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DANACH - Aufbruch in ein neues Zeitalter
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eBook323 Seiten4 Stunden

DANACH - Aufbruch in ein neues Zeitalter

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Über dieses E-Book

Nach einer apokalyptischen Katastrophe globalen Ausmaßes sehen sich die Überlebenden in Deutschland damit konfrontiert, dass die Natur und die Infrastrukturen weitestgehend zerstört sind. Doch ein kosmisches Wunder hat ihre Denkweise völlig verändert und ihre Herzen für die Liebe geöffnet. Innerlich verwandelt beginnen sie mit den immensen Aufbauarbeiten und begründen eine friedliche Gesellschaft, die sich an immateriellen Werten orientiert. Politik, Wirtschaft, Bildung, etc. werden reformiert, die Nutzung der Freien Raumenergie revolutioniert das Verkehrswesen. Paranormale Fähigkeiten eröffnen die Entwicklung neuer Technologien. Doch an einem abgelegenen Ort existiert ein Bunker, dessen Bewohner weiterhin in alter egoistischer Manier ihr Unwesen treiben...

Die Autorin entwirft eine packende Zukunftsvision, in der sich Menschen auf ihre ursprüngliche Sehnsucht nach einer vereinten Menschheit, einer reinen Natur und die Verbindung mit ihrer göttlichen Essenz besinnen. Der spirituelle Roman ist eine wunderbare Inspiration für alle, die das Tor in die neue Zeit öffnen möchten.
SpracheDeutsch
Herausgebertredition
Erscheinungsdatum29. Jan. 2020
ISBN9783749751839
DANACH - Aufbruch in ein neues Zeitalter
Autor

Susanne Ehlert

Susanne Ehlert, 1954 im Ruhrgebiet geboren, verfügt über mediale Fähigkeiten und hat von Kindheit an präkognitive Träume. Neben ihrer Arbeit als Architektin widmet sie sich seit vielen Jahren der Selbsterforschung und Meditation. Ihr inspirierendes Wirken als Visionärin für eine neue Gesellschaft ist davon motiviert, Alternativen zu einer rein an technologischem Fortschritt ausgerichteten Welt zu finden.

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    Buchvorschau

    DANACH - Aufbruch in ein neues Zeitalter - Susanne Ehlert

    Der Auftrag

    Es war an einem trüben Novembermorgen, als meine bis dahin heile Kleinmädchenwelt ihren ersten Riss bekam. Wie üblich ging ich gleich nach dem Aufstehen zu meinen Eltern ins Esszimmer. Papa saß bereits vor dem Radio, er hörte wie jeden Tag die Sieben-Uhr-Nachrichten. Der Reporter sprach schnell und seine Stimme klang aufgeregt.

    „Was ist passiert?", fragte ich, noch etwas schlaftrunken.

    „Das wirst du noch früh genug erfahren, Susi, antwortete mein Vater kurz angebunden. „Frühstücke jetzt lieber! Er drehte das Radio lauter.

    Wie meistens fehlte mir der Appetit, deshalb trank ich nur rasch eine Tasse Hagebuttentee.

    Meine Mutter schaute mich vorwurfsvoll an. „Schon wieder isst du nichts. Dann hole das wenigstens in der Schulpause nach." Sie drückte mir ein dünn beschmiertes Leberwurstbrot in die Hand.

    Mal wieder Leberwurst, dachte ich ein wenig enttäuscht, doch an diesem Morgen konnte mir das nicht die Laune verderben. Schließlich standen als Erstes zwei Stunden Kunst auf dem Unterrichtsplan. Hastig packte ich Zeichenblock und Farbkasten für mein Lieblingsfach in den Tornister, stopfte das Brotpäckchen ins Seitenfach und rannte los.

