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Loser oder was?: Gemeinsam gegen Mobbing
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eBook112 Seiten1 Stunde

Loser oder was?: Gemeinsam gegen Mobbing

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Über dieses E-Book

Dieser Tagebuchbericht stellt aus Schülerperspektive dar, wie es gelingen kann, kreativ und selbstbestimmt Mobbing entgegen zu treten. Er zeigt eine Vielzahl von Lösungsansätzen und gewaltfreien Konfliktstrategien,
die der Autor als Jugendlicher und später als Lehrer und Ausbilder von Schüler-Streitschlichtern erprobt und vermittelt hat.
Wie können sich Mobbing-Opfer aus dem verhängnisvollen Kreislauf von Angst und Selbstzweifeln befreien?
Wie können sie Selbstvertrauen und Zuversicht entwickeln?
Wie lassen sich Konkurrenz und Feindseligkeit in
Kameradschaft und gegenseitige Wertschätzung verwandeln?
SpracheDeutsch
Herausgebertredition
Erscheinungsdatum6. Mai 2021
ISBN9783347240599
Loser oder was?: Gemeinsam gegen Mobbing
Autor

Roland Greis

Roland Greis studierte Germanistik, Anglistik und Philosophie und arbeitete von 1977 bis 2015 als Gymnasiallehrer, wo er auch Streitschlichter ausbildete. Fortbildung in Waldorf- und Montessori-Pädagogik. Heute ist er als Bildhauer, Maler und Autor tätig.

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    Buchvorschau

    Loser oder was? - Roland Greis

    1

    Gleich nach der ersten Stunde hat sich so ein Großer mit stechenden Augen vor mir aufgebaut und mein Biobuch gegrabscht.

    ,,Damit du weißt, wie das hier läuft", hat er genuschelt und in meinem Buch geblättert.

    ,,Also, ich hab hier das Sagen und wenn du keinen Ärger willst, halt dich dran. Wenn du versuchen solltest aufzumucken, das haben schon andere versucht. Ist ihnen gar nicht gut bekommen."

    Er bog das Buch bis es fast brach und ließ es auf den Tisch klatschen.

    ,,Verstanden?"

    Er hat mich drohend angeglotzt und weil das ja nicht schwer zu verstehen war, habe ich ja gesagt.

    Da hat er mir noch einen tiefen Blick geschenkt, sich umgedreht und ist mit so einem Gang wie ihn Actionhelden draufhaben zu seinem Platz gelatscht. Hat seinem Nachbarn irgendwas zugenuschelt, sich noch einmal zu mir umgesehen und die Beine unter dem Tisch ausgestreckt.

    Jetzt wusste ich also echt, wie das hier lief.

    Die nächsten Tage habe ich damit verbracht, mir die Klasse etwas genauer anzusehen.

    Der Große, der sich mir an meinem ersten Tag vorgestellt hat, wird von allen Pitt genannt. Passt, wie ich finde, echt gut zu ihm. Weniger, allerdings, weil er dem gleichnamigen Schauspieler gleicht.

    Pitt ist meist mit zwei anderen Jungen zusammen. Der eine ist ziemlich stämmig, hat einen Stiernacken und kleine, im Fett versunkene Augen. Bei mir heißt er Bully. Und den Dritten, den mit dem Schlitzmund und der schiefen Nase, nenne ich Terrier.

    ln der Klasse sind 18 Jungen und 10 Mädchen. Zwei von den Jungen gelten als Loser. Der eine ist ziemlich dick und kann einem nicht in die Augen sehen. Er sitzt die meiste Zeit auf seinem Stuhl und wartet, dass ihm wieder einer eins auswischt. Er heißt, glaube ich, Waldemar oder so, aber die meisten nennen ihn Stinktier. Wieso hab ich noch nicht herausgefunden.

    Der Andere ist ziemlich groß und dünn, hat Pickel und eine Brille, die seine Augen hervorstehen lässt. Er heißt Fred, wird aber von allen Frettchen genannt. Er zuckt dauernd mit den Augenlidern und erschrickt, wenn ihn einer anlabert.

    Dann sind da noch zwei Jungs, die immer zusammenstecken und so gut wie nie mit einem anderen reden. Sie werden meist in Ruhe gelassen. Ich nenne sie das U-Boot. Sie verhalten sich so unauffällig, dass die meiste Zeit keiner merkt, dass sie da sind. Wenn sie dann doch mal ein Lehrer drannimmt, was selten passiert, bin ich immer wieder überrascht, dass es sie gibt.

