Entdecken Sie Millionen von E-Books, Hörbüchern und vieles mehr mit einer kostenlosen Testversion

Nur $11.99/Monat nach der Testphase. Jederzeit kündbar.

Von erpresserischer Schönheit
Von erpresserischer Schönheit
Von erpresserischer Schönheit
eBook230 Seiten3 Stunden

Von erpresserischer Schönheit

Bewertung: 0 von 5 Sternen

()

Vorschau lesen

Über dieses E-Book

Ein thailändisches Mädchen reißt am Straßenrand einen Freier auf. Weil sie schön ist, glaubt er, nicht loslassen zu können. Er reist ihr nach, holt sie zurück und verliebt sich Hals über Kopf in sie.

Sie sieht die Gelegenheit, sich auf eigene Füße zu stellen. Ihre Wünsche sind nicht maßlos, gehen aber doch ins Geld. Unbedingt will sie sich eine Existenz verschaffen.

Sie macht Karriere im Barbetrieb, ohne sich dafür herzugeben, mit den Kunden zu gehen. Nur zur Drohung lässt sie ihren einzigen Freier wissen, welche Möglichkeiten sich ihr bieten. Ihr Sex Appeal sei gefragt. Er lässt sich dazu hinreißen, sie immer wieder freizukaufen. So bringt sie es zu einem eigenen Haus in ihrem Heimatdorf, um am Ende doch in die Falle zu tappen und sich in aller Unschuld ihrer Schönheit zum Opfer zu bringen.
SpracheDeutsch
Herausgebertredition
Erscheinungsdatum1. Nov. 2019
ISBN9783749722693
Von erpresserischer Schönheit

Ähnlich wie Von erpresserischer Schönheit

Ähnliche E-Books

Biografie & Memoiren für Sie

Mehr anzeigen

Ähnliche Artikel

Rezensionen für Von erpresserischer Schönheit

Bewertung: 0 von 5 Sternen
0 Bewertungen

0 Bewertungen0 Rezensionen

Wie hat es Ihnen gefallen?

Zum Bewerten, tippen

Die Rezension muss mindestens 10 Wörter umfassen

    Buchvorschau

    Von erpresserischer Schönheit - Stefan Veigel

    Februar 2011

    Mein Freund Hans-Werner, mit dem ich mich einmal in der Woche zur Lektüre philosophischer Texte treffe, wollte Thailand kennen lernen. Er hatte viel darüber erzählen hören, nicht zuletzt von mir, der ich in diesen Jahren immer häufiger dahin gefahren war, besonders auf die Inseln, nur noch nie nach Phuket.

    Hans-Werner hatte im Rahmen einer All-inclusive-Reise ein namhaftes Hotel in Kata Beach gebucht direkt an der Seeseite, aber viel zu teuer, wie ich fand und daraus geschlossen, dass er sichergehen wollte, nicht in der Wildnis zu stranden. Um ihm zu beweisen, dass es sich schon auf der gegenüberliegenden Straßenseite nur zu einem Bruchteil des Hotelpreises gut leben ließe, bin ich ihm an die Küste der Andaman-See nachgereist.

    Meine Unterkunft war wirklich auf der anderen Seite der Straße, zwar nicht jeden Tag frei, so dass ich zwischendurch das Quartier wechseln musste, aber so wenige Schritte von seiner Luxusherberge entfernt, dass ich tagsüber mehr bei ihm als bei mir zubrachte. Hans-Werner reservierte die Schattenplätze für die Hotelliegen, und ich brauchte noch nicht einmal das eigene Handtuch mitzubringen. Das Badelaken vom Hotel lag schon bereit. So ließ es sich natürlich aushalten.

    Als eine Erkältung im Anzug war, konnte ich ihn davor bewahren, indem ich den Temperaturregler der Klimaanlage hochstellte. Hans-Werner hatte sein Zimmer auf 21 Grad abgekühlt. Mittags fror er unter der Decke und fing schon an zu husten.

