem Schlafzimmer gewesen war, dann konnte er es gar nicht übersehen haben.

    „Keine Ahnung, Schätzchen. Die sind unten am Empfang abgegeben worden. Juliet wandte sich zum Gehen. „Ich sehe in ein paar Minuten noch mal nach Ihnen, und dann können Sie nach Hause.

    Ivy wartete, bis die Tür hinter der Schwester ins Schloss fiel, bevor sie mit den Kleidern in das winzige Bad ging. Sie würde nicht riskieren, sich im Zimmer selbst umzuziehen, wo jederzeit jemand hereinkommen konnte. Sie hatte heute schon genügend Haut gezeigt.

    Sie zog an dem Band, das am Kragen des Krankenhaushemdes befestigt und von unzähligen Waschgängen schon ganz verdreht war, zog das Hemd aus und griff nach ihren Sachen. Sie würde schon einen Weg finden, sich anzuziehen, auch wenn sie zwei ihrer Finger und einen Daumen nicht benutzen konnte. Schließlich war sie Ingenieurin. Zum Glück waren diese Idioten nicht schlau genug gewesen, sich ihre Hände genauer anzusehen und die Schwielen zu beachten, denn sonst hätten sie festgestellt, dass Ivy Linkshänderin war.

    Zehn Minuten später lehnte Ivy am Türrahmen, stolz und erschöpft. Sie hatte es geschafft. Aber jetzt musste sie sich einem neuen Dilemma stellen. Sie war in einem Rettungswagen hierhergebracht worden. Auf dem Krankenwagen hatte Gil bestanden, nachdem sie in der Küche kurz nach seiner Ankunft beinahe bewusstlos geworden war. Die Sanitäter sagten, es sei eine Mischung aus Schock und Schmerzen wegen der Verbrennungen, aber peinlich war es trotzdem. Nachdem sie in Ohnmacht gefallen war – leider konnte sie das nicht schönreden –, hatte Gil niemandem gestattet, ihr mehr als die nötigsten Fragen zu stellen.

    „Was wollten die Männer?" Zugang zu ihrem Computer bei der Arbeit.

    „Warum?" Keine Ahnung.

    „Haben Sie die Männer vorher schon mal gesehen?" Noch nie.

    „Wie sind sie ins Haus gekommen?" Wusste sie nicht. Sie war in der Küche gewesen und hatte gerade die Reste von dem Thai-Curry aus der Mikrowelle geholt, das sie am Abend zuvor mit ihrem Ex-Freund gegessen hatte (eine Information, die sie ausgelassen hatte). Sie hatte sich umgedreht und sie hatten dort gestanden.

    „Sie haben sie nicht gehört?" Nein. Sie hätten mit einem Panzer durch ihr Haus rollen können und Ivy hätte sie trotzdem nicht gehört. Sie hatte ihre Bluetooth-Kopfhörer in den Ohren gehabt. Die Tatsache, dass sie dazu gesungen hatte, erwähnte sie nicht und sie sah auch keinen Grund zu erklären, dass sie außerdem getanzt hatte und bei einer Drehbewegung in den Armen des Mannes gelandet war, der anschließend ihre Schulter gegrillt hatte.

    An diesem Punkt hatte Gil sich eingeschaltet. „Das reicht. Sie muss medizinisch versorgt werden." Er funkelte den Polizeibeamten an, der sie befragt hatte. Der Beamte funkelte zurück.

    Gil zuckte nicht mit der Wimper. Sein Blick war kalt. Hart. Wütend. „Dr. Collins ist eine angesehene Einwohnerin der Stadt. Sie ist hier zu Hause. Sie hat hier ihre Firma. Sie wird nirgendwohin verschwinden. Und sie wird später für Fragen zur Verfügung stehen."

    Er hatte recht. Aber woher wusste er all das über sie? Und warum war er überhaupt hier? Bewaffnet? Mit einem Partner? Sie hatte sehr viele Fragen.

    „Jetzt wird sie ins Krankenhaus gebracht." Gil sagte es mit einer Bestimmtheit, die keine Widerrede duldete.

    Der Polizeibeamte gab nach, aber kurz darauf, als die Sanitäter sie auf ihrer Liege anschnallten, hörte Ivy, wie er ins Telefon sprach. „Keine Ahnung. Ich hatte noch nie einen Showdown mit einem Agenten vom Geheimdienst. Eine Pause. „Stimmt. Noch eine Pause. „Ja, sie ist umwerfend, aber – Eine längere Pause. „Okay, ich mache mich schlau.