    Ich hab mal ein Buch über einen Shaolin-Mönch gelesen, der sich unsichtbar machen konnte. Irgendwie erinnern mich die Beiden daran. Keine schlechte Methode, Streit aus dem Weg zu gehen. Du musst nur alles, was um dich herum vorgeht, einfach ausblenden und dich auf etwas Bestimmtes konzentrieren. So stand das in dem Buch über den Mönch. Muss wohl was dran sein. Wenn man zu zweit ist, geht das wahrscheinlich noch einfacher. Weil man dann was hat, das einem hilft, die anderen zu vergessen.

    Mir ist aufgefallen, dass das die sogenannten Loser nicht können. Man sieht es ihnen förmlich an, wie sie ständig in Angst vor etwas sind. Sie erwarten dauernd einen Angriff und das zieht die Angreifer regelrecht an. Wir haben vor einiger Zeit in Physik einen Versuch mit einem luftleeren Raum gemacht. Als dann das Ventil geöffnet wurde, ist die Luft voll reingezischt. So ungefähr muss das auch bei diesen Leuten funktionieren. Sie pumpen mit ihrer Angst den Raum leer, in den die Anderen dann ganz leicht eindringen können.

    Auch in meiner vorigen Klasse waren solche Typen. Die haben dauernd Probleme gehabt. Taten einem ja irgendwie Leid. Aber geholfen hat denen eigentlich keiner. Auch ich nicht.

    Wenn die wenigstens versucht hätten, was dagegen zu tun. Oder um Hilfe gebeten hätten. Aber die haben sich immer nur passiv verhalten und nichts gemacht. Echt nervig. Wer hat da schon Lust, sich ins Schussfeld zu stellen. Wenn die selber keinen Finger für sich krumm machen!

    Irgendwie war ich früher auch nicht viel anders. Dauernd hat irgendein Idiot mir eins übergebraten. Bis zu dem Zeitpunkt, wo ich mit dem Muskeltraining angefangen habe. Und dann ist etwas Komisches passiert. Ich habe gemerkt, wie ich stärker wurde und dass ich was an mir ändern kann und plötzlich habe ich nicht mehr dauernd dieses Scheißgefühl mit mir rumgeschleppt. Und das müssen die anderen irgendwie gemerkt haben, denn sie haben mich in Ruhe gelassen.

    Das war als ich dreizehn war. Und dann habe ich angefangen genauer hinzuschauen. Weil ich wissen wollte, wie das funktioniert, was da so abläuft.

    Kurz danach sind wir wieder mal umgezogen. Und jetzt habe ich mir vorgenommen, meine Chance zu nutzen. Denn hier kennt mich noch keiner, schon gar nicht von früher.

    2

    Heute habe ich in der Schule etwas gelernt. So was kommt vor.

    Ich war etwas früher losgegangen, weil ich sehen wollte, was morgens vor Schulbeginn so abgeht. Ich war nicht der Einzige, den es nicht mehr zu Hause hielt. Vor mir entdeckte ich Bully, der wohl aus einem anderen Grund so früh unterwegs war. Er musste ziemlich geladen sein, denn er trat dauernd irgendwo gegen. Ich hielt Abstand, weil ich nicht auch dazu gehören wollte.

    Auf dem Schulgelände sah ich schon von weitem Waldemar, den Unglücksraben, der an seinem Fahrrad rumfummelte. Bully war nicht mehr weit von ihm weg. Die letzten Schritte beschleunigte er und trat voll gegen das hintere Schutzblech. Waldemar zuckte zusammen und tat einen Hüpfer.

    ,,Du hast mein Fahrrad kaputt gemacht!" quetschte er in einem weinerlichen Tonfall heraus.

    ,,Kriegst gleich noch eins in die Fresse!" schrie Bully und holte aus.

    Waldemar riss die Arme hoch und versuchte seinen Kopf zu schützen.

    Bully sah sich kurz um, hielt inne und trat dann noch einmal gegen die Speichen.

    ,,Ein Ton zum Lehrer und ich mach dich alle", grunzte er.

    Er glotzte zu mir rüber.

    Jetzt bloß nicht provozieren, dachte ich. Ich musste an den Film über Gorillas denken. Denen durfte man auch nicht in die Augen gucken, wenn sie einen anstarrten. Wahrscheinlich fühlten sie sich sonst in ihrer Affenehre

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