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Weltmacht Wasser - Teil 1: Überblick und Bilanz 2021
Weltmacht Wasser - Teil 1: Überblick und Bilanz 2021
Weltmacht Wasser - Teil 1: Überblick und Bilanz 2021
eBook703 Seiten6 Stunden

Weltmacht Wasser - Teil 1: Überblick und Bilanz 2021

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Über dieses E-Book

Wasser ist solch eine Selbstverständlichkeit, dass die Menschen insbesondere in den reichen Ländern des Nordens sich keinerlei Gedanken darüber machen, dass Wasser das wertvollste Gut auf der Erde ist. Wasser an sich ist allein durch die Ozeane reichlich auf der Erde vorhanden, aber Trinkwasser ist ein knappes Gut - auch in den sogenannten reichen Ländern. Die Entwicklung der letzten 200 Jahre insbesondere in Europa, Amerika und Asien zeigt, dass der Mensch mit zunehmendem Wohlstand immer mehr Trinkwasser nicht nur verbraucht, sondern auch verschwendet und verschmutzt. Der Mensch hat immer noch nicht gelernt, mit diesem knappen Gut auszukommen. Klimaänderungen, die Tatsache, dass ca. 3,5 Milliarden Menschen keinen direkten Zugang zu Trinkwasser haben und die Tatsache, dass in den meisten Entwicklungsländern und in den aufstrebenden Mächten die Qualität des Trinkwassers erheblich unzureichend ist, haben das Verhalten immer noch nicht geändert. Die Tatsache, dass Migrationen bedingt durch den Klimawandel, durch die Zunahme von Wüsten und nicht bewohnbaren Gebieten der Erde allein wegen des Mangels an Trinkwasser hervorgerufen werden, macht die Dimension der aktuellen Problematik und der zukünftigen Herausforderungen an die Menschen deutlich.
Da der weiße Mann und insbesondere die Europäer und Amerikaner immer noch keine Rücksicht auf das weltweite Trinkwasser nehmen, so dürfen sie sich nicht wundern, wenn plötzlich angesichts der massiven Fluchtbewegungen die westlichen Bevölkerungen in ihren Wohlstands- Oasen sich nicht mehr sicher fühlen werden. Dies trifft auch Deutschland und vor allem Deutschland.
Wasser ist ein Menschenrecht. Es gibt kein Leben auf Erden ohne Wasser. An diesem Grundsatz hat sich seit Menschengedenken nichts, aber auch nichts verändert.
Und mehr als das: Wasser ist eine Weltmacht, die alles Geschehen auf der Welt beeinflusst und das Überleben der Menschheit bestimmt.
SpracheDeutsch
Herausgebertredition
Erscheinungsdatum20. Mai 2021
ISBN9783347330009
Weltmacht Wasser - Teil 1: Überblick und Bilanz 2021
Autor

Michael Ghanem

Jahrgang 1949, Studium zum Wirtschaftsingenieur, Studium der Volkswirtschaft, Soziologie, Politikwissenschaft, Philosophie und Ethik. Arbeitete jahrelang bei einer internationalen und einer europäischen Organisation sowie in mehreren internationalen Beratungsunternehmen – dabei 5 Jahre als Projektcontroller einer internationalen Institution für Wasserprojekte (davon ca. 300 in Afrika). Im Zusammenhang mit seiner Tätigkeit in der Reorganisation und Umstrukturierung von großen Konzernen, Ministerien, Verwaltungen sowie seinen Erfahrungen im Controlling der Politik, weltweit, in Europa und in Deutschland, hat er miterlebt, wie viele Fehler durch Leichtsinn und mangelnde Professionalität der wirtschaftlichen und politischen Elite tagtäglich vorkommen, deren Preis wir alle bezahlen. Er hat außerdem erlebt, wie viel Frustration bei seinen beruflichen Mitstreitern und einem zunehmenden Teil der Bevölkerung vorhanden ist. Zudem beobachtet er mit Sorge, dass durch das verordnete Mainstream-Denken ein immer größerer Teil der Bevölkerung sich von der Demokratie abwendet. Nach dem Eintritt in den Ruhestand hat er sich zum Ziel gesetzt, diese Erfahrungen und Kenntnisse zu Papier zu bringen, um das kritische Denken seiner Mitbürger zu fördern. Sein Motto ist: „Die Gedanken sind frei“ Er ist Autor von mehreren Werken, u.a. „Ich denke oft…. an die Rue du Docteur Gustave Rioblanc – Versunkene Insel der Toleranz” „Ansätze zu einer Antifragilitäts-Ökonomie“ „2005-2018 Deutschlands verlorene 13 Jahre, Teile 1 bis 13“ „Eine Chance für die Demokratie“ „Deutsche Identität – Quo vadis?“ „Sprüche und Weisheiten“ „Nichtwähler sind auch Wähler“ „AKK – Nein Danke!“ „Afrika zwischen Fluch und Segen Teil 1: Wasser“ „Deutschlands Titanic – Die Berliner Republik“ „Ein kleiner Fürst und eine kleine blaue Sirene“ „21 Tage in einer Klinik voller Narren“ „Im Würgegriff von Bevölkerungsbombe, Armut, Ernährung Teil 1“ „Im Würgegriff von Rassismus, Antisemitismus, Islamophobie, Rechtsradikalismus, Faschismus, Teil 1“ „Im Würgegriff der politischen Parteien, Teil 1“ „Die Macht des Wortes“ „Im Würgegriff des Finanzsektors, Teil 1” „Im Würgegriff von Migration und Integration“ „Weltmacht Wasser, Teil 1: Die Bilanz 2019“ „Herr, vergib ihnen nicht! Denn sie wissen, was sie tun“

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    Buchvorschau

    Weltmacht Wasser - Teil 1 - Michael Ghanem

    1. Vorwort

    Wasser ist solch eine Selbstverständlichkeit, dass die Menschen insbesondere in den reichen Ländern des Nordens sich keinerlei Gedanken darüber machen, dass Wasser das wertvollste Gut auf der Erde ist. Selbst dann, wenn das Wasser an sich allein durch die Ozeane reichlich auf der Erde vorhanden ist, so ist Trinkwasser ein knappes Gut - selbst in den sogenannten reichen Ländern. Es gibt kein Leben auf Erden ohne Wasser, an diesem Grundsatz hat sich seit Menschengedenken nichts, aber auch nichts verändert.

