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Montana sehen und ...... sterben?
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eBook359 Seiten5 Stunden

Montana sehen und ...... sterben?

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Über dieses E-Book

Er ist ein pensionierter Flugkapitän und will einen Road-Trip durch die Rocky Mountains starten. Durch Zufall bleibt er auf einer Ranch in Montana hängen und verliebt sich in die Rancherin. Die Liebesbeziehung findet ein jähes Ende.
Etwas später kommt sein Sohn und verliebt sich in die Tochter der Ranch-Besitzerin. Findet diese Liebe ein Happy End ..... ?
SpracheDeutsch
Herausgebertredition
Erscheinungsdatum30. Juli 2021
ISBN9783347331822
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    Buchvorschau

    Montana sehen und ...... sterben? - Elmar Selge

    Aus meinem Tagebuch

    Vor 4 Tagen bin ich in Denver gelandet. Wie oft habe ich diese Stadt angeflogen. Doch nie war Zeit, mir die nähere Umgebung, geschweige denn die Rocky Mountains näher anzusehen, abgesehen einmal von einem Tag Skifahren in Vail.

    Nachdem mich nunmehr die Fluggesellschaft in den vorzeitigen Ruhestand geschickt hat, habe ich jetzt genügend Zeit, das Versäumte ausgiebig nachzuholen. Deshalb habe ich auch noch keinen Rückflug gebucht.

    Zuerst habe ich die Skiorte Breckenridge, Vail und Aspen besucht. Breckenridge deswegen, weil dort in der Nähe meine Lieblingsromane „Rocky Mountain Yoga etc." spielen.

    Vail ist ein typisches Alpendorf, wobei der Begriff Dorf hier schon nicht mehr zutreffend ist.

    Obwohl in Aspen die Reichen und Schönen sich alljährlich zum Skifahren treffen, hat sich der Ort den typischen Westernstil erhalten und gefiel mir daher besser als Vail.

    Zum Skifahren war die Zeit aber schon vorbei.

    Gestern habe ich bzw. mein Pickup richtige Höhenmeter gemacht. Zuerst bin ich bis knapp unter den Gipfel des Mount Evans (4349m) gefahren bei spektakulärer Fernsicht. Meine Sorge dem Auto könnte bei dieser dünnen Luft die Puste ausgehen, erwies sich Gott sei Dank als unbegründet. So ermutigt habe ich dann noch die höchste asphaltierte Passstraße der USA, die Trail Ridge Road auf 3719m Höhe im Rocky Mountain Nationalpark überquert, ebenfalls bei herrlichstem Sonnenschein, um dann noch schnell nach Casper in Wyoming zu fahren.

    Heute will ich noch das kleine Städtchen Cody (benannt nach Buffalo Bill) am Rande des Yellowstone Nationalpark erreichen. Es sind zwar nur rd. 200km, aber ob ich heute da noch ankomme, erscheint fast zweifelhaft. Es schüttet derart aus allen Kübeln, dass ich kaum etwas sehe und mit 30km/h über die Landstraße schleiche. Auf halber Strecke zwischen Thermopolis und Meeteetse sehe ich quasi im letzten Augenblick einen Wagen mit blinkender Warnleuchte am Straßenrand stehen.

    Ich halte an und im nächsten Augenblick wird auch schon die Beifahrertür aufgerissen und eine Person schwingt sich auf den Beifahrersitz. Im ersten Moment denke ich an einen Überfall, aber mir wird keine Pistole vor die Nase gehalten. Eine weibliche etwas zittrige Stimme höre ich sagen: Gott sei Dank, ich dachte schon hier kommt gar kein Auto mehr vorbei. Seit einer Stunde sitze ich in meinem kalten Wagen, der leider nicht mehr fahren will.

    „Woran liegt es?" frage ich.

    „Wenn ich das mal wüsste, er ist plötzlich ausgegangen und nicht mehr wieder angesprungen. Und ja, bevor Sie fragen, Benzin ist noch genug im Tank" kommt es etwas unwirsch zurück.

    „Nun, ich bin auch kein Techniker, so dass ich befürchte, Ihnen insofern nicht weiter helfen zu können. Ich kann Sie aber auf jeden Fall bis ins nächste Städtchen oder wo immer Sie hinwollen, mitnehmen."

