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El Niño
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eBook403 Seiten5 Stunden

El Niño

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Über dieses E-Book

Waldo Elmer, ein junger Journalist, ist in Zusammen­hang mit einem persönlichen Projekt, aber vor allem zur Aufklärung einer mut­maßlichen Entführung, in der Karibik unter­wegs. Dort wird gerade El Nino erwartet. Ist es die verheerende Meeres­strömung zwischen zwei Kontinenten? Das Kind, etwa eines jenseitigen Vaters? Oder bloß Erscheinungsbild?
Was als Suche anfängt, entwickelt sich nach und nach zu einem Netz von Vorstel­lungen, Identifikationen und Motiven.
SpracheDeutsch
Herausgebertredition
Erscheinungsdatum28. Jan. 2019
ISBN9783746953212
El Niño

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    Buchvorschau

    El Niño - Tomás Mona Hültner

    I

    »Stell dir vor. Was mir jetzt passiert ist! Mit meinem Projekt bin ich schon so lange beschäftigt. Und auf einmal ist mir das hier nur so in den Schoβ gefallen.« Er zeigt ihr ein dickes Bündel Papier, leuchtende Blätter in seiner Hand, aber vergilbt und gerade noch zusammengehalten durch zwei zerschlissene Baumwollschleifen.

    Sie lacht: »Das ist dir in den Schoβ gefallen? Was hast du denn da überhaupt?«

    So als wäre das eine überflüssige Frage, legt er ihr das Bündel auf den Tisch: »Das hier!« sagt er.

    Fragend schaut sie ihn an. Er scheint seine Gedanken nach einer Antwort abzusuchen, nach etwas, das er ihrem Blick entgegen bringen könnte.

    Er erwidert: »Na ja, du weiβt doch von dem Tagebuch? Darin erwähnte Toriman immer wieder, dass er dabei war, etwas zu schreiben. Nicht das Tagebuch an sich, natürlich. Er verstand sich als Schreiber. Das war es, was ihn antrieb im Leben. Das …«

    »Schreiben!?« staunt sie. »Und das ganze Paket vergilbter Blätter hat also er geschrieben?« Mit einem flüchtigen Lächeln, so als wollte sie sich dafür entschuldigen, ihm ins Wort gefallen zu sein, redet sie schnell weiter: »Aber wie …, ich meine, woher hast du denn das überhaupt bekommen?« Leicht berührt sie das Bündel auf dem Tisch, zieht ihre Hand dann gleich wieder zurück. »Weiβt du, eigentlich möchte ich das alles nicht hören, nicht jetzt, Waldo.«

    Unruhige Augenbrauen zeichnen eine Spur der Verärgerung auf ihre Stirn, die aber schon bald wieder verschwindet und einem nahezu flehenden Ausdruck Platz macht.

    »Entschuldigung, so meinte ich das nicht«, sagt sie. »Aber ich hab dich jetzt schon so lange nicht mehr gesehen. Es war einfach schrecklich, wie wir uns vor deiner Abreise verabschiedet haben! Und das erste, worüber du anfängst, jetzt wo du gerade zurück bist, das ist wieder dieses ewige Projekt von dir. Können wir es nicht einmal ruhen lassen und uns einfach freuen, dass wir uns wieder sehen? Oder freust du dich überhaupt nicht …? Du warst verdammt nochmal zwei Monate weg, Waldo! Du hast mir gefehlt.«

    Ein Seufzer der Gereiztheit. Er habe keine Lust immer wieder zu bestätigen, dass er gern mit ihr zusammen sei, meint Waldo. Und das beweisen zu müssen …, na ja, das sei doch Unsinn. »Verstehst du, Miralde?!« fügt er hinzu, »so geht das nicht!«

    Seine Worte scheinen noch nachzuhallen in der Stille, die das Zimmer erfüllt, mit so einer unerwarteten Wucht hat er sie ausgesprochen.

    Ihre Blicke halten sich kurz fest, einen flüchtigen Moment, und schweifen dann fast gleichzeitig ab, zum Fenster hin. Blasse Sonnenstrahlen fallen ins Zimmer.

    Die Morgensonne hängt noch niedrig über den Dächern des östlichen Neubauviertels. Wenn man direkt in ihre Glut hineinschauen würde, schmerzte es in den Augen. Aber sie strahlt kein Licht aus, das blendet, eher einen rötlichen Schimmer, der wie ein sanfter Dunstschleier über dem Viertel liegt. Ihr Lichtschein schimmert in dem kleinen Vorgarten und flieβt matt ins Fenster hinein, hinter dem Waldo und Miralde jetzt stehen.

    Der morgendliche Berufsverkehr hat sich gerade ausgetobt. Ein verspäteter Radfahrer eilt zu seiner Arbeit, oder zu einem Termin. In der Ferne ist gelegentlich das dumpfe Dröhnen eines Autos zu hören.