    Betrachtet man die Entwicklung der letzten 200 Jahre insbesondere in Europa, in Amerika und Asien, so muss festgestellt werden, dass der Mensch mit zunehmendem Wohlstand immer mehr Trinkwasser nicht nur verbraucht, sondern auch verschwendet. Angesichts der Klimaänderungen, angesichts der Tatsache, dass ca. 3,5 Milliarden Menschen keinen direkten Zugang zu Trinkwasser haben und angesichts der Tatsache, dass in den meisten Entwicklungsländern und in den aufstrebenden Mächten die Qualität des Trinkwasser erheblich unzureichend ist, dann muss festgestellt werden, dass der Mensch immer noch nicht gelernt hat, mit diesem knappen Gut auszukommen.

    Die Tatsache, dass Migrationen bedingt durch den Klimawandel, durch die Zunahme von Wüsten und nicht bewohnbaren Gebieten der Erde allein wegen des Mangels an Trinkwasser hervorgerufen werden, macht die Dimension der aktuellen Problematik und der zukünftigen Herausforderungen an die Menschen deutlich. Der von der UNO in den siebziger Jahren festgehaltene menschenwürdige Verbrauch an Wasser pro Kopf und pro Tag von 60 l wird zurzeit lediglich in 40 von 200 Ländern in der Welt erreicht.

    Wenn mittelfristig Kriege um Wasser und damit verbundene Migrationsbewegungen in Afrika stattfinden werden, oder wenn Kriege in Südost Asien wegen der knappen Ressourcen von Wasser ausbrechen werden, so muss befürchtet werden, dass die Labilität der Welt in erheblichen Maß zunehmen wird.

    Festzuhalten ist jedoch, dass vor allem in den entwickelten und reichen Ländern der Verbrauch an Trinkwasser erheblich reduziert werden kann. Um dies zu erreichen fehlt es aber immer noch am Bewusstsein der Menschen für den Wert des Wassers in allen Dingen des Lebens, in den Lebensmitteln, in der Bekleidung, in den industriellen Prozessen, im gesamten Verkehr.

    Insbesondere in den Urlaubsländern stehen die Regierungen vor erheblichen logistischen Problemen zur Beschaffung von Trinkwasser.

    Wasser ist aber auch eine der wenigen objektiven Messgrößen für Armut und Reichtum. Während z.B. ein Hartz-IV-Empfänger in Deutschland durchschnittlich mit knapp 45 l pro Tag pro Kopf auskommt, verbrauchen die Gutsituierten bis das Zehnfache oder knapp 500 l pro Tag und pro Kopf. Diese Verschwendung an Wasser kann auf Dauer auch in Deutschland nicht aufrechterhalten werden. Denn schon jetzt ist in Deutschland das Grundwasser bedingt durch Gülle und Abwässer erheblich gefährdet, sodass die Säuberung des entnommenen Grundwassers, der Flüsse und Seen eines erheblichen Aufwands bedarf. Angesicht der hohen Nitratwerte und der Rückstände von Medikamenten durch Ausscheidung von Tieren oder Menschen stehen die Stadtwerke vor erheblichen Problemen, um die Versorgung der Bevölkerung mit sauberem Wasser zu gewährleisten.

    Wasser ist aber auch Menschenrecht. Dieses wurde durch die UNO festgehalten, denn jeder Mensch hat das Recht auf die Unversehrtheit seiner Person und damit auch seines Bedarfs an lebensnotwendigen Gütern. Da ohne Wasser kein menschliches Leben möglich ist, ist Wasser ein Menschenrecht.

    Und mehr als das: Wasser ist eine Weltmacht, die alles Geschehen auf der Welt beeinflusst und das Überleben der Menschheit bestimmt.

    Der Autor versichert, dass er beim Zustandekommen dieses Buches nicht auf Erfahrungen und Wissen aus seinen früheren Tätigkeiten, sondern lediglich auf öffentlich zugängliche Informationen zugegriffen hat.

    2. Wasser ist Leben

    Ohne Wasser entsteht kein Leben. Selbst die Zeugung von Menschen und Tieren bedingt Flüssigkeiten und damit Wasser. Das Leben entstand aus Wasser, ohne Wasser gibt es keine Nahrung. Das grundlegende Bedürfnis des Menschen ist nun einmal Wasser, der Mensch kann ohne Wasser nicht leben.

    Jedoch ist festzustellen, dass trotz dieser Erkenntnisse kein einzelnes Gut weltweit so verschwendet wird wie Wasser. Es gibt zwar theoretisch genug Wasser auf der Erde, da die größte Fläche der Erde mit Wasser bedeckt ist, dies verhindert jedoch nicht, dass der Anteil an Trinkwasser für den Menschen beschränkt ist und dass die Verteilung des Wassers weltweit sehr ungleich ist.

    Bei der Ungleichheit der Wasserversorgung muss man vermerken, dass es geographische Gründe, geopolitische Gründe und soziale Gründe gibt. Das Wasser ist eine der besten Messgrößen für Armut und Reichtum. Während der Wasserverbrauch bei den ärmeren Schichten der Bevölkerung weit unter dem geforderten Mindestwasserverbrauch pro Kopf und Tag von 50-60 Litern liegt und in sehr vielen afrikanischen und asiatischen Ländern sogar nur zwischen 10 und 15 Litern, liegt der Wasserverbrauch bei den reichen Schichten pro Kopf und Tag zwischen 350 und 500 Litern. Selbst in Deutschland muss man feststellen, dass zwischen Hartz IV-Beziehern und der Oberschicht erhebliche Unterschiede im Wasserverbrauch liegen.

    Da der Mensch ein Recht auf die Unversehrtheit seiner Person sowie das Recht auf Leben hat und das Leben eines Menschen nicht ohne Wasser möglich ist, wurde das Wasser im Jahr 2010 von der UN als Menschenrecht festgelegt. Damit wurde ein in allen Ländern der Welt einklagbares Recht festgelegt.

    Da die entsprechende Wasserversorgung und -verteilung erhebliche Investitionen benötigen, ist die Umsetzung dieses Rechts nach wie vor mangelhaft. Wenn aber Wasser Menschenrecht ist, dürfte normalerweise das Wasser nicht kommerzialisiert werden. Das Wasser wurde jedoch durch große Ernährungskonzerne wie Nestlé kommerzialisiert und es wird auch erhebliches Geld mit Wasser verdient. Die neoliberale Wirtschaftspolitik propagierte und setzte durch, dass aufgrund unwirtschaftlichen Wassermanagements in den 90er Jahren und bis 2018 sehr viele Wasserversorger privatisiert wurden.

