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Durch Gott, mit Gott, zu Gott: Pilgern auf dem Jakobsweg
Durch Gott, mit Gott, zu Gott: Pilgern auf dem Jakobsweg
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eBook370 Seiten4 Stunden

Durch Gott, mit Gott, zu Gott: Pilgern auf dem Jakobsweg

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Über dieses E-Book

Gehen Sie mit mir zusammen auf eine Pilgerreise über den Jakobsweg in Spanien. Dieser Weg hat mich zu Gott geführt, er hat mich demütig werden lassen. Ich wurde nicht zwingend ein besserer Mensch, aber ich wurde zu einem Menschen mit weniger Zweifel und mehr Glauben und Hoffnung, dass es eine wohlwollende Macht jenseits unseres Horizontes gibt, die uns liebevoll umfängt. Erleben Sie mit mir, welche Hindernisse und Beschwernisse es zu überwinden oder auszuhalten galt. Berichten möchte ich Ihnen aber auch von den schönen Erlebnissen, Begegnungen und Geschehnissen, die mich in einzigartiger Weise in den Zauber dieses Weges eintauchen ließen. In Form einer erzählenden Beschreibung mache ich Sie vertraut mit meiner Suche, mit meinen Zweifeln und meinem Finden von Gott. Die eingefügten Gedichte verdichten zeitnahe Gedanken, wie sie mir in den Tagen des Wanderns eingegeben wurden. Sie berichten von Schmerzen, Selbstzweifel, unerfüllten Hoffnungen und Träumen, stellen aber immer einen Gottesbezug her, der stets gegenwärtig zu sein schien. Wenn Sie es wollen, können Sie diesen faszinierenden Weg nach Santiago de Compostela und darüber hinaus mit den Augen meines Herzens betrachten. Sie können erfahren, welche Wunder noch heute möglich sind und wie tröstlich die Gewissheit sein kann, wenn ich bestärkt durch meine Erlebnisse sagen kann: "Wir sind nicht allein! Es gibt einen uns liebend zugewandten Gott, der zu und mit uns spricht. Wir müssen nur wieder lernen, auf die leisen Töne zu achten und ihm zuzuhören."
SpracheDeutsch
Herausgebertredition
Erscheinungsdatum13. Juli 2018
ISBN9783746924380
Durch Gott, mit Gott, zu Gott: Pilgern auf dem Jakobsweg

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    Buchvorschau

    Durch Gott, mit Gott, zu Gott - Dr. Rainer Ehritt

    Der Sucher

    Ein Buch zur rechten Zeit

    „Bittet, so wird Euch gegeben …"*

    Alles begann mit einem Buch, das zu lesen mir nahe gelegt wurde:

    „Ich bin dann mal weg - Meine Reise auf dem Jakobsweg" von Hape Kerkeling. Heute bin ich sicher, Gott wusste was ich brauchte und legte mir die Lösung förmlich in die Hand.

    Im Februar 2009 las ich das Buch und irgendetwas in mir sagte:

    „Das ist es, das möchte ich einmal machen! Ich möchte mich auf die Suche nach mir und nach Gott machen. Ich möchte meine Grenzen erfahren und ich möchte sehen, wie weit ich komme - irgendwann einmal, vielleicht in den nächsten Jahren."

    Obwohl mich der Gedanke nicht wirklich losließ, verdrängten ihn die täglichen Erfordernisse und Geschehnisse immer wieder. Jedoch erwähnte ich meinen Traum, irgendwann auf dem Jakobsweg zu pilgern, gegenüber vertrauten Menschen.

    Wir kamen zu dem Schluss, dass es bestimmt bereichernd für mich sein würde, aber dass es gut vorbereitet werden müsste und erst in einem der nächsten Jahre ins Auge gefasst werden könnte, sozusagen, als ein Punkt auf meiner „Löffelliste" (wer den Film „Das Beste kommt zum Schluss" kennt, weiß was damit gemeint ist).

    Vom 29.03.2009 bis zum 05.04.2009 war „ProChrist", eine Evangelisierungsveranstaltung, in Bad Freienwalde zu Gast.