    Waldo dreht sich um und geht zum Tisch zurück, wo er das verheißungsvolle Papierbündel hingelegt hat. Miraldes blondes Haar fällt ihr seitwärts über die Schulter, als sie den Kopf in seine Richtung wendet, so als wollte sie ihm folgen. Dann geht sie hinter ihm vorbei, auf die Tür zu.

    »Doch«, sagt er, »ich freu mich schon, dass du da bist. Du hast mir auch gefehlt.«

    II

    Dienstag den 25. März, Khabarowsk.

    Leben aus diesem Gefühl heraus, auf der Reise zu sein und stets zugegen. Mit einer Feder zum Schreiben.

    Schreiben, weil draußen graue Maschinen, brummend, hoch durch blassblaue Lüfte gleiten.

    Schreiben, weil die zarten, nackten Zweige der Bäume sich wollig webend abheben vom letzten weißen Schnee auf der gelbbraunen Erde der Hügel im Hintergrund.

    Schreiben, weil sich eine dicke Rauchfahne dahinzieht, rollend über die Flachdächer von klotzigen Gebäuden aus Stein und Beton.

    Schreiben, weil das Tropfen des Spülkastens plötzlich aufgehört hat, und es still ist jetzt.

    Einst wollte ich schreiben als Rechtfertigung für mittlerweile schon vierundzwanzig in dieser Welt verbrachte Lebensjahre …

    Auf dem Bett liegend, streckt Waldo sich aus und legt das Tagebuch des Toriman kurz ab. Es hat ihn aus dem Schlaf gerissen. Oder eigentlich konnte er überhaupt keinen Schlaf finden in dieser zweiten Nacht nach seiner Rückkehr aus der Karibik. Obwohl …, da war ja der Traum unmittelbar vor dem Aufwachen. Der Traum hat ihn aus dem Kurzschlaf gerissen. So war das. Er dreht sich um, lockert die steife Schulter und greift dann hinter seinen Rücken, um das Tagebuch wieder aufzunehmen und weiter zu lesen.

    Als er die richtige Seite gefunden hat, heftet sich sein Blick nur kurz darauf. Er betrachtet den Spiegel, der an der Wand gegenüber des Bettes hängt, richtet sich dann auf. Das Spiegelbild zeigt seinen Kopf bis zum Kinn: das Gesicht eines jungen Mannes in seinen späten Zwanzigern, frühen Dreißigern. Straffe Linien in einer flachen, gebräunten Haut. Die weichen Mundwinkel scheinen dazu nicht so ganz zu passen. Auch der leuchtende Schimmer im Haar und in den Augen hebt sich markant von dem dunklen Gesichtsausdruck ab.

    Im Traum war Waldo sichtlich überrascht, als er ein verblasstes Lichtbild in den Händen hielt. Mit zögernder Geste zeigte er Miralde gerstern das Bild seines Vaters. Er habe es bekommen, so erzählte er ihr, zusammen mit dem umfangreichen, schlecht und recht verschnürten Bündel, das als Manuskript Torimans bezeichnet wurde. Beinahe feierlich habe Waldo das Bündel entgegengenommen. Aber innerlich brannte er vor Verlangen, es bei der Rückkehr in sein Hotelzimmer sofort aufzumachen. Es in einem Zug zu Ende zu lesen, als das Spannendste überhaupt, das ihm je in die Hände gefallen sei.

    Seine Augen gleiten jetzt im Tagebuch über die Zeilen, die er zuletzt gelesen hat. Er liest weiter:

    … Und nun – immer wieder jetzt – zu schreiben, weil eben dieses Bewusstsein da ist:

    lauschend auf das Brummen grauer Maschinen, lauschend auf die Frühlingsbrise in den noch nackten Zweigen,

    oder auf das Rieseln eines tropfenden Spülkastens in der Toilette,

    lauschend auf ein holperndes Eintreten der Stille …

    Mitten auf der Seite scheint hier die Aufzeichnung für Dienstag den 25. März zu enden. Beim Durchblättern bemerkt Waldo, dass erst auf dem nächsten Blatt weiter geschrieben wurde. Dann aber, direkt auf der Rückseite der gerade gelesenen Aufzeichnung, entdeckt er doch noch etwas. Flüchtig hingekritzelt, so scheint es:

    Es steht eine kleine grüne Bank im Garten meiner Kindheit, ein Garten duftender Blumen in Weiß und Rosa. Und der feuchte Wind, der sanft mit den breiten, zierlich wogenden Blättern von Bananenstauden spielt.

    Ein warmer und geschmeidiger Katzenleib auf der Türschwelle. Das ruhig rauschende Atmen des Tieres bringt die Sonnenstrahlen regelrecht zum Schnurren, wenn sie zwischen den Blättern hindurch ihren stillen Rhythmus von Licht und Schatten tanzen.

