Mio: Ein Katerleben
Von Birgit Behle-Langenbach und Peggy Chilian
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Über dieses E-Book
Ein unterhaltsames Buch mit vielen Illustrationen nicht nur für Katzenfreunde!
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Buchvorschau
Mio - Birgit Behle-Langenbach
Der erste Tag
Oh Mann, was wird das denn plötzlich so eng hier? Autsch! Pass doch auf!
Wieder kriege ich einen Tritt von dem in der Nebenblase ab.
Ne, das wird jetzt wirklich ungemütlich! Och, schon wieder so eine Welle.
Hilfe, was ist das? Ich rutsche. Es wird so unglaublich eng! Ich habe Angst.
Oh nein, hier zieht sich alles zusammen. Ich werde erdrückt! Jetzt wird es noch enger. Was ist das? Was passiert hier?
Mein Herz schlägt mir bis zum Hals. Wieder eine Welle. Mit ihr werde ich weiter durch diesen engen Tunnel gequetscht.
Jetzt ist Stillstand. Ich hänge hier fest. So langsam werde ich echt panisch.
Noch eine Welle. Plöpp… Was war das?
Plötzlich ist diese Enge verschwunden. Puh, Glück gehabt!
Nein, was ist das? Meine Blase! Irgendwas stimmt nicht. Sie scheint undicht zu sein.
Ich spüre, wie die Flüssigkeit, die mich eben noch warm und schützend umgeben hat, an mir herab fließt. Ich fühle mich so schutzlos. Mir wird kalt und ich bekomme keinen Sauerstoff mehr.
Dann fühle ich etwas ganz raues. Es streicht unaufhörlich über meinen Körper.
Immer noch bleibt mir die Luft weg. Panik, Angst. Ich öffne meinen Mund ganz weit.
Irgendetwas tut sich. So, als wenn in mir etwas aufgeblasen würde. Ich kann nicht anders, ich muss nach Luft schnappen. Ich atme. Mit diesem ersten Atemzug schreie ich meine Angst heraus. Das raue Ding streicht immer intensiver über meinen kompletten Körper.
Ich kann nichts sehen, aber ich rieche etwas. Einen wundervollen Duft! Er hängt mit diesem Ding zusammen, das mich so unaufhörlich bearbeitet.
Und da ist noch etwas. Süß und unwiderstehlich. Ich versuche diesem neuen Duft zu folgen. Er zieht mich magisch an.
Das ist aber gar nicht so einfach. Ich kann mich überhaupt nicht richtig orientieren, drehe mich dauernd im Kreis und schreie verzweifelt.
Das Ding hinter dem rauen Etwas stupst mich an, versucht mich immer wieder in die richtige Richtung zu lenken, doch ich bin viel zu aufgeregt.
Dann greift etwas anderes nach mir. Wieder etwas ganz neues. Ich spüre ganz genau, wie es mich umfasst. Da ist ein ganz anderer Geruch als der, den ich eben wahrgenommen habe. Es fühlt sich glatt, trocken und warm an.
Plötzlich schwebe ich, werde hin und her gedreht. Es scheint mich zu begutachten. Und dann legt es mich an den schönsten Ort, den ich mir vorstellen kann. An den Ort, den ich vorhin so verzweifelt gesucht habe.
Dieser Duft! Diese Wärme! Ich befinde mich immer noch im Griff dieses fremden Wesens. Behutsam wird meine Nase an etwas Wunderbares gestoßen. Es scheint der Ursprung dieses betörenden Duftes zu sein, denn hier ist er ganz intensiv. Viel später erfahre ich, dass man es Zitze nennt, an die mich mein erster Mensch liebevoll gelegt hat.
Ich muss die Zitze festhalten, ich muss sie umschließen. Ich kann gar nicht anders. Ganz fest rolle ich meine Zunge drum herum und fange ganz automatisch an zu saugen. Keiner sagt mir, dass oder wie ich das tun muss. Ich mache es einfach.
Und dann schmecke ich ihn, den ersten Schluck Milch meines Lebens. So etwas Schönes habe ich noch nie erlebt! Gierig sauge ich mehr und mehr davon auf. So lange, bis mein Bauch rappelvoll ist und nichts mehr rein passt. Während dessen werde ich von wohliger Wärme und dem jetzt schon so vertrauten Duft meiner Mama umhüllt. Mit dem Gedanken, dass es wohl sehr gut war, was mir da eben passiert ist, obwohl es mir erst so eine Angst machte, schlafe ich erschöpft und zufrieden ein.