    Gil betrat den Raum und der Polizist ging. Gil starrte ihm noch lange nach, bevor er sich an sie wandte. „Ivy. Als er ihren Namen sagte, konnte sie beinahe den Jungen vor sich sehen, den sie früher gekannt hatte. Obwohl aus diesem Jungen ein Mann mit tiefschwarzen Haaren geworden war, die im Augenblick ganz zerzaust aussahen, weil er immer wieder mit der Hand hindurchfuhr. Er beugte sich vor und seine himmelblauen Augen suchten ihre. Sie konnte den Blick einfach nicht abwenden. „Ich wünschte, ich könnte dich begleiten, aber ich muss hierbleiben. Im Krankenhaus haben wir für dich Personenschutz arrangiert. Ich komme, sobald ich kann. Er berührte mit einer Hand ihre Wange und schob eine Haarsträhne hinter ihr Ohr – eine Geste, die er in ihrem letzten gemeinsamen Sommer perfektioniert hatte. Dann hatten die Sanitäter Ivy mitgenommen.

    Wahrscheinlich hätte sie jemanden anrufen sollen. Aber wen?

    Sie hatte Angestellte. Kollegen. Geschäftspartner. Sie konnte zum Telefon greifen und sich mit allen möglichen Geschäftsleuten in Raleigh zum Essen oder zum Kaffee verabreden.

    Aber sie hatte keine Freunde. Sie hatte Kollegen.

    Und seit heute hatte sie Gil. Aber sie hatte keine Ahnung, was er war.

    Wenn jemand sie an diesem Morgen gefragt hätte, was passieren würde, wenn sie Gil Dixon noch einmal über den Weg lief, hätte sie mehrere Szenarien parat gehabt. Eine Möglichkeit war gewesen, dass ihre Blicke sich begegnet wären und sie anschließend die Flucht ergriffen hätte. Sehr reif, diese Fassung. Und die wahrscheinlichste.

    Sie hatte auch überlegt, dass sie vielleicht in Tränen ausbrechen und sofort auf ihn einreden und ihn um Verzeihung bitten würde. Oder dass sie vor ihm stände, stumm und zerknirscht, während er fünfzehn Jahre gerechten Zorn über sie ausgoss. Wenn er das gewollt hätte, dann hätte sie ihn gelassen. Sie hatte es verdient.

    Egal, wie oft sie über die möglichen Alternativen nachgedacht hatte, hätte sie doch niemals zu hoffen gewagt, dass er sie so ansehen würde, wie er es an diesem Abend getan hatte.

    Und niemals, nicht in tausend Jahren, hatte sie erwartet, dass er sie Buttercup nennen würde.

    3

    Gil ging im Wartezimmer der Notaufnahme auf und ab. Wie lange dauerte es denn, Finger zu schienen und Brandwunden zu verarzten? Ivy brauchte Ruhe. Wahrscheinlich war sie inzwischen völlig ausgehungert. Ihr Abendessen hatte auf der Küchenzeile gestanden. Kalt. Nicht angerührt.

    Sie musste diese Sache nicht allein durchstehen. Vielleicht ist sie ja gar nicht allein.

    Gil betrachtete die anderen Leute im Wartezimmer. Könnte jemand von ihnen Ivys wegen hier sein? Sie lebte schon seit mehreren Jahren in Raleigh, da hatte sie doch sicher Freunde. Ihr Ringfinger war angenehm schmucklos, deshalb war Gil einigermaßen sicher, dass sie nicht verlobt war. Oder verheiratet. Aber das bedeutete nicht, dass sie keinen Freund hatte.

    In den fünfzehn Jahren, die sie getrennt gewesen waren, hatte er ihre berufliche Laufbahn im Blick behalten und er wusste ungefähr, wie ihr Leben so aussah. Aber er hatte keine Ahnung, wie die Flächen zwischen Ausbildung und Beruf ausgemalt worden waren. Es gab so vieles, was er von ihr nicht wusste, aber in den wenigen Minuten, die er in ihrer Nähe gewesen war, hatte er drei Dinge feststellen können.

    Erstens: Sie war in ernsthaften Schwierigkeiten. Diese Männer ließen nicht mit sich spaßen, aber ausgehend von ihren Antworten wusste sie nicht, warum sie da waren oder was sie wollten.

    Zweitens: Sie hatte gewusst, dass er in Raleigh war, und sie war froh, ihn zu sehen. Obwohl er sich darauf besser nicht zu viel einbilden sollte. Jeder wäre froh über das Erscheinen eines Geheimdienstagenten, wenn er gerade gefoltert wird. Aber Gil hatte erwartet, dass sie überraschter sein würde, als sie es war. Wenn er richtiglag, dann war er nicht der Einzige, der dafür sorgte, auf dem Laufenden zu sein.

