Entdecken Sie Millionen von E-Books, Hörbüchern und vieles mehr mit einer kostenlosen Testversion

Nur $11.99/Monat nach der Testphase. Jederzeit kündbar.

...wer suchet, der findet.: Ein Senne Krimi
...wer suchet, der findet.: Ein Senne Krimi
...wer suchet, der findet.: Ein Senne Krimi
eBook313 Seiten4 Stunden

...wer suchet, der findet.: Ein Senne Krimi

Bewertung: 0 von 5 Sternen

()

Vorschau lesen

Über dieses E-Book

Enttäuschung, Wut und Hass treiben Agon zurück ins beschauliche Hövelhof und in die Region Ostwestfalen Lippe.
Schon bald muss das Paderborner Ermittlerteam um Kriminalhauptkommissar Vincent Blohm feststellen, dass die Leben aller, die seinerzeit bei der Aufklärung des Falles rund um die falschen Dollarnoten beteiligt waren, gefährdet sind. Auf dem blutigen Weg der Rache scheint Agon jedes Mittel recht, und für alle Beteiligten beginnt eine Zeit der Angst, denn er sucht und findet jedes Versteck. Wer ist der nächste, den er von seiner Liste streichen wird?

Wer Finderlohn gelesen hat, und sich am Ende wünschte, das Böse würde nie nach Ostwestfalen Lippe zurückkehren, der sieht sich von Autor Werner Pfeil getäuscht.
SpracheDeutsch
Herausgebertredition
Erscheinungsdatum16. Nov. 2016
ISBN9783734569272
...wer suchet, der findet.: Ein Senne Krimi

Ähnlich wie ...wer suchet, der findet.

Ähnliche E-Books

Thriller für Sie

Mehr anzeigen

Ähnliche Artikel

Verwandte Kategorien

Rezensionen für ...wer suchet, der findet.

Bewertung: 0 von 5 Sternen
0 Bewertungen

0 Bewertungen0 Rezensionen

Wie hat es Ihnen gefallen?

Zum Bewerten, tippen

Die Rezension muss mindestens 10 Wörter umfassen

    Buchvorschau

    ...wer suchet, der findet. - Werner Pfeil

    Prolog.

    Kadri Lushimi, der in Zeiten des politischen Umbruchs und des Einmarsches der Serben unter schwierigen Bedingungen im Kosovo heranwuchs, gerät auf die schiefe Bahn, wird vom guten zum bösen Jungen und wird so zum Handwerkszeug der UÇK. Zusammen mit seinen beiden Schergen, die er aus einer katastrophalen psychiatrischen Anstalt befreit hat und die zur Gruppe der »Adler vom Dulje« gehören, ist er im Kampf gegen die serbischen Truppen an einem wichtigen Pass eingesetzt. Als er die Stellung aufgeben will, gerät er mit seinem Gruppenführer Agon Besa in Streit und erschießt ihn. Nachdem er ihm all seine Papiere entwendet hat, um seine Identität anzunehmen, wirft er ihn zusammen mit einigen Minen in einer engen Kurve an der höchsten Stelle des Dulje-Passes vor die heranrückenden Panzer. So verbreitet sich, während er unter falschem Namen über Montenegro entschwindet, die Heldenlegende von Kadri Lushimi, der sich als Suizider der Sache geopfert hat. Das Land brauchte diese Geschichten, die in kalten trostlosen Nächten an den Lagerfeuern der UÇK, wenigstens für etwas Wärme sorgten. Der neue Agon Besa, den es nach Deutschland verschlägt, allerdings, sollte noch viel Schande über diesen Namen bringen.

    Richard Klöppler, ein pensionierter Postbeamter und Hobbyarchäologe, findet bei einem seiner Streifzüge im Hövelhofer Forst perfekt gefälschte Druckplatten für Ein Dollar Noten, die er über seinen Freund und Hehler Karl Bruggner an den selbsternannten Bordellkönig Bielefelds, Agon Besa, verkauft. Für diesen Fund muss allerdings nicht nur Klöppler sterben, sondern auch sein Hehler und der Mörder selbst. Ein wahrlich toller Finderlohn.

    Holger, einem Trucker, der hinter die düsteren Machenschaften Agon Besas kommt, geht es an den Kragen, und nur dank der modernen Medizin, kann er schwerverletzt überleben und letztendlich mit seinen kaum vernehmbaren Antworten Steine ins Rollen bringen.

