Das Schweden-Lesebuch: Impressionen und Rezepte aus dem Land der Elche
Von Almut Irmscher
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Über dieses E-Book
Tausend Schären verwandeln die Meeresküste in eine magische Welt aus Felsen und Formen, ruhig bahnt sich ein Schiff seinen Weg über die träumende Ostsee. In der Ferne erhebt sich eine bildschöne Stadt.
Kommen Sie mit auf eine Entdeckungsreise durch Schweden! Typische Rezepte aus der bodenständigen schwedischen Küche runden die Kapitel dieses Buches ab, und Fotos schenken Ihnen einen visuellen Eindruck aus dem Land der Elche.
Almut Irmscher
Almut Irmscher wurde in Wuppertal geboren und wuchs im niederbergischen Velbert, später im steingrauen Mönchengladbach der Siebzigerjahre auf. Mit 18 Jahren floh sie zum Studium ins lebenslustige Köln und verbrachte danach viele Jahre an so unterschiedlichen Orten wie Liverpool oder einem einsam gelegenen Bauernhof in der norddeutschen Tiefebene, um endlich auf einem Hügel im Bergischen Land anzukommen. Hier lebt sie nun mit ihrem Mann, einem Marineoffizier. Sie hat drei Kinder und leitet seit mehr als 20 Jahren eine kleine Reiseagentur. Ihre Leidenschaften sind das Reisen und das Schreiben, außerdem ist sie passionierte Fotografin und Köchin. Das inspirierte sie dazu, alles miteinander zu verbinden und die Vielfalt der bereisten Länder, Regionen und Städte mit lebendigen Geschichten, Fotos und Rezepten zu dokumentieren.
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Buchvorschau
Das Schweden-Lesebuch - Almut Irmscher
Einführung
Hunderte von felsigen Inselchen ragen aus der silbrig-sanften Ostsee. Vorwitzig recken sie sich daraus empor, manche wie die kahlen Rücken träger Wale, andere wie bucklige Skelette vorzeitlicher Wesen. Wieder andere bedeckt eine flauschige Mütze aus üppigem Buschwerk, sie gruppieren sich vor der Küste zu malerischen Schärengärten. Hin und wieder blitzt ein falunrotes Schwedenhaus zwischen dem satten Grün hervor, eine lauschige Enklave in verträumter Einsamkeit.
Auf dem Festland glitzert Wasser zwischen dem dichten Blättergeflecht des Waldes. Schier endlos zieht sich dieser Wald dahin, immer wieder durchbrochen von Seen, die spiegelglatt und friedlich unter der nordischen Sonne ruhen. Wenn das Gebüsch sich am Waldrand endlich lichtet, gibt es den Blick auf eine sanft geschwungene Landschaft frei, auf Wiesen und Felder. Idyllisch wiegen sich hohe Gräser in einer sanften Brise, und fröhlich tollen blonde Kinder zwischen den wilden Blumen vor einem hölzernen Bauernhaus herum.
Es sind solche Bilder, die die Fantasie vor unser inneres Auge zaubert, wenn wir an Schweden denken. Kein Wunder, ist es doch die malerische Weite seiner Natur, die Schweden zu großen Teilen prägt, von den Schärenküsten über die waldreichen Seenlandschaften des Südens bis hin zur unberührten Wildnis des rauen Lapplands im hohen Norden. Schweden ist eins der waldreichsten Länder unserer Erde. 56 Prozent seiner Fläche sind von Wäldern bedeckt, von den Mischwäldern in Südschweden bis zu den borealen Nadelwäldern des Nordens – viel Platz für Pflanzen und Tiere, besonders für die Elche, das Markenzeichen des Landes. Nirgends in Europa gibt es mehr dieser stattlichen Riesenhirsche mit dem markanten Schaufelgeweih als hier in Schweden. Aber auch Braunbären, Luchse, Vielfraße und Wölfe durchstreifen die dichten Wälder wieder, seit strenge Schutzmaßnahmen für sie wirksam geworden sind.