    „Bis zum nächsten Städtchen wäre schon nett, aber bis Virginia City wollen Sie mich aber bestimmt nicht bringen" sagt sie lachend.

    „Virginia City in Kalifornien evtl. noch zur Ponderosa Ranch?" frage ich.

    Das zierliche Persönchen schaut mich an, als ob ich nicht alle Tassen im Schrank habe.

    Also erkläre ich: Kennen Sie nicht die alte Westernserie „Bonanza? Dürfte so in den 60er und 70er Jahren gelaufen sein. Die Ponderora Ranch gibt es wirklich und liegt am Lake Tahoe."

    „Das war dann lange vor meiner Zeit, aber ich meine auch Virginia City in Montana. Liegt in der Nähe vom Big Sky Skiresort. Und tatsächlich will ich dort auf eine Ranch, heißt aber Three Bears."

    „Das liegt dann ja gar nicht so weit weg vom Yellowstone Nationalpark. Wenn Sie also nicht innerhalb der nächsten 2 Tage dort aufkreuzen wollen, kann ich Sie wirklich bis zur Ranch bringen."

    „Wirklich?" fragt sie ungläubig.

    „Wirklich" bestätige ich und dann sind wir auch schon in Meeteetse angelangt.

    Der Ort ist aber so klein, dass, hat man das Ortsschild kaum passiert, man schon wieder draußen ist. Eine Werkstatt oder nur Tankstelle war nicht zu sehen.

    „Dann fahren wir wohl jetzt besser gleich nach Cody weiter, ich heiße übrigens Charly sage ich. „Kathrin und schon mal vielen Dank und damit streckt sie mir ihre Hand entgegen, die ich dann auch schüttle.

    Der Regen hat etwas nachgelassen, so dass ich auch schneller fahren kann und nach nicht ganz einer Stunde haben wir das Ziel erreicht.

    Aber in dem Westernstädtchen ist der Teufel los. Selbst auf der Hauptverkehrsstraße reiten zahlreiche Cowboys und –girls. Nach einigem Suchen finden wir auch die Autowerkstadt.

    Schnell erklärt Kathy dem Geschäftsinhaber ihr Problem und wo der Wagen steht und gibt ihm dann die Wagenschlüssel, wobei mir einfällt, dass sie ihr Auto ja vermutlich gar nicht abgeschlossen hat. Darauf angesprochen, meint sie nur: „Die alte Karre klaut eh keiner mehr und sie fährt ja ohnehin nicht."

    „Aber deine persönlichen Sachen?" werfe ich ein.

    „Die paar Klamotten sind nichts wert und an meinen Studienunterlagen wird wohl auch kaum einer Interesse haben.

    Der Geschäftsinhaber meint dann auch: „Ich kann sowie so erst übermorgen jemanden rausschicken, den Wagen zu holen. Wie Ihr sicherlich gesehen habt, ist hier das größte Rodeo in weitem Umkreis und morgen ist das große Finale, da krieg ich hier keinen aus der Stadt."

    „Wo können wir denn hier ein Zimmer bekommen?" frage ich, worauf ich nur ein schallendes Gelächter höre.

    „Guter Mann, hier sind alle Zimmer, selbst Strohlager auf dem Heuboden schon seit Monaten ausgebucht. Da werden Sie nichts finden, da müssen Sie bis Greybull, vermutlich aber noch weiter zurück fahren."

    „Können wir nicht im Pickup auf Ihrem Hof übernachten, wir zahlen auch extra dafür?" frage ich. Er überlegt kurz und nickt dann.

    Kathrin schaut mich zweifelnd an und meint dann: „Wir sollen beide in deinem Pickup übernachten. Wird das nicht ein bisschen zu intim oder zu eng?"

    „Keine Sorge, auf der Ladefläche baue ich das kleine Zelt auf, das ich mitgenommen habe. Da kannst du dann dort schlafen, einen Schlafsack habe ich auch. Ich schlaf dann im Pickup."

    „Jetzt lass uns zum Rodeo gehen. Ich hab sowas noch nie erlebt."

    „Ich hab sogar bei uns in der Nähe schon daran teilgenommen und zwar beim Barrel Race."

