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Leonora Dusel und der Sprungstein: Auf der intergalaktischen Suche nach den Hinterlassenschaften einer mächtigen Zivilisation
Leonora Dusel und der Sprungstein: Auf der intergalaktischen Suche nach den Hinterlassenschaften einer mächtigen Zivilisation
Leonora Dusel und der Sprungstein: Auf der intergalaktischen Suche nach den Hinterlassenschaften einer mächtigen Zivilisation
eBook261 Seiten3 Stunden

Leonora Dusel und der Sprungstein: Auf der intergalaktischen Suche nach den Hinterlassenschaften einer mächtigen Zivilisation

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Über dieses E-Book

Leonora Dusel ist die Kapitänin der Sternenstürmer, eines alten Raumfrachters, der schon bessere Zeiten erlebte. Sie hält sich nicht immer an die Regeln und wird nicht gerade vom Glück verfolgt. Aber einiges sollte sich in ihrem Leben verändern, als ihr eines Tages der Zufall einen rätselhaften, roten Stein in die Hände spielt, der einen fabelhaften Reichtum verspricht.
SpracheDeutsch
Herausgebertredition
Erscheinungsdatum22. Jan. 2023
ISBN9783347829480
Leonora Dusel und der Sprungstein: Auf der intergalaktischen Suche nach den Hinterlassenschaften einer mächtigen Zivilisation
Autor

Thorsten Lipinski

Am 3. August 1969 wurde Thorsten Lipinski in Unna (NRW) geboren. 1992 zog er nach Brüssel. Dort studierte er Bildhauerei und Steinrestauration an der Akademie für Bildende Künste sowie Kunstwissenschaften und Archäologie an der Freien Universität. Er arbeitete als Übersetzer, Sprachlehrer, Journalist, Fahradmechaniker im eigenen Laden und verbrachte Zeit als Restaurateur auf Ausgrabungen im Nahen Osten. Seit 2006 ist er freier Schriftsteller.

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    Buchvorschau

    Leonora Dusel und der Sprungstein - Thorsten Lipinski

    Himmel, Arsch und Andockmanöver

    Der Stern des Systems stand über dem Horizont des Planeten Feistos, der langsam, braun und ockerfarben unter der „Sternenstürmer" dahinzog. Auf der Brücke des Schiffes saß ihre stolze Kapitänin Leonora Dusel in einem durchgesessenen Sessel, der von vielen Flugstunden zeugte, und hämmerte auf eine Steuerkonsole ein.

    „Verdammtes Scheißding, rief sie entnervt aus und schlug noch einmal - nur um sicher zu gehen - auf die unschuldige Konsole ein. Das Schiff antwortete mit aufbrummendem Triebwerk und einem elektrischen Feuerwerk von tausend Funken, die über die Kontrollen tanzten. „Scheißdreck!, fuhr es aus Kapitänin Dusel heraus, als sie erschrocken die Hände zurückzog. „Lass mich jetzt nicht im Stich, meine Sternenstürmer."

    Dabei strich sie, beinahe zärtlich, über die Abdeckung der Konsole.

    „Anflugkoordinaten an die Raumstation sind nicht mehr korrekt, bemerkte Delia Statgot mit stoischer Ruhe aus dem Kopilotensitz. Sie schien mehr wie ein Beobachter, denn wie ein Teilnehmer an den dramatischen Ereignissen. „Wenn wir diesen Kurs beibehalten, schrammen wir knapp an der Station vorbei… Oder aber - die Möglichkeit besteht!- wir rammen sie. Dann wären wir… na, ja, auch irgendwie angekommen.

    „Ich weiß! Halt einfach die Klappe!, wurde sie von Kapitänin Dusel angefahren. „Ich muss mich hier konzentrieren… Ich bin schließlich die Einzige, die diesen Schrotthaufen überhaupt fliegen kann.

    „Wenn man hier von Flugkunst sprechen kann!", erwiderte Delia Statgot, die Bordärztin, so leise, dass es Kapitän Dusel über dem Lärm des jetzt laut kreischenden Antriebs nicht wahrnehmen konnte.

    „Verdammt!, brüllte Leonora Dusel, während sie einen weiteren Versuch unternahm, das aufbockende Schiff unter Kontrolle zu kriegen. „Wir hätten beim letzten Werftbesuch etwas mehr Kredits ausgeben sollen.