    Die Rechnung ging jedoch nicht auf, denn Wasser ist auch eine politische Waffe und somit wurden soziale Unruhen erzeugt, die letztendlich die politische Basis für die neoliberale Wirtschaftspolitik aus dem Amt jagten. Da der Preis des Wassers wieder sozialisiert wurde, wurden die Erträge unattraktiv und somit haben sich sehr viele private Versorger aus dem Geschäft des Wassers zurückgezogen. Hinzukommt, dass in einigen geographischen Teilen der Welt durchaus Geopolitik mit Wasser gemacht wird.

    3. Ist Wasser eine Weltmacht?

    Wenn man von Weltmächten redet, glaubt die Bevölkerung meist, dass es sich um Staaten handelt. Vergessen wird jedoch dabei, dass die Erde und die Mutter Natur stärker sind, als alle Staaten und Staatschefs zusammen. Denn der Mensch kann ohne Wasser nicht leben.

    Keine politische Kraft kann die Menschen ohne Wasser lassen. Da Trinkwasser für das Überleben der menschlichen Natur, der Fauna und der Flora maßgebend ist, ist ein Leben ohne Wasser nicht möglich. Wasser dient außerdem als die Grundlage jeglicher Hygiene und damit die Verhinderung von Krankheiten.

    Wenn der Mensch ein Menschenrecht auf Leben hat, dann ist Wasser auch ein Menschenrecht, auch wenn dies nicht überall umgesetzt wird. Vor Freiheit und Demokratie steht das Menschenrecht auf Wasser.

    Die Kommerzialisierung des Wassers war, ist und bleibt ein grundlegender Fehler der neoliberalen Wirtschaftspolitik, denn an und mit Wasser kann man keinen Gewinn erzielen. Denn sowohl soziologische als auch politische Minenfelder bilden den Preis des Wassers. Da Wasser nun mal die Grundlage für Nahrung ist, ist es gleichzeitig auch die Grundlage jeglichen gesellschaftlichen Lebens.

    Selbst in der Geschichte der Diktaturen wurde niemals versucht, sich an der Wasserversorgung zu versündigen, denn sie wussten, dass kein einziger Mensch ihnen ohne Wasser folgen würde. Fest steht hier aber auch, dass in vielen Kriegen in der Vergangenheit und bis Anfang der 70er Jahre Brunnen vergiftet worden sind durch Kadaver von Menschen und Tieren (insbesondere bei dem Katanga-Bürgerkrieg und dem Biafra-krieg).

    Trotz dieser negativen Aussichten bleibt der Autor optimistisch im Hinblick auf eine stetige Verbesserung der Versorgung der Weltbevölkerung an Trinkwasser sowie der Umsetzung einer „gerechten" Verteilung der Wasserressourcen. Denn die Alternative wären Kriege.

    4. Menschenrecht Wasser

    Wasser ist ein Menschenrecht! heißt eine Europäische Bürgerinitiative, die fordert, dass die Europäische Kommission ein Recht auf Wasser und auf sanitäre Grundversorgung als Menschenrechte entsprechend der Resolution der Vereinten Nationen (siehe Recht auf Zugang zu sauberem Wasser, 2010) in den Gesetzen verankern und eine funktionierende Wasser- und Abwasserwirtschaft als existenzsichernde öffentliche Dienstleistung für alle Menschen fördern soll. Die Wasserwirtschaft soll von der EU-weiten Liberalisierungsagenda ausgeschlossen sein. Die Initiative wurde am 10. Mai 2012 registriert und sammelte bis Ende Oktober 2013 insgesamt 1.659.543 anerkannte Unterschriften, gesponsert vom Europäischen Gewerkschaftsverband für den Öffentlichen Dienst (EGÖD, engl. EPSU) im Europäischen Gewerkschaftsbund.

    Maßgeblich unterstützt wurde die Initiative von ver.di. Der Deutsche Bundestag lehnte entsprechende Anliegen mehrerer Fraktionen bereits im Februar 2013 ab (225. Sitzung vom 28. Februar 2013 TOP 9, ZP 7 Privatisierung der Wasserversorgung).

    Die Europäische Kommission stellte am 19. März 2014 fest, dass dies die erste europäische Bürgerinitiative sei, die die Anforderungen der Verordnung des Europäischen Parlaments und des Rates über die Bürgerinitiative erfüllt. Die Mindestzahl der unterstützenden Unterschriften wurde in 13 Mitgliedstaaten erreicht. Die Organisatoren wurden am 17. Februar 2014 von der Kommission empfangen und erhielten die Gelegenheit, ihre Initiative in einer öffentlichen Anhörung im Europäischen Parlament vorzustellen. Die Kommission entschied aber nicht wie gefordert eine neue europäische Gesetzesvorlage vorzulegen, sondern nur allgemein Konsultationen einzuleiten, um den Zugang zu hochwertigem Wasser in der EU zu verbessern.

    Quelle: Seite „Wasser ist ein Menschenrecht!". In: Wikipedia, Die freie Enzyklopädie. Bearbeitungsstand: 8. November 2018, 05:34 UTC. URL: https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Wasser_ist_ein_Menschenrecht!&oldid=182560765 (Abgerufen: 28. Januar 2019, 16: 48 UTC)

    4.1 Zur Begründung eines Menschenrechts auf Wasser

    Für 663 Millionen Menschen weltweit ist sauberes Trinkwasser nicht zugänglich. Dagegen verbraucht jeder Deutsche täglich über 5.000 Liter Wasser. Ist das nur ein bedauernswerter Missstand oder ein Unrecht? Gibt es ein Menschenrecht auf Wasser?

    Die einen leben im Überfluss…

    663 Millionen Menschen auf der Welt, so schätzen Unicef und die Weltgesundheitsorganisation (WHO), haben noch immer keinen Zugang zu sauberem Trinkwasser. 2,4 Milliarden Menschen müssen weiterhin ohne Toiletten oder Latrinen auskommen. Trotz Fortschritten in der Wasserversorgung sterben noch immer täglich 10.000 Menschen an Erkrankungen, die durch verschmutztes Wasser verursacht werden, schrieb die Caritas zum Weltwassertag 2014. In Afrika südlich der Sahara dauert der Weg zu einer Wasserquelle im Durchschnitt mehr als 30 Minuten. Meist müssen ihn Mädchen und Frauen gehen, die so Zeit für Bildung und bezahlte Arbeit verlieren und sich Gefahren wie Vergewaltigung aussetzen.