    Bei allen Schwierigkeiten die ich am Anfang mit den Predigten bzw. dem Prediger hatte, hinterließen sie Spuren in mir. Nach der Abschlussveranstaltung am 05.04.2009, einem Sonntagabend, betete ich zu Gott und bat ihn inständig um Rat und vor allem um ein Zeichen, da die Sehnsucht nach dem Jakobsweg mich wieder eingeholt hatte und immer drängender wurde.

    Ich wandte mich im Gebet ganz konkret an IHN mit der Frage, ob ich überhaupt gehen und ob es vielleicht schon in diesem Sommer geschehen sollte.

    Einerseits dachte ich mir, dass ich mich zur Zeit körperlich vielleicht noch eher dazu in der Lage fühlte als später, ist die Gesundheit doch etwas das sich manchmal sehr schnell ändern kann, wie mir die jüngste Vergangenheit bewies. Aandererseits war meine seelische Verfassung zu diesem Zeitpunkt so schlecht, dass alles in mir nach einer Auszeit schrie und Frust und Aggression meinen Alltag bestimmten.

    Ich balancierte nur noch auf einem schmalen Grat über den ich einen Monat später schrieb:

    Der schmale Grat

    Nebel liegen über meinem Land,

    ich kann seinen Horizont nicht sehen.

    Je mehr ich mich bemüh` vorauszuschauen,

    umso dichter die Schleier, die vor die Zukunft wehen.

    Selbst der Weg den ich grad` beschreite,

    liegt nicht deutlich und klar vor mir

    und jeder Schritt den ich vorwärts setze,

    führt mich hin und weg von mir.

    Ich verdränge die Schlingen, die tagtäglich gelegt sind

    ahn` nicht, wann mir wird ein Bein gestellt.

    Ich suche nach Klarheit in der Falschheit nicht lauert,

    und nach dem Licht, das meinen Geist erhellt.

    Mein Pfad ist steiler und schmaler geworden,

    ausweichen zu können, ist mir lang schon versagt.

    Beidseits seh` die dunklen Abgründe ich liegen,

    und ich muss balancieren, auf diesem schmalen Grat.

    Nur wenig braucht es, das Gleichgewicht zu stören,

    einen Fuß falsch gesetzt und die Katastrophe wird wahr.

    Die Angst schnürt ehern mein Herz mir zusammen

    und doch geh` ich weiter als blinder Narr.

    ***

    Gedicht vom: April 2009

    So war ich also mit meinen Überlegungen an dem Punkt angekommen, wo es nur noch eines ersehnten Anstoßes bedurfte. Alles war wie ein Rufen in mir. Der Gedanke an den Weg zog mich in seinen Bann und ließ mich nicht mehr los.

    So entsprach mein Beten, mein Flehen um eine Antwort, um ein Zeichen, der Konsequenz meiner inneren Zerrissenheit in jener Sonntagnacht.

    Gebetserhörung 1

    Am nächsten Tag geschah ein Wunder. Wem schon einmal widerfahren ist, dass etwas Erhofftes eintritt, das zwar ersehnt, aber dessen Realisierung nie wirklich erwartet wurde, ahnt vielleicht, wovon ich berichte. Mich jedenfalls traf das nachfolgend Beschriebene völlig überraschend.

    Mein Mobiltelefon klingelte während der Sprechstunde.

    Jeder, der mich kennt, weiß, dass diese Zeiten für persönliche Gespräche tabu sind und nur Notfälle die Verletzung dieser Regel rechtfertigen.

    Ich nahm also das Gespräch entgegen und hörte eine aufgeregte Stimme die sagte:

    „Ich rufe Dich an, weil mich ein Gedanke nicht mehr loslässt, der mich den ganzen Morgen schon verfolgt. Du solltest deine Pilgerreise noch in diesem Jahr antreten, denn wer weiß, was später ist."

    Ich erfuhr von einem inneren Drang meines Gegenüber, von einer Getriebenheit und dem zwanghaften Wunsch, mir diese Überlegungen mitzuteilen.

    Erstaunliches war geschehen. Wochen waren vergangen, da ich von meinem Träumen betreffs des Weges erzählt hatte. Aus einer inneren Resignation heraus hatte ich seitdem nicht mehr darüber gesprochen, umso mehr überraschte und bewegte mich dieser Anruf und vor allem dessen Botschaft. Ich hatte um ein Zeichen gebetet und ich hatte mein Zeichen, meine ganz eindeutige Antwort auf meine Frage an Gott, bekommen.

