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Bilanz Niedergang und die Angst des Weißen Manns: Teil 1: Grundwissen
Bilanz Niedergang und die Angst des Weißen Manns: Teil 1: Grundwissen
Bilanz Niedergang und die Angst des Weißen Manns: Teil 1: Grundwissen
eBook931 Seiten11 Stunden

Bilanz Niedergang und die Angst des Weißen Manns: Teil 1: Grundwissen

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Über dieses E-Book

Der weiße Mann hat jahrhundertelang durch Kriege, Kolonialisierung und Expansion andere Ethnien unterworfen, versklavt oder ausgeplündert. Damit hat er sich militärisch, gesellschaftlich, wirtschaftlich, kulturell einen Vorsprung erarbeitet. Aufgrund seiner Hegemonie zwang er dem Rest der Welt seine Moralvorstellungen und Normen auf.

Zur Rechtfertigung des Anspruchs auf die die ganze Welt bedient der weiße Mann sich vor allem der Religion als Instrument der Machtgewinnung. Er hat sich auch Wissenschaft und Forschung anderer Kulturen zunutze gemacht. Die daraus resultierenden Erfolge und der technologische Vorsprung wiederum förderten die Hegemonie und die Weiterentwicklung seiner politischen und wirtschaftlichen Systeme. Seine Überlegenheit wurde perfide mit angeblichen Rassenunterschieden begründet.

Der weiße Mann hat schon immer behauptet, gegenüber anderen Ethnien ethisch-moralisch überlegen zu sein. Wenn das so sein sollte, dann muss er sich zumindest insgeheim auch des Unrechts bewusst sein, das er begangen hat und immer noch begeht. Und er muss auch damit rechnen, dass diejenigen, die er unterdrückt, beraubt und vernichtet hat, ihm die Rechnung aufmachen und Vergeltung oder zumindest einen größeren Anteil an den Reichtümern der Welt fordern.

Instinktiv jedoch ist der weiße Mann nicht bereit, etwas von seiner Vormachtstellung abzugeben.

Der Autor versucht eine Antwort auf die Frage zu finden, warum und mit welchem Recht gerade der weiße Mann sich derart rücksichtslos, räuberisch und mörderisch gegenüber anderen Ethnien der Welt verhalten hat und teilweise immer noch verhält.

Der Autor beschreibt in der Trilogie zu dieser Thematik wie die Hegemonie des weißen Manns entstehen konnte , welche Bilanz der weiße Mann gegenüber den anderen Ethnien vorzuweisen hat und auch den beginnenden Niedergang und die Ängste des weißen Manns. Der vorliegende erste Teil behandelt die Grundlagen dieser Thematik.
SpracheDeutsch
Herausgebertredition
Erscheinungsdatum27. Okt. 2021
ISBN9783347426405
Bilanz Niedergang und die Angst des Weißen Manns: Teil 1: Grundwissen
Autor

Michael Ghanem

Jahrgang 1949, Studium zum Wirtschaftsingenieur, Studium der Volkswirtschaft, Soziologie, Politikwissenschaft, Philosophie und Ethik. Arbeitete jahrelang bei einer internationalen und einer europäischen Organisation sowie in mehreren internationalen Beratungsunternehmen – dabei 5 Jahre als Projektcontroller einer internationalen Institution für Wasserprojekte (davon ca. 300 in Afrika). Im Zusammenhang mit seiner Tätigkeit in der Reorganisation und Umstrukturierung von großen Konzernen, Ministerien, Verwaltungen sowie seinen Erfahrungen im Controlling der Politik, weltweit, in Europa und in Deutschland, hat er miterlebt, wie viele Fehler durch Leichtsinn und mangelnde Professionalität der wirtschaftlichen und politischen Elite tagtäglich vorkommen, deren Preis wir alle bezahlen. Er hat außerdem erlebt, wie viel Frustration bei seinen beruflichen Mitstreitern und einem zunehmenden Teil der Bevölkerung vorhanden ist. Zudem beobachtet er mit Sorge, dass durch das verordnete Mainstream-Denken ein immer größerer Teil der Bevölkerung sich von der Demokratie abwendet. Nach dem Eintritt in den Ruhestand hat er sich zum Ziel gesetzt, diese Erfahrungen und Kenntnisse zu Papier zu bringen, um das kritische Denken seiner Mitbürger zu fördern. Sein Motto ist: „Die Gedanken sind frei“ Er ist Autor von mehreren Werken, u.a. „Ich denke oft…. an die Rue du Docteur Gustave Rioblanc – Versunkene Insel der Toleranz” „Ansätze zu einer Antifragilitäts-Ökonomie“ „2005-2018 Deutschlands verlorene 13 Jahre, Teile 1 bis 13“ „Eine Chance für die Demokratie“ „Deutsche Identität – Quo vadis?“ „Sprüche und Weisheiten“ „Nichtwähler sind auch Wähler“ „AKK – Nein Danke!“ „Afrika zwischen Fluch und Segen Teil 1: Wasser“ „Deutschlands Titanic – Die Berliner Republik“ „Ein kleiner Fürst und eine kleine blaue Sirene“ „21 Tage in einer Klinik voller Narren“ „Im Würgegriff von Bevölkerungsbombe, Armut, Ernährung Teil 1“ „Im Würgegriff von Rassismus, Antisemitismus, Islamophobie, Rechtsradikalismus, Faschismus, Teil 1“ „Im Würgegriff der politischen Parteien, Teil 1“ „Die Macht des Wortes“ „Im Würgegriff des Finanzsektors, Teil 1” „Im Würgegriff von Migration und Integration“ „Weltmacht Wasser, Teil 1: Die Bilanz 2019“ „Herr, vergib ihnen nicht! Denn sie wissen, was sie tun“

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    Buchvorschau

    Bilanz Niedergang und die Angst des Weißen Manns - Michael Ghanem

    1. Vorwort

    Mit dem Begriff des weißen Manns bezeichnen die Völker, die keine weiße Hautfarbe haben, vor allem die Europäer incl. dem europäischen Teil von Russland, den Bevölkerungsteilen in Nordamerika sowie in Mittel- und Südamerika, die ursprünglich aus Europa stammen oder im 19. Und 20. Jahrhundert aus Europa immigriert sind.

    Seit über 3000 Jahren beherrscht der sogenannte „weiße Mann" große Teile der Menschheit und vor allem auch andere Ethnien. Der weiße Mann unterliegt einem tödlichen Irrtum, wenn er immer noch glaubt, von einer besonderen Rasse zu sein. Denn der größte Teil der Menschheit stammt aus Afrika und war ursprünglich dunkelhäutig. Lediglich durch Anpassung an die geänderten Lebensgrundlagen hat sich die weiße Haut gegenüber der dunklen Haut in Europa und anderen Regionen der Nordhalbkugel herausgebildet und durchgesetzt. Jedoch redet man hierbei nicht von einer Mutation.

    Dieser weiße Mann hat seit 3000 Jahren durch Kriege, Überfälle und Expansion andere Ethnien unterworfen, versklavt oder ausgeplündert. Der größte Teil des heutigen Vorsprungs des weißen Manns gegenüber anderen Ethnien beruht auf Ausplünderung, Diebstahl und Unterwerfung von anderen Völkern in allen Lebensbereichen. Damit hat sich der weiße Mann militärisch, gesellschaftlich, wirtschaftlich, kulturell in erheblichem Maße einen Vorsprung erarbeitet, der letztendlich auf der Unterdrückung von anderen Völkern basiert.

    Er hat damit eine Hegemonie in allen wesentlichen Bereichen der Erde erlangt. Basierend auf seiner Hegemonie zwang er dem Rest der Welt seine Moralvorstellungen und Normen in allen Bereichen der Gesellschaft auf und so wurden diese festgeschrieben und zum Allgemeingut für die ganze Welt erklärt.

    Zur Rechtfertigung des Anspruchs auf die die ganze Welt bedient der weiße Mann sich der Religionen und Kirchen als Instrumente der Machtgewinnung oder des Machterhalts. Er hat sich zudem der Ergebnisse von Wissenschaft und Forschung anderer Kulturen bedient und deren Weiterentwicklung betrieben. Die daraus resultierenden Erfolge und der technologische Vorsprung wiederum förderten die Hegemonie und die Weiterentwicklung seiner politischen Systeme. Der weiße Mann hat dabei versucht, diese Entwicklungen durch angebliche Rassenunterschiede zu rechtfertigen und der Bewertung bzw. Klassifizierung von Rassen, die auf physischen Eigenschaften der Menschheit basieren sollen.

    Der Autor versucht vor allem eine Antwort auf die Frage zu finden, warum und mit welchem Recht gerade der weiße Mann sich derart rücksichtslos, räuberisch und mörderisch gegenüber anderen Ethnien der Welt verhalten hat und teilweise immer noch verhält. Bei diesen findet man in ihrer Geschichte kein vergleichbares Verhalten. Allerdings kann man heute beobachten, dass andere Völker diese Verhaltensweisen übernehmen.

    Der weiße Mann hat schon immer behauptet, gegenüber anderen Ethnien ethisch-moralisch überlegen zu sein. Wenn das so sein sollte, dann muss er sich zumindest insgeheim auch des Unrechts bewusst sein, das er begangen hat und immer noch begeht. Und er muss auch damit rechnen, dass diejenigen, die er unterdrückt, beraubt und vernichtet hat, ihm die Rechnung aufmachen und Vergeltung oder zumindest einen größeren Anteil an den Reichtümern der Welt fordern. Instinktiv jedoch ist der weiße Mann nicht bereit, etwas von seiner Vormachtstellung abzugeben.

    Denn der weiße Mann wird zurzeit zunehmend durch die anderen Ethnien infrage gestellt und diese verlangen immer mehr den gerechten Anteil an Ressourcen dieser Welt. Hinzu kommt, dass die Anteile der anderen Ethnien an der Weltbevölkerung mittel- und langfristig den Anteil des weißen Manns erheblich übersteigen werden.

    Über das Ende des „alten weißen Mannes wird heutzutage heftig diskutiert und dem „alten weißen Mann wird von den Wortführern dieser Diskussion die Existenzberechtigung abgesprochen.

    Ziel dieser Trilogie ist es aufzuzeigen, dass die Hegemonie des weißen Manns gefährdet ist und vor allem aufzuzeigen, welche Bilanz der weiße Mann gegenüber den anderen Ethnien vorzuweisen hat.

    Im ersten Teil der Trilogie wird zunächst eine historische und systematische Übersicht über das Phänomen des weißen Manns vermittelt.

    Um die Entwicklung des weißen Mannes zu verstehen, der über 3000 Jahre lang die Hegemonie auf 90 % der Welt hatte, so muss man die verschiedenen Bausteine erkennen, die diese Hegemonie gefördert haben. Deswegen hat sich der Autor im 1. Teil der Trilogie dazu entschieden, das Grundwissen darüber in verschiedenen Facetten darzustellen.

    Eine oftmals unterschätzte Kraft, die den weißen Mann angetrieben hat und die er zur Begründung seines Tuns benutzt hat, sind seine Überzeugungen und Ideologien.