    Aber die Not ist nicht überall gleich groß. Wir Deutschen verbrauchen im Durchschnitt 5.288 Liter pro Tag. Die hohe Zahl gibt indes nicht nur unseren direkten Wasserverbrauch wieder. Mit berücksichtigt ist auch das sogenannte virtuelle Wasser. Das ist das Wasser, welches bei der Herstellung von Gütern oder Leistungen verdunstet, verbraucht oder verschmutzt wird: Für jede Tasse Kaffee 140 Liter, für jeden Liter Milch 1.000 Liter, für jedes Kilo Rindfleisch 15.500 Liter. Etwa die Hälfte des Wassers, das die Deutschen direkt oder indirekt nutzen, führen sie über ausländische Produkte ein. Für unseren Kaffeeimport ist zum Beispiel Brasilien besonders wichtig, obwohl dessen Landwirtschaft ein Hauptverursacher der Wasserverschmutzung ist.

    Ist das bloß ein bedauernswerter Missstand, eine Ungleichheit mit tödlichen Folgen für Millionen? Oder ist es ein Unrecht, an dem wir durch unsere Lebensweise mitwirken? Wäre es nur nett von uns, wenn wir unseren Wasserverbrauch einschränkten und für sauberes Trinkwasser und hygienische Abwasserentsorgung überall in der Welt einträten? Oder ist dies eine Pflicht, die wir anderen schulden? Die Vollversammlung der Vereinten Nationen hat diese Frage am 28. Juli 2010 mit großer Mehrheit im zweiten Sinne beantwortet: Sie erkennt das Recht auf einwandfreies und sauberes Trinkwasser und Sanitärversorgung als ein Menschenrecht an, das unverzichtbar für den vollen Genuss des Lebens und aller Menschenrechte ist. Die Sanitärversorgung sollte inklusiv, das Trinkwasser einwandfrei, sauber, zugänglich und bezahlbar sein. Auch die Bundesrepublik hat dieser Resolution zugestimmt. Sie ist zwar rechtlich nicht bindend, wohl aber ein wichtiges politisches Signal.

    Drei Kontexte der Begründung von Menschenrechten

    Was kann es heißen, den Anspruch auf Trinkwasser und Sanitärversorgung als ein Menschenrecht zu begründen? Drei Kontexte einer solchen Begründung lassen sich unterscheiden: ein politischer, ein juristischer und ein moralischer.

    Menschenrechte sind erstens Antworten auf Erfahrungen mit Unrecht und auf Gefährdungen eines menschlichen Lebens in Würde. Sie richten sich vor allem an politische Machthaber, die auch das Handeln Dritter, etwa privater Wirtschaftsakteure, regulieren müssen, wollen sie ihrer menschenrechtlichen Verantwortung gerecht werden. Politische Aktivisten berufen sich bevorzugt auf das Menschenrecht Wasser, um Gefahren der Kommerzialisierung aufzuzeigen – der gebotene Zugang für alle sei nicht damit vereinbar, Wasser als gewöhnliche Ware zu handeln. Die Sprache der Menschenrechte soll verdeutlichen, dass alle, auch die Ärmsten, auf sauberes Trinkwasser und auf Abwasserentsorgung angewiesen sind. Wasser müsse darum als öffentliches Gut gelten, das jedem zustehe.

    Politische Konflikte um Wasser rufen zweitens die Juristen auf den Plan. Sie versuchen zu zeigen, dass das Menschenrecht auf Wasser schon in den geltenden rechtlichen Bestimmungen steckt. Zwar haben es noch nicht alle Staaten vertraglich oder durch regelmäßige Praxis anerkannt. Aber namentlich der Internationale Pakt über wirtschaftliche, soziale und kulturelle Rechte (kurz UN-Sozialpakt) von 1966 enthält Aussagen, die auf ein Menschenrecht Wasser schließen lassen: Artikel 11, Abschnitt 1 spricht vom Recht auf einen angemessenen Lebensstandard; Artikel 12 Abschnitt 1 vom Recht auf den höchsten erreichbaren Standard körperlicher und geistiger Gesundheit.

    Vor allem diese zwei Artikel stützen das wichtigste völkerrechtliche Dokument zum Menschenrecht auf Wasser: den Allgemeinen Kommentar Nummer 15 des Ausschusses für wirtschaftliche, soziale und kulturelle Rechte. Dessen Kernaussage lautet: Das Menschenrecht auf Wasser berechtigt jedermann zu ausreichendem, ungefährlichem, sicherem, annehmbarem, physisch zugänglichem und erschwinglichem Wasser für den persönlichen und den häuslichen Gebrauch. Ob die Aussage allerdings aus dem UN-Sozialpakt folgt, ist juristisch umstritten, da dessen Wortlaut ein Menschenrecht auf Wasser eben nicht hergibt.

    Maßgeblich für die Existenz von Menschenrechten sind darum drittens moralische Argumente. Es liegt nahe, Menschenrechte mit grundlegenden Interessen zu begründen: an Leben, an Wohlergehen, an persönlicher Selbstbestimmung und politischer Teilnahme. Wir wollen selbstbewusst einfordern können, was wir brauchen, um überleben, menschenwürdig leben, gleichberechtigt mitreden und unsere eigenen Vorstellungen vom Guten verwirklichen zu können. Die Interessenkonzeption der Menschenrechte bildet eine Brücke zwischen menschlich-physischen Bedürfnissen und moralisch beglaubigten Ansprüchen. Sie eignet sich deshalb besonders gut zur Begründung eines Menschenrechts Wasser8. Schließlich können Menschen ohne Wasser weder überleben noch ihre Fähigkeiten entfalten.

    Zu Rechten gehören allerdings auch Pflichten, zu Menschenrechten insbesondere solche, die Staaten erfüllen können und erfüllen sollen. Wir müssen klar genug sagen können, woran wir das Tun und Lassen von Regierungen und das Funktionieren der von ihnen verantworteten gesellschaftlichen Grundordnungen messen wollen. Hier könnten Einwände gegen soziale Menschenrechte wie das Recht auf Wasser einsetzen. Solche Einwände sind keineswegs verstummt. Nach wie vor sind nicht alle Regierungen vom Recht auf Wasser überzeugt; die USA etwa haben sich bei der Abstimmung in der Vollversammlung am 28. Juli 2010 enthalten.

    Ausführlicher dazu: Ladwig, Bernd (2007): Kann es ein Menschenrecht auf Wasser geben? In: Beate Rudolf (Hrsg.), Menschenrecht Wasser? Frankfurt am Main: 45-58.

    Vgl. http://www.bpb.de/internationales/weltweit/menschen-rechte/38745/menschenrecht-wasser?p=all

    4.2 Recht auf sauberes Wasser

    Der Zugang zu sauberem Wasser ist ein Menschenrecht.