    Von diesem Moment stand für mich fest, dieses Jahr werde ich ein Pilger!

    Ein Zitat – „Warum ich pilgere?"

    Die Frage, warum ich quasi von einem Moment auf den anderen beschloss, dieses Unternehmen anzugehen und mich, ganz gegen meine Gewohnheit, über die Meinung anderer hinwegzusetzen, stellten sich nicht nur andere, sondern stellte auch ich mir selbst. Plötzlich musste ich nicht mehr tausend Mal das Für und Wider abwägen. Zuerst war da nur ein unbestimmtes Gefühl, ein Drängen, dass etwas in meinem Leben geschehen musste und ich spürte eine Sehnsucht in mir, die der Verstand noch nicht benennen konnte. Die verständliche Antwort fand ich im Buch von Hape Kerkeling. Er zitiert dort eine Passage aus seinem Wanderführer. Sensibel und eindrucksvoll formuliert diese treffend, weshalb ich mich auf den Weg machen, weshalb ich ein Pilger werde musste. Dort stand geschrieben:

    „… dass Menschen sich seit vielen Jahrhunderten auf die Reise machen, wenn sie wörtlich und im übertragenen Sinne, keinen anderen Weg mehr gehen können!" *

    Ich denke, ich war von meinem Seelenzustand genau an diesem Punkt angelangt - ICH KONNTE KEINEN ANDEREN WEG MEHR GEHEN, ich brauchte die völlige Lösung von alten Bindungen, ich brauchte die Überlegenheit der Stille, und das Lauschen auf die Gedanken in mir.

    Ich suchte die Nähe zu Gott und suchte gleichzeitig mich zu finden und hoffte, irgendwann nur den Augenblick leben zu dürfen.

    Wer aber meint, nun wäre ja alles klar und eindeutig und man brauche nur noch auf das Ziel hinarbeiten, ignoriert die Schwierigkeiten und Widerstände und inneren Zweifel die sich plötzlich auftürmten.

    Vorbereitungen, Widerstände und Zuspruch

    Viele Dinge gab es plötzlich zu bedenken! Wie viel Zeit muss ich einplanen? Wie gelange ich an meinen Startpunkt und wie komme ich zurück nach Deutschland? Was muss ich, was kann ich mitnehmen? Was ist geeignete Bekleidung? Welche Schuhe? Welcher Rucksack und, und, und …?

    Vorbereitung Marschgepäck, 19.06.09

    Bis zum 10.April 2009 hatte ich so viele Informationen, auch durch Unterstützung lieber Menschen gesammelt, dass ich mich entschloss zu fliegen. Dazu wählte ich die Möglichkeit eines sogenannten Gabelfluges und plante:

    Meine Urlaubszeit hatte ich entsprechend meines Wissensstandes immer wieder angepasst, sozusagen Häppchen weise.

    Der gefühlte Termin, an dem ich mein Abenteuer starten wollte, war der 20. Juni 2009.

    Auch das Ende der Reise legte ich, nur meiner inneren Stimme gehorchend, auf den 06. August 2009 fest.

    Beim Versuch die Flüge zu ordern ergaben sich die ersten Probleme.

    20.06. ging nicht, aber 21.06.2009.

    Nach einigen Schwierigkeiten, die meiner Naivität im Umgang mit PCs zuzuschreiben sind, gelang es mir, alle Buchungsdaten in die dafür vorgesehene Eingabemaske einzutragen und die Bestellung auszulösen. Es dauerte und dauerte. Der blaue Balken, der den Grad der Datenübertragung visualisierte, kroch langsam vorwärts.

    Endlich schien alles übertragen zu sein, doch beunruhigte mich die nachfolgende Information schon sehr:

    „Sie haben mit einem Doppelklick ihre Buchung zweimal ausgelöst.

    Bitte warten Sie die Buchungsbestätigung innerhalb der nächsten 10 Minuten ab und überprüfen Sie diese. Merken Sie sich dazu Ihre Vorgangsnummer."

    Auf die Buchungsbestätigung wartete ich in dieser Nacht vergebens. In meinem Kopf begann es zu arbeiten. Wie storniere ich?