    „Wenn wir Kredits gehabt hätten!", wandte Dr. Statgot mit versteinertem Gesicht ein.

    Leonora Dusel warf ihr einen vernichtenden Blick aus stahlblauen Augen zu.

    „Du kannst ja gern auf einem anderen Schiff anheuern…"

    „Das würde dir so passen!", meinte Delia Statgot mit dem schmalsten Lächeln des Universums. „Und all diese Abenteuer verpassen?"

    „Pfft!, machte Leonora. „Als ob dich bei deiner Vergangenheit ein anderer Kapitän auch nur in Erwägung ziehen würde!

    Ein weiterer Ruck schüttelte die Sternenstürmer.

    „Jetzt hab ich´s!, sagte Leonora. Ihre Finger tanzten auf der Konsole. Das Heulen des Antriebs wurde leiser, beruhigte sich. „Siehst du! Ich hab´s noch in mir. Musst nicht immer gleich rumheulen! Heulsuse!

    „Verzeiht. Ich fürchte bei deinen Flugkünsten nur ab und zu um mein Leben."

    „Schnauze! Ich muss mich konzentrieren. Wir docken gleich an."

    Die Sternenstürmer näherte sich langsam der Raumstation.

    „Selffa 3 an Sternenstürmer, meldete sich eine junge männliche Stimme über den Kommunikationskanal. „Was ist denn bei euch los?!

    Kapitän Dusel seufzte und antwortete:

    „Nichts! Alles in Ordnung hier! Ihr müsst nur eure Station mal ein bisschen stillhalten."

    „Es ist nicht Selffa 3, die wie ein betrunkener Frachterkapitän durch den Orbit eiert!, erwiderte die Stimme des Dockingsoffiziers amüsiert. „Schafft ihr es? Oder rammt ihr ein Loch in meine schöne Station? … Das würde mich doch sehr verärgern… und die Versicherung sicher auch!

    „Alles bestens!, beruhigte Leonora Dusel. „Wir kommen… in voraussichtlich drei Minuten!

    Und tatsächlich dockte die Sternenstürmer kurze Zeit darauf - sauberer als man vermutet hätte - an. Ein wenig erleichtert stellte Kapitän Dusel den Antrieb ab. Ein kurzes Zischen, ein letztes Aufheulen noch, dann wurde es still auf der Brücke.

    Auf dem Weg zum Außenschott atmete Leonora erleichtert auf. Wieder mal Glück gehabt! Aber noch etwas fiel ihr auf:

    „Sag mal, Delia, was riecht denn hier so komisch. Verbrannte Kabel?"

    Sie grinste unverschämt.

    „Sorry, Kapt´n, muss wohl die Aufregung sein…"

    Leonora wedelte dramatisch mit ihrer Hand vor ihrem Gesicht.

    Am Eingang zur Station erwartete sie eine typisch missmutige Wache, schweres Kinn, schwere Augenlider und natürlich schwere Waffen.

    „Toller Ballermann!", versuchte Leonora deshalb zur heiteren Eröffnung des folgenden, erwartungsgemäß zähen und unangenehmen Gesprächs. Aber der durchaus gutgemeinte Schuss ging nach hinten los. Die Wache hatte wohl einen schlechten Tag.

    „Das geht euch einen Feuchten an!"

    Er musterte die Neuankömmlinge mit Augen, die alles durchschauten, schon alles gesehen hatten. Die Jahre der Erfahrung hatten ihn hart und recht zynisch werden lassen.

    „Herkunft und Grund des Aufenthalts auf Selffa 3? Irgendwelche Kontaktpersonen?"

    „Wir wollen Asyl anfragen", erwiderte Leonora und traf diesmal ins Schwarze. Der Wachmann war überrumpelt und schluckte verblüfft.

    „Was…?"

    „Nur ein Witz von Kapitänin Dusel, entschärfte Delia, trat einen Schritt vor und ergriff die schlaffe Hand des verblüfften Wachmanns, um sie ordentlich zu schütteln. „Doktor Delia Statgot! Schiffsarzt der Sternenstürmer… und erster Offizier. Erfreut Sie kennenzulernen! Herr…? Wachmann?

    „Genug!, fuhr er die Neuankömmlinge an. Er hatte sich erstaunlich schnell gefangen. „Was sind eure Absichten? Geschäfte?