    Am 28. Juli 2010 hat die Generalversammlung der Vereinten Nationen mit der Resolution 64/292 das Recht auf Wasser als Menschenrecht anerkannt. Die Resolution ist mit 122 Mitgliederstimmen angenommen worden. 41 Staaten haben sich ihrer Stimme enthalten.

    Die Ablehnung ist damit begründet worden, dass ein „internationales Recht auf Wasser" nicht existiert und darüber hinaus die Resolution zu schwammig und ungenau ist. Auch aus finanziellen Gründen ist die Resolution abgelehnt worden, denn es fehlt vielen Ländern an Geld, um das Ziel der Resolution die Verbesserung der Wasserversorgung in die Tat umzusetzen.

    Demgegenüber leiten die Befürworter das Menschenrecht auf Wasser von Artikel 11, Abs.1 des Internationalen Paktes über wirtschaftliche, soziale und kulturelle Rechte ab. Zum angemessenen Lebensstandard zählt das Recht auf sanitäre Einrichtungen und sauberes Wasser. Außerdem sind andere Menschenrechte ohne das Recht auf Wasser gar nicht vorstellbar:

    • z.B. das Recht auf Leben ist ohne Wasser nicht möglich oder

    • das Recht auf Nahrung und der Schutz vor Hunger schließt Wasser natürlicherweise mit ein und nicht zuletzt

    • ist das Recht auf Gesundheit und körperliche Unversehrtheit und eine angemessene medizinische Versorgung (fast) nicht ohne sauberes Wasser und Sanitäreinrichtungen zu erreichen.

    Um dieses Menschenrecht allen Menschen zugänglich zu machen, bedarf es nicht nur finanzieller Mittel, sondern auch technischen Wissens und die gegenseitige Hilfe und Unterstützung aller Staaten. Das Menschenrecht auf Wasser wird dann verletzt, wenn zur Gewährleistung einer Grundversorgung mit Wasser die vorhandenen Ressourcen nicht genutzt werden und die Unterstützung von außen verboten wird.

    Recht auf Zugang zu sauberem Wasser

    Das Recht auf Zugang zu sauberem Wasser ist am 28. Juli 2010 von der Vollversammlung der Vereinten Nationen als Menschenrecht anerkannt worden. Bolivien und 33 andere Staaten haben die Resolution 64/292 in die Vollversammlung eingebracht. Es ist allerdings rechtlich nicht bindend und auch nicht einklagbar. Jedoch hat die Verankerung des Menschenrechts auf Wasser einen hohen politischen Stellenwert. Von einigen Kommentatoren wird ein Menschenrecht auf Wasser auch aus Art. 11.1 des Internationalen Paktes über wirtschaftliche, soziale und kulturelle Rechte abgeleitet.

    Abstimmungsergebnis

    122 Staaten stimmten für die Resolution, 29 Staaten waren bei der Versammlung nicht anwesend, 41 enthielten sich ihrer Stimme, darunter auch Kanada und die USA. In ihrer Begründung heißt es, dass die Resolution uneindeutig sei und es kein internationales Recht auf Wasser gäbe. Deutschland befürwortete die Resolution, hätte sich allerdings eine klarere Verantwortung gewünscht.

    Rechtlicher Status

    Im Gegensatz zu Resolutionen des UN-Sicherheitsrates sind solche der Vollversammlung rechtlich nicht verbindlich. Der Status des Rechts auf Zugang zu sauberem Wasser als Bestandteil des völkerrechtlich verbindlichen Gewohnheitsrechts ist zumindest ungeklärt, es gibt kaum Hinweise auf die hierfür erforderliche consuetudo und opinio iuris. Auch die Herleitung aus Artikel 11 des Internationalen Pakts über wirtschaftliche, soziale und kulturelle Rechte ist zumindest zweifelhaft, da der Wortlaut der Bestimmung Wasser nicht erwähnt. Es sprechen daher starke Argumente dafür, das Recht auf Zugang zu sauberem Wasser nicht als rechtlich verbindlich anzusehen.

    Inhalt der Resolution

    Die Resolution sieht vor, dass Staaten und internationale Unternehmen finanziell den Auf- und Ausbau von Wasserinfrastruktursystemen vorantreiben sollen – besonders in Ländern der Dritten Welt. Rund 884 Millionen Menschen haben keinen Zugang zu sauberem Wasser und insgesamt 2,6 Milliarden Menschen haben keinen Zugang zu sanitären Einrichtungen. In den Millennium-Entwicklungszielen der Vereinten Nationen ist vorgesehen, dass bis 2015 die Zahl der Menschen ohne Zugang zu sauberem Wasser halbiert wird. Um dieses Ziel zu erreichen, sind rund 10 Milliarden US-Dollar jährlich nötig – das entspricht weniger als der Hälfte dessen, was in Industrieländern für teures Flaschenwasser ausgegeben wird.

    Weltweite Situation

    Rund 1,5 Millionen Menschen sterben jährlich an verunreinigtem Wasser. Ein Grund dafür ist der Müll, der in Entwicklungsländern nicht entsorgt wird, sondern unbehandelt in Seen und Flüssen landet. Hinzu kommen fehlende sanitäre Einrichtungen und Abfälle aus der Landwirtschaft, die ungeklärt den Wasserkreislauf verunreinigen. Wasserleitungen, Kläranlagen und Kanalisationen sind in den Ländern der Dritten Welt oft nicht vorhanden. Gibt es diese Infrastruktur, ist sie meist marode oder hält dem zunehmenden Bevölkerungswachstum nicht stand. Dennoch ist ein positiver Trend zu erkennen: 1990 waren 77 % der Weltbevölkerung an sichere Trinkwasserquellen angebunden. Zwölf Jahre später waren es bereits 83 %. In Südasien stieg die Anschlussrate von 71 auf 84 %. Im Gebiet südlich der Sahara ist der Fortschritt nicht so rasant: 49 % der Menschen hatten 1990 Zugang zu sauberem Wasser, 2002 waren es 58 % der Menschen. Gerade weil in diesen Regionen die Bevölkerung stark wächst, sind diese Zuwachsraten ein Erfolg. Im ostafrikanischen Staat Tansania stieg der Anteil der Bevölkerung mit Zugang zu sauberem Trinkwasser von 38 % auf 73 %.