    Irgendwann fand ich noch eine Seite des Reiseunternehmens mit Fragen und Antworten rund um Reise, Buchung und Schwierigkeiten, woraus hervorging, dass Buchungen nach 20.00 Uhr erst am nächsten Morgen bestätigt werden würden.

    Im Bett betete ich zu Gott und bat Ihn, Er möge doch bitte machen, dass ich meine Reise wie geplant antreten könne, und das bitte nur eine Buchung vorgenommen worden wäre und ich wurde erhört.

    In der Folgezeit galt es, alle notwendigen Vorbereitungen voranzutreiben, besonders aber, den mir nahe stehenden Menschen ihre Fragen zu beantworten. Leider war das Verständnis nicht immer da und mir fehlte oft ein ermutigendes, helfendes Wort.

    Es waren für mich eine tief verunsichernde Erfahrung, dass Unternehmungen fremder Personen bewundert und mit Begeisterung aufgenommen werden, berühren Pläne plötzlich persönliche Belange anderer, schwindet deren Verständnis sehr schnell und Angst vor den Aufgaben und Unwillen über mögliche Mehrbelastungen bestimmen dann die Haltung.

    Erzählte ich von meiner Reise, war die einzige Frage manchmal, wer die Praxis weiterführen würde, wenn ich nicht da sei.

    Wer führt sie wohl weiter, wenn ich tot bin?

    Meine Antwort darauf, dass die Praxis die längste Zeit geschlossen sei, schien völliges Unverständnis zu bewirken, jedenfalls sprachen die missbilligenden Blicke Bände.

    Ich hätte eher Fragen danach verstanden, warum ich das tue, was ich erwarte. Dann hätte ich erzählt, dass mein Nervenkostüm so dünnhäutig geworden sei, dass mich der kleinste Fehler, die geringste Störung schon wütend machte und mein Ärger sich in so drängende Aggressionen verwandele, dass ich nicht sicher sei, wie lange ich sie noch zurückhalten könne. Ich hätte gesagt, dass ich nach mir suche, dass ich nach Neuorientierung suche, dass ich Gott suche, und dass ich lernen will, Ihm zu vertrauen. Ich hätte erklärt, dass ich einfach eine Auszeit brauche, ohne den Druck, eine Leistung erbringen zu müssen. Jedoch ahnte ich, es würde nicht verstanden werden, resultierend aus der unterschiedlichen Auffassung von Verantwortung, nicht nur gegenüber anderen, sondern auch dem Gottesgeschöpf gegenüber, das ich bin. Gewünscht hätte ich mir, dass mir Mut zugesprochen worden wäre. Nichts dergleichen. Es machte mich traurig und wütend zugleich und vertiefte bereits vorhandene Kluften.

    Hinzu kam scheinbar jeden Tag ein neues Problem, für das sich kurzfristig keine Lösung fand. Ich musste Entscheidungen treffen, deren Tragweite ich manchmal nicht abschätzen konnte.

    Wer jedoch schon einmal etwas entscheiden musste, wenn kein anderer etwas entschied und Ergebnisse produzierte, welche scheinbar schlimmer ausfielen als die Ausgangssituation, ahnt vielleicht etwas von den Reaktionen und dem Verhalten meines nächsten Umfeldes.

    So signalisierte mein Gefühl immer öfter „Eiszeit".

    Die Arbeit fiel mir zunehmend schwer und ich reagierte sofort gereizt, wenn etwas nicht klappte - und nach meinem Empfinden klappte gar nichts. Diese Unzufriedenheit, wurde von der Umgebung reflektiert und kehrte scheinbar verstärkt zu mir zurück.

    Als Resultat der sich häufenden Widrigkeiten trug ich mich in dieser Zeit des Öfteren mit dem Gedanken, meinen „Jakobsweg" bereits in der Planungsphase enden zu lassen. Meine Option wäre gewesen, zu gehen, wenn sich alles geklärt hätte. Irgendwann. Vielleicht.

    Zuspruch 1

    Ich erfuhr aber auch Zuspruch. Besonders in den Zeiten, wenn alles scheinbar völlig verworren war, die Hindernisse sich wie Berge vor mir auftürmten, ich kaum ein noch aus wusste, schickte Gott, so bewerte ich es aus heutiger Sicht, Menschen zur rechten Zeit die Mut machten.