    Es steht eine kleine grüne Geschichtenbank im Garten meiner Kindheit.

    Waldo wendet das Blatt wieder um, blickt dann ein paar Seiten weiter, so als suchte er eine andere Stelle, einen anderen Abschnitt. Etwas womit sich diese Eintragung einordnen ließe. Als er dann auf das Lesezeichen stößt, das er offenbar willkürlich zwischen die Tagebuchseiten geschoben hat, nimmt er es vorsichtig heraus. Waldo wedelt kurz mit dem Papierstreifen, zaudernd. Legt ihn dann entschlossen zwischen die Seiten, wo er mit dem Lesen stehen geblieben ist. Er schließt das Tagebuch, macht das Licht aus und sucht dann die wohl beste Lage, um jetzt endlich schnell einschlafen zu können.

    Morgen müsse er zum ersten Mal seit zwei Monaten wieder zur Arbeit. Mit einem kläglichen Lächeln hatte er das, heute Nachmittag beim Einkaufen, dem chinesich anmutenden Mädchen an der Kasse gesagt. Ihr war seine lange Abwesenheit aufgefallen …

    Es klingelt an der Tür und Waldo wird aus dem Halbschlaf aufgeschreckt. Er richtet sich auf, als versuchte er sich zu vergegenwärtigen, was ihn aufgeweckt hat. Im Flur quietscht kurz die Haustür, die geöffnet wird und dann wieder vorsichtig ins Schloss fällt. Gleich darauf behutsame Schritte. Der Fußboden knarrt leicht.

    »Miralde?« ruft Waldo durch die offen stehende Schlafzimmertür.

    »Hast du dich schon schlafen gelegt, Waldo? Ich hoffe, ich hab dich nicht geweckt. Hast du schon geschlafen?«

    »Na ja, irgendwie schon. Eingeschlummert, glaub ich.« Waldo ist aus dem Bett gestiegen und schlurft Miralde entgegen, während er sich das Gesicht reibt. »Ich muss Morgen wieder früh auf. Ich bin das nicht mehr gewohnt.«

    In der Tür legt Miralde ihre Arme mit einer schützenden Geste um Waldos Schultern. »Ich weck dich morgen früh, okay? Ich werde mich schon drum kümmern, dass wir beide nicht verschlafen«, sagt sie.

    Waldo antwortet ihr stumm, mit Mundwinkeln, die sich zu einem Lächeln kräuseln.

    Miralde fährt mit gespreizten Fingern verspielt durch sein Haar.

    »Weißt du, …«, fragt Miralde, als sie dann später im Bett liegen, »weißt du, dass es fast so ist, als wärst du überhaupt nicht weggewesen? Andererseits hast du mir in den letzten Wochen zunehmend gefehlt. Zur gleichen Zeit verblasste die Erinnerung an dich fast jeden Tag etwas mehr. Ich konnte es nicht verstehen. Du warst weg und ich sehnte mich nach dir, weil ich wusste, dass ich immer ganz fest mit dir verbunden war. Und dennoch spürte ich dich nicht mehr wirklich. So kam es mir vor. Meine Gedanken an dich waren wie leer. Beinahe inhaltslos, leblos geworden, meine ich. Als wenn du tatsächlich verblichen und verschollen gewesen wärst. Aufgelöst in nichts, irgendwie.«

    Sie dreht sich auf die Seite und sieht Waldo an. »Weg aus dem Leben«, sagt sie. »Aus der Welt. Meiner Welt jedenfalls. Es ist so komisch, wenn du Erinnerungen hast, die nur noch aus dem bestehen, was du weißt …, oder eigentlich bloß zu wissen meinst …« Sie lächelt dünn und scheint, versinkend in flüchtig abschweifende Gedanken, nach einem Wort zu suchen. »Schattenhaft, vielleicht«, murmelt sie dann verschwommen.

    »Ich war wie ein Schatten für dich?« fragt Waldo, während er unter dem Federbett einen Arm um Miralde schlingt, »ein Schatten aus ferner Vergangenheit …« Er lacht, als sie sich aufrichtet und ihn schweigend anschaut, als wollte sie ergründen, ob er sie ernst nimmt. »Nein. Ich denke schon, dass ich verstehe, was du meinst«, sagt er.

    »Wieso? Ich versteh es selbst kaum!« erwidert sie sofort.

    »Na ja«, meint er jetzt, »ich kann mir an sich schon vorstellen, dass sich alles in deinen Erinnerungen allmählich verwischt hat …« Eben scheint es, als erwartete er eigentlich einen Einwand, bis er dann schnell hinzufügt: »Wie es auch wieder war und sich alles zwischen uns angefühlt hat, meine ich. Das kann ich schon verstehen.«

    Miralde findet mit einer trägen Gebärde ihren Platz auf dem Kopfkissen wieder und schmiegt sich an Waldo, dessen Arm noch locker halb um ihre Taille liegt.