    Nachdem der Paderborner Kriminalhauptkommissar Vincent Blohm und seine charmante Lebensabschnittsgefährtin, Kriminaloberkommissarin Melanie Schwarz, lange im Dunkeln tappen bekommen sie von André, einem alten Freund, wichtige Informationen und heften sich an die Fersen des Monstrums Agon.

    Agon Besa, der mit neuer Identität eine Karriere im Türstehermilieu macht und dabei die Autorität seines Chefs Johannes Bruggner im Bielefelder Rotlichtmilieu nach und nach untergräbt, um ihn schließlich aus dem Geschäft zu drängen, wird eine große Nummer in Ostwestfalen Lippe. Er kauft die Druckplatten, um mit den in Hövelhof hergestellten Ein-Dollarblüten griechischen Bürgern in Thessaloniki an Bankautomaten, die einer Pleite gegangenen Bank gehörten, die Möglichkeit zu bieten, an Bargeld zu kommen. Hiervon machen die arg gebeutelten Griechen natürlich Gebrauch, was zwar die europäische Finanzwelt erschüttert, aber Agon letztendlich eine Stange Geld einbringt.

    Was die Kunden nicht wissen, ist, dass sie zum einen Falschgeld in ihren Händen halten und zum anderen, dass die Euros von ihrem Konto über Umwege auf einer Liechtensteiner Bank landen, so dass Agon nur abwarten muss, bis auch die letzten Dollarscheine aus den Automaten entnommen sind. So spielt er mit den Kommissaren Katz und Maus… und auf Zeit.

    Durch gute Ermittlungsarbeit, aber auch dank Kollege Zufall, finden sie Agons Versteck. Er aber hat den Zugriff vorausgesehen und sein Versteck mit Sprengfallen präpariert. So läuft der Zugriff wenig erfolgreich… schlimmer noch, er nimmt Kriminaloberkommissarin Melanie Schwarz als Geisel und nachdem er in einer wilden Verfolgungsjagd im Bereich des Truppenübungsplatzes Sennelager die Polizei aus ganz OWL genarrt hat, gelingt ihm, nachdem er Melanie anschießt, unter dem Namen Skender Gasniqhi die Flucht.

    Gerade noch rechtzeitig kann der Transfer von fast vierzig Millionen Euro von Griechenland über eine Briefkastenfirma in Panama auf sein bulgarisches Konto verhindert werden… mehr noch, denn es gelingt einer Gruppe Hackern die Summen zurück zu transferieren, so dass Oma und Opa Mykonos, oder wie auch immer, keinen finanziellen Schaden nehmen.

    Vincent und Melanie überleben schwer verletzt, leider aber kann man das ungeborene Leben, welches Melanie unter ihrem Herzen trug, nicht retten. Der Verlust macht beiden schwer zu schaffen. Vincent schwört, dass er keine Ruhe geben wird, bevor der Kosovo Albaner Agon gefasst ist, die Gerechtigkeit ihren Lauf nehmen kann und er wieder Ruhe findet. Dabei gerät er selbst in Gefahr, Gut nicht mehr von Böse unterscheiden zu können. Mit André hat er allerdings einen besonnenen Freund an seiner Seite, der darüber hinaus über seinen alten österreichischen Kameraden Christoph Strasser einen guten Draht in das Kosovo hinein besitzt.

    Am Ende triumphiert das Böse, was im Leben leider häufiger vorkommt, als uns lieb ist. Es gibt aber immer Hoffnung, und nur wer sich lange genug in Geduld fasst, wird Gerechtigkeit erfahren, denn wer suchet, der findet.

    … damit endete der zweite Senne Krimi »Finderlohn«.

    Zusätzliche Erläuterung des Autors.

    Das jetzige Kosovo wird unterschiedlich bezeichnet. Nennen es die Serben »Kosovo«, so würden es Kosovo-Albaner als »Kosovë« bezeichnen. Der Name entstand durch das auch in Deutschland bekannte Amselfeld, der Kosovo Polje, wobei Kos Amsel und Polje Feld bedeutet und es sich somit um eine wörtliche Übersetzung handelt, die auf einer Legende beruht. Demnach sollen sich alle gefallenen serbischen Helden bei der Schlacht auf dem Amselfeld am 15. Juni 1389 in Amseln verwandelt haben. Widersprüchlich, denn zu dieser Zeit gab es dort kaum Amseln, die noch Waldvögel waren und im Südosten Europas so gut wie gar nicht vorkamen.