    So verbrachten wir die Hitzetage im Februar 2011, als in Europa der Winter auf dem Höhepunkt war, die meiste Zeit in der Hotelanlage. Zwei ältere, grauhaarige Herren fürsorglich umeinander herum. Nach Einbruch der Dunkelheit und nach dem gemeinsamen Essen gingen wir vor die Tür. Unter Gesprächen, die unsere Themen umkreisten, erkundeten wir die nähere Umgebung, um rechtzeitig vor 11 Uhr nachts zum Schlafen auseinander zu gehen. Ich begleitete Hans-Werner die letzten Meter zu seinem Hotel, als mich Lara fand. Auf ihrem Motorbike an uns vorbeifahrend, hatte sie einen Seitenblick aufgefangen, abgebremst und über die kurze Entfernung fragend zu uns herübergeschaut. Ich trat näher an sie heran, und nach kurzer Verhandlung brauste ich, die Schöne rittlings auf dem Hintersitz umklammernd, an meinem verdutzten Freund vorbei.

    Ihr so im Fahren um die Taille zu fassen, war gleich sehr aufregend. Ich war diese Nacht umquartiert worden, und so hatte ich Zeit, im Gegenwind ihren flachen Bauch zu ertasten. Sie ließ es geschehen.

    Von Anfang an wollte sie vollkommen Frau sein. Das abgelegene Loch, in das ich für diese Nacht ausweichen musste, war ihr keine Erwähnung wert. Das geräumige Doppelbett reichte. Sie ließ sich wie von selbst darauf fallen und blickte mich erwartungsvoll an. Den Anflug von Verlegenheit, mit dem ich das viel zu grelle Deckenlicht dimmen wollte, lächelt sie einfach weg. Mit einemmal war ich wieder der kleine Junge, der mit zitternden Händen sein Überraschungsgeschenk auspackt. Wie ich mich an der Verpackung zu schaffen mache, dankbar, dass mir bei der luftigen Bekleidung noch genug zu entdecken bleibt, schlägt mir das Herz bis in die Fingerspitzen. Das Kleid und die Wäsche abzustreifen hilft sie mir. Wie ich alles anfassen muss, auch was so nackt, wie es vor mir liegt, noch aufreizend versteckt ist, wie ich all das wie unter Zwang berühren muss, bleibt sie hingebungsvoll gelassen und – was ich überwältigend finde – völlig unängstlich. Ich vergesse mein Alter, meine Scham, meine Beklemmungen.

    Sie tut nicht so, als wäre es das Natürlichste von der Welt. Sie überlässt mich nicht mir selbst und meinen unausgegorenen Wünschen – nun mach mal! Sie geht auf mich ein, und so schnell, wie sie begreift, was ich mag, leitet sie mich auch schon an, es noch lieber zu mögen und mir das Gefühl zu geben, es wie zum ersten Mal und überhaupt erst in diesem Augenblick richtig zu machen. Sie ist dabei auf eine ernsthafte Weise ehrgeizig. Sie will es besonders gut machen und ruht nicht eher, bis sie es mir gezeigt hat. Im selben Moment weiß ich, wie selten mir das begegnet ist. Ich will sie wiederhaben und sie wie selbstverständlich mich auch.

    Die folgenden sieben oder acht Begegnungen fanden wieder in meiner vorigen Herberge statt. Ich hatte mich wie allabendlich nach einem ausgefüllten Badetag von Hans-Werner verabschiedet, als Lara mit dem Motorbike vorfuhr, geschäftsmäßig die Außentreppe erklomm und an meine Tür klopfte. Sie sprühte vor Leben, und ich musste gleich die erste Begrüßung – wie sie in einem neuen Dress durch den Raum wirbelte – dazu benutzen, ein paar Fotos zu schießen.

    Ich war kein Fotograf und bin es nie gewesen. Aber wie unter Zwang wollte ich den unvergleichlichen Moment festhalten, und sie half nach, indem sie kurz in den Posen verharrte, in denen sich mein Begehren sonnen konnte.

