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Die Sage vom Haus am See: Liebe ist stärker als der Tod
Die Sage vom Haus am See: Liebe ist stärker als der Tod
Die Sage vom Haus am See: Liebe ist stärker als der Tod
eBook305 Seiten3 Stunden

Die Sage vom Haus am See: Liebe ist stärker als der Tod

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Über dieses E-Book

Dies ist die Geschichte von einem sagenumwobenen Haus im Norden Tunesiens. Erbaut zu Beginn des 20. Jahrhunderts und von seinen letzten Bewohnern in den 60er Jahren verlassen, steht es immer noch verschlossen und von Rosen überwuchert und fast vergessen in seinem großen Garten mit Blick auf den See.
Es gibt nur noch wenige Menschen, die das Geheimnis des Hauses und das traurige Schicksal seiner Bewohner kennen. Die tragische Geschichte um seinen Erbauer Cedric, der das wunderschöne Haus seiner großen Liebe Lilith geschenkt hat. Sie konnten hier nur kurze Zeit glücklich sein, denn Cedric wurde als Pilot im 1. Weltkrieg abgeschossen. Lilith begrub ihn in der kleinen Kapelle im Garten, aber sie überlebte ihn nur für kurze Zeit. Auch sie wurde in der kleinen Kapelle begraben.
Ein treuer Freund wachte über das Haus und nach vielen Jahren verkaufte er es an Patrice. Auch Patrice musste um seine große Liebe Liliane kämpfen. Sie lebten nur wenige Jahre sehr glücklich im Haus am See, bis der 2. Weltkrieg diese friedliche Welt traf. Es gab starke Zerstörungen, sehr viele Tote und Verletzte und Gräueltaten der Deutschen. Das Haus am See lag abgeschieden, es wurde nicht getroffen und bot Zuflucht für viele Verwandte und Freunde und jüdische Verfolgte.
Aber Patrice verlor sein Leben im Krieg, auch Liliane starb, nachdem sie ihr ungeborenes Kind verloren hatte. Alle drei wurden in der kleinen Kapelle begraben. Liliane hatte das Haus an einen treuen Freund von Patrice verkauft. Und wieder wurde durch gewalttätige Auseinandersetzungen das Leben einer Familie zerstört.
Das Haus am See war immer wieder für wenige Jahre das Zuhause von Liebenden, die durch Krieg und Tod voneinander getrennt wurden. Aber ihre Liebe konnte nicht zerstört werden. Man sagt, dass in Nächten voller Sterne die weißen Schatten der toten Liebenden im Garten wandeln nach wundersamer Musik tanzen. Rosen und Chrysanthemen blühen dazu auf wundersame Weise und bezeugen, dass Liebe stärker als der Tod ist.
SpracheDeutsch
Herausgebertredition
Erscheinungsdatum17. Feb. 2021
ISBN9783347261068
Die Sage vom Haus am See: Liebe ist stärker als der Tod
Autor