    Finanzierung des Menschenrechts auf Wasser

    In vielen Ländern wird das völkerrechtlich verankerte Recht auf Wasser nicht umgesetzt. In den meisten Fällen scheuen sich diese Staaten vor hohen finanziellen Verpflichtungen. Doch in erster Linie sieht die Resolution vor, Bedingungen und nationale Regelwerke für eine Wasser- und Abwasserinfrastruktur zu schaffen, das die Voraussetzung für den Zugang zu sauberem Wasser ermöglicht. Der wirtschaftliche Nutzen ist enorm: Mit jedem investierten US-Dollar in die Wasserversorgung wird ein volkswirtschaftlicher Schaden von 8 US-Dollar vermieden. Deutschland fordert eine intensive völkerrechtliche Anstrengung, um das Menschenrecht auf Wasser global umzusetzen.

    Dafür müssen:

    • der politische Wille eines Staates dies zu erreichen, vorhanden sein und gestärkt werden – Gesetze, Regelwerke und Rahmenbedingungen geschaffen werden.

    • die jeweiligen Staaten dafür sorgen, dass die Wasserversorgung des Landes gewährleistet ist. Dabei wird die Beteiligung privater Unternehmen mit angemessenen Tarifen nicht ausgeschlossen.

    Eine flächendeckende und intakte Wasser- und Abwasserinfrastruktur bringt einem Land:

    • wirtschaftliche Vorteile: Wachstum und Wohlstand entwickeln sich, wenn menschliche Grundbedürfnisse erfüllt sind.

    • weniger Todesfälle: Jährlich sterben rund 1,5 Millionen Menschen an den Folgen von verunreinigtem Wasser

    • mehr Zeit für Arbeit, Ausbildung und Kinderbetreuung. Die Weltgesundheitsorganisation rechnet mit 30 Minuten, die ein Mensch ohne Zugang zu sanitären Einrichtungen täglich aufwendet, um seine Notdurft zu verrichten. Durch den Zeitgewinn, den sanitäre Einrichtungen bewirken, würde eine sechsköpfige Familie in einer Woche 21 Stunden gewinnen. Hochgerechnet sind das 100 Milliarden US-Dollar jährlich, die erwirtschaftet werden, wenn Menschen Zugang zu sauberen Wasser haben.

    • niedrigere Gesundheitskosten.

    In den meisten Ländern, die keinen Zugang zu sauberem Wasser haben, ist das Erreichen des internationalen Ziels kaum zu bewältigen: Es fehlt Geld und das technologische Wissen, um eine Wasser- und Abwasserversorgung zu errichten. Daher wollen EU, Weltbank und Internationaler Währungsfonds die Ziele der Resolution mit Hilfe der Privatwirtschaft erreichen. Mit Public Private Partnership-Modellen, Joint Ventures und Direktinvestitionen aus Industrieländern sollen Risiken minimiert und Investitionssicherheit geboten werden. Das setzt eine Privatisierung oder Teilprivatisierung bereits vorhandener öffentlicher Versorgerbetriebe voraus.

    Formen der Finanzierung

    Wasser gilt politisch als öffentliches Gut, stellt jedoch ökonomisch ein begrenztes Gut (und somit mindestens ein Allmendegut) dar. Staaten steht es offen, ob Wasser- und Abwassersysteme öffentlich bewirtschaftet werden oder von Unternehmen. Einer Studie über die Privatisierung der Wasserversorgung in Manila zufolge, ist die Wasserver- und Abwasserentsorgung in dem Land besser als vor der Privatisierung. Zu Zeiten der öffentlichen Bewirtschaftung der Wasserinfrastruktursysteme belieferte der Staat illegale Siedlungsgebiete nicht mit Wasser. Mit der privaten Bewirtschaftung durch Ondeo/Suez Lyonnaise des Eaux fiel diese Unterscheidung weg: das nichtstaatliche Unternehmen vorsorgt auch die illegalen Siedlungsgebiete. Innerhalb der ersten fünf Jahre wurden 1 Million Menschen mit Wasseranschlüssen versorgt. Positive Effekte: Das Menschenrecht auf Zugang zu sauberem Wasser wird in die Tat umgesetzt. Außerdem fallen mit jedem neuen Wasseranschluss die Wasserpreise. Menschen müssen kein überteuertes Wasser bei einem Händler kaufen, die Korruption wird eingedämmt. Obwohl viele Menschen so Zugang zu sauberem Wasser bekommen, ist es über einen langen Zeitraum nicht gelungen, die hohe Wasseranschlussrate an das rasante Bevölkerungswachstum zu koppeln. Ebenso zeigt die Studie, dass die Zielvorgaben bei der Abwassersituation bis auf einige Pilotprojekte nicht erfüllt wurden.

    Das Bevölkerungswachstum in Bangladeschs Hauptstadt Dhaka steigt überproportional schnell. Die Region um Dhaka ist besonders von Umweltverschmutzungen und einer unzureichenden Wasserversorgung betroffen. Hinzu kommt, dass das Grundwasser des Landes aus geologischen Gründen mit Arsen vergiftet ist und das Leben von rund 35 Millionen Menschen gefährdet. Daher ist Wasser in Bangladesch ein besonders kostbares Gut: Ein Liter kostet dort rund 15 Eurocent. Um eine vierköpfige Familie mit Wasser zu versorgen, sind rund 150 Taka notwendig. Das durchschnittliche Tageseinkommen eines Bengali liegt bei rund 200 Taka (ca. 1,80 Euro). Die Grameen Bank und der französische Umweltdienstleister Veolia haben dort ein Social-Business-Projekt gestartet: Ziel ist es, eine Stadt mit 25.000 Einwohnern Zugang zu sauberem Wasser zu ermöglichen. In einer Wasseraufbereitungsanlage wird verdrecktes Flusswasser in sauberes Trinkwasser verwandelt. Zehn Liter Wasser verkauft Veolia für 1 Taka (ca. 1 Eurocent). Die Anlage kann bis zu 10.000 Liter Wasser in einer Stunde produzieren. Beide Unternehmen betreiben das Projekt kostendeckend, weder Profit noch Kosten sollen dadurch entstehen.

    Nachteile bei einer staatlich gelenkten Bewirtschaftung der Wasserinfrastruktur sind mangelnde Kostendeckung, wenig Flexibilität, kein Wettbewerb und keine Kontrollstrukturen, die Korruption verhindern. Hinzu kommt, dass staatliche Strukturen ineffizienter arbeiten und unzureichende Kenntnisse von Betriebs- und Finanzwirtschaft aufweisen.

