Entdecken Sie Millionen von E-Books, Hörbüchern und vieles mehr mit einer kostenlosen Testversion

Nur $11.99/Monat nach der Testphase. Jederzeit kündbar.

Der Todescode (Ein spannungsgeladener Remi Laurent FBI Thriller – Buch 1)
Der Todescode (Ein spannungsgeladener Remi Laurent FBI Thriller – Buch 1)
Der Todescode (Ein spannungsgeladener Remi Laurent FBI Thriller – Buch 1)
eBook368 Seiten4 Stunden

Der Todescode (Ein spannungsgeladener Remi Laurent FBI Thriller – Buch 1)

Bewertung: 0 von 5 Sternen

()

Vorschau lesen

Über dieses E-Book

DER TODESCODE (Ein spannungsgeladener Remi Laurent FBI Thriller - Buch 1) ist der Debütroman einer neuen Serie der der Krimi- und Thriller-Autorin Ava Strong.

Ein Serienmörder hat es auf Opfer an obskuren historischen Orten abgesehen – die Cloisters in New York City, das Glencairn in Philadelphia. Wo ist die Verbindung? Steckt eine verschlüsselte Botschaft in den Morden?

FBI Special Agent Daniel Walker, 40, bekannt für seinen Killerinstinkt bei der Verbrecherjagd, seine Gerissenheit und eine Vorgehensweise, die nicht immer so ganz regelkonform ist, wird von der Behavioral Analisys Unit des FBI zu der neuen Spezialeinheit für Antiquitätenraub versetzt. Die neue Einheit, die gegründet wurde, um unbezahlbare Relikte auf der ganzen Welt aufzuspüren, tappt ziemlich im Dunkeln, wenn es darum geht, wie man das Verhalten eines Mörders analysiert und in seinen Kopf eindringt.

Remi Laurent, 34, brillante Geschichtsprofessorin an der Georgetown-Universität, ist die weltweit führende Expertin für obskure historische Artefakte. Als das FBI sie um Hilfe bei der Suche nach einem Mörder bittet, ist sie überrascht und findet sich kurz darauf in einer unfreiwilligen Partnerschaft mit dem ruppigen amerikanischen FBI-Agenten wieder. Special Agent Walker, mit seiner Fähigkeit, in die Köpfe von Mördern einzudringen und Remi Laurent, mit ihrer unvergleichlichen Expertise sind ein höchst ungleiches Duo und das Einzige, was sie verbindet, ist ihre Entschlossenheit, die Hinweise zu entschlüsseln und einen Mörder zu stoppen.

Buch #2 und #3 aus der Reihe – Der Mordcode und Der teuflische Code – sind ebenfalls erhältlich

Die REMI LAURENT-Reihe ist eine fesselnde Krimiserie, in dessen Zentrum die unwahrscheinliche Partnerschaft zwischen einem verbitterten FBI-Agenten und einer brillanten Historikerin steht. Die Geschichte ist voller Spannung und Enthüllungen, die Sie bis spät in die Nacht wachhalten werden
SpracheDeutsch
HerausgeberAva Strong
Erscheinungsdatum5. Nov. 2021
ISBN9781094347936
Der Todescode (Ein spannungsgeladener Remi Laurent FBI Thriller – Buch 1)

Mehr von Ava Strong lesen

Ähnlich wie Der Todescode (Ein spannungsgeladener Remi Laurent FBI Thriller – Buch 1)

Ähnliche E-Books

Mystery für Sie

Mehr anzeigen

Ähnliche Artikel

Rezensionen für Der Todescode (Ein spannungsgeladener Remi Laurent FBI Thriller – Buch 1)

Bewertung: 0 von 5 Sternen
0 Bewertungen

0 Bewertungen0 Rezensionen

Wie hat es Ihnen gefallen?

Zum Bewerten, tippen

Die Rezension muss mindestens 10 Wörter umfassen

    Buchvorschau

    Der Todescode (Ein spannungsgeladener Remi Laurent FBI Thriller – Buch 1) - Ava Strong

    cover.jpg

    der   todescode

    (ein spannungsgeladener remi laurent fbi thriller – buch 1)

    a v a   s t r o n g

    Aus dem Amerikanischen von Tim Manzella

    Ava Strong

    Debütautorin Ava Strong ist die Autorin der REMI LAURENT MYSTERY-Serie, die drei Bücher umfasst (und ein Ende ist noch nicht in Sicht). Ava würde gerne von Ihnen hören, also besuchen Sie bitte www.avastrongauthor.com, um kostenlose Ebooks zu erhalten, die neuesten Nachrichten zu erfahren und in Kontakt zu bleiben.

