Plutos Hundeleben: Episoden und Geschichten aus seinem Leben
Von Christine Jörg
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Buchvorschau
Plutos Hundeleben - Christine Jörg
Meine Adoption
Im April 1990 komme ich zusammen mit vier Geschwistern zur Welt. Ich bin der Dritte, der das Licht der Welt erblickt. Vor mir sind es zwei Mädchen und ein Junge und nach mir noch eine Schwester. Meine Herren, ist das anstrengend! Ich weiß nicht, ob ihr Geschwister habt. Aber die können einen manchmal ganz schön ärgern. Vor allem muss man alles mit ihnen teilen. Wer teilt schon immer gerne?
Ich heiße Astor von der Vogelwarte. Zumindest steht mein Name so in meinem Stammbaum. Toll! Was? So einen Namen kann nur ein Mensch erfinden.
Inzwischen bin ich ein alter Herr, der das ruhige Leben in der Familie, die mich vor zwölf Jahren aufgenommen hat, genießt. Gerne erinnere ich mich an die ersten Tage in meinem neuen Heim.
Als ich drei Monat alt bin, werde ich meiner Mama weggenommen. Ich bin zu alt um noch bei ihr zu bleiben, sagt man. Bei uns Hunden ist das so. Wir werden schneller erwachsen als Menschen und können uns dann selbst ernähren. Wir brauchen die Milch unserer Mama nicht mehr.
*
Die Familie, die mich adoptiert, ändert sofort meinen Namen in Pluto. Etwas Besseres kann denen auch nicht einfallen. Pluto! Nur weil der Hund aus Disney so heißt. Um das gleich richtig zu stellen, so blöd wie der Pluto aus Disney, bin ich trotzdem nicht. Und das obwohl ich auch ein Hund bin! Ich bin ein reinrassiger Bichon Frisé mit weichem, weißem, krausem Fell. Sogar die Pharaonen im alten Ägypten sollen sich schon Hunde meiner Rasse gehalten haben.
Ob ich es will oder nicht, ich werde aus dem Haus, in dem ich bisher wohne, getragen. Die Menschen bringen mich in einen wahnsinnig kleinen Raum. Alle setzen sich hinein. Ich und vier Personen! Wie soll man denn hier wohnen? Es gibt kein Bett zum Schlafen und es ist so eng, dass man nicht herumlaufen kann. Dieser kleine Raum beginnt Geräusche zu machen. Dann, plötzlich setzt er sich in Bewegung. Mir wird angst und bange. Ich beginne zu zittern.
In einem Auto werde ich also zur Wohnung der Familie gebracht. Buh, ist das warm. Die Frau hat mich auf dem Arm. Einer der Jungen streichelt mich ständig ungeschickt. Die Frau versucht den Buben von mir fernzuhalten, doch das Kind tätschelt wieder und wieder meinen Rücken oder den Schwanz oder den Kopf. Kinder eben!
Ich werde, wie gesagt, in die Wohnung der neuen, fremden Leute gebracht. Endlich entlässt mich die Frau aus ihren Armen. Der Mann und die Frau sprechen zu den Kindern. Ich werde dort wo ich abgesetzt wurde alleine gelassen. Unschlüssig und unsicher bleibe ich ein Weilchen sitzen. Alle tun so als würden sie mich nicht beachten. Doch ich spüre ihre neugierigen Blicke in meinem Rücken. Ich schnüffle nochmals kurz. Die Gerüche sind mir unbekannt. Um sie zu erkunden muss ich losziehen.
Ich gebe mir einen Stoß und setze mich langsam in Bewegung.
Ein langer Weg führt in ein Zimmer. Na, was ist denn da? Interessante Sachen liegen auf dem Boden verstreut herum. Also zum Nagen werde ich genug finden. Umso besser, dann wird mir nicht langweilig! Außerdem, ich habe noch meine Milchzähne im Maul. Die fallen leichter aus, wenn ich ab und zu nage.
Einer der Jungen ruft der Frau etwas zu. Die Frau antwortet. An die Stimmen der Leute muss ich mich noch gewöhnen.
Aha, ich sehe schon, es gibt einiges zu erkunden. Aber jetzt muss ich mal für kleine Hunde. Am besten gleich hier.
Der andere Junge meldet sich zu Wort. Die Frau nennt er Mama. Bei ihr scheint er mich zu verpetzen. Nachdem ich meine Blase erleichtert habe, schlendere ich weiter. Jeder muss mal.
Nun mischt sich der Mann, es ist Papa, ein. Er packt mich am Kragen und setzt mich auf ein Teil, das unwahrscheinlich gut riecht. Das Wort fällt oft. Es heißt Trainingswindel. Das muss ich mir merken. Es gibt Mama, Papa, Windel.
Das nächste Mal, wenn ich muss, setze ich mich wieder drauf. Riecht einfach umwerfend gut!
Ja, so beginnt mein Leben in meinem neuen Heim. Sieht ganz gut aus. Also die Frau, die sich um mich kümmert, heißt auch Mama. so ein Zufall. Der Mann wird Papa oder Stefan genannt, und sagt zu Mama, Elsa. Das ist anscheinend so wie bei mir. Jeder hat zwei Namen. Einen echten und einen, den man später bekommt.