    Drittens: Sie war immer noch seine Ivy. Sie war erwachsen geworden, aber die Ivy, die er früher gekannt hatte, war immer noch da. Blonde Haare, die nur wenig dunkler waren als damals, als sie Kinder gewesen waren, fielen ihr jetzt in sanften Wellen auf die Schultern; dieselben blauen Augen, in die er unzählige Male geblickt hatte; dasselbe winzige Muttermal an ihrer Schläfe. Sie war um einiges größer als Emily, wahrscheinlich 1,70 Meter ohne Schuhe. Und sie passte immer noch perfekt in seine Arme.

    Er würde nie vergessen, wie sie das erste Mal seine Hand gehalten hatte, oder die Stunden, die sie gemeinsam in der Dämmerung spazieren gegangen waren, sein Arm um ihre Schultern, ihrer um seine Taille gelegt, ihre Wange an ihn gelehnt. Sie waren jung, aber er liebte sie. Er wollte sein Leben mit ihr verbringen.

    Und dann hatte sie ihn aus ihrem Leben verbannt.

    Er war nicht sicher, ob sie den Verrat, der sie den ganzen Sommer über in Schockstarre versetzt hatte, überlebt hätten, aber Ivy hatte ihnen gar keine Chance gegeben, es zu versuchen.

    Wahrscheinlich wollte sie es jetzt nicht noch einmal versuchen. Zu viel Wasser war den Bach hinuntergeflossen und all dieser Unsinn. Ja, sie war ihm praktisch in die Arme gesunken, als er sie Buttercup genannt hatte, aber sie war verletzt gewesen und hatte unter Schock gestanden. Sie würde sich zusammenreißen und dann würde Dr. Collins sich von Buttercup verabschieden und wieder so tun, als gäbe es Gil gar nicht.

    „Special Agent Dixon?" Die Stimme riss Gil aus seinen Gedanken. Er drehte sich um und stellte fest, dass die Stimme einem Mann in OP-Kleidung gehörte, der ein Stück hinter einem Schreibtisch stand. Er war groß, blond, in den Dreißigern und entweder sehr mies gelaunt oder schlecht auf Gil zu sprechen.

    Gil ging auf ihn zu. „Ja?"

    Der Mann öffnete eine Tür neben dem Schreibtisch und bedeutete Gil, er solle hindurchgehen. „Ich bin Dr. Steele. Der Beamte, der zum Schutz von Dr. Collins abgestellt ist, hat mir gesagt, dass Sie warten. Wir entlassen Dr. Collins, aber sie sollte heute Nacht nicht allein sein."

    „Das wird sie auch nicht."

    Dr. Steele sah Gil grimmig an. „Ich will, dass Dr. Collins beschützt wird, aber ich glaube nicht, dass es in ihrem jetzigen Gemütszustand eine gute Idee ist, wenn sie die Nacht bei Fremden verbringt. Nicht nach dem, was sie durchgemacht hat. Sie ist eine starke Frau, aber niemand sollte sich einsam fühlen, nachdem er gefoltert wurde. Haben Sie mit ihren Freundinnen gesprochen? Eine Übernachtungsmöglichkeit für sie gefunden? Ich weiß ja nicht, wie die Vorschriften bei so was sind, aber –"

    „Ich kenne Iv– Dr. Collins, seit wir Kinder waren. Bei diesen Worten erhellte sich Dr. Steeles Miene. „Heute Abend bin ich als ein Freund hier. Zum Glück bin ich ein Freund, der sie auch beschützen kann.

    „Bringen Sie Dr. Collins zu ihrem Haus zurück?"

    „Nein."

    „Wo –"

    „Ich weiß Ihre Fürsorge zu schätzen, Dr. Steele. Aber zum Personenschutz gehört auch, dass wir den Aufenthaltsort von Dr. Collins nicht bekannt machen, bis wir besser wissen, in welcher Gefahr sie sich befindet."

    „Das verstehe ich." Dr. Steele fügte nichts mehr hinzu. Sein Interesse an Ivy schien über das hinauszugehen, was man von einem Arzt der Notaufnahme erwarten würde. Er hatte ihre körperlichen Wunden zusammengeflickt, wollte sie aber offensichtlich nicht gehen lassen, bevor er sich vergewissert hatte, dass auch ihren emotionalen Bedürfnissen Rechnung getragen wurde.