    Es ist an sich nur ein kleiner Landstrich, etwa halb so groß wie Hessen. Die Berge, die eine natürliche Grenze zu den angrenzenden Staaten bilden, sind im Südwesten zu Montenegro an die 3000 meter hoch, und in Richtung Mazedonien erreichen sie etwa 2000 Höhenmeter. Der wunderschöne Naturpark Šar Planina wird heute als Skiparadies ausgewiesen und sowohl von kosovarischer als auch von mazedonischer Seite genutzt. Viele Wälder bestehen aus Buchen, Eichen, Ulmen und Birken, aber auch Nadelhölzer mit Kiefern, Fichten und Tannen sind in den oftmals rauen Vorgebirgen Heimat vieler Tiere. Braunbären, Wölfe, Luchse, Steinböcke und Fischotter sagen sich hier gute Nacht. An den wenigen Flüssen sieht man Pelikane neben Bussarden, Geiern und Adlern fliegen. Alles in allem nicht nur durch sein gemäßigtes, kontinentales Klima ein Land, in dem man sich wohlfühlen könnte, wenn es nicht die gar nicht so netten Restbestände aus den vergangenen Kriegen dort gäbe. Eine latente Minengefahr besteht nach wie vor in vielen Bereichen des Landes und immer wieder werden sie nach starken Regenfällen aus dem Boden gespült. Einer Mine ist es letztendlich egal, ob sie im Krieg oder Frieden detoniert, Freund oder Feind verletzt oder gar tötet.

    Nur zu Zeiten des Kommunismus, unter der allgegenwärtigen Herrschaft Titos, konnte die serbische Regierung die volle Macht in allen Bereichen, auch in den entlegensten Winkeln des Kosovo ausüben. Als dieses Regime zusammenbrach, war der Arm des Gesetzes einfach zu kurz, um alle im Land zu erreichen. Gerade in den bergigen Regionen, wie im Dragaszipfel, der eingeschlossen zwischen Albanien und Mazedonien liegt und im Winter nur auf wenigen Straßen zu erreichen ist, wird auch heute noch nach alten Gesetzen gerichtet. Hier regelt in Abwesenheit von Gesetz und Ordnung der Kanun alle Fragen des Zusammenlebens. Aufgrund bestehender Fehden, die zum Teil noch aus Zeiten der Weltkriege herrühren, kommt es so auch heute noch zur Ausübung der Blutrache.

    Der Kanun, den es in unterschiedlichen Ausführungen gibt, ist das Gewohnheitsrecht der Albaner, welches von Mund zu Mund über Generationen weitergegeben wird. In weiten Teilen des Kosovo gilt der Kanun von Skanderbeg. Die Gesetze bauen auf der allen Kosovaren wichtigen Ehre und den daraus resultierenden Rechten und Pflichten auf. Im Negativen umfasst es unter anderem die Blutrache, im Positiven das Gastrecht. Auch die »Besa« wird immer noch praktiziert, ein Pakt- oder Allianzrecht, das auch Waffenstillstandsabkommen, Bündnisse und Ehrenwort sowie Treue und Loyalität umfasst. Selbst Mördern wird diese »Besa« gewährt, allerdings meist nur für eine bestimmte Zeit.

    Montag, 29. Juli bis Samstag, 22. August

    »Alles wird uns heimgezahlt, wenn auch nicht von denen, welchen wir geborgt haben«. Marie Freifrau von Ebner-Eschenbach

    Es sah gar nicht rosig aus für Kadri Lushimi, der in Deutschland unter dem Namen Agon Besa viel Unheil anrichtete und sich während seiner Flucht Skender Gasniqhi nannte. Als er voller Euphorie darüber, dass er der Polizei in Deutschland entkommen war, auf dem Flughafen Ohrid in Mazedonien aus dem Flugzeug stieg und von seinem Anwalt, Adim Ibrahimi, abgeholt wurde, war er zunächst enttäuscht. Selbstverständlich hatte er einen warmherzigen Empfang erwartet, den er sich nach seiner Meinung mehr als verdient hatte, jedoch fiel dieser eher reserviert aus. Erst im Wagen des Anwalts erfuhr er warum.

    „Was ist, keinen Sekt kaltgestellt für einen alten Freund?", fragte er deshalb eher unterkühlt, nachdem sie auf die Autobahn Richtung Zentrum eingebogen waren.

