Västerbotten Land der Abenteuer: Nordschweden durchstreifen und erleben
Von Kristen Benning
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Über dieses E-Book
Dieses Buch bringt Ihnen Region und Region über Reportagen und Interviews mit Einheimischen näher. Sie können alle Touren selbst nacherleben, denn nichts davon ist Fiktion! Adressen und Telefonnummern helfen Ihnen bei der Planung Ihres Urlaubs. Umeå hat mit einer Oper und guten Museen einiges anzubieten. Die Region brachte gar Spitzenliteratur hervor, auf deren Spuren sich Reisende leicht begeben können. Dabei stößt man zum Beispiel unweigerlich auf den zum Wildwasser-Rafting einladenden Vindel älv und auf die zum Segeln hervorragend geeignete Küste.
Kristen Benning
Selbständiger Reise- und Kulturjournalist seit 1997
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Buchvorschau
Västerbotten Land der Abenteuer - Kristen Benning
Kristen Benning
Västerbotten
Land der Abenteuer
Nordschweden durchstreifen und erleben
Inhaltsverzeichnis
2 Nordschweden
3 Umeå und das Umland
4 Kulturerlebnis zwischen märchenhaften Birkenalleen
„Stadt der Birken" ist jetzt Kulturhauptstadt
23 Interview mit dem Galeristen Stefan Andersson
„Umeå ist eine kleine Stadt, 500 Kilometer nördlicher als Anchorage in Alaska gelegen. Es ist ein Wunder, dass wir hier so weit oben im Norden „überleben und eine Oper und eine Kunstakademie besitzen.
29 „Umeå in meinem Herzen"
Jan-Erik Sellgren verewigt sich mit einem Stadtlied
45 Ein Paradies für Segler
An der Küste vor den Toren Umeås
59 Rafting auf einem der letzten Naturflüsse
Freizeitaktivitäten in den Wäldern Västerbottens
72 Skellefteå und das Umland
79 Einst bedeutender als Umeå
Skellefteå - die kleine Schwester der Kulturhauptstadt
86 Reich an Erzählungen
Streifzüge durch die Umgebung Skellefteås
106 Interview mit dem Journalisten Åke Lundgren
„Die Natur und die Tatsache, dass Menschen in Lappland und in Västerbotten nah an der Natur leben, hat Menschen seit Generationen geformt. Die Menschen sind an Stille, Schönheit und die Weite um sie herum gewöhnt."
110 Die Besten im Norden
Nordschweden im Spiegel moderner Schriftsteller
134 Interview mit dem Schriftsteller Torgny Lindgren
„Das Erzählen war eine mächtige zusammenhaltende Kraft"
138 Literaturverzeichnis
Karte_V_sterbotten_Gesamt.jpgVästerbotten
Nordschweden
Für eine dünn besiedelte Region hat Nordschweden viel zu bieten. Was Menschen dazu bewegt, so weit nördlich zu leben, sind Natur und Freiheit. Die Natur und die Tatsache, dass Menschen vor allem in Lappland und in Västerbotten nah an der Natur leben, hat sie seit Generationen geformt. Sie sind an Stille, Schönheit und die Weite um sie herum gewöhnt. Dies erklärt die Bedeutung der Freiheit, die auch der Grund ist, warum sich Menschen hier seit Generationen niederlassen.
Norrland ist der nördlichste der drei schwedischen Landesteile Götaland, Norrland und Svealand. Norrland macht mit einer Fläche von 261.292 km² etwa 59 Prozent der schwedischen Gesamtfläche aus. Mit 1.116.000 Einwohnern ist das Gebiet dünn besiedelt. In Västerbotten selbst leben gut 270.000 Menschen.
VisitSweden
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Bürozeit: 8.00 Uhr - 17.00 Uhr
Umeå und das Umland
Öffnungszeiten
Renmarkstorget 15
Tel: +46 (0) 90 16 16 16
903 26 Umeå
Sa + So: geschlossen
Weitere Informationen
Es überrascht, dass Umeå zur Kulturhauptstadt 2014 erkoren wurde. Ausschlaggebend war gegenüber Lund, dass es dort samische Kultur gibt. Davon gibt es nicht viel zu sehen, aber in der Stadt wurde jüngst fleißig gebaut, indem ein Bildermuseum ans Flussufer verlegt wurde, ebenso gibt es jetzt ein Kulturhaus. Für die Entwürfe der Gebäude zeichnen bedeutende Architekten verantwortlich. Umeå gilt heute als dynamischste Stadt Schwedens. Sie liegt 500 Kilometer nördlicher als Anchorage.