    In der Stille, die das Zimmer erfüllt, nachdem Waldo etwas mühselig mit seiner freien Hand das Licht ausgemacht hat, ist es, als klänge seine Stimme noch tiefer und bedächtiger: »Vielleicht war ich die letzten Tage dort in Cartagena wirklich so etwas wie ein Schatten. Mir schien es oft, als würde ich einen Schatten jagen, … und dabei allmählich selber zu einem werden.«

    »Du, aber ich hatte dich nicht vergessen, Waldo. Im Gegenteil, ich hab dich sehr vermisst. Das tat manchmal richtig weh. Immer mehr eigentlich … Und dennoch schien es mir, als ob du nach und nach verschwinden würdest, aus dem Gefühl meiner Erinnerungen, irgendwie so. Verstehst du, was ich meine? Das ist es gerade, was ich so seltsam fand. Und noch immer. Ich find es immer noch ganz seltsam. Unbegreiflich!«

    Die Unruhe in Miraldes Stimme findet keinen Widerhall in der dunklen Geborgenheit des Zimmers. Es herrscht die geruhsame Stille der Nacht, die nur kurz unterbrochen wird durch ein leises Knarren des Bettes und ein säuselndes Rascheln von leichtem Stoff. Indem sie sich wohl auf die andere Seite dreht für eine etwas bequemere Lage, sagt Miralde langsam, mit halb angehaltenem Atem: »Ich bin müde, lass uns schlafen, morgen müssen wir wieder früh auf die Beine.«

    »Ich denke schon, dass ich dich verstehe, Miral.« Waldos Worte rauschen sanft durch die Dunkelheit, in der sonst nur ihr ruhiges Atmen zu hören war. »Und schließlich fühlte ich mich dort selber auch fast wie irgendein Schatten. Ja, sonderbar …«

    III

    Der morgendliche Berufsverkehr jagt durch die Straßen der Stadt. Auf den Hauptstraßen, nah am Zentrum, droht der Betrieb hin und wieder ins Stocken zu geraten. Um ein Haar hätte es sogar einen Zusammenbruch gegeben, so scheint es, dann fließt der Strom jedoch unaufhaltsam weiter.

    » Hey, Waldo! «

    »Bin in Eile!« ruft Waldo in Richtung der tiefen, warmen Stimme zurück – er hat sich dabei auf dem Fahrrad halb nach links gedreht und seine Geschwindigkeit automatisch etwas zurückgenommen. Dort drüben steht ein Mann, der winkt. Unter den anderen Arm hat er Pausenbrot und Zeitung geklemmt. Es ist eine Erscheinung, die nicht Teil der Umgebung zu sein scheint. Eine kräftige, etwas gedrungene Gestalt, wie aus einem Stück, scheinbar unberührt von der ganzen Hektik um ihn herum. Sein gelassenes, dunkles Gesicht entblößt Zähne, die sogar in einer Entfernung von mehreren Metern ein entspanntes Lächeln verraten. »O hey, Wolf!« Eben schwankt Waldo leicht mit dem Fahrrad, aber er findet schnell sein Gleichgewicht wieder. Und während er rasch weiterfährt, ruft er über die Schulter: »Zur Mittagspause in der Kantine?«

    »Ja gut. Wir sehen uns dann«, klingt die sonore Stimme aus der Ferne.

    *

    Durch die weit offen stehenden Türen drangen die hektischen Geräusche von vorbeirasenden Autos in die Cantina ein. Ihr grelles Hupen schien von den barocken Fassaden der verwitterten Gebäude widerzuhallen.

    Waldo hatte eine heiße Schokolade mit Kaffee bestellt und gleich bezahlt. Danach suchte er sich einen Platz an einem der Tische, die allesamt noch frei waren. Von hier aus konnte er den Eingang ziemlich gut im Auge behalten.

    Er nahm vorsichtig einen Schluck aus der dampfenden Tasse, die er leicht mit beiden Händen umschloss. Während er sie eine Weile so festhielt, ohne wieder davon zu nippen, fing Waldo an, seinen rechten Fuss unter dem Tisch allmählich im Takt zu schwingen. Draußen hatte sich der leicht ironische, getragene Gesang eines Calypso unter die städtische Geräuschkulisse gemischt.

    Träge schien er durch die Straßen zu wogen und manchmal den Ton anzugeben, bevor er wieder fast völlig vom Verkehrslärm übertönt wurde.

    Jetzt summte Waldo leise mit:

    Cuando el niño estará estragado

    Las boleadoraspolvorearán

    »Hey, Niño!«

    Die klare, etwas schrille Stimme drang offenbar mit so viel Kraft in Waldos Bewusstsein, dass er mit einem Ruck aufblickte, als ob jemand förmlich neben ihm gestanden wäre und ihm auf einmal etwas laut ins Ohr gerufen hätte. Fast in der gleichen durchgehenden Bewegung seines Kopfes richtete er den Blick jetzt direkt auf die offen stehenden Türen.