Michael Ghanem

Jahrgang 1949, Studium zum Wirtschaftsingenieur, Studium der Volkswirtschaft, Soziologie, Politikwissenschaft, Philosophie und Ethik. Arbeitete jahrelang bei einer internationalen und einer europäischen Organisation sowie in mehreren internationalen Beratungsunternehmen – dabei 5 Jahre als Projektcontroller einer internationalen Institution für Wasserprojekte (davon ca. 300 in Afrika). Im Zusammenhang mit seiner Tätigkeit in der Reorganisation und Umstrukturierung von großen Konzernen, Ministerien, Verwaltungen sowie seinen Erfahrungen im Controlling der Politik, weltweit, in Europa und in Deutschland, hat er miterlebt, wie viele Fehler durch Leichtsinn und mangelnde Professionalität der wirtschaftlichen und politischen Elite tagtäglich vorkommen, deren Preis wir alle bezahlen. Er hat außerdem erlebt, wie viel Frustration bei seinen beruflichen Mitstreitern und einem zunehmenden Teil der Bevölkerung vorhanden ist. Zudem beobachtet er mit Sorge, dass durch das verordnete Mainstream-Denken ein immer größerer Teil der Bevölkerung sich von der Demokratie abwendet. Nach dem Eintritt in den Ruhestand hat er sich zum Ziel gesetzt, diese Erfahrungen und Kenntnisse zu Papier zu bringen, um das kritische Denken seiner Mitbürger zu fördern. Sein Motto ist: „Die Gedanken sind frei“ Er ist Autor von mehreren Werken, u.a. „Ich denke oft…. an die Rue du Docteur Gustave Rioblanc – Versunkene Insel der Toleranz” „Ansätze zu einer Antifragilitäts-Ökonomie“ „2005-2018 Deutschlands verlorene 13 Jahre, Teile 1 bis 13“ „Eine Chance für die Demokratie“ „Deutsche Identität – Quo vadis?“ „Sprüche und Weisheiten“ „Nichtwähler sind auch Wähler“ „AKK – Nein Danke!“ „Afrika zwischen Fluch und Segen Teil 1: Wasser“ „Deutschlands Titanic – Die Berliner Republik“ „Ein kleiner Fürst und eine kleine blaue Sirene“ „21 Tage in einer Klinik voller Narren“ „Im Würgegriff von Bevölkerungsbombe, Armut, Ernährung Teil 1“ „Im Würgegriff von Rassismus, Antisemitismus, Islamophobie, Rechtsradikalismus, Faschismus, Teil 1“ „Im Würgegriff der politischen Parteien, Teil 1“ „Die Macht des Wortes“ „Im Würgegriff des Finanzsektors, Teil 1” „Im Würgegriff von Migration und Integration“ „Weltmacht Wasser, Teil 1: Die Bilanz 2019“ „Herr, vergib ihnen nicht! Denn sie wissen, was sie tun“

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    Buchvorschau

    Die Sage vom Haus am See - Michael Ghanem

    1. Vorwort

    Als der Autor Anfang der Siebziger Jahre berufsbedingt verschiedene Länder in Afrika bereiste, hörte er in einem Café von einem sagenumwobenen Haus, das in Nordtunesien in der Nähe von Bizerta und Ferryville lag. Die Erzählungen um dieses Haus und das Schicksal seiner Bewohner aus den 20er bis zu den 60er Jahren des letzten Jahrhunderts haben ihn neugierig gemacht und er nutzte die nächste Reise nach Tunesien, um mehr zu erfahren. Angekommen in der Stadt versuchte er in einem Café am Hafen der Altstadt mehr darüber zu erfahren. Er traf sich mit einem älteren Malteser, einem älteren Italiener und zwei älteren Franzosen, einem orthodoxen Priester und zwei sehr alten jüdischen Geschäftsleuten, die alle zu Beginn der Unterhaltungen äußerst reserviert waren und keinerlei Informationen preisgeben wollten. Als sie jedoch hörten, dass er in Deutschland leben würde und nach seinem Versprechen, diese Sage irgendwann zu veröffentlichen, haben sie begonnen, ihm die Geschichte zu erzählen. Es dauerte fast 10 Nachmittage um die gesamte Geschichte zu erfahren. Die älteren Leute haben sogar darauf bestanden, dass der Autor das Haus von außen sah. Man durfte das Haus aber nicht betreten. Beim Abschied hatten manche der Männer Tränen in den Augen.

    Der Autor hatte diese Episode lange Zeit vergessen und in seinen alten Tagen kam sie ihm plötzlich wieder in Erinnerung.

    Der Autor versichert, dass diese Sage einen historischen Hintergrund hat und dass das Haus existiert. Lediglich die Namen der beschriebenen Personen und deren Geschichte entstammen der Fantasie des Autors.

    2. Bizerta und Ferryville

    Bizerta und Ferryville sind zwei benachbarte Städte im Norden Tunesiens an der Mittelmeer Küste.

    Tunesien war in der Zeit, in der diese Geschichte spielt, eine französische Kolonie.

    Geschichte der Kolonialzeit

    Tunesien in der Protektoratszeit

    Die Geschichte der Kolonialzeit ist sicherlich ein immer noch schwieriges Thema in Tunesien und bei den Nachkommen der einstigen Siedler. Auch heute noch gibt es zahlreiche Hinterlassenschaften aus dieser Zeit. Zum einen sind es viele Gebäude aus dieser Epoche, zum anderen ist es die gesamte Infrastruktur des Landes - u.a. der Straßenbau, der Eisenbahnbau, die Stadtplanung, das Gesundheitswesen - die von den Franzosen während ihrer 76-jährigen Herrschaft geplant, gebaut und eingerichtet wurden.