    Sein musternder Blick war zurück, diesmal mit einem Hauch von Verachtung.

    „So kann man es nennen. Wir haben eine Verabredung mit Rat Gessel Hubertus Hopeman!"

    Die Nennung des Namens veränderte die Situation schlagartig. Mit einem Mal mischte sich Unsicherheit in die groben Gesichtszüge des Mannes.

    „Ihr wollt mich verarschen?"

    „Durchaus nicht!, flötete Delia Statgot. „Ihre Exzellenz wünscht uns so schnell wie möglich zu empfangen.

    „Wir werden schon erwartet", fügte Leonora nickend hinzu. „Dringend! Höchste Priorität sozusagen."

    „Einen Moment, bitte!", presste die Wache hervor und verschwand eilig in einer Nische hinter ihm, wo er sich über den Komm beugte. Nach einem kurzen Gespräch, von dem die beiden Frauen nichts verstehen konnten - es wurde leise und hastig geführt -, kam er zu ihnen zurück.

    Seine Mine war wieder gefasst und professionell unerbittlich. Er sagte mit unbewegter Stimme:

    „Alles klar! Kapitänin, Doktor, Selffa 3 heißt Sie offiziell willkommen! Sie können passieren. Ein Adjutant des Rats Hopeman wird sie hinter der Sicherheitsschleuse in Empfang nehmen."

    Die Wache nahm so etwas wie Haltung an und bedeutete den beiden Frauen das Schott hinter ihm zu betreten. Seine Augen folgten ihnen skeptisch.

    Gessel Hubertus Hopemans Quartiere befanden sich anderen Ende der Raumstation und hatten das Schick eines goldenen Klos. Delia und Leonora standen in der Mitte des weiten Raumes, der am hinteren Ende eine atemberaubende Aussicht auf die Sterne und den Planeten unter ihnen bot, wo ein gigantisches Panoramafenster fast die gesamte Wand einnahm. Alles war mit goldenen Leisten und Schnörkeln verziert. Die Kosten für eine derartige Verschwendung mussten gigantisch sein, dachte Kapitänin Dusel, und rieb sich innerlich die Hände. Vielleicht würden sie endlich mal genug verdienen, um die Sternenstürmer in einen Zustand zu versetzen, in der sie nicht jederzeit zur fliegenden Bombe für ihre Mannschaft werden konnte. Die vergoldeten Möbel des Raumes - ein pompöser Schreibtisch mit Beinen dick wie die von Elefanten, eine Sitzgruppe zu allem Überfluss mit leuchtendrotem Samt bezogen, ein paar regelrecht filigran wirkende Glastischen und Besucherstühle, die sich dennoch gegen den thronartigen Sessel hinter dem Schreibtisch recht bescheiden ausnahmen - ließen jedenfalls hoffen, mit diesem Auftrag einiges an finanzieller Sicherheit zu schaffen. Leonoras Innerer Goldsucher jedenfalls war hellwach.

    Der Adjutant des Rats, der sie hierher geführt hatte, verabschiedete sich mit einer Verbeugung.

    „Schöne Bude!, sagte Kapitänin Dusel und sah sich - die Hände in die Hüften gestemmt - um. „Vielleicht sollte man ein paar Dinge mitgehen lassen…

    „Hm… , machte Dr. Statgot, die wusste, dass dieser Vorschlag bei Leonora durchaus ernst zu nehmen war. „Vielleicht erst einmal abwarten!

    In diesem Moment betrat Rat Hopeman den Raum, den sein Ego sofort vollständig in Besitz nahm.

    „Ich wünsche Ihnen einen Guten Tag, meine Damen. Kapitänin Dusel, Dr. Statgot." Er nickte den beiden zu. Die Hände hatte er in die Taschen seiner weiten Hose gesteckt.

    „Auch so gewünscht, erwiderte Leonora hastig und kratzte sich am Arm. „Warum sind wir hier?

    „Weil die Sternenstürmer nicht explodiert ist", witzelte Delia leise, so dass es Rat Hopeman nicht hören konnte.

    „Ich sehe, Sie kommen sofort zur Sache, erwiderte Hopeman mit strengem Blick. „Ich habe nichts anderes von Ihnen erwartet. Schnell und effektiv. So wurden Sie mir beschrieben. Und deshalb sind Sie hier.

    „So, so, sagte Kapitänin Dusel. „Darf man fragen, woher Sie diese… Empfehlung haben?