    Vielleicht hilft zu verstehen, was ich meine, wenn Sie lesen was ich in mein Tagebuch schrieb:

    „Ich habe das Empfinden, mich umgibt eine Welt aus Schweigen … Ich hasse sie und gleichzeitig habe ich Angst vor der Flut der Worte, wenn die Dämme brechen. Am liebsten wäre ich Geist, unsichtbar, nicht da, präsent, aber nicht greifbar.

    Eine verbale Kommunikation fällt mir schwer, ist nur noch sachbezogen. Ich fühle mich angreifbar, wie einer der wissentlich etwas Falsches tut und habe den ganzen Tag immer wieder darüber nachgedacht, gebe ich den Plan auf, lege ich ihn quasi auf Eis?

    Zum Feierabend schaut ein Bekannter in die Praxis. Er sagt, dass er mich um den Weg beneidet der sein Traum sei, und dass er glaube, es sei genau das Richtige für mich.

    Ich deute ihm an, wie die Widerstände sich mehren und er meint:

    „Glaub mir, es wird nie die richtige Zeit geben."

    Er ist sicher, dass ich es schaffe, obwohl er Angst um mich hat:

    „Du wirst an den Punkt kommen, wo alles herausquillt was Dich belastet und ich habe Sorge, wie Du darauf reagierst. Du bist ein Kopfmensch, und das könnte Dich an Grenzen führen."

    „Bis Fisterra?! - Aber mindestens!"

    „Gutes Schuhwerk, nicht daran sparen!" - ich glaube, wir wären ein gutes Wanderteam.

    Wie wichtig dieser Hinweis war, hatte ich bereits zuvor bei Trainingstouren in der Region erfahren.

    Die ersten Male lehrte mich der Schmerz, die genutzten Wanderschuhe als völlig unbrauchbar, den Wanderrucksack als nur bedingt brauchbar, zu verwerfen.

    Neues Equipment, deren Auswahl scheinbar Gottes Führung unterlag, ließ keine Wünsche offen.

    Selbst der „Motivationsspruch": „Quäl Dich Du Sau", den Sprayer auf den Asphalt einer Bergauffahrt gesprüht hatten, sollte mich nicht auf meinem langen Weg durch Spanien begleiten. Für die Zeit des Wanderns war er einfach aus meinem Gedächtnis gestrichen.

    Geblieben waren die Erinnerungen an Menschen in meiner Region, die ich während meiner Testläufe traf. So schrieb ich beispielsweise in Erinnerung eines Tages:

    „Ein einladender Dorfanger mit alten, zweireihig gepflanzten Linden spendet den am Weg aufgestellten Bänken, und damit den Besuchern, Schatten. Kaum sitze ich, kommt Einer des Weges, erkundigt sich nach dem woher und wohin und ob ich den oder den kennen würde und ob ich Arbeit hätte."

    Eine Weile unterhielten wir uns über dieses und jenes, wobei ich viel Persönliches erfahren durfte, eine Offenheit, für die ich dankbar war.

    „Wir trennen uns freundlich und jeder wünscht dem anderen eine gute Zeit. Es ist erstaunlich, wie das Aussehen eines Wanderers - Tippelbruders? - die Herzen anderer öffnet. Plötzlich, wenn kein Titel mehr vor dem Namen oder im Gesicht geschrieben steht, ist Vertrauen da. Ich denke, vielleicht hat mein „Jakobsweg schon begonnen.

    Wider dem Hochmut

    Gott ist immer da. Er gibt mir Gedanken der Demut und Bescheidenheit ein. Nach einer weiteren vorbereitenden Wanderung in unserer Region schrieb ich an einem anderen Tag folgendes:

    „Ich habe über die Bedeutung von Schritten und ihrer Anzahl nachgedacht. Ein einzelner Schritt kann bedeutsamer sein, als 100.000.

    Ein Kleinkind, das seinen ersten Schritt tut, erobert sich die ganze Welt. Ein Querschnittsgelähmter, dem es gelingt aufzustehen und einen Fuß vor den anderen zu setzen, aus eigener Kraft, erobert sich sein Leben zurück.