    Dies gilt vor allem für den Bereich der religiösen Grundpfeiler und deren Entwicklung. Es ist wichtig, die Rolle der Religionen in verschiedenen Phasen der Geschichte für den weißen Mann und ihre Auswirkungen auf andere Ethnien zu verstehen.

    Eine weitere wichtige Rolle spielen Unterwerfung und Versklavung der Menschen zum Nutzen des weißen Mannes. Die Ausbeutung von anderen Ethnien und anderen Teilen der Welt soll hier möglichst neutral dargestellt werden.

    Alle diese Gesichtspunkte werden bewusst neutral dargestellt.

    Im zweiten Teil wird die Bilanz des weißen Manns in den wichtigen Bereichen des Lebens dargestellt und eine kritische Bewertung vorgenommen.

    Im dritten Teil der Trilogie wird auf die Problematik des Niedergangs und auf die Ängste des weißen Manns eingegangen.

    Hier soll aufgezeigt werden, dass ein schleichender Niedergang der Gesellschaften und der Position des weißen Manns in der Welt kaum aufzuhalten ist. Gleichwohl wird der weiße Mann auch gegenüber anderen Ethnien auch zukünftig noch eine wesentliche Rolle auf der Erde spielen. Allerdings sind schon heute Reaktionen auf diese Entwicklung und subjektive Angstgefühle in den Gesellschaften des weißen Manns festzustellen und die damit verbundenen Konsequenzen sind kaum zu rechtfertigten.

    Der Autor versichert, dass für das Zustandekommen dieser Trilogie vor allem im ersten Teil ausschließlich das allgemein verfügbare und notwendige Grundwissen verwendet wird, damit letztendlich die Bilanz des weißen Manns überhaupt erstellt und verstanden wird.

    Der Autor versichert weiter, dass er für das Zustandekommen dieser Trilogie keinerlei Informationen aus seiner früheren beruflichen Tätigkeit verwendet, sondern lediglich auf die öffentlich zugänglichen Informationen zugegriffen hat.

    2. Grundwissen

    2.1 Vorbemerkung

    In diesem Abschnitt wird vor allem die Entstehung der Religionen in der Geschichte und ihr Einfluss auf die Entwicklungen der Gesellschaften dargelegt sowie ihr Aufstieg und Niedergang und die Bedeutung für die Entwicklung des weißen Manns. Des Weiteren wird die Rolle der Kirchen und der durch sie betriebene Missionierung anderer Völker sowie die Bekämpfung anderer Religionen eine Rolle spielen. Die unsägliche Rolle insbesondere der katholischen Kirche gegenüber anderen Ethnien ist bis heute in den gesellschaftlichen und sozialen Fehlentwicklungen erkennbar.

    2.2 Religionen

    In den nächsten Abschnitten werden die Religionen skizziert, die die Entwicklung des weißen Manns geprägt haben. Die Ideen und Grundstrukturen der „modernen" Religionen und Weltanschauungen finden sich schon im alten Ägypten, im Orient mit Konfuzius, im Vorderen Orient mit Zarathoustra und auch bei den Göttern der Griechen und Römer. Judentum, Christentum und Islam als Religionen des weißen Manns sind ohne diese Ursprünge nicht erklärbar.

    Und auch die Kultur des weißen Mannes wird im höchsten Maß von diesen Religionen, Mythen, Philosophien und Kulturen geprägt.

    Findet man schon in diesen Religionen Gründe für die vom weißen Mann behauptete und in Anspruch genommene Überlegenheit?

    2.2.1 Altägyptische Religion

    Die altägyptische Religion war eine der großen antiken polytheistischen Religionen des Mittelmeerraums. Sie ist belegt von der Frühzeit der Herausbildung des pharaonischen Staates, in der letzten Hälfte des 4. Jahrtausends v. Chr., bis in die Zeit der römischen Herrschaft, als sie vom Christentum verdrängt und schließlich von den römischen Kaisern verboten wurde.

    Einführung

    Durch die Austrocknung der nordafrikanischen Wüsten wurden die Jäger- und Sammlerkulturen in Ägypten als Ackerbau treibende Bauern sesshaft. Ihre wüsten-nomadische Totem - Religion traf auf die einheimische Bauernreligion und vermischte sich mit dieser.

    Wie in vielen alten Kulturen existierte auch im prädynastischen Ägypten in fast jedem Dorf der Glaube an einen oder mehrere unterschiedliche Götter. Durch den Zusammenschluss zu kleinen Teilreichen verbreitete sich auch die jeweilige Religionskultur zwischen verschiedenen Dörfern und Gegenden und es bildete sich ein zusammenhängendes Konglomerat mit den verschiedensten religiösen Ansichten. Maßgebend für die altägyptische Religion war der den Lebensrhythmus bestimmende Nil. Die jährliche Nilschwemme war ein wichtiges Ereignis, da sie den fruchtbaren Nährboden für erfolgreiche Ernten in die Ebene spülte. Die Schwemme ließ sich über die Stellung der Gestirne am Himmel ungefähr bestimmen, was ägyptische Gelehrte dazu brachte sich mit der Astronomie zu beschäftigten, welche dadurch auch Einfluss auf die Religion nahm.

    Gliederung

    Die altägyptische Religion hatte eine starke zeitliche, räumliche und soziale Gliederung.

    Zeitliche Veränderungen

    In den mehr als dreieinhalb Jahrtausenden ihrer Existenz hat sich die Religion verändert und weiterentwickelt, aber nie einen so starken Bruch erfahren, dass sie ihre Identität verloren hätte. Eine Ausnahme stellt die Regierungszeit Echnatons dar, die aber im Gesamtkontext nur einen relativ kurzen Abschnitt darstellt.

    Räumliche Gliederung

    Trotz der starken Zentralisierung des pharaonischen Staates gab es im ganzen Land regionale und lokale Kulte. In den Provinzstädten waren Stadtgötter dominant, die für die jeweilige Bevölkerung jeweils als „höchster aller Götter" angesehen wurden und für die regionale Identität der Bevölkerung wichtig waren. Diese Stadtgötter spielten teilweise auf der Ebene des Gesamtreiches nur eine untergeordnete Rolle. Im Zuge einer Verlegung der königlichen Residenz konnte der örtliche Stadtgott der neuen Residenz landesweite Bedeutung erlangen. So verdankt der thebanische Gott Amun seinen Aufstieg zum Reichsgott der Verlegung der Residenz nach Theben. Eine vergleichbare Bedeutung hatte jedoch Ptah, Lokalgott der alten Residenz Memphis, nicht erlangen können. Einige Ortschaften erreichten wiederum nur durch die landesweite Bedeutung ihres Stadtgottes eine herausragende Stellung, so Heliopolis als Stadt des Re und Abydos als Stadt des Osiris.

    Soziale Schichtung

    Neben den offiziellen Staatskulten, in denen die Elite des Staates kosmisch wirksame Götter (Amun, Re, Osiris, Isis, Thot und andere) verehrte, gab es offensichtlich noch eine Religion des einfachen Volkes, in der spezielle niedere Götter verehrt wurden, die für die Aufrechterhaltung des Alltagslebens und der persönlichen Gesundheit der Menschen und ihrer Familien zuständig waren. Darstellungen dieser Götter (etwa Taweret und Bes) sind meist in Form von Kleinplastiken und Amuletten erhalten.

    Charakterisierung

    Siegfried Morenz charakterisiert die altägyptische Religion als:

    • gewachsene Religion (im Gegensatz zu einer gestifteten Religion),

    • Kultreligion (im Gegensatz zu einer Buchreligion) und

    • Nationalreligion (im Gegensatz zu einer Weltreligion).

    Tatsächlich gibt es kein Stiftungsdatum der altägyptischen Religion, die vermutlich aus verschiedenen afrikanischen Kulten – ähnlich wie der altägyptische Staat – langsam zusammengewachsen ist. Typisch ist auch die ständige Weiterentwicklung. Es gab in dieser Religion keine geoffenbarten kanonischen Texte, die für alle Zeiten festgeschrieben und unveränderlich waren. Religiöse Texte wie Hymnen, Gebete und Jenseitsführer wurden zu allen Zeiten neu verfasst und ständig weiterentwickelt. Diese Texte wurden oftmals bei Kulthandlungen und Ritualen rezitiert. Der altägyptischen Religion konnte man auch nicht „beitreten" oder sich persönlich zu ihr bekennen, zumindest nicht im Alten und Mittleren Reich. Die Religion wurde vom König und seinen staatlichen Institutionen aufrechterhalten, die Ägypten als den Kosmos betrachteten und das Ausland als (Übergang zum) Chaos, das zur Sicherung des Lebens und der staatlichen Ordnung von Ägypten ferngehalten werden musste. Aus diesem Grund standen die alten Ägypter Ausländern grundsätzlich ablehnend und misstrauisch gegenüber.

    Jan Assmann (1984) rechnet mit drei „Dimensionen der Gottesnähe", mit deren Hilfe er die Eigentümlichkeiten der altägyptischen Religion im kulturellen Vergleich umreißt:

    • die kultische,

    • kosmische und

    • mythische Dimension.

    Nach Assmann ist für die altägyptische Religion die weitgehende Abwesenheit verschiedener Dimensionen der religiösen Erfahrung typisch. Dazu gehören:

    • Rausch, Trance, Ekstase, Schamanismus;

    • Mystik, Meditation, Versenkung;

    • Geschichte und persönliches Schicksal.

    Die geschichtliche oder politische Dimension der Religion, also das Eingreifen eines Gottes in Belange des menschlichen Zusammenlebens (Politik, Rechtsprechung) sowie die „persönliche Frömmigkeit, also die selbstständige Hinwendung des menschlichen Individuums zu einem Gott und die persönliche Heilserwartung an einen Gott, waren der altägyptischen Religion zumindest im Alten und Mittleren Reich fremd. Erst im Neuen Reich ab der 18. Dynastie gab es erste Entwicklungen in diese Richtung, die durch die Reformen des Echnaton kurzfristig zurückgedrängt wurden. Nach deren Scheitern entwickelte sich das politische Eingreifen religiöser Institutionen und die „Persönliche Frömmigkeit zu einem Merkmal der altägyptischen Religion, besonders in der Ramessidenzeit.

    Kult

    Kult als staatliche Funktion

    Durch den Kult gewann der Gott im alten Ägypten eine lokale Dimension. Er wurde fassbar und diesseitig. Dadurch bekam die Religion auch eine politische Bedeutung, denn durch die Ausübung des Kultes legitimierte sich der König als Mittler zu den Göttern. Er sorgte dafür, dass die kosmische Ordnung und die irdische Gerechtigkeit (Maat) eingehalten wurden, denn als irdische Verkörperung des auf Erden herrschenden Gottes Horus („Horus der Lebenden") konnte er mit den Göttern verkehren. Überregional bedeutende Reichsgötter wurden in Reichstempeln (nicht nur in der jeweiligen Residenz) mit dem Zwecke der Erhaltung der kosmischen Ordnung und des staatlichen Gefüges verehrt. Die Existenz von Stadtgöttern beruhte auf der Vorstellung einer territorialen Herrschaft der Götter.

