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Das andere Geheimnis (Ein Stella-Fall-Thriller – Band 3)
Das andere Geheimnis (Ein Stella-Fall-Thriller – Band 3)
Das andere Geheimnis (Ein Stella-Fall-Thriller – Band 3)
eBook308 Seiten4 Stunden

Das andere Geheimnis (Ein Stella-Fall-Thriller – Band 3)

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Über dieses E-Book

DAS ANDERE GEHEIMNIS ist der dritte Band in der neuen psychologischen Krimireihe der Debütautorin Ava Strong, die mit DIE ANDERE FRAU beginnt (Band 1).

Als ein beliebter Fitnesstrainer aus dem Ort in einer gehobenen Vorstadt ermordet vorgefunden wird, reist FBI-Spezialagentin Stella Fall zum Einsatz in die ultraexklusive Küstenstadt. Schon bald entdeckt sie, dass die Stadt voller Geheimnisse ist, und lüftet den Schleier über einen Kreis fremdgehender Ehefrauen, die ihren Radfahrkurs in eine Art Kult umgewandelt haben. In dieser abgeschotteten Yachtclub-Gemeinschaft sagt niemand ein Wort; die Welt scheint perfekt zu sein. Doch schon bald erfährt Stella, dass hinter der perfekten Fassade alles bis ins Mark verdorben ist. Diese klatschsüchtige und hinterhältige Stadt hält dunkle Geheimnisse und Fehden verborgen, und Stella, der das aus eigener Vergangenheit bekannt ist, beschließt, mit ihrem brillanten Verstand der Psychologie der Bewohner auf den Grund zu gehen und den Mörder zu entlarven.

Währenddessen kann Stella nicht anders als eine gewisse Verbindung zu ihrem FBI-Partner zu verspüren. Doch als sie unerwartet mit ihrer erniedrigenden, narzisstischen Mutter über die Geheimnisse ihrer Vergangenheit konfrontiert wird, werden alte Wunden in Stellas labiler Psyche aufgerissen, und die schockierenden Enthüllungen ihrer Kindheit könnten sie für immer aus der Bahn werfen.

DAS ANDERE GEHEIMNIS, ein rasanter psychologischer Krimi mit unvergesslichen Figuren und atemberaubender Spannung, bildet den dritten Band in einer fesselnden neuen Reihe, die Sie bis spät in die Nacht weiterblättern lassen wird.

Weitere Bände in der Reihe werden in Kürze erhältlich sein.
SpracheDeutsch
HerausgeberAva Strong
Erscheinungsdatum16. Juni 2022
ISBN9781094354354
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    Buchvorschau

    Das andere Geheimnis (Ein Stella-Fall-Thriller – Band 3) - Ava Strong

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    Das andere Geheimnis

    (ein Stella-Fall-Thriller – Buch 3)

    a v a   s t r o n g

    Ava Strong

    Die Debütautorin Ava Strong ist Autorin der REMI LAURENT-Krimireihe, die aus sechs Büchern besteht (weitere folgen), der ILSE BECK-Krimireihe, die aus sieben Büchern besteht (weitere folgen) und der STELLA FALL-Psychothriller-Reihe, die aus sechs Büchern besteht (weitere folgen).

    Als begeisterte Leserin und lebenslange Liebhaberin des Krimi- und Thriller-Genres freut sich Ava darauf, von Ihnen zu hören. Besuchen Sie www.avastrongauthor.com, um mehr zu erfahren und mit Ava Kontakt aufzunehmen.

    Copyright © 2021 by Ava Strong. Alle Rechte vorbehalten. Vorbehaltlich der Bestimmungen des U.S. Copyright Act von 1976 darf kein Teil dieser Publikation ohne vorherige Genehmigung des Autors in irgendeiner Form oder mit irgendwelchen Mitteln reproduziert, verteilt oder übertragen oder in einer Datenbank oder einem Abfragesystem gespeichert werden. Dieses eBook ist nur für Ihren persönlichen Gebrauch lizenziert. Dieses eBook darf nicht weiterverkauft oder an andere Personen weitergegeben werden. Wenn Sie dieses Buch mit einer anderen Person teilen möchten, kaufen Sie bitte für jeden Empfänger ein zusätzliches Exemplar. Wenn Sie dieses Buch lesen und Sie es nicht gekauft haben, oder es nicht nur für Ihren Gebrauch gekauft wurde, dann senden Sie es bitte zurück und kaufen Sie Ihre eigene Kopie. Vielen Dank, dass Sie die harte Arbeit dieses Autors respektieren. Dies ist eine erfundene Geschichte. Namen, Charaktere, Unternehmen, Organisationen, Orte, Ereignisse und Vorfälle sind entweder das Ergebnis der Phantasie des Autors oder werden fiktiv verwendet. Jede Ähnlichkeit mit tatsächlichen Personen, ob lebendig oder tot, ist völlig zufällig. Jacket image Copyright Jeremie86HUN, verwendet unter der Lizenz von Shutterstock.com.