    Jemand kann nach wenigen Schritten schon sein Lebensziel erreicht haben und bei sich selbst angekommen sein. Ein anderer ist vielleicht nach 100.000 Schritten weiter vom Ziel entfernt als vordem. Es gibt also keinen Grund voller Stolz eine Zahl zu präsentieren, sagt sie doch nichts über die wahre Leistung, und das Ergebnis aus!"

    Voller Dankbarkeit formen sich im Kopf folgende Verse:

    „Herr Gott, ich dank` Dir

    für die Fähigkeit des Laufens

    und für die Zeit,

    die Du mir zum Denken schenkst.

    Doch alles wäre vertan,

    würd` ich mein Ziel nicht schauen,

    dass ich begreif,

    warum und wohin Du meine Schritte lenkst."

    Ich erkenne, ein Schritt kann alles sein, ein Schritt kann nichts sein, aber wer irgendwo ankommen will muss loslaufen.

    Zuspruch 2

    Immer wieder sind Zweifel in mir und immer wieder erfahre ich Zuspruch und Ermutigung.

    An einen Tag schrieb ich:

    „Meine Seele ist im freien Fall und irgendwann reißt sie die Fassade hinter sich her.

    Der Tag fühlt sich an, als müsste ich mich ständig verstecken und große Lasten mit mir tragen."

    An einem anderen:

    „Gestern habe ich kein passendes Reisetagebuch gefunden, heute bekomme ich eines geschenkt. Liebevoll gemacht ließ es mich an den Ausspruch von Jesus denken, der, frei formuliert, fragte: ,Was sorgt ihr euch, Gott sorgt für euch.' - und wahrhaftig sind die Zeichen, die mir gegeben werden." Im Internet lese ich die Worte eines Pilgers unter „Ein Jahr danach"* :„… hat mich der Weg verändert, ich weiß es nicht. Aber ich habe viele Erfahrungen sammeln dürfen, die ich nicht missen möchte.

    Z. Z. ist in mir eine große Leere und Sehnsucht nach dem Camino und irgendwann werde ich wieder gehen …"

    Dazu kommentiere ich in meinem Tagebuch:

    „ Wenn ich das lese, frage ich mich, ob der Weg den ich einschlage, mein Leben leichter, erträglicher, mich duldsamer und ausgeglichener macht."

    Auf einer Web-Seite zum Jakobsweg finde ich folgendes:

    „Auf-Brechen

    sich auf den Weg machen

    aufbrechen,

    der Sehnsucht folgen,

    aufbrechen,

    Mut fassen,

    aufbrechen,

    Vertrautes verlassen,

    aufbrechen,

    Neues wagen

    im ersten Schritt liegt der ganze Weg

    (Denkanstoß am fränkisch-schweizerischen Jakobsweg)" *

    Und dann lese ich bei Anselm Grün, im Buch, „Die Weisheit des Pilgers"*, Worte, die wie für mich bestimmt sind, Worte über das Loslassen, das Losgehen, über den Ruf dem man folgen muss, in eigener Verantwortung und was von einem bleibt, wenn man nicht darauf hört.

    Sie geben mir Antworten auf meine stummen Fragen, und das Gelesene streicht die letzten Zweifel durch.

    Aus einem spontanen Gefühl heraus schreibe ich:

    Traumdämmern

    Wundersam sind die Gedanken,

    wenn sie träumend sich erheben.

    Es versinken Grenzen und Schranken

    und wir finden zurück zum Leben.

    Lasten gleiten von den Schultern,

    dass die Seele sich kann strecken,

    und das Herz, das eingeschnürt war,

    plötzlich Freiheit kann entdecken.

    Und der Geist streift ab die Ketten,

    die durch Verbote ihm aufgezwungen,

    dass die Schönheit des Denkens wir fühlen,

    als einen Sieg, den wir errungen.

    Das unseren Körper wir wieder spüren,

    der so wundersam gemacht

    und Gefühle uns wieder anrühren,

    wenn aus der Erstarrung wir erwacht.

    Heiß rinnt das Blut nun durch die Adern,

    trägt geheime Botschaft an jeden Ort,

    dass wir uns wohl fühlen in unserer Heimstatt,

    bis wir gehen aus ihr fort.

    Unsere Augen werden klarer,

    blicken weit über des Horizontes Grenze,

    sehen das Keimen der Morgenröte,

    warme Farben umhüllen uns in Gänze.