    Copyright © 2021 by Ava Strong. Alle Rechte vorbehalten. Vorbehaltlich der Bestimmungen des U.S. Copyright Act von 1976 darf kein Teil dieser Publikation ohne vorherige Genehmigung des Autors in irgendeiner Form oder mit irgendwelchen Mitteln reproduziert, verteilt oder übertragen oder in einer Datenbank oder einem Abfragesystem gespeichert werden. Dieses eBook ist nur für Ihren persönlichen Gebrauch lizenziert. Dieses eBook darf nicht weiterverkauft oder an andere Personen weitergegeben werden. Wenn Sie dieses Buch mit einer anderen Person teilen möchten, kaufen Sie bitte für jeden Empfänger ein zusätzliches Exemplar. Wenn Sie dieses Buch lesen und Sie es nicht gekauft haben, oder es nicht nur für Ihren Gebrauch gekauft wurde, dann senden Sie es bitte zurück und kaufen Sie Ihre eigene Kopie. Vielen Dank, dass Sie die harte Arbeit dieses Autors respektieren. Dies ist eine erfundene Geschichte. Namen, Charaktere, Unternehmen, Organisationen, Orte, Ereignisse und Vorfälle sind entweder das Ergebnis der Phantasie des Autors oder werden fiktiv verwendet. Jede Ähnlichkeit mit tatsächlichen Personen, ob lebendig oder tot, ist völlig zufällig. Jacket image Copyright Chingfoto, verwendet unter der Lizenz von Shutterstock.com.

    BÜCHER VON AVA STRONG

    EIN SPANNUNGSGELADENER REMI LAURENT FBI THRILLER

    DER TODESCODE (Buch #1)

    EIN ILSE BECK-FBI-THRILLER

    NICHT WIE WIR (Buch #1)

    INHALT

    PROLOG

    KAPITEL EINS

    KAPITEL ZWEI

    KAPITEL DREI

    KAPITEL VIER

    KAPITEL FÜNF

    KAPITEL SECHS

    KAPITEL SIEBEN

    KAPITEL ACHT

    KAPITEL NEUN

    KAPITEL ZEHN

    KAPITEL ELF

    KAPITEL ZWÖLF

    KAPITEL DREIZEHN

    KAPITEL VIERZEHN

    KAPITEL FÜNFZEHN

    KAPITEL SECHZEHN

    KAPITEL SIEBZEHN

    KAPITEL ACHTZEHN

    KAPITEL NEUNZEHN

    KAPITEL ZWANZIG

    KAPITEL EINUNDZWANZIG

    KAPITEL ZWEIUNDZWANZIG

    KAPITEL DREIUNDZWANZIG

    KAPITEL VIERUNDZWANZIG

    KAPITEL FÜNFUNDZWANZIG

    KAPITEL SECHSUNDZWANZIG

    EPILOG

    PROLOG

    Glencairn Museum, Bryn Athyn, Pennsylvania

    Mitternacht

    Ted Peterson spazierte durch den Palas und die Klappergeräusche seiner Schuhe hallten dabei durch die Dunkelheit, während er den Lichtkegel seiner Taschenlampe hin und her bewegte. Er arbeitete nun schon seit fast zwanzig Jahren hier, aber er dachte trotzdem immer noch regelmäßig darüber nach, wie unglaublich schön dieses Gebäude doch war.

    Bei dem Palas handelte es sich um den Nachbau eines Festsaals, wie man ihn in einer mittelalterlichen Burg in Europa vorgefunden hätte. Teds Licht wanderte über einige Heiligenstatuen sowie einige jahrhundertealte Möbelstücke aus Samt und Mahagoni hinweg, dann huschte es zu der Galerie hinauf, wo verschiedene Stangenwaffen an der Wand hingen. Ted kannte die Fachbegriffe für jede einzelne dieser Waffen. Eine Helmbarte. Eine Glefe. Ein Spetum. Als der Kegel seiner Lampe bei der Decke angelangt war, wurde ihr Licht von der großen, dunklen Oberfläche fast vollständig verschluckt und die gotischen Spitzbögen und die Holzbalken, die sich über ihm befanden, waren nur noch zu erahnen.

    Dann bewegte sich das Licht wieder nach unten und glitt dabei über die spitze Klinge eines deutschen Zweihandschwertes, dessen Länge beinahe seiner Körpergröße entsprach. Der Lichtkegel glitt nun auf die eleganten, dreigeteilten Buntglasfenster des Saals zu.