    „Du bist gut… kannst es dir nicht einmal denken?… was soll der Scheiß überhaupt?"… dabei sah er Agon abschätzend von der Seite an.

    „Hab dir vertraut und eine Menge Geld investiert… ganz zu schweigen davon, dass ich den guten Ruf der Kanzlei und meinen eigenen aufs Spiel gesetzt habe, antwortete Adim gereizt. „Sei froh, dass ich dich überhaupt abhole.

    „Wie edel von dir", stellte Agon spöttelnd fest, um danach sofort zornig loszuschimpfen.

    „Spinnst du jetzt völlig und was willst du von mir, mehr Geld? Ist es das, was das Ganze hier wie eine Farce aussehen lässt? Kannst den Hals wohl nicht voll genug bekommen… oder?"

    „Du weißt es in der Tat nicht?, setzte er, nachdenklich geworden, neu an, „ich war immer für dich da, aber den mir zustehenden Lohn, den hätte ich dann doch gern so wie vereinbart. Will auch nicht einen Euro mehr, sondern nur, was mir zusteht und was abgemacht wurde.

    „Dann schau auf dein Konto, verdammt noch mal Adim. Ist dir auf Euro und Cent überwiesen worden, so wie du es wolltest. Habe gestern noch nachgesehen, und da stand es schwarz auf weiß… eine getätigte Überweisung", polterte Agon mit hochrotem Kopf.

    „Kann durchaus sein, aber dann hast du alles storniert und da ich es nicht gleich auf ein anderes Konto umgebucht habe, ist es nun bei mir verschwunden… wohin auch immer", versuchte Adim ihn zu beruhigen.

    „Was soll ich gemacht haben?", fragte Agon völlig konsterniert und man sah ihm an, dass es in seinem Inneren anfing zu brodeln und sein Adrenalinspiegel in bedrohliche Bereiche anstieg. Das schien auch der Anwalt, der ihn auch in solchen Situationen des Öfteren erlebt hatte, bemerkt zu haben.

    „Also, Klartext. Ich will mein Geld und gebe dir eine Woche Zeit herauszufinden, wie so etwas passieren konnte, und das nur, weil wir schon jahrelang Geschäfte miteinander machen. Ich kann auch zur Polizei gehen, denn wir haben einen Vertrag und da ist der Betrag, der mir jetzt fehlt, für meine Anwaltstätigkeiten beim Kauf des Grundstücks im Dragaszipfel deklariert… also komm mir nicht damit, dass ich nichts gegen dich in der Hand habe."

    Agon, der die Drohung sehr wohl verstanden hatte, lehnte sich zurück und versuchte sich zu beruhigen… was ihm nicht gelang. Bis sie die Innenstadt Ohrids erreichten, hing jeder seinen Gedanken nach.

    So saßen sie schweigend nebeneinander, bis er am gemieteten Appartement, unterhalb des Ancient Theaters, mit tollem Blick auf den See, seine Tasche vom Rücksitz nahm und ausstieg. Er lehnte sich auf das Autodach und sprach drohend durch die geöffnete Scheibe, „ich verspreche dir, dass ich rausbekommen werde, was mit meinem und deinem Geld passiert ist und Gnade dir Gott, denn von mir wirst du keine erwarten, sollte ich herausbekommen, dass du mich übers Ohr hauen willst."

    Der Faustschlag auf das Autodach, der Agons Drohung unterstreichen sollte, deutete ihm an, das es wohl besser wäre, sofort loszufahren. Deshalb fuhr Adim Ibrahimi sehr nachdenklich zurück in seine Kanzlei nach Prizren, während Agon noch lange grübelnd auf dem Bürgersteig stehen blieb.

    Erst einmal alles in Ruhe sacken lassen, dann einchecken und einen Internetzugang aufsuchen, so sein Plan, den er auch gleich in die Tat umsetzte. Vom Umtausch seiner falschen Dollar auf den Flughäfen verfügte er zumindest über etwas Bares, um sein Appartement im Voraus zu bezahlen. Er besichtigte das Zimmer, fand es einigermaßen adäquat, warf seine Tasche aufs Bett und schloss die Tür sorgsam hinter sich ab. Dann bestieg er den Aufzug, um in die Lobby zu gelangen. Dort fuhr er den Hotelrechner für Hausgäste hoch. Es dauerte ihm alles viel zu lange, denn seine Ungeduld und auch sein Zorn steigerten sich von Minute zu Minute.

