Entdecken Sie Millionen von E-Books, Hörbüchern und vieles mehr mit einer kostenlosen Testversion

Nur $11.99/Monat nach der Testphase. Jederzeit kündbar.

NADIA: Ergänzung zu "Balls of Fire
NADIA: Ergänzung zu "Balls of Fire
NADIA: Ergänzung zu "Balls of Fire
eBook240 Seiten3 Stunden

NADIA: Ergänzung zu "Balls of Fire

Bewertung: 0 von 5 Sternen

()

Vorschau lesen

Über dieses E-Book

Man schrieb das Jahr 1937, als Joseph in seinem Postwaggon mit dem Leben davongekommen war. Als Zugbegleiter hatte er oftmals auf einen gefährlichen Streckenabschnitt hingewiesen: Durch Menschenhand war eine künstliche Schlucht gesprengt worden. Dieser eingleisige Schienenstrang verkürzte die Ankunftszeit in der nächsten Stadt. Ein großer Felsbrocken, von hoch oben abgestürzt, versperrte die Ausfahrt in die Prärie. Lokomotive und Waggons waren verkeilt und viele Reisenden litten unter schweren Verletzungen.
Joseph half, so gut er konnte. Auch einer jungen Indianerin, die zu ihrem Stamm zurückkehren wollte. Tara wurde später von ihren Stammesbrüdern abgeholt. Auch sie hatte überlebt. Beide wussten noch nicht, wie diese schicksalhafte Begegnung auf ihr Leben einwirken würde.
Joseph suchte nach Ablieferung seines Berichtes und seiner Kündigung nach einem Nachtquartier. Noch in der darauffolgenden Nacht begann eine fieberhafte Suche nach ihm. Man war auf der Suche nach geheimen Schriftstücken, die man ihm anvertraut hatte ...
SpracheDeutsch
Herausgebertredition
Erscheinungsdatum4. Mai 2020
ISBN9783347067554
NADIA: Ergänzung zu "Balls of Fire

Ähnlich wie NADIA

Ähnliche E-Books

Allgemeine Belletristik für Sie

Mehr anzeigen

Ähnliche Artikel

Rezensionen für NADIA

Bewertung: 0 von 5 Sternen
0 Bewertungen

0 Bewertungen0 Rezensionen

Wie hat es Ihnen gefallen?

Zum Bewerten, tippen

Die Rezension muss mindestens 10 Wörter umfassen

    Buchvorschau

    NADIA - Roman Spritzendorfer

    Teil I

    Kapitel 1

    Joseph, Zugbegleiter, war mit dem Tagesablauf zufrieden. Alle Reisenden verhielten sich friedlich, erfreuten sich bester Gesundheit und hofften bald ihre Lieben in die Arme schließen zu können. Während Joseph die Frachtpapiere nochmals durchsah, hörte er das Lachen der Kinder aus dem ersten Waggon, der den Passagieren vorbehalten war.

    Doch nach der nächsten Linkskurve kam es zu einem Vorfall, der auch sein Leben für immer verändern sollte. Ein Felsbrocken von beachtlicher Größe war auf die Geleise gestürzt.

    Bevor die Bahnstrecke durch das weite Grasland führte, musste sie entweder einen weiten Bogen nehmen oder ein felsiges Terrain queren. Man hatte sich entschieden in diesem felsigen Gebiet eine Bahntrasse zu errichten. Viele Tonnen Fels waren gesprengt worden und hatte einen eingleisigen Schienenstrang errichtet. Dadurch konnte die nächste Stadt früher erreicht werden. Auf einen Überhang hoch oben, war aus Kostengründen verzichtet worden. Und dieser Überhang war auf die Geleise gestürzt und sperrte die Ausfahrt in das Grasland, besser bekannt als Prärie. Oftmals hatte Joseph auf diesen gefährlichen Felsen hingewiesen. Da die Züge jahrelang ohne Probleme diese Strecken passiert hatten, waren den Einwänden von Joseph kein Gehör geschenkt worden. Dazu kam noch seine relativ kurze Zeit seiner Anstellung. Der Lokführer hatte trotz Schnellbremsung nicht die geringste Chance. Dieser Streckenabschnitt tauchte nach einer Linkskurve auf. Dieser Bahnbediensteter und sein Kollege auf dem Tender waren bei diesem Unglück die ersten Toten. Die Dampflok war mit nahezu voller Geschwindigkeit gegen den Felsen geprallt, hatte sich aufgetürmt und die angehängten Waggons waren aus den Schienen gesprungen und lehnten zum Teil schräg an den Felswänden. Der Lokomotivführer konnte sich nicht rasch genug in andere Waggons flüchten. Er wurde erst Tage später unter den Trümmern gefunden. Ebenso sein Kollege.