    „Wow, hast du gewonnen?"

    „Nein, aber von 10 Teilnehmern bin ich zumindest 2. geworden."

    „Habt Ihr auf eurer Ranch auch Pferde?"

    „Natürlich, wir sind eine Rinderranch. Da brauchen wir selbstverständlich auch Pferde."

    „Dürfte ich auf eurer Ranch evtl. mal mitreiten?"

    „Wir sind keine Gästeranch. Ich denke Mom wird da wohl etwas gegen haben."

    „Ich will auch nicht als Gast behandelt werden, sondern ich möchte richtig mithelfen, also alle Arbeiten machen, die so eine Ranch Hand auch macht."

    „Darüber ließe sich vermutlich reden. Aber willst du mich wirklich zur Ranch bringen? Hast du nichts anderes vor oder geplant?"

    „Ich habe Zeit und eigentlich nur ein Ziel, möglichst viele interessante Stellen in Colorado, Wyoming, Montana und evtl. noch in Canada zu sehen, wobei ich ja schon Colorado entsprechend erlebt habe."

    „Also gut, abgemacht, sei aber nicht enttäuscht, wenn meine Mom dich nicht länger auf der Ranch haben will."

    Auf dem Rodeo Gelände gingen wir als erstes zu den „Fressständen" und bestellten uns 2 große Burger.

    „Oh nein stöhnte plötzlich Kathrin „ich habe mein Geld im Auto gelassen.

    „Kein Problem, bis wir auf der Ranch sind, fühl dich eingeladen."

    „Auf keinen Fall, du bekommst alles zurück sobald wir dort sind."

    „Hm."

    „Trinkst du auch ein Bier?"

    „Ja gerne."

    Also holte ich uns 2 Bier und dann gingen wir zur Arena.

    Es war faszinierend. Als ein Cowboy seinen 8 Sekundenritt auf dem Bronco heile überstanden hatte, sprang ich vor Begeisterung auf und schüttete vor lauter Euphorie meinem Vordermann das restliche Bier in den Nacken.

    Der drehte sich nur um.

    „Sorry stotterte ich und wollte mich ausführlich entschuldigen. Der nickte nur: „It‘s okay.

    Au Mann, das war was ganz anderes als zu Hause. Als ich dort aus Versehen einmal meinen Bierbecher nach einem Tor bei der Dame(?) vor mir entleerte, was musste ich mir da alles anhören, obwohl ich mich sofort bereit erklärte, natürlich die Reinigungskosten zu übernehmen.

    Da jetzt mein Bier ohnehin leer war, ging ich zum nächsten Bierstand und holte drei Neue.

    Ich gab eins Kathrin und bot dann meinem Vordermann das andere an. Der schaute mich ganz verwundert an: „Oh thank you." Dann drückte er mich sogar. Ich war so überrascht, dass ich beinahe mein Bier wieder verschüttet hätte.

    Beim Bullenreiten konnte ich fast nicht hinsehen. Ständig überlegte ich mir, wie das wohl ausgehen würde, wenn so ein Bulle mal einen Cowboy mit seinen Hufen treffen würde. Aber die Clowns oder besser die Helfer (Kathrin hat mir zwar den Fachausdruck dafür genannt, habe ich aber wieder vergessen) sprangen sofort auf den Bullen zu, sobald ein Cowboy vom Rücken fiel.

    Letztendlich gingen sowohl das Bronco-als auch das Bullenreiten für alle Beteiligten incl. Tiere ohne Verletzungen aus.

    Zwischenzeitlich hatte Kathrin mir erklärt, dass es auch viele Tierschützer gibt, die regelmäßig gegen diese Wettkämpfe demonstrieren, obwohl sie der Meinung ist, dass diese Tiere außerhalb der Wettkämpfe es viel besser hätten als viele Haustiere.

    „Die Tiere sind sehr wertvoll und deshalb achtet jeder Besitzer sehr darauf, dass es den Tieren gut geht."

    Dann kam das Barrel Racing.

    Schon als der 1. Reiter die 3 Tonnen in einem schnellen Tempo umrundete, war ich begeistert.

    „Das möchte ich auch gerne können" rutschte es aus mir heraus.