    Doch noch bevor er dort angekommen war, hielt Ted kurz inne und stieß einen lauten Seufzer aus. Tagsüber, wenn Tageslicht durch die Fenster strömte, funkelten die darauf abgebildeten Heiligen in beeindruckenden Farbtönen und hüllten den Fußboden des Saals in ein Regenbogenmuster.

    Er ließ das Licht seiner Taschenlampe nun spielerisch über die Fenster gleiten, wodurch die bunten Farben, die bei Sonnenaufgang in vollem Glanz darin zu sehen sein würden, zumindest im Ansatz zu erkennen waren. Beim Gedanken daran musste Ted lächeln. Er sorgte immer dafür, dass er bei Sonnenaufgang hier im Saal war.

    Der Wachmann ging nun wieder aus dem Festsaal und setzte seine Runde durch das Gebäude fort. Vor der Vitrine, in der sich ein ottonisches Kunstwerk aus Elfenbein befand, hielt er kurz inne. Es handelte sich um den Einband eines Buches aus dem zehnten Jahrhundert. Von dem Buch selbst war schon längst keine Spur mehr, der Einband jedoch konnte noch immer in seiner ganzen Pracht bestaunt werden. Er zeigte eine liebevoll geschnitzte Kreuzigung, die von bunter Emaille und Goldfiligran eingerahmt war, ein Meisterwerk der Vorrenaissance. Im Strahl der Taschenlampe schien das jahrhundertealte Elfenbein fast durchsichtig zu sein und schimmerte bezaubernd.

    Kaum zu glauben, dass die Zeit, aus der dieses Kunstwerk stammte, auch als das finstere Mittelalter bezeichnet wurde.

    Ted hatte erneut ein Lächeln auf den Lippen. Hier im Museum gab es zwar insgesamt über 8.000 verschiedene Ausstellungsstücke, aber dieses hier gehörte zu seinen absoluten Lieblingen. Es war so unglaublich detailliert! Es war so viel Mühe und Geschick in seine Anfertigung gesteckt worden!

    Er hätte eine ganze Vorlesung nur über dieses eine Ausstellungsstück halten können. Zugegebenermaßen galt das aber auch für die meisten anderen Dinge, die hier ausgestellt waren, denn über die Jahre hatte er sehr viel Gelegenheit gehabt, sich in der Materie einzulesen. Und außerdem war es ihm selbst mit seinem mickrigen Gehalt gelungen, genug Geld für die eine oder andere Reise anzusparen, um sich noch etwas weiterzubilden.

    Ja, dieser Job war leider ziemlich schlecht bezahlt. Aber immerhin musste er damit keine Familie über die Runden bringen. Und zumindest im Geiste fühlte Ted sich mehr als reich.

    Wie konnte es auch anders sein, wenn man an einem solch prachtvollen Ort arbeitete?

    Wenn sie ihm doch bloß erlauben wurden, Führungen zu geben. Im Prinzip war er dafür sogar überqualifiziert – abgesehen davon, dass er nur einen Highschool-Abschluss hatte. Und die Museumsleitung interessierte sich nur dafür, ob man die richtigen Dokumente vorlegen konnte, der Mensch, der sich hinter diesen Dokumenten verbarg, war ihnen gleichgültig.

    Aber um ehrlich zu sein war er auch noch nie besonders gut im Umgang mit anderen Menschen gewesen. Er fand in sozialen Situationen nie die richtigen Worte – und wenn doch, dann brachte er sie nicht richtig herüber. Ted Peterson fühlte sich in Museen wohler als in Kneipen, verbrachte seine Freizeit lieber mit Lesen als in der Gesellschaft anderer. Deshalb bezweifelte er, dass er in der Lage gewesen wäre, ein Publikum bei Laune zu halten, selbst, wenn es sich dabei um ein interessiertes Publikum handelte.

    Es würde ihm nie gelingen, mehr als ein einfacher Wachmann zu werden.

    Ted seufzte. Ach, was soll’s. Immerhin war es ihm gegönnt, an einem wunderschönen und geschichtsträchtigen Ort zu arbeiten.

    Dann war in der Ferne plötzlich ein Scheppern zu hören, weshalb sein Herz einen Sprung machte und er sich erschrocken umdrehte. Es klang so, als wäre das Geräusch aus dem östlichen Treppenhaus gekommen. Er eilte sofort in diese Richtung und es pumpte Adrenalin durch seinen Körper. In all den Jahren, die er hier gearbeitet hatte, hatte er es bisher nur ein einziges Mal mit Eindringlingen zu tun gehabt, damals waren Schüler der örtlichen Highschool eingebrochen, weil sie eine Wette verloren hatten. Nachdem er sie erwischt hatte, waren die Kinder so verängstigt gewesen, dass er die zehn Minuten, die sie auf die Polizei hatten warten müssen, hauptsächlich damit verbracht hatte, sie wieder zu beruhigen.