    Keine der Posen war ihre Erfindung. Neu war, dass sie sich an mich richteten und mir das Kino wieder in Erinnerung riefen, mit dem ich aufgewachsen bin. Nur dass mit einemmal ich in der Hauptrolle war. Für mich schlug sie die Augen auf und schmachtete die Kamera an. Es war mein Blick, den sie sich so auf den Leib zog, dass er sich in immer neuen Kurvaturen ergoss. Unter meinen Augen wühlte sie sich in das Kissen hinein und ließ den Saum ihres Kleides hoch gleiten, so dass ihre langen und immer länger werdenden Beine mir wie ins Gesicht sprangen.

    Sie liebte die Kamera und die Kamera liebte sie. Damit hatte ich ihren Lebensnerv getroffen. Denn sie lebte auf und gefiel sich selbst am meisten, wenn sie sich – auch ohne Kamera und nur von meinen Blicken dirigiert – von ihrer attraktivsten Seite zeigen konnte.

    Nach dem Show-down verschwand sie ins Bad, führte sich ein Gleitgehl ein, und ein anderes Spiel begann. Ein Spiel ganz ohne Kamera und, wie ich bald herausfand, am liebsten fast ohne Licht. Instinktiv wusste ich, dass ich daran nicht rütteln sollte. Sie dankte es mir, indem sie, wieder nach dem Bad, ins Licht zurückkehrte und auf meine neugierigen Fragen einging. Wenn sie mit mir fertig war, ging sie gegen Mitternacht in die Bar. Irgendwo in der lärmenden Hauptstraße hatte sie Arbeit gefunden, stand aber – nach ihren Worten – die meiste Zeit unscheinbar im Halbdunkel herum. Sie wurde ebenfalls im benachbarten Karon eingesetzt, verdiente aber auch dort so wenig, dass sie auf Kunden wie mich angewiesen war.

    Sie nannte sich Pim, hieß aber Lara, was eine Verballhornung ihres schwierig auszusprechenden thailändischen Namens ist. Pim nannte sie sich nach ihrer besten Freundin, die in der Gegend wohnte, mit einem Schweizer verheiratet und als Unternehmerin erfolgreich war. Lara wäre schon gern Pim gewesen, schloss ich daraus. Es könnte ja sein, dass sie ihrer Freundin hierher gefolgt ist, um ihren eigenen Weg erst noch zu finden. Das Gefühl, bei einer Premiere dabei gewesen zu sein, überkam mich. Ich war kein unbeschriebenes Blatt und sie mit ihren 27 Jahren auch nicht. Aber das Feuer, das sie ausstrahlte, dieser noch halb in Verlegenheit sich windende Eifer war alles andere als routiniert.

    Lara kam aus der Umgebung von Khon Kaen, einer Zweimillionenstadt nordöstlich von Bangkok, und dahin, ins ländliche Isan, würde sie auch bald wieder zurückgehen, wenn sie etwas Geld zusammen hätte. Wie ich sie schon entschwinden sah, wollte ich ihre Adresse haben. Sie kramte einen Stift hervor. Das Papier schien ihr ungewöhnlich groß, so dass sie keinen Anfang fand. Sie setzte mehrfach an, drehte unschlüssig das Blatt Papier, bis ich merkte, dass ihr die Umschrift in lateinische Buchstaben schwer fiel. Wenn mir die thailändisch anmutenden Schriftzüge auch gleich sehr gefielen, eine richtige Adresse kam dabei nicht heraus. Ich fing an zu ahnen, dass es ein langer Weg sein würde, wenn sie es ihrer geschäftstüchtigen Freundin gleichtun wollte.