    „Das war noch gar nichts. 18,5 Sekunden werden mit Sicherheit noch von vielen unterboten" grinste Kathrin.

    „Das glaube ich nicht."

    „Also, es sind 15 Teilnehmer und ich wette, dass mindestens 5 Reiter(innen) diese Zeit unterbieten."

    „Gut, ich wette dagegen, um was wetten wir?"

    „Wer das nächste Bier bezahlt."

    „Einverstanden."

    Der nächste Reiter hatte bereits eine Zeit von 17,9 Sekunden.

    Als die nächste Reiterin angesagt wurde, sprang Kathrin auf und pfiff lauthals. Ich schaute sie überrascht an. Doch Zeit für eine Erklärung war nicht gegeben, da die Reiterin bereits auf die 1. Tonne zustürmte. Sie umrundete die Tonne in einer derartigen Schräglage des Pferdes, dass ich schon befürchtete, die beiden würden ausrutschen. Doch schon schossen Pferd und Reiterin auf die 2. Tonne zu. Diese wurde noch enger angeritten, wobei die Reiterin mit ihrem Steigbügel die Tonne leicht streifte. Als diese anfing zu wackeln stöhnte Kathrin laut auf:

    „Oh nicht."

    Aber die Tonne blieb stehen.

    „Puh, das war knapp" atmete Kathrin freudig aus. Doch da war die Reiterin auch schon an der 3. Tonne. Offensichtlich durch das vorherige Malheur etwas verunsichert, nahm sie die 3. Tonne diesmal nicht ganz so eng. Danach ging es in einem wahnsinnigen Galopp auf der Geraden zurück zum Ziel.

    Die Stadionuhr zeigte 15,1 Sekunden.

    „Yeah, das war toll" und damit warf sich Kathrin so heftig in meine Arme, dass sie mich beinahe umgeschmissen hätte.

    „Ich glaube langsam wirklich, dass du die Wette gewinnst."

    „Ach, weißt du, das ist egal. Aber dass Mia so gut ist, hätte ich nicht gedacht."

    „Du kennst sie?"

    „Sicher, sie stammt aus unserer Gegend und gegen sie habe ich damals verloren."

    „Du willst sagen, du bist genauso schnell um diese Tonnen geritten?" fragte ich ungläubig.

    „So schnell nicht, damals war meine beste Zeit 17,5 Sekunden und sie war noch eine halbe Sekunde schneller. Aber so schnell habe ich sie noch nicht gesehen. Damit könnte sie wirklich gewinnen."

    „Dann wollen wir ihr mal die Daumen drücken."

    Die nächsten Reiter(innen) – es waren erstaunlich viel Frauen bzw. Mädchen dabei – lagen teilweise über den 18 Sekunden teilweise auch drunter, so dass noch vor den beiden letzten Reitern fest stand, dass ich die Wette verloren hatte.

    Die vorletzte Reiterin legte ein Tempo vor, dass selbst Kathrin meinte:

    „Oh, das wird eng."

    Doch an der letzten Tonne passierte es. Sie war zu dicht dran und so kippte die Tonne letztendlich doch noch nach längerem Wackeln um. Das bekam aber die Reiterin nicht mehr mit, so dass sie eine Faust in die Höhe reckte, als sie einen Blick auf die Zeittafel warf. Die Ernüchterung erfolgte allerdings auf dem Fuß, als der Stadionsprecher verkündete, dass 5 Strafsekunden wegen des Umfallens der Tonne hinzukommen würden. Das enttäuschte Gesicht der Reiterin konnte ich nicht mehr sehen, aber nachfühlen konnte ich es.

    Kathrin war ganz hibbelig. Es hielt sie einfach nicht mehr auf dem Sitz.

    „Nur noch ein Reiter, Platz 2 ist ihr sicher, aber wenn Mia siegen würde, ich wünsche es ihr so sehr."

    „Also lass uns nicht nur die Daumen drücken."

    Der letzte Reiter schoss aus der Startposition und überquerte die Startlinie. Das Pferd streckte sich so, dass man das Gefühl hatte, es würde mit dem Bauch den Boden berühren. Die 1. Tonne wurde in gleicher Manier genommen wie sie auch Mia genommen hatte, ebenso die 2. Dann schoss er auf die 3. Tonne zu, nahm diese aber enger als es Mia gemacht hatte.