Um die Umgebung zu erkunden, sollte man auf den Radweg am Ume älv radeln. Er führt durch Wälder, Wiesen und Flussauen. Das Umland der Stadt ist ein Freizeitparadies.
Am Fluss Vindel, einem der wenigen Naturflüsse Schwedens, ist nichts begradigt. Dort gibt es kein Kraftwerk. Touristen können an Wildwasserrafting teilnehmen oder Vögel beobachten. An der Küste lockt eine schöne Inselwelt, die nicht nur Natur bietet, sondern auch zum Segeln einlädt und regionale Traditionen vermittelt.
www.visitumea.se
E-Mail:
info@visitumea.se
Umeå turistbyrå
Mo-Fr: 10.00 Uhr - 17.00 Uhr
Kaffee_am_Fluss.jpgKulturerlebnis zwischen märchenhaften Birkenalleen
„Stadt der Birken" ist Kulturhauptstadt seit 2014
In Nordschweden gibt es Strecken, auf denen Touristen pro Stunde nur ein Auto entgegenkommt. Selbst auf der fast schnurgeraden Europastraße 4 kann das Verkehrsaufkommen so gering sein. Anders vor Umeå, der Hauptstadt der Provinz Västerbotten, Kulturhauptstadt des Jahres 2014. Dort rauscht auf der großen Einfahrtstraße 363 für nordschwedische Verhältnisse erstaunlich viel Verkehr, weil die Stadt in den vergangenen Jahren stark gewachsen ist. Nun ist diese Strecke aber schon lange vor der Stadt so eintönig, dass die Einwohner etwas dagegen unternehmen wollten. Sie bauten Kunstwerke, stellten Skulpturen an der E4 auf. Die silbrige Außenhaut einer Kapelle beispielsweise weckt die Lebensgeister der Autofahrer rechtzeitig vor der Fahrt über die Stadtgrenze auf. Innerhalb Schwedens gibt es solche Kunstwerke vor einer Stadt sonst wohl nicht. Es ist also einzigartig. Fürs Aufwachen auf langen eintönigen Straßen sorgt sonst höchstens das auch am Tage eingeschaltete Frontlicht der Autos, witzeln manche Schweden.
Der aus Einkaufs- und Fachmarktzentren bestehende Gürtel um die Stadt wirkt nicht attraktiv. Ebenso muss man im modern gestalteten Zentrum interessante Viertel mit der Lupe suchen. Denn die funktionalistische Denkweise in Beton-, Stahl- und Glasarchitektur führt zu einer entsetzlichen Eintönigkeit, die vor allem in den Städten Nordschwedens weit verbreitet ist. Die 1960er Jahre waren auch in Schweden geprägt von Optimismus, Fortschrittsglauben, Wirtschaftswachstum und dadurch steigendem Wohlstand.
Picknickkorb mit Leckereien
Aber es gibt auch schöne Seiten,wenn man die Stadt mit dem Fahrrad oder zu Fuß am Ume älv erkundet. Im Sommer tummeln sich hier tagsüber Familien und Studenten auf dem Rasen am Flussufer, dem im Zentrum besten Platz. Beliebt ist es, sich aus einem nahen Café eine Decke mitzunehmen, dort auch einen Picknickkorb mit Leckereien zu kaufen, sich auf dem Rasen zum Gespräch mit Freunden niederzulassen und Freiheit und Geselligkeit zu genießen. Neben einem, durch viele Blumen paradiesisch wirkenden, kleinen Park steht die Kaffeebude eines Studentencafés. Kaffee, Kuchen und Eis genießend, kann man Studentinnen beim Sonnenbaden zuschauen, Väter entwenden den Kindern die Fernbedienung ihrer Motorboote und werden selbst wieder Kinder. Selbst die Angestellten aus den städtischen Betrieben nehmen an diesem Sommerleben teil Sie speisen auf den Sonnendecks der Restaurantboote, die auf dem Fluss schwimmen, den im nahen Botten und in den Flüssen gefangenen Fisch. Umeå weist offiziell die meisten Sonnenstunden Schwedens auf.
So entspannt diese Szenen wirken, lange störte ein großer Parkplatz die Ruhe am Wasser. Entweder parkten dort Einheimische. Oder dort versammelten sich Liebhaber amerikanischer Straßenkreuzer zur Classic-Car-Woche an einem Sommerwochenende und ließen die Motoren aufheulen.