    Der zweite und der dritte Waggon ragten über die Lokomotive empor. Durch den Aufprall war der Kessel der alten Dampflok explodiert und das heiße Wasser hatte seinen Weg gefunden. Zum Teil auch über Personen, die durch den Anprall nicht in der Lage waren, sich aus den Gefahrenbereich rasch zu entfernen. Viele Waggons waren ineinander verkeilt. Die gering Verletzten versuchten aus den Waggons zu entkommen.

    Joseph, der im Postwaggon seinen Dienst versah, war zu seinem eigenen Erstaunen nur geringfügig in Mitleidenschaft gezogen worden. Das verdankte er den Baumwollballen, gegen die er geschleudert worden war. Prellungen und Schürfwunden behinderten ihn in seinen Bewegungen.

    Der Telegraphendraht war durch den Unfall zerstört worden. Da man in der nächsten Stadt den Unfall nicht kannte, man öfter schon keine Verbindung mit dem Draht erringen konnte, warteten die Menschen geduldig auf das Erscheinen des Zuges. Mit dem Fernglas starrten sie in die Richtung, wo in dem kleinen Gebirge der Schienenstrang im Fels verschwand.

    Da nach einer verstrichenen Ankunftszeit um zehn Uhr eine weitere Stunde verstrichen war, schickte der Sheriff Reiter los. Sie sollten sich im Gebiet des Gebirges umsehen, da einige am Bahnhof von einem dunklen Grollen berichtet hatten. Vielleicht haben sie über alle Maßen getrunken gehabt und ihre Bäuche hatten dies mit nicht zu überhörenden Lauten bekundet, dachte sich der Sheriff. Manche, die mit dem Zug weiterfahren wollten witzelten über den Lokführer, ob er nicht wieder zu viel über den Durst getrunken hatte und dadurch außer Stande war, die Fahrzeit einzuhalten. Anderen kamen Bedenken, ob der Zug diesen gefürchteten Streckenabschnitt ohne Probleme passieren konnte. Von immer wieder herabstürzenden Felsbrocken wusste man genug.

    Im Zug selbst waren viele Reisende durch herabfallende Gepäcksstücke schwer verletzt worden. Joseph war aus seinem Postwaggon gekrochen und half wie er konnte. Als er zu einem Waggon kam, der aus den Schienen gesprungen war und gegen die Felswand lehnte, hatten alle Reisenden diesen verlassen. Er schien ihm vollständig leer zu sein. Doch er fand eine junge Indianerin, die unverletzt geblieben war und auf einer Bank lag. Sie stand unter Schock. Sie wollte sich nicht bewegen. Sie war die Tochter eines Häuptlings und wollte aus diesem Zug in der nächsten Station aussteigen. Dort warteten ihre Stammesangehörige auf sie. Joseph gelang es sie überreden, den Waggon zu verlassen. Er führte sie dorthin, wo die Prärie begann. Er stellte ihr eine Plane und Decken zum Einwickeln zur Verfügung. Noch während er zu den anderen Reisenden zurückkehrte, kamen die ersten Reiter. Nach kurzer Besprechung kehrte einer sofort um. Dringende Hilfe war erforderlich. Dieser Streckenabschnitt hatte immer wieder Sorgen bereitet und nun war jene Katastrophe eingetreten, an die zu denken man nie gewagt hatte.