    Neben mir erklang nur ein Lautes:

    „Shit"

    Noch bevor Pferd und Reiter die Ziellinie überquerten schaute Kathrin auf die Zeittafel und hielt den Atem an.

    „Und damit steht der Gewinner des Barrel Race fest. Mit 14,8 Sekunden hat Colin Miller vor Mia Cartright gewonnen.

    „Wenn sie nur die letzte Tonne genauso eng angeritten hätte, wie die beiden vorherigen, hätte sie gewonnen" kam es etwas deprimiert von Kathrin. „He, sieh es positiv. Sie hat ein fantastisches Rennen gemacht und du hast selbst gesagt, so schnell war sie noch nie. Wenn sie die Tonne enger angeritten hätte, wer weiß, ob diese dann nicht auch wie bei der anderen Reiterin umgefallen wäre. Der

    2. Platz ist doch toll. Willst du nicht zu ihr gehen und ihr gratulieren?"

    „Gute Idee, aber zunächst nehmen wir noch die Siegerehrung mit. Danach haben wir immer noch genug Zeit, zu ihr zu gehen."

    Nach der Siegerehrung stürmte Kathrin durch die Menge, dass ich kaum nachkam. Kathrin steuerte sofort auf den Platz zu, wo all die Pferdeanhänger und Trailer standen.

    Dann ein Aufschrei: Mia und schon lagen sich die beiden Mädels in den Armen.

    Ich ging langsam näher:

    „Herzlichen Glückwunsch zum 2. Platz" sagte ich und reichte Mia die Hand.

    „Danke, aber es war nur der 2.Platz."

    „Du warst super, aber wer ist dieser Colin, von dem habe ich noch nie gehört?" fragte Kathrin.

    „Colin ist dieses Jahr neu aufgetaucht. Sein Pferd ist einfach super. Mit dem hätte ich auch gewonnen, obwohl ich ihn auch schon geschlagen habe" entgegnete Mia.

    „Hast du jetzt Zeit für ein Bier oder musst du nochmals ran?" fragte Kathrin.

    „Für heute ist Schluss, lass uns in die VIP Longe gehen, da sind wir etwas ungestörter."

    Dank Mia konnten wir mit hinein und ich holte sofort die nötigen Biere. Die beiden Mädels tauschten alle Neuigkeiten des letzten Jahres aus und schwelgten dann in alten Erinnerungen, wobei meine Aufgabe nur noch darin bestand, für (Bier)Nachschub zu sorgen. Doch ich gönnte es den beiden. Sie hatten so viel Spaß.

    Irgendwann meinte dann Mia, dass sie jetzt ins Bett müsste und so brachen wir auf.

    Am Pickup angekommen, meinte Kathrin plötzlich:

    „Tut mir leid, du hast dir den Abend sicher anders vorgestellt."

    „Es war ein toller Abend und ich habe es genossen, euch zu- zuhören."

    Ich half ihr noch, auf die Ladefläche des Pickup zu kommen, da sie nicht mehr ganz standfest war. Als ich vor dem Pickup stand und sie rückwärts ins Zelt kroch, gab sie mir plötzlich einen Kuss und nuschelte:

    „Danke ….. für alles."

    Ich machte es mir dann anschließend im Pickup so bequem wie eben möglich und es dauerte auch nicht lange, da schlief ich ein.

    Durch lautes Hämmern wurde ich morgens wach. In der Werkstatt war man schon fleißig. Kurz darauf kam auch Kathrin aus dem Zelt gekrochen.

    Der Werkstattinhaber zeigte uns, wo wir uns waschen konnten. Danach gingen wir in die City zum nächsten Diner. Der war aber brechend voll. Der

    3. oder 4. Diner hatte dann endlich ein kleines Plätzchen für uns übrig. Nach dem Frühstück bummelten wir durch ganz Cody.

    „Wenn du auf der Ranch mithelfen willst und erst recht zum Reiten, brauchst du aber Cowboystiefel,

    und wenn nicht hier, wo bekommst du ansonsten echte Cowboystiefel."