    Handelte es sich womöglich auch diesmal wieder um Jugendliche? Oder würde er es diesmal mit einem richtigen Einbrecher zu tun bekommen? Er verspürte eine gewisse Angst, aber auch eine Art Beschützerinstinkt. Falls es sich um einen Einbrecher handelte, musste der Typ erstmal Ted Peterson fertigwerden.

    Mit wild pochendem Herzen durchquerte er den Raum, der der italienischen Renaissance gewidmet war, das Licht seiner Taschenlampe flog dabei im Zickzack über einige elegante Gemälde der Jungfrau Maria und über verschiedene klassische Bronzestatuen hinweg, bis er schließlich beim Treppenhaus angekommen war.

    Und dort blieb er auf der Stelle stehen.

    Es war niemand zu sehen.

    Doch am oberen Ende der Treppe stand ein Sockel, auf dem sich normalerweise eine Gipsbüste des berühmten Historikers Edward Gibbon befand. Nun jedoch lag die Büste auf dem Marmorfußboden davor und war in tausende Stücke zerbrochen.

    Einen Moment lang horchte Ted ganz genau hin. Doch es war kein Ton zu hören.

    Er suchte seine gesamte Umgebung mit dem Licht seiner Taschenlampe ab, entdeckte aber keinen Eindringling und ging schließlich auf Zehenspitzen zu der zerbrochenen Büste hinauf. Sie sah irgendwie seltsam aus.

    Mit einem irritierten Blinzeln beugte er sich ein Stück zu den Überresten der Büste hinunter. Sie war innen hohl gewesen. An einem Bruchstück von der Oberseite des Kopfes und einem der Seitenstücke konnte er erkennen, dass sich im Inneren ein Hohlraum befunden haben musste, in etwa von der Größe eines Taschenbuches.

    „Sie haben mich aber ganz schön warten lassen."

    Das leise Flüstern kam aus dem Ausstellungsraum zur italienischen Renaissance. Ted rutschte das Herz in die Hose und er drehte sich schlagartig herum.

    Dann ging er einige zögerliche Schritte vorwärts und suchte mit seiner Taschenlampe das Zimmer ab, durch das er gerade gekommen war. Da war niemand – und es gab auch keinen Ort, an dem sich jemand vor ihm hätte verstecken können. Wie schon vor ein paar Sekunden, als er durch den Raum geeilt war, befand sich niemand darin.

    Aber die Stimme war eindeutig aus dieser Richtung gekommen.

    Diese Stimme hatte noch etwas Merkwürdiges an sich gehabt. Sie hatte kindlich geklungen, wie die eines kleinen Jungen.

    Dann hörte er hinter sich leise Schritte.

    Noch bevor er sich umdrehen konnte, hatte sich ein kräftiger Arm um seinen Körper geschlungen und seine eigenen Arme fest an seine Seiten gedrückt, außerdem spürte er, wie plötzlich die kalte, scharfe Klinge eines Messers an seine Kehle gedrückt wurde.

    „Geräusche können trügerisch sein", flüsterte ihm eine raue Stimme ins Ohr.

    Ted schauderte, was eher am Klang der Stimme, denn an dem kräftigen Arm des Mannes oder gar der Klinge an seinem Hals lag. Denn es war die Stimme eines Wahnsinnigen.

    „B-bitte, stammelte Ted. „Ich habe Ihr Gesicht nicht gesehen. Ich kann Sie nicht identifizieren.

    „Das bekommt nie jemand zu sehen."

    „Verschwinden Sie einfach. Bitte. Ich habe Familie."

    Das war allerdings gelogen. Er hatte keine Frau und auch keine Kinder. Lediglich eine Schwester, die allerdings in einem anderen Bundesstaat lebte und mit der er kaum je ein Wort wechselte. Freunde hatte er auch nur wenige. Er war schon immer ein ziemlicher Einzelgänger gewesen. Deshalb hatte er sich ja auch freiwillig für die Nachtschicht gemeldet. Um seine Ruhe zu haben. Allein zu sein. Aber vielleicht war das ein Fehler gewesen. Vielleicht hätte er sich mehr bemühen sollen, auf seine Mitmenschen zuzugehen.

    „Dein Wille geschehe", intonierte die raue Stimme mit einem Ächzen.

    Ted Peterson spürte, wie die Klinge ihm in die Kehle schnitt und ihn ein kalter, stechender Schmerz überkam. Heißes Blut sprudelte daraufhin aus der klaffenden Wunde. Er verschluckte sich daran und schnappte vergeblich nach Luft. Seine verzweifelten Versuche, einzuatmen, erzeugten dank der Wunde an seiner Kehle ein widerliches, saugendes Geräusch. Es strömte nun Blut in seine Lunge. Ted war im Begriff, zu ertrinken.