    Die rasche Anbindung an den Osten war der Eisenbahngesellschaft ein Anliegen gewesen. Nun war aber dieser Streckenabschnitt für einige Zeit unpassierbar geworden. Zu welchem Zeitpunkt wieder ein Zugverkehr aufgenommen werden konnte, waren sich auch nach eingehender Besichtigung die Experten nicht einig.

    Auf der kleinen Straße, die um das Bergmassiv herumführte und die nahezu zwei Kilometer entfernt war, standen mehrere Autos. Außer den Fahrern gab es Angehörige der Reisenden, die in der nahen Bahnstation von dem Unglück gehört hatten. Zu den Autos zu kommen bereitete vielen Reisenden zu Fuß große Schwierigkeiten. Sie waren es nicht gewohnt in der Prärie zu gehen.

    Auf Pferden zu Reiten, die man gebracht hatte, wollten sie nicht. Sie hatten Angst vor den Tieren. Nur wenige waren bereit, die Pferde zu besteigen. Für die Schwerverletzten musste man auf geeignete Tragbahren warten. Außer dem Lokführer und dem Heizer waren keine Toten zu beklagen. Gegen Mittag desselben Tages waren alle Frauen und Kinder nach einem schwierigen Transport in der kleinen Stadt angekommen.

    Einige Männer, leicht verletzt, hatten sich geweigert die Pferde zu besteigen. Sie fürchteten abgeworfen zu werden und dadurch noch andere Verletzungen zu erleiden. Sie lagen immer noch im Gras, wohin man sie nach der Evakuierung gebracht hatte. Diese Männer konnten nicht ohne der Hilfe von anderen Personen alleine gehen.

    Tara lag immer noch auf der Plane, die ihr Joseph zur Verfügung gestellt hatte. Ihren Schockzustand hatte sie weitgehend überwunden. Ihre Habseligkeiten befanden sich noch in dem Waggon, den niemand zu betreten wagte. Kaum hatte jemand versucht auf ihn zu klettern, begann er zu schwanken. Das war unglaublich. Immerhin war das Gewicht des Waggons groß genug, um die geringe Belastung eines Menschen auszuhalten. Der Waggon lehnte gegen den Felsen. Sicherlich nicht ausreichend stabil. Die Indianerin wollte ohne ihre bescheidenen Sachen nicht weggehen. In diesen persönlichen Unterlagen befanden sich ihr Ausweis, ihr Dekret über die Berechtigung als Lehrerin zu arbeiten, ihre Kündigung ihres Arbeitsverhältnisses, einige Bücher sowie eine von ihr verfasste Aufzeichnungen. Diese war gedruckt und in einem kleinen Heft den Büchern angeschlossen. Es beinhaltete Verhaltensregeln, die ein Überleben in freier Natur, fern von jeglicher menschlicher Behausung, Weilern oder Dörfern, gewährleisten sollten. Ohne diesen bescheidenen Habseligkeiten wollte sie den Unglücksort nicht verlassen.

    Der Bereich, wo der Zug durch den Felssturz zum Stillstand gekommen war, wurde von Mitarbeitern des örtlichen Sheriffs hermetisch abgeriegelt. Die Befürchtung weitere Gesteinsmassen könnten in die Tiefe stürzen, war nur ein Teil dieser Vorsichtsmaßnahmen. Man wollte auch Plünderern den Zutritt verwehren. Berittenes Militär war angekommen. Die Soldaten übernahmen die Abschirmung. Einige Soldaten hatten auch hoch oben auf dem Bergrücken Stellung bezogen.

    Joseph dachte an die wichtigen Papiere, die sich noch im Postwaggon befanden. In dem herrschenden Chaos war es ihm bisher nicht möglich gewesen, diese Unterlagen zu suchen. Tara winkte ihm, als er wieder bei ihr vorbeikam. Sie erzählte ihm von dem Bündel, in dem sie viele wichtige Sachen eingewickelt hatte. Sie befand sich auf der Rückreise zu ihrem Stamm. In dem Bündel habe sie auch ein Schreiben des Gouverneurs versteckt. Ohne diesen Unterlagen würde sie niemals aufbrechen.