    1878 fällt die Entscheidung: Großbritannien und Deutschland treten ihre Ansprüche auf tunesisches Gebiet an Frankreich ab und werden anderweitig abgefunden. Grenzverletzungen zu Algerien durch aufständische Nomadenstämme und die Plünderung eines französischen Schiffes bieten den Franzosen den Vorwand für die Intervention. Am 12. April 1881 marschieren 32 000 französische Soldaten aus Algerien nach Tunesien ein. Der militärisch hoffnungslos unterlegene Bey muss am 12. Mai 1881 den Protektoratsvertrag (Bardo - Vertrag) trotz starken Widerstands der zentraltunesischen Stämme und der Bevölkerung des Südens unterzeichnen.

    Frankreich wird hierin als Bizertas Schutzmacht anerkannt. Der Bey bleibt offiziell tunesisches Staatsoberhaupt bis 1957, jedoch mit stark eingeschränkten Machtbefugnissen. Alle wichtigen Staatsposten unterstehen der französischen Kontrolle und werden mit französischen Beamten besetzt. Der Norden behält zwar seine traditionellen Sippen- und Stammesführer, der rebellische Süden jedoch untersteht einer Militärverwaltung. Zu den ersten Maßnahmen der Kolonialmacht zählt ab 1885 die Enteignung allen nicht registrierten Grundbesitzes (z.B. die Ländereien der Nomaden).

    Diese Gebiete werden zu Staatsbesitz erklärt und den zahlreichen französischen und italienischen Siedlern zugeteilt. 1911 leben in Tunesien schon 46000 Franzosen, 86000 Italiener und 12000 Malteser. Die Franzosen verbessern die Infrastruktur durch den Ausbau von Straßen, Häfen und der Eisenbahn, am Rande der Städte entstehen große Neubauviertel (Ville Nouvelle) nach französischem Vorbild, Bergwerke und Minen werden von französischen Konzernen betrieben, Klöster, Schulen und Universitäten werden gebaut und auf dem Land entstehen neue regionale Verwaltungs- und Marktzentren.

    Erster Weltkrieg

    Der Erste Weltkrieg (1914 - 1918) unterbricht die Kolonialisierung. An der Westfront kämpfen 80 000 Tunesier auf der Seite der Franzosen, fast 11 000 fallen! Nach dem Krieg aber schreitet die Kolonialisierung wieder kräftig voran und wiederum sind es hauptsächlich die französischen Zuwanderer, die davon profitieren. An Produktionsziffern und Straßenkilometern gemessen erlebt Tunesien nun einen gewaltigen Aufschwung, gleichzeitig entstehen aber enorme soziale Probleme. Die alteingesessenen Kleinbauern und Nomaden werden auf unergiebige Randgebiete wie die kargen Steppen- und Gebirgsregionen verdrängt.

    All dies führt letztendlich zur Verarmung der tunesischen Landbevölkerung. Andere Bauern geraten durch überzogene Pacht- und Nutzungsverträge in die völlige Abhängigkeit der wenigen Großgrundbesitzer. Gleichzeitig bewirken billige Massenimporte den Niedergang von traditionellem Handwerk und Handel. Durch all diese Entwicklungen kommt es zu Landfluchten und dementsprechend wachsen die Slums der Städte. Die Protektoratszeit führt die Mehrheit der Tunesier in die Verelendung. Eine kleine Anzahl wohlhabender bzw. einflussreicher tunesischer Bürger genießt zwar gewisse Privilegien, die überwiegende Zahl der einfachen Landbevölkerung wird aber immer ärmer und entrechteter.

    Zu Bizerta

    Ob mit den Namen Hippe Accra, Hippo Diarrhytus oder Hippo Zartus oder Banzart -je nach Kultur und Sprache wurde die Stadt von den Phöniziern aus Sidon ca. 1100 Jahre vor Christus gegründet. Sie gilt als eine der ältesten Städte in Nordafrika. Ursprünglich war sie ein kleiner Phönizier Hafen für den Seehandel im westlichen Mittelmeerraum, sie lag ca. 50 km nordwestlich von Karthago. Um 950 vor Christus kam Bizerta während der Regierungszeit des König Dido-Eliza unter den Einfluss von Karthago. Während der griechisch-punischen Kriege und nach der Niederlage von Agathokles kehrte sie zu der Stadt Karthago unter Hamilkar Barca, dem Vater von Hannibal und seiner Schwester Salambo zurück.