    Dann gaben seine Beine nach. Der Mann ließ ihn los und Ted sackte zu Boden. Er spürte jetzt nur noch zwei Dinge: Schmerz – und Reue.

    Das Vorletzte, das Ted Peterson im Licht seiner Taschenlampe, die mittlerweile neben ihm zu Boden gefallen war, zu sehen bekam, war ein Paar schwarzer Stiefel, an denen hellroter Schlamm klebte. Was funkelte denn da in dem Dreck? Es sah beinahe wie Goldstaub aus.

    Dann senkten seine geschwächten Augen den Blick ab und das Allerletzte, was er sah, war seine eigene Blutlache, die immer größer wurde.

    KAPITEL EINS

    Quantico, Virginia

    Am nächsten Morgen

    Agent Daniel Walker eilte die Stufen zum Verwaltungsgebäude des FBI-Hauptquartiers hinauf, ohne dem sonnigen Wetter dieses schönen Frühlingstages oder der Begrüßung eines Kollegen, der gerade die Treppen hinuntergelaufen kam, irgendeine Beachtung zu schenken. Er würde mal wieder Ärger bekommen; das wusste er ganz genau. Es war keine gute Idee gewesen, mit dem Zeugen so grob zu werden.

    Aber wie sollte er den Finger-Mörder denn jemals schnappen, wenn niemand dazu bereit war, mit der Polizei zu kooperieren?

    Und außerdem war der Typ ja schließlich ein Drogendealer. Der hatte sich die Tracht Prügel ohnehin redlich verdient.

    Gegen Walker sollten interne Ermittlungen eingeleitet werden. Das war die einzige Erklärung dafür, dass er so plötzlich von dem stellvertretenden Direktor einbestellt worden war.

    Dass er jetzt auch noch spät dran war, machte die Sache nur noch schlimmer.

    Er warf einen Blick auf seine Armbanduhr, ging zügig durch den Metalldetektor im Eingangsbereich des Gebäudes und meldete sich dann bei dem Mann vom Sicherheitsdienst an, der am Empfangstresen stand. Vor den Fahrstühlen hatte sich eine Schlange gebildet, also nahm er stattdessen die Treppe – immer drei Stufen auf einmal, bis er schließlich im dritten Stock angekommen war, wo sich das Büro seines Vorgesetzten befand. Im Flur vor der Bürotür hielt er kurz inne, um sich die Krawatte zurechtzurücken, den Anzug zu glätten und sich ein wenig zu sammeln. Kein gutes Zeichen, dass er nach den paar Treppenstufen schon so außer Atem war. Er war schließlich gerade mal vierzig Jahre alt, aber seine Vorliebe für Bier und Fastfood wurde ihm, verbunden mit seiner Abneigung gegen Sport, allmählich zum Verhängnis.

    Mit aufrechter Körperhaltung schritt er durch die Tür, an der „Deputy Director Burton" geschrieben stand.

    „Sie sind ganz schön spät dran", sagte die Sekretärin seines Chefs. Flora Whitaker war eine nüchterne, professionelle Frau, die langsam aufs Rentenalter zuging und in der Verwaltung des FBI schon viele hatte kommen und gehen sehen. Sie hatte ein schlaffes Gesicht, trug viel zu viel Make-up, doch ihrem aufmerksamen Blick entging normalerweise nichts. Und da sie unkündbar war und Karriere-technisch nichts mehr zu fürchten hatte, hatte sie sich angewöhnt, auch die Dinge beim Namen zu nennen, die sich außer ihr niemand auszusprechen traute.

    „Tut mir leid, aber ich bin auf eine neue Spur gestoßen."

    Daniel fühlte sich im Vorzimmer von Deputy Director Burton, ausgestattet mit Benjamini, Präsidentenporträt und grimmiger Chefsekretärin hinter einem weitläufigen Schreibtisch, wie am Ufer des Flusses Styx. Und Flora Whitaker war Charon

    Sie kniff die Augen zusammen und setzte eine für sie typische Miene auf, die „kommen Sie mir bloß nicht damit zu sagen schien und mit der sie vermutlich schon unzählige Ermittler in die Verzweiflung getrieben hatte. Dann deutete sie mit dem Kopf auf die Tür, die zu dem Konferenzraum führte. „Gehen Sie am besten gleich durch. Mittlerweile sind die wahrscheinlich schon eingeschlafen.

    Die?