    Joseph ging zu dem jungen Leutnant, der das Kommando innehatte, stellte sich vor und verwies auf wichtige Unterlagen im Postwaggon sowie auf das Bündel der Indianerin, der niemand Beachtung schenkte. Er ersuchte zu den Trümmern des Zuges vordringen zu dürfen, um die erwähnten Sachen zu holen. Der Leutnant entgegnete, er selbst würde mitkommen. Joseph durchsuchte den Postwaggon, fand was er suchte und der Leutnant wollte zurück. Joseph erzählte ihm nun von der Indianerin, die unbeachtet auf einer Plane lag und ihrem Bündel. Darin würden sich Top-Secret Aufzeichnungen befinden, die möglicherweise auch für das Militär von Interesse wären. Die junge Dame war nach dem Besuch des Gouverneurs direkt zu ihrem Stamm unterwegs gewesen. Diese Aufzeichnungen sollten auf keinen Fall in falsche Hände geraten. Beide drangen zu dem Waggon vor. In einer Decke eingewickelt fanden sie den Ausweis und das Schreiben des Gouverneurs.

    Erstaunen bewirkte dieses Schreiben. Vielleicht war dieser Felssturz absichtlich herbeigeführt worden. Immerhin hatte der Überhang jahrelang gehalten. Möglicherweise war dieser Felsbrocken wenige Minuten vor Ankunft des Zuges gesprengt worden. Diese Gedanken kamen dem Leutnant. Ein Geheimnis einem unscheinbaren Wesen anzuvertrauen war eine risikoreiche aber keineswegs schlechte Idee gewesen. Diese Indianerin hatte ein Jahrhundert altes Wissen über Heilkräuter und ihrer Verwendung in einer verständlichen Sprache zum Gouverneur gebracht. Mehr durch Zufall war sie vorgelassen worden. Das Original wollte sie behalten. Nun war sie mit dem Zug auf dem Weg nach Hause. In dieser von Menschenhand gefertigten Schlucht war sie aufgehalten worden. Der Gouverneur hatte ihr versprochen, das aufgezeichnete Wissen prüfen zu lassen und den Armeeärzten zur Verfügung zu stellen. Darüber besaß sie ein Dokument. Sie konnte sich noch an eine Vielzahl von Personen erinnern, die bei der Audienz anwesend waren.

    Joseph riet dem Leutnant, während sie über die Trümmer kletterten, kurz bei der Indianerin vorzusprechen. Er soll ihr dieses Bündel persönlich bringen. Tara nahm dankbar das Bündel, überzeugte sich vom Inhalt, nannte ihren Namen und gab dem Leutnant ein Lederband. Sie hatte es um ihren Hals getragen. Im Band waren Knoten geknüpft. Die Bedeutung der Knoten zu erklären fehle es an Zeit. Einst würde es ihm aber weiterhelfen. Obwohl die Indianerkriege schon längst der Vergangenheit angehörten und nicht alle Stämme an einem Strang ziehen würden, einem Weißen, der dieses Band trägt, dem werden sie hohe Achtung zollen. Dann schieden sie.

    Der Leutnant gab seinen Kameraden den Befehl auf jeden zu schießen, der sich unerlaubter Weise den Trümmern des Zuges nähern würde. Viele Photographen und Presseleute waren neben jeglichem Gesindel und Schaulustigen eingetroffen.

    Sie hatten sich auch über den Höhenrücken genähert. Sie glaubten nicht den Zurufen der Soldaten, sich dem Zug fern zu halten, Folge leisten zu müssen.

    Schüsse in die Oberschenkel und Kniescheiben lehrten sie eines Besseren. Für die Presse war dies der Beweis eines Attentates. Ohne Details zu erforschen, kehrten sie dorthin zurück, von wo es ihnen möglich war, einen Bericht zu senden. In einer Sonderausgabe von New York Times wurde am selben Abend von diesem Zugunglück berichtet.

    Tara bedankte sich bei Joseph. Von ihr bekam er ein Messer, das in einer Lederscheide steckte, die über und über mit Zeichnungen versehen war. Deren Bedeutungen waren ihm aber fremd.

