Wunderbar! Fantastisch! Arthur reist durch die Welten - Entdeckungsreise zwischen Fantasie und Wirklichkeit, Freundschaft, Zusammenhalt und Mut: Geheimnisvolle Begegnungen
Von Hanni L.Boeckle und Kerstin Lünenschloß
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Buchvorschau
Wunderbar! Fantastisch! Arthur reist durch die Welten - Entdeckungsreise zwischen Fantasie und Wirklichkeit, Freundschaft, Zusammenhalt und Mut - Hanni L.Boeckle
1. Kapitel – Der Stein
„Wie kannst du es wagen?!", donnerte die Stimme durch den großen Raum und auf Arthur nieder. Sein Herz hämmerte in seiner Brust. Sein Atem ging schnell. Er war aufgeregt und total aufgewühlt. Dann dachte er an die vergangenen Monate. An alles, was in dieser aufregenden Zeit an ungewöhnlichen, magisch-zauberhaften Dingen passiert war. Vieles war unfassbar gewesen, manches sogar dramatisch und Einiges weniger schön.
Alles hatte damit begonnen, dass Damien, Kevin und Nils Arthur an seinem ersten Schultag nach den Sommerferien an den Kragen wollten. Er war gerade in die dritte Klasse gekommen, und diese drei Unruhestifter in die vierte. Diese fürchterlichen Jungs terrorisierten die ganze Schule, und mit Vorliebe auch ihn. Arthur war eher ein Einzelgänger und wollte meist seine Ruhe vor den anderen Kindern haben. Er liebte die Natur, Tiere, Pflanzen, Blumen und Bäume. Er spielte gerne im vorderen Teil des Waldes, der das kleine Dörfchen, in dem sie lebten, vom Osten, Süden und Westen aus umgab. Aber an diesem ersten besagten Schultag nach den Sommerferien hatte Arthur vor Damien, Kevin und Nils fliehen müssen. Bei seiner Flucht war er so tief in den Wald geraten, dass er nicht mehr wusste, wo er sich befand und wie er hier jemals wieder herausfinden sollte. Während seiner verzweifelten Suche nach einem Ausgang, hatte er durch Zufall ein riesiges Geheimnis entdeckt. Eng umschlossen, und von neugierigen Blicken verborgen, stand es mitten im uralten Teil des Waldes. Hier wuchs eine dicke, immens hohe Eiche neben der anderen. Eine riesige Wand aus steinalten Bäumen. Doch hinter dieser hölzernen Begrenzung befand sich eine weitläufige Lichtung. Und hier lag ER. Von gigantischer Größe. Mitten im Wald. Ein Wal. Aus der Gattung der Blauwale. Aber natürlich kein echter, lebendiger Blauwal. Sondern ein uraltes, verlassenes Gebäude in Form eines Wals. Eine lange Marmortreppe führte zu seinem riesigen, geöffneten Maul.
In das Walfischmaul war eine breite hölzerne Doppeltür eingelassen. Eine sehr alte Pforte mit einem metallenen Türknauf, der wie ein dicker Fisch aussah. Ein rundes Fischauge glotzte jeden Besucher eindringlich an, der hereinwollte. Trat man durch diesen Eingang ins Innere, musste man den Mut aufbringen, durch unzählige, herabhängende, gigantische, zahnstocherartige Zähne hindurchzugehen und sich vom Walfisch verschlucken zu lassen.
Wenn der Besucher mit Entschlossenheit das Maul durchschritten hatte, fand er sich sogleich in einem mächtigen Empfangsbereich mit breiten Ledersesseln und hüfthohen alten Schränken wieder, die sich an der rechten Seite des Walbauchs entlang zogen. Der gesamte innere Bereich bot wahrscheinlich Platz für mehr als 100 Personen.
Es gab kein Licht. Zumindest kein elektrisches. Der Wal wurde an seiner rechten Bauchseite durch ein leinwandgroßes, regenbogenfarbenes Glas durch Sonnenlicht erhellt. Das ganze Licht, das von außen auf den Wal schien, wurde von dieser gigantischen, milchigen Glaswand aufgesogen und irgendwie darin gespeichert. Wenn die Wand genügend Licht gesammelt hatte, erstrahlte die Bauchseite im Inneren des Wals in allen Farben des Regenbogens. Die Lichtstrahlen schossen dann regelrecht daraus hervor und erhellten den gesamten Innenraum. Am Ende des Wals, also direkt an seinem großen Schwanz, der bogenförmig mehrere Meter in der Luft schwebte, befanden sich links und rechts zwei dunkle Löcher, die in den Walfischschwanz hineinführten. Die rechte dunkle Öffnung war ein Treppenaufgang, der in zwei engen Linkskurven ins Obergeschoss führte. Hier oben befand sich ein breiter hölzerner Flur, der kreisförmig einmal komplett um den ganzen Wal herumging. In der Mitte des Bauches ragte ein tiefschwarzer Abgrund auf, der mehrere Meter nach unten in den Innenraum des Wals hinabführte. Damit niemand herabstürzte, wurde der Flurbereich an seinem äußeren Ende durch eine gläserne Trennwand und einem durchsichtigen Geländer geschützt. Da dieses Kristallglas so makellos war, entstand für den unwissenden Betrachter die Illusion, dass man jeder Zeit nach unten hinabfallen könne, ohne gesichert oder gehalten zu werden. An den hier oben fast lebendig wirkenden Wänden gab es mehrere Türen. Jeweils vier Stück an den beiden Seiten des Walbauchs, eine größere Tür am Kopf und eine beinahe unsichtbare Doppeltür genau am Schwanz des Blauwals. Dieser hölzerne Eingang war als einzige Tür im ganzen Wal bisher immer verschlossen gewesen.