    Endlich konnte er seine Daten eingeben und nur wenige Augenblicke später bekam er fast einen Herzkasper. Schlappe 75.000 Euro standen auf seinem bulgarischen Konto, wo eigentlich knapp vierzig Millionen stehen sollten. Das, was er vorfand, entsprach lediglich dem Betrag, der dort schon seit einiger Zeit schlummerte und von dessen Zinsen er alle Abgaben an die Steuerbehörde im Land und die eine oder andere Bestechung beglich.

    Verdammte Scheiße, wie konnte das sein. Geduld war ein Fremdwort für ihn, deshalb gab er viel zu hastig seinen PIN für das Liechtensteiner Konto ein, so dass er es wiederholen musste… dann aber auch dort Ernüchterung, die ihn schier um den Verstand zu bringen schien.

    „Leider ist dieses Konto nicht mehr existent. Bitte wenden Sie sich per E-Mail an … blablabla", stand da in großen Lettern auf dem Bildschirm und er hatte das Gefühl, dass ihn die Buchstaben hämisch angrinsten. Ja klar, die Löschung dieses Kontos hatte er selbst zu einem Zeitpunkt, nachdem alle Gelder auf das bulgarische Konto transferiert sein sollten, über die Briefkastenfirma in Panama veranlasst. Blankes Entsetzen machte sich breit und mit einem Schlag zertrümmerte er die Tastatur.

    Wo war das verdammte Geld geblieben? In Luft hatte es sich definitiv nicht aufgelöst. Der Anwalt… ja, der hatte seine Finger im Spiel, oder hatte Kylon, der Grieche, etwa einen seiner illegalen Bänkertricks eingebaut, so dass seine Gelder nur scheinbar auf dem Konto gelandet waren und von dort in seine Taschen wanderten?

    Drecksäcke… dafür sollten sie büßen.

    Nichts war mehr mit einem coolen Getränk am Strand, Nächten mit Nutten und einem Leben in Saus und braus. Vorrang hatte nun eindeutig die Beschaffung des Geldes, alles andere musste warten, denn gerade auf dem verarmten Balkan galt… ohne Moos nichts los. Erst aber mal eine Nacht schlafen, was nicht so richtig gelingen wollte. Kein Wunder, so aufgekratzt wie er war. Deshalb checkte er am nächsten Morgen früh aus und stieg in einen kleinen Leihwagen. Zu mehr reichte es augenblicklich nicht, denn er musste den Rest seines Geldes fürs Erste zusammenhalten. Unterwegs beschaffte er sich die Dinge, die in den nächsten Tagen noch zur Verwendung kommen sollten. Er hatte ja noch immer seine Verbindungen.

    Für die knapp zweihundertsiebzig Kilometer nach Prizren im Kosovo brauchte er fast vier Stunden, da es am Grenzüberang wieder einmal Stau gab. Dann aber stand er vor der luxuriösen Villa des schlüpfrigen Winkeladvokaten. Adim glaubte, dass Agon mit guten Nachrichten, was sein Geld anging, kam. Da er die von ihm hinterlegten Druckerplatten abholen wollte, schien es dem Anwalt nicht verdächtig, dass er bereits einen Tag, nachdem er ihn vom Flughafen abgeholt hatte, vor seiner Tür stand.

    „Und… hast du alles klären können?", fragte er freundlich, jedoch von Neugier erfüllt, als er ihm die Tür öffnete und ihn zu sich hineinbat.

    „Das kann man sehen, wie man will", entgegnete Agon verkniffen.

    „Mir fehlen nur noch wenige, winzige Puzzlesteine, aber da wirst du mir sicherlich helfen können", dabei blickte er in die erstaunten Augen seines ehemaligen Kompagnons, dessen Lächeln mit einem Mal verschwunden war.

    „Wieso ich. Was kann ich dazu noch sagen, was nicht schon gesagt ist. Das Geld war da und ist nun wieder weg, weil du es so angeordnet hast."

    „Gar nichts habe ich", dabei hatte er sich dem Anwalt mit funkelnden Augen genähert, der dieses Warnsignal allerdings nicht… oder zu spät wahrnahm. Mit einer blitzschnellen Handbewegung verdrehte er ihm den Arm und nahm ihn in den Polizeigriff, aus dem er sich nicht befreien konnte, auch, weil er im Gegensatz zu Agon eher ein schmales Handtuch war.