    Daniels Blick fiel zu der Tür, die in Burtons Büro führte und er fragte sich kurz, warum er nicht dort hineingeschickt wurde, wie er es eigentlich erwartet hatte. Doch dann ging er zu der Tür des Konferenzraumes hinüber, klopfte an und wurde schließlich hineingebeten.

    Er öffnete die Tür und erstarrte daraufhin sofort auf der Stelle.

    Der stellvertretende Direktor saß am Kopfe eines langen, schwarzen Tisches, vor ihm waren einige Aktenordner ausgebreitet. Er war ein steifer, kräftiger Mann in seinen Siebzigern, der immer noch den gleichen Kurzhaarschnitt trug, der ihm erstmals im Vietnamkrieg verpasst worden war. Zu seinen Seiten saßen einerseits der buckelige, dickbäuchige Leiter der Personalabteilung und andererseits Daniel Walkers unmittelbarer Vorgesetzter, der stellvertretende Leiter der Verhaltensanalyseeinheit, der wie eine jüngere Version von Burton aussah. Und außerdem war da noch eine weitere Person.

    Ich habe den Typen doch nicht etwa ertränkt, oder?

    Diese weitere Person, eine attraktive Frau in den Vierzigern, die japanisch aussah, aber mit einem dicken, texanischen Akzent sprach, sagte: „Agent Walker, wie schön, dass Sie Zeit für uns haben. Nehmen Sie doch bitte Platz."

    Mist. Die ist wahrscheinlich nicht einmal vom FBI. Wahrscheinlich ist das eine Anwältin, die mich jetzt wegen Körperverletzung drankriegen will. Und der Typ von der Personalabteilung? Der ist wahrscheinlich hier, um mich zu feuern.

    Zögerlich ließ sich Daniel auf einen der Stühle nieder und schaute über die gut drei Meter lange Tischplatte hinweg zu den wichtigen Menschen, die sich am anderen Ende des Tisches versammelt hatten. Psychologen hätten dieses Set-up wahrscheinlich als „nonverbalen Ausdruck der Dominanz" bezeichnet. Er selbst hätte die Formulierung Vorspiel zu der Mutter aller Standpauken vorgezogen.

    Deputy Director Burton deutete mit der Hand auf die japanisch-amerikanische Frau, die gerade das Wort ergriffen hatte. „Ich möchte Ihnen Keiko Ochiai vorstellen, stellvertretende Leiterin der Antiquitäteneinheit."

    Mit verwirrter Miene nickte Daniel der Frau zu. „Freut mich, Sie kennenzulernen, Professor Ochiai. An welcher Universität lehren Sie denn?"

    Die Frau lächelte ihn an. „Ich bin keine Professorin. Ich bin FBI-Ermittlerin, ganz genau wie Sie. Aber ich kann Ihre Verwirrung nachvollziehen. Die Antiquitäteneinheit ist ja noch ganz neu, sie wurde erst letzte Woche ins Leben gerufen."

    „Ach so."

    „Das FBI hat sich dazu entschlossen, diese Einheit einzurichten, weil der illegale Handel mit Antiquitäten in den letzten Jahren stark zugenommen hat. Wie Sie ja sicher wissen, plündern viele Terrorgruppen wie ISIS oder al-Qaida archäologische Stätten und verkaufen die Objekte, die sie dort finden, dann auf dem Schwarzmarkt. Und mit ihren Einnahmen kaufen sie dann Waffen. Es gibt zwar bereits verschiedene Behörden, die sich mit diesem Problem auseinandersetzen, aber das FBI hielt es dennoch für angemessen, eine eigene Abteilung dafür einzurichten, weil dem ganzen auf nationaler Ebene noch immer nicht genug Aufmerksamkeit zukommt. In der Regel wird es als internationales Problem abgetan, dabei befinden sich viele der Käufer und Händler in den Vereinigten Staaten. Was leider auch auf einige der Terrorzellen zutrifft, die damit finanziert werden."

    „Hört sich nach einer sinnvollen Einrichtung an, sagte Daniel, den allerdings weiterhin nicht klar war, worauf sie mit ihrer Ausführung hinaus wollte. „Ich wünsche Ihnen viel Glück bei den Ermittlungen.

    Assistant Director Ochiai lächelte erneut. „Glück werde ich wohl kaum brauchen, wo ich doch einen so talentierten Ermittler wie Sie an meiner Seite habe."

    Daniel blinzelte. „Da kann ich Ihnen jetzt leider nicht ganz folgen."

    Deputy Director Burton schlitterte eine Aktenmappe über die Tischplatte bis zu Daniels Ende des Tisches. Das war einer seiner Lieblingstricks. Die Oberfläche des Tisches war aalglatt, denn sie wurde jeden Morgen frisch gewachst, außerdem ließ er es nicht zu, dass sich darauf lauter Wasserkrüge und Kaffeetassen ansammelten, wie es in so vielen der anderen Konferenzräume der Fall war. Auf seinem Tisch durften nur Dinge ablegt werden, die unmittelbar mit der Arbeit zu tun hatten. So blieb ihm mehr Platz zum Schlittern von Aktenmappen.

    Mit einem Zischen landete die Mappe zielsicher in Daniels Hand, die er bereits in Position gebracht hatte, um sie in Empfang zu nehmen. Eine Büroklammer sorgte dafür, dass die Mappe bei dem Kunststück verschlossen blieb. Burtons Trick wäre sicher nicht ganz so beeindruckend gewesen, wenn die Zettel, die sich in der Mappe befanden, auf der Reise über den Tisch wie Konfetti zu allen Seiten herausgefallen wären.

    Immer dann, wenn Burton in einem Meeting eine Mappe so über seinen Tisch gleiten ließ – was bei jedem Meeting der Fall war –, hatte Daniel das Bedürfnis „Geschoss im Anflug!" zu brüllen. Zu gern hätte er gewusst, ob das bei seinem Chef Erinnerungen an Vietnam ausgelöst hätte.

    Aber er hatte sich das noch nie getraut. Denn obwohl Burton dreißig Jahre älter war als er, wäre es dem alten Mann wahrscheinlich ein Leichtes gewesen, Daniel den Hintern zu versohlen.

    „Ein Nachtwächter des Glencairn Museums in Pennsylvania wurde gestern Nacht von einem unbekannten Eindringling ermordet, sagte Burton. „Obwohl dabei ein Ausstellungsstück zu Bruch gegangen ist, wurde nichts gestohlen.

    Daniel klappte die Mappe auf und entdeckte darin das Foto eines Mannes, der ein Namensschild mit der Aufschrift Ted Peterson trug. Der ansonsten relativ nichtssagende Mann hatte ein Lächeln auf den Lippen und war etwa Ende vierzig, Anfang fünfzig.

    „Bei dem Einbrecher handelt es sich um einen Profi, fuhr Burton fort. „Er hat ein ziemlich komplexes Alarmsystem außer Kraft gesetzt und dann das Schloss eines Seiteneingangs geknackt. Drinnen hat er dann auch noch die Überwachungskameras deaktiviert. Wir gehen davon aus, dass ihn der Nachtwächter entweder auf frischer Tat ertappt hat oder von dem Geräusch auf ihn aufmerksam geworden ist, das beim Zerbrechen einer Gipsbüste entstanden ist. Die Büste ist das einzige Ausstellungsstück, an dem sich der Täter zu schaffen gemacht hat.

    Daniel blätterte die Dokumente in der Mappe interessiert durch. Wie immer, wenn er von einem neuen Fall hörte, war er inzwischen neugierig geworden. Ein Mord konnte noch so schlicht sein – irgendein interessantes, ungewöhnliches Detail fand sich in jedem Mordfall. Es gab schlicht unendlich viele verschiedene Möglichkeiten, wie eine menschliche Tragödie tödlich enden konnte.

    Nun schaute sich Daniel einige Standbilder der Aufnahmen der Überwachungskameras an, die digital vergrößert worden waren. Sie waren chronologisch sortiert und zeigten einen maskierten, schwarz gekleideten Mann in schweren Stiefeln, der an der Außenseite eines Gebäudes einige Treppenstufen hinunterging, die zu der metallenen Tür des Seiteneingangs führten. Es folgten einige Nahaufnahmen, die zeigten, wie sich der Mann zunächst an der Elektronik der Alarmanlage zu schaffen machte, bevor er schließlich das Schloss der Tür knackte. Die letzte Aufnahme zeigte ihn dann auf der anderen Seite der Tür, wo er sich mit einem Schaltkasten auseinandersetze, mit dem die Überwachungskameras gesteuert wurden.

    „Ein hellhäutiger Mann, kräftig gebaut, nicht ganz eins neunzig groß, Rechtshänder", sagte Daniel.

    „Sie haben wie immer ein gutes Auge, Agent Walker", sagte Deputy Director Burton.

    Von diesem Kompliment ließ Daniel sich dazu ermuntern, noch etwas weiter in der Akte herumzublättern, denn sein Interesse war mittlerweile definitiv geweckt.

    „Sowohl die Alarmanlage als auch die Überwachungskameras waren auf dem neusten Stand der Technik, fuhr Daniel fort. „An den Zeitangaben auf den Aufnahmen können wir erkennen, dass er es in weniger als fünf Minuten geschafft hat, die Tür aufzubrechen und dann auch noch die Kameras zu deaktivieren. Ihr Mann weiß auf jeden Fall, was er da tut.

    „Sie meinen Ihr Mann, Agent Walker", sagte Burton.

    Daniel sah zu seinem Chef auf. „Mein Mann? Ich bin auf Serienmörder spezialisiert."

    Also bekomme ich wohl doch keinen Ärger, weil ich den Kopf eines Drogendealers in eine Kloschüssel gesteckt und dann die Spülung gedrückt habe, oder wie?

    „Es könnte sich auch hierbei um einen Serienmörder handeln", sagte Burton und jagte eine weitere Aktenmappe über die Tischplatte. Daniel fing auch diese Mappe mit der Hand auf, entfernte die Büroklammer und sah sich dann die Dokumente an, die sich darin befanden.

    „Vorgestern Nacht wurde ein Wächter der sogenannten Cloisters, den Kreuzgängen, in New York City ermordet. Es handelt sich dabei um ein religiöses Gebäude aus dem Mittelalter, das aus Frankreich hierhergebracht wurde."

    „Um genau zu sein sind es vier separate Gebäude", sagte Daniel geistesabwesend, während er die Dokumente in der Mappe durchblätterte, unter denen sich erneut Standbilder von Überwachungsaufnahmen sowie ein Bericht der New Yorker Polizei befanden. Gleiche Vorgehensweise, scheinbar der gleiche Täter. Auch hier hatte er Alarmanlage und Kameras deaktiviert und sich über einen Hintereingang Zugang zum Gebäude verschafft. Die Leiche des Nachtwächters wurde mit durchgeschnittener Kehle aufgefunden, daneben befand sich eine zerbrochene Elfenbeinstatuette.

    Ganz unbewusst klopfte Daniel mit seinem Daumen mehrfach gegen die Tischkante. Interessante Angelegenheit. Ein hochmotivierter, geschickter Täter, der es auf ganz bestimmte Opfer abgesehen hatte. Sollte kein allzu großes Problem sein, dem auf die Schliche zu kommen. Das dürfte allerdings ein ziemlich spannendes Verhör geben. Er musste unbedingt daran denken, sich die Aufnahmen davon anzusehen, sobald Ochiais Team den Kerl geschnappt hatte.

    „Wir glauben, dass es sich um denselben Täter handelt", sagte Ochiai.

    „So ist es auch", sagte Daniel mit einem Nicken. „Aber der Mann ist kein Serienmörder. Dafür geht er zu bedacht vor, außerdem nimmt er sich keine Trophäen mit. Hier in den Unterlagen steht, dass er nichts gestohlen hat und auch die Leichen nicht verunstaltet hat. Außerdem haben es Serientäter normalerweise auf wehrlose Opfer abgesehen. Die brechen nicht gern in gesicherte Gebäude ein. Das ist zu planungsintensiv und lässt sich mit der Gefühlsachterbahn, die diese Menschen normalerweise durchmachen, nicht gut vereinbaren. Und es scheint hier auch keinerlei rituellen Aspekt zu geben, anders als beim Finger-Mörder, zum Beispiel."

    „Beim Finger-Mörder?", fragte Director Ochiai.

    „So nennen meine Partnerin, Agent Nomellini, und ich den Serienmörder, hinter dem wir gerade her sind. Er ermordet sportliche, junge und immer blonde Männer, wenn sie spät abends aus dem Fitnessstudio kommen. Und er schneidet ihnen immer den rechten Mittelfinger ab. Also nennen wir ihn Finger-Mörder."

    Während seiner Ausführungen beobachtete er die Leiterin der neuen Antiquitäteneinheit ganz genau, denn er wollte ihre Reaktion sehen. Doch sie zeigte überhaupt keine Reaktion.

    Immerhin hat sie wohl schon reichlich Erfahrung gesammelt. Was man von den anderen Bürohengsten hier nicht gerade sagen kann. Der Typ aus der Personalabteilung sieht so aus, als kommt ihm jeden Moment sein Frühstück wieder hoch.

    „Ihre Partnerin wird wohl oder übel ohne Sie auskommen müssen, fuhr Ochiai fort. „Sie arbeiten jetzt für mich – und zwar ab sofort.

    „Moment mal. Wie bitte? Der Finger-Mörder hat bereits acht junge Männer auf dem Gewissen. Und trotzdem sind wir erst jetzt dabei, ihm endlich näher auf die Spur zu

    Gefällt Ihnen die Vorschau?
    Seite 1 von 1