    Prinzipiell war der Kult im alten Ägypten kein Handeln der Menschen an den Göttern oder für die Götter, sondern ein Handeln der Götter untereinander. Aus diesem Grund war der König auch als irdische Manifestation des Gottes Horus der einzige Mensch, der den Kult ausüben konnte.

    Kultpraxis

    In der Praxis ließ sich der König bei den Kulthandlungen von speziellen Beauftragten, den Priestern, vertreten. Kulthandlungen wurden in der Regel delegiert. Dabei war es aber extrem wichtig, dass die Priester für diese Aufgabe die notwendigen kultischen Reinheitsgebote penibel einhielten. Zu vielen Kulthandlungen gehörten auch dreimal täglich kultische Servierung fetter Speisen, welche hernach von den Priestern und ihren Familien verzehrt wurden, allerdings mit den üblichen Folgeerscheinungen.

    Die meisten Priester, insbesondere die untergeordneten Dienstgrade, übten ihren Dienst nicht in Vollzeit aus, sondern waren nur einen Teil des Jahres im Tempel tätig. Ganze Mannschaften („Phylen") wechselten sich dabei ab und gingen die meiste Zeit des Jahres anderen Tätigkeiten nach. Priester zu sein, war im alten Ägypten begehrt, der Status war mit einer guten Entlohnung (in Naturalien) und erheblichen Privilegien verbunden.

    Götterkulte

    Die wichtigsten Kulte waren die Götterkulte in den Tempeln, die es im ganzen Land gab und die ausschließlich im Auftrag des Königs gebaut werden konnten. Dies war im alten Ägypten der Versuch, die Götter auf die Erde, also in die menschliche Welt, zu holen, damit sie im Sinne der Menschen beeinflusst und günstig gestimmt werden konnten. Der Tempel war somit eine irdische Wohnung für den Gott. Zentrum eines Tempels war das Gottesbild, das im Allerheiligsten aufgestellt war, einem Schrein, zu dem nur die höchstrangigen Priester Zutritt hatten. Nach ägyptischer Auffassung wohnte der Gott tatsächlich in diesem Gottesbild ein und konnte so in Interaktion mit der Welt der Menschen treten. Dass ägyptische Götter in verschiedenen Tempeln gleichzeitig Statuen haben konnten, teilweise auch eine stationäre und eine andere für Prozessionen oder Reisen (Amun des Weges) oder gar noch ganz andere Manifestationen aufweisen konnten, war für den antiken Ägypter kein Widerspruch, sondern gehörte zu den anerkannten Fähigkeiten der Götter.

    Der Kult in einem Göttertempel orientierte sich am Alltagsleben eines Herrschers in seinem Palast und wurde oft rund um die Uhr inklusive Nachtwachen durchgeführt. Das einfache Volk hatte praktisch keinen Zugang zum Tempel und war von diesem Kult im Wesentlichen ausgeschlossen. Zentrum war das Götterbild, meist eine aus sehr wertvollen Materialien gefertigte Statue. Sie stand in einem Schrein, der morgens vom zuständigen Priester geöffnet wurde. Danach wurden verschiedene rituelle Handlungen an der Statue vorgenommen, die den morgendlichen Handlungen eines Menschen nachempfunden waren.

    Jeder Gott hatte seinen eigenen Tagesablauf. Dazu kamen Jahresereignisse, wie bestimmte Feste, bei denen der Gott auch seinen Tempel verlassen und zum Beispiel Besuche in anderen Tempeln vornehmen konnte (wie beim „Opet-Fest" in Karnak/Luxor). Dazu wurde der Schrein mit dem Gottesbild von den Priestern wie in einer Sänfte getragen. Längere Wege legte der Gott – wie bei vornehmen Ägyptern üblich – mit dem Schiff zurück. Dafür standen prunkvoll ausgeführte Gottesbarken zur Verfügung. Diese seltenen Gelegenheiten, dem Gotte nahe zu sein, wurden vom Volke, das in Massen an diesen Veranstaltungen teilnahm, begeistert begrüßt. Derartige Feste waren große Ereignisse im religiösen Leben der Ägypter.

    Totenkulte

    Daneben gab es die Totenkulte für die verstorbenen Könige, aber im Laufe der Geschichte zunehmend aufwändiger auch den Totenkult für die nichtköniglichen Verstorbenen. Auch hier spielte eine Statue des Verstorbenen, der Opfergaben dargebracht wurden, eine wichtige Rolle. Grabanlagen und Totenkulte wurden vom König gewährt, also an seine Beamten verliehen, wobei die Ausstattung nach Leistung und Bedeutung der jeweiligen Person gestaffelt war. Durchgeführt wurden diese privaten Totenkulte durch die Familien der Verstorbenen unter der Leitung des ältesten Sohnes.

    Kultstätten

    Der klassische Götterkult wurde im alten Ägypten in einem Göttertempel durchgeführt, für dessen Architektur sich im Laufe der Zeit ein Standard entwickelte. Ein altägyptischer Tempel war von vorn nach hinten gestaffelt, wobei die vorderen Architekturelemente hoch, groß und hell waren und die hinteren immer niedriger, enger und dunkler wurden. Auch war der Zugang zu den Höfen und Räumen immer strenger geregelt, je weiter man in den Tempel vordrang. Das Allerheiligste (Sanktuar), also der Raum mit dem Schrein für die Götterstatue, befand sich sehr nahe der Rückwand des Tempels und durfte nur von sehr wenigen Personen betreten werden.

    Die Front eines Tempels bildete spätestens seit dem Neuen Reich der so genannte Pylon, ein Architekturelement, das die Funktionen von Türmen, Mauer und Tor in sich vereinte. Im Prinzip war ein Pylon eine zweiteilige Frontmauer mit geböschten Seiten. In der Mitte befand sich ein niedrigeres Tor, das begehbar war und auf dem Rituale stattfinden konnten. Vor dem Pylon standen Flaggenmasten, teilweise Obelisken oder Kolossalstatuen. Pylone bildeten auch die Fronten der nachfolgenden Räume und Höfe, so dass ein großer Tempel durchaus mehrere, nach hinten kleiner werdende Pylone aufwies. Architekturgeschichtlich war es meist so, dass Herrscher Zusatzbauten bei Tempeln vorne ansetzten und dabei größer und höher als die existierenden Tempelteile bauen mussten.

    Die Pylone waren mit Bildern und Texten versehen, beliebteste Motive waren das Überreichen des Schlachtschwertes an den König durch einen Gott oder das Erschlagen der Feinde durch den König. Diese Abwehrsymbolik verstärkte den festungsartigen Charakter, der für viele Tempel typisch war.

    Die wichtigsten und bekanntesten Tempel Ägyptens – teils wegen ihres vergleichsweise guten Erhaltungszustandes – sind der Karnak-Tempel, der Luxor-Tempel sowie die Tempel von Abu Simbel und Dendera.

    Bedeutende Verehrungsstätten altägyptischer Könige sind der Totentempel der Königin Hatschepsut von Deir el-Bahari, der Totentempel des Ramses III. in Medinet Habu und das Ramesseum von Ramses II.

    Wichtige Kultstätten der Ptolemäer-Zeit aus den letzten Jahrhunderten vor Christi Geburt sind die Tempel von Edfu, Kom Ombo und Esna. Diese späten Tempel sind am besten erhalten und können als einzige dem modernen Besucher einen geschlossenen Raumeindruck vermitteln, da auch teilweise die Deckenkonstruktion noch vorhanden ist.

    Kosmos

    Im Gegensatz zu den von Menschen gebauten Tempeln galt der Kosmos als die wahre Wohnung der Götter, wobei viele Götter einen speziellen kosmischen Aspekt verkörperten. Wichtigste kosmische Erscheinungen waren dabei die Sonne, der Himmel und die Erde. Während Sonnen- und Erdgötter immer männlich waren, wurde der Himmel ausschließlich von Göttinnen repräsentiert.

    Sonne

    Sonnengötter bzw. die verschiedenen Erscheinungsformen des Sonnengottes hatten dabei in der Regel die Funktion eines Herrschers auf Erden. Deshalb bestand auch immer eine besonders enge Beziehung des Königs zum Sonnengott. In der Amarna-Zeit war Aton der Gott der Sonnenscheibe.

    Himmel

    Himmelsgöttinnen wurden in der Regel als Muttergottheiten angesehen, die die Sonne am Abend verschluckten und am Morgen wieder gebären konnten. Die klassische Himmelsgöttin war Nut, aber auch andere weibliche (Mutter-)Gottheiten (Isis, Hathor, Ipet, Sopdet) konnten deutliche Aspekte einer Himmelsgottheit zeigen. Typisches Attribut war ein Kuhgehörn mit Sonnenscheibe auf dem Kopf.

    Erde

    Erdgötter galten in der Regel als Totengötter und hatten deutliche Aspekte, die auf die Themen Vegetation und Fruchtbarkeit.

    Weitere

    Thotgalt als Mondgott, Schu als Luftgott. Wichtige Sterne (Sirius, Isis-Sopdet) hatten ihre eigenen göttlichen Repräsentanten. Hapi war der Gott der Nilflut.

    Mythos

    Der Mythos ist die sprachliche Dimension der Gottesnähe im alten Ägypten. In zahlreichen religiösen Texten aller Epochen des pharaonischen Ägypten treffen wir auf mythische Motive, durch die auf Erzählungen Bezug genommen wird, die Handlungen der Götter zum Thema haben. Typischerweise finden wir in den ältesten Texten nur Bruchstücke dieser Erzählungen, geschlossene Geschichten liegen nur aus späteren Zeiten vor.

    Mythische Motive dienen auch in der Magie dazu, durch Beschwörung götterweltlicher Ereignisse diesseitige Vorgänge im Sinne der Menschen zu beeinflussen.

    Der Götterpantheon

    Erscheinung der Götter

    Die ägyptischen Götter sind meist mehrgestaltig. Dies geht auf die Gleichsetzung lokaler Gottheiten mit unterschiedlichen äußeren Merkmalen zurück. Im Laufe der ägyptischen Geschichte gewannen die großen Gottheiten neue Aspekte hinzu, oder Götter verschmolzen miteinander, am nachhaltigsten Amun und Re zu Amun-Re. Die meisten Götter sind tiergestaltig oder haben Körperteile von Tieren. Manchmal haben sie jedoch auch nur einen Kopfschmuck, der darauf hinweist. So trägt Selket in Menschengestalt lediglich einen Skorpion auf dem Kopf. Einige wenige Götter erscheinen abstrakt, z. B.: Amun, der Verborgene; Aton, die Sonnenscheibe; Nun, die Urflut; Behedeti, die geflügelte Sonnenscheibe; Kuk, die Dunkelheit; Niau, die Verneinung; Heh, die räumliche Endlosigkeit; Gereh, der Mangel; Tenemu, das Verschwundene.

    Einteilung

    Die ägyptische Religion besitzt eine Vielfalt an Göttern. Man kann sie in verschiedene Kategorien einteilen:

    Hauptgott: Obwohl die ägyptische Götterwelt so vielfältig ist, gibt es mehrere Götter, die besonders stark verehrt wurden und den anderen übergeordnet waren. Die herrschende Dynastie räumte dem Gott ihrer Heimatstadt besonders viel Einfluss ein, so dass im Alten Reich Re, ab dem Mittleren Reich Amun als oberster Gott gilt. Unter Echnaton kommt diese Ehre dem Aton zu.