    Während des Aufstiegs von Julius Caesar bis zur Zeit von Augustus kam sie wieder zu Wohlstand. Sie unterhielt Beziehungen zu der phönizischen Stadt Utica und zu Rom und das Christentum verbreitete sich in der Stadt unter dem römischen Imperium. 439 nach Christus fielen Genseric, König des ostgermanischen Stamms der Vandalen und seine Anhänger in die Stadt ein und nutzten den Hafen als Basis für Invasionen in andere Teile des weströmischen Reiches wie zum Beispiel in die Stadt Rom, die Inseln Sardinien, Malta, Korsika und Sizilien. Von 634-642 nach Christus kam die Stadt nach der Eroberung durch die Vandalen unter die Kontrolle des byzantinischen Reiches (die weißen Türken) und diese bauten dort die Kasbah. Armin aus Arabien nahm Bizerta ein und die Stadt kehrte zurück in den Einzugsbereich von Konstantinopel, bis die Byzantiner besiegt wurden. Die Truppen Karl V als Kaiser des Heiligen Römischen Reichs eroberten die Stadt 1535, aber die Türken haben sie 1574 zurückerobert. Danach wurde die Stadt zu einem Hafen der Korsaren und kämpfte gegen die Franzosen und Venezianer.

    Festzuhalten ist die Bombardierung der Stadt durch den König von Frankreich im Jahre 1681 und am 4. und 5. Juli 1770 durch den Comte de Broves. In 1784 und in 1785 wurde abermals die Stadt durch die Venezianer bombardiert, sodass der Hafen zerstört wurde. Mit der Abschaffung des Piratentums im Jahr 1818 erlitt die Stadt einen erheblichen Rückschlag in ihrer Entwicklung und besann sich auf den Reichtum der See und so wurde Bizerta einer der größten Versorger von Fischen nach Tunis, Italien, Sizilien und Frankreich. Mit der Verfügung des Bey im Jahr 1786 erhielt Frankreich die alleinigen Rechte für den Fischfang und die Ausbeutung der Korallen gegen die Verpflichtung zur Gleichbehandlung der Genuesen, die Katalanen, die Venezianer, der Sizilianer, die Piraten, der Korsen und den Leuten aus Marseille.

    Zum französischen Protektorat

    Mit dem Vertrag von Berlin in 1878 erhielt Frankreich als Ausgleich zu der Eroberung von Malta durch die Engländer die Verwaltung der Stadt und so gelangten die Kriegsschiffe in den alten Hafen der Stadt und trugen zu der Eroberung von Tunesien in den Jahren 1881 bis zum 18. März 1884 bei.

    Frankreich begann mit dem Jahr 1884 die strategischen Komponenten von Bizerta zu entwickeln. Dabei spielte der Bau eines Kanals eine besondere Rolle, der das Mittelmeer und den inneren See verbinden sollte. Ziel war, das Mittelmeer mit dem Bizerta See zu verbinden und den Hafen von Bizerta zum wichtigsten Hafen in Tunesien zu machen. Der Kanal wurde von Admiral Ponty konzipiert. Seine Länge wurde auf 800-900 m festgelegt und mit einer Breite von 100 m sowie einer Tiefe zwischen 9 und 12 m konnten die größten seinerzeit bekannten Schiffe den Kanal befahren. Die Arbeiten wurden ab 1890 von dem Konsortium Hersent und Couvreux ausgeführt und im Jahr 1892 fertiggestellt. Der Kanal verband das Mittelmeer mit dem inneren See und es entstand ein Freihafen mit ca. 100 ha.

    Die Besetzung Tunesiens durch Frankreich hatte einen politischen Streit mit Großbritannien in den Jahren 1897-1898 zur Folge.

    20 km südlich des Kanals und auf der anderen Seite des Sees wurde die Stadt Ferryville gegründet, sie trug den Namen von Jules Ferry, dem damaligen Staatschef der dritten Republik. Diese neue Stadt wurde zum zweitgrößten Marine Arsenal von Frankreich außerhalb des Landes. Am 16. Juli 1884 erhielt die Stadt das offizielle Zeichen einer Stadtverwaltung und eine Brücke zwischen den beiden Seiten des Kanals wurde gebaut, die bis 1909 bestand.

