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Hamburger Killerdrohne: Zwei Fälle für Kommissar Jörgensen 28
Hamburger Killerdrohne: Zwei Fälle für Kommissar Jörgensen 28
Hamburger Killerdrohne: Zwei Fälle für Kommissar Jörgensen 28
eBook303 Seiten3 Stunden

Hamburger Killerdrohne: Zwei Fälle für Kommissar Jörgensen 28

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Über dieses E-Book

Dieser Band enthält folgende Krimis um Kommissar Uwe Jörgensen von der Kripo Hamburg:

Kommissar Jörgensen dreht jeden Stein um
Der Einsatz war exakt vorbereitet. Endlich wollten die Kommissare den Crack-Dealer und Mörder Dieter Kreuzner dingfest machen. Doch als Uwe Jörgensen und Roy Müller die Wohnung stürmen, finden sie einen toten Kreuzner. Er wurde umgebracht - auf dem Sessel mit einer Waffe in der Hand drapiert und mit mehreren Steinen im Mund.
Der fünfzehnjährige Konrad, der eine Webcam an seinem Fenster so installiert hat, die von dem gegenüberliegenden Haus Fotos aufnimmt, macht eine Bemerkung über die Gangs und deren Schauergeschichten, die offenbar im Umlauf sind. Ist das bereits eine ernstzunehmende Spur?

Kommissar Jörgensen und der ferngesteuerte Mörder
Während einer militärischen Übung lässt sich plötzlich eine Drohne nicht mehr steuern und zerstört das Munitionslager. Jemand hat eine schadhafte Software in das Programm eingeschleust, das die Firma HYPER AVATAR für die Bundeswehr entwickelt hat.
Die Kommissare Uwe Jörgensen und Roy Müller müssen den Täter finden, der dafür verantwortlich ist. Doch da werden sie zu einem Tatort mit einer Leiche gerufen. Das Opfer war einer der drei Inhaber von HYPER AVATAR ...

Alfred Bekker ist ein bekannter Autor von Fantasy-Romanen, Krimis und Jugendbüchern. Neben seinen großen Bucherfolgen schrieb er zahlreiche Romane für Spannungsserien wie Ren Dhark, Jerry Cotton, Cotton Reloaded, Kommissar X, John Sinclair und Jessica Bannister. Er veröffentlichte auch unter den Namen Neal Chadwick, Henry Rohmer, Conny Walden und Janet Farell.

SpracheDeutsch
HerausgeberYbeling Verlag
Erscheinungsdatum9. Sept. 2022
ISBN9783753299853
Hamburger Killerdrohne: Zwei Fälle für Kommissar Jörgensen 28
Autor

Alfred Bekker

Alfred Bekker ist ein bekannter Autor von Krimis, Fantasy-Romanen und Jugendbüchern. Seine Romane erreichten eine Gesamtauflage von über 3 Millionen Exemplaren und wurden in zahlreiche Sprachen übersetzt. Väterlicherseits stammt seine Familie aus Ostfriesland. Sein Großvater war jahrzehntelang Bürgermeister von Twixlum, die dortige Thedastraße ist nach seiner Großmutter benannt. Er selbst lernte als Zehnjähriger auf dem Großen Meer das Segeln und kehrte auch später mit der eigenen Familie immer wieder im Urlaub dorthin zurück. So lag es für ihn nahe, diese Gegend wie auch die Insel Norderney zum Schauplatz seiner Ostfrieslandkrimis zu machen.

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    Buchvorschau

    Hamburger Killerdrohne - Alfred Bekker

    Kommissar Jörgensen dreht jeden Stein um

    von Alfred Bekker

    1

    »Schön, dass Sie auch noch eintreffen!«, begrüßte uns Kriminaldirektor Bock. Die anderen warteten bereits im Besprechungszimmer auf uns. Die Planung eines gefährlichen Einsatzes stand bevor. Eines Einsatzes, der zu einem großen Schlag gegen das organisierte Verbrechen werden sollte.

    Vorausgesetzt, es ging alles gut und klappte so, wie wir uns das vorgenommen hatten.

    Aber man hofft ja immer das Beste.

    Kriminaldirektor Bock war der Chef unserer in Hamburg angesiedelten Sonderabteilung. Wir nennen uns ‘Kriminalpolizeiliche Ermittlungsgruppe des Bundes’. Selbst die obskursten Sekten haben eingängigere Namen, aber so klingt nunmal reines Amtshochdeutsch. Da kann man nichts machen.