    • Lokalgötter: Götter, die lediglich in einer Stadt verehrt wurden, wie z. B. Upuaut in Siut. Viele dieser Götter waren lokale Ausformungen einer anderen Gottheit, wie z. B. Horus von Edfu.

    • die Neunheit von On (Heliopolis): in frühgeschichtlicher Zeit entstanden, ist sie im Alten Reich schon fest verankert. In der Neunheit sind die Götter in familienähnlichen Strukturen geordnet. An der Spitze steht Atum, der Schöpfergott von On. Weiterhin gehören zur Neunheit seine Kinder Schu und Tefnut, deren Kinder Geb und Nut, die wiederum Osiris, Isis, Seth und Nephthys zeugten.

    • die Achtheit von Hermopolis (Magna). Auch sie gibt es seit den Anfängen der Hochkultur, die Zeugnisse sind jedoch in der griechisch-römischen Zeit am besten. Die Achtheit ist in vier Paaren angeordnet: Nun und Naunet, Hah und Hauhet, Kuk und Kauket; über das vierte Paar gibt es mehrere auseinandergehende Belege: genannt werden Amun und Amaunet oder Niau und Niaut. Vereinzelt werden auch Gereh und Gerhet als das vierte Paar genannt.

    • die Triaden: örtliche „Familien", üblicherweise Vater, Mutter und deren Kind. Am bekanntesten sind wohl Isis, Osiris und Horus. Daneben gibt es die memphitische Triade, Ptah, Sachmet und Nefertem, die Triade von Karnak, Amun, Mut und Chons. Weitere Triaden schwanken in ihrer Zusammensetzung. Diese Götterfamilien sollen nicht die tatsächliche familiäre Beziehung zueinander darstellen; die Triaden sollen Götter eines Ortes zusammenführen.

    • die Horussöhne: Amset, Hapi, Duamutef und Kebechsenuef sind die vier Söhne des Horus, die im jenseitigen Bereich eine wichtige Rolle einnehmen: sie bewachen die Eingeweide des Mumifizierten.

    • Totengötter: Zu den Totengöttern zählt Re als Herr der Unterwelt; ab dem Mittleren Reich wird diese Position von Osiris eingenommen. Des Weiteren Anubis, der über das Totengericht wacht, Thot, der das Ergebnis der Waagprüfung ausruft, Maat, deren Feder als Instrument der Wahrheit den Ausgang der Prüfung bestimmt. Die Totenfresserin vernichtet die Seelen, die die Prüfung nicht bestehen. Die Horussöhne, die die Eingeweide bewachen, könnte man unter die Totengötter zählen, ebenso die sie bewachenden Göttinnen Neith, Nephthys, Selket und Isis. Isis und Nephthys sind in diese Reihe zu stellen, weil sie den Leichnam des Osiris suchten und zusammenfügten. Sie waren Klagefrauen an seinem Grab und geleiteten ihn in die Unterwelt, wie sie es für jeden Verstorbenen tun.

    • Sonnengötter: Hauptgott der Sonnenkulte ist Re; die übrigen Götter repräsentieren Aspekte von ihm. Chepre ist die Sonnenscheibe am Morgen, Aton die Sonnenscheibe am Mittag und Atum die Sonnenscheibe am Abend. Schu verkörpert das Sonnenlicht Behedeti, die Flügelsonne, und Harachte, der Sonnenfalke, gehören ebenso zu diesem Kreis. Chepre als Käfer, der sich selbst erschafft (Skarabäus), ebenso wie der Sonnengott sich selbst erschuf, wird ebenfalls als Form des Sonnengottes verehrt. Weitere Götter wurden im Laufe der ägyptischen Geschichte sekundär mit Re verbunden, so z. B. Amun-Re, Sobek-Re und Chons-Re.

    Quelle: Seite „Altägyptische Religion". In: Wikipedia, Die freie Enzyklopädie. Bearbeitungsstand: 14. Dezember 2020, 17: 39 UTC.

    URL: https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Alt%C3%A4gyptische_Religion&oldid=206545776 (Abgerufen: 12. Februar 2021, 08: 49 UTC)

    2.2.2 Zarathustra

    Zarathustra bzw. Zoroaster, genannt auch Zarathustra Spitama, war ein iranischer Priester (Zaotar) und Philosoph. Er lehrte im zweiten oder ersten Jahrtausend v. Chr., in einer nordostiranischen Sprache, die später nach dem Avesta als Avestisch bekannt wurde, und verhalf dem nach ihm benannten Zoroastrismus zum späteren Durchbruch als persisch-medische beziehungsweise iranische Religion, weshalb er beispielsweise auch „Gründer des Zoroastrismus, „Religionsstifter oder „Reformator" genannt wird. Die Anhänger des Zoroastrismus werden Zoroastrier oder Zarathustrier genannt. Die Anhängerschaft im heutigen Indien und Pakistan umfasst insbesondere die ethnisch-religiösen Gruppen der Parsen und zum Teil der Irani.

    Der Name Zaraθuštra bedeutet vermutlich „Besitzer wertvoller Kamele (die Deutung des Vordergliedes zarat- als „alt, kostbar, goldfarben ist umstritten, das Hinterglied dieser Zusammensetzung wird allgemein mit avestisch -uštra- „Kamel" identifiziert).

    Die Griechen der Antike sahen in ihm einen Weisen; in den Augen der französischen Philosophen, unter anderem Voltaires, war er Vermittler in religiösen Glaubensfragen. Ähnlich vielfältig sind die Aussagen in der Orientalistik, die eine endgültige Klärung über das Wirken Zarathustras bisher nicht möglich machen. Es bleibt unklar, in welchem sozialen und geografischen Umfeld er wirkte, wessen Ideen er aufnahm oder auf welchen Grundlagen er seine Lehre aufbaute. Er gilt manchen als Begründer der ersten, auf dem Glauben an Ahura Mazda beruhenden, monotheistischen Religion.

    Die bisher von den Historikern vorgenommenen zeitlichen Einordnungen beruhen auf diversen Quellen, aus deren Interpretation teilweise Theorien und Thesen über das Wirken Zarathustras entwickelt wurden, die die wenigen archäologischen Hinweise ignorieren. So wurde beispielsweise erstmals bei Ammianus Marcellinus über Wischtaspa (Vater von Dareios I.) eine Verbindung zu den Achämeniden hergestellt. Der Umstand, dass Wischtaspa viele Jahrhunderte hindurch ein gebräuchlicher Name war, schließt aber eine genaue zeitliche Zuordnung aus.

    Quellen

    Eine Quelle zu Zarathustra ist das Avesta, eine Sammlung heiliger Verse, die mündlich in avestischer Sprache überliefert wurden. Es soll sich dabei um eine göttliche Offenbarung handeln. Die früheste schriftliche Aufzeichnung kann nach einer umstrittenen These in aramäischer bzw. der daraus abgeleiteten parthischen Schrift erfolgt sein, etwa im 1. Jahrhundert n. Chr. oder kurz davor. Eine Version aus dem 3. Jahrhundert n. Chr. könnte in der ebenfalls von der aramäischen Schrift abgeleiteten Pahlavi-Schrift überliefert worden sein, deren verwendete Buchstaben mehrdeutige Übersetzungen zulassen. In sassanidischer Zeit (224 bis 651 n. Chr.) erfolgte die erste Niederschrift in der neu konzipierten avestischen Schrift. Sie erlaubte eine lautlich recht genaue Wiedergabe der zuvor über Jahrhunderte vor allem mündlich tradierten Texte. Die Versuche zoroastrischer Gelehrter, in der Sassanidenzeit und im Mittelalter die avestischen Vorlagen einheitlich in das sogenannte Zend-Avesta zu übersetzen, schlugen fehl. Bis heute ist es nicht gelungen, auch nur eine unumstrittene Übersetzung des Avesta vorzulegen. Eine andere Quelle zu Zarathustra ist eine aus mündlicher Überlieferung entstandene Sammlung zumeist liturgischer Texte, die im 6. Jahrhundert n. Chr. niedergeschrieben wurden und nur bruchstückhaft erhalten sind.

    Sprach- und Religionswissenschaftler kommen bezüglich der Bestimmung einer Hauptquelle, die auf Zarathustra führen könnte, weder im sprachlich-textlichen Verständnis noch in der Deutung zu einer Annäherung. Besonders gilt dies für die 859 Zeilen umfassenden „17 Gathas des Zarathustra („Gesänge, Verspredigten). Auch hier ist eine eindeutige Übersetzung nicht möglich, weshalb jede vorgenommene Lesung gegenüber vorliegenden älteren Texten eine abweichende Neufassung bedeutet.

    Zudem werfen auch die offenkundigen Parallelen zu alten Texten der Inder mehr Fragen als Antworten auf und lassen die Erhärtung einer bestimmten Interpretation bisher nicht zu.

    Herkunft

    Die Mutter Zarathustras soll der Legende nach aus Raga stammen. In der modernen Forschung herrscht Uneinigkeit über Zarathustras Geburtsort und seine Wirkungsstätte, weshalb mehrere Möglichkeiten kontrovers diskutiert werden. Von Touraj Daryaee (USA) wird Balkh im Norden des heutigen Afghanistan als Geburtsort angegeben.

    Nordostiran und Sistan

    Hinweise im Avesta werden in der Form interpretiert, dass sich Zarathustra in Sistan (im heutigen Grenzgebiet des Iran und Afghanistan) aufgehalten haben könnte. Sistan spielte in der persischen Glaubenswelt eine wichtige Rolle, die aber ursächlich nicht auf Zarathustra zurückzuführen ist. Erst in nachzarathustrischer Zeit erfolgte der Versuch, Verbindungen und Gemeinsamkeiten aufzubauen, da aufgrund der abgeschiedenen Wüstenlage der heilige Berg Kuh-e Hadsche am Hamun-See den Ort Sistan zum Mekka der Zoroastrismus-Anhänger machte.

    Durch viele Perioden der Geschichte Sistans führte die Oase wegen ihrer schwer erreichbaren Lage ein Eigenleben und entwickelte sich losgelöst von den jeweiligen religiösen Strömungen völlig autonom. Aufgrund der religiösen Anziehungskraft von Sistan ist es daher in einem geringen Maße wahrscheinlich, dass Zarathustra vorübergehend hier gewirkt haben könnte, obwohl Hinweise auf einen frühen Ahuramazda-Glauben in dieser Region fehlen. Wegen der belegten frühen iranischen Wanderungsbewegung von Ost nach West können jedoch kurzfristige Berührungspunkte bestanden haben.

    Medien und Aserbaidschan

    In den Regionen der medischen Konföderation ist das ursprünglich persische Staatsgebiet Parsua schon um 1000 v. Chr. in assyrischen Inschriften belegt. In der Folgezeit wird es unter Nennung von Anschan zunehmend häufiger erwähnt. Archäologische Untersuchungen bestätigen für den gleichen Zeitraum im Gebiet des heutigen Aserbaidschan entscheidende politische und soziale Umwälzungen. Aserbaidschan war unter anderem das Ziel der Ost-West-Wanderung, in deren Verlauf neben indischen Stämmen auch ostiranische Nomaden einwanderten. Der archäologische Befund zeigt, dass sich die einheimische Kultur mit der der Neueinwanderer vermischte.