    Zur Dorfschule, die an Sonntagen auch als Kirche diente, war es nicht allzu weit. Das alte Gebäude war im Grunde nur ein einziger Raum, an dessen einer Wandseite ein riesiges düsteres Porträt von Martin Luther hing. Der Lehrer, Herr Tillmann, war ein älterer dicklicher Mann. Er unterrichtete abwechselnd acht Klassen mit insgesamt etwa vierzig Schülern. Wie immer, war er schon da. An diesem kühlen Herbstmorgen hatte er sogar bereits den Holzofen angeschürt. Wie immer, kamen meine Mitschüler, Wolfgang und Udo, zu spät. Wie immer, hagelte es Ohrfeigen.

    „Aufstehen! Beten!", brüllte der Lehrer.

    Hoffentlich merkte er nicht, dass mich diese Beterei schrecklich langweilte. Ich senkte ängstlich meinen Kopf, während ich den langen Text herunterleierte.

    „Setzen!, befahl Herr Tillmann nach einer halben Ewigkeit, und nach einer kleinen Pause fügte er hinzu: „Heute fällt der übliche Unterricht aus. Stattdessen werden wir über das Attentat sprechen. Ihr habt es vielleicht schon gehört. Der Präsident von Amerika, John F. Kennedy, ist ermordet worden.

    Ich war wie vom Donner gerührt und konnte es gar nicht fassen, dass jemand in der Lage war, einen so mächtigen und in meinen Augen auch so guten Mann einfach zu töten. Mir stiegen Tränen in die Augen, und zum ersten Mal wurde mir bewusst, dass ich in einer Welt lebte, in der es Gewalt und Zerstörung gab.

    Am Abend lag ich lange unter meiner Bettdecke, durch die warm das Licht der Nachttischlampe hindurchleuchtete. Es war mein tägliches Ritual, das ich liebte, denn in dieser, meiner selbst geschaffenen Höhle, fühlte ich mich so geborgen wie im Mutterleib, und alle Unannehmlichkeiten des Tages verloren an Bedeutung. Doch diesmal war es anders, denn ich musste die ganze Zeit an den Mord in Dallas denken. Ich war schrecklich traurig, und ich weinte. Nach einer Weile aber beruhigte ich mich wieder und schloss die Augen. Schon oft hatte ich bemerkt, dass es hinter meinen Augenlidern gar nicht richtig dunkel war. Im Gegenteil, unzählige Lichter tanzten darunter, wurden größer und verschwanden wieder. Dieser Lichtertanz faszinierte mich immer, besonders, weil ich dazu in meinen Ohren deutlich hohe, feine Summtöne hörte. Doch jetzt, nach diesem sorgenvollen Tag, verdichteten sich überraschend die Töne zu einer wunderbaren Symphonie, und ich hatte das Gefühl, von den Klängen hinauf in den Himmel getragen zu werden. Von oben sah ich nun, wie die Erde, die zuerst noch von dunklen Wolken umgeben war, immer mehr zum Vorschein kam. Die Wolken verschwanden, und der herrliche blaue Planet strahlte. Überall lebten lauter friedliche Menschen. Ich spürte, dass sie weder Angst noch Gier kannten, weder Zorn noch Hass, und niemand war krank. Die ganze Atmosphäre war von Freude erfüllt, alles glänzte voller Magie. Von diesem Moment an glaubte ich mit schier unerschütterlicher Sicherheit daran, dass das eine Vision war, die schon sehr bald Realität werden würde.

    *

    Die Zeit ist verstrichen, viele Jahre sind vergangen. Die herrliche Vision von einst hat sich keineswegs erfüllt. Im Gegenteil, in so vielen Ländern herrschen Krieg und Terror. Überall entpuppen sich Politiker früher oder später als korrupt, Bänker als gierig und jeder einzelne scheint nur für sein eigenes Glück zu kämpfen. Natur und Menschen werden gnadenlos ausgebeutet. Am liebsten würde ich mich unentwegt gegen all das auflehnen, doch irgendwie bin ich mit den Jahren müde geworden. Es ist so, wie es ist, denke ich meist resigniert, wenn mir wieder einmal auffällt, dass ich ja doch nichts ändern kann. Wir leben eben im Zeitalter des Streitens, im finsteren „Kaliyuga¹. Utopien, wie der Kommunismus, sind gescheitert, „Love & Peace der Hippies endeten im Drogensumpf, und meine unzähligen Meditationen haben die Welt auch nicht besser gemacht. Den Traum vom Paradies auf Erden müsste ich eigentlich abhaken.