    „Spielt das eine Rolle?"

    Das Lächeln des Rates wirkte kühl.

    „Nicht wirklich… Ich fische nach Komplimenten."

    „Nun, gut… Kommen wir zur Sache, fuhr Hopeman fort, die Bemerkung Dusels ignorierend. „Ich habe einen… nun sagen wir, prekären Auftrag für Sie.

    „Uh, prekär?, erkundigte sich Leonora. „Das klingt gut und schlecht!

    Der Rat schien kurzzeitig verwirrt.

    „Wie darf ich das verstehen?"

    „Das dürfen Sie so verstehen: Die Bezahlung wird auch prekär gut werden. Und wenn wir es versauen, könnte es schlecht für uns enden. Hohes Risiko, guter Gewinn."

    „Das haben Sie erstaunlich sauber zusammengefasst."

    Das Lächeln des Rates fiel unter den Gefrierpunkt.

    „Ich möchte, dass Sie mir etwas besorgen, was schlecht zugänglich ist…"

    „Wir sind ganz und gar Ohr! Wir sollen also etwas klauen?", meinte Delia.

    „Lass den guten Mann doch mal ausreden!", spielte Kapitänin Dusel die Strenge.

    Hopeman räusperte sich.

    „Auf Hellion, keine dreißig Lichtjahre entfernt, befindet sich eine kleine Privatsammlung in der Hand eines gewissen Harl Hackmann. Bei dieser Sammlung handelt es sich fast durchgängig um Kuriositäten aller Art aus allen Ecken der Galaxis. Darunter befindet sich ein kleiner roter Stein, der mein persönliches Interesse erregt hat. Ich habe Hackmann über einen Strohmann - meinen Namen will ich um alles im Universum aus der Sache heraushalten - kontaktiert und ihm eine generöse Summe an Daten angeboten.

    Leider hat er mein üppiges Angebot ausgeschlagen. Aber ich muss diesen Stein unbedingt in meinen Besitz bringen. Auf der Suche nach Alternativen bin ich durch einen Tipp auf Sie und die Sternenstürmer gestoßen. Sie haben einen gewissen Ruf, Kapitänin Dusel. Man sagt, Sie machen Unmögliches wahr. Stimmt das?"

    „Nun, da kann man sich schon geschmeichelt fühlen… Ich gehe mal davon aus, dass es in diesem Fall keine Ausschreibung im Netz gegeben hat?"

    „Sicher nicht!, antwortete der Rat bitter amüsiert. „Niemand wird erfahren, dass besagter Stein sich zukünftig unter meiner Obhut befinden wird!

    Er zwinkerte Kapitänin Dusel verschwörerisch zu.

    „Haben Sie was im Auge?, fragte Leonora und grinste schmierig. „Ich habe Sie sehr gut verstanden. Nicht, dass wir etwas Illegales tun würden - Ich habe meinen Ruf zu verteidigen - , aber nur mal angenommen… Was springt dabei heraus?

    „Es soll Ihr Schaden nicht sein!"

    „Das ist die erste Voraussetzung…"

    „Ich biete Ihnen die runde Summe von einem Exabyte bester Daten, wenn Sie mir den Stein vermitteln können. Wie Sie das anstellen, ist mir egal. Hauptsache mein Name bleibt aus der Sache raus. Haben wir uns verstanden?"

    Leonora Dusel musste erst einmal den Mund schließen, bevor sie sagen konnte:

    „Klingt ganz gut!"

    Ein Exabyte! Ein ganzes verfluchtes Exabyte! Mit dieser Datenmenge in ihrem Besitz konnte man die Sternenstürmer grunderneuern und sie zusätzlich mit denselben Möbel dieses Raumes ausstatten, inklusive goldenes Klo, dachte sie.

    „Dennoch: Zwei klingen besser!"

    Delia Statgot ließ sich ihre Empörung ob dieser obszön klingenden Forderung nicht anmerken. Die Chefin wusste schon, was sie tat… hoffte sie. Aber letztendlich gab es genügend ruchlose Söldner in der Galaxis. Und weitaus bessere. Besser ausgerüstet auf jeden Fall!

    „Übertreiben Sie nicht!, erwiderte der Rat und fuhr nach einer kurzen Pause fort: „Ich könnte noch eine Generalüberholung der Sternenstürmer drauflegen, bevor Sie aufbrechen. Das wäre wahrscheinlich in beiderseitigem Interesse.

