Flaschenpost des Herzens: Sophienlust, wie alles begann 22 – Familienroman
Von Marietta Brem
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Über dieses E-Book
Der Weg dahin schildert eine ergreifende, spannende Familiengeschichte, die sich immer wieder, wenn keiner damit rechnet, dramatisch zuspitzt und dann wieder die schönste Harmonie der Welt ausstrahlt. Das Elternhaus Montand ist markant – hier liegen die Wurzeln für das spätere Kinderheim, aber das kann zu diesem frühen Zeitpunkt noch keiner ahnen.
Eine wundervolle Vorgeschichte, die die Herzen aller Sophienlust-Fans höherschlagen lässt.
Denise schaute ihrer neuen Freundin Olga traurig zu, wie sie ihre Nachtwäsche in die Tasche stopfte und sich dann seufzend aufs Bett setzte. »Ich glaub', jetzt hab ich alles«, sagte sie leise und schaute Denise mit entschuldigendem Lächeln an. »Bitte, versteh' mich doch. Ich kann nicht länger bei euch bleiben. Das ist zwar lieb gemeint von dir und vor allem von deinen Eltern, doch das wäre nicht gut. Ich bin euch allen sehr dankbar, dass ihr mir geholfen habt, als es mir richtig schlecht ging. Doch jetzt ist es Zeit für mich, dass ich mein Leben wieder selbst in die Hand nehme. Ich hoffe, du bist mir nicht böse deshalb.« »Natürlich nicht, was denkst du denn?«, versicherte Denise sofort. »Was wirst du denn mit der freien Woche anfangen?« Olga zuckte die Schultern. »Ich werde vermutlich einen Tag zu Onkel Otto fahren und dort mal die Lage sichten. Vielleicht wissen sie ja gar nicht mehr, wer ich bin und ich muss gleich wieder gehen. Aber das wäre auch nicht schlimm.« »Du nimmst das alles ziemlich locker. Ich könnte das nicht, das weiß ich«, murmelte Denise und setzte sich nun ebenfalls aufs Bett. »Ich stelle es mir unerträglich vor, niemanden zu haben, zu dem man gehört.«
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Buchvorschau
Flaschenpost des Herzens - Marietta Brem
Sophienlust, wie alles begann
– 22 –
Flaschenpost des Herzens
Was ist mit Annalena passiert?
Marietta Brem
Denise schaute ihrer neuen Freundin Olga traurig zu, wie sie ihre Nachtwäsche in die Tasche stopfte und sich dann seufzend aufs Bett setzte. »Ich glaub’, jetzt hab ich alles«, sagte sie leise und schaute Denise mit entschuldigendem Lächeln an. »Bitte, versteh’ mich doch. Ich kann nicht länger bei euch bleiben. Das ist zwar lieb gemeint von dir und vor allem von deinen Eltern, doch das wäre nicht gut. Ich bin euch allen sehr dankbar, dass ihr mir geholfen habt, als es mir richtig schlecht ging. Doch jetzt ist es Zeit für mich, dass ich mein Leben wieder selbst in die Hand nehme. Ich hoffe, du bist mir nicht böse deshalb.«
»Natürlich nicht, was denkst du denn?«, versicherte Denise sofort. »Was wirst du denn mit der freien Woche anfangen?«
Olga zuckte die Schultern. »Ich werde vermutlich einen Tag zu Onkel Otto fahren und dort mal die Lage sichten. Vielleicht wissen sie ja gar nicht mehr, wer ich bin und ich muss gleich wieder gehen. Aber das wäre auch nicht schlimm.«
»Du nimmst das alles ziemlich locker. Ich könnte das nicht, das weiß ich«, murmelte Denise und setzte sich nun ebenfalls aufs Bett. »Ich stelle es mir unerträglich vor, niemanden zu haben, zu dem man gehört.«
»Oh, daran gewöhnt man sich mit der Zeit. Da waren Onkel und Tante sehr gute Lehrmeister. Sie haben mir von Anfang an gezeigt, dass wir lediglich eine Notgemeinschaft sind, solange es sein muss. Irgendwann lerne ich jemanden kennen und dann bin ich nicht mehr allein. Bis dahin hab ich meine Freunde und Erinnerungen. Weißt du, ich habe immer wieder das Gefühl, dass meine Eltern noch bei mir sind, auch wenn ich sie nicht sehen kann.«
»Glaubst du das wirklich?«, fragte Denise überrascht.