    Ich lief zwar zu Hause auch des Öfteren in Cowboystiefel herum, die hatte ich aber daheim gelassen, weil ich ja hier überwiegend wandern wollte. Kathrin zog mich also in einen typischen Westernstore. Ich fand auch ein sehr schönes Paar mit echtem Schlangenleder, aber bei dem Preis verschlug es mir doch zuerst den Atem. Da aber Kathrin meinte, die Stiefel und ein passendes Karo Hemd würden aus mir den ultimativen Cowboy machen, sprang ich über meinen Schatten und gab dafür mehr aus, als ich in der Heimat für einen qualitativ guten Anzug ausgegeben hätte. Ich bezahlte und wir wollten gerade gehen, als Kathrin am Stand für Cowboyhüte stehen blieb, einen heraus zog und mir aufsetzte:

    „Der fehlt noch, dann wärst du (fast) mein Traummann."

    „Genau, ich müsste nur rd. 30 Jahre jünger sein."

    „Stimmt, deshalb auch nur….fast."

    „Ich bin nur froh, dass du nicht meine „Traum" Frau bist, sonst hätte ich Angst um meine Kreditkarte.

    Gleichwohl kaufte ich auch noch den Stetson.

    Es würden später schöne Erinnerungsstücke an meinen Trip durch die Rockys sein.

    Natürlich musste ich mich gleich entsprechend umziehen und dann schlenderten wir gemütlich zurück zur Rodeo Arena.

    Die Wettbewerbe waren wieder sehr spannend.

    Am Nachmittag gab es dann noch ein spektakuläres Wagenrennen. Hierbei werden die seinerzeit üblichen Chuck Waggons mit 4 Pferden in einem Rennen um die Arena gejagt. Wer als Erster die Ziellinie erreicht, hat gewonnen.

    Mia haben wir nicht mehr getroffen. Gleichwohl war es ein sehr schöner und spannender Tag. Abends gingen wir noch in eines der Vergnügungszelte und wir tanzten etwas. Kathrin wollte mir unbedingt Line Dance beibringen, aber nachdem ich mehrfach über meine eigenen Beine gestolpert war, ließ ich es sein. Dafür hatte Kathrin plötzlich einen Verehrer, der sie um den nächsten Tanz bat. Kathrin schaute mich fragend an und ich nickte. Ich schaute den beiden zu. Sie waren ein schönes Paar und harmonierten sehr gut miteinander. Nach dem 4. oder 5. Tanz kam sie zurück. Ihre Wangen glühten.

    „Anscheinend hat es dir Spaß gemacht" meinte ich.

    „Entschuldige, ich wollte dich nicht hier so lange allein lassen."

    „Das ist absolut in Ordnung. Du hast ja gesehen, wie dumm ich mich bei dem Line Dance angestellt habe und ihr beide passt dagegen hervorragend zusammen. Also amüsiere dich weiter."

    „Du bist nicht böse?"

    „Definitiv nicht, ich schau euch gerne zu, sofern du mir noch ein Bier an der Theke bestellst."

    „Mach ich sofort" damit stürmte sie zur Theke und wies dann auf meinen Tisch. Danach ging sie zu ihrem Tanzpartner zurück. Irgendwann kam sie zurück.

    „Stell dir vor, der studiert auch an der Uni in Denver."

    „Studierst du da auch, gehst du zurück und was studierst du denn überhaupt?"

    „Im Moment haben wir Semesterferien, Deshalb fahre ich jetzt nach Hause und helfe meiner Mutter auf der Farm. Ich studiere Tiermedizin, ich möchte Tierärztin werden. Unser Tierarzt ist schon älter und vielleicht kann ich irgendwann einmal seine Praxis übernehmen."

    „Viel Glück. Mein Sohn ist auch Tierarzt in München, aber er kümmert sich mehr um die Tiere der Schickeria, also der Reichen, obwohl er trotzdem auch aufs Land fährt und den Bauern bei seinen Tieren hilft. Aber dann hast du ja vielleicht Glück und triffst deinen Tanzpartner wieder."

    „Eher unwahrscheinlich, er studiert Jura."

    „Ist die Uni so groß?"

    „Das nicht, aber die Fakultäten sind schon sehr unterschiedlich und liegen weit auseinander."

    „Na ja, im Zeitalter von Handys sollte das wohl nicht das größte Problem sein."