    Doch heute Nachmittag sitze ich bei meinem Zahnarzt im Wartezimmer und entdecke eine Zeitschrift, in der in einem Artikel Zukunftsforscher die Welt von morgen schildern. „Roboter werden allgegenwärtig sein, manche werden sie sogar als Geliebte haben", lese ich und bin unangenehm berührt. Man werde in Megastädten wohnen, als Tourist den Weltraum bereisen, in automatisch gesteuerten Autos fahren, seinen Haushalt über Datenbrille oder Smartphones steuern und am Körper Sensoren tragen, die dem Hausarzt jederzeit Daten über das momentane Befinden übermitteln können. Es folgen weitere Darstellungen von sensationellen technologischen Entwicklungen, die mich alle nicht begeistern. Wieso sollte sich unser Leben ausgerechnet am kalten, rein technischen Fortschritt orientieren? Wo bliebe da die Magie, die Liebe und die Schönheit? Was ist überhaupt Zukunft?, denke ich und lege die Zeitschrift enttäuscht zurück auf den Stapel der anderen Magazine, eigentlich doch nichts Determiniertes, sondern lediglich eine Wahrscheinlichkeit, die davon abhängt, welche Visionen, Ängste und Überzeugungen wir haben, welchen Gedankenmustern wir folgen und wovon unser Verhalten bestimmt wird. Wir spinnen die Fäden weiter, die sich in der Vergangenheit gebildet haben. Aber, bilden wir Menschen denn nicht gemeinsam das Konstrukt, welches die Spielregeln für diese Welt festlegt? Dann kann dieses Konstrukt doch auch jederzeit aufgelöst und durch ein neues ersetzt werden, oder nicht?

    Unruhig rutsche ich auf meinem Plastikstuhl hin und her. Um mich herum sind die Wartenden offensichtlich mit ganz anderen Dingen beschäftigt. Um meiner Nervosität beizukommen, schließe ich die Augen und konzentriere mich auf meinen Atem. Nach einer Weile fällt mir ein Spruch von Sokrates ein, und ich versuche, mich an den genauen Wortlaut zu erinnern. Es geht um den Schlüssel zum Wandel, der darin liege, die eigene Energie auf das Neue zu richten, anstatt sich darauf zu konzentrieren, das Alte zu bekämpfen. Wie aber kann denn das Neue bloß aussehen?, überlege ich. Welche Gesellschaftsform bräuchten wir denn, welche politischen Systeme? Müssten wir unser Leben wirklich nur über Geld regeln?

    Mitten im Grübeln und Fantasieren habe ich plötzlich das bestimmte Gefühl, dass mein Lebensauftrag darin besteht, ganz konkrete Ideen für ein Dasein in einer neuen, besseren Welt zu entwickeln. Sofort überfällt mich Panik, denn ich befürchte, dazu gar nicht in der Lage zu sein. Doch eine halbe Minute später steigt eine vage Erinnerung in mir auf an drei Träume, die ich vor Jahren einmal gehabt habe. Ich weiß, dass ich darin Menschen begegnet bin, die seltsamerweise in der Zukunft lebten. Einer Zukunft, die ich damals doch als sehr verlockend empfand. Ich versuche krampfhaft mich zu erinnern, denn vielleicht könnten mir diese Träume ja bei meiner Ideensuche weiterhelfen. Da fällt mir ein, dass ich die Träume irgendwo schriftlich notiert habe. Es war auf der Innenseite eines Buches, das damals zufällig auf meinem Nachttisch lag. Irgendwo in meinem Bücherregal müsste es jetzt noch stehen, ganz sicher. Augenblicklich fühle ich mich beschwingt und beschließe nach der Zahnbehandlung sofort nach Hause zu eilen, um es auszukramen.