    BÜCHER VON AVA STRONG

    EIN STELLA-FALL-THRILLER

    DIE ANDERE FRAU (Buch #1)

    DIE ANDERE LÜGE (Buch #2)

    EIN SPANNUNGSGELADENER REMI LAURENT FBI THRILLER

    DER TODESCODE (Buch #1)

    DER MORDCODE (Buch #2)

    EIN ILSE BECK-FBI-THRILLER

    NICHT WIE WIR (Buch #1)

    NICHT WIE ER SCHIEN (Buch #2)

    NICHT WIE GESTERN (Buch #3)

    INHALT

    KAPITEL EINS

    KAPITEL ZWEI

    KAPITEL DREI

    KAPITEL VIER

    KAPITEL FÜNF

    KAPITEL SECHS

    KAPITEL SIEBEN

    KAPITEL ACHT

    KAPITEL NEUN

    KAPITEL ZEHN

    KAPITEL ELF

    KAPITEL ZWÖLF

    KAPITEL DREIZEHN

    KAPITEL VIERZEHN

    KAPITEL FÜNFZEHN

    KAPITEL SECHZEHN

    KAPITEL SIEBZEHN

    KAPITEL ACHTZEHN

    KAPITEL NEUNZEHN

    KAPITEL ZWANZIG

    KAPITEL EINUNDZWANZIG

    KAPITEL ZWEIUNDZWANZIG

    KAPITEL DREIUNDZWANZIG

    KAPITEL VIERUNDZWANZIG

    KAPITEL FÜNFUNDZWANZIG

    KAPITEL SECHSUNDZWANZIG

    KAPITEL SIEBENUNDZWANZIG

    KAPITEL ACHTUNDZWANZIG

    KAPITEL NEUNUNDZWANZIG

    KAPITEL DREISSIG

    KAPITEL EINUNDDREISSIG

    KAPITEL ZWEIUNDDREISSIG

    KAPITEL DREIUNDDREISSIG

    KAPITEL EINS

    Heute bin ich hier, um endlich die Wahrheit über meine Vergangenheit zu erfahren, dachte Stella Fall entschlossen.

    Sie verlangsamte das Tempo ihres Mietwagens. Hinter einer Reihe verwilderter Bäume erstreckte sich der Horizont, kahl und öde. Selbst jetzt, während der Regenzeit, schien eine Staubwolke in der Luft zu hängen.

    Zu Hause.

    Es war, als wäre sie direkt wieder in einem ihrer Alpträume gelandet. Da war dasselbe namenlose Grauen, das Kribbeln der Angst in ihrem Bauch, das sie fast dazu brachte, sich umzudrehen und wegzurennen. 

    Sie entdeckte den vertrauten Orientierungspunkt: den trockenen Dornenstrauch, von dem sie gehofft hatte, er sei eingegangen, der aber hartnäckig im sandigen Boden verwurzelt blieb. Seine krummen Äste hatten Stella immer an krallenartige Hände erinnert. 

    Sie schauderte und wandte den Blick ab, während ihr Wagen die Sandpiste entlang rumpelte, die sich über drei Kilometer voller Schlaglöcher erstreckte. 

    Erst vor ein paar Tagen hatte sie beim Entrümpeln des Dachbodens in alten Kisten einen Brief ihres Vaters entdeckt, der spurlos verschwunden war, als sie zehn Jahre alt gewesen war. Ihre Mutter hatte immer wieder betont, dass er gestorben sein musste. Am Boden zerstört durch den Verlust des ruhigen, freundlichen Mannes, der ihr Mentor und Beschützer gewesen war, hatte Stella schließlich akzeptiert, dass dies die einzige Erklärung sein konnte. 