    Meine Vorfreude auf Lara wuchs mit jedem Tag, und bald dienten die abendlichen Ausflüge mit Hans-Werner vor allem dazu, die Zeit zu überbrücken, bis sich das knatternde Motorbike und an der Tür ihr Klopfen hören ließen. Sie sah jedes Mal anders aus. Die schwarzbraunen Haare, zu einer Art Mähne geföhnt, fielen ihr mal schräg über die Stirn wie eine Schlafzimmergardine, mal waren sie hinten lose zusammengebunden und gaben die Stirn mit den dunkel nachgezogenen Augenbrauen frei. Als sie dasselbe Kleid ein zweites mal trug, ließ sie es gleich hinter der Tür über Schultern und Hüften herabfallen und stand in himmelblau gemusterter Wäsche vor mir, untenherum ein von einem String zusammengehaltenes Dreieck. Sie hatte den Fummel auf dem Markt erworben und drehte vor meinen Augen eine Pirouette, sich von allen Seiten zeigend.

    Als Gegengabe griff sie nach meiner Kamera und machte – was ich so aufreizend, wie sie aussah, nicht gewagt hätte – ein paar Fotos von sich selbst. Sie war empfänglich für die Aufmerksamkeit, die ihre Schönheit bei mir erregte. Ich bewunderte ihre elegante Figur, ihre makellosen Brüste, ihre wie eine fleischige Blume aus dem Leib aufspringende Pussy. Als sie auf dem Bauch liegend mich von unten in sich aufnahm und den Druck auf genau den richtigen Punkt erhöhte, musste ich sie unwillkürlich fragen, wo sie das gelernt habe – „Aus Pornofilmen".

    Am Ende dieser Reihe bestürzend schöner Begegnungen bin ich erschöpft und kann nicht mehr. „No more sex." Dafür darf ich sie, mit den Fingern zwischen ihren anschwellenden Schamlippen, zum Höhepunkt bringen, den Mund fest angesaugt an ihre Brustwarze.

    Sie will schon bald zurück nachhause und einen Beautysaloon eröffnen. Vielleicht kann ich ihr dabei helfen.

    Es ist die Geschichte eines alternden Professors, der einer jungen, überaus hübschen Nutte begegnet, die es so, wie er meint, nur in Thailand gibt. Ein Mädchen, waghalsig genug, sich auf offener Straße anzubieten, aber auch schüchtern genug, um mit dunkel fragenden Augen die Illusion zu wecken, dass noch nicht alles verloren ist.

    Das will er sich leisten können, sagt er zu sich selbst und folgt damit einem Lieblingsgedanken, den er mit zunehmendem Alter wie ein Steckenpferd reitet: „Mich gibt es nur noch für Geld. Ich bin anders nicht als käuflich zu haben. Jetzt gleich und hier auf der Stelle will ich dafür bezahlen. Statt Jahre später von Anwaltskosten und nicht endenden Aufwendungen für den Unterhalt verfolgt zu werden. Wenn schon Liebe, dann nur gegen Bezahlung."

    Wie zu sehen ist, hat der Professor seine Erfahrungen gemacht. Was er sich auch in Zukunft will leisten können: Er geht fremd in Fächern, in denen er nicht als Fachmann ausgewiesen ist. Jetzt, da es keine Zukunft und keine Karriere mehr zu machen gab, wilderte er in fremden Gärten herum. Als Quereinsteiger in die Philosophie wollte er sich nicht um die sorgsam eingehegten Gärten scheren und nicht auf den ausgetretenen Schulpfaden bleiben.

    Das Paradiesgärtchen, das die Wissenschaft jedem ihrer treu ergebenen Diener zur weiteren Pflege überlässt – diesen Frieden wollte er nicht. Er ging fremd, und weil er wusste, dass es gerade in der engsten Nachbarschaft nicht willkommen war, nahm er die Freiheit ausdrücklich für sich in Anspruch und wappnete sich schon mal im Voraus gegen das Stillschweigen, das ihm drohte. Er konnte es sich leisten oder vielmehr wollte er es sich leisten können. Nur bezahlt muss werden. Auch dafür.