    Eine stämmige Frauengestalt stand da plötzlich mitten auf der Schwelle und lächelte ihm herzlich zu: »Waldo, verdad? Ja, du bist doch Waldo, oder?« Einen kurzen Moment musterte sie ihn abschätzend, so als finge sie eben an zu zweifeln, ob sie sich vielleicht doch geirrt haben könnte. Aber dann schritt sie entschlossen, mit weit geöffneten Armen auf ihn zu.

    Waldo stand mit einer noch etwas unsicheren Bewegung auf. Unwillkürlich kräuselten sich seine Mundwinkel. »Ja, Waldo«, sagte er und streckte die Hand aus.

    Im nächsten Augenblick schlossen sich zwei dunkle, rundliche Frauenarme um seinen fast noch jünglinghaften Oberkörper und drückten ihn fest. Er erwiderte ihre Umarmung, nach wie vor lächelnd, und fing einen Satz an mit »Wie …?«

    »Für mich warst du immer der Kleine von Roberto, weißt du? Sein Sohn aus den alten Geschichten. Aber jetzt sehe ich dich. Richtig groß bist du.« Während sie ihm ins Wort fiel, richtete sie ihren Blick etwas höher, als versuchte sie seine Körpergröße gut einzuschätzen.

    »Aber, woher wusstest du gleich, dass ich es bin?« fragte er.

    »Als ob es jetzt hier noch mehr Leute geben würde!« entgegnete sie fröhlich spottend. »Wir hatten doch hier, in ebendieser Cantina, abgemacht. Oder? Und außerdem bist du ganz der Vater. Der Sohn von Robert ganz und gar!« Sie lachte ausgelassen. Ein spontanes, hemmungsloses Lachen.

    Robert, dachte Waldo, mein Vater Robert. Er wollte sich wieder hinsetzen.

    »Komm, trink aus! Ich möchte dir etwas zeigen.« Sie fasste seine Hand. Mit der anderen riss Waldo die Tasse vom Tisch und leerte sie auf einen Zug.

    Im nächsten Moment standen sie draußen und badeten im vollen Licht, das ihnen schon durch die offenen Türen, zusammen mit einem Schwall von Verkehrslärm entgegengeschlagen war. Ein grelles Hupen hallte durch die Weite der belebten Straße. Ganz kurz nur. Gleich darauf ertrank es in einem Durcheinander von Geräuschen – ein andauerndes Dröhnen, das von ganz weit her zu kommen schien, einen hier dennoch schier einhüllte.

    *

    Über Waldos Bürotisch hängt in einem, verhältnismäßig feinen, grauweißen Rahmen, ein großformatiges Bild einer nebligen Landschaft. Verhaltene, pastellfarbige Erdtöne, hier und da durchdrungen von schalgrünen Streifen. Weiterhin vage Konturen eines schäbigen Häuschens, das sich, in unbestimmter Ferne, aus einem Schleier von Nebelschwaden zu befreien scheint.

    Von außen dringt auf einmal der Hall eines heftig hupenden Autos ins Büro. Waldo wendet die Augen mit einer unwilligen Bewegung von dem Bild ab und schaut etwas irritiert aus dem Fenster, direkt links von seinem Bürotisch.

    Als er sich leicht auf das Fensterbrett lehnt, wohl um besser sehen zu können, was sich unten abspielt, wird hinter dem Tisch nebenan halblaut gefeixt: »Es klappt noch nicht richtig mit der Konzentration, oder? Warum bist du nicht noch eine Woche länger zu Hause geblieben, um dich erst mal ein bisschen zu akklimatisieren? Die weiten Reisen, die wir heutzutage machen! Und immer mit dem Flugzeug. Der Geist braucht dann wohl noch eine Weile, um nachzukommen. Denkst du nicht auch? Der Geist ist in solchen Sachen gar nicht so schnell, … oder würdest du eher sagen ›die Seele‹?«

    Jetzt fängt Waldo an zu feixen: »Was weiß ich? Wo ist denn da der Unterschied, René? Meinst du im Ernst, dass man mit dem Körper hier sein kann, während der Geist – oder meinetwegen die Seele – sozusagen noch in Südamerika weilt, vielleicht auch irgendwo zwischen den beiden Welten?«

    »Na ja, das sagt man doch. Dann bist du wohl mit deinen Gedanken, in deinem inneren Befinden eben, noch sonst wo.« Eine Weile scheint er auf Waldos Reaktion zu warten, oder auf eine eigene Eingebung. »Aber ich meine schon, dass die Gedanken eigentlich was anderes sind«, bemerkt er dann plötzlich. »Nicht das Gleiche wie der Geist oder die Seele, etwa. Vielleicht eher so etwas wie …« Auf einmal unterbricht er sich selbst, während er aufsteht und mit der Hand suchend über die Tischplatte fährt: »Hey, lass uns jetzt in die Kantine gehen, Waldo! Ich sehe, dass es schon fast viertel vor eins ist!«