    „Meine Schwester, auch eine alte Freundin von Dr. Collins, ist schon unterwegs. Sie wird in ein paar Stunden hier sein. Ivy wird Unterstützung, Freundschaft und Sicherheit haben." Vielleicht sogar mehr davon, als ihr lieb war. Aber trotz Gils Bemühungen, es seiner Schwester auszureden, war Emily auf dem Weg hierher und wollte das ganze Wochenende bleiben.

    „Gut. Dr. Steele gab Gil seine Visitenkarte und Gil nahm sie. Dann trat der Arzt noch einen Schritt näher. „Folter, sagte er mit gesenkter Stimme, „kann unerwartete Dinge auslösen. Wenn es Probleme gibt, zögern Sie nicht anzurufen."

    Gil betrachtete die Karte und schob sie dann in seine Tasche. „Mach ich." Er meinte es ernst. Den ganzen Abend hatte er versucht, nicht an das zu denken, was Ivy erlitten hatte, bevor Zane und er bei ihr aufgetaucht waren. Aber er würde alles darüber in Erfahrung bringen, und zwar bald.

    Dr. Steele zeigte auf einen Raum. „Sie ist da drin. Warten Sie kurz. Er klopfte an die Tür und trat ein. Gil lehnte sich an die Wand und hörte noch, wie der Arzt Ivy begrüßte, aber als die Tür geschlossen wurde, verstand er nicht mehr, was gesagt wurde. Drei Minuten später, die sich wie eine halbe Stunde anfühlten, kam Dr. Steele wieder heraus. „Sie erwartet Sie.

    „Danke." Gil ging um Dr. Steele herum und betrat das Zimmer. Anstatt die Tür hinter sich zu schließen, nahm er sich fünf Sekunden Zeit, sich mit dem Raum vertraut zu machen. Es war Gewohnheit. Und Training. Das sagte er sich jedenfalls. Und es stimmte auch.

    Aber es stimmte auch, dass er Krankenhauszimmer hasste und nicht den Wunsch hatte, eine Sekunde länger als nötig in diesem hier zu verbringen. Außerdem kannte er Ivy zwar und sie kannte ihn, aber in vielerlei Hinsicht war sie Gil immer noch ein Rätsel. Eine geliebte Fremde, aber nichtsdestotrotz eine Fremde.

    „Hi." Ivys leise Stimme ließ Gils Blick von seiner Umgebung zu ihr wandern. Sie trug die Kleidung, die er für sie hergebracht hatte. Ihre Haut, die schon unter normalen Umständen durchscheinend und hell war, wies eine Blässe auf, die in ihm eine Mischung aus Besorgnis und noch etwas auslöste … eine Art Beschützerinstinkt. Als wäre er persönlich für ihren Schutz verantwortlich.

    „Hi." An dieser Stelle sollte er wahrscheinlich etwas sagen. Sollte er sie fragen, ob es ihr gut ging? Oder … was sonst?

    Sie senkte den Kopf und der Anflug eines Lächelns huschte über ihr Gesicht. „Ich glaube, so lange haben wir noch nie geschwiegen, wenn wir zusammen waren."

    Der Witz ließ sein Gehirn und seine Zunge wieder miteinander koordinieren. „Stimmt nicht. In der Kirche konnten wir auch nicht reden."

    „Auch wieder wahr." Diesmal hielt ihr Lächeln einige Sekunden an, bevor es schwand.

    „Ivy. Es lag ihm auf der Zunge zu sagen, dass er sie vermisst hatte, aber er hielt sich zurück. Er durfte sie nicht nervös machen. Irgendwann würden sie über das sprechen, was sie auseinandergetrieben hatte, aber nicht heute Abend. „Was brauchst du jetzt? Etwas zu essen? Kaffee? Ich kann dich nicht nach Hause bringen, weil dein Haus ein Tatort ist. Und ehrlich gesagt, sind die Leute von der Polizei sehr nett, aber wenn ich nicht bald mit dir erscheine, werden sie kommen und dich suchen.

    „Ich bin völlig baff, dass sie noch nicht hier sind. Scheint mir nicht der normale Ablauf zu sein." Ivy machte einen konzentrierten Gesichtsausdruck, dabei verzogen sich ihre Lippen auf charakteristische Weise zu einer Seite, was in Gil eine Flut von Erinnerungen auslöste.

    „Ich habe versprochen, dass bei dir keine Fluchtgefahr besteht und dass ich dich aufs Revier bringen werde, sobald ich kann."

    Ivy riss die Augen auf. „Sie haben gewartet, weil du sie darum gebeten hast?"

    „Sie haben im Moment genug zu tun. Aber ich muss dich hinbringen. Und ich bleibe, bis

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