    Schockiert hatte Stella am Poststempel jedoch feststellen können, dass die kurze, knappe Notiz Wochen nach seinem Verschwinden abgeschickt worden war. Ihre Mutter hatte also gewusst, dass er noch am Leben war! Trotzdem hatte sie Stella gegenüber nie ein Wort darüber verloren.

    Es war an der Zeit, sie zur Rede zu stellen. Wo war ihr Vater wirklich? Warum hatte Rhonda Fall gelogen?

    Sie knirschte mit den Zähnen, als das kleine Auto in ein großes Schlagloch donnerte. Kurzzeitig war sie abgelenkt gewesen und ihr Blick zum Horizont gewandert. Sie musste sich zusammenreißen. In dem harten Leben, das sie in dem kleinen Holzhaus am Ende dieser Straße geführt hatte, war kein Platz für Zukunftsträume gewesen. 

    Da war das Haus. Mit seinem gedrungenen Umriss schien es sich fast an die unwirtliche Landschaft zu klammern.

    Rhondas alter Truck, dessen Heckscheibe mit Staub bedeckt war, stand im spärlichen Schatten einer alten Pappel. Stella erinnerte sich an die Fahrten zur Schule, die sie in diesem Auto ertragen hatte. Rhonda hatte Stella dabei entweder angeschrien oder war, in eisigem Schweigen versunken, vor sich hin gefahren, je nach ihrer Stimmung.

    Kalte Angst machte sich in ihr breit, als sie den Wagen anhielt und ausstieg. Sie gab sich alle Mühe, sie zu vertreiben. Was sie jetzt benötigte, war Entschlossenheit.

    Sie strich sich mit den Fingern durch ihr dunkles Haar und schob es aus dem Gesicht. Sie hatte vergessen, dass der unerbittliche Wind es ihr immer in die Augen wehte.

    Sie griff zurück ins Auto und holte die Tragetasche heraus. Stella hatte einen kurzen Zwischenstopp in der Stadt eingelegt, um Einkäufe zu erledigen. Dann ging sie den maroden Weg hinauf und starrte auf die Pflastersteine, die noch von ihrem Vater verlegt worden waren. Zeit und Abnutzung hatten ihren Tribut gefordert. Das Pflaster war kaum noch zu erkennen.

    Aber wo war er?

    Stella holte einmal tief Luft. Dann klopfte sie an die Tür. Ein paar Sekunden lang, die sich wie eine Ewigkeit anfühlten, herrschte Stille. Hinter dem Haus ertönte das Gackern von Hühnern.

    Und dann, von drinnen, die Stimme ihrer Mutter, mit dem üblichen Unterton von Spott.

    „Du bist spät dran. Und warum klopfst du? Du weißt, dass du das nicht tun musst."

    Stella öffnete die Tür. Die Scharniere knarrten, als sie eintrat und die Gerüche einatmete, die sie aus ihrer Erinnerung kannte. Ausgedörrte Bretter, staubiges Glas, der bittere Geruch der Holzbeize, die ihre Mutter verwendet hatte. Die einzigen Renovierungsarbeiten, die Rhonda jedes Jahr vornahm, waren die Behandlung der abgenutzten, nach Süden ausgerichteten Außenbretter. Stella hasste diesen Geruch. Genauso wie sie den schwachen Duft von Eiern, Öl und gekochtem Kohl hasste, der ewig in der Küche zu hängen schienen.

    Sie nahm das leise Geplapper des Fernsehers wahr, als sie den winzigen Flur in Richtung Wohnzimmer durchquerte. Er war kaum groß genug für die ausrangierten Schuhe und Regenschirme, die sich dort buchstäblich stapelten.

    Rhonda saß in ihrem hölzernen Schaukelstuhl am Fenster. 

    „Hallo", sagte sie und wandte sich an Stella.

    Von starken Gefühlen überwältigt betrachtete sie das schlanke Gesicht ihrer Mutter, ihre schnabelförmige Nase, die hellen, intensiven Augen. Ihr grobes, dunkles Haar, das jetzt grau durchzogen war, hatte sie zu einem festen Zopf zurückgebunden. Die Falten auf ihrer Stirn und ihren Wangen waren tiefer und ausgeprägter als beim letzten Mal, als sie sie gesehen hatte.