    Unsere Abteilung befasst sich vorwiegend mit der Bekämpfung der organisierten Kriminalität, aber auch Fälle, die besondere Ressourcen und Fähigkeiten benötigen, landen auf unseren Schreibtischen. Serienmorde zum Beispiel.

    Mein Name ist übrigens Kriminalhauptkommissar Uwe Jörgensen. Ich hatte meinen Kollegen Kriminalhauptkommissar Roy Müller wie üblich an der bekannten Ecke abgeholt. Wir bilden nämlich eine Fahrgemeinschaft und tragen so dazu bei, die Feinstaubbelastung in der nicht ganz so staubfreien Hansestadt Hamburg in einigermaßen erträglichem Rahmen zu halten.

    Leider waren wir zwischendurch durch einen Unfall aufgehalten wurde. Als Folge dieses Unfalls hatte sich ein Lastwagen quergestellt und bevor der nicht aus dem Weg geräumt werden konnte, mussten wir einfach erst einmal warten. Da kam man auch mit Blaulicht und Martinshorn nicht weiter.

    Verstopft war eben schlicht und ergreifend verstopft.

    Und das hatte nun zur Folge, dass Roy und ich deutlich zu spät im Polizeipräsidium eingetroffen waren.

    Halb so wild, hätte man sagen können. Der Einsatz lag noch viele Stunden vor uns.

    In zeitlich gesehen weiter Ferne also.

    Aber bei so einem Einsatz ist Planung alles.

    Die ist fast genauso wichtig, wie die Durchführung selbst. Und auch wenn es mancher kaum glauben mag: Der Erfolg einer solchen Operation entscheidet sich oft genau hier. Am Schreibtisch nämlich, viele Stunden, bevor sich irgendein Mitglied irgendeines Spezialkommandos überhaupt in Bewegung gesetzt hat.

    »Ich habe von dem Unfall gehört«, sagte Herr Bock.

    »Leider konnten wir es nicht ändern«, meinte Roy.

    »Und ich möchte anmerken, dass das organisierte Verbrechen leider keine Rücksicht darauf nimmt, dass die Verkehrsverhältnisse schwierig sind.«

    »Wir haben schon einmal ein bisschen vorgearbeitet«, meldete sich nun der Kollege Stefan Czerwinski zu Wort. Er war der Stellvertreter unseres Chefs und meistens hatte er bei solchen Operationen, wie sie uns jetzt bevorstanden, die Einsatzleitung. »Ich nehme an, Dieter Kreuzner wird in Kürze kein Crack mehr verkaufen können!«

    *

    »Einsatz!«

    Die Stimme unseres Kollegen Stefan Czerwinski drang mir über mein Headset in die Ohren. Ich fasste die P226 mit beiden Händen und schnellte aus der Deckung heraus. Roy war mir auf den Fersen. Ungefähr dreißig Kollegen waren an diesem Einsatz beteiligt. Von allen Seiten näherten sich unsere Leute jetzt dem Haus, in dem wir Dieter Kreuzner vermuteten - einen Crack-Dealer, der dringend verdächtig war, einen unserer verdeckten Ermittler umgebracht zu haben. Dieter Kreuzner war schwer bewaffnet und für seine ungezügelte Aggression berüchtigt.

    Wir trugen Kevlar-Westen, aber jedem von uns war klar, dass dieser Einsatz in einem blutigen Desaster enden konnte. Ein anonymer Tippgeber hatte uns Kreuzners Aufenthaltsort verraten und behauptet, er wäre allein. Aber darauf verließ man sich besser nicht.

    Roy und ich erreichten die Haustür. Überrascht stellten wir fest, dass sie nicht verschlossen war. Sie stand einen Fingerbreit offen. Irgendwas stimmte hier nicht.

    Roy und ich wechselten einen kurzen Blick. Mein Dienstpartner hatte offenbar denselben Gedanken.

    »Haustür ist offen«, meldete ich per Headset an die anderen.

    »Entweder, da war schon jemand vor uns bei Kreuzner zu Besuch - oder der Anrufer wollte uns auf den Arm nehmen«, kam es von Stefan Czerwinski aus dem Ohrhörer.

    Stefan war nach unserem Chef Jonathan D. Bock der zweite Mann unserer Sonderabteilung in Hamburg und hatte in diesem Fall die Einsatzleitung.

    »Es gibt Einbruchsspuren am Schloss«, meinte Roy unterdessen.