    Die Erfahrung zeigt allerdings, dass gerade Korruption durch Privatisierung nicht beseitigt werden kann. Im Gegenteil ist für einige Fälle gut belegt, dass die Privatisierung der Wasserinfrastruktur oder deren Betrieb nur durch Korruption meist kommunaler Amtsträger zustande kam (zum Beispiel für die Stadt Grenoble). Auch das Argument, die private Versorgung wäre effizienter, trifft nur in Sonderfällen, zum Beispiel bei eklatanter Misswirtschaft der öffentlichen Hand, eventuell zu. Normalerweise kommen beim privaten Betreiber zu den Kosten des reinen Betriebs der öffentlichen Einrichtung die zu erzielenden Gewinne und eventuell Finanzierungskosten für den Ankauf der Einrichtung oder den Einstieg als Betreiber hinzu. Water Makes Money zeigt dies auf eindrucksvolle Weise. Mittlerweile haben mehrere Vorzeigestädte die Privatisierung zum Teil aus Kostengründen wieder rückgängig gemacht. Dazu gehören Paris, Berlin und eben Grenoble. Siehe dazu auch das Buch Remunicipalisation von Corporate Europe Observatory (CEO), März 2012, abrufbar im Internet.

    Pflichten staatlicher und nichtstaatlicher Akteure

    • Um das Menschenrecht auf Wasser umzusetzen, müssen sowohl die verantwortlichen Staaten als auch nichtstaatliche Akteure bestimmte Grundsätze beachten.

    • Staaten sollen das Menschenrecht auf Wasser erfüllen, achten und schützen.

    • Staaten sollen das Menschenrecht auf Wasser in anderen Ländern achten und die Pflichterfüllung derer nicht beeinflussen.

    • Mit internationalen Kooperationen sollen andere Länder bei der Umsetzung des Menschenrechts auf Wasser unterstützt werden.

    • Ebenso sollen nichtstaatliche Unternehmen, Privatpersonen und internationale Organisationen das Menschenrecht auf Wasser achten und dazu beitragen, es im Rahmen ihrer Möglichkeiten umzusetzen.

    • Ein Staat verletzt das Menschenrecht auf Wasser, wenn er die zur Verfügung stehenden Ressourcen nicht einsetzt, um eine Wasser-Grundversorgung und sanitäre Einrichtungen zu gewährleisten. Die Wasserinfrastruktursysteme müssen ein nachhaltiges und faires Tarifsystem bieten. Ein Staat darf jedoch keine Bemühungen von Individuen, Gruppen, Unternehmen oder anderen nichtstaatlicher Akteure verbieten.

    Quelle: Seite „Recht auf Zugang zu sauberem Wasser". In: Wikipedia, Die freie Enzyklopädie. Bearbeitungsstand: 29. Dezember 2018, 08:29 UTC. URL: https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Recht_auf_Zugang_zu_sauberem_Wasser&oldid=184156320 (Abgerufen: 4. Februar 2019, 16: 09 UTC)

    4.3 Wasser ist Menschenrecht – Die Sicht der Unicef

    Wasser ist nicht nur elementarer Bestandteil des Lebens – es ist ein Menschenrecht. Umso alarmierender die weltweite Situation: Millionen Menschen leiden unter Wasserknappheit und mangelnder Hygiene. Was sind die Folgen, vor allem für Kinder?

    Zur Weltwasserwoche 2018 sollten wir uns diese 10 Dinge bewusstmachen.

    Der Zugang zu sauberem Wasser und Hygiene ist essentiell für Überleben und Entwicklung – ganz besonders für kleine Kinder. „Wasser und Sanitärversorgung für alle" lautet demnach das sechste der UN-Ziele für nachhaltige Entwicklung (SDGs). Doch davon sind wir weit entfernt. Höchste Zeit, sich einmal ein paar Dinge zum Thema Wasser vor Augen zu führen.

    1. Die Wasserkrise geschieht jetzt!

    2,1 Milliarden Menschen weltweit haben keinen Zugang zu sauberem Wasser. Eine unfassbare Zahl. Rund 884 Millionen Menschen haben noch nicht einmal eine Grundversorgung mit Wasser. Betroffen sind vor allem Menschen oder Familien in den ärmeren Regionen der Welt – und dort vor allem in den ländlichen Gebieten.

    Dabei sind mehr als zwei Drittel der Erde von Wasser bedeckt, allerdings sind nur 0,3 Prozent davon trinkbar. Und dieses Trinkwasser ist zudem sehr ungleich verteilt. Besonders in Afrika, Lateinamerika und Asien herrscht vielerorts dramatische Wasserknappheit.

    Eine Besserung ist momentan nicht in Sicht. Laut aktuellem UN-Weltwasserbericht könnte bis 2050 die halbe Weltbevölkerung vom Mangel an sauberem Wasser betroffen sein. Der Bericht plädiert für „grüne" Lösungen – etwa natürliche Wasserkreisläufe, die für die Wasserversorgung genutzt werden sollten. Wann findet ein echtes Umdenken statt?

    2. Wasser muss nicht nur sauber, es muss „sicher" sein.

    Hier bei UNICEF wird von „sicherem" Wasser gesprochen, wenn es für die Menschen in der Nähe ihres Zuhauses zugänglich, bei Bedarf verfügbar und natürlich frei von Verunreinigungen ist.

    Nur dann können sich Familien darauf verlassen, dass ihre Gesundheit nicht gefährdet ist. Was nützt es, wenn es zwar Wasser in der Nähe gibt, es aber aus einem verschmutzten Fluss kommt und voller Krankheitserreger steckt?

    So ist die Situation etwa für Baraka aus dem Südsudan. Mit seiner Mutter und seinen Geschwistern lebt der 5-Jährige am Stadtrand der Hauptstadt Juba. Im Bürgerkrieg wurden Wasserstellen und Brunnen gezielt beschädigt und zerstört. Die einzige Alternative für die Familie: Wasser aus einem nahegelegenen Fluss holen. Verschmutztes Wasser, dass mit Keimen und Bakterien verunreinigt sein und zu Krankheiten führen kann.

    3. Ohne Wasser und Hygiene verbreiten sich Krankheiten besonders schnell.

    Verschmutztes Wasser aus Flüssen ist ein Problem – ein weiteres ist mangelnde Hygiene. 4,5 Milliarden Menschen nutzen keine sicheren Sanitäranlagen. Dazu gehört etwa eine Toilette, die dafür sorgt, dass Menschen nicht in Kontakt mit den Ausscheidungen kommen, und ein System, das die Ausscheidungen sicher entsorgt.

    Krankheiten können sich sonst schnell ausbreiten – eine tödliche Gefahr für kleine Kinder. Auch hier ist der Südsudan ein mahnendes Beispiel: Ein Cholera-Ausbruch hatte dort seit dem Sommer 2016 über 400 Todesopfer gefordert.