    Im Zusammenhang mit der Sesshaftwerdung und Verschmelzung der Nomaden- mit der Ackerbaukultur zeigen sich auch deutliche Hinweise auf die Herausbildung einer neuen Religion. Im 8. Jahrhundert v. Chr. tauchte erstmals der medische Name Mazda auf, dem nur der Zusatz Ahura fehlte. Auch Zarathustra erwähnte in seiner Lehre nie den Namen Ahuramazda, sondern zunächst nur Mazda oder Ahura. Es sollte den Achämeniden vorbehalten bleiben, erst 522 v. Chr. unter Dareios I. beide Namen zu Ahuramazda zu vereinigen.

    Der Namensbestandteil Wischtaspa (Pferd) verweist auf die für Medien und Aserbaidschan charakteristischen Pferdezuchtgebiete, aus denen die Assyrer ihre Pferde bezogen. Zarathustra nannte unter anderem die medische Priesterkaste Magawan seine Anhänger, deren Kernland ohne Zweifel Aserbaidschan war.

    Lebenszeit

    Zur Datierung der Lebenszeit Zarathustras gibt es verschiedene mehr oder weniger überzeugende Meinungen:

    Zarathustra lebte um 600 v. Chr. Diese Bestimmung basiert auf der Überlieferung des islamischen Gelehrten Biruni, der nach sassanidischer Tradition den Zeitpunkt der Berufung Zarathustras auf 258 Jahre vor Alexander legte. Hierauf stützen sich Wiesehöfer, Lommel, Altheim und Walther Hinz. Danach hat Zarathustra von 630 v. Chr. bis 553 v. Chr. gelebt. Hinz vermutet ein Zusammentreffen von Zarathustra und Kyros II. (585–530 v. Chr.), der dessen Lehre nicht übernahm, sondern sich tolerant gegenüber allen Religionen zeigte.

    Eine Bestätigung für die Verehrung des von Zarathustra genannten obersten Gottes Ahura Mazda wurde erst unter Dareios I. (* 549 v. Chr.; † 486 v. Chr.) als sicher nachgewiesen. Dies veranlasste Hertel und Herzfeld, wie von Ammianus Marcellinus überliefert, den Fürsten Vistaspa, der Zarathustra förderte, als Hystaspes, den Vater von Dareios I. zu identifizieren, womit Zarathustra der ältere Zeitgenosse des Sohnes gewesen wäre.

    Der Orientalist Thomas Hyde verweist darauf, dass der syrische Gelehrte Abū l-Faradsch in seiner „Dynastiengeschichte" schreibt, Zarathustra sei in Babylon ein Schüler des Exiljuden Daniel gewesen. Gemäß biblischer Überlieferung gehörte dieser zu dem Teil der Bevölkerung von Juda, den Nebukadnezar II. in die Babylonische Gefangenschaft geschickt hat, die von 598 bis 539 v. Chr. währte.

    Zarathustra habe um 1000 v. Chr. gelebt. Das nehmen u. a. Eilers und Stausberg an. Diese Datierung setzt das Auftreten Zarathustras im Gebiet um Baktrien voraus.

    Eine solche mittlere Datierung wäre mit dem als sicher geltenden Auftreten der iranischen Stämme der Meder und Perser kaum in Übereinstimmung zu bringen. Auch soll Zarathustra vor seinem „Berufungserlebnis" schon als Priester bzw. Magier tätig gewesen sein. Aus diesen Gründen bestimmte Frye das Wirken Zarathustras für die Zeit um 800 v. Chr.

    Zarathustra habe um 1800 v. Chr. gelebt, genauer: sei 1768 v. Chr. geboren. Diese Ansicht vertreten insbesondere iranische Wissenschaftler (Behrūz, Derakhshani) und Mary Boyce. Im Kontext der Besiedlung Persiens sei Zarathustras Auftreten bereits mit der ersten Einwanderungswelle anzusetzen.

    Die Erwähnung des Gottes Mithra in den Gathas birgt damit Datierungsprobleme, da gesicherte Hinweise auf diesen Gott erst zu späterer Zeit vorliegen und dessen Kult von Zarathustra im Avesta verdammt wurde.

    Neben unterschiedlichen wissenschaftlichen Methoden und Argumenten spielen auch ideologische Motive eine Rolle in dieser Auseinandersetzung. Zarathustrier feiern seinen Geburtstag am 26. März.

    Die Lehren Zarathustras

    Grundzüge

    Die im Avesta dokumentierte, auf Zarathustra zurückgeführte zoroastrische Religion ist monotheistisch, der Kampf zwischen Gut und Böse prägt den Glauben. Der Sieg des Guten über das Böse wird am Tag des Jüngsten Gerichts kommen. Bis zu diesem Tag haben die Menschen die freie Wahl, sich für den rechten Weg zu entscheiden. Der rechte Weg ist der Weg der Wahrhaftigkeit. Die Lehre Zarathustras hat drei wichtige Grundsätze:

    • gute Gedanken

    • gute Worte

    • gute Taten

    Ahura Mazda, der weise Herr, erschuf die Welt auf dem Fundament der Wahrhaftigkeit. Der Gute Geist (Spenta Mainyu) und der Böse Geist (Angra Mainyu) sind Zwillinge, durch deren Zusammenwirken die Welt besteht. Damit das Gute über das Böse siegt, muss der Mensch sich entscheiden, denn der Mensch ist das einzige Lebewesen, welches die Möglichkeit bekommen hat, zu führen und zu ändern. Der Mensch kann vergeben oder hassen, der Mensch ist ein Mensch, weil er sich nicht von seinen Instinkten leiten lässt. Jedem ist es überlassen, sich für das Gute zu entscheiden und so den Kampf Ahura Mazdas gegen das Böse zu unterstützen. Wichtig ist hierbei, dass der Zarathustrismus bzw. Ahura Mazda den Menschen zu nichts zwingt. Der Mensch wird als vernünftiges Wesen frei geboren und kann allein durch freie Entscheidung und persönliche Einsicht zu Gott gelangen.

    Es bestehen sechs Aspekte Gottes (Amesha Spentas), oder auch sieben,die die sieben Tugenden des Zoroastrismus symbolisieren. Diese werden in dem Avesta, dem heiligen Buch des Zarathustrismus, zum Teil als engelhafte Wesen personifiziert:

    • Der gute Sinn.

    • Die beste Wahrheit/Wahrhaftigkeit.

    • Das wünschenswerte Reich.

    • Die segenbringende Frömmigkeit.

    • Wohlfahrt.

    • Nicht-Sterben.

    • Der segenbringende Geist wird von manchen dazugezählt.

    Zarathustras Gottesdienst negiert jegliche Art von Opferhandlungen, wie es sie zu seiner Zeit in Gestalt der Kulte der Mithras-Priester gab. Zarathustra Spitama widmete sich dem Kampf gegen diese – aus seiner Sicht – Götzerei und wurde daher verfolgt. Die auf Ahura Mazda gerichteten Andachtszeremonien wurden um einen Feuer-Altar mit erhobenen Händen abgehalten, wobei man die Lobpreisungen sang.

    Der Mensch hat im diesseitigen Leben die Wahl zwischen Gut und Böse. Sofern das Gute im Menschen überwiegt, gelangt der Mensch nach seinem Tode über die Činvat-Brücke ins Paradies, aus dem Zarathustra einer iranischen Legende nach das Avesta und das „Heilige Feuer" (Atar) erhalten haben soll. Für den rechtschaffenen Menschen ist die Brücke ein breiter Weg, für den anderen schmal wie eine Messerschneide.

    Fortschreibung der Lehre

    In einer späteren Umformung wird, insbesondere unter den Sassaniden, die zoroastrische Religion durch einen Zeitgott, genannt Zurvan, ergänzt. Dieser viergestaltige Gott (Ahūra Mazda, Güte, Religion und Zeit) steht über Gott und Teufel, die seine Söhne sind. Zurvan ist der unendliche Raum und die unendliche Zeit. Durch die Entstehung von Gott und dem Bösen wird das Licht von der Finsternis geschieden.

    Rezeption in Europa

    Philosophie und Literatur

    Plinius der Ältere behauptete, Zarathustra sei der erste Mensch gewesen, der bei seiner Geburt gelacht habe – was sowohl als Ausweis seiner Klarsichtigkeit wie auch als Anzeichen eines diabolischen Charakters gedeutet werden kann.

    Zarathustra wurde lange Zeit in Europa als Prototyp des Weisheitslehrers gesehen. Die Renaissance huldigte ihm als Hüter vorchristlicher Weisheit. Die Aufklärung entdeckte in ihm den Weisen aus dem Morgenland und Verkünder einer Sonnenreligion. Guillaume Alexandre de Méhégan widmete 1751 Friedrich dem Großen seine französische Schrift Zoroastre: Histoire traduite du Chaladéen. In der gelehrten Welt des 18. Jahrhunderts war es eine der großen Streitfragen, ob Zarathustra Monotheist (Thomas Hyde) oder radikaler Dualist (Pierre Bayle, Gottfried Wilhelm Leibniz) gewesen ist. Immanuel Kant hob in seiner „Philosophischen Religionslehre (1793) als wesentliche Besonderheit der „Parsis, Anhänger der Religion des Zoroasters, hervor, dass sie „eine geschriebene Religion (heilige Bücher) und „ihren Glauben bis jetzt erhalten haben, „ungeachtet ihrer Zerstreuung. Kant konnte zu seinen Vorlesungen und Publikationen bereits die von Johann Friedrich Kleuker 1776–1778 herausgebrachte deutsche Übersetzung des 1771 in Paris erschienenen Werkes von Abraham Hyacinthe Anquetil-Duperron, dem Begründer des Studiums der Zendreligion in Europa, Zend-Avesta, ouvrage de Zoroastre heranziehen, wie nach ihm ebenso u. a. Johann Gottfried Herder in seinen „Ideen zur Philosophie der Geschichte der Menschheit sowie Georg Wilhelm Friedrich Hegel in seinen Vorlesungen „über die Philosophie der Religion und „über die Philosophie der Geschichte. Wie für Herder, der in Zoroasters Staatsreligion eine Art philosophischer Theodizee erkannte, so hieß für Hegel Zarathustra Zerduscht, und in dessen Lehre trat Hegel ein reiner Atem entgegen, ein Hauch des Geistes. Der Geist erhebt sich in ihr aus der substanziellen Einheit der Natur. Gotthold Ephraim Lessing widmete in seinem Drama Nathan der Weise dem Zoroastrismus die oft wenig beachtete Figur Al-Hafi, der er ursprünglich eine Nachschrift unter dem Titel Derwisch widmen wollte.

    In jüngster Zeit verband sich der Name Zarathustra in der westlichen Welt mit Friedrich Nietzsches philosophisch-dichterischem Werk Also sprach Zarathustra, das von 1883 bis 1885 entstand. Da der historische Zarathustra für Nietzsche der Erste war, der Gut und Böse unterschied, gab er seiner Gestalt im Buch, die für ihn die Überwindung aller Moral symbolisierte und damit über das Ende der vom historischen Zarathustra begonnenen Geschichtsepoche hinauswies, denselben Namen.