    Ich konnte die aus meinem Blickwinkel nicht erkennen. Roy und ich hatten uns rechts und links der Tür postiert.

    »Wir gehen jetzt rein«, kündigte ich an, nachdem die Kollegen gemeldet hatten, dass die anderen Eingänge des Hauses gesichert waren. Sofern Kreuzner sich noch im Gebäude befand, saß er jedenfalls in der Falle.

    Aber das machte die Sache nicht unbedingt leichter. Wir wussten, dass Kreuzner unberechenbar war, wenn er einen Drogencocktail genommen hatte. Es war nicht ausgeschlossen, dass er sich dann gegen jede Vernunft einigelte und um sich schoss. Vor fünf Jahren war das bereits einmal geschehen - und nur Kreuzners geschickten Anwälten in Kombination mit ein paar gravierenden Verfahrensfehlern der Justiz war es zu verdanken, dass er nicht für lange Jahre hinter Gitter gekommen war.

    Mit der Waffe in der Hand drangen wir ins Haus ein. Roy war dicht hinter mir. Mit wenigen Schritten hatte ich den Flur hinter mich gebracht und stieß die Tür zum Wohnzimmer auf.

    Ich riss die Waffe hoch, umfasste dabei den Griff mit beiden Händen.

    Um ein Haar hätte ich jetzt »Polizei - Hände hoch und keine Bewegung!« oder etwas ähnliches gerufen und dabei gehofft, dass Dieter Kreuzner vernünftig genug war, nicht zu seiner Uzi zu greifen. Aber ich sah auf den ersten Blick, dass das alles nicht mehr nötig war.

    Dieter Kreuzner saß aufrecht in einem Ledersessel. Seine Uzi hielt er in der rechten, die linke umklammerte eine gewöhnliche Automatik. Aber er stierte uns mit starren, toten Augen an. Eine Spur getrockneten Blutes zog sich senkrecht über sein Gesicht. Das Blut war aus einer Einschusswunde mitten auf der Stirn herausgesickert, und dieser rote eingetrocknete Strom teilte sich an der Nasenwurzel.

    Aber da war noch etwas, das mit seinem Gesicht nicht stimmte. Es wirkte eigenartig aufgedunsen. Die Wangen sahen wie gebläht aus.

    Als ob er den Mund voll hat, dachte ich.

    Ein unsinniger Gedanke, glaubte ich in diesem Augenblick.

    Wie nahe er an der Wahrheit war, wusste ich in diesem Moment noch nicht.

    »Dieter Kreuzner ist tot«, hörte ich Roy unterdessen per Headset an die Kollegen melden. »Es scheint sich ihn tatsächlich jemand vor uns vorgeknöpft zu haben.«

    Wenig später wimmelte es am Tatort nur so von Polizisten. Die Kollegen des Erkennungsdienstes, zuständig für alle Hamburger Polizeieinheiten, trafen recht bald ein. Schließlich hat der Erkennungsdienst seinen Sitz auf St. Pauli und so waren die Wege in diesem Fall kurz.

    »Der sieht aus, als hätte ihn jemand dort hindrapiert«, meinte unser Kollege Stefan Czerwinski.

    Sein Dienstpartner, unser Kollege Oliver ‘Ollie’ Medina, sah sich Kreuzner stirnrunzelnd aus der Nähe an. Dann deutete er auf die Uzi.

    »Der Mittelfinger ist hinter den Abzug gehakt - das ist sehr ungewöhnlich.«

    »Ich glaube, das soll nur verhindern, dass die Waffe herunterfällt«, vermutete Roy.

    Ich nickte.

    »Wir können getrost davon ausgehen, dass er sie nicht in der Hand hatte, als er erschossen wurde.«

    Ollie hatte inzwischen den Ledersessel umrundet und sah jetzt, was Roy und ich auch schon bemerkt hatten.

    »Er muss aber in diesem Sessel erschossen worden sein. Die Kugel ist vorne in den Schädel eingetreten, hat ihn durchdrungen, ist hinten wieder herausgekommen und hat dann den Sessel durchschlagen.«

    »Na, wie es scheint, braucht mich hier niemand mehr«, meldete sich nun eine heisere Stimme zu Wort. Sie gehörte Dr. Bernd Heinz, einem der für den Erkennungsdienst tätigen Gerichtsmediziner. Dr. Heinz war gerade eingetroffen und suchte wohl noch nach einem Platz, wo er seine Arzttasche abstellen konnte, ohne damit gleich Spuren zu vernichten.