Wo kein Wald ist, da beherrscht vor allem die Landwirtschaft das Gesicht des Landes. Wer hat jetzt nicht gleich an die friedliche Idylle von Bullerbü gedacht? Noch bis weit in die erste Hälfte des 19. Jahrhunderts hinein war Schweden ein reiner Agrarstaat. Dann setzte auch hier die Industrialisierung ein, die dank des guten Zugangs zu Rohstoffen schnell für einen Umbruch in Schwedens Wirtschaft sorgte. Besonders die reichen Vorkommen von Eisenerz wussten die Schweden zu nutzen. Das Stichwort heißt Schwedenstahl, produziert zum Beispiel von Sandvik, einem der größten schwedischen Unternehmen mit Sitz im norrländischen Sandviken, einer Kleinstadt in der südöstlichen Mitte des Landes. Die Redewendung „hinter schwedischen Gardinen sitzen" verdankt ihre Existenz der besonderen Härte des schwedischen Stahls, die Gitterstäbe vor Gefängnisfenstern wurden nämlich oft aus diesem Material gefertigt. Auf den stabilen Schwingen des Schwedenstahls segelte Schweden nach dem Zweiten Weltkrieg zu beachtlichen Erfolgen vor allem im Fahrzeugbau. Namen wie Scania und Volvo sprechen für sich, sie stehen für solide und hochwertige, wenn auch ein bisschen biedere Fahrzeuge. Die Geschichte des Automobilbauers Saab verlief nach einer Übernahme durch General Motors hingegen weniger glücklich, die ausgegliederte Sparte Saab AB ist aber in der Flugzeug-, Rüstungs- und Weltraumtechnik sehr erfolgreich.
Ähnlich solide Konzepte führten zum Erfolg schwedischer Firmen wie Elektrolux, Ericsson und der Tetra-Pak AG, die ihren Hauptsitz inzwischen in der Schweiz hat. Im preiswerteren Segment setzten schwedische Unternehmen auf einen lässigen und unprätentiösen Kurs. Dadurch gelang es, der auch hier im Prinzip zugrunde liegenden Biederkeit einen flotten und aufgeschlossenen Anstrich zu verpassen. So eroberte H&M die modeaffine Jugend, und Ikea stieg mit seinem revolutionären Konzept der billigen Möbel sogar zum Star der Einrichtungsszene auf. Das gelang erstaunlicherweise trotz ungezählter Nervenzusammenbrüche seiner Kunden beim Versuch, Bretter und Schrauben anhand kryptischer Skizzen eigenhändig zu einem brauchbaren Möbelstück zusammenzusetzen. Denn seit Ikea gibt es vermutlich keine erste eigene Bude mehr, die ohne Billy-Regal auskommt. Mit seinen Schwedenfarben, dem unvermeidlichen Elch und dem Werbesprecher mit Schwedenakzent entwickelte sich Ikea seit den Siebzigerjahren des letzten Jahrhunderts hierzulande zu so etwas wie dem Musterbild des Schwedenklischees, und das, obwohl die Firma schon seit 1982 aus steuerlichen Gründen einer niederländischen Stiftung gehört.
Und auch im Zeitalter des Internets hat das schwedische Modell mit Aufgeschlossenheit und Cleverness zum Erfolg geführt, was der mittlerweile in 80 Ländern erfolgreiche Stockholmer Streamingdienst Spotify unter Beweis stellt.
Unspektakulär und bescheiden, aber mit unangefochtener Qualität präsentiert sich dagegen der Dauerbrenner schwedischer Nahrungsmittelproduktion: das Knäckebrot. Benannt ist das bekannteste Produkt dieser Erfolgsreihe nach Gustav I. aus dem Hause Wasa, der Schweden 1523 von der Herrschaft dänischer Unionskönige befreite und damit der ab 1397 bestehenden Kalmarer Union von Dänemark, Norwegen und Schweden ein Ende setzte. Gustav I. Wasa stieg zum König auf und begründete die erbliche Thronfolge des schwedischen Königshauses. Der 6. Juni, der Tag seiner Wahl, wurde zum Nationalfeiertag. Noch heute ist der König von Schweden das Staatsoberhaupt, allerdings beherrscht er das Land schon lange nicht mehr. Seit 1917 existiert in Schweden die parlamentarische Monarchie, die Macht liegt bei der demokratisch gewählten Regierung. Der König darf nur noch repräsentieren und dem Land ein bisschen Glamour schenken, und in dieser Beziehung wirkt das schwedische Königshaus fast wie ein Volvo: solide, gediegen und ein bisschen bieder.