Polierte Schlitten
Schweden lieben den American-Way-of-Life und rollen mit polierten Schlitten auch heute noch wie in den Straßen von San Francisco durch die Innenstädte. Hier wirkt es noch belebend in den an Wochenenden und in der Urlaubszeit oft menschenleeren nordschwedischen Stadtzentren. An solchen Tagen lockt es die Nordschweden aus ihren oft einsam gelegenen Hütten und Ferienhäusern in den Wäldern und auf den Schären in die Stadt, um wie bei einem Straßenrennen Spalier zu bilden und begeistert zu applaudieren. Die Chance für eine schöne, natürlich wirkende, Uferpromenade als Freizeitraum für Bürger wurde lange vertan. Das wissen auch die Entscheidungsträger, die aus der Stadt ein Kraftzentrum Nordschwedens formen wollen, bis zum Jahr 2050 soll die Stadt 200.000 Einwohner umfassen. Aktuell weist Umeå über 115.000 Einwohner auf, davon wohnen 76.000 im Stadtgebiet, die anderen im Umland. Wenn man bedenkt, dass auf etwa zwei Drittel der Fläche Schwedens nur etwa 20 Prozent der schwedischen Gesamtbevölkerung lebt, ist Umeå eine herausragende Stadt in Nordschweden. Aber gilt dies auch in kultureller Hinsicht? Die Lokalpresse sieht das nicht so, denn sie ist nicht so gesellschaftskonform wie die deutsche. Sie verhält sich weit kritischer und macht sich darüber lustig, dass bis zum Jahre 2014 die Zeit wie in einer Sanduhr verrinnen werde. Am Ende müsse man hier wohl Kulissen aufstellen, witzelte ein Autor der Zeitung „Västerbottens Kuriren" schon im Sommer 2010. Wenn man sich heute den Bebauungsplan anschaut, der am Ufer ein Kulturzentrum mit Bibliothek und frauenhistorischem Museum vorsieht, ist man nicht weit gekommen.
Futuristisches Kulturzentrum
Der Neubau mit seiner futuristisch wirkenden Kulisse bietet zwar ästhetischen Genuss, wird es aber auch zur Entwicklung eines Lebensraums, in dem Bürger in qualitativ anspruchsvollen Geschäften mit benachbarten lebendigen Werkstätten wie es zum Beispiel in Graz versucht wird, beitragen? Vielleicht ist es auch der eher kühlen Art der Stadtbevölkerung zuzuschreiben, der man als Ortsfremder sehr häufig begegnet. Die Menschen auf dem Land sind da anders. Sie laden gerne zum Kaffee oder Bier ein.
Vor drei Jahren haben umfangreiche Bauarbeiten begonnen. Sie umfassen das Flussufer nahe dem Zentrum. Es soll nichts „Verstaubtes" angeboten werden. Umeå ist eine junge Stadt, stark gewachsen seit 1945, da der schwedische Staat viel Geld in den Aufbau von Bildungs-, Dienstleistungs- und Forschungsunternehmen investiert hat: besonders in den Aufbau der Universität und des bedeutendsten Krankenhauses Nordschwedens. So sollen vor allem junge Menschen motiviert werden, im Norden bei Familien und Freunden zu bleiben. Man betont bewusst die moderne Kunst und Architektur, zumal Umeå nur wenig traditionelle Bauten hat. Die Holzstadt ist im Verlaufe ihrer Geschichte mehrfach abgebrannt. Zuerst zerstört im nordischen Krieg mit Russland im 18. Jahrhundert, dann fand 1888, zu Mittsommer, ein verheerender Stadtbrand statt; zu den wenigen Juwelen der alten Holzarchitektur gehört das hübsche ehemalige Krankenhaus an der Birkenallee in Zentrumsnähe.
Für gut 72 Millionen Euro entstand am Ufer ein weißes dreistöckiges Gebäude, ein Kulturzentrum, das „Kulturäven". Moderne Architektur, belebt durch eine aus wellenartig geschwungene Fassade, an ein Kreuzfahrtschiff erinnerndes Gebäude, von dessen Heck aus der strömende Fluss zu sehen ist. Schafft es die erwarteten Illusionen, wenn die Besucher auf jedem Stock an langen Fensterfassaden spazieren gehen? Es beherbergt auf 15.000 Quadratmetern eine Bibliothek, Geschäfte, Kinos sowie Multifunktionsräume für Tanz, Musik und Theater. Solch eine Konstruktion entspricht den Bildungszielen eines Wohlfahrtsstaates