    *

    Stunden später sieht es in meinem Wohnzimmer chaotisch aus. Auf dem Boden liegen, eilig aufgeblättert, alle Romane, die ich in den letzten Jahren gelesen habe. In keinem sind meine Traumaufzeichnungen zu finden. Wahrscheinlich ist genau dieses Buch meinem letzten Feng-Shui-Entrümpelungswahn zum Opfer gefallen, befürchte ich. Frustriert setze ich mich hin und denke noch einmal nach. Am einfachsten wäre es doch, wenn ich wieder mit jemandem aus der Zukunft in Kontakt treten könnte …, am besten mit jemandem, den2ich bereits von meinen Träumen her kenne. Gab es da nicht einen jungen Mann und ein kleines Mädchen? Ich weiß es nicht mehr. Ohne das Buch komme ich einfach nicht weiter! Dann, plötzlich, als ich meine Romane wieder ins Regal zurückräume, entdecke ich hinter einer Reihe Taschenbücher einen Reiseführer, der wohl schon vor Längerem dahinter gerutscht sein muss, denn er ist von einer dicken Staubschicht bedeckt. Das ist es!, denke ich sofort und schlage es hastig auf. Tatsächlich, auf den Innenseiten des Umschlags sehe ich meine krakelige Handschrift.

    Traum vom 15.04.2011

    Die Sonne scheint. Ich fliege langsam zu einer Industriehalle mit großen Fenstern, in der viele junge Leute ihrer Arbeit nachgehen. Das Gesicht eines jungen Mannes sehe ich ganz deutlich. Es kommt mir seltsam bekannt vor. Überall in der Halle wird gehämmert und geschraubt. Ich sehe Maschinen und Fahrzeuge aller Art, die man anscheinend auseinanderbaut und neu zusammensetzt. Man trägt Teile hierhin und dorthin, berät sich und plant. Alle sind fröhlich, ja regelrecht glücklich. Einige singen, andere machen Scherze. Hauptsächlich bauen die jungen Leute Schiffe und Boote in verschiedenen Größen.

    Ich verlasse die Halle und fliege weiter übers Land, doch wohin ich auch blicke, alles ist überschwemmt, die Straßen, die Gehsteige, alles. Der Wasserpegel reicht fast bis zum Eingang eines großen Gebäudes, in dem ich anscheinend wohne. Plötzlich habe ich das schreckliche Gefühl, dass unglaublich viele Menschen gestorben sind, vielleicht auch mein Sohn Stefan und seine Familie. Verzweifelt suche ich nach ihnen. Ich schreie und jammere.

    Ich lese die Episode noch einmal und dann noch einmal, und ich beginne, mich daran zu erinnern, dass ich damals, zu Beginn des Geschehens, ganz begeistert war von der fröhlichen Stimmung der Menschen, dass aber meine Begeisterung schnell gekippt war in Sorge um meinen Sohn. Auch jetzt klopft mein Herz wieder voller Angst, daher setze mich aufrecht hin, um zu meditieren. Doch statt Ruhe zu finden, entrollt sich vor meinem inneren Auge eine merkwürdige Geschichte, in der der junge Mann, dessen Gesicht ich damals im Traum gesehen habe, eine große Rolle spielt.