    Waldo blickt ebenfalls auf die Uhr. »Ja, tatsächlich«, sagt er. »Ich hab übrigens mit Wolfgang abgemacht, dass wir uns dort treffen.«

    »Mit Wolfgang? Dem Mann der Technik? Ich wusste nicht, dass auch du dich schon mit ihm angefreundet hast.« René ordnet einige Papiere und legt sie dann sorgfältig auf der Tischecke ab. »Oder, na ja«, fährt er dabei fort, »Wolfgang kennen hier wahrscheinlich alle … und jeder scheint ihn zu mögen. Aber, ob er unter den Kollegen wirklich Freunde hat, das weiß ich eigentlich nicht.«

    »Ihn kennt sogar jeder im Zug«, scherzt Waldo. »Wir sind mal zusammen gereist, als ich ein Wochenende bei Freunden auf ’m Land verbracht hatte und am Montagmorgen zwischen den ganzen Pendlern zur Arbeit fahren musste. Ich erkannte ihn sofort, als ich in den Zug stieg …«

    »Wegen seiner Zeitung …«, grinst René vergnügt.

    »Ja.« Waldo fängt wieder an zu lachen. »Und der Sitz ihm gegenüber war noch frei. Ich sagte also: ›Grüß dich Wolfgang! ‹Und er erwiderte den Gruß unbesehen mit einem breiten Lächeln und mit dem tiefen: ›Hey, alles gut?‹«

    »Hey, alles gut?« René versucht es gleich mit einer noch tieferen Stimme, wobei er einen betont sonnigen Akzent imitiert.

    »Ich mag den Kerl«, sagt Waldo auf einmal ernst. »Vielleicht wirklich so wie alle Kollegen hier, wie du meinst. Ich weiß auch nicht, ob ich unsere Beziehung als Freundschaft bezeichnen würde. Dafür kenne ich ihn eigentlich nicht gut genug. Aber, wenn ich mit ihm rede, empfinde ich das schon so.

    Ich kann gut mit ihm. Ohne Anlauf von Blabla und solchem Gelaber, kommen wir immer sofort richtig ins Gespräch. So als würden wir uns täglich sehen und wüssten immer genau, was uns in dem Moment beschäftigt.«

    »Wolfgang ist kein Mann für Smalltalk …, oder eben doch, denn er sagt nie viel, braucht nur wenig Worte.« René strahlt vor Vergnügen, mustert Waldo dabei kurz, der Reaktion seines Kollegen auf den albernen Wortwitz vorgreifend.

    Waldo ist mit einer halben Drehung seines Sessels aufgestanden, kramt in der obersten Schreibtischschublade nach seiner Brotbüchse und schlüpft mit Schwung hinter seinem Bürogenossen entlang. »Los, René, wir gehen. Essenspause!«

    Kurz bevor er sich hinsetzt, schaut Waldo unwillkürlich auf die Eingangstür der Kantine. René und er sind beide mit einem Glas Buttermilch in der Hand zu dem kleinen runden Tisch zurückgelaufen, wo sie ihre Brotbüchsen schon abgelegt hatten. Als Waldo seinen Stuhl etwas näher an den Tisch rückt und noch einmal aufblickt, sieht er sofort die kräftige, etwas gedrungene Figur von Wolfgang in der Tür stehen, seine Zeitung und Brotzeit unter den Arm geklemmt. Entspannt lächelnd wechselt er ein paar Worte mit zwei Kollegen, die ihm beim Verlassen der Kantine entgegen kommen, läuft dann in aller Ruhe, mit leicht federndem Gangzur Theke, wo er eine Tasse Kaffee bestellt.

    »Hey, alles gut?«

    Waldo hat gerade einen Schluck Buttermilch getrunken und hält das Glas noch kurz in beiden Händen, während sich sein Blick auf die Brotbüchse vor ihm zu heften scheint. Plötzlich sieht er auf, schaut dahin, wo die Stimme herkam. Dann wendet er das Gesicht zu René und fängt an zu lächeln. Wolfgang ist bei einem Tisch, ein paar Meter weiter, kurz stehengeblieben und lacht jetzt noch breit zu jemandem, der mit vollem Mund so etwas murmelt wie: »Ja, ja, gut. Dir auch?«

    »Okay«, antwortet Wolfgang. »Wir sehen uns.« Und er geht weiter. Mit einer begrüßenden Miene nimmt er Kurs auf den Tisch von Waldo und René, so als hätte er sie jetzt auf einmal ins Visier bekommen.