    Sie starrte in die eisblauen Augen, die sie von ihrer Mutter geerbt hatte. Es bestürzte sie, wie stark die Gene ihrer Mutter offensichtlich waren und wie ähnlich sie sich in Hautfarbe, Größe und dem schlanken, hageren Körperbau waren. Manchmal fragte Stella sich verzweifelt, ob es noch andere Ähnlichkeiten zwischen ihnen gab. Würde sie genauso enden wie ihre Mutter? Wann würden die schrecklichen Wutausbrüche, die Stimmungsschwankungen, die endlosen Schimpftiraden beginnen?

    Warum war Rhonda so geworden? Waren die psychischen Probleme ihrer Mutter und ihre Hartnäckigkeit, mit der sie sich weigerte, Hilfe in Anspruch zu nehmen, erblich bedingt?

    Jeden Tag hatte sie das Gefühl, gegen die Bedrohung durch eine genetische Zeitbombe ankämpfen zu müssen, die möglicherweise in ihr schlummerte. Im Moment jedoch war Rhonda in einer sanften Stimmung, was sie zutiefst misstrauisch machte.

    „Tut mir leid, dass ich zu spät bin. Mein Flug war verspätet." Ihre ersten Worte waren eine Entschuldigung. Typisch. 

    „Es ist sehr lange her, dass mein einziges Kind mich besucht hat, sagte Rhonda leise. „Es muss mehr als zwei Jahre her sein, seit ich dich das letzte Mal gesehen habe. Ich habe dich sehr vermisst. Bleibst du über Nacht? Darüber hast du nicht gesagt.

    Stella bemühte sich, nicht in das Spiel hineingezogen zu werden, das ihre Mutter üblicherweise spielte.

    „Ich hatte wirklich viel zu tun. Ich habe Geld geschickt, wann immer ich konnte, sagte sie kurz. „Ich kann nicht über Nacht bleiben. Ich fliege heute Abend zurück, weil ich morgen umziehen werde. Aber ich habe dir ein Geschenk mitgebracht.

    „Das ist nett von dir. Sehr nett sogar. Du hast so ein gutes Herz", murmelte Rhonda und nahm die Tasche entgegen.

    Mehr als alles andere hasste Stella die Ungewissheit, was bei ihrer Rückkehr nach Hause auf sie wartete. Würde ihre Mutter aggressiv werden, schreien und brüllen? Oder würde sie so sein wie jetzt – ruhig und höflich und Stella glauben machen, dass alles zwischen ihnen in Ordnung sein könnte, wenn sie sich nur ein wenig mehr anstrengen würde?

    Das war noch anstrengender. Es war, als würde man auf einen Sturm warten, weil die Stimmung jeden Moment in Wut umkippen konnte. Die Furcht, sie auszulösen, hing über jedem Wort. Aber auch ihre Mutter war in dieser Stimmung manipulativer. Während eines Wutanfalls würde sie vielleicht einfach die Wahrheit hinausbrüllen – und dafür war sie schließlich hergekommen: Stella wollte unbedingt die Wahrheit erfahren.

    Aus dem wissenden, aber dennoch vorsichtigen Ausdruck in den Augen ihrer Mutter schloss Stella mit Schrecken, dass sie vermutlich bereits wusste, warum ihre Tochter hier war. Rhonda war alles andere als dumm. Auch das hatte sie an ihre Tochter weitergegeben – Scharfsinn und Intelligenz.

    „Möchtest du es nicht aufmachen?", fragte Stella und wies auf die Tasche, in der Hoffnung, dass das Geschenk ihre Mutter besänftigen würde.

    „Öffnen? Ja, natürlich, das kann ich machen."

    Sie tauchte eine Hand mit schlanken Fingern in die Tasche.

    „Karamellkekse. Mein Lieblingsgebäck. Sie hielt inne. „Zumindest waren sie das einmal. Mein Arzt hat gesagt, dass ich weniger Zucker zu mir nehmen soll. Aber keine Sorge, ich habe Freunde, die sich darüber freuen werden.

    Stella biss die Zähne zusammen.

    „Handcreme. Die kann ich brauchen. Granatapfel? Wie interessant. Ich kann nicht behaupten, dass ich mir den Duft jemals auf meiner Haut hätte vorstellen können. Aber wir werden sehen, nicht wahr? Ich freue mich darauf, es herauszufinden. Sie schenkte Stella ein verschwörerisches Lächeln. „Und Bücher. Ich kann es kaum erwarten, alle drei zu lesen. Da das Geld so knapp ist, ist der Kauf von Büchern ein Luxus, den ich mir in letzter Zeit nicht erlaubt habe. Ich musste mich auf unsere örtliche Bibliothek verlassen, die, wie du weißt, nicht besonders gut ausgestattet ist.