    »Keine Sorge, für ein paar ergänzende Angaben wären wir sehr dankbar«, stellte Stefan klar.

    »Genaueres lässt sich natürlich erst nach der Obduktion sagen«, erklärte Dr. Heinz, während er sich die Latexhandschuhe überzog.

    Ollie hatte inzwischen das Projektil gefunden, das Dieter Kreuzner mutmaßlich durch den Kopf geschossen war. Es steckte im Mauerwerk.

    »Dieser Mann hat noch einen zweiten Schuss abbekommen - ungefähr in der Herzgegend«, stellte Dr. Heinz fest.

    »Aber die Kugel muss noch irgendwo im Körper stecken«, erklärte Ollie. »Oder im Sessel. Jedenfalls ist sie nicht ausgetreten.« Er tütete das Projektil, das er gefunden hatte, ein. »Kaliber 22 - nichts Ungewöhnliches.«

    »Ich wette, dass irgendeiner seiner Drogenfreunde in umgelegt hat«, vermutete Stefan.

    »Vielleicht jemand, der nicht wollte, dass Kreuzner auf die Idee käme, uns gegenüber auszupacken«, ergänzte Roy.

    »Kreuzner hat sehr wahrscheinlich einen verdeckten Ermittler umgebracht«, gab ich zu bedenken. »Ich glaube nicht, dass er angesichts dieses Umstands mit dem Entgegenkommen der Staatsanwaltschaft oder irgendeinem Deal hätte rechnen können.«

    »Auch wieder wahr«, erwiderte Roy.

    »Es kommt immer darauf an, was einer zu bieten hat«, hielt Stefan dem entgegen.

    »Und was sollte Dieter Kreuzner an Informationen zu bieten gehabt haben?«, fragte ich zurück. »Wenn da was gewesen wäre, hätte er sich nicht hier eingeigelt und auf den letzten Showdown gewartet. So sieht es nämlich fast aus.«

    »Aber dann kam jemand, mit dem er nicht gerechnet hat«, glaubte Roy. »Ich frage mich nur, wieso Kreuzner seinem Mörder nicht zuvorkam. Die Tür wurde aufgebrochen, das ist unübersehbar. Und Kreuzner muss das doch bemerkt haben.«

    »Möglicherweise hatte er sich mit einem Drogencocktail versorgt«, glaubte Stefan.

    Und dann starrten wir alle wie gebannt auf das, was Dr. Heinz gerade tat. Normalerweise will niemand so genau sehen, was ein Gerichtsmediziner macht. Vor allem dann nicht, wenn er eine Obduktion durchführt - denn selbst die häufig noch am Tatort durchgeführte Erstuntersuchung der Leiche kann ziemlich unappetitlich sein. In diesem Fall konnte keiner von uns den Blick abwenden.

    Dr. Heinz hatte dem Toten den Mund geöffnet und - es fiel etwas heraus. Mehrere Steine. Dr. Heinz fuhr der Leiche mit dem Finger in den Mund und holte weitere Brocken hervor. Der größte war so groß wie eine Kinderfaust. Die anderen waren im Durchschnitt etwa halb so groß.

    »Ich kann mir kaum vorstellen, dass Kreuzner diese Mahlzeit freiwillig zu sich genommen hat«, stellte Ollie trocken fest.

    »Jedenfalls sollten wir die Steine genau unter die Lupe nehmen«, meinte ich. »Vielleicht können sie uns etwas über den Täter verraten.«

    2

    Die Ermittlungen am Tatort zogen sich hin. Zur Unterstützung der Kollegen des Erkennungsdienstes kamen auch noch Frank Folder und Martin Horster hinzu, zwei Erkennungsdienstler aus unserem Polizeipräsidium.

    Stefan telefonierte mit dem Präsidium. Zuerst mit unserem Chef, Kriminaldirektor Bock und anschließend mit Max Warter, einem unserer Innendienstler. Es ging darum, dass die Aufzeichnung des anonyme Anrufers, der den ganzen Einsatz überhaupt erst ausgelöst hatte, noch einmal genauer untersucht wurde. Ich hatte nur mitbekommen, dass die Stimme verzerrt gewesen war. Aber die Spezialisten waren trotzdem möglicherweise in der Lage, etwas über den Anrufer herauszubekommen - und sei es anhand der Analyse der Nebengeräusche.