Dass Schweden aber auch ganz schön glamourös und ausgeflippt daherkommen kann, wissen wir spätestens seit ABBA. Bei näherem Hinsehen zeigt sich allerdings auch hier das typisch schwedische Erfolgsrezept: In den spleenigen Glitzerklamotten stecken vier nette, propere Menschen, hübsch anzusehen und freundlich, ganz so, wie man sich die jungen Leute von nebenan wünschen würde. Ihr Strahlen ist vielleicht ein bisschen naiv, auf jeden Fall unschuldig, und sie singen eingängigen Pop, der gefällig jedes Ohr umschmeichelt. Sie sind Everybody’s Darling, und das unumstößlich selbst noch Jahrzehnte nach ihrer weniger rühmlichen Trennung.
Auch andere schwedische Stars haben es geschafft, Glamour, sogar scheinbare Ruchlosigkeit auszustrahlen und dabei doch ein integres Image zu wahren. Man denke an die Sauberfrauen Greta Garbo und Ingrid Bergman, die im aufstrebenden Hollywood des letzten Jahrhunderts bedeutende Akzente setzten. Der Namensvetter Letzterer, Ingmar Bergman, beeinflusste die Filmkunst, indem er den Fokus seiner Werke auf schwierige Themen wie Sinnfragen oder zwischenmenschliche Dramen richtete. Auch scheute er nicht davor zurück, den damals auf der Leinwand noch tabuisierten Sex in seine Erzählungen mit einzubeziehen. „Die Zeit mit Monika sorgte deshalb 1953 für einen handfesten Skandal. Aufgeregte öffentliche Diskussionen zogen es schließlich nach sich, dass die restriktiven Moralvorstellungen infrage gestellt wurden, was in Schweden eine Liberalisierung im Umgang mit der Sexualität nach sich zog. Und zwar weit früher, als dies in anderen Ländern der Fall war. „Schwedenpornos
entwickelten sich in den Sechziger- und Siebzigerjahren auch in Deutschland zu einem erfolgreichen Genre. Aller Liberalisierung zum Trotz versucht die schwedische Regierung, Frauen zu schützen. Seit 1998 ist es in Schweden strafbar, die Dienste von Prostituierten in Anspruch zu nehmen, nicht aber, selbst in diesem Gewerbe tätig zu sein.
Eine liberale Sicht auf die Dinge und eine fürsorgliche Denkweise trugen dazu bei, dass sich Schweden in der zweiten Hälfte des letzten Jahrhunderts zu einem sozialdemokratischen Musterland entwickelte. Das sogenannte „Schwedische Modell" steht für engagierte Bildungs- und Arbeitsmarktpolitik ebenso wie für ein umfassendes System sozialer Absicherung durch den Wohlfahrtsstaat, von dem alle Bürger vom Säugling bis zum Rentner profitierten. Erst wirtschaftliche Probleme in den Neunzigerjahren führten zum Rückbau dieses dichten sozialen Netzes. Trotzdem genießen die rund zehn Millionen Schweden auch heute bei hohem Lebensstandard und geringer Arbeitslosigkeit einen respektablen Wohlstand. In der Rangliste der Pressefreiheit rangiert das Land ganz oben, 2019 belegte es unter 180 Ländern den dritten Platz. Es gilt zudem als eines der am wenigsten korrupten Länder unserer Erde. Mit anderen Worten: Es macht seinem Image in jeder Hinsicht alle Ehre. Es ist solide, anständig, von hohem Niveau – und ein bisschen bieder.