    So wurde er zu seinem Schreibtisch geführt und mit wenigen Handgriffen hatte Agon ihn wie ein Paket mit Kabelbindern an seinem Bürostuhl gefesselt.

    Bedrohlich ruhig war seine Stimme, nachdem er sich zu ihm hinunter beugte und den Kopf an seine Wange lehnte.

    „Da wollen wir doch mal sehen, wo sich hier die Lügen verstecken. Hast du mit diesem, deinem Zeigefinger, auf der Tastatur alles eingestielt", dabei hatte er sein Messer ziemlich dicht an seine Hand geführt, die er mit seinen stahlharten Pranken auf dem Tisch fixiert hatte.

    Die Augen des Anwalts waren schreckensweit geöffnet und als er ihm mit einem Schnitt, die eine Fingerkuppe abtrennte, entfuhr ihm ein markerschütternder Schrei, der sicherlich in einem anderen Land Nachbarn und nicht zuletzt die Polizei auf den Plan gerufen hätten. Nicht so im Kosovo.

    Ungläubig schaute Adim auf seine Hand, aus deren Zeigefinger Blut rann und sich auf dem Schreibtisch in einer kleinen Pfütze breitmachte.

    „Was ist, war es so… oder bist du Linkshänder", damit schnitt er ihm auch eine Fingerkuppe an der anderen Hand ab. Entsetzt und vor Schmerz laut schreiend, versuchte er, sich zu befreien, was Agon aber nur ein müdes Grinsen abrang.

    „Soll ich weitermachen… acht Versuche habe ich ja noch, bevor es an Dinge geht, die richtig… und damit meine ich, richtig wehtun?"

    „Ich schwöre dir, dabei überschlug sich die Stimme Adims mehrfach, „ich kann dir nicht mehr sagen, als ich bereits erzählt habe, aber um Allahs Willen… hör auf.

    „Um Allahs Willen… Schwachsinn, als wenn ich mir je Gedanken um so einen Scheiß gemacht hätte. Hilf dir selbst, dann ist dir geholfen… schon mal etwas davon gehört? Du kannst dir auch selbst helfen und mit dem kleinen Verlust wirst du klarkommen. Sag mir einfach die Wahrheit."

    Es schien ihm wohl die Sprache verschlagen zu haben… denn da kam nichts mehr Verständliches aus dem Mund seines Anwalts. Agon hatte genug von dem immer lauter werdenden Gezeter des Menschen, der einmal sein Freund gewesen war… war, denn nun hatte er ihn beschissen, und das konnte er nicht ungestraft lassen.

    Mit einem heftigen Ruck zog er das Messer quer unter dem Hals des Gefesselten durch, dessen Kopf daraufhin nach vorn sackte und Unmengen an Blut ausspuckte.

    Schade, dachte sich Agon, der mitleidslos auf die zusammengesunkene Gestalt Adims sah, nicht mal Schmerz wird er empfunden haben, aber was soll es.

    Nachdem er auch die anderen Fingerkuppen abgetrennt hatte, rollte er ihn in eine ausgebreitete Plane, warf ihn sich über die Schulter und stolzierte mit seiner Last zu seinem Auto. Einem kleinen Jungen, der auf der Straße spielte und neugierig auf den Mann starrte, der mit einem schweren Paket über der Schulter natürlich auffällig war, deutete er mit dem Zeigefinger seiner freien Hand vor die Lippen gelegt an, dass es besser für ihn sein würde, niemandem etwas zu erzählen. Jungs im Kosovo verstanden diese Sprache schon sehr früh und er konnte sich sicher sein, dass er weder etwas gesehen noch gehört hatte.

    Während die Leiche bereits in seinem Kofferraum vor sich hin gammelte, hatte er sich gründlich in der Wohnung umgesehen und neben einer gehörigen Summe Bargeld einiges gefunden, was sich schnell zu Geld machen ließ. Auch die Dollar-Druckplatten, die im Tresor lagerten, für den er beim Öffnen mehr Zeit als erwartet benötigt hatte, waren nun wieder in seinem Besitz.

    In der Nähe von Bishtazin, wo die Regionalstraße 107 den weißen Drin kreuzt, warf er zunächst die Fingerkuppen und dann später die ganze Leiche den Raubfischen zum Fraß vor. Dieser verdammte verstockte Lügner sollte in Dschahannam schmoren, dachte er, als er teilnahmslos am Ufer abgehockte und beobachtete, wie die schäumenden Fluten den Leichnam dankbar aufnahmen. Es gab noch viel zu tun, denn er hatte ja noch weitere Personen auf seiner Rechnung.