    Wir überließen den Erkennungsdienstlern das Feld. Kreuzners Leichnam wurde abgeholt und wir hofften, möglichst schnell einen Autopsiebericht von Dr. Heinz zu bekommen. Von den Steinen, die man Kreuzner in den Mund gesteckt hatte, machten wir noch am Tatort Fotos mit dem Smartphone. Und dann sahen wir uns in der Umgebung um. Wenn die Steine nicht aus der unmittelbaren Umgebung des Hauses stammten, dann hatte der Täter sie mitgebracht - was sie für uns noch interessanter machte.

    Zusammen mit weiteren Kollegen suchten wir den Garten ab. Er war nicht groß und ziemlich verwildert. Mauern grenzten das Grundstück ab. Die angrenzende Häuser waren deutlich höher.

    »Vielleicht hat da jemand was gesehen, Roy«, meinte ich.

    »Stefan hat bereits die Kollegen der Polizei losgeschickt«, sagte Roy. »Hast du das nicht mitgekriegt?«

    Ich zuckte mit den Schultern.

    »Da muss ich wohl mit den Gedanken woanders gewesen sein.«

    »Vielleicht sind deine Gedanken ja jetzt mal, wo sie sein sollten, Uwe!«

    »Wieso?«

    »Weil du in der Luft herumguckst, anstatt auf den Boden. Wir suchen nach Steinen, die möglichst irgendeine Ähnlichkeit mit denen haben sollten, die Dr. Heinz zwischen den Zähnen von Dieter Kreuzner hervorgeholt hat.«

    »Ja, ja ...«, murmelte ich und ließ meinen Blick bogenförmig ein Stück weiter schweifen. Mir fiel ein Mann auf. Er stand auf dem Absatz einer Feuerleiter an der Rückfront eines fünfstöckigen Hauses und beobachtete uns. Ich schätzte ihn auf Mitte dreißig, aber auf die Entfernung konnte das unter Umständen sehr täuschen. Sein Haar war dunkel und hing ihm darüber hinaus ziemlich tief im Gesicht. FIRESTAR stand auf dem Sweatshirt, das unter der offenen Lederjacke zu sehen war. Als er sich bewegte, konnte ich sehen, dass es wohl eigentlich FIRESTARTER hieß.

    »Was interessiert dich der Typ?«, fragte Roy.

    »Was interessiert den, was wir hier machen?«

    »Uwe, der ist einfach nur neugierig.«

    »Ach, ja?«

    In diesem Moment lenkte mich der Ruf eines Kollegen ab. Es handelte sich um Tobias Kronburg, der zusammen mit seinem Dienstpartner Ludger Mathies bei dieser Operation für die Absicherung des Hintereingangs mitverantwortlich gewesen war.

    »Heh Uwe, hier sind Steine! Seht euch die mal an!«

    Wir kamen an ein verwildertes, von Gras und Unkraut überwuchertes Blumenbeet, das tatsächlich mit Steinen abgegrenzt war, deren Form und Größe denen entsprach, die der oder die Täter Dieter Kreuzner in den Mund gestopft hatten.

    Tobias wog einen der Steine in der Hand und betrachtete ihn kritisch.

    Ich nahm mein Smartphone und rief die Bilder vom Tatort auf.

    »Die sehen ein bisschen anders aus«, meinte ich.

    »Jeder Stein sieht anders aus als der andere«, gab Tobias zu bedenken. »Ich bin zwar kein Experte dafür, aber für mich sieht das so aus, als hätte der Täter sie von hier genommen.«

    Roy unterstützte meine Ansicht.

    »Nein, Tobias, da braucht man doch nun kein Geologe sein, um zu erkennen, dass die Steine nicht von hier herkommen.«

    »Also erstens: Wie wollt ihr das so genau wissen? Das hier ist doch eine Mischung aus allem Möglichen. Auch wenn sie sich unterscheiden, woher sollte der Täter die Steine sonst genommen haben? Glaubst du, der trägt eine Tasche voll davon durch die Stadt?«

    »Wir machen Fotos und lassen das Leute klären, die was davon verstehen«, schlug ich vor. »Und wenn du mich schon direkt fragst, Tobias: An Stelle des Mörders hätte ich mich nicht darauf verlassen, im Garten Steine zu finden, die genau die Größe haben, dass man sie jemandem in den Mund stecken kann.«

    »Die Frage ist, wie gut der Täter sich hier auskannte«, gab Roy zu bedenken.