Als ich wieder aufwache, denke ich zuerst, dass ich das alles nur geträumt habe. Wieder und wieder bekomme ich einen Stoß von meiner Nebenblase verpasst. Mensch, das nervt! Lass mich schlafen! Ich will nicht aufwachen. Lauthals meckere ich vor mich hin. Sofort spüre ich sie wieder liebevoll auf mir, die raue Zunge meiner Mama, die mich sanft beruhigt.
Ich habe also gar nicht geträumt. Aber was macht die andere Blase hier? Um mich herum ist alles dunkel, doch ich spüre sie. Und sie ist gar keine Blase mehr. Da liegt irgendetwas anderes neben mir. Es scheint so zu sein wie ich.
Ich nehme mir vor herauszufinden, was da so rum zappelt. Aber nicht jetzt. Das mache ich ein anderes Mal.
Jetzt nehme ich erst mal wieder einen Schluck der köstlichen Milch und dann schlafe ich wieder ein. Ich schlafe einen langen, langen Schlaf, den ich nur unterbreche, wenn Mama mich so doll leckt, dass ich davon aufwache, das Wesen neben mir wieder in meine Rippen boxt oder ich hungrig nach der Zitze suche, um erneut gierig meine Milch einzusaugen.
Mama erzählt mir später, dass ich an diesem Tag geboren bin, dass da mein Leben anfing. Und dass es ganz normal ist, dass ich ihn fast gänzlich verschlafen habe, meinen ersten Tag.
Meine Kindheit
Die nächsten Tage plätscherten ganz ruhig und friedlich vor sich hin. Sie waren geprägt von Liebe, Wärme, gutem Essen und noch besserem Schlaf. Doch dann passierte etwas ganz spannendes.
Bisher war um mich herum alles dunkel und still gewesen. Doch eines Tages wachte ich von etwas seltsamen auf. Etwas, das ich noch gar nicht kannte. Brumm brumm brumm…
Es war das schönste, was ich je wahrgenommen hatte! Dieses Brummbrumm war so zärtlich. Bisher hatte ich immer nur ein leichtes Vibrieren gefühlt, wenn meine Mama ganz entspannt bei uns lag und uns säugte. Jetzt war da zusätzlich noch dieses Brummbrumm. Es war so wunderschön und beruhigend, dass ich sofort wieder selig einschlief.
Mama erklärte mir später, dass ich an diesem Tag das erste Mal etwas gehört habe, ihr Schnurren. Ich war jetzt 10 Tage alt und sie meinte, ich wäre damit der erste im Wurf, der hören kann. Das machte mich mächtig stolz!
Wir waren übrigens zu dritt. Ich hatte noch zwei Geschwister. Das hatte ich inzwischen erschnüffelt und ertastet. Meist waren sie ganz angenehm, weil ich mich oft in ihre Mitte drängte und es da besonders schön warm hatte. Manchmal nervten sie aber auch, wenn sie wieder mal ihre Zitze nicht finden konnten und wild umherzappelten. Dann kriegte ich immer irgendwo einen Fuß ab. Meist mitten in die Rippen. Das tat echt weh!
Es dauerte nicht lange, dann konnte ich schon richtig gut hören. Nicht mehr so gedämpft wie anfangs das sanfte Schnurren meiner Mama, das geliebte Brummbrumm. Manche Geräusche machten mir Angst. Sie waren schrill oder besonders laut. Wie das Klingeln des Telefons, die Türschelle, das Bellen des Hundes, oder der Staubsauger. Mama beruhigte mich dann immer und erklärte mir, dass ich gar keine Angst haben müsse, dass mir nichts geschehen würde. Ich liebte ihre Stimme! Auch das helle Miauen meiner Geschwister klang wie Musik in meinen Ohren.
Ganz besonders mochte ich auch die sanfte, ruhige Stimme meines Menschen. Sie klang weich und fühlte sich an, als ob sie mich streichelte. Wenn dann gleichzeitig mein geliebtes Brummbrumm von Mama erklang, wusste ich, dass ich glücklicher nicht sein konnte!
Wie hätte ich wissen sollen, dass ein paar Tage später alles noch aufregender, noch spannender werden sollte? Es geschah