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Georg: Sie sahen Clooney
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eBook74 Seiten1 Stunde

Georg: Sie sahen Clooney

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Über dieses E-Book

Georg wohnt mit seiner Mutter in Berlin-Mitte. Vom Küchenfenster aus sieht er den Fernsehturm in den Himmel ragen. Seine Vorliebe gilt Frauen mit langen Beinen. Weil er aussieht wie George Clooney, schafft er es auch immer wieder, eine dieser Langbeinigen in sein Bett zu bekommen. Doch George hat ein Trauma: Während seiner Kindheit musste er mit ansehen, wie seine intrigante Mutter den Vater drangsalierte. Seitdem lehnt er jegliche romantischen Beziehungen ab.
Lisa wohnt in einem Plattenbau aus DDR-Zeiten in Berlin-Mitte. Auch sie schaut von ihrer Wohnung aus auf den Berliner Fernsehturm. Lisa mag es nicht, wenn sie von Männern ausgenutzt wird. Sie ist zwar keine Schönheit, hat aber einen attraktiven Körper. Deshalb hat sie auch öfters amouröse Abenteuer. Ohne Eltern wuchs sie bei ihrer Großmutter in Ostberlin auf. Ihr größter Wunsch ist es, zu heiraten und Kinder zu haben - eine richtige Familie zu gründen.
Georg und Lisa treffen aufeinander. Sie verbringen eine Nacht zusammen. Ein falsches Wort reicht aus. Die Geschehnisse geraten außer Kontrolle ...
SpracheDeutsch
HerausgeberBuch&media
Erscheinungsdatum3. Jan. 2019
ISBN9783957801562
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    Buchvorschau

    Georg - B. Wild

    Schmierereien, Konzerthinweise, Werbeplakate – der Clooney genießt einen Espresso – auf rotem Backstein. Viadukt S-Bahnhof Hackescher Markt. Der Fernsehturm dahinter zeigt sein bleiches Bein. Rollgeräusche, Bremslärm, ein Rattern und Quietschen. Eine S-Bahn-Komposition beansprucht Aufmerksamkeit. Dircksenstraße, Berlin-Mitte. Jedes Haus anders, jedes eine andere Farbe und doch harmonisch. Jedenfalls von außen.

    Er wohnt im grünen, dem hellen, jenem mit dem bogenförmigen Eingang, mit der kunstvoll geschmiedeten Haustür. Er wohnt dort zusammen mit seiner dicken, bösen Mutter. Jener, der das Geschäft im selben Haus gehört, mit dem Torso im Schaufenster, mit dem alten vergilbten Mieder an, das er wöchentlich einmal abstaubt, abzustauben hat, für zwanzig Euro die Woche, für ein Bier oder zwei und eine Weißwurst dazu. Im Bistro im Viadukt, an einem Freitagabend. Die er dann jedoch in einem anrüchigen Lokal ausgibt, für Frauen, welche es einmal mit dem Clooney wollen. Dem mit dem merkwürdigen Verhalten. Der, welcher die Frauen schlägt, wenn sie ihn ausschimpfen, wenn er sich endlos lange mit ihren Beinen beschäftigt und sie ihn dabei an seine Mutter erinnern.

    Er sitzt in seinem viel zu großen, einmal weißen Hemd auf einer Bank auf dem Platz an der Marienkirche und schaut zum Fernsehturm hoch, eine Hand in der Tasche seiner grauen Anzugshose, welche, wie das Hemd, schon seinem verstorbenen Vater gehört hat. Am Oberschenkel bildet sich ein feuchter Fleck. Er wird ihn hinterher zu Hause auswaschen, wie schon hunderte Male. Die Hose ist an dieser Stelle schon ganz durchgescheuert. „Weshalb gehen Sie nicht zur Toilette beim S-Bahnhof am Alexanderplatz dort drüben, wenn Sie so dringend müssen, anstatt da unten rumzumachen?", fragt eine alte Frau, als sie an ihm vorbeigeht.

    „Der muss nicht zur Toilette!, sagt eines der Mädchen, welche kichernd auf der Bank nebenan sitzen. „Der holt sich einen runter.