    In der Regenzeit drohen weitere Ausbrüche: Überflutungen verschmutzen die Wasserquellen, viele sanitäre Anlagen sind in schlechtem Zustand – oder gar nicht erst vorhanden. Deshalb setzen wir uns mit der „Keep it zero!"-Kampagne dafür ein, dass die Zahl der Cholera-Fälle bei Null bleibt.

    4. „Open defecation" ist weiter verbreitet, als man denkt.

    Hierzulande praktisch undenkbar, in vielen Regionen der Welt Alltag: Über 892 Millionen Menschen praktizieren den Stuhlgang im Freien. Sie verfügen also noch nicht einmal über eine einfache Toilette, sondern verrichten ihre Notdurft am Straßenrand, auf Feldern oder im Gebüsch.

    Wie kann man das ändern? Unter anderem durch Aufklärung: UNICEF kümmert sich beispielsweise in ländlichen Dorfgemeinschaften nicht nur um Ausbau und Wartung der Wassersysteme oder den Bau von Latrinen, sondern schult auch so genannte „Wasserkomitees".

    Die Mitglieder der Komitees informieren andere Dorfbewohner dann beispielsweise über einfache Hygienepraktiken oder die Gefahr von Krankheiten. Oder sie überprüfen die Qualität des vorhandenen Trinkwassers.

    5. Wie immer: Die Kinder sind am meisten gefährdet.

    Noch immer gehören der Mangel an sauberem Wasser und Hygiene zu den häufigsten Todesursachen bei Kindern unter fünf Jahren. Jeden Tag sterben mehr als 700 Kinder an vermeidbaren Krankheiten wie etwa Durchfall, die durch verunreinigtes Wasser oder mangelnde Hygiene hervorgerufen wurden.

    Dabei ist Hygiene einer der einfachsten und kostengünstigsten Wege, um lebensgefährliche Krankheiten zu verhindern. Die Kinder auf den Philippinen haben nach dem großen Taifun 2013 gelernt, beim Händewaschen mit Seife zweimal „Happy Birthday" zu singen – das ist genau die richtige Zeit, um gefährliche Krankheitserreger zu beseitigen. Ein wichtiger Hinweis, denn in einigen der ärmsten Regionen der Erde ist Händewaschen nicht selbstverständlich.

    6. Unzählige Babys werden unter unhygienischen Bedingungen geboren.

    Rund 35% der Krankenhäuser und Gesundheitszentren weltweit verfügen nicht über fließendes Wasser und Seife zum Händewaschen. 19% haben keine einfachen Toiletten. Unter solchen Umständen sind sichere Geburten kaum möglich. Und Hygiene ist rund um die Geburt lebenswichtig. Wird beispielsweise die Nabelschnur mit einem nicht sterilen Gegenstand durchtrennt, kann das Baby Gefahr laufen, sich mit einer lebensbedrohlichen Krankheit wie Tetanus zu infizieren.

    In Notsituationen ist die Lage besonders dramatisch: Als zum Beispiel 2015 zwei schwere Erdbeben Nepal erschütterten, wurden unter anderem viele Krankenhäuser und Geburtszentren zerstört – in einigen Regionen sogar rund 70 Prozent der Geburtszentren. UNICEF richtete Gesundheitsstationen und Notunterkünfte ein, wo Mütter ihre Babys sicher und unter hygienischen Bedingungen auf die Welt bringen konnten.

    7. Wassermangel verhindert Schulbildung.

    Wenn Kinder täglich lange Wege gehen müssen, um Wasser für die Familie zu holen, verpassen sie oft die Chance, zur Schule zu gehen. Gerade für Kinder ist dies wertvolle Zeit, in der sie nicht Kind sein und nicht lernen können. So ergeht es zum Beispiel Aysha aus Äthiopien. Dies ist ein Tag in ihrem Leben…

    Hinzu kommt: Wenn Schulen kein sicheres Trinkwasser und keine Toiletten haben, können Kinder nicht in einer angemessenen Umgebung lernen. Und Mädchen bleiben während ihrer Menstruation häufig lieber zu Hause.

    Weltweit haben nur etwa 69% der Schulen grundlegenden Zugang zu Trinkwasser, und nur 66% haben sanitäre Anlagen. Rund 900 Millionen Kinder haben an ihrer Schule keinen Zugang zu Hygiene. Besonders betroffen sind die afrikanischen Länder südlich der Sahara.

    8. Der Klimawandel macht es noch schlimmer.

    Das sich verändernde Klima sorgt dafür, dass noch mehr Wasserquellen vertrocknen oder verschmutzt werden. Bis 2040 werden 600 Millionen Kinder in Gebieten leben, die von extremer Trockenheit betroffen sind – wenn wir nicht bald handeln!

    Das globale Wetterphänomen El Niño hat uns in den vergangenen Jahren vorgeführt, welche Auswirkungen der Klimawandel haben kann. Insbesondere die Länder des östlichen und südlichen Afrika wurden mit voller Wucht getroffen: Extreme Trockenheit und Dürre wechselten sich mit sintflutartigen Regenfällen ab.

    9. In Konflikten und Krisen haben Kinder doppelt so häufig keinen Zugang zu Wasser.

    Weltweit benötigen rund 117 Millionen Menschen in Notsituationen dringend sauberes Wasser. Ein besonders eindringliches Beispiel ist der Bürgerkrieg in Syrien. Jahrelange Kämpfe haben dort tiefe Spuren hinterlassen: Die Wasserversorgung ist in vielen Orten zusammengebrochen, Millionen Menschen sind betroffen.

    UNICEF bekämpft den Wassermangel in Syrien mit Notlieferungen auf Trucks sowie dem Bau und der Reparatur von Brunnen und Infrastruktur. Tagtäglich versorgen unsere Kollegen die Kinder in den zerstörten Städten und Flüchtlingsunterkünften mit sauberem Wasser. Ein besonderes Anliegen ist der Wiederaufbau der dauerhaften Wasserversorgung von Schulen.

    Vgl. https://www.unicef.de/informieren/aktuelles/blog/weltwasserwoche-2018-zehn-fakten-ueber-wasser/172968

    4.4 Wir müssen mehr tun!

    Die Zahlen und Fakten machen deutlich: Die Welt ist noch nicht auf dem richtigen Weg, um das sechste der UN-Ziele für nachhaltige Entwicklung zu erreichen: „Wasser und Sanitärversorgung für alle".

    UNICEF arbeitet bereits auf höchster politischer Ebene und fordert Regierungen dazu auf, ihre Verpflichtungen zur Verbesserung des Zugangs zu Wasser und Hygiene einzuhalten und zu bekräftigen. Außerdem sollte die

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