    »Dein Platz ist noch frei, Wolf.« Einladend schiebt Waldo mit dem Fuß den Stuhl zwischen seinem und dem von René ein Stück nach hinten.

    Wolfgang stellt seine Kaffeetasse ab, legt das Pausenbrot und die Zeitung dazu und drückt Waldo herzlich die Hand, mit der Linken dessen Schulter fest umschließend: »Ich hab dich vermisst, Mann. Du warst also die ganze Zeit in Westindien?«

    »Westindien? Wer sagt denn das heutzutage noch?« Mit einem lässigen Lachen mischt René sich ein.

    »Ich, zum Beispiel! Oder ich sage the West Indies. Bei dir auch alles gut, René?« Wolfgang erwidert das Lachen eher flüchtig, während er sich setzt. Mit erwartungsvollem Blick wendet er sich dann Waldo zu.

    »Nun ja, ich bin schon seit einigen Tagen wieder zurück«, erklärt dieser. »Aber ich war am Ende vor allem in Kolumbien, Cartagena. Yaya, die Schwester meines Vaters …«

    »Eine surinamische Frau?« unterbricht Wolfgang verblüfft. »›Yaya‹ kenne ich als einen surinamischen Namen … Ich kenne Geschichten von alten Tanten, die Yaya hießen, oder nur so genannt wurden, das weiß ich nicht so genau.«

    »Zu mir sagte sie, ich solle sie einfach Tía nennen. Du weißt schon: ›Tante‹ auf Spanisch. Aber ja, ihr Vater war tatsächlich ein Surinamer. Ihre Mutter hatte sie wohl früh verloren. Der Vater war mittlerweile ans andere Ende der Welt gezogen und hatte später auch ein Kind mit einer anderen Frau. Das Kind, Yayas Halbbruder also, das war eben mein Vater. Und bei seiner Mutter ist Yaya während des Zweiten Weltkrieges und in den ersten Nachkriegsjahren, aufgewachsen. In Indonesien war das, um genau zu sein – oder noch genauer: ›Niederländisch-Indien‹, wie das Land damals vor der Unabhängigkeit 1949 ja noch hieß.«

    »Okay, und wie ist sie dann schließlich so aus Ostindien in Westindien gelandet?«

    »Ein paar Jahre nach der Unabhängigkeit Indonesiens, glaube ich, ist Yaya mit ihrem Vater nach Surinam gefahren. Eigentlich zu einem Familienbesuch. Aber sie ist dann dort bei ihrer Großmutter geblieben, als der Vater wegen seiner Arbeit vorläufig wieder nach Indonesien zurückging. Wie Yaya dann irgendwann auf der Karibik-Insel Bonaire und später in Kolumbien Fuß gefasst hat, ist eine längere und vielleicht typisch karibische Geschichte. Es hat mit dem venezolanischen Erdöl zu tun. Bonaire gehörte ja bis vor einiger Zeit noch mit Aruba und vor allem der Ölraffinerie-Insel Curaçao zu den niederländischen Antillen. In Papiamento, der Kreolsprache, die man dort spricht, sagt man übrigens ziemlich allgemein ›Yaya‹, wenn man so etwas wie Mütterchen oder eher noch Großmütterchen meint.«

    »Hey, aber aus dem, was du mir mal erzählt hast, hab ich entnommen, dass deine Tante noch überhaupt nicht so alt ist. Stimmts?« merkt René zwischen zwei Happen Brot an.

    Waldo nimmt einen Schluck Buttermilch und leckt sich dann die Lippen. »Nein. Nein, so alt ist sie auch nicht. Schon älter als mein Vater …, nun ja, jetzt gewesen wäre. Er würde jetzt so Ende fünfzig sein. Tía wirkte eigentlich sehr vital, als ich sie in Cartagena sah.« Er schaut Wolfgang an. »Dorthin hat meine Reise mich am Ende also geführt, wo ich mich dann mit meiner Tía, Yaya, treffen konnte – in Cartagena an der karibischen Küste Kolumbiens.«

    »Cartagena de Indias«, nickt Wolfgang.

    »Das ist für dich wohl auch noch Westindien. Oder, Wolf? Obwohl, … Kolumbien ist vieleicht eher ein lateinamerikanisches Land, wenn es auch mit seiner Küste im Norden an die Karibik grenzt« , überlegt Waldo.

    »›Westindien‹, ja, das sind einfach alle karibischen Inseln und auch Küsten. In Englisch nennt man ja die ganze Region dort the West Indies. Die Holländer sagten sogar de West – ›der Westen‹ also – wenn sie ihre Kolonien in der Karibik meinten. Das heißt also auch Surinam auf dem südamerikanischen Festland, aber mit einer karibischen Küste. Und the East Indies, für die Holländer de Oost, das waren dann Indien und die ganzen andern süd- und südostasiatischen Kolonien – Indonesiën zum Beispiel.«

    »Ja, Niederländisch-Indien, damals noch – genau«, ergänzt Waldo.