    „Komm lass uns jetzt gehen."

    „Bist du sicher, ich finde auch allein nach Hause."

    „Hause ist gut, aber bist du dir sicher?"

    „Absolut, genieß noch den Abend und vergiss nicht….. lass dir seine Nummer geben."

    „Ja Daddy…. nein, als Daddy hättest du mir wahrscheinlich so einen Tipp nicht gegeben."

    „Da könntest du Recht haben" schmunzle ich, winkte der Bedienung, bezahlte meine Rechnung, werfe noch einen Blick auf Kathrin, die sich offensichtlich sehr wohl in den Armen des Jungen fühlt, und gehe zurück zu meiner Schlafstätte. Ich bin so müde, dass ich relativ schnell in meinem Pickup einschlafe und nicht mehr mitbekomme, wann Kathrin kommt. Na ja, ich bin auch nicht ihr Dad und muss mir keine Sorgen um sie machen.

    Am nächsten Morgen werde ich wach, weil jemand an das Fenster des Pickup klopft. Es ist Kathrin, die mit einem Becher dampfenden Becher Kaffee davor steht. Ich krabbele von der Rückbank des Pickup, öffne die Tür und nehme den Kaffee entgegen.

    „Danke, das ist lieb von dir, bis zum nächsten Diner ist es doch weit."

    „Keine Ursache, Matt, das ist der Inhaber, ist schon unterwegs, meinen Wagen zu holen. Was machen wir jetzt, das Rodeo ist ja vorbei?"

    „Erstmal ordentlich frühstücken. Danach würde ich gerne in den Yellowstone Park fahren. So können wir den Tag sinnvoll nutzen. Bis er zurück ist und weiß, was an deinem Wagen dran ist, wird es wohl Abend werden."

    „Okay, einverstanden."

    „Und wie war dein Abend noch, bist du noch lange geblieben?"

    „Nur noch etwa 2 Stunden Daddy" schmunzelt sie.

    Nach dem Frühstück fuhren wir dann in den Yellowstone Nationalpark. Natürlich mussten wir uns als erstes den Old Faithful anschauen, der pünktlich alle 20 Minuten eine große Wasserfontäne in die Luft schießt. Wir schlenderten dann etwas in der näheren Umgebung herum. Überall sprudelte heißes Wasser aus der Erde. Dazwischen grasten friedlich die Büffel und störten sich in keiner Weise an den Besucherscharen. Auch kletterten wir an den Upper und Lower Falls des Yellowstone River herum. Im Lamar Valley gab es plötzlich einen Verkehrsstau. Stau ist vielleicht der falsche Ausdruck. Diverse Fahrzeuge standen am Straßenrand und davor unzählige Personen. Zwar hätten wir dran vorbei fahren können, aber da wir neugierig waren, hielten wir auch an und stiegen aus. Keine 50m von uns entfernt, lief doch tatsächlich ein Grizzly durch die Wiese und haute sich den Bauch mit Beeren voll. Die Menschenmenge interessierte ihn in keiner Weise.

    Nach gut einer halben Stunde, in der der Bär nichts anderes getan hatte, als nach Beeren zu suchen, fuhren wir weiter.

    Als wir am späten Nachmittag zurückkamen, eröffnet uns der Werkstattinhaber, dass er Kathrins Auto nicht so schnell reparieren könnte, da er diverse Ersatzteile erst noch bestellen müsste.

    Da zwischenzeitlich alle Teilnehmer und Besucher des Rodeos abgereist waren, war es ein Leichtes eine Unterkunft zu finden, so dass ich nicht mehr im Pickup und Kathrin nicht mehr im Zelt auf der Ladefläche übernachten mussten.

    Am nächsten Morgen fuhren wir dann los in Richtung Virginia City, Montana, was aber bedeutete, dass wir wieder durch den Yellowstone National Park fahren mussten. Kurz vor Virginia City meinte Kathrin plötzlich:

    „Da vorne musst du links auf die Schotterstraße abbiegen."

    Wir fuhren bestimmt 3 Meilen durch Wald und an Zäunen vorbei als sich plötzlich eine Ranch vor uns zeigte. Durch einen großen Torbogen ging es direkt zu den Ranch Gebäuden.