    Nachdem sie es geschafft hatte, Stella auf subtile Weise ein schlechtes Gewissen wegen jedes einzelnen Artikels in der Geschenktüte zu machen, legte Rhonda sie beiseite. Dann starrte sie Stella herausfordernd an.

    „Warum also die plötzliche Entscheidung, auf einen Blitzbesuch vorbeizukommen?", fragte sie.

    Die Plauderstunde war wohl vorbei, und es hatte keinen Sinn, die sozialen Nettigkeiten in die Länge zu ziehen. Es war an der Zeit, den wahren Grund ihres Besuchs zu offenbaren.

    „Ich bin gekommen, um dich nach diesem Brief zu fragen", sagte Stella. Sie holte ihn aus ihrer Handtasche.

    Ihre Mutter ließ sich nichts anmerken, als sie ihn sah. Nichts in ihrem Gesicht deutete darauf hin, dass sie sich der Bedeutung des Briefes überhaupt bewusst war.

    „Was ist damit?", fragte sie in einem nur wenig interessierten Ton.

    „Ich muss ihn versehentlich eingepackt haben, als ich meine Sachen mitgenommen habe. Ich habe ihn gestern gefunden. Er lag ganz unten in einer Kiste. Er ist von Papa."

    Obwohl sie sich nach Kräften bemühte, die gleiche eisige Beherrschung wie ihre Mutter zu bewahren, spürte Stella, wie ihre Stimme zitterte.

    „Ein Brief von deinem Vater? Du bist hierhergekommen, um mich danach zu fragen?" In Rhondas Stimme schwang echte Verblüffung mit.

    „Sieh dir den Poststempel an", sagte Stella. Sie hielt den Brief fest in der Hand. Sie wusste, dass Rhondas Stimmung im Handumdrehen umschlagen konnte. Sie könnte ihr den Brief entreißen und ihn vernichten. Das wollte Stella nicht riskieren.

    „Ja. Rhonda blickte nach unten. „Einer seiner letzten Briefe. Er muss ein oder zwei Monate nach seinem Verschwinden angekommen sein.

    Stella spürte eine so starke Wut, dass sie die mühsam aufgebaute Selbstbeherrschung zu verlieren drohte.

    „Er ist genau sieben Wochen, bevor dieser Brief geschrieben wurde, verschwunden, betonte sie. „Ich erinnere mich genau an das Datum, von dem an er nicht mehr nach Hause kam. Und du hast auch eine Vermisstenanzeige aufgegeben. Du hast darauf bestanden, einen ganzen Tag damit zu warten. Für mich hatte sich das angefühlt wie hundert Leben, sagte Stella und erinnerte sich an ihre Qualen während der langen Nacht und des endlosen Tages darauf. 

    Erst am Abend war Rhonda in ihren Wagen gestiegen und hatte Stella trotz ihrer tränenreichen Bitten zurückgelassen, um die knapp fünfundzwanzig Kilometer zur örtlichen Polizeistation zu fahren, wo Detective Fall arbeitete, um ihn als vermisst zu melden.

    Seitdem quälte Stella die Sorge, was wohl mit ihm geschehen war. Immer wieder hatte sie versucht, sich einzureden, dass ihr Vater gestorben sein musste, aber sie konnte das starke, wenn auch irrationale Gefühl nicht loswerden, dass er noch am Leben war. 

    „Ich habe gewartet, weil ich gehofft habe, dass er zurückkommt, sagte Rhonda streng, bevor sie sich wieder dem Brief zuwandte. „Der wurde geschickt von – wo? Sie blickte auf den Brief hinunter, und Stella konnte in ihren Augen nichts anderes sehen als den aufrichtigen Wunsch, die Wahrheit zu erfahren. „Dein Daumen verdeckt den Teil. Nimm ihn beiseite."

    Stella hielt das Blatt weiter fest in der Hand, bewegte aber wie gewünscht den Daumen.

    Rhonda seufzte, als ob alles klar wäre.

    „Aus Colorado. Natürlich."

    „Was ist daran natürlich?" Der Knoten in ihrem Bauch wurde stärker.

