Auf heißer Spur: Der exzellente Butler Parker 69 – Kriminalroman
Von Günter Dönges
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Der exzellente Butler Parker ist seinen Gegnern, den übelsten Ganoven, auch geistig meilenweit überlegen. In seiner auffallend unscheinbaren Tarnung löst er jeden Fall. Bravourös, brillant, effektiv – spannendere und zugleich humorvollere Krimis gibt es nicht!
Die Frau schrie gellend auf. Dann wurden die Schreie spitz wie Dolche und gingen in ein regelmäßiges Intervall über. Sie stand mit dem Rücken zum Fenster, und ihre Hände hoben sich angstvoll zum Hals, als der breitschultrige Mann mit langsam, schleichenden Schritten auf sie zukam. In seiner rechten Hand lag ein Schürhaken, den er bereits zum Schlag erhoben hatte. »Zum Teufel, warum schlägt er nicht zu?« sagte Mike Rander ärgerlich vor sich hin. »Sie hätte es wirklich verdient«, flüsterte Butler Parker zustimmend und hob erwartungsvoll seinen Kopf, als der Mann den Schürhaken zum Schlag erhob. Der gellende Schrei der Frau brach plötzlich ab. Es gab einen dumpfen Laut; die Frau sackte langsam in die Knie und rollte dann unter den Tisch. Der Mann ließ den Schürhaken klirrend fallen und lief zurück zur Tür. »Gott sei Dank, der hat's geschafft«, sagte Mike Rander aufatmend. »Eine beachtenswerte Tat, die fast zu spät kam«, kommentierte Butler Parker. Beide sahen sich lächelnd an und standen von ihren Sitzen auf, als schwacher Beifall im Theater zu hören war. Sie verließen die Seitenloge, gingen schnell den Gang hinunter und stellten sich in die geöffnete Tür, die zur Seitenpassage des Theaters führte. Mike Rander zündete sich eine Zigarette an. Butler Parker zog sein Zigarettenetui aus der Rocktasche, öffnete es, suchte lange in seinen Vorräten herum und entschied sich dann für einen schwarzen Torpedo, den er mit Genuß aus seiner Bauchbinde herausschälte. Mike Rander warf einen mißtrauischen Blick auf seinen Butler, der seine Zigarre umständlich in Brand setzte.
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Der exzellente Butler Parker
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Auf heißer Spur - Günter Dönges
Der exzellente Butler Parker
– 69 –
Auf heißer Spur
Günter Dönges
Die Frau schrie gellend auf.
Dann wurden die Schreie spitz wie Dolche und gingen in ein regelmäßiges Intervall über. Sie stand mit dem Rücken zum Fenster, und ihre Hände hoben sich angstvoll zum Hals, als der breitschultrige Mann mit langsam, schleichenden Schritten auf sie zukam. In seiner rechten Hand lag ein Schürhaken, den er bereits zum Schlag erhoben hatte.
»Zum Teufel, warum schlägt er nicht zu?« sagte Mike Rander ärgerlich vor sich hin.
»Sie hätte es wirklich verdient«, flüsterte Butler Parker zustimmend und hob erwartungsvoll seinen Kopf, als der Mann den Schürhaken zum Schlag erhob.
Der gellende Schrei der Frau brach plötzlich ab. Es gab einen dumpfen Laut; die Frau sackte langsam in die Knie und rollte dann unter den Tisch. Der Mann ließ den Schürhaken klirrend fallen und lief zurück zur Tür.
»Gott sei Dank, der hat’s geschafft«, sagte Mike Rander aufatmend.
»Eine beachtenswerte Tat, die fast zu spät kam«, kommentierte Butler Parker.
Beide sahen sich lächelnd an und standen von ihren Sitzen auf, als schwacher Beifall im Theater zu hören war. Sie verließen die Seitenloge, gingen schnell den Gang hinunter und stellten sich in die geöffnete Tür, die zur Seitenpassage des Theaters führte.
Mike Rander zündete sich eine Zigarette an. Butler Parker zog sein Zigarettenetui aus der Rocktasche, öffnete es, suchte lange in seinen Vorräten herum und entschied sich dann für einen schwarzen Torpedo, den er mit Genuß aus seiner Bauchbinde herausschälte. Mike Rander warf einen mißtrauischen Blick auf seinen Butler, der seine Zigarre umständlich in Brand setzte.