    Nach Rückzug der serbischen Armee aus Albanien im Jahr 1915 während des ersten Weltkriegs wurde ein Teil der serbischen Kräfte mithilfe der Franzosen nach Bizerta transportiert. Serbische Soldaten und Zivilisten kamen dreimal während des gesamten Kriegs nach Bizerta und nach der verlorenen Schlacht von Saloniki wurden die Verwundeten nach Bizerta transportiert. Schätzungen zufolge fanden ca. 60.000 serbische Soldaten zeitweise in Bizerta Zuflucht. Es wurden ca. 200 Kasernen gebaut. Bevölkerung, Verwaltung und Politik waren mit den Serben, insbesondere dem Admiral sehr verbunden. Die letzten serbischen Soldaten verließen die Stadt am 18. August 1919.

    Im Dezember 1920 gewährte die französische Regierung einem Teil der Kriegsmarine des russischen Zaren in Bizerta Zuflucht. Die Schiffe, die damals Zuflucht gesucht hatten, haben den Ort nie wieder verlassen und wurden mit der Zeit verschrottet und im Jahr 1935 als Schrott verkauft. Bis heute steht in Bizerta immer noch eine orthodoxe Kirche, nämlich die Kirche des Heiligen Alexander Nevski.

    Bizerta im zweiten Weltkrieg

    Nach dem verlorenen spanischen Bürgerkrieg ersuchten die demokratischen Kräfte Spaniens im März 1939 mit einem Teil der republikanischen Seemacht Spaniens unter dem Befehl der Admiräle Miguel Buisa und Fernandes Palacios um Zuflucht, was die französische Regierung ihr genehmigte, denn sie hatten drei Kreuzer, sieben Torpedoboote, ein Unterseeboot und ca. 4300 Soldaten.

    Mit Beginn des zweiten Weltkriegs war Bizerta einer der wichtigsten militärischen Häfen im Mittelmeer. Der Marineflugplatz hatte eine Fläche von 300 km² und ein Teil der Führung der französischen Armee war dort stationiert. Die Stadt besaß außerdem Schutzeinrichtungen für U-Boote und Kreutzer und außerdem den großen Flugplatz Karouba so-wie den Flughafen von Sidi Ahmed. Ohne zu vergessen, dass Bizerta eine der größten Werften am Mittelmeer und eines der größten Militärkrankenhäuser Frankreichs in ganz Nordafrika besaß. Diese Infrastruktur war sehr strategisch und war vor allem von den Achsenmächten sehr begehrt.

    Im Zusammenhang mit der Operation Torch hatte der Admiral Derrien seinen Leuten befohlen zu den Alliierten überzulaufen, musste jedoch am 7. Dezember 1942 den Flugplatz und den Hafen an die Deutschen übergeben. Diese Entscheidung wurde durch den Vertreter des Vichys Regimes und seine Machtachse getroffen, vor allem in der Hoffnung, dass die Infrastrukturen verschont werden. Die Alliierten haben bei ihrer Bombardierung der Stadt gezielt die militärischen Infrastrukturen verschont. Fakt ist jedoch, dass 77 % des europäischen Teils der Stadt zerstört wurden, insbesondere auch die katholische Kathedrale, zwei jüdische Synagogen und eine orthodoxe Kirche. Mit den Bombardierungen kam eine Typhus-Epidemie, der ein Teil der Bevölkerung zum Opfer gefallen ist.

    Die Stadt wurde als verbotene Stadt deklariert und wurde im Straßenkampf von dem Amerikaner am 7. Mai 1943 befreit. Auf der anderen Seite des Kanals wurde nach dem Krieg sehr schnell eine Arbeiterstadt mit dem Namen Zarzouna aufgebaut. Zur Information ist festzuhalten, dass immerhin mit der Beendigung der Schlacht 250.000 deutsche Soldaten und Italiener in Gefangenschaft der Amerikaner ging.