    Die letzten Worte sollten beleidigend wirken, aber Kapitänin Dusel wusste, dass die Sternenstürmer nicht mehr das neueste Modell auf dem Raumschiffsmarkt war. Sie tat, als überdenke sie den Vorschlag, obwohl sie ihre Entscheidung schon längst getroffen hatte. Sie streckte die Hand aus:

    „Also gut!"

    Aber Hopeman nahm die Hand nicht an, sondern die Hände aus den Taschen und verschränkte die Arme hinter seinen Rücken. Er verbeugte sich stattdessen leicht.

    „So sei es, Kapitänin Dusel. Mein Adjutant wird Ihnen die nötigen Unterlagen übergeben. Darin finden Sie alles, was sie wissen müssen. Ich werde die Werft der Station anweisen, sich um Ihr Schiff zu kümmern: Platinstufe! Das Exabyte bekommen Sie übermittelt, wenn ich den Stein habe. Ich hoffe, Sie haben genug Speicher!"

    Der Rat blickte auf den goldenen Komm an seinem Handgelenk.

    „Wenn Sie mich nun entschuldigen würden. Dringende Pflichten erwarten mich."

    Rat Hopeman wollte sich abwenden, aber Leonora ergriff ihn am samtenen Ärmel seines piekfeinen Gewandes.

    „Ja, ja, ich hab auch genug zu tun… Warum die Sternenstürmer?"

    Wieder erschien sein geschäftsmäßiges Lächeln, dass einem das Blut in den Adern schockgefrieren lassen konnte.

    „Sie schienen mir von allen Kandidaten am besten geeignet. Ihr Profil, Kapitänin Dusel, ist für meine Zwecke voll zutreffend."

    Er riss sich los, wandte sich ab und verließ ohne ein weiteres Wort den Raum.

    „Tja, was soll man davon halten?", zweifelte Delia Statgot. Sie fand, die ganze Sache hatte irgendwie ein Geschmäckle.

    „Ein Exabyte!, erwiderte Leonora. „Wann hast du schon einmal eine solche Datenmenge in deinem Besitz gehabt.

    „Pfft!, machte Delia. „Was nützt es uns, wenn wir dafür im Arrest landen? Oder schlimmer: dabei draufgehen?

    „Es wird schon alles gutgehen, versicherte Leonora Dusel zuversichtlicher, als sie selbst war. „Wir können ja immer noch einen Rückzieher machen. So von: Wir haben es probiert, aber die Bewachung der Sammlung ist einfach zu gut… Immerhin sitzen wir dann in einer generalüberholten Sternenstürmer.

    „Ich weiß nicht, ob das alles so einfach wird, wie du dir das vorstellst. Die Reparaturen an unserem Schiff sieht Hopeman sicher als Vorzahlung. Er scheint mir nicht jemand zu sein, der gratis Kekse verteilt."

    „Habe ich uns jemals in größeres Schlamassel gebracht?"

    „Die Flucht von Bedal 4? Das Desaster im Sherman-System? Der Ärger mit den Phloxis? Das …"

    „… reicht!, unterbrach Kapitänin Dusel ihre erste Offizierin, Bordärztin und Freundin. „Und wir sind immer davongekommen, oder? Wir sind hier! … Und bald im Besitz eines verdammten Exabytes!

    Mit diesen Worten schlug sie Delia auf die Schulter.

    „Also, bist du dabei?"

    Doktor Statgot zuckte mit den Schultern und legte den Kopf schief.

    „Habe ich eine Wahl?"

    „Nein!", grinste Leonora.

    Kurz darauf erschien der Adjutant des Rates und übergab ihnen einen Datenspeicher und eine Reservierung für eine Luxuskabine auf dem Gästedeck der Raumstation.

    Im Rausch der Sinne

    „Nicht schlecht!, meinte Leonora, als sie die Kabine betrat, und warf sich lang auf die gepolsterte Sitzecke des luxuriös eingerichteten Raums. „Wenn man bedenkt in welchen Rattenlöchern wir für gewöhnlich hausen, bemerkte Delia Statgot stehend.