»Ich bin äußerst zufrieden, daß die Darstellerin endlich ermordet Worden ist«, sagte Butler Parker. »Ihr Spiel war grauenhaft schlecht! Und Sie dürfen mir in der Beziehung Urteilskraft Zutrauen, Mister Rander. Seinerzeit war ich Butler bei Sir William Hastings. Sie wissen, er ist schwerer Charakterheld und wurde vom König geadelt.«
»Die Schauspielerin war wirklich schlecht«, meinte Mike Rander schnell, bevor sein Butler weiter in seinen Erinnerungen herumkramen konnte.
»Was halten Sie davon, Parker, wenn wir jetzt schon gehen?«
»Man sollte vielleicht noch den zweiten Akt abwarten«, schlug Butler Parker vor. »Mit Sicherheit ist ja damit zu rechnen, daß sie nicht noch einmal auftritt. Übrigens, Mister Rander, es hat zum zweitenmal geklingelt.«
»Gut, gehen wir noch einmal zurück«, sagte Mike Rander. Er wollte seinem Butler nicht die Freude verderben. »Sehen Sie mal, Parker, da scheint’s einer aber eilig zu haben.«
Mike Rander machte eine Kopfbewegung, und Butler Parker sah einen kleinen, untersetzten Mann, der sich ohne jede Rücksicht durch die einströmenden Zuschauer bohrte.
»Man sollte den Mann vielleicht warnen«, sagte Butler Parker. »Wahrscheinlich wird er enttäuscht sein, wenn er den zweiten Akt sieht.«
Mike Rander grinste und trat seine Zigarette aus. Butler Parker warf einen bedauernden Blick auf seine geliebte Zigarre und legte sie dann vorsichtig auf das eiserne Geländer der breiten Eisentreppe. Nach knapp einer Minute saßen Rander und Parker wieder in ihrer Seitenloge.
Mike Rander unterdrückte ein Gähnen und verbiß sich ein lautes Auflachen, als auf der Bühne der Mann mit dem Schürhaken in einen großen Monolog ausbrach, in dem er umständlich, aber präzis darlegte, warum er die Frau erschlagen hatte.
Als es klopfte, stutzte der Mann, sah zur Tür und sprang dann mit Riesensätzen hinter einen Schrank. Vom Zuschauerraum aus sah man nur noch seinen Schürhaken, der auf und ab wippte.
»Wahrscheinlich bringt er gleich den Koch des Hauses um«, flüsterte Butler Parker amüsiert zu Rander hinüber.
»Der hat’s eigentlich auch verdient«, sagte Rander leise. »Der kann nämlich auch nicht spielen.«
»Wenn ich auf Ihren Vorschlag zurückkommen dürfte«, meinte Butler Parker. »Ich bin jetzt Ihrer Meinung, daß man besser gehen sollte.«
»Schön, gehen wir also, aber möglichst schnell«, sagte Mike Rander aufatmend.
Sie standen beide auf, gingen leise in den Vorraum der Loge und sahen einen Mann, dessen Gesicht verzweifelt und entschlossen zugleich wirkte.
»Bleiben Sie stehen«, sagte der Mann mit hastiger Stimme.
Mike Rander erkannte ihn auf einmal wieder. Es war der Untersetzte, der sich durch die Zuschauer in der Seitenpassage geboxt hatte.
»Darf man fragen, was der Revolver in Ihrer Hand bedeuten soll?« erkundigte sich Butler Parker höflich.
»Schnauze halten«, zischte der Mann sie an. »Es passiert nichts, wenn ihr keine Dummheiten macht. Ich brauche den Mantel und den Hut.«
Er machte mit dem Kopf eine entsprechende Bewegung zur Garderobe, aber die Lage des Revolvers änderte er nicht.
»Meinen Mantel und meinen Hut?« sagte Butler Parker empört.
»Los schon«, sagte der Mann schnell. »Ich habe nicht viel Zeit. Du kannst dafür meinen Mantel behalten. Umdrehen!«
»Wer ist denn hinter Ihnen her?« fragte Mike Rander in sachlichem Ton. Er bekam keine Antwort und drehte sich deshalb sofort zur Wand. Natürlich hätten Parker und er mehr als eine Chance gegen den Mann gehabt. Aber sie wollten es nicht darauf ankommen lassen. Ein verirrter Schuß hätte in dem dicht gefüllten Zuschauerraum zu leicht Unheil anrichten können.
Rander und Parker hörten das Rascheln von Stoff, von der Bühne her drangen wieder spitze Schreie in die Loge, und dann klappte eine Tür. Als Butler Parker in einem erstaunlichen Hechtsatz zur Logentür springen wollte, grinste Mike Rander.
»Meinen Sie, Parker, der Mann hätte die Tür aufgelassen?« fragte er.