In der Familie sind, wie erwähnt, zwei Kinder. Chic, jemanden zum Spielen! Die Namen der zwei Jungen sind verschieden. So, wie es aussieht, je nach Bedarf. Einer heißt Alex oder Alexander oder Depp oder Schätzchen und der andere wird Peter oder Trottel oder Liebling gerufen. Also kleinere Menschenkinder haben sogar mehr als nur zwei Namen. Interessant! Irgendwie werde ich schon damit klarkommen. Schließlich bin ich ein intelligenter Hund.
Mama, ich werde sie auch so nennen, ruft mich. Ich weiß zwar nicht, was sie will, aber ich folge ihr. Woher soll ich sonst wissen, was los ist?
Ach, das ist ja toll. Hier liegt mein Bett. Igitt igitt, es riecht ganz neu. Wie scheußlich! In so was soll ich schlafen?
Mama lässt mich immer noch nicht in Ruhe. Sie ruft mich erneut. Die Kinder laufen ihr nach. Ich auch. Was gibt es sonst noch? Oh, hier riecht es nach Essen. Den Ort muss ich mir merken!
Der Bub Alex zeigt auf etwas. Na, so eine Überraschung! Meine Wasserschüssel! Gut, ich habe gerade Durst. Dann trinke ich mal ein paar Schlucke. Nicht schlecht, ganz frisch aus dem Wasserhahn. Daneben steht meine Futterschüssel. Sie ist gefüllt. Mal schnüffeln. Okay! Ich habe jetzt doch keinen Hunger. Zuerst gehe ich ins Bett und schlafe ein wenig. Es ist alles ein bisschen anstrengend. Ein Hundekind darf auch mal müde sein.
Komisch, der kleinere Junge, der auch Peter genannt wird, hält sich von mir fern. Irgendetwas stimmt mit dem nicht! Ich werde ihn ganz einfach links liegen lassen, dann regelt sich das schon von selbst. Das hoffe ich zumindest.
Super! Wenn ich mich ins Bett lege und Alex mich stören will, wird er von Mama geschimpft. Toll! Immer, wenn ich meine Ruhe haben will, lege ich mich ins Bett. Und hops, keiner darf ich stören. So lässt es sich aushalten. Nicht so wie bei meinen Hundegeschwistern, die dauernd an mir herumgezerrt haben.
*
Oh, habe ich gut geschlafen. Nur, ich muss mal. Das gut riechende Ding namens Trainingswindel fällt mir ein. Wo war lag sie denn? Ui, so weit schaffe ich es nicht. Jetzt kann ich nicht mehr suchen. Ich setze mich hier hin und basta. Schließlich bin ich noch ein Baby und kann nicht alles richtig machen.
Außerdem ist niemand da. Keiner sieht es. Ah! So, jetzt geht es mir wieder besser!
Mein Magen knurrt. Ich glaube, ich suche meinen Futternapf. In diese Richtung! Ja, jetzt rieche ich ihn auch! Hm, gar nicht so schlecht. Ich habe enormen Hunger.
Jetzt höre ich schon Papas tiefe Stimme, die mich ruft. Er hat den Haufen entdeckt, den ich diskret gesetzt habe. Nun weiß er nicht so recht, wie er damit umgehen soll. Oder er will es nicht wissen! Ich sehe ihm die Ratlosigkeit an. Am besten ich verkrieche mich.
Mama spricht ernst mit ihm und Papa putzt mein Geschäft weg. Eine Bestrafung bekomme ich nicht. Wenn ich es mir richtig zusammenreime, dann darf ich reinpinkeln und Haufen setzen. Nur erwischen lassen darf ich mich nicht! Hoch interessant! Wenn jemand zuschaut suche ich besser die Windel auf.
Peter meldet sich zu Wort. Er hat meinen leeren Fressnapf bemerkt. Ganz egal bin ich ihm nicht.
Mama ist zufrieden mit mir. Sie scheint überhaupt mein Ansprechpartner zu sein.
Die ist gut! Hat sie gedacht, ich trete in Hungerstreik? Mir hängt der Magen bis in die Hinterläufe. Soll ich da etwa auch noch hungern? Nein, das kommt nicht in Frage. Man soll sich regelmäßig ernähren. Und seinen Unmut und seine Ängste kann man auch anders zum Ausdruck bringen.
So, und was passiert jetzt? Alle ziehen sich an. Hallo, ich möchte aber nicht alleine hier bleiben. Mama kommt und zieht mir ein Halsband an. Ich werde an eine Schnur gehängt und auf geht es in ein kleines Kabäuschen. Alle drängen sich zusammen. Es ist noch enger als im Auto. Der Kasten setzt sich in Bewegung Plötzlich hebt sich mir fast der Magen. Der enge Raum, man nennt ihn Fahrstuhl, hält mit einem Ruck an. Wir treten an einer anderen Stelle heraus. Hier verlassen wir das Haus. Es geht auf die Straße.
Leute, muss ich wirklich auf die Straße? Zu Hause ist es doch so schön! Na ja, alleine will ich nicht bleiben. Sonst muss ich heulen. Also gehe ich ein paar Schritte mit. Vielleicht tragen sie mich wieder oder wir fahren Auto.
Was sind denn das für fürchterliche Geräusche auf der Straße? Ich erschrecke jedes Ma und beginne zu zittern. Gut, ich werde es immer so machen: Jedes Mal, wenn ein Geräusch kommt, das ich nicht kenne, setze ich mich hin und warte bis es vorbei ist. Dann kann mir bestimmt nichts passieren.
Papa wird ungeduldig und geht mit den Jungen weg.