Gore: der Desserteur
Von Alfred Bäurle
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Über dieses E-Book
Das Schicksal der Hauptperson Gore und anderer Akteure ist frei erfunden. Namensgleichheiten mit lebenden Personen sind also rein zufällig.
Es ist zu Recht verboten, zu rauben, zu morden und Hab und Gut zu vernichten. Geschieht dies aber im großen Stil wird Gewalt zur Pflicht erhoben. Fremdes Verbrechen nennt man Tyrannei, eigene Schandtaten Verteidigung.
Dies aufzuzeigen ist das Anliegen der Novelle.
Die geschichtlichen Daten und Namen sind dem Internet und einschlägiger Literatur geschuldet.
Die Information über den Eulenhof bei Laub sind dem 35. Jahrbuch 2017 des historischen Vereins für Nördlingen und das Ries entnommen.
Es nicht die Absicht des Autors, bestimmte Institutionen oder Personen pauschal zu verurteilen.
Alfred Bäurle
Alfred Bäurle Jahrgang 1942 ist in einer kinderreichen Familie in Deiningen im Ries aufgewachsen. Volksschule, Lehre, Ausbildung zum Maschinenbau-Techniker und Detailkonstrukteur im LKW-Bereich sind Stationen seiner beruflichen Ausbildung. Er erlernte 1975 die Programmiersprache Cobol und war mehr als 30 Jahre EDV-Leiter bei einer namhaften Großhandelsfirma. Mehrere Bücher sind von ihm erschienem. Als ich noch der kleine Schmied-Alfred war (Kindheitserinnerungen) Gedichte und Geschichte Mundartgediche im Rieser Dialekt Lauber Dorfgeschichten Schöane Grüaß ausm Rieas (eine Liebeserklärung an seine Heimat) Sein zweites Steckenpferd ist das Schreiben von Ikonen
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Buchvorschau
Gore - Alfred Bäurle
Inhaltsverzeichnis
Vorwort
Nach der Schlacht
Die Flucht
Als Bänkelsänger in Miltenberg
Besuch des Klosters in Amorbach
Der Weg in das Ries
Die Jahre auf dem Eulenhof
Nachwort
Vorwort
Die Handlung ist eingebunden in die Zeit der spanischen und österreichischen Erbfolgekriege.
Das Schicksal der Hauptperson Gore und weiterer Akteure ist frei erfunden.
Namensgleichheiten mit lebenden Personen sind also rein zufällig.
Es ist zu Recht verboten, zu rauben, zu morden und Hab und Gut von Mitmenschen zu vernichten. Geschieht dies aber im großen Stil, wird Gewalt von den Herrschenden zur Pflicht erhoben. Fremdes Unrecht nennt man dann Terror und Verbrechen, eigene Schandtaten dagegen Kollateralschäden und Verteidigung.
Die Sinnlosigkeit von Kriegen und das Hegonomiestreben von Herrschenden und Staaten aufzuzeigen, ist das Anliegen der Novelle.
Die geschichtlichen Daten und Namen sind dem Internet und einschlägiger Literatur geschuldet.
Die Information über den Eulenhof bei Laub sind dem 35. Jahrbuch 2017 des historischen Vereins für Nördlingen und das Ries entnommen.
Nach der Schlacht
„Sinnlos, sinnlos, das ist alles sinnlos!"
Gore schreit es immer wieder in die Nacht hinein.
Kalt und gefühllos schüttet der Mond sein fahles Licht durch die dünne Wolkendecke. Es scheint, als wollten die bleichen Schleier am Himmel die Toten, die tausendfach blutüberströmt herumliegen, bedecken.
Die Schlacht ist geschlagen,
die Erbstreitigkeiten der Adelshäuser aber sind noch nicht zu Ende. Über Dettingen hängen immer noch die Rauchwolken der Kanonen und Geschütze. Zahllose Raben fliegen über dem Feld der Ehre, krächzen über den Leichen, setzen sich auf die leblosen Leiber und hacken mit ihren kräftigen Schnäbeln in die offenen Wunden.
Mitternacht, ein neuer Tag beginnt. Wird er genau so grausam, so unerbittlich, so rabiat und gnadenlos sein wie der 27. Juni 1743?
Die Gefallenen müssen begraben werden. Gore ahnt, was am frühen Morgen zu seinen Aufgaben gehören wird.