    Unruhen

    Marion zitterte immer noch am ganzen Körper. „Es war so schrecklich! In der Stadt herrschte das totale Chaos, überall brennende Autos und eingeschlagene Schaufenster. Und plötzlich überfielen mich diese zwei Männer! Stell dir bloß vor, sie stießen mich ganz brutal um, und als ich am Boden lang, traten sie auch noch mit den Füßen nach mir. Dann stahlen sie mir die Handtasche mit dem vielen Geld. Aber das Schlimmste war … Ihr kamen die Tränen und sie schniefte laut in ein Taschentuch. „Den Buggy haben sie einfach auf die Straße geschoben! Wenn da ein Auto gekommen wäre! Nur gut, dass die zwei Polizisten in der Nähe waren.

    Stefan nahm seine weinende Frau tröstend in den Arm. „Dem Kleinen ist nichts passiert, das ist die Hauptsache."

    Beide betrachteten liebevoll ihren Sohn Jan, der friedlich in seinem Bettchen lag und schlief. Aber Marion wollte sich gar nicht mehr beruhigen. „Bald gibt es hier Bürgerkrieg wie im Ruhrgebiet und man kann nur noch bewaffnet auf die Straße gehen. Was sollen wir nur machen?"

    Stefan überlegte eine Weile. „Wir müssen dringend raus aus der Stadt. Was ist denn eigentlich mit dem Haus deiner Tante in Schliersee, das du geerbt hast? Haben die Mieter nicht neulich erst ihren Vertrag gekündigt? Dann könnten wir doch demnächst da einziehen."

    „Ja, schon. Aber das Häuschen ist doch viel zu klein und total renovierungsbedürftig, gab Marion zu Bedenken. „Außerdem hättest du einen ziemlich langen Weg ins Büro nach München.

    Stefan winkte ab. „Ach was! Auf dem Land ist es auf jeden Fall viel sicherer als hier in der Stadt. Dafür nehme ich die weite Fahrt gerne in Kauf. Vielleicht kann man das Haus ja ein wenig umbauen. Lass es uns, wenn die Mieter raus sind, noch mal genauer anschauen, okay? Mal sehen, was sich machen lässt." Er wollte sich seine tiefe Besorgnis über die Weltlage in der Gegenwart seiner Frau nicht anmerken lassen. Doch ihm war klar, dass sich die Lage wirklich drastisch verschlimmert hatte. Noch nicht einmal die Mainstream-Medien versuchten mehr, die innenpolitische Situation zu beschönigen, die in Frankreich und Italien beispielsweise bereits außer Kontrolle geraten war. Nicht nur die vielen Unruhen und ständigen Terroranschläge fürchtete er, sondern er dachte auch darüber nach, ob der allmähliche Zerfall der EU einen Finanzcrash in naher Zukunft heraufbeschwören würde, der Hunger und Armut auch in die reiche Industrienation Deutschland bringen könnte. Schließlich hatte er Wirtschaft studiert, er wusste, wie schnell das ging. Er konnte der Idee, umzuziehen, auch deshalb etwas abgewinnen, weil zu dem Grundstück des Häuschens ein großer Obst- und Gemüsegarten gehörte. Sie könnten sich also zur Not selbst versorgen und sogar Hühner halten.

    *

    „Es ist total schön hier!, rief Stefan begeistert, als sie wenige Wochen später in Marions kleinem Haus waren. „Schau nur, durch dieses Fenster haben wir sogar einen Blick auf die Berge! Er legte seinen Arm um Marions Hüfte und zog sie leicht zu sich heran.

    Marion nickte. „Und wie gemütlich der alte Kachelofen in der Stube aussieht! Der macht den Raum sicher wunderbar warm."

    Die beiden stiegen die steile Treppe nach oben, um das Bad und das große Schlafzimmer unter der Dachschräge in Augenschein zu nehmen. Stefan bemerkte gleich Marions kritischen Blick, als sie das Badezimmer mit der alten Wanne und den grünen Fliesen betraten. „Das lassen wir auf jeden Fall renovieren", meinte er und nahm seine Frau liebevoll in den Arm.