Dass Schweden auch Revolution kann, sieht man erst auf den zweiten Blick und an gänzlich unerwarteter Stelle: bei der Kinderliteratur. Es ist die Jugend, die die Welt verändert, und die Jugend ist stets von den Erfahrungen ihrer Kindheit geprägt. Europa steckte zur Mitte des letzten Jahrhunderts noch tief im Sumpf der schwarzen Pädagogik. Werke wie der Struwwelpeter, in dem unfolgsamen Kindern drastischste Konsequenzen angedroht werden, beherrschten die Kinderliteratur, oder Märchen, die auf verklausulierte Art Moral- und Rollenklischees transportieren. Sie erzählen von Jungen, die nur tapfer und mutig genug sein müssen, um die Achtung des alten Königs doch noch zu erlangen und von Mädchen, hübsch, adrett und artig, die sich mit dem Frosch bescheiden sollen, denn wer weiß schon, was dieser noch zu bieten hat?
Mitten in diese überkommene Welt trat eine schillernde Revolutionärin, unangepasst und renitent bis in die letzte Faser ihres Seins: Astrid Lindgrens Pippi Langstrumpf. Nein, so lautet ihre Botschaft, Kinder – und insbesondere Mädchen – müssen nicht hübsch, adrett und artig sein. Das glatte Gegenteil bringt sie zum Ziel, nämlich ein selbstbestimmtes und freies Leben zu führen. Pippi Langstrumpf ist eine Anarchistin, eine Rotzgöre, die auf alle Autoritäten pfeift. 1945 erschien die erste Auflage des Buchs in Schweden, schon 1949 folgte die westdeutsche Ausgabe im Oetinger Verlag (in der DDR erschien Pippi Langstrumpf erst 1975). Und das, obwohl Astrid Lindgrens Werk damals höchst umstritten war – widersprach es doch vehement allem, was die Pädagogen bislang für gut und richtig befunden hatten. Aber Pippi Langstrumpf ließ sich nicht aufhalten. Spätestens, als 1969 die deutsch-schwedische Fernsehserie mit der legendären Darstellung der Pippi durch Inger Nilsson erschien, eroberte die rotbezopfte Rebellin selbst noch das letzte deutsche Kinderzimmer.
Auch meine eigene Kindheit dominierten zunächst noch die üblichen schwarzpädagogischen Klassiker wie der „Struwwelpeter". Welch einen erfrischenden Gegensatz bot Pippi Langstrumpf zu dessen vertrockneter, von Schreckgespenstern beherrschten Welt! Wo der Struwwelpeter den Autoritätsglauben zu verfestigen trachtete, da propagierte Pippi munter das Gegenteil: Pippi macht, was ihr gefällt, und – widdewiddewitt – die ganze Welt, wie sie ihr gefällt. Ich wage es zu behaupten, dass mein Leben ohne Pippi Langstrumpf anders verlaufen wäre. Und ganz bestimmt nicht besser.
Pippi Langstrumpf gilt als literarische Vorreiterin der Frauenbewegung, doch ich denke, sie ist mehr als nur das. Denn ihre Ideale der Selbstbestimmtheit, der Freiheit, der Individualität und der Selbstverwirklichung sind die gleichen, die auch die Jugendbewegung von 1968 in Westdeutschland inspirierten und diese dazu antrieben, den „Mief von tausend Jahren" zu lüften. Ein Aufruhr, der letztlich zur Veränderung unserer Gesellschaft hin zu einem liberaleren Gemeinwesen führte. Ich bin der festen Überzeugung, dass einen Grundstein dafür unter anderem die Schwedin Astrid Lindgren legte, indem sie Kinder und Jugendliche zu eigenständigem Denken und zum Widerspruch gegen die althergebrachten Doktrinen ermutigte.
Machen wir uns also auf den Weg, die Heimat der großen Kinderbuchautorin zu erkunden. Begleiten Sie mich auf meiner Tour durch Schweden, entdecken Sie mit mir schwedische Besonderheiten und die kulinarische Vielfalt des Landes. Wie immer runden zahlreiche Bilder in den Fotoalben auf meiner Website www.almutirmscher.de die Reise mit visuellen Eindrücken ab. Ich lade Sie dazu ein, sich von Schwedens Schönheit und bunter Fülle betören zu lassen!
Välkommen till Sverige – willkommen in Schweden!