    Zu Jules Ferry

    Jules Ferry, geboren am 5. April 1832, gestorben am 17. März 1893, war Minister und Ministerpräsident der dritten Republik in Frankreich. Er war Gegner des zweiten Kaiserreichs unter Napoleon III. Von Beruf Jurist gehörte er dem linken Republikaner Lager an. Bereits am 23. September 1880 war er mit seinem ersten Kabinett als Ministerpräsident maßgebend für die Kolonialpolitik Frankreichs. Schon auf dem Berliner Kongress von 1878 haben ihm die europäischen Mächte die Übernahme Tunesiens aus dem zerfallenden osmanischen Reich versprochen. Unmittelbar nach seinem Regierungsantritt ging er an die Verwirklichung dieses Versprechens. Insoweit war Jules Ferry für die Kolonialisierung Tunesiens verantwortlich. Festzuhalten ist jedoch, dass er ab 1880 unter erheblichem politischem Druck stand, denn er hatte in den alten Monarchisten und den Linken zwei Gegner. George Clemenceau war sein wichtigster Gegenspieler. Ferrys Aufstieg ist vor allem der mit Bismarck abgestimmten Kolonialpolitik zu verdanken, was dann aber dazu geführt hatte, dass die Popularität von Jules Ferry erheblich abnahm und er keinen Rückhalt mehr hatte bis er 1885 gestürzt wurde.

    Zu Ferryville

    Die Stadt Ferryville befindet sich 60 km nördlich von Tunis und 20 km südlich von Bizerta. Sie liegt südwestlich vom See von Bizerta auf dem schmalen Band zwischen dem See und dem Berg Ichkeul.

    Im Jahre 1897 beschloss die französische Regierung, dort eine Werft in dem strategischen Bereich des Sees durch die Immobiliengesellschaft „Der Nordafrikaner" zu bauen, die dort erheblichen Grundbesitz hatte. Sie begannen eine Stadt auf dem Reißbrett zu konzipieren und einen Namen zu suchen. Nach dem frühen Tod von Jules Ferry, der diese Stadt immer gewollt hatte, gab man dieser seinen Namen, Während des Zweiten Weltkriegs wurde dieser Ort von fast jeglichen kriegerischen Auseinandersetzungen verschont. Demgegenüber wurde Bizerta zu 77 % zerstört.

    3. Der See von Bizerta und der Vulkan Ichkeul

    Ichkeul

    Der Nationalpark Ichkeul mit dem See, seinem Feuchtgebiet und dem Berg Jebel Ichkeul erstreckt sich über eine Fläche von 12.600 Hektar im Norden Tunesiens, ca. 25 km südwestlich der Stadt Bizerta. Er ist ein wichtiger Rastpunkt für Hunderttausende von Zugvögeln wie Enten, Gänse, Störche und rosa Flamingos, die hierherkommen, um zu fressen und zu nisten. Ichkeul ist der letzte verbleibende See in einer Kette von Gewässern, die sich einst über den ganzen Norden Afrikas erstreckten.

    Der Ichkeul-See als letzter große Süßwassersee und die umliegenden Sümpfe zeichnen sich durch eine sehr spezifische hydrologische Funktion aus, die auf einem zweifachen saisonalen Wechsel des Wasserstandes und Salzgehaltes basiert. Dies beruht auf der Verbindung des Süßwassersees Ichkeul durch einen Fluss mit dem Lac de Bizerté, die eine Salzwasser-Lagune darstellt. In den heißen Sommern Tunesiens fällt oft über Monate kein Regen, sodass der Wasserstand des Ichkeul durch menschlichen Trinkwasserverbrauch und Verdunstung sinkt. Dies hat zur Folge, dass Salzwasser über die Verbindung des Ichkeul-Sees mit dem Lac de Bizerte eindringen kann. Ab dem Herbst sorgen einsetzende Niederschläge für einen Anstieg des Sees und der Verdrängung des Salzwassers.

    Durch verschiedene Eingriffe des Menschen wie dem Dammbau in den Zuflüssen des Ichkeul-Sees zur Gewinnung von Trinkwasser sank der Wasserstand des Ichkeul-Sees bedrohlich ab und er begann zu versalzen, sodass der Nationalpark 1996 in die Rote Liste des UNESCO Welterbes aufgenommen wurde. Der Nationalpark wurde 2006 von der Gefährdungsliste gestrichen, nachdem sich die Lage verbessert hatte und die Wiederherstellung des Ökosystems zufriedenstellend verläuft.