    René blickt auf, nachdem er den letzten Happen seines Butterbrots hinunter geschluckt hat. »Aber Kolumbien war doch nie englisch, geschweige denn eine niederländische Kolonie.«

    »Nein, natürlich nicht. Und das habe ich Wolfgang auch nicht sagen hören«, führt Waldo dagegen an. »Andererseits hat ja die karibische Küste Kolumbiens, namentlich Cartagena, den anderen Kolonialmächten als die spanischen Herren und auch den vielen Piraten seit dem späten 16. Jahrhundert immer wieder Begehrlichkeiten geweckt – wegen seines zu der Zeit wirklich legendaren Reichtums. Immerhin war Cartagena zweifellos jahrzehntelang Hauptumschlagplatz für den transatlantischen Sklavenhandel.«

    »Na klar«, sagt René.

    »Der ganze Raum des Karibischen Meeres bildet nicht nur historisch in vieler Hinsicht eine Einheit!« Waldo bleibt beharrlich bei seiner Darlegung. »Auch heute bewegen sich dort die Leute durch die ganze Region quasi wie durch die eigene Heimat. Auf der Suche nach Arbeit nicht an letzter Stelle. Der Einfluss der multinationalen Konzerne hat diesen Prozess sogar weiter angetrieben. Die Bedeutung der alten Kolonialgrenzen sollte man hier wirklich nicht überbewerten – zu keiner Zeit.«

    »Du redest jetzt über dein Projekt, oder?« Wolfgang blickt verbindlich. »Das sind doch genau die Themen, worüber C.L.R. James geschrieben hat und mit denen dein Versuchsheld Toriman sich dann ein Leben lang beschäftigte. Ja, die ganze Region ist doch früher von den europäischen Herren kolonisiert worden. In Europa dachte man zuerst, Kolumbus voran, dass Indien jetzt über den westlichen Seeweg erreicht wurde – bis ihnen klar war, dass es sich um eine neue Welt handelte; eine regelrechte Entdeckung. Deshalb hat man dann angefangen, das alte Indien auf einmal ›Ostindien‹ zu nennen, weil die neue Welt ja nach wie vor auch Indien, also Westindien, sein sollte. Und das ist seitdem so geblieben. Ich meine, so wars doch.«

    »Klar, Europa verstand sich mit einem Mal als Mitte der Welt«, ergänzt Waldo eifrig, als ob ihm erst jetzt etwas völlig klar geworden wäre. »Die Begegnung mit der Karibik, den ersten amerikanischen Inselküsten, wo sie an Land gingen, weckte in den Europäern irgendwann das Gefühl, dass sie nun Mittelpunkt der Welt waren. Man schaue sich nur die Weltkarten an, Europa wird immer in der Mitte abgebildet.«

    »Moment«, bremst René ab, »das war ja wegen Jerusalem. Diese Stadt, die ›Heilige Stadt‹, musste ja in jeder Hinsicht und deshalb auch auf jeder Weltkarte im Mittelpunkt stehen, damals vielleicht noch mehr als je.« René öffnet seine beiden Hände. »Ich meine, vor allem als Journalist sollte man sich hüten, aus historischen Hintergründen ein zu fein gesponnenes und ganz schön gefärbtes Netz zu knüpfen, besonders wenn man seine Roots in genau den geopolitischen Gefilden hat, wie in euerem Fall offensichtlich in der Karibik«, sagt er.

    »Pass auf«, Waldo blickt René mit höhnischer Miene an. »Erstens habe ich auch noch Roots in Ostindien.«

    »Eben«, meint René.

    »Außerdem bin ich ein Europäer, mit einer europäischen Sicht der Dinge, einfach weil ich hier geboren und aufgewachsen bin – dazu noch von einer Europäischen Mutter geboren. Und wie du vielleicht weißt, war sogar ein Teil der Ahnenreihe meines Vaters auch europäisch. Genau so wie es bei Wolfgang der Fall sein dürfte, nehm ich mal an …«

    »Wolfgang grinst bestätigend: »Ja, ganz viele Afroamerikaner in der Karibik haben Ahnen auf beiden Seiten der Sklaverei. Aber es mag vielleicht weniger peinlich sein, sich nur mit seinem schwarzen Äußeren gleichzusetzen, oder eher noch: gleichsetzen zu lassen, weil die meisten Leute ja sowieso bloß das an dir erkennen wollen.«

    »Wenn du es dann unbedingt genealogisch sehen willst, können wir mit unserem multigenetischen, multiethnischen Hintergrund diese Sachen sogar aus einer weitaus breiteren Perspektive betrachten«, fährt Waldo mit einem ironischen Lächeln fort. »Also

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