    „Er fuhr regelmäßig nach Colorado. Es ist unser Nachbarstaat, und es gab es eine Menge grenzüberschreitender Verbrechen, bei denen die Polizei zusammenarbeitete. Du hast davon nichts gewusst, weil du dachtest, wir würden uns nur streiten. Jetzt lag ein Hauch von Schärfe in Rhondas Stimme. „Du dachtest, du wärst die kleine Prinzessin deines Vaters und sein Augenstern. Du hast nicht verstanden, dass wir eine funktionierende und glückliche Ehe führten. Angesichts dessen kann ich nicht verstehen, warum du so rachsüchtig mir gegenüber geworden bist. Man sagt, dass nur die Menschen Psychologie studieren, die selbst Probleme haben. Kannst du das bestätigen? Hat es deine Berufswahl beeinflusst? Sie sah Stella skeptisch an. 

    Sie wollte gerade einen wütenden Kommentar abgeben, als sie merkte, dass ihre Mutter sie absichtlich provozierte, damit sie die Beherrschung verlor. Außerdem hatte sie gekonnt das Thema gewechselt.

    Stella grub ihre Nägel so fest sie konnte in ihre Handfläche, froh über die Ablenkung, die der stechende Schmerz bot. Zumindest half es ihr, sich zu konzentrieren, während ihre Mutter weitersprach.

    „Das ist genau der Grund, warum ich dich von diesem Weg abbringen wollte. Du bist ein labiler Mensch, Stella. Du kommst mit dem Stress einer solchen Karriere nicht zurecht, schon gar nicht in der Strafverfolgung. Deshalb habe ich dir auch immer davon abgeraten. Wenn du Reichtum und ein komfortableres Leben als ich haben willst, dann heirate gut. Such dir jemand Besseren als ich es getan haben."

    Stella wollte den Köder nicht schlucken. Sie wollte nicht in die Falle tappen und über ihren Master-Abschluss in forensischer Psychologie und ihre kürzliche Entscheidung, zum FBI zu gehen, sprechen. Ihre Mutter brauchte das nicht zu wissen. Sie wagte es nicht, von den Erfolgen ihres Abschlusses in einem der härtesten Ausbildungsprogramme der Strafverfolgungsbehörden zu erzählen, und auch nicht von dem Angebot, dem Team in der FBI-Außenstelle in New Haven beizutreten. Das war auch der Grund, warum sie diesen Besuch so kurz halten wollte. Sie musste persönlich mit ihrer Mutter sprechen, aber heute war der einzige Tag, den sie übrig hatte, da sie ihre neue Wohnung in New Haven beziehen und am Dienstag ihren neuen Job antreten musste.

    Stella wusste, dass ihre Mutter ihre Erfolge verdrehen und ihr das Gefühl geben würde, sich dafür schämen zu müssen. Das hatte sie immer wieder getan. Es war besser, nichts zu sagen.

    Stattdessen zwang sich Stella, den Lärm und die Ablenkungen zu ignorieren und sich auf den Zweck ihres Besuchs zu konzentrieren. Rhonda blieb ebenfalls ruhig, was an sich schon ein Warnsignal war. Stella musste weitermachen. Sie musste es einfach! Was gab es hier zu verbergen?

    „Der Poststempel", beharrte sie.

    Rhonda zuckte mit den Schultern. „In den hintersten Winkeln von Colorado haben sie die Post bearbeitet, wenn ihnen danach war. Dein Vater und ich haben immer darüber gelacht. Meistens war er vor seinen Briefen zurück."

    Stella spürte, wie sie schwach wurde. Das klang plausibel. Es könnte tatsächlich so sein.

    Doch dann erinnerte sie sich an das Talent ihrer Mutter, sie immer wieder hinters Licht zu führen. Hartnäckig hielt sie an ihrer Version fest. 

    „Sieben Wochen? Ich denke, das ist übertrieben. Vom örtlichen Briefkasten zum Postamt dauert es höchstens ein paar Tage. Selbst in abgelegenen Gegenden funktionierte die US-Post. Vor allem in abgelegenen Gegenden, argumentierte Stella weiter. „Und warum hat er in dem Brief gesagt, dass du es mir sagen sollst, wenn ich bereit bin? Was hat er damit gemeint? Kannst du mir das bitte erklären?, fragte sie mit Nachdruck.