    Marions Augen leuchteten auf. Sie zog Stefan hinüber zum Schlafzimmer. „Vielleicht kann man hier ja eine Trennwand einziehen?, schlug sie vor. „Dann hätte Jan später sein eigenes Zimmer.

    „Einverstanden!, sagte Stefan und freute sich. Vielleicht wäre es tatsächlich ganz schön hier. Noch vor ein paar Jahren hätte er seine Frau wohl nicht so leicht dazu gebracht, aus München fortzuziehen. Er wusste, wie sehr sie das freie Leben in der Stadt liebte. Aber das war jetzt vorbei. Im „Englischen Garten hatten sie früher immer nackt in der Sonne gelegen, das machte jetzt fast keiner mehr. Alles hatte sich nachteilig verändert, damit müssten sie sich wohl abfinden.

    *

    Ein halbes Jahr später war das kleine Haus bezugsfertig und die Familie zog ein. Stefan fuhr jeden Morgen nach München zur Arbeit, Marion kümmerte sich um den kleinen Jan und brachte mit viel Eifer den verwahrlosten Gemüsegarten in Schuss. Zum Glück fanden sie schnell neue Freunde, denn in der Nachbarschaft lebte ein nettes Paar mit einem einjährigen Mädchen namens Laura. Im Sommer grillten sie oft zusammen, und als Laura laufen lernte, wurde sie bald Jans beste Spielgefährtin.

    In dem kleinen Ort verlief das Leben fast sorgenfrei, während auf der ganzen Welt die Unruhen und Naturkatastrophen weiter zunahmen. In Kalifornien hatte man schon länger ein großes Erdbeben befürchtetet, und als es tatsächlich passierte, kostete es unzählige Menschenleben. Dies war allerdings nur eins der vielen Probleme Amerikas, denn kurz vor dem Erdbeben war in New York ein nuklearer Sprengsatz gezündet worden. Die Terroristen, die dafür verantwortlich waren, hatten mit diesem Racheakt auf eine, aus ihrer Sicht völlig unangemessene, militärische Aktion der USA im Nahen Osten reagiert. Die Welt war entsetzt gewesen und von überall her war der Ruf nach Frieden laut geworden, doch die kriegerischen Auseinandersetzungen gingen noch immer ungehindert weiter. Zudem stiegen die Nahrungsmittelpreise. Eine Folge der vielen Missernten über Jahre hinweg. Schuld daran waren immer wiederkehrende, plötzlich auftretende Wetterkapriolen, aber auch das, durch den unverantwortlichen Einsatz von Pestiziden verursachte, weltweite Insektensterben. Die rasante Zunahme der Ernteausfälle hatte zur Folge, dass der Kampf um Nahrung in vielen Ländern bereits den Alltag der Menschen bestimmte. Die Steuern wurden massiv erhöht und große Teile der einst wohlhabenden Bevölkerung waren inzwischen bettelarm. Zu all dem existenziellen Unglück gab es täglich neue, ungeheuerliche Enthüllungen über Kindesmissbrauch und Gewalt bis in höchste kirchliche und politische Kreise. Dazu wurden ständig neue Fälle von Steuerbetrug und Korruption bekannt. All das wühlte die Menschen auf, und bald verloren sie jegliches Vertrauen in Führungspersönlichkeiten und Politiker. Aber auch die Ressourcenverschwendung und die ungebremste Zerstörung der Natur hatte ein immenses Ausmaß angenommen und unüberschaubare Schäden verursacht. Außerdem funktionierte die Integration der vielen Zuwanderer aus fremden Ländern nur in wenigen Fällen. In den meisten Städten waren Wohnviertel entstanden, in denen bald fast nur noch Migranten lebten, nach der Art und Weise ihrer Heimatkulturen. Weder sie noch die Deutschen bemühten sich auch nur annähernd um Toleranz und Verständigung. Es gipfelte darin, dass Dinge, die früher einmal als große Katastrophen gegolten hatten, wie Überschwemmungen, Erdrutsche und Waldbrände, sinkende Öltanker oder Industrieunfälle, in den Nachrichten nur noch beiläufig erwähnt wurden. Die meisten Menschen vegetierten mittlerweile völlig apathisch dahin und nahmen das sich zuspitzende Weltgeschehen gar nicht zur Kenntnis. Dabei ähnelte die Gesamtsituation längst schon einem Pulverfass, das kurz davor war, zu explodieren.