»Was meinst du?«
»Dass deine Eltern noch bei dir sind, obwohl sie schon lange nicht mehr leben.«
»Klar glaube ich das. Ich spüre sie manchmal sogar. Mein Vater gibt mir gute Ratschläge und meine Mutter nimmt mich in den Arm.«
Zweifelnd blickte Denise die Freundin an. »Na, ich weiß nicht«, murmelte sie zögernd. »Ich hab ja viel Fantasie, aber das ist doch ein bisschen sehr viel. Hast du dafür Beweise?«
Olga begann zu lachen und legte einen Arm um Denises Schultern. »Natürlich nicht«, antwortete sie, »zumindest keine, die ich dir vorführen könnte. So etwas spürst du da drinnen.« Sie legte die andere Hand an ihre Brust, dort, wo sie das Herz klopfen spürte. »Schließe die Augen und denk an einen Menschen oder ein Tier, das nicht mehr lebt und das du ganz arg vermisst.«
»Meine Tante Inge, sie starb vor fünf Jahren«, murmelte Denise und machte tatsächlich die Augen zu. »Sie war die Schwester meiner Mutter. Wir haben uns nicht so oft gesehen, doch wir waren im Herzen immer verbunden.«
»Dann stell dir vor, sie steht vor dir und nimmt dich in den Arm. Versuche, es nicht zu sehen, sondern zu fühlen, so wie es sich damals angefühlt hat.« Auch Olga machte die Augen zu und dachte wieder an ihre Eltern, die ihr jeden Tag unendlich fehlten.
So saßen die Mädchen eine ganze Zeit lang still und in Gedanken versunken auf dem Bett, während draußen ein Sommerregen niederging. Sie sahen nicht die Blitze und sie hörten kaum den Donner, bis Olga ihre Freundin ganz sanft anrührte. »Und?«, fragte sie neugierig.
Denise zuckte zusammen. »Ich … ich weiß nicht«, antwortete sie unsicher. »Da muss ich drüber nachdenken. Aber schön ist der Gedanke schon.«
»Was meinst du?«
»Na ja, wenn ich mir vorstelle, dass ich alle bei mir haben kann, die schon gestorben sind, dann …«
»… dann wird es vermutlich in diesem Zimmer etwas eng«, stellte Olga lächelnd fest. »Ich denke, für dich ist es etwas zu früh, tiefer in dieses Thema einzutauchen. Lass es in dir ruhen und denk nicht zu viel drüber nach. Aber vergiss es auch nicht. Es könnte sein, dass dir dieser Gedanke irgendwann einmal sehr hilfreich sein könnte – so wie mir. Ohne diese Vorstellung hätte ich nicht so zielstrebig meinen Weg gehen können.«
»Ich glaube dir, Olga. Und ich hab jetzt schon ein Gefühl, als würde es nicht nur helfen, wenn man einen Menschen oder ein Tier verloren hat, sondern auch bei der Bewältigung anderer Probleme.«
»Du denkst an Thomas?«
Denise nickte. »Ich möchte wissen, ob er mich belügt, denn ich werde den Verdacht nicht los, dass er zwischen ihm und Irina mehr ist. Die Vorstellung, dass es in diesem Leben Wichtigeres gibt als die Antwort auf meine Frage, macht es viel leichter, damit umzugehen. Wenn Thomas nicht der Richtige ist, dann ist es mit Sicherheit ein anderer, den ich irgendwann kennenlernen darf. Also lass ich das Fragen sein und warte, was kommt.«
»Ganz so einfach ist es nun auch wieder nicht. Immerhin willst du mit ihm … Das sollte schon eine gewisse Bedeutung haben. Du bist ihm doch wichtig, oder glaubst du nicht?«
»Ich weiß es nicht«, gestand Denise. »Manchmal sehen wir uns ein paar Tage nicht und es fühlt sich okay an. Wir verzehren uns nicht unbedingt nacheinander. Aber Irina ist immer in seiner Nähe. Sie wohnt sogar mit ihm unter einem Dach und er schafft es einfach nicht, sie endgültig wegzuschicken. Da kann ich nie mit Bestimmtheit sagen, dass er nur mich liebt.«
»Er war doch da, als du deine Aufführung hattest. Danach seid ihr Arm in Arm davon spaziert, während ich mit deinen Eltern nach Hause gegangen bin. Ich dachte …«
»Wir haben über unser Wochenende geredet. Und es war in dem Moment schön, aber manchmal würde ich es am liebsten absagen.«
»Warum das denn? Sei kein Frosch, Denise. In deinem Alter ist das doch völlig normal, dass man einen Freund hat. Jetzt beginnt das Leben.« Es sollte fröhlich klingen, voller Begeisterung. Doch in Olgas Stimme lag etwas anderes – eine beginnende Resignation, die sie selbst gar nicht wahrnahm.
Denise legte den Kopf ein wenig schief. »Achso? Hast du denn einen Freund? Und wenn ja, wo steckt er?«
Olga holte tief Luft, dann seufzte sie ausgiebig. »Ich habe keinen Freund. In München war ich eine Zeit lang mit Klaus zusammen. Er war in unserer Gruppe und bei zwei Aufführungen war er mein Partner. Wir haben uns gut verstanden, doch dann hat er ein Engagement in London bekommen und natürlich sofort zugegriffen. Das war ihm