    So fuhr er die knapp sechzig Kilometer nach Peja, wo er jemanden kannte, der es gewohnt war, keine Fragen zu stellen, auf die er eh keine Antworten bekommen würde, und der Verwendung für die gestohlenen Gegenstände hatte.

    Bei ihm fand er Unterschlupf, jedoch trieb ihn sein unsteter Geist schon mitten in der Nacht aus den Federn. Da er nun über ausreichend Bargeld verfügte, überwies er einen Teil davon auf sein bulgarisches Konto, bevor er sich auf die vorerst letzte Etappe nach Pristina machte, was er nach etwa zwei Stunden über die Schnellstraße 9 erreichte. In einer Nebenstraße, bei einem kleinen Autolarje, wie die Werkstätten im Kosovo genannt werden, reinigte er sein gemietetes Fahrzeug gründlich, bevor er es am Flughafen abgab. Die Druckplatten und alles, was er nicht unbedingt auf Zypern benötigen würde, hatte er vorher in einem Schließfach am Bahnhof Kosovo Polje, unweit von Pristina, deponiert. Dann buchte er einen Flug, der ihn über Istanbul und Kairo in gut acht Stunden nach Lanarca auf Zypern brachte. Noch am frühen Nachmittag mietete er ein Fahrzeug, mit dem er eine Stunde später die an der Südküste in der Bucht von Akrotiri gelegene Stadt Limassol, die, entgegen der nördlichen, türkischen Zone, zur Republik Zypern gehörte, erreichte.

    Hier also hatte sich Kylon Caranos verkrochen. Es war an der Zeit, sich auch diesen feinen Herrn einmal vorzuknöpfen. Dankbarkeit ihm gegenüber, dass er den Weg zu Griechenlands Geldautomaten geebnet, ihm das gute Dollarpapier und die alte Druckerpresse beschafft hatte, war fehl am Platz.

    Der alte Grieche lebte hier von seiner Kohle in wenig bescheidenen Verhältnissen. Sein Verdacht gegen diesen abgezockten Broker hatte sich noch verstärkt, als er sich im Nachhinein daran erinnerte, wie energisch er darauf bestanden hatte, seine Dienste nur gegen Bargeld anzubieten.

    Leider waren seinen Verbindungen, die er in ganz Europa zweifelsohne hatte, Grenzen gesetzt. So hatte er erst einmal in einem Beach Hotel an der Franklin Roosevelt eingecheckt, um eine Home Base zu haben.

    Da er Kylons Vorlieben, was Klamotten, Frauen, Autos, Yachten und vor allem Drogen betraf, kannte, rechnete er sich gute Chancen aus, ihn schnell zu finden. Er googelte, fand ein Bild von dem eitlen Modenarr aus seiner Zeit als Banker, und so ausgestattet schritt er die Limassol-Marina-Street entlang, immer auf der Suche nach einem auffällig gekleideten Herrn Anfang sechzig. In dem einen oder anderen Café zeigte er das Bild… und endlich, im Nero am Yachthafen, konnte sich jemand an diesen feinen Herrn erinnern. Schnell hatte er die kleine Straße an der Promenade gegenüber der Kirche Agia-Napa erreicht, wobei ihm Kirche leicht untertrieben vorkam, denn in seinen Augen handelte es sich bei diesem Bauwerk um eine Kathedrale. Hier war Kylon des Öfteren in Begleitung ständig wechselnder Damen gesehen worden. Er legte sich auf die Lauer… etwas, was er schon in jungen Jahren noch vor seinem Wirken bei der UÇK von seinem Vater gelernt hatte, wenn sie dem wenigen Wild im Bistrica Tal nachstellten. In solchen Augenblicken erinnerte er sich an seine Heimat, sein Kosovo mit den vielen Landschaftsformen. Weite Felder wechselten sich mit hügeligen Ebenen bis hin zum karstigen Hochgebirge ab.

    Rot-, Damm-, Muffel- und Schwarzwild standen in guten Zeiten auf dem Speiseplan der Familie Lushemi. Da viel schwieriger zu bejagen, waren

    Gefällt Ihnen die Vorschau?
    Seite 1 von 1