    »Danke, aber ich haben nichts beigetragen. Ich habe sie nur dorthin gebracht, wo der Boden mit weichem Gras bedeckt war. Somit lag die Plane nicht auf einem harten Untergrund. Später konnte ich mich nicht mehr um sie persönlich kümmern.«

    »Sie haben sehr viel beigetragen, allen Müttern und Kindern hierher zu helfen und ihnen den Weg zur Straße gezeigt. Als man Pferde brachte, haben sie ihnen geholfen die Pferde zu besteigen. Nicht alle hatten Vertrauen zu den Pferden.«

    Zwei Indianer waren mit einem dritten Pferd angekommen und näherten sich Tara. Das ehemals helle Hemd von Joseph war blutverschmiert und seine Uniformhose keineswegs sauber. Sein Haar hing ihm ins Gesicht und seine Erschöpfung konnte man ihn ansehen. Von einem ehemals gutgekleideten Bahnbeamten war nicht viel übriggeblieben. Dennoch entbehrte sein Anblick keineswegs einer schwer zu beschreibenden Würde. Das hatten auch die Pressephotographen empfunden und ihn vielfach abgelichtet. Tara war auf die Indianer zugegangen. Worüber sie sprachen konnte Joseph nicht verstehen. Aber ihr Gehaben deutete Joseph ihm gegenüber als eine wohlwollende Einstellung. Tara hob nochmals ihre Hand und ohne sich umzublicken ritt sie mit ihren Begleitern davon. Nur eine Viertelstunde später traf aus der Gegenrichtung ein Zug ein. Mit ihm folgte umfangreiches Erhebungspersonal und weitere Polizeieinheiten. Einige erklommen den Felsabhang und drangen zu jener Stelle vor, von der der Felsbrocken abgebrochen war. Nicht lange dauerte es und sie hatten Reste einer möglichen Explosion gefunden. Sie sicherten dieses Material und lobten die Umsicht des Leutnants, Menschen vom Zug fernzuhalten. Die Angeschossenen wurden in Gewahrsam genommen und verhört. Auch Joseph musste seine Wahrnehmungen zu Protokoll bringen. Die Untersuchungskommission ließ alle Gepäcksstücke, die man unter den gegebenen Umständen leicht entfernen konnte, mit Nummern versehen. Sie wurden in den angekommenen Zug verladen. Den Felsbrocken, der die Reparatur der Gleisanlagen verhinderte, wollte man unter Vorsichtsmaßnahmen sprengen.

    Dieses Vorhaben misslang. Diese eingeleisige Strecke blieb nun für die nächste Zeit, vielleicht auch für Wochen, unpassierbar. Der Tag neigte sich, die Dunkelheit nahm zu. Bewachung, zusammengesetzt aus Militär und Zivilpersonen verblieb.

    Der Hilfszug fuhr noch vor der totalen Dunkelheit zur nächsten Bahnstation zurück. Dorthin gelangte auch Joseph. Er verfertigte einen Bericht, fertigte sich eine Kopie an und ersuchte um Weiterleitung. Das Päckchen, das er aus dem Postwaggon gerettet hatte und die Kopie seines Berichtes behielt er bei sich. Dem Bericht hatte er auch seine Kündigung angeschlossen.

    Kapitel 2

    Er suchte sich ein Nachtquartier. Dieses fand er weit entfernt vom Bahnhof in einem ruhigen Viertel. Er war mit dem angebotenen Essen zufrieden und ging, angekleidet wie er war, zu Bett. Oftmals hatte er auf diesen gefährlichen Streckenabschnitt hingewiesen, der vor der Ausfahrt in die Prärie unter einem nicht gesprengten Überhang durchführte. Dies war aber nie in der Generaldirektion angekommen.

    Als er schon im Bett lag, hatte man ihn in allen Beherbergungen und Hotels dieser kleinen Stadt intensiv gesucht. Davon wusste er aber nichts. Man war seitens der Bahngesellschaft hinter dem kleinen Päckchen her, welches er aus dem Postwaggon entnommen hatte. Seine Zimmervermieterin wusste von dem Unglück. Sie dachte sich von Joseph, ein armer Teufel, der ohne Hab und Gut, mit dem Leben davongekommen war. Am anderen Morgen beim Frühstück schlug sie ihm vor, sein Hemd zu waschen.