    Auch in Karl Mays Orient-Erzählungen kommt Zarathustra vor.

    Musik

    Von Jean-Philippe Rameau stammt eine Tragédie lyrique mit dem Titel Zoroastre, benannt nach der Hauptfigur. Das Werk wurde 1749 „par l’Academie Royale de Musique" in Paris uraufgeführt. Als Libretto diente die Tragedie Zoroastre von Louis de Cahusac, die alsbald von Giacomo Casanova ins Deutsche übersetzt worden ist.

    In zwei weiteren Opern spielt jeweils eine Figur auf Zarathustra an. In Georg Friedrich Händels 1733 uraufgeführtem Dramma per musica Orlando (die Handlung beruht auf dem Epos Orlando furioso von Ariost) tritt ein weiser Magier namens Zoroastro auf. Und in Wolfgang Amadeus Mozarts 1791 uraufgeführter Oper Die Zauberflöte vertritt der weise Fürst Sarastro mit seinem Priesterrat humanistisches Gedankengut. Dabei ist zumindest eine Wortverwandtschaft von Händels Zoroastro und von Mozarts Sarastro mit dem persischen Religionsstifter Zarathustra durchaus festzustellen.

    Zeitlich zwischen diesen Opern gelegen wurde im Juni 1754 im Bayreuther Markgräflichen Opernhaus die Oper L’Huomo nach einem Libretto von Markgräfin Wilhelmine (1709–1758) uraufgeführt, das, laut Argomento, vom System der Philosophie Zarathustras angeregt war. Die Festa teatrale wurde zum Besuch von Wilhelmines Bruder Friedrich dem Großen uraufgeführt, Komponist war Andrea Bernasconi. Die Protagonisten dieses einaktigen allegorischen Musiktheaters sind Animia und Anemone (Anagramme für die weibliche und die männliche Seele), die sich im Zwiespalt zwischen dem bon Genie („das Gute) und dem mauvais Genie („das Böse) befinden und von den personifizierten Mächten wie beispielsweise der „Vernunft, „Unbeständigkeit oder „Wollust" beeinflusst werden.

    Im 20. Jahrhundert erlangte Zarathustra einen gewissen Bekanntheitsgrad durch die 1895 entstandene symphonische Dichtung Also sprach Zarathustra von Richard Strauss, die sich in ihrem Titel explizit auf Nietzsches Also sprach Zarathustra bezog, sowie durch Frederick Delius A Mass of Life (Eine Messe des Lebens), einem großangelegten Oratorium nach Texten aus demselben Werk Nietzsches.

    Quelle: Seite „Zarathustra". In: Wikipedia, Die freie Enzyklopädie. Bearbeitungsstand: 7. Februar 2021, 16: 59 UTC.

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    2.2.3 Konfuzius

    Konfuzius war ein chinesischer Philosoph zur Zeit der Östlichen Zhou-Dynastie. Er lebte vermutlich von 551 v. Chr. bis 479 v. Chr. und wurde unter dem Namen Kong Qiu in der Stadt Qufu im chinesischen Staat Lu (der heutigen Provinz Shandong) geboren, wo er auch starb.

    Das zentrale Thema seiner Lehren war die menschliche Ordnung, die seiner Meinung nach durch Achtung vor anderen Menschen und Ahnenverehrung erreichbar sei. Als Ideal galt Konfuzius der „Edle ein moralisch guter Mensch. Edel kann der Mensch dann sein, wenn er sich in Harmonie mit dem Weltganzen befindet: „Den Angelpunkt zu finden, der unser sittliches Wesen mit der allumfassenden Ordnung, der zentralen Harmonie vereint, sah Konfuzius als das höchste menschliche Ziel an. „Harmonie und Mitte, Gleichmut und Gleichgewicht" galten ihm als erstrebenswert. Den Weg hierzu sah Konfuzius vor allem in der Bildung.

    Namensgeschichte

    Kǒng Zǐ war Namensgeber für die im Westen als Konfuzianismus bekannten Lehren der Schule der Gelehrten. Ein anderer Name, der in der Literatur gefunden werden kann, ist Fūzǐ, (höflichere Anrede) zu Deutsch Meister Konfuzius. Die Endung „-us hat ihren Ursprung darin, dass seine Texte zuerst von Jesuiten ins Lateinische übertragen wurden. So wurde aus „Kǒng Fūzǐ „Konfuzius. Eine andere häufige Transkription nach Stange ist Kung Fu Tse. Sein eigentlicher Name ist Kǒng Qiū (Qiū aus der Familie Kǒng) und er selbst nennt sich im Lùnyǔ meist „Qiū.

    Die Familie Kǒng besteht weiterhin in gerader Linie und dürfte damit eine der ältesten nachgewiesenen Familien der Welt sein. Wegen des Alters des Familienstammbaums gibt es heute Tausende Familien, die ihr Geschlecht direkt auf Kǒng zurückführen können. Am tempelartigen Anwesen von Kǒng Zǐ hat die Familie einen eigenen Friedhof, auf dem noch heute Angehörige beerdigt werden, die nachweislich der Familie Kǒng angehören.

    Ein Nachfahre der 75. Generation lebt heute in Taiwan. Auch eine Familie Kǒng in Qufu führt ihren Stammbaum auf Konfuzius zurück.

    Leben

    Über Leben und Taten des Konfuzius gibt es eine ausführliche Überlieferung. Die Glaubwürdigkeit der Überlieferung ist im Einzelnen umstritten. Die folgende Darstellung orientiert sich an dieser Überlieferung (Shiji) und Autoren der Gegenwart.

    Traditionelle Biographie

    Über das Leben und Wirken des Konfuzius berichtet ein ausführliches Kapitel in den historischen Annalen (Shiji) von Sima Qian, der Jahrhunderte später während der Han-Dynastie lebte und schrieb. Hier heißt es: Die Vorfahren des Konfuzius waren die Könige von Shang, denen der König von Zhou nach dem Sturz der Shang-Dynastie das Lehen von Song gegeben hatte. Die Familie verarmte jedoch später. Bereits in früher Jugend verlor Konfuzius seinen Vater und wurde als Halbwaise von seiner Mutter allein aufgezogen.

    Mit 19 Jahren heiratete Konfuzius und trat in den Dienst des Staats Lu ein. Mit 50 Jahren soll es ihm gelungen sein, einen Ministerposten zu erlangen. Diesen Posten soll er jedoch bereits ein paar Jahre später wieder enttäuscht quittiert haben. Anschließend zog er mit seinen Schülern als Wanderlehrer von einem Lehensstaat zum anderen und wirkte als Berater an verschiedenen Fürstenhöfen. Drei Jahre vor seinem Tod kehrte er in seinen Heimatstaat Lu zurück. Erfolg war ihm zu Lebzeiten nicht beschieden. Erst seine Schüler bauten seine Lehre aus und gewannen Einfluss.

    Zwei Jahre nach seiner Geburt, 551 v. Chr. in Lu (dem heutigen Shandong), starb sein Vater, und der junge Konfuzius erhielt 539–533 v. Chr. Privatunterricht bei seinem Großvater. In den Jahren 532–502 v. Chr. war er als Scheunenaufseher sowie in anderen niederen Beschäftigungsverhältnissen tätig.

    Seine Mutter starb 529 v. Chr. Nach einem angeblichen Treffen mit Laozi in Luoyang 518 v. Chr. musste er zwei Jahre später die Flucht vor internen Machtkämpfen ergreifen und Exil im Nachbarstaat Qi suchen. Nach seiner Rückkehr nach Lu begann etwa 500 v. Chr. der politische Aufstieg des Konfuzius. Er wurde zunächst Bauminister und dann Justizminister von Lu und schließlich 498 v. Chr. stellvertretender Kanzler.

    497 v. Chr. nahm Herzog Ding von Lu 80 Singmädchen als Geschenk des Nachbarstaats Qi entgegen, woraufhin Konfuzius abermals ins Exil ging. Auch höfische Intrigen bewogen ihn, das Land zu verlassen und sich auf eine 13-jährige Wanderschaft durch verschiedene Staaten zu begeben. Er besuchte nacheinander

    • 495 v. Chr. Staat Wei

    • 494 v. Chr. Staat Chen

    • 492 v. Chr. Wei, dann Jin

    • 490 v. Chr. Staat Cai

    • 489 v. Chr. Auseinandersetzungen zwischen Chen und Cai ließen Konfuzius fast verhungern

    • 488 v. Chr. Staat Wei

    Erst 484 v. Chr. erfolgte die Rückberufung nach Lu. Dort erlebte er 482 v. Chr. den Tod seines Sohnes Bo Yu und 481 v. Chr. den Tod von Yan Hui und die Ermordung des Herzogs von Qi. Dies wird auch als der Beginn der „Zeit der Streitenden Reiche" bezeichnet. 480 v. Chr. starb sein Schüler Zilu auf dem Schlachtfeld, und ein Jahr später starb auch Konfuzius selbst.

    Lehre

    Von Konfuzius selbst sind keine Schriften überliefert. Seine Lehren wurden erst ca. 100 Jahre später von seinen Anhängern niedergeschrieben. Am meisten über seine Gedankenwelt erfahren wir aus den Gesprächen, heute als Analekten des Konfuzius bekannt, in denen viele seiner Aussprüche überliefert sind.

    Konfuzius war ein ju und der Gründer der Ju-Schule, die im Westen als Konfuzianische Schule bekannt gewesen ist. Der in seiner Zeit als bedeutend eingeschätzte Philologe Liu Xin († 23. n. Chr.) schrieb in den Zusammenfassungen seiner textvergleichenden Forschungen in der kaiserlichen Bibliothek mit Blick auf diese Schule, dass sie „mit dem Studium der Liu Yi erfreute und vor allem Angelegenheiten wie Menschlichkeit und Rechtschaffenheit betonte. Der Terminus Liu Yi bedeutet die ‚sechs Künste‘, z. B. die sechs freien Künste, doch wird er im Allgemeinen mit die „Sechs Klassiker übersetzt.

    Die Lehre des Konfuzius prägte die Philosophie, Staats- und Soziallehre Chinas und beeinflusste über Jahrhunderte Politik und Moral des Landes. Sie wirkte auch auf die Politik und das Denken in Japan und Korea. Dort blieb sie als fremde, aber positive Anregung im Gedächtnis und wurde den Gegebenheiten angepasst. Gemeinsame Elemente dieser konfuzianisch geprägten Kulturen waren die Betonung der Sozialbeziehungen und sozialen Hierarchien, die Priorität der Innenpolitik vor der Außenpolitik und die Überzeugung, dass Menschen grundsätzlich erziehbar sind. Verworfen wurden Ideen, die einen sozialen und politischen Egalitarismus zuungunsten der hierarchischen Ordnung einrichten wollten. Für die Staatlehre ergab sich aus den Lehren des Konfuzius einerseits die Berechtigung der kaiserlichen Herrschaft, andererseits eröffnete sie den konfuzianistisch ausgebildeten Beamten des Hofes die Möglichkeit, die Macht des Herrschers und der Militärs einzuschränken. So diente sie dem am Gemeinwohl orientierten Interessenausgleich, oder, wie Konfuzianisten es formulierten, dem „Prinzip der Anwendung eines angemessenen Ausgleichs".