    Gottes Worte können wir nur hören,

    wenn wir voller Demut lauschen,

    dass Seine Stimme laut in uns halle,

    wenn im Gebet wir uns mit Ihm austauschen.

    Lasst die Träume in euch nicht sterben,

    macht euch auf, die Suche lohnt.

    Selbst wenn das Alte geht in Scherben,

    brecht aus, aus dem Leben, das altgewohnt.

    ***

    Gedicht vom: Juni 2009

    -Weg der Träume-

    Von der Endlichkeit und vom Loslassen

    Die letzten Tage vor meiner Abreise veränderten ihren Charakter. Es war nicht mehr das zermürbende Arbeiten, dass alles sich wieder und wieder und wieder, schier endlos wiederholte. Ich fühlte mich viel mehr, wie ein Mensch der ein Ende herbeisehnte und gleichzeitig eine Hoffnung spürte, die sich damit verbinden könnte.

    Fühlt so ähnlich, wer mit dem Leben abgeschlossen hat?

    Ich weiß es nicht, aber vielleicht traf es in dem Moment so für mich zu.

    In meinem Tagebuch konnte ich lesen:

    „Meine Wanderung beginnt in wenigen Tagen.

    Ich stehe früh mit einem ausgeglichenen Gefühl auf und denke, dass alles überschaubar wird, dass ich die Grenze sehe, hinter der mich keiner mehr erreicht.

    Ich spüre die Endlichkeit meines Tuns und es ist unheimlich und beruhigend, so als müsste ich nie mehr an diesen Platz zurückkehren."

    Am letzten Arbeitstag schrieb ich:

    „Der letzte Arbeitstag liegt vor mir und hat, als er vorbei ist, viel Kraft gebunden, mich aber auch viel Zuwendung spüren lassen.

    Enge Mitarbeiterinnen haben sich … fast liebevoll verabschiedet." So unglaublich reich wurde ich beschenkt und dachte wieder voller Dankbarkeit an das Bibelwort: „Was sorgt ihr euch …" *

    Der bereits erwähnte Bekannte „kam extra am Tage zu mir und wünschte mir Kraft und Gottes Führung und erkundigte sich, wann und wie ich losginge.

    Es gab drängende Angebote, ich solle mich zum Flughafen fahren lassen. Meine Ablehnung wurde mit mehr oder weniger verhohlenem Missverständnis quittiert.

    Ich befürchte, sie werden mich nie verstehen, sie leben in einer anderen Welt als ich.

    Aber, DAS IST NICHT MEIN WEG."

    Davon erzählte ich ihm und wie ich mir mein Losgehen vorstelle: „Nach der Art der früheren Pilger - aus dem Haus treten, die Tür hinter mir schließen und es beginnt."

    Ein Plan der häufig auf wenig Verständnis und Zustimmung stieß.

    Er meinte, dass das sehr gut und sehr richtig sei, und dass die anderen das Problem hätten, wenn sie nicht verstünden und:

    „Sie werden es nie verstehen!"

    Manche Verabschiedung hinterließ einen bitteren Nachgeschmack bei mir, manchmal war es nur ein kurzer Händedruck, ohne das ich Herzlichkeit darin spürte.

    Früher wurden Menschen, von denen man nicht wusste, ob man sie in diesem Leben je wiedersehen würde, mit Segen in die Welt entlassen.

    Ich ging mit dem suggerierten Gefühl, ein Verbrechen zu begehen.

    Ich ließ einen Berg voller Probleme zurück, die sich bis zum Abreisetag extrem häuften, trotzdem war in mir eine Hoffnung, es werden sich Wege finden -

    „… sorget nicht …!"

    ***

    Der Pilger

    Als ich mich dann auf meinen Pilgerweg machte, ahnte ich nicht, was mich erwartete, ahnte nichts von den kaum fassbaren Erlebnissen, die mir beschert werden sollten, nichts von der Stille die es bedarf, um Gott zu hören, nichts von den Wundern, derer ich teilhaftig werden sollte, nichts von all den Begegnungen, Zuwendungen, Eindrücken, Strapazen, Lehren und Prüfungen.

    Verborgen lag noch das Geschenk des Weges, jenseits aller Vorstellungen und Erwartungen.

    Wenn ich heute sage, ich war

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