    Ungläubig wie er war, hatte er wenigstens seine Götter über die Zeit gerettet. Heute kam es ihm vor, als hätte er sie in seinen wissenschaftlichen Schriften verraten. Wäre sonst so wenig von ihnen geblieben? Sie offenherzig anzubeten und ihnen die Wissenschaft dienstbar zu machen, hatte nichts gebracht. Deshalb wollte er sie zurückverwandeln in das Geheimnis, das sie sich selbst einmal gewesen sind. In diesem Sinne wollte er sie wiederentdecken und ihre Spuren ausschreiben. In der gleißenden Sonne Thailands, in der nichts verborgen bleibt, wollte er das Geheimnis pflegen, um es bei den hohen Temperaturen so geschmeidig zu machen, dass es wie von selbst aus ihm heraus floss.

    Er konnte in der Wärme gut arbeiten, Gedanken skizzieren und einer Eingebung durch das Labyrinth der Syntax folgen. Es musste ja nicht gebosselt sein wie zuhause am Schreibtisch. Entwürfe waren gefragt, mit leichter Hand hingeworfen, die sich weit hinaus wagten und sorglos umwarben, was andernorts und von Rücksichten geplagt sonst ungesagt bleiben würde. In der Hitze des heraufziehenden Tages schmolzen die Skrupel dahin und ein wohltuender Leichtsinn führte ihm den Stift. Übertriebene Erwartungen an sich selbst sind das größte Hindernis.

    Es machte ihn schon verlegen, auch nur nach seinem Beruf gefragt zu werden. „Professor – damit wusste Lara so richtig nichts anzufangen. Das machte sie gleich doppelt anziehend für ihn, auch weil er sich schon im Nachsatz erklären und gewissermaßen dafür entschuldigen wollte. Sie zuckte nur gleichmütig mit den Achseln. Es war ihr egal. Sollte er doch vor sich hin kritzeln und sich mit Büchern abgeben. Schon bald wird ihre beste Freundin sagen: „Den Professor heb dir mal für später auf.

    Aber was werden die Kinder dazu sagen? Vier Mädchen aus zwei Ehen. Lara kam dem Alter nach zwischen ihnen zu stehen. Die Kinder waren jung genug, um sich brüsk dagegen zur Wehr zu setzen: „Mit dem Schweinkram lass uns bitte in Ruhe. Wir wollen es gar nicht wissen." Sie werden für sich alles versuchen, um den Vater nicht zu verlieren – das Bild von einem Vater, das vollkommen erhaben darüber ist. Sex gehört den jungen Menschen. Sie erfinden ihn immer wieder neu. Damit daraus das Schlüsselerlebnis wird, das ihnen das Leben erst richtig schenkt, verbieten sie Sex zuerst den Eltern. Am besten sollen sie damit gar nichts zu tun haben.

    Es ist, als würden die Jungen sonst vollends ihre Unschuld verlieren – eine Unschuld, die ihnen erst das Ungeheuerliche auskosten hilft, das mit der Sexualität in ihre Welt eintritt und sie überhaupt die Welt erkennen lässt: eine für sie und nur für sie wie geschaffene Welt. Dass die Eltern es auch tun und immer getan haben, macht aus der eh schon heiklen Geschichte eine einzige Peinlichkeit.

    Das kann Jugend unmöglich auf sich sitzen lassen. Also wird sie es vernünftigerweise verdrängen. Um solchen Peinlichkeiten gar nicht erst ausgesetzt zu sein, wird sie Zuflucht in ihrer Welt suchen. Es wird ihr helfen, den Vater zwar nicht zu verstehen, ihn aber auch nicht aus ihrem Leben zu verstoßen.

    Es sind Welten, in denen wir leben, und Welten, die uns trennen. Wie würde es erst Lara ergehen, wenn sie merkt, wen sie sich da aufgehalst hat? Dass ich älter war, schien nicht dieselbe Rolle zu spielen wie in unserem ödipalen Europa. Und was heißt „aufgehalst"? Lara hatte mich gefunden.