    Marschland am Ichkeul – Bild: Radiusmed – Eigenes Werk, CC BY-SA 3.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=40187920

    Der Nationalpark Ichkeul bietet natürliche Lebensräume und ist deshalb ein wichtiger Rastpunkt und Überwinterungsplatz für Zugvögel nach Europa oder Afrika. In jedem Winter bietet der Nationalpark Schutz für eine in die hunderttausende gehende Zahl an Wasservögeln wie Enten, Gänse, Störche und Flamingos. Drei Arten von weltweitem Interesse finden am Ichkeul Schutz: die Weißkopf-Ente (Oxyura leucocephala), die Moorente (Aythya nyroca) und die Marmelente (Marmaronetta angustirostris). Durch diese Vielfalt an Lebensräumen besitzt der Park eine sehr reiche und abwechslungsreiche Fauna und Flora mit mehr als 200 Tierarten (Wildschweine, Wasserbüffel, Schakale, verschiedene Wildkatzenarten, Mungos, Fledermäuse) und über 500 Pflanzenarten.

    Über den Ichkeul-See wacht der Berg „Jebel Ichkeul", mit 511 Metern Höhe die zweite Attraktion des Nationalparks. Er ist Bestandteil des östlichsten Ausläufers des Tell-Atlas und besteht hauptsächlich aus Kalkstein.

    Jebel Ichkeul vom See ausgesehen

    Der Wald von Jebel

    Mehr Informationen zu Ichkeul befinden sich im Anhang des Buches

    4. Kindheit und Jugend von Leon und Patrice in Ferryville

    Wir schreiben das Jahr 1915 in Ferryville, der neu entstandenen Stadt am Rande einer Werft und einem Hafen für Kriegsschiffe, einer Militärbasis und einem Flughafen für die Kriegsflotte Frankreichs. In diesem Jahr wurde Leon geboren. Seine Familie bestand aus Landbesitzern und Kolonisten. Er hatte einen Bruder und zwei Schwestern. Sein Vater war Kommandant auf einem der Kriegskreuzer, die im Hafen von Bizerta lagen. Seine Mutter war Hausfrau und damit beschäftigt, die Erziehung der Kinder zu vervollkommnen. Sie wohnten in einem sehr gutbürgerlichen Wohnviertel, in dem nur Häuser aus der Belle Époque standen. Für die Kinder war ihr Werdegang gleich mit der Geburt schon festgelegt, in dem sie wie in der Familie üblich die elitären Schulen in Frankreich und natürlich in Paris besuchen sollten. Unabhängig davon hatten die Erträge aus der Landwirtschaft der Familie von Leon eine gewisse finanzielle Sicherheit beschert. Die Söhne waren für die Armee vorgesehen, dort wo der Vater selbst seinen Weg gemacht hatte.

    Insoweit war festgeschrieben, dass Leon nach seiner Ausbildung in Saint Cyr in Paris, der elitären Hochschule für die Armee, eine Karriere in der Marine beginnen würde und zwar in der Kriegsmarine. Seine Familie war politisch eher links bzw. linksliberal ausgerichtet und nur bedingt religiös. Selbstverständlich war sein Vater auch nationalistisch eingestellt. Die Kirchgänge waren auf die obligatorische Sonntagmorgen Messe beschränkt. Traditionsgemäß war das sonntägliche Mittagsessen eine familiäre Angelegenheit, bei der Onkel und Tanten, die Großeltern und die Kinder am Tisch anwesend waren, das war Pflicht.

    Drei Häuser von Leon entfernt wurde 1916 in einem kleinen Palast der Belle Époque Patrice geboren. Aus einer alten adeligen Familie stammend hatten sie nicht nur einen erheblich größeren Landbesitz und sein Großvater, sein Vater, sein Onkel, sein Bruder waren Mitglieder des Generalstabs in Nordafrika. Sein Vater selbst war einer der höchsten Befehlshaber der Luftwaffe Frankreichs. Daher war Patrice schon bei seiner Geburt für ein Studium in Saint-Cyr und eine Karriere in der Luftwaffe bestimmt. Die Familie von Patrice war eher konservativ und teilweise noch Anhänger des alten Regimes. Insoweit gehörten sie zu den entmachteten Adeligen, wo „Noblesse verpflichtet". Sie waren urkonservativ und äußerst religiös. Sehr auf militärischen Drill ausgerichtet war die Pflichterfüllung oberstes Gebot der Familie. In dieser Familie gab es aber auch sogenannte schwarze Schafe, die sich nicht um die Moral der Familie kümmerten. Hier war der Kirchgang am Sonntag oberste Pflicht so wie das gemeinsame Mittagessen. Die

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