Zwischen Schärengärten und Großstadtflair – Göteborg
Ziel meiner allerersten Reise nach Schweden war die Stadt Göteborg. In aller Frühe brachen mein Mann, die Kinder und ich an einem Sommermorgen mit der Fähre vom dänischen Frederikshavn aus dorthin auf. Eine 90 Kilometer lange Strecke quer durchs Kattegat galt es zu überwinden. Trotz der um diese Tageszeit noch recht frischen Temperaturen standen wir draußen an Deck, als wir uns dem schwedischen Festland allmählich näherten. Denn schon lange, bevor wir dieses erreichten, reihten sich die Felsknubbel zahlloser Schären entlang unseres Wegs wie ein feierliches Empfangskomitee aneinander. Sie alle präsentierten sich flach, ganz unterschiedlich groß und seltsam kahl. Nur auf einigen wenigen befanden sich Schifffahrtssignale, rote Häuschen oder schlanke Leuchttürme. Wie eine bizarre Steinwüste ragten die blanken Rücken bis zum Horizont aus dem ruhigen Grau des Kattegats. Fasziniert betrachtete ich dieses fremdartige Bild.
Die Felsen der kleinen Schären vor Göteborg liegen ungeschützt in der Ostsee und sind deren gelegentlicher Unbill sowie Wind und Wetter schutzlos ausgeliefert. Kein Krümchen Erde hat deshalb eine Chance, sich hier anzusiedeln und den Untergrund für Bäume und Sträucher zu erschaffen, nicht einmal Gräser können auf dem glattgeschliffenen Stein gedeihen. Nur ein paar Flechten gelingt es, in dieser unwirtlichen Umgebung zu überdauern. Sie färben den grauen Granit der Schären stellenweise mit dunkelgelben, blassgrünen oder fahlroten Flecken.
Ihre glatten Rundungen verdanken die Schären den massigen Gletschern der letzten Eiszeit, die sich träge über sie hinwegwälzten. Mit dem Ende der Eiszeit vor gut 10.000 Jahren schmolzen die Gletscher allmählich dahin und verwandelten sich in die sanft wogende Ostsee. Das vom Eispanzer befreite Land atmete erleichtert auf und begann sich zu strecken. Bis zum heutigen Tag steigt die entlastete Landmasse Skandinaviens noch immer weiter auf und hebt sich weiterhin stetig aus dem Meer. Dieser Prozess verläuft regional unterschiedlich, und obgleich er sich kurz nach dem Ende der Eiszeit zunächst deutlich schneller abspielte, sorgt er auch jetzt noch für eine Landhebung von bis zu einem Zentimeter pro Jahr. Am stärksten betroffen ist der Bottnische Meerbusen zwischen Schweden und Finnland, viele Häfen in dieser Region verlieren beständig an Tiefe und haben deshalb mit erheblichen Problemen zu kämpfen.
Derweil ich die blanken Felsen des Göteborger Schärengartens bewunderte, die im blassen Morgenlicht gemeinsam mit dem Ostseewasser ein fast surreales Farbenspiel boten, setzte unsere Fähre unbeirrt ihren Kurs hinein in den Hauptarm des Flusses Göta älv fort. Gut geschützt vor winterlichem Eis liegt die Stadt Göteborg ein paar Kilometer flussaufwärts an seinem Mündungslauf. Während wir uns ihr langsam näherten, wuchsen die Schären allmählich zur Küste zusammen. Immer öfter duckten sich vereinzelte Häuser zwischen die nackten Felsen. Fast trotzig wirkte ein einzelnes Haus mit weißem Anstrich und rotem Dach, das einsam vor sich auftürmenden Felswänden stand. Und je höher das Land anstieg, desto mehr Pflanzen gesellten sich darauf beieinander. Gräser, Sträucher und schließlich auch Bäume übernahmen die Gestaltung des Landschaftsbilds.
Hinter den schmalen Bootsstegen, die in das silbrige Wasser der Buchten ragten, gruppierten sich immer zahlreichere Holzhäuser in fröhlichen Farben, bis sie sich schließlich zur Stadt verdichteten. Majestätisch erhob sich die Hängebrücke Älvsborgsbron über den Fluss. Sie überspannt ihn mit sechs Fahrspuren, die zwischen den 107 Meter hohen Pylonen eine Weite von 418 Metern überwinden und dabei den Schiffen eine Durchfahrtshöhe von 45 Metern gewähren.
Inzwischen hatte die Morgensonne endlich Oberhand