    Mai und November 2011

    Ja ist nicht Ja und Nein ist nicht Nein. Das musste ich gleich bei unserer nächsten Begegnung im Mai lernen. Per Mail hatte ich Laras Zustimmung eingeholt. Sie wollte nach Phuket kommen. Ich hatte noch mit Hans-Werner am anderen Ende von Kata Beach eine versteckt liegende Hotelanlage ausfindig gemacht, die, über mehrere Bungalows verteilt, genügend Schattenplätze bot, um sich im Laufe des Tages vor der Sonne zurückzuziehen und zu lesen und zu schreiben.

    In Erwartung dieser grünen Oase hatte ich mich am Telefon so in Begeisterung geredet, dass ich ihr Zögern gar nicht wahrgenommen und ihr Schweigen auf dem Höhepunkt meiner Drängelei überhört hatte. Nach guter Gewohnheit glaubte ich, mit der Hotelbuchung und all den Umständen, die eine Fernreise macht, vollendete Tatsachen geschaffen zu haben. Allein der Aufwand sollte sie überzeugen, dass es auf einen schlechten Charakter schließen lässt, wenn sie mich den weiten Weg umsonst machen ließe. Wer nicht kam, war Lara.

    Sie dachte gar nicht daran. Von einem schlechten Gewissen nicht die Spur. Im Land auch nur telefonisch eine Verbindung herzustellen, war nicht einfach, weil ich damals kein Handy besaß. Ich war auf das Entgegenkommen des Hotelpersonals angewiesen. Mit beschwörenden Worten zappelte ich mich auf mir zur privaten Nutzung überlassenen Telefonleitungen ab. Bis ich mich kurzerhand entschloss, in den Isan zu reisen. Dem stand nun gar nichts im Wege, so dass mir durch den Kopf schoss, ich hätte nur rechtzeitig ihren Flug hierher bezahlen müssen, dann hätte es die Missverständnisse nicht gegeben. Aber davon war mit keinem Wort die Rede gewesen. Strafe muss sein.

    Ich bin über Udon Thani geflogen und habe die Reise nach Khon Kaen mit dem Bus fortgesetzt. Vor Ort musste ich jemanden finden, der Laras Telefonnummer auf seinem Handy anwählt und ihr den Platz beschreibt, an dem ich auf sie warten würde. Keine fünf Minuten später fuhr sie mit dem Auto vor, sprang aus dem Honda Jazz und eilte mir mit wehendem Rock entgegen: „Ich hätte nicht geglaubt, dass du herkommst."

    Dann fuhren wir noch einmal 40 km in Richtung Westen, um nach Donmong zu gelangen. In einer Absteige an der Hauptstraße – lauter frisch gestrichene Holzhäuschen im Viereck um ein Wasserbecken – quartierte sie mich ein. „Ich kann dich nicht bei meiner Familie unterbringen. Phuket hat es nie gegeben, auch für meine Schwester nicht. Niemand weiß, dass ich dahin arbeiten gehe."

    Das Bild, das ich mir von Lara gemacht hatte, das Bild eines schüchtern das Abenteuer wagenden Mädchens, war mit einem Schlag verflogen. Absichtsvoll zog sie mich gerade in ihr Doppelspiel hinein. War Lara, die zuhause wie wenige ihres Alters ein eigenes Auto fuhr, ein Profi? Sie war es und sie war es nicht. Die Widersprüche waren unübersehbar, aber sie bewegte sich souverän dazwischen hindurch.

    „Ich bleibe über Nacht," wehrte sie meine Enttäuschung über das ordentlich ausgestattete, aber denn doch sehr enge Zimmer ab. Nach einer zärtlichen Begrüßung rieb sie ihre flaumweich behaarte Scham an meinem Rücken rauf und runter, mich von hinten umarmend. Wie sie nach der anstrengenden Reise meinen Nacken zu massieren begann, rief sie noch schnell den Vater an, um mir, als ich mich gerade unter ihren Händen entspannen

    Gefällt Ihnen die Vorschau?
    Seite 1 von 1