    Mit den Worten des Konfuzius:

    „Wer einen Staat von 1000 Kriegswagen regiert, der muss bei allem, was er tut, korrekt und gewissenhaft sein. Er muss maßhalten können und die Menschen lieben. Seine Forderungen an das Volk dürfen nicht willkürlich sein."

    Die Erfahrung, dass jeder sich selber erziehen kann, ist der Anlass für die allgemeine Auffassung, dass jeder Mensch erziehbar sei, wie es in folgender konfuzianischer Spruchweisheit heißt:

    „Wenn du einen Würdigen siehst, dann trachte ihm nachzueifern. Wenn du einen Unwürdigen siehst, dann prüfe dich in deinem Innern!"

    Der Edle

    Das einflussreichste Werk der ostasiatischen Geistesgeschichte ist das Lúnyǔ. Es enthält die vier konfuzianischen Grundtugenden:

    • Mitmenschlichkeit

    • Gerechtigkeit

    • Kindliche Pietät

    • Einhalten der Riten „sinngemäß Höflichkeit, Etikette".

    Das menschliche Ideal ist für Konfuzius der Edle, der danach strebt, diese vier Tugenden zu verwirklichen. Dabei stellen diese für Konfuzius lediglich ein Ideal dar. Dies tritt in den Lúnyǔ ebenfalls hervor, wenn es über den Meister selbst heißt: „Ist das nicht jener Mann, der weiß, dass seine Ideen nicht zu verwirklichen sind, aber dennoch nicht davon ablässt?" Auch Konfuzius selbst beansprucht nicht, dieses Ideal zu erfüllen (XIV,28):

    »Zum Weg des Edlen gehört dreierlei, aber ich bewältige es nicht: Richtiges Verhalten zu anderen Menschen – es befreit von Sorgen. Weisheit – sie bewahrt vor Zweifeln. Entschlossenheit – sie überwindet die Furcht.« Zi-gong bemerkte: »So beurteilt der Meister sich selbst.«

    Der Weg ist das Ziel

    Der Edle bemüht sich, diesem Ideal so nahe wie möglich zu kommen, aber er weiß um die Unerreichbarkeit. Redliches Bemühen ist also das faktische Tun, während das Ideal die Wunschvorstellung für das eigene Handeln ist. Danach zu streben, ist eine Bedingung, edel zu werden (VII,8):

    „Wer nicht danach strebt, dem eröffne ich nicht die Wahrheit. Wer nicht selbst nach den rechten Worten sucht, den unterweise ich nicht. Nehmen wir an, ich zeige jemandem eine Ecke, und er vermag es nicht, dadurch auf die anderen drei Ecken zu schließen, dann wiederhole ich nicht."

    Menschlichkeit

    Dieses Streben braucht einen Maßstab, um die eigene Lebensführung eigenverantwortlich gestalten zu können. Den hat jeder in sich, meint Konfuzius und kann ihn daher jederzeit benutzen. Dieser Maßstab ist die eigene Menschlichkeit (rén, die als Vorbild dafür dient, Menschlichkeit zu praktizieren. Letzteres hält Konfuzius für leicht, wenn er sagt: „Ist ren wirklich weit weg? Ich sehne mich nach rén und es ist in Ordnung! rén ist zur Hand. (Analekten VII, 29) Man braucht also keine speziellen Anlagen, ein Edler zu werden, das kann jeder durch eine entsprechende Unterweisung erreichen (XVII,2): „Von Natur aus sind die Menschen einander ähnlich. Durch die Erziehung (die Unterweisung) entfernen sie sich voneinander.

    Bildung

    Die Tatsache, dass die Menschen unterschiedlich sind, heißt nicht, dass sie dies ihrer Veranlagung nach sind. Wer diesen Irrtum zum Anlass nimmt, Menschen den Zugang zu Bildung zu verwehren, weil jene ihrer Veranlagung nach ungeeignet seien, der verkennt die Ursache (Erziehung) der Unterschiede zwischen Menschen. Deshalb fordert Konfuzius (XV,39):

    „Bildung soll allen zugänglich sein. Man darf keine Standesunterschiede machen."

    Dem Lernen wird bei Konfuzius eine hohe Priorität eingeräumt. Es ist das bevorzugte Mittel, den Edlen zu formen, zu bilden – der Edle ist also wortwörtlich gebildet. Der erste Satz des Lùnyǔ lautet: „Lernen und das Gelernte zur rechten Zeit anwenden, ist das nicht auch eine Freude? Das Lernen ist für Konfuzius das, was den Menschen erst zum Menschen macht; als kulturelles Wesen ist er dadurch bestimmt, dass er Wissen durch Traditionsbildung weitergibt. Wesentlich ist dabei, dass Bildung untrennbar mit der moralischen Forderung nach Selbstkultivierung verbunden ist (XIV,24): „Konfuzius sprach: »Im Altertum lernte man, um sich selbst zu vervollkommnen; heute dagegen lernt man, um anderen gegenüber etwas zu gelten.« Konfuzius lehnte es ab, Bildung als bloßes Mittel für egoistische und niederträchtige Zwecke einzusetzen. Zu lernen und sich zu bilden ist dabei für Konfuzius eine Aufgabe, die jedem zukommt:

    „Der Schüler Zi-gao wurde durch Zi-lu einen anderen Schüler zum Präfekten von Bi ernannt. Konfuzius meinte dazu: »Damit verdirbst du fremder Leute Sohn.« Zi-lu rechtfertigte sich: »Er hat dort Land und Leute zu regieren. Warum muss man unbedingt Bücher lesen, um etwas zu lernen?« Doch der Meister erwiderte: »Wegen solcher Art Ausreden erregen zungenfertige Leute deines Schlags meinen Widerwillen.«"

    Allerdings gibt es für Konfuzius einen Unterschied zwischen „totem Wissen" und wahrer Bildung (XIII,5):

    „Konfuzius sprach: »Nehmen wir an, jemand kann alle dreihundert Stücke des ‚Buchs der Lieder‘ auswendig hersagen. Wird ihm aber eine verantwortungsvolle Aufgabe übertragen, dann versagt er. … Ein solcher Mensch hat zwar viel gelernt, aber welchen Nutzen hat es?«"

    Philosophie des So-ist-es

    Das erste Lehrstück im Lùnyǔ lautet:

    • „Lernen und das Gelernte zur rechten Zeit anwenden, ist das nicht auch eine Freude?"

    • „Wenn ein Freund von weit her kommt, ist das nicht auch ein Vergnügen?"

    • „Von den Menschen verkannt zu werden, aber sich nicht zu grämen, ist das nicht auch die Haltung eines Edlen?"

    Konfuzius lehrte eine Philosophie des So-ist-es: „Wenn ein Freund von weit her kommt, ist das nicht auch ein Vergnügen?" Das einflussreichste Werk in der ostasiatischen Geistesgeschichte beginnt mit einer einfachen Feststellung, nicht mit Spekulationen über erste Ursachen der Welt oder höchste Prinzipien, wie etwa in der griechischen Philosophie. Auch plagen Konfuzius keine Descartes’schen Zweifel, ob es die Außen-Welt wirklich gibt. Die Welt ist da und in ihr muss gelebt werden. Es geht Konfuzius nun darum, sie in ihrem So-sein zu bestimmen, ohne dieses auf andere Prinzipien zurückzuführen. Es herrscht also eine pragmatische Haltung gegenüber der Welt vor.

    Ordnung als Bedingung für Freiheit

    Zentraler Gegenstand der Lehre des Konfuzius ist die (Gesellschafts-)Ordnung, also das Verhältnis zwischen Kind und Eltern, Vorgesetzten und Untergebenen, die Ahnenverehrung, Riten und Sitten. Konfuzius lehrte, dass erst durch die Ordnung sich überhaupt Freiheit für den Menschen eröffnet. So wie die Regeln eines Spiels Bedingung dafür sind, dass die Freiheit des Spielens entsteht, bringt die wohlgeordnete Gesellschaft erst die Strukturen für ein freies Leben des Menschen hervor. Wie jeder Spieler aus Freiheit die Regeln akzeptiert, so akzeptiert auch der Edle Sittlichkeit und Pflichten. Ordnung unterdrückt also nicht die Freiheit, sondern eröffnet erst einen Handlungsraum, in dem menschliche Tätigkeiten einen Sinn bekommen. Ungeregelte, chaotische Zustände hingegen erzeugen ein Klima der Unfreiheit, des Zwangs und der Bedrängnis.

    Während Konfuzius’ lebendige Lehre noch eine Biegsamkeit gegenüber den gesellschaftlichen Regeln umfasste, um diese vor dem Erstarren zu bewahren, wurden in Teilen des Konfuzianismus die Regeln zum Selbstzweck und begannen, tatsächlich mehr einschränkend als befreiend zu wirken. Diese potentielle Gefahr rigoristischer Ausartung muss Konfuzius bewusst gewesen sein, wenn er beispielsweise über die Geisterverehrung spricht (VI,22):

    „Der Schüler Fan Chi fragte, was Weisheit sei. Konfuzius antwortete: »Zu den Pflichten stehen, die man gegenüber dem Volke hat, die Geister verehren, aber nicht darin aufgehen – das kann man Weisheit nennen.«"

    Konfuzius legte dabei großen Wert darauf, die Sittlichkeit, welche die gesellschaftlichen Beziehungen regelt, nicht unabhängig vom konkreten Menschen einzufordern. Wie sich jemand sittlich verhält, ist relativ zu seiner eigenen Person. Die zwischenmenschliche Ordnung folgt damit nicht einem starren Organigramm (XI,22):

    „Zi-lu fragte den Meister, ob er das, was er über die Grundsätze des rechten sittlichen Verhaltens gehört habe, auch sofort anwenden solle. Konfuzius antwortete ihm: »Du hast doch Eltern und Brüder. Wie kannst du also sofort danach handeln wollen?« Ran Qiu fragte den Meister, ob er das, was er über die Grundsätze des rechten, sittlichen Handelns gehört habe, auch sofort anwenden solle. Ihm aber antwortete Konfuzius: »Führe aus, was du gehört hast.«"

    Im selben Lehrstück erklärt Konfuzius hierzu: „Ran Qiu ist ein Mensch, der sich nur zögernd zum Handeln entschließt. Deshalb ermutige ich ihn. Zi-lu ist ein Draufgänger. Deshalb halte ich ihn zurück." Die angestrebte Ordnung gibt also nur eine Richtung vor, in die sich jeder Mensch seinen eigenen Kräften gemäß bewegen sollte.

    Der Konfuzianismus

    Begriffsbestimmung

    Der Konfuzianismus ist eine der philosophisch-politischen Strömungen Chinas, die sich als Antwort auf eine tief greifende Krise der Gesellschaft herausgebildet haben und an die Lehre Konfuzius’ anschließt. Schon im Lúnyǔ sagt Konfuzius (XVIII,6): „Wäre die Welt in Ordnung, dann brauchte ich mich nicht damit abzugeben, sie zu ändern."