    »Dagegen hätte ich nichts, aber außer diesem Hemd habe ich kein anderes und alle anderen Kleidungsstücke befinden sich noch in dem Waggon, aus dem ich nur mit Mühe entkommen bin.«

    »Ich könnte ihnen aus den Sachen meines verstorbenen Mannes aushelfen.«

    »Wenn sie das tatsächlich vorhaben, dann würde ich auch darum bitten, das Blut aus meiner Hose zu waschen. Wieviel soll ich ihnen dafür bezahlen?«

    »Das Bezahlen hat Zeit, sie scheinen mir ein ehrlicher Mann zu sein. Sie werden mir sicherlich nicht davonlaufen. Was möchten sie zum Mitttagessen? Bis zum Nachmittag werden ihre Sachen wieder trocken sein.«

    »Ihren Vorschlag werde ich annehmen, dennoch bekommen sie einen Vorschuss.«

    Er holte aus einem kleinen Bündel einige Dollarnoten und reichte sie der Dame.

    »Nein, das ist zu viel. Diese Geldsumme habe ich schon lange nicht gesehen. Ich lebe von einer kleinen Rente. Fallweise kann ich ein Zimmer für eine Nacht vermieten.

    Die Menschen werden aber immer anspruchsvoller und ziehen lieber in ein Hotel.«

    »Behalten sie es, ich habe ein sehr schmackhaftes Abendessen bekommen. Auch gegen das reichliche Frühstück habe ich keinen Einwand. Es ist ein Vorschuss.«

    »Darf ich sie nach ihrer Beschäftigung fragen?«

    Joseph überlegte ein wenig. Vielleicht hatte er durch Zufall eine Vertraute gefunden. Eines dieser Weiber, die nur darauf bedacht waren, jegliche Neuigkeit überall hin weiter zu erzählen, schien sie nicht zu sein.

    »Bevor ich ihnen etwas anvertraue, möchte ich sie darauf hinweisen, es könnte auch für sie gefährlich werden.«

    Ohne Erregung blickte sie ihn an.

    »Ich arbeitete bei der Eisenbahn. Gestern wurde der Zug plötzlich durch einen Felsbrocken gestoppt. Es ist jene Stelle, wo die Ebene beginnt. Der Lokführer und der Heizer waren sofort tot. Es gab viele Verletzte. Darunter gab es Passagiere, die wesentlich schwerer verletzt worden waren. Ich selbst befand mich im ersten Waggon, in dem Post und Gepäcksstücke neben verschiedenen Waren transportiert werden. Wie durch ein Wunder habe ich nur Abschürfungen davongetragen. Vielen Passagieren war ich behilflich, aus den Trümmern zu entkommen. Ein Lob habe ich von der Bahngesellschaft nicht erhalten. Die Umgebung des Unglücks wurde zum militärischen Sperrgebiet erklärt. Ein Hilfszug war im Laufe des Tages eingetroffen. Dieser beförderte sicherlich auch Personen von der Versicherungsgesellschaft. Sie haben gestern noch das gesamte Terrain abgesucht. Vom Ergebnis dieser Untersuchung ist mir nichts bekannt.«

    »Können sie mir folgen?«

    Interessiert hatte sie ihm ohne Unterbrechung zugehört. Er ließ ihr Zeit ihre Gedanken zu ordnen. Ihre rechte Hand führte sie zu ihrem Mund und bedeckte die Lippen. In ihren Augen erkannte er die Angst.

    »Sie ahnen nun, was ich erwähnt aber nicht deutlich ausgesprochen habe.«

    »Haben sie keine Angst?«

    »Angst hat jeder Mensch. Man soll sich aber nicht von dieser Angst beherrschen lassen, sonst ist man verloren. Das habe ich als Cowboy gelernt. Das war ein hartes Leben. Darum suchte ich etwas, von dem ich gehofft hatte, es wäre friedvoller.

    Gefällt Ihnen die Vorschau?
    Seite 1 von 1