    *

    Eines Tages, nach etwa vier Jahren, kam der große Finanzcrash und Stefan verlor seinen gut bezahlten Job. Die Versicherungsgesellschaft, bei der er schon seit acht Jahren arbeitete, kündigte über die Hälfte der Mitarbeiter.

    „Ich habe ja geahnt, dass eines Tages so was passieren wird, meinte er gefasst, als er abends nach Hause kam und Marion das Kündigungsschreiben in die Hand drückte. „So viele Menschen sind jetzt arbeitslos. Ein Glück, dass wir uns ein zweites Standbein aufgebaut haben. Seit ein paar Monaten kümmerte er sich nämlich, gemeinsam mit seiner Frau, um die Direktvermarktung der Milcherzeugnisse der ansässigen Bauern in einem kleinen Laden in Schliersee. Den Verlust seiner Arbeitsstelle würde er nun zum Anlass nehmen, diese Tätigkeit auszuweiten.

    Noch am selben Abend setzte er sich an seinen Schreibtisch und plante für die weitere Zukunft seiner Familie. Sie könnten vor allem noch andere Waren in dem Geschäft anbieten, denn der regionale Standort würde jetzt ein großer Vorteil sein. Schon seit Jahren steckte er viel Geld in den Ankauf von Silber und Gold, Edelmetalle waren jetzt überall ein begehrteres Tauschmittel als schnell gedrucktes Notgeld, jedenfalls für Produkte mit wirklich guter Qualität.

    Tatsächlich dauerte es gar nicht lange, und die umliegenden Supermärkte standen bald halb leer. Stattdessen florierte das kleine Geschäft in Schliersee. In den drei kommenden Jahren ging es der Familie recht gut. Der kleine aufgeweckte Jan ging mittlerweile in die nahegelegene Grundschule und erlebte eine recht unbeschwerte Kindheit auf dem Land. Dann aber verschärfte sich die außenpolitische Lage dramatisch. Eines Tages, als Stefan und Marion gerade die neusten Entwicklungen dazu im Fernsehen verfolgten, wurde das Programm für eine andere äußerst besorgniserregende Eilmeldung abrupt unterbrochen. Stefan, der eine gewisse mediale Begabung besaß, wusste sofort, dass sich nun ihr beschauliches Leben grundlegend verändern würde.

    Aufbruch

    Jan, inzwischen dreizehn Jahre alt, half Franz Heindl, einem Großhändler aus München, beim Ausladen der Bestellungen vor dem Geschäft seines Vaters. Der schlaksige Junge, bei dem bereits ein spärlicher Bartwuchs zu erkennen war, freute sich immer auf die Ankunft des Kaufmanns, denn dieser berichtete stets gern, was er so alles auf seinen Fahrten in der Umgebung gehört hatte. Seine Erzählungen bildeten eine wichtige Informationsquelle für die Dorfbewohner, denn seit dem Ereignis gab es in diesem Teil des Landes keinen Rundfunkempfang mehr.

    „Was gibt es Neues?", fragte Jan ungeduldig und machte ein erwartungsvolles Gesicht.

    Franz, ein Mann in mittleren Jahren, trank erst genüsslich einen ordentlichen Schluck kühles Bier – ein Getränk, das zu seinem Leidwesen in diesen Zeiten nur sehr schwer zu bekommen war. „Letzte Woche waren ein paar junge Leute bei mir im Lager, sagte er und klopfte dabei zufrieden auf seinen recht beachtlichen Bauch. „Sie tauschten ein paar Silbermünzen gegen zwei Säcke Getreide ein. Ich musste die schweren Dinger dann auf einen alten Leiterwagen hieven, der schon voll mit anderen Kisten bepackt war. Und stell dir bloß vor, als ich sie fragte, wohin sie mit all dem Zeug wollten, erwiderten sie doch tatsächlich: ,Nach Karlsruhe ans Meer‘!