    „Willkommen auf Three Bears" sagte Kathrin.

    Vor dem Haupthaus stiegen wir aus dem Fahrzeug. Plötzlich wurde die Tür aufgerissen und eine etwas beleibte Dame stürzte auf Kathrin zu.

    „Schön dass du wieder da bist. Wir hatten schon früher mit dir gerechnet. Deine Mutter ist draußen bei den Rindern, ich denke, dass sie wohl in 2 Stunden zurück sein wird."

    „Das ist Samantha, Köchin, Haushaltshilfe und Mädchen für alles was in diesen 4 Wänden passiert" und damit zeigte Kathrin auf das Ranchhaus.

    „Willkommen und wenn Sie es sich mit mir nicht verscherzen wollen, sagen Sie Sam zu mir" und damit streckte sie mir ihre Hand entgegen.

    „Es freut mich, Sie kennen zu lernen Sam und ich werde mich bemühen, Sie nicht zu verärgern."

    „Kommt rein, die Brownies sind nicht mehr ganz frisch, weil wir schon gestern mit dir gerechnet haben, aber ich denke, sie schmecken trotzdem noch" sagte Sam mit einem fast mütterlichen Blick zu Kathrin hin.

    „Sam, du bist die Beste."

    Bei Kaffee ließen wir uns die Brownies schmecken und Kathrin musste ausführlich erzählen, wie es ihr in letzter Zeit ergangen war.

    Plötzlich bellte der Hund laut, der mir als Bingo, ein reinrassiger Border Collie, vorgestellt worden war. Er lag zu unseren Füssen und wartetet darauf, dass mal rein zufällig (natürlich!) Krümel zur Erde fielen. Schnell sprang er auf und lief zur Tür. Sofort erhob sich Kathrin und trat auf die Veranda, die sich um das ganze Haus zog. Ich tat es ihr gleich.

    Gerade ritten 2 Reiter unter dem großen Torbogen, auf dem in großen Buchstaben „Three Bears stand", hindurch und kamen direkt auf uns zu.

    „Wow, wer ist denn die Lady in Black?" rutschte es mir ungewollt heraus.

    Die Reiterin sah fantastisch aus. Sie trug schwarze Chaps, eine schwarze Weste und darunter eine rote Bluse. Ihr schwarzes, langes Haar wehte unter ihrem schwarzen Stetson hervor im Wind als sie in leichtem Galopp auf uns zukamen. Ich starrte die Person regelrecht an und beachtete in keiner Weise ihren männlichen Begleiter.

    „Gefällt sie dir? fragte Kathrin und hatte dabei einen schelmischen Ausdruck im Gesicht „du wirst es mit ihr aber nicht leicht haben!

    Mir war nicht klar, wie sie das meinte, aber ich sollte es bald erfahren.

    Kurz vor uns parierten sie ihre Pferde durch und bevor ihr Pferd noch richtig stand, sprang sie aus dem Sattel und fiel Kathrin in die Arme.

    Das dürfte dann also ihre Mutter sein.

    „Es ist schön, dich wieder zu sehen. Geht es dir gut, bist du gesund und warum kommst du erst heute" sprudelte es aus der Frau heraus.

    „Mir geht es gut, ich bin gesund und ich komme erst heute, weil ich mit meinem Wagen liegen geblieben bin. Charly und dabei zeigte sie auf mich „hat mich aufgelesen und nach hierhin gebracht.

    „Ich danke Ihnen sehr, natürlich sind Sie heute unser Gast. Ich heiße übrigens Rose" und damit streckte sie mir ihre Hand entgegen. Ich nahm sie und war überrascht über diesen festen Händedruck.

    Danach wandte sie sich um und meinte zu dem Cowboy „Mike kümmern Sie sich bitte um die Pferde und kommen dann später nochmal zum Haus, damit wir den morgigen Tagesablauf besprechen können."

    „Okay, Boss" kam es nur kurz zurück. Dann schnappte er sich die Zügel der Pferde und verschwand Richtung Stall.

    Rose nahm ihre Tochter in den Arm und meinte:

    „Erzähl wie es dir ergangen ist, läuft es mit deinem Studium? Ich hoffe, du hast mir noch einen Brownie übrig gelassen."

    Gemeinsam

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