    „Jetzt noch einen Drink auf den neuen Auftrag", meinte Kapitänin Dusel, rollte jauchzend vom Polster auf den Boden, erhob sich und tänzelte hinüber zur Bar, die in einer Ecke des Raumes lockte. Während sie die verschiedenen Flaschen auf dem Regal hinter der kleinen geschwungen Theke inspizierte, trat Delia an sich heran.

    „Du scheinst ja allerbester Laune!"

    „Warum sollte ich nicht gutgelaunt sein?", fragte Leonora, ohne ihre Offizierin und Bordärztin eines Blickes zu würdigen. Stattdessen griff sie nach einer blauen Flasche und einem Kristallglas und begann einzuschenken.

    „Ah, das ist echt gutes Zeug!", urteilte sie, nachdem sie einen kräftigen Schluck genommen hatte.

    „Es gibt gute Gründe skeptisch zu sein", warf Delia ein.

    Leonora nahm einen weiteren Schluck. „Es schmeckt nach Versprechen… Willst du auch einen Drink?"

    „Warum nicht?", stimmte Delia zu, woraufhin Kapitänin Dusel nach einem weiteren Glas griff, es füllte und Delia reichte. Sie hob ihren Drink.

    „Auf uns und die treue Sternenstürmer!"

    „Prost! Bei den Sternen!"

    Nachdem die beiden Frauen getrunken hatten, begaben sie sich mit ihren Gläsern zurück zur Sitzecke. Sicherheitshalber hatte Leonora die Flasche ebenfalls mitgebracht und knallte sie auf den Edelholztisch - ein besonderer Luxus, da der nächste Baum Lichtjahre entfernt wuchs -, während sie sich selbst bequem auf den Sitzen positionierte.

    „Du hast bedenken, Delia? Auch wenn uns ein Exabyte in Aussicht gestellt wird?"

    „Hm, ja, erwiderte die Bordärztin der Sternenstürmer, die der Kapitänin gegenüber auf einem Sessel platz genommen hatte. „Gerade deswegen. Ein Exabyte ist eine verdammte Menge! Kommt dir die Sache nicht komisch vor? Wir sind schließlich nicht unbedingt Platinliga.

    Leonora grinste sie an.

    „Im Moment nicht…"

    „Warum heuert uns dieser Typ mit dem Besenstiel im Arsch an? Warum nicht irgendein anderes Schiff, eine andere Mannschaft?… Eine… nun, sagen wir mal „besser geeignete Mannschaft?

    „Willst du etwa sagen, wir sind inkompetent?"

    Delia schüttelte den Kopf, nachdem sie ihr Glas geleert hatte.

    „Das nicht! Aber für ein Exabyte kann sich Rat Heiopei doch sicher Jedermanns Loyalität kaufen."

    Leonora griff zur Flasche und füllte ihre Gläser erneut.

    „Ich habe auch keine Ahnung… Wir sind für unsere Dienste bekannt…"

    „Eher berüchtigt!", unterbrach Delia amüsiert, bevor sie einen Schluck nahm.

    „Na ja, vielleicht ist berüchtigt genau das, was Rat Hopeman - unser guter Spender - suchte."

    Die Kapitänin erhob ihr Glas und trank.

    „Das, oder er ist einfach ein Idiot!", erwiderte Delia Statgot.

    „Umso besser für uns… So lässt sich vielleicht doch noch etwas mehr rausholen."

    „Spielst du etwa mit dem Gedanken Rat Hopeman zu erpressen?"

    „Wenn wir das geforderte erst einmal in Händen halten, könnten sich doch leicht „neue Hürden ergeben, weshalb die Auslieferung sich… nun, sagen wir mal… verzögert. Es sei denn unsere Bemühungen - und Kosten - werden verhältnismäßig ausgeglichen.

    „Du bist schon eine Marke!", rief Delia erheitert prustend aus.

    Leonora zwinkerte ihr zu und schenkte erneut ein.

    „Geiles Zeug!", meinte sie.

    „Ja, schmeckt edel. Was trinken wir da überhaupt?"

    Die Kapitänin der Sternenstürmer fischte nach der Flasche auf dem Tisch und hätte sie beinahe verpasst. Der Alkohol begann allmählich zu wirken.

    Mit aufgerissenen Augen starrte sie auf das Etikett:

    „Feistos Wüstenwunder!"

    Beide lachten.

    „Was für ein alberner Name!"

    Eine Weile saßen sie stumm beieinander, bis Delia Statgot die himmlische

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