Hasenbrot und Gänsewein: Geschichten und Erzählungen
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Über dieses E-Book
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In einem Reigen aus Geschichten und Erzählungen lässt der Autor seinen Protagonisten -Hasenbrot- von Freundschaft, Verwerfung, Bruch und Fantasie erzählen.
Hasenbrot und Gänsewein ist ein literarisches Werk für diejenigen, die die wilden Jahre hinter sich haben und zugleich ein Band, das der jüngeren Generation gereicht wird, … auch, um der guten und fruchtbringenden Einheit willen.
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Buchvorschau
Hasenbrot und Gänsewein - Dr. phil. Thorsten Lindemann
Kinderheimat
Das Grollen aus der Ferne ist nicht zu überhören. Bald wird das schlechte Wetter beginnen.
Es kam eines Tages, als die Zeit der bunt gewordenen Blätter vorbei war.
Die Haustüren durften mit dem Beginn dieser Dauer nicht mehr lässig ins Schloss fallen, fest im Griff musste man diese haben und die Fenster blieben an so mancher Stelle nicht dicht, … dann nicht, wenn der Wind besonders kräftig blies. Grau und brüchig gewordene Blätter wirbelten an solchen wüsten Tagen von einer Hausecke zur anderen, um dann schließlich und in angedachten Bögen, sich in einer vielleicht doch vorbestimmten Ecke einzufinden.
Es war für manche Bewohner dieser Straße, … um die es hier auch geht, an der Zeit versäumtes nachzuholen.
So bog der hiesige Kohlenhändler, diese Bezeichnung wurde er nie los, nun öfter als üblich in unsere Straße ein. Der Tankwagen mit dem Heizöl, unansehnlich und speckig wie immer, stand dann, so kam es uns vor, so nahe als nur irgend möglich bei demjenigen Haushalt, der notgedrungen nun doch noch bestellt hatte. Manchmal stand das Fahrzeug auch mitten auf dem schmalen Zuweg zum Mehrfamilienhaus, die Reifen mussten, je nach gewesener Wetterlage, tiefe Abdrücke auf dem Rasen hinterlassen, … und wenn der Mitarbeiter des Kohlenhändlers, niemand glaubte, dass der Chef selbst jemals zum Kunden sich aufgemacht hatte, … sagen wir mal, die Fahrertür dann aufschmiss und mehr oder weniger aus der Kabine herausfielals stieg, dann die seitliche Blechverkleidung des Fahrzeugaufbaus nach oben schnellen ließ, um irgendwelche Betätigungen an Hebeln und Knöpfen zu machen, … ja, dann begann ein ohrenbetäubendes Knattern und helles Vibrieren, dass die ganze Straße entlang zu hören war.
So war also das Anliefern von Heizöl immer ein Ereignis, und diejenigen, die den Auftrag dazu gegeben hatten, waren schon zeitig genug dabei gewesen ihr Kellerfenster zu öffnen, … es kann zumindest davon ausgegangen werden, denn der Ölmann des Kohlenhändlers war darauf aus, … auch dafür bekannt, dass er geradezu einen Wettlauf mit sich selbst veranstaltete, so flugs verrichtete er die Arbeitsvorgänge die nötig waren und sicherlich auch so gemacht werden mussten. Es versteht sich, dass der dicke Förderschlauch auch vom Heck des Wagens abgerollt werden musste, um diesen dann im weiteren Werdegang des Ablaufs zum Kellerschacht und über den Fußweg hinweg schnell und vorerst grob zu positionieren. Hernach zerrte, das war immer so, der Ölmann das Kupplungsstück etwas über den Kellerlukenrahmen hinweg, sodass nicht viel verrutschen konnte, um dann schnellen Fußes in den Kellerraum des Kunden zu laufen, da die Verbindung zum Vorratstank fachgerecht herstellen werden musste. Lustig machten sich an dieser Stelle manche Beobachter besonders über ihn, da der Ölmann in dieser Phase seines Tuns, und das ohne Ausnahme, in einen auffallend, hektischen Watschelgang verfiel, …
´Meine Kriegsverletzung eben!´, das hatte er irgendwann einmal in einer ruhigen Minute von sich gegeben.
Zurück zum Ölwagen ließ er sich etwas mehr Zeit, was nun auch wiederum zur Belustigung führte, denn so ausgeprägt üppig war dieser nun doch dösige Schlendergang hingegen des vorherigen anzusehen. Mit dem Umlegen des Sperrhebels begann schließlich die Heizölförderung.
Manchmal kam es vor, dass sich beim Befüllen des Tanks oder nach einer beliebigen Betriebsamkeit selbst, … zum Beispiel, mit dem Einziehen des Schlauchs, ein Tröpfchen Heizöl sich verirrte und zu Boden fiel, … dann hatte man noch Stunden danach etwas davon, … das war so, denn so schnell wollte sich der Ölgeruch nicht verabschieden.
Wir, … die Kinder dieser Straße, empfanden das aber nicht als schlimm. Bei den Erwachsenen hingegen war das ein Drama.
Und drinnen, in den Wohnstuben, beschlugen die Fenster von Wärme.
Der Winter kam irgendwann mit schnellen Schritten. Besonders zu denjenigen, die sich damit noch nicht angefreundet hatten.
Auch trugen die Häuser hohe, weiße Dächer, und an den Rändern der meisten Straßen türmten sich graue Schneemassen. Die Mühe zu Fuß auf Gehwegen zu gehen war für viele dann beschwerlich und wer aus der Stadt noch etwas besorgen musste lief Gefahr auf dem Kopfsteinpflaster auszurutschen.
Die geschlossene Eingangstür zum beliebten Kolonialwarenhändler des Wohnviertels zeugte von der fortgeschrittenen Jahreszeit. Herr Meyer, … so der Name des Einzelhändlers, trug im Geschäft immer einen weißen, streng gebügelten Kittel.
In dieser besonderen Zeit hatte Herr Meyer für seine Stammkundschaft oft sein bestes Lächeln parat und wenn man Glück hatte, schwor er sogar, und wie zum Widerspruch zu seiner geschlossenen Geschäftstür, auf alle Höhen, und Stein auf Bein, auf die ihm wichtige Heilkraft frischer Winterluft, dabei rutschte dem alten Herrn im Zusammenhang des Eids manchmal etwas kurioses aus dem Mund:
´Darauf kannste deinen Arsch verwetten!´, ja, so war das.
Das alte Stadt-Café war ordentlich warm und lud besonders jetzt im Winter zum Verweilen ein.
Hasenbrot hängte seinen schneenassen Mantel an die Garderobe und bestellte einen Milchkaffee mit einem Gläschen Gänsewein dabei, … und so pflegte er das auch mitzuteilen.
Kein weiterer Gast befand sich im Raum und selbst die Serviererin war nun nicht mehr zu sehen.
Etwas wenig später betrat schließlich eine junge Frau in seiner Vorstellung das Café. Sie war sehr hübsch,