    Offizieller Eigentümer des Hauses war ein gewisser Robert Stamm. Aber Stamm war nur ein Strohmann von Dieter Kreuzner gewesen, von dem wir wussten, dass er über die ganze Stadt verstreut über Immobilien verfügte, die zwar offiziell nicht ihm gehörten, die er aber uneingeschränkt nutzen konnte. So hatte Kreuzner immer die Möglichkeit irgendwo unterzutauchen, wenn er Ärger mit der Justiz oder der Konkurrenz im Drogengeschäft hatte.

    Ich sah noch einmal zu dem Kerl auf der Feuertreppe - aber der war nicht mehr dort.

    Hat vielleicht auch nichts zu bedeuten, dachte ich.

    Ich bekam einen Anruf auf meinem Smartphone. Es war Max Warter aus dem Innendienst.

    »Uwe, seid ihr immer noch auf dem Grundstück, wo ihr Kreuzner gefunden habt?«

    »Sind wir«, bestätigte ich. »Und so, wie es aussieht, wird sich unser Job hier auch noch eine Weile hinziehen.«

    »Ich hab’ was für euch.«

    »Immer raus damit!«

    »Sag vorher Tobias, dass er mit dem Stein nicht so leichtsinnig herumhantieren soll, den er in der Hand hält.«

    »Wie bitte?«

    »Sonst fällt er ihm auf den Fuß.«

    »Aber ...«

    »Wir haben gecheckt, ob es in der Nähe des Tatgrundstücks Webcams gibt und sind fündig geworden. Ich sehe euch sehr gut hier bei mir auf dem Schirm - allerdings bist du aus dem Bild raus, wenn du noch zwei Schritte nach links gehst. Ich schicke dir einen Link auf dein Smartphone.«

    »Wer betreibt diese Kamera?«

    »Ein gewisser Konrad Thoms. Adresse steht auf der Website, die zu dem Link gehört. Muss bei euch ganz in der Nähe sein.«

    3

    Konrad Thoms wohnte im obersten Stock des Hauses, auf dessen Feuertreppe ich den Mann mit den FIRESTARTER-Sweatshirt gesehen hatte.

    Wir klingelten an der Wohnungstür. Auf dem Schild stand »K.Thoms.«

    Einige Augenblicke vergingen. Von drinnen waren Stimmen zu hören. Sie mischten sich mit weiteren Geräuschen. Irgendetwas schien zu Boden zu fallen und zu zerplatzen. Eine weibliche Stimme schimpfte. Ein kleines Kind schrie.

    Endlich wurde die Tür geöffnet. Eine Frau von Mitte bis Ende dreißig sah uns entgegen. Sie trug einen Säugling auf dem Arm.

    »Wer stört?«, fragte die Frau und versuchte dabei ihr Kind zu beruhigen.

    »Uwe Jörgensen, Kriminalpolizei Hamburg«, sagte ich und hielt ihr meinen Ausweis hin. Aber dafür hatte sie ohnehin im Moment wohl keinen Blick. Ich deutete auf Roy. »Dies ist mein Kollege Roy Müller.«

    »Tut mir leid, wenn wir ungelegen kommen«, sagte Roy.

    »Wir wollen zu Herrn Konrad Thoms«, erklärte ich.

    »Herr Konrad Thoms«, äffte sie meine Stimmlage nach. »Dass ich nicht lache.«

    »Falls Sie Konrad Thoms sind, dann entschuldigen Sie bitte, aber …«

    »Ich?« Sie sah mich mit großen Augen an. »Ich bin Katharina Thoms. Mein Sohn Konrad ist gerade nicht da, kommt aber gleich wieder. Was hat Konrad angestellt? Wieder illegal was runtergeladen? Aber nein, deswegen kommt nicht die Kriminalpolizei.«

    »Hören Sie ...«

    »Sagen Sie jetzt nicht, dass es irgendwas mit diesen Pillen zu tun hat. Nein, nicht schon wieder ...« Das Kind begann zu schreien und den Rest von dem, was sie sagte, verstand ich nicht mehr.

    Sie ging ein paar Schritte im Flur hin und her. Roy und ich traten ein, auch wenn Katharina Thoms uns nicht ausdrücklich dazu eingeladen hatte. Roy schloss die Tür.

    Aus dem Nebenraum hörten wir, wie sie ein Lied summte. Der Säugling beruhigte sich daraufhin etwas. Katharina Thoms kehrte schließlich ohne das

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