    „Der ist jeden Sonntagnachmittag hier, starrt den Fernsehturm an, sieht in der großen silbernen Kugel einen fetten, bleichen Hintern und macht es sich selber", bestätigt ein anderes Mädchen.

    Die alte Frau schüttelt den Kopf und sieht ihn an, fragt: „Bist du nicht der Georg, der Sohn von der Mieder-Liesel, vom Hackeschen Markt?"

    „Ist er nicht, sagt eines der Mädchen, „das ist der Clooney, der Georg, können Sie nicht sehen?

    „Wie geht es deiner Mutter?, fragt die alte Frau. „Geht es ihr nicht gut? Ihr wart doch immer zusammen im Park, du und deine Mutter.

    Er antwortet nicht.

    Jeden Sonntagnachmittag eine Stunde für hin – sich auf eine Bank setzen, immer dieselbe, am Anfang des Platzes, böse Blicke, wenn sie schon besetzt ist, die Leute schön grüßen, hinterher über sie schimpfen, den Brunnen mit dem Neptun, seinen Nymphen, anschauen, die nackten Buben, welche ins Wasser springen – und dann eine Stunde für zurück. Wäre sie fit, ich könnte den ganzen Tag hier sitzen, jeden Tag, und den Turm anschauen, warten auf den Freitag. Könnte ich nicht, müsste arbeiten gehen, Geld verdienen. Ich arbeite, arbeite im Laden meiner Mutter. Bin ihre rechte Hand, auch ihre linke. Sie sitzt nur da, ist zu dick zum Arbeiten, ist der Kopf, sagt, was zu machen ist, macht selber nichts, außer den ganzen Tag lang schimpfen.

    Nie ein gutes Wort, außer zu der Kundschaft, und die ist selten, so gilt ihre Aufmerksamkeit mir, den Fehlern, die ich mache. Alles ist falsch, nichts ist recht an mir, außer dem einen, und das kennt sie nicht. Liest nur die Zahlen im Kassenbuch, findet Fehler, döst vor sich hin, liest keine Zeitung, keine Magazine, sieht den Clooney nicht, wie er Kaffee trinkt. Auch nicht auf dem Plakat am Viadukt, geht nicht mehr aus dem Haus. Ich frag mich, was in ihrem Kopf vorgeht, den ganzen Tag unbeschäftigt. Sucht wahrscheinlich nach den Bosheiten, welche sie mir immer wieder an den Kopf wirft. Außer am Freitagabend, da tun es andere, sind jedoch vorher nett zu mir, wegen dem einen, dem einzig Guten an mir, das meine Mutter nicht kennt.

    „Die Hände gehören auf den Tisch, ruft die Mutter. „Glaubst du, ich weiß nicht, was du da unten machst? Und sowas will ein erwachsener Mann sein. Zurückgeblieben bist du, hörst du? Zurückgeblieben.

    Georg schießt auf. Er rennt zur Toilette, konzentriert sich, versucht es zurückzuhalten. Vergeblich.

    „Was brauchst du so lange auf der Toilette?, ruft die Mutter. „Wenn es sowieso nicht klappt, dann lass es bleiben, Versager. Hörst du? Versager. Wie dein Vater. Komm jetzt da raus, aber sofort, und schäl die Kartoffeln. Und wasch dir gefälligst vorher die Hände.

    Georg sitzt am Küchentisch, schaut aus dem Fenster in den Berliner Abendhimmel und schält Kartoffeln: mechanisch, gekonnt, seine Gedanken woanders.

    „Was schaust du die ganze Zeit den Turm an, ruft die Mutter. „Bist du blöd? Tust gerade so, als wäre er gestern noch nicht dagewesen. Bist wohl neidisch auf ihn, bist du?

    Georg schmeißt eine geschälte Kartoffel in den mit Wasser gefüllten roten Emailtopf mit den großen weißen Punkten darauf. Es macht plopp. Einige Spritzer fallen auf das grüne Plastiktischtuch mit dem aufgedruckten Folklore-Muster. Die Mutter schaut ihn mit strengem Blick an, sagt: „Idiot". Georg wischt die Spritzer mit dem Ärmel seines Hemdes weg. Er nimmt eine weitere Kartoffel, setzt den Kartoffelschäler an, zieht

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