Aber heute hatte sie plötzlich offen gestanden. Nur einen kleinen Spalt. Arthur hatte seiner Neugierde nicht widerstehen können. Nach all den Monaten der Erkundigungen und Entdeckungen hatte er mit klopfendem Herzen diesen letzten unentdeckten Raum betreten. Völlig überraschend hatte er ein extrem großes Zimmer vorgefunden, das von oben bis unten mit Spielsachen, Anziehsachen, Kuscheltieren, Spielzeugen und allem Möglichen, was ein Kinderherz begehrt, vollgestopft war.
Und dann hatte Arthur in der Mitte des Raums eines großen Tischs entdeckt. Darauf hatte ein blau leuchtender ovaler Stein gelegen. Er hatte ihn in die Hand genommen und es war passiert: Zum Leben erweckt, hatte das Gestein erst angefangen, in allen Farben des Regenbogens zu leuchten. Anschließend waren weiße Blitze aus ihm herausgeschossen. Sofort hatte Arthur den Stein losgelassen, aber der war einfach in der Luft stehen geblieben und langsam nach oben geschwebt. Direkt vor sein Gesicht. Und plötzlich hatte der seltsame Gesteinsbrocken angefangen zu sprechen. Arthur hatte es nicht glauben können, aber der Stein hatte wirklich gesprochen. Mit einer tiefen Stimme, die durch Mark und Bein ging und von allen Wänden nieder hallte. Erbost hatte sich das glühend leuchtende Gestein darüber beschwert, geweckt worden zu sein, und wollte sofort wissen, wer Arthur überhaupt sei. Mit dem letzten Mut, den er irgendwo tief in seinem Inneren zusammengekratzt hatte, hatte er ihm seinen Namen genannt und es gewagt, im selben Atemzug: „Und wer bist du?", zu fragen.
„Wie kannst du es wagen?!, fragte die Stimme nun erneut und hallte bedrohlich von den Wänden nieder. „Du hast nicht das Recht, das Wort an mich zu richten!
, schrie sie.
Arthurs Herz hämmerte immer lauter in seiner Brust.
„Warum nicht?", wisperte er.
Oh weia, war das echt seine Stimme gewesen? Hatte er das tatsächlich gesagt?
Aber er war einfach so furchtbar neugierig. Er wollte endlich wissen, was es mit dem Wal auf sich hatte. Welche großen Geheimnisse in ihm steckten.
In einer tiefblauen Farbe schwebte der Stein immer noch direkt vor Arthurs Gesicht. Jetzt begann sich das Blau langsam, zu einem dreckigen Lila zu verändern, und ging dann schnell in ein intensives Rot über. Bedrohlich leuchtend fing das steinige Oval an, in einem regelmäßigen roten Takt zu pulsieren.
„Niemand darf dem Beschützer von IHR ungestraft Fragen stellen!", brüllte der Stein, schoss abrupt los und donnerte Arthur mit voller Wucht gegen die Stirn. Der Junge hörte einen lauten Knall. Spürte einen heftigen Schmerz an seinem Kopf. Dann wurde ihm schwarz vor Augen. Nach einer Weile flackerten plötzlich einzelne verschwommene Bilder auf. Erinnerungen. Erlebnisse. Abenteuerliche Entdeckungen.
Arthur sah Loki. Aber er nahm ihn irgendwie anders wahr. Er blickte von weit oben auf ihn herab. So als ob er ein stiller, unbeteiligter Beobachter von allem wäre. Er sah, wie sie sich das erste Mal im halbdunklen Wal begegnet waren. Wie Loki auf seine Schulter gesprungen und ihm später ins Ohr gebissen hatte.
Er beobachtete, wie er ihn aus Wut über den Biss ins Ohr mit einem Tannenzapfen beworfen hatte. Wie Loki daraufhin vom Baum gestürzt und im Fallen vom großen Kauz, der direkt am Wal lebte, aufgefangen worden war. Bei diesen Bildern fühlte Arthur Scham in sich hochkommen. Er spürte erneut, wie schlecht er sich damals gefühlt hatte, weil er seine Wut nicht unter Kontrolle gehabt hatte, und diese schlimme Situation entstanden war. Aber schneller als gedacht, verflogen die Gefühle wieder und eine warme, wohlige Empfindung breitete sich in ihm aus.
Er sah, wie er Freundschaft mit Loki geschlossen hatte und wie sie zusammen den ganzen Wal erkundeten: erst das Obergeschoss, dann das unheimliche Untergeschoss. Bei allen diesen Abenteuern war er immer dabei gewesen:
»Loki«.
Sein treuer Freund. Sein Wegbegleiter durch die Welt des Wals. 15 bis 20 Zentimeter groß. Rotes Fell. Mit kleinen, braun-schwarzen Knopfaugen und buschigem Schwanz.
Ein Sciurus – ein Eichhörnchen.
Ein scheinbar ganz gewöhnliches, zahmes Eichhörnchen. Aber so »normal« war Loki nicht. Er schien, den Jungen zu verstehen. Egal ob Arthur etwas laut sagte oder nur dachte. Das Tierchen antwortete selbstverständlich nicht. Leider. Es grinste meist nur frech. Manchmal nickte es sogar mit dem Köpfchen. Ob aus Zufall oder mit Absicht, wusste Arthur nicht, nur, dass es jedes Mal zu seinen Fragen passte. So wie jetzt. Er erzählte Loki gerade von seinem letzten unangenehmen Zusammentreffen mit Damien, Kevin und Nils. Vor