Schon beim Morgengrauen kommt der Befehl, zusammen mit hundert Kameraden einen langen Graben auszuheben. Mit Pickel und Spaten macht er sich, gemeinsam mit den ausgemergelten Soldaten, an die Arbeit.
Junge Männer liegen mit verrenkten Gliedern, blutüberströmten Gesichtern, wirren Haaren zuhauf vor ihnen. Gore fasst zusammen mit einem Kameraden die leblosen Körper, er selbst an den Armen und sein Helfer an den Beinen. Sie tragen die Erschlagenen zum Graben und werfen sie hinein. Stunde um Stunde. Fluchend und stöhnend verrichten sie ihre Arbeit.
Schwer atmend bleiben beide einige Augenblicke stehen.
Sie starren auf den Körper eines Gefallenen.
„Der lebt noch, hast du es nicht gesehen Gore?" Gleichzeitig beugen sie sich über den Mann.
Aus den Augen des Sterbenden flackert schreckliche Wut. Blutgerinsel hängt an seinen Lippen. Er versucht noch etwas sagen, aber es ist nur noch ein schwaches Röcheln.
„Go---Go---re, Gore, Go---re" der Kopf des Mannes fällt nach vorn. Die Augen werden plötzlich starr und das Leuchten in den Pupillen erlischt.
O Gott, es ist Boleslaw, stöhnt Gore, als er den Verstorbenen zurück auf die Erde legt.
Boleslaw stammt aus Böhmen. Seit mehreren Jahren kämpfen und feiern sie Seite an Seite.
Immer einer der Beschützer des anderen.
Gore kennt das Schicksal des Böhmen, der seinen Vater nie kennengelernt hat. Die Mutter ist eine einfache Dienstmagd gewesen. In jungen Jahren auffallend schön, schlank und mit allen Attributen einer erwachsenen Frau ausgestattet.
Dies ist natürlich einem österreichischen Herzog nicht verborgen geblieben, in dessen Hofstaat sie als Magd diente.
Des Herzogs Gattin soll eine herrschsüchtige, bigotte, hochnäsige Fürstentochter gewesen sein.
Bekannt ist ihr Spruch geworden: „Der Mensch beginnt beim Adel, alles andere ist Dreck."
Den erotischen Begierden ihres Mannes ist sie nie gerecht geworden. Als der Herzog an einem warmen Sommerabend am Ziehbrunnen vorbeikam, sah er die junge Frau, die gerade mit einem Ledereimer Wasser schöpfte.
Die Gelegenheit schien ihm günstig. Weit und breit war keine Menschenseele zu sehen.
Ohne Umschweife fasste er dem Mädchen an die prallen Brüste, während er mit der anderen Hand unter ihren Rock griff und zwischen den Oberschenkeln hinaufgleiten ließ.
Die junge Frau wehrte die lüsternen Aktionen ihres Dienstherrn energisch ab. Aber es nutzte ihr nichts. Brutal warf sie der Herzog zu Boden, riss ihr die Kleider vom Leib und verging sich an ihr.
Keuchend stand er wieder auf, schloss seinen Hosenlatz, lachte höhnisch und ging seines Weges.
Die brutale Vergewaltigung ist nicht ohne Folgen geblieben. Als der Herzog davon erfuhr, erfand er einen fadenscheinigen Grund und jagte die schwangere Frau davon.
„Ich dulde in meinem Haus keine Dirnen und Schlampen" schrie er ihr noch nach. Dies wohl nur deshalb, weil seine Frau danebenstand.
Neun Monate später erblickte Boleslaw das Licht der Welt.
Welches Licht gibt es für einen Bastard?
Welches Glück, welche Zukunft für eine geschändete Frau?
Bei einer Gruppe von Zigeunern, jenen verachteten Menschen, fanden sie Unterschlupf.
Dort ist Boleslaw aufgewachsen. Hier lernte er die Kunst des Überlebens, die schwermütigen Lieder, den Umgang mit der Leier und wie man die Nächte in freier Natur verbringt.
Wenngleich er ein lernbegieriger Junge war, fand er keinen Ausbildungsplatz.
Einem Bastard ist der Makel, wie ein Kainsmal, unsichtbar auf die Stirn gebrannt.
Warum man ihm die Schandtat seines Vaters zur Last legte, hat er nie begriffen. Er hat seinen Erzeuger nie gesehen. Seine Mutter ist, noch jung an Jahren, an Schwindsucht verstorben.
Er