Datenjournalismus: Methode einer digitalen Welt
Von Lorenz Matzat
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Rezensionen für Datenjournalismus
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Buchvorschau
Datenjournalismus - Lorenz Matzat
A
EINFÜHRUNG
A1 Über dieses Buch
A2 Was ist Datenjournalismus?
A3 Eine kurze Geschichte
A1 ÜBER DIESES BUCH
Daten zum Klingen zu bringen ist das Aufgabengebiet des Datenjournalismus. Mit ihm können auf einzigartige Weise Erkenntnisse verdeutlicht und Sachverhalte geklärt werden. Das Genre begann, sich Ende des ersten Jahrzehnts des 21. Jahrhunderts zu bilden, als die Digitalisierung der Gesellschaft voll in Schwung kam und die Menge an erzeugten und verfügbaren Daten stetig weiter zunahm. Datenjournalismus ist das Instrument, um der Digitalisierung der Gesellschaft, Wirtschaft und Wissenschaft journalistisch gerecht zu werden. Dieses Buch gibt einen Einblick in das recht junge Genre Datenjournalismus und richtet sich an Einsteiger in das Thema. Im ersten Kapitel geht es um den Rohstoff des Ganzen: Daten und deren Formate – wie zusammen mit Software Journalismus gemacht kann. Der zweite Abschnitt dreht sich um das methodische Vorgehen: dem Beschaffen und Säubern von Daten, der Analyse der Daten und der Berichterstattung mit ihnen.
Der dritte und letzte Abschnitt handelt von dem Produkt, dem journalistischen Werk: Also was ist bei dessen Veröffentlichung zu beachten? Es ist dabei die Rede von Servertechnologien, Nutzerfreundlichkeit, Testen und nicht zuletzt von Datenvisualisierungen. Am Ende des Buches findet sich ein Glossar zu den wichtigsten Begriffen und Verfahren.
Unter der Internetadresse www.datenjournalist.de/buch finden sich alle im Buch aufgeführten Links zu Leitfäden, Werkzeugen, Beispielen und Datenquellen mit der entsprechenden Seitenzahl. Im Text wird durch LINK auf einen Eintrag dort hingewiesen.
A2 WAS IST DATENJOURNALISMUS?
Der Einsatz eines Balkendiagramms auf der Website eines journalistischen Mediums oder einer Karte mit einigen markierten Datenpunkten, das ist kein Datenjournalismus. Wäre dem so, wäre der Begriff überflüssig. Denn Statistiken und Diagramme gehören seit Langem, wenn nicht von Anbeginn an zum Journalismus.
Aber es ist oft einfacher zu sagen, was etwas nicht ist, als umgekehrt. Mit der Debatte darüber soll hier niemand gelangweilt werden. Zusammengefasst: Seit dieser Begriff sich in den Jahren 2009/2010 etablierte, vertreten einige Journalisten die Meinung, Datenjournalismus sei im Wesentlichen eine Recherchemethode, die mittels Computern Datenmengen durchforstet. Die Veröffentlichungsform, also etwa eine Visualisierung der Daten des Rechercheergebnisses, spiele keine zentrale Rolle. Das Gegenargument ist, dass es bereits seit den 50er-Jahren des vergangenen Jahrhunderts Computer Assisted Reporting (CAR) gibt, also ein Begriff für die computergestützte Recherche bereits existiert.
In diesem Buch wird Datenjournalismus als Format verstanden, in dem einem Datensatz (oder mehreren) eine wesentliche Rolle zukommt. Sein Produkt wird in der Regel digital veröffentlicht. Der englische Begriff data-driven journalism (DDJ), datengetriebener Journalismus, beschreibt die Methode bzw. das Genre wohl treffender. Es ist ein Ansatz, der Softwarewerkzeuge und manchmal eigens programmierte Codes verwendet, um mit kleinen und größeren Datenmengen zu arbeiten. Der die gegenüber den anderen Mediengattungen einzigartigen Möglichkeiten des digitalen Mediums nutzt: Nämlich im Browser des Rechners interaktive Anwendungen zu fahren („news apps"), die, gestützt durch Datenbanken, dynamisch Inhalte jenseits von Schrift und Bild darstellen können: interaktive Visualisierungen, die nicht-linear sind, also dem Nutzer erlauben, eigene Parameter zu definieren und eigene Schwerpunkte zu setzen.
Dabei ist die Visualisierung der Daten kein Selbstzweck, sondern sie wird in der Regel eingerahmt durch einen analytischen ausformulierten Bericht. Selbstredend kann Datenjournalismus auch rein textbasiert oder mit einer statischen Visualisierung in Print stattfinden. Dabei sollten Datenvisualisierungen nicht mit Infografiken gleichgesetzt werden, die eben Grafiken enthalten: So besteht z. B. eine Aufbauanleitung für ein Ikea-Möbelstück aus mehreren Infografiken, während ein Balkendiagramm über die Absatzmengen von besagtem Möbelstück eine schlichte Datenvisualisierung wäre.
Auch in TV/Video oder gar Radio kann DDJ stattfinden (im Audiobereich ist manchmal die Rede von „Sonifikation"). Allerdings geht durch den linearen Charakter dieser drei Gattungen das Potenzial interaktiver Formate, die dynamisch auf Datenbanken zurückgreifen können, verloren.
Datenjournalismus wird auf den folgenden Seiten als Zweischritt gedacht: Zum einen die Datenarbeit, die sowohl daraus besteht, Datensätze zu finden oder zu erstellen. Die aber auch die „Säuberung der Daten beinhaltet, welche möglicherweise noch angereichert, „veredelt
werden müssen, um überhaupt sinnvoll weiterverarbeitet werden zu können. Abschluss der Datenarbeit ist dann die Erkundung: Diese analytische Arbeit, die Auswertung der Datensätze, um Aussagekräftiges zu finden, wird auch data mining
genannt.
Der zweite Schritt des Datenjournalismus ist dann der eigentliche Bericht, bei dem die verwendeten Daten mittels interaktiver Visualisierungen dazu beitragen, einen Sachverhalt zu schildern.
Simon Rogers, der 2009 das Datablog der britischen Tageszeitung Guardian startete und insgesamt das Genre prägte, fasst es so:
ZITAT
USING DATA TO TELL STORIES IN THE BEST POSSIBLE WAY, COMBINING THE BEST TECHNIQUES OF JOURNALISM: INCLUDING VISUALIZATIONS, CONCISE EXPLANATION AND THE LATEST TECHNOLOGY. IT SHOULD BE OPEN, ACCESSIBLE AND ENLIGHTENING.
SIMON ROGERS (DATENJOURNALIST, THE GUARDIAN)
A3 EINE KURZE GESCHICHTE
Als ein bedeutender Text für die Idee des Datenjournalismus gilt „A fundamental way newspaper sites need to change" des US-amerikanischen Journalisten und Programmierers Adrian Holovaty.
» www.holovaty.com/writing/fundamental-change
2006 schrieb er darüber, dass (Lokal-)Zeitungen die täglich anfallenden Nachrichten in die Bestandteile der üblichen W-Fragen zerlegen. Und diese eben in einer Datenbank ablegen. Daraus, so Holovaty, ließen sich dann nach einiger Zeit Muster erkennen und Dienste entwickeln. Er selbst gründete später das nicht wirklich von Erfolg gekrönte Portal Everyblock, das auf