    Der Begriff „Konfuzianismus ist allerdings eine westliche Prägung ohne genaues chinesisches Äquivalent. Der nächste chinesische Ausdruck Kǒngjiào „Lehre des Konfuzius) – gebildet analog zu Fójiào„Lehre des Buddha = Buddhismus) und Dàojiào „Lehre des Dao = Daoismus) – bezieht sich auf den religiösen Kult, der um die Person des Konfuzius betrieben wurde. Der in China gebrauchte Begriff Rújiā lässt sich wörtlich als „Schule der Gelehrten verstehen, wobei der Begriff aus der Zeit der Frühlings- und Herbstannalen stammt und für die „dienende Gelehrtenschaft der Adelsschicht steht, die sich in Dichtung, Literatur, Riten und Musik auskennt und die gesellschaftlich der meist in der Kriegskunst bewanderten Herrscherschicht unterstellt war.

    Politisch-kulturelle Verwendung

    Der Schwierigkeit, zu bestimmen, was „Konfuzianismus überhaupt sei, steht eine sehr undifferenzierte Alltagsverwendung des Begriffs im Westen gegenüber. Das Etikett „konfuzianisch wird hier meist für das ethische System verwandt, welches (umstrittenerweise) dem Verhalten von mit „konfuzianischem Hintergrund aufgewachsenen Chinesen (oder Koreanern) zugrundegelegt wird. Dabei ist zu bedenken, dass die meisten Verwender dieses Begriffes selbst keine Vorstellungen darüber haben, was diesen ‚Konfuzianismus‘ kennzeichnen könnte. Ähnliche Tendenzen sind im Zuge der Öffnung der chinesischen Märkte im Übrigen auch in China beobachtbar, wo Konfuzius seit Anfang der Neunzehnhundertneunzigerjahre wieder hoffähig ist. Hier dienen sie als Erklärungsmodell für das schnelle Wirtschaftswachstum und haben apologetische Funktion für das rasante Anwachsen sozialer Ungleichheit. So wird einseitig darauf hingewiesen, dass Konfuzius doch die Segnungen einer „stabilen politischen Ordnung betone, was mit der konfuzianischen „Harmonie" verknüpft wird, einem Begriff, der besonders in den Jahren nach dem Millennium zum allgegenwärtigen Motto der kommunistischen Partei geworden ist. Dabei wird übergangen, dass Konfuzius ursprünglich die soziale Mobilität am Herzen lag. Gegenüber vererbten Machtstrukturen machte er als Aufstiegschance den Bildungsweg geltend, der einem jeden offenstehe:

    „Vor Konfuzius war die Kultur das Geheimnis der Heiligen auf dem Thron. Durch Konfuzius, den „ungekrönten König, wurde sie einer Schule von Gebildeten anvertraut, die als Berater und Minister von Herrschern und Königen dafür gesorgt haben, dass, wo sie Einfluss hatten, die Macht durch Recht und Sitte geheiligt wurde. … Das Problem des Konfuzius war die naturgemäße Organisation der Menschheit. Für den Aufbau seines Systems wählte er eine Ellipse mit zwei Brennpunkten. Der eine Brennpunkt war für ihn das Innere des Menschen, der andere die menschliche Gesellschaft. (Richard Wilhelm)

    Schüler

    Die Lehren des Konfuzius wurden von Zeng Zi an Zi Si, den Enkel des Meisters, weitergegeben und nach dessen Tod durch seine Schüler an Menzius.

    Die Tradition nennt 77 herausragende Schüler des Konfuzius. Von diesen zeichneten sich Yan Yuan, Min Ziqian, Ran Boniu und Zhong Gong im Bereich der Tugendlehre aus. Ran You und Ji Lu waren bewandert in Regierungsangelegenheiten. Zai Wo und Zi Gong waren gute Redner, während Zi You und Zi Xia für ihre Kenntnis der Literatur bekannt waren.

    Vier Bücher

    Die Vier Bücher sind vier kanonische Bücher der konfuzianischen Lehre, die der Neokonfuzianer Zhu Xi im 12. Jahrhundert zusammenstellte.

    Fünf Klassiker

    Es gibt die so genannten Fünf Klassiker des Konfuzianismus, deren Studium Konfuzius empfiehlt:

    • Yijing (I-Ging), das Buch der Wandlungen (Vierundsechzig Hexagramme, Textbuch des Großwahrsagers)

    • Shijing, das Buch der Lieder (Eine Sammlung alter Volkslieder)

    • Shujing, das Buch der Urkunden (Sammlung von Gesetzen und Erlassen mit Kommentierung)

    • Liji, das Buch der Riten (Riten für den Umgang mit den Ahnen, dem König, der Familie)

    • Chunqiu, die Frühlings- und Herbstannalen (eine Chronik der Ereignisse seines Heimatstaates Lu vom 8. bis zum 5. Jahrhundert v. Chr.)

    Die traditionelle Forschung glaubte, dass diese Bücher alle von Konfuzius verfasst oder zumindest von ihm bearbeitet und herausgegeben wurden. Die neuere Forschung stellt dagegen fest: „Es ist … eine Tatsache, dass Konfuzius weder Autor, Kommentator, sogar nicht einmal Herausgeber einer dieser Klassiker war." Konfuzius hat alle diese Bücher vorgefunden und sie für seinen Unterricht verwendet. Dies war die konfuzianische Art, sie zu empfehlen.

    Dreizehn Klassiker

    Darüber hinaus gibt es die sogenannten dreizehn Klassiker der kanonischen Konfuzius-Literatur, zu denen auch das Lúnyǔ gehört, das die Lehrgespräche des Konfuzius enthält. Das Lúnyǔ gehört auch bereits zu den Neun Klassikern, nicht aber zu den Fünf Klassikern.

    Quelle: Seite „Konfuzius". In: Wikipedia, Die freie Enzyklopädie. Bearbeitungsstand: 12. Januar 2021, 10: 58 UTC.

    URL: https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Konfuzius&oldid=207548242 (Abgerufen: 12. Februar 2021, 08: 15 UTC)

    2.2.4 Griechische Mythologie

    Griechische Gottheiten

    Die griechische Mythologie umfasst die Gesamtheit der antiken griechischen Mythen, also der Geschichten der Götter und Helden (Heroen) des antiken Griechenlands.

    Mythische Inhalte finden sich in fast jeder Gattung der antiken griechischen Literatur und waren bereits nach griechischer und römischer Meinung charakteristisch für die dichterische Fiktion. Bis zur klassischen Zeit waren Epik, Chorlyrik und Tragödie die bevorzugten Gattungen, in denen mythische Stoffe bearbeitet wurden, ab dem Hellenismus treten vermehrt Sammlungen hinzu. Die ältesten erhaltenen Texte sind die kyklischen Epen Homers und die Götterepen Hesiods, die bereits von Herodot als maßgeblich für die griechischen Göttermythen angesehen wurden.

    In der griechischen Geschichtsauffassung reicht die historische Zeit bis in die mythische Zeit zurück. Mythische Heroen wurden als sterbliche Menschen einer früheren Epoche betrachtet, die mit den Göttern noch persönlich verkehrten. Weitere wichtige Quellen, die nicht als Dichtung verstanden wurden, sind daher die Schriften der Historiker. Besonders ergiebig sind die Schriften der Lokalhistoriker, etwa die der Atthidographen. Ab dem 5. Jahrhundert v. Chr. entstehen die ersten mythographischen Werke, in denen Genealogien aufgestellt und mythische Stoffe mit anderen Berichten verglichen werden. Als bedeutende Werke werden die hellenistische Bibliotheke des Apollodor und die Fabulae des kaiserzeitlichen Hyginus angesehen. Weitere Quellen sind Kommentarwerke zu den großen Dichtern und kleinere Scholien, die Hinweise auf nicht mehr erhaltene Texte und nicht anders überlieferte Mythen enthalten. Hinzu kommen noch thematische Sammlungen wie die Katasterismen des Eratosthenes von Kyrene oder die Metamorphosen des Ovid.

    Neben schriftlichen Quellen geben auch bildliche Darstellungen Auskunft über griechische Mythen. Ab der geometrischen Zeit finden sich Darstellungen mythischer Szenen auf griechischen Vasen, die bis zu den attisch-rotfigurigen Vasenbildern des 5. Jahrhunderts an Umfang und Komplexität zunehmen. Bedeutend sind diese bildlichen Quellen vor allem, da durch sie einige Mythen deutlich früher belegt sind, als durch schriftliche Quellen. Zudem werden auch literarisch nicht überlieferte mythische Szenen dargestellt, deren Deutung und Zuordnung jedoch problematisch ist. Einerseits folgt die Bildsprache anderen Konventionen als die literarische, andererseits ist die Unterscheidung zwischen mythischer Darstellung und Alltagsdarstellung nicht immer möglich. Von besonderer Bedeutung sind daher Darstellungen, die durch Attribute oder Inschriften eindeutig als mythisch gekennzeichnet sind.

    Entstehung der Götter und der Welt

    Da die ersten Götter in der griechischen Mythologie Personifikationen von Teilen der Welt oder grundlegenden Prinzipien sind, ist zwischen der Entstehung der Welt und der Entstehung der Götter nicht zu unterscheiden. Zahlreiche Mythen handeln von ihrer Entstehung, jedoch konnte sich keine als allgemein gültig durchsetzen. Die am weitesten verbreitete Schöpfungsgeschichte ist Hesiods Theogonie, in der erstmals der Versuch unternommen wurde, aus verschiedenen Mythen eine umfassende Genealogie der Götter zu erstellen. Die meisten späteren Mythographen bauen auf der Theogonie auf, unterscheiden sich jedoch im Detail teilweise erheblich davon. Ein kanonischer Stammbaum griechischer Götter konnte sich nie herausbilden.

    In der Theogonie wird das Chaos an den Anfang gestellt. Die Welt wird bei Hesiod nicht aus dem Nichts geschaffen; es gibt schon Materie, jedoch keine Form und keine Ordnung. Aus dem Chaos entsteht als erste Göttergeneration die Erde Gaia (zuerst in „Erdgestalt, später in „Menschengestalt), die Unterwelt Tartaros, die Liebe Eros, die Finsternis Erebos und die Nacht Nyx. Aus der Verbindung von Nyx und Erebos gehen der Tag Hemera und die Luft Aither hervor, Nyx bringt aus sich selbst eine Reihe von Gottheiten hervor, die entweder Personifikationen von mit der Nacht assoziierten Phänomenen oder von menschlichen Übeln sind. Der größte Teil der griechischen Götterwelt wird auf Gaia zurückgeführt, die aus sich selbst das Meer Pontos, die Berge Ourea und den Himmel Uranos hervorbringt und insbesondere mit Uranos eine Vielzahl weiterer Nachkommen hat, unter anderem die Titanen. Neben der Herkunft der Götter wird in der Theogonie von der Abfolge der Herrschaft über die Welt erzählt, die in den meisten griechischen Entstehungsmythen eine zentrale Rolle spielt. Der erste Herrscher über die Welt, Uranos, wird von seinem Sohn, dem Titanen Kronos, entmannt und entmachtet, woraufhin die Titanen über die Welt herrschen. Die Titanen werden wiederum von

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