»Weshalb regen Sie sich so auf? Ich bin eigentlich sehr froh, daß bei der Gelegenheit Ihre Melone zum Teufel gegangen ist. Hätte der Mann noch etwas gewartet, wäre ihm ’ne Belohnung sicher gewesen.«
»Was hatte dieser Besuch wohl zu bedeuten?« fragte der Butler, der wieder Platz genommen hatte.
»Entweder wollte er seinen alten Mantel gegen einen halbwegs besseren Umtauschen, oder er wurde verfolgt und suchte sich jetzt zu tarnen. Ich glaube mehr an die zweite Möglichkeit.«
»Er hatte es sehr eilig, ins Theater zu kommen«, erinnerte sich der Butler laut. »Wahrscheinlich wurde er wirklich verfolgt. Aber wieso kam der Mann ausgerechnet in unsere Loge?«
»Sehr einfach«, meinte Rander lächelnd. »Unsere Seitenloge hat eigene Garderobe und liegt am Ende des Ganges. Er brauchte also nicht mit Überraschungen zu rechnen, unser Klopfen wird man nicht so schnell hören, und er hat die Möglichkeit, durch die Gangtür hinter die Bühne zu kommen. Von da aus wird er auch verschwinden wollen.«
»Vielleicht sind wir einem Verbrechen auf der Spur«, sagte Butler Parker, und seine sonst ewig vereiste Miene belebte sich etwas bei dieser Aussicht. »Man müßte den Fall näher untersuchen, Mister Rander.«
»Gut, untersuchen Sie den Mantel des Mannes«, sagte Rander. »Aber wahrscheinlich hat er ihn ausgeräumt.«
Würdevoll, mit steifen Bewegungen, ging Parker in den Garderobenteil der Loge und begann den Mantel des Mannes fachmännisch zu durchsuchen. Mike Rander war ihm gefolgt und sah grinsend zu.
»Na, was haben Sie herausgefunden?« fragte Rander, als sein Butler die Taschen durchsucht hatte.
»Dieser Mantel befindet sich in einem ungewöhnlichen Zustand«, erwiderte Butler Parker. »Beide Taschen sind zerrissen und das Futter existierte kaum noch.«
»Schmeißen Sie den Fetzen hin«, sagte Mike Rander. »Mit dem Ding ist ja doch nichts mehr anzufangen.«
»Ich werde meine Hände eine Viertelstunde bürsten müssen«, sagte Josuah Parker und warf den Mantel über eine Sessellehne. »Sie haben recht gehabt, Mister Rander, es war nichts zu find …«
»Was haben Sie denn?« fragte Mike Rander grinsend, als sich der Butler wieder über den Mantel stürzte. Mit spitzen Fingern fühlte er den Saum des Mantels ab.
»Eine Visitenkarte«, sagte Parker, nachdem er das Futter einfach aufgerissen hatte, um an den Gegenstand zu kommen, den er gefühlt hatte.
»Zeigen Sie mal her«, reagierte Mike Rander überrascht. Er hatte mit allem gerechnet, aber nicht mit einer Visitenkarte. Butler Parker reichte ihm ein Stückchen Karton herüber. Auf der Rückseite der Karte waren ein paar Zahlen aufgekritzelt.
»Tony Glubb, Chicago, Gate Street, 1238«, las Mike Rander laut.
»Dieser Mantel sieht nicht nach der Gate Street aus«, meinte Josuah Parker. »Dort wohnen doch nur Leute, die ein gewisses Einkommen haben.«
»Womöglich hat er sie nur gefunden«, meinte Mike Rander und steckte die Karte ein.
»Sollen wir das Kleidungsstück der Polizei übergeben?« fragte der Butler.
»Während der Pause besorgen Sie ein Stück Papier«, schlug Rander vor. »Das heißt, meinetwegen können Sie sich den Mantel auch anziehen. Vorerst nehmen wir ihn mit nach Hause.«
»Ich werde doch lieber Papier besorgen«, sagte Butler Parker erschreckt.
»Da ist schon die Pause. Wie viele mag man auf der Bühne noch umgebracht haben?«
»Wir fragen den Logenschließer.« Rander lachte. »Wahrscheinlich hat noch ein halbes Dutzend dran glauben müssen.«
Schon nach dem ersten Klopfen wurde die Loge von außen geöffnet. Der Logenschließer stellte keine Fragen, und Butler Parker verschwand, um einen Bogen Papier zu holen.
Mike Rander nutzte die Gelegenheit und erkundigte sich nach den Morden. Er war sehr zufrieden, als Parker zurückkam.
»Wir können beruhigt sein«, sagte er zu Parker und grinste. »Ich habe soeben erfahren, daß der Mann mit dem Schürhaken inzwischen das Zeitliche gesegnet hat. Er wurde