    Inzwischen hatten sich zu den beiden noch andere Dorfbewohner hinzugesellt, die ungläubig zuhörten. „Was erzählst du uns denn da für Märchen, Karlsruhe liegt doch gar nicht am Meer!, meinte einer der Umstehenden augenzwinkernd. „Hast wohl schon zu viel Bier getrunken! Alle lachten.

    Aber Franz schüttelte den Kopf. „Die jungen Leute sagen, dass sich durch das Ereignis oben im Norden und besonders am Rhein total viel verändert hat. Die ganze Gegend soll kaum wiederzuerkennen sein. Anscheinend reichen Ausläufer der Nordsee jetzt bis in den Südwesten Deutschlands. Da soll das Klima jetzt so sein wie früher auf Sizilien."

    „Das ist ja geil!", grölten ein paar Jugendliche, die dabeistanden.

    „Wollen die jungen Leute dahin, weil es da jetzt so warm ist?" Vor Jans innerem Auge entstanden Bilder von Orangenbäumen mit saftigen Früchten, Bananenplantagen und Kokospalmen.

    Der Kaufmann überlegte kurz. „Nein, ich glaube, es hat einen anderen Grund. Die sagen, dass Karlsruhe einmal die Stadt der Zukunft werden wird. Dort werden alternative Gemeinschaftsstrukturen erprobt und neue Technologien entwickelt."

    Jan war wie elektrisiert. Er wusste augenblicklich, dass er eines Tages auch dorthin gehen würde, und rannte gleich zu Laura, um ihr davon zu erzählen. Die blonde Nachbarstochter war seine beste Freundin.

    „Hey, warum willst du denn fort?, fragte Laura erstaunt. „Gefällt es dir bei uns etwa nicht mehr?

    „Doch, schon … Ich liebe die Berge. Ich mag alle Menschen hier im Dorf total gern und …"

    Bevor der Junge mit seiner Rede fortfahren konnte, unterbrach ihn Laura und deutete mit dem Finger auf den Kögler Johann, der gerade in der Ferne auftauchte. „Ach, wirklich? Ich wusste gar nicht, dass du alle magst, etwa den da auch?" Sie lachte.

    Jan verzog das Gesicht, denn Laura spielte auf einen unangenehmen Zusammenstoß an, den er mit diesem Bauern gehabt hatte. Sie war damals noch klein gewesen, als er eines Tages schreiend und vollkommen verdreckt an ihr vorbei nach Hause gelaufen war. Später hatte er ihr erzählt, was passiert war. Seine Eltern hatten ihm aufgetragen, ein paar Eier beim Kögler zu kaufen, aber auf dem Hof war niemand zu sehen gewesen. Er war deshalb in den Ziegenstall gegangen, um eine Weile die Tiere zu streicheln. Plötzlich war der Bauer herbeigerannt gekommen und hatte ihn wütend angeschrien: „Jetzt aber raus mit dir, du dammischer Drecksbua! Dir werd i scho zeigen, wo du hing’hörst! Hier hast’ nix zu suachen. Ihr Beng’l aus der Stadt meint wohl, dass euch alles g’hört. Schleich di, aber glei’!" Der stets übellaunige Mann hatte zu einer Ohrfeige ausgeholt und Jan hatte zurückweichen wollen, doch er war der Länge nach in eine Lache mit stinkender Jauche gefallen.

    „Ja, den Kögler Johann mag ich genauso gern wie alle anderen", lachte er nun auch. „Du weißt schon, wie verwandelt er seit

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