    Rhonda wirkte kurz verärgert, als ob Stella sie bei etwas ertappt hätte. Dann schüttelte sie traurig den Kopf. „Mein liebes Mädchen, du willst dich unbedingt weiter damit quälen, nicht wahr?"

    Ihre Stimme war sanft, aber ihr Blick durchbohrte Stella wie eine Klinge aus Stahl.

    „Warum sagst du das?" Jetzt wünschte Stella, ihre Mutter würde in Wut umkippen. Diese unerbittliche Ruhe war eine Barriere, die sie nicht durchbrechen konnte.

    „Die Wahrheit wird dir nicht gefallen", Rhondas Stimme war auf einmal nur noch ein heißeres Flüstern.

    „Vielleicht. Aber ich will es wissen. Ich verdiene es."

    Stella bemühte sich, ihre Stimme gleichgültig klingen zu lassen. Inzwischen klopfte ihr Herz so laut, dass ihr das Blut in den Ohren rauschte. Endlich würde ihre Mutter einlenken. Sie würde ihr sagen, was wirklich geschehen war. Konnte sie spüren, wie aufgeregt sie war? Es wäre besser, wenn Rhonda das nicht merken würde. Wenn sie glaubte, dass es Stella eher nicht so wichtig war, würde sie eher bereit sein, ihr alles zu erzählen.

    „Die Wahrheit", flüsterte Rhonda.

    „Bitte", sagte Stella leise.

    „Also gut. Du sollst sie haben."

    Stella lehnte sich näher heran. Endlich würde sie die Antworten bekommen, nach denen sie sich sehnte.

    Und dann warf Rhonda ihren Kopf zurück und schrie die Worte heraus.

    „Es gibt keine Antworten! Es gibt nur eine Realität, nämlich dass dein Vater uns im Stich gelassen hat. Er hat sich von seiner Familie abgewandt. Von dir, seinem einzigen Kind, das ihn als Helden verehrte, obwohl er Abschaum war. Er ist weggegangen. Er hat uns gehasst! Hat uns gehasst! Warum willst du mir nicht glauben? Warum glaubst du, dass ich lüge, wenn ich selbst mit dieser schrecklichen Wahrheit leben muss, jeden Tag meines Lebens?"

    „Aber ich …", begann Stella.

    Ihre Mutter hörte nicht mehr auf zu schreien.

    „Verschwinde! Du bist den ganzen Weg hierhergekommen, nur um uns beide zu traumatisieren. Raus hier!"

    Ihre Schreie hallten in dem kleinen Haus von den Wänden wider und ließen Stella sich wieder klein und hilflos und zehn Jahre alt fühlen.

    Sie würde keine Antworten bekommen, wurde ihr verzweifelt klar, während sie sich aufrappelte und zur Haustür eilte. Es gab nur verschiedene Versionen von Lügen, die sich genauso ständig drehten wie der unerbittliche Wind, der gegen die staubigen Scheiben schlug.

    Ihre Mutter kannte die Wahrheit, davon war sie überzeugt. Aber sie wollte sie nicht mit ihr teilen, und Stella fürchtete, sie würde ihre Geheimnisse mit ins Grab nehmen.

    Es gab keine andere Möglichkeit mehr, als zu gehen. Sie musste zurück nach New Haven fliegen und ihren brandneuen Job und ihr brandneues Leben beginnen, ohne den Abschluss, nach denen sie sich so sehr gesehnt hatte.

    KAPITEL ZWEI

    Zwei Tage später.

    Stella schritt durch den Haupteingang des FBI-Hauptquartiers in New Haven. Der Schritt durch die Tür fühlte sich wie ein lebensverändernder Moment an. Und das war er auch. In den letzten Monaten hatte sich ihr Leben auf eine Weise verändert, die sie nie für möglich gehalten hatte. Von heute an war sie hier eine vollwertige Angestellte. Vor zehn Tagen hatte sie ihren Abschluss an der FBI-Akademie gemacht, nachdem sie den Director’s Award gewonnen hatte. Jetzt war sie eine Außendienstmitarbeiterin in ihrem allerersten Einsatz. Es fühlte sich immer noch surreal an.

    Auf dem Weg zum Sicherheitsschalter, um dem Wachpersonal ihren neuen, glänzenden Ausweis zu zeigen und sich anzumelden, stellte Stella fest, dass sie sich an ihrem ersten Arbeitstag nicht so